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[Warhammer] Die Reise nach Tiléa

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Friedie:
Zunächst nehme ich mir die Karte des Kochs Hraddyag vor: Man erkennt den Raum des Zwergen-Schreins, in dem sich der Kristall befindet, und nun erfahre ich auch mehr über den Grundriss: Hinter dem Vorhang, in dem ja der Ogerpriester Rothnogg vorhin verschwand, liegt ein Gang, der offenbar kurz darauf in einem kleinen Raum endet. Von dort aus führt ein weiterer, vielfach gewundener Treppengang in die Tiefe. Am Ende dieses Ganges befindet sich dann wohl ein weiterer Raum, von dem eine weitere Treppe noch weiter in die Tiefe führt, wo sie letztlich im Erdreich endet (wie ja fast alles hier). So ist es zumindest der Orkschrift zu entnehmen, mit der die gesamte Karte verziert wurde: „Yatagan hat die Karte gemacht für Torgoch im Zwergenschrein“ steht da in großen, dennoch kaum lesbaren Lettern (die haben aber auch eine Klaue!), und wo die Treppe auf der Karte endet, steht ermutigenderweise: 'Von hia an flüssich. Stingt mehr wie Snottlingkakke. Matsch frisst einen manchma.' Na ja, damit hatte der ‚Goblinchronist’ wohl Recht, aber die Karte hilft uns im Moment trotzdem nicht weiter, da wir uns ganz offenbar an einer ganz anderen Stelle dieses unterirdischen Labyrinths befinden.

Die erste Botschaft, die ich von Krodogg erhielt, hat folgenden Inhalt:

„Beginne zur Winttersonnenwende und folge der Sonne um die wachenden Steine. So mag der Weg sich öffnen. Dann schreite zum Herzen und spüre den Stein unter deinen Füßen, doch nur für eine kurze Zeit, denn Deine Reise hat begonnen.“

Also, das klingt für mich ganz nach einer Anweisung, wie man den Steinkreis nahe des Elfendorfes betreten kann, aber dorthin möchte ich gewiss kein zweites Mal. Vielleicht sagt uns ja Krodogg's zweite Botschaft mehr:

„Der Große Schmied fing die lachenden und grinsenden Gesichter der Wachen ein, so sind sie für alle Zeiten in Metall und Stein bewahrt. Niemand darf ihnen nun Widerworte geben, auf dass sie sich nicht erzürnen und hitzige Wut walten lassen. Dann beantworten sie Feuer mit Feuer und lassen Steine herabregnen auf die Lästerer. Und noch größere Wunder vollbrachte Smed ...“

Ein Loblied zu Ehren eines Zwergen-Schmiedes also. Und vielleicht hat es ja sogar mit meinem Feuerkristall zu tun. Bloß: So richtig helfen uns Karte und Botschaften im Moment trotzdem nicht weiter.

Monalon untersucht daraufhin noch einmal die Regale etwas genauer. Eins der Regalbretter scheint etwas dicker zu sein als die anderen und ... Nanu? Die Magierin schiebt den oberen Teil des Brettes zurück und findet in einem kleinen Hohlraum eine Pergamentrolle und mehrere dicht beschriebene Stofffetzen, die sie daraufhin zusammensetzt. Das Pergament hat folgenden Inhalt:

„Gebet acht, oh Kräfte von Stein und Stahl, und verweigert mir nicht den Pfad. Ich komme zu Euch als wahrer Sohn Grungnis, der als Erster den Weg unter dem Fels öffnete. Ich bin frei von Ehrlosigkeit, Feigheit und Verrat. Meine Seele ist unbelastet von Schuld. Ich habe alles getan, was von mir verlangt ward, dafür öffnet mir den Pfad und haltet mich nicht länger auf.“

Das scheint eine Art Gebrauchsanweisung zu sein, irgendeinen Ort zu erreichen. Ist das vielleicht die ursprüngliche Losung, die man benötigt um den Schrein zu betreten? Oder vielleicht sogar einen anderen heiligen Ort?

Während Magnus und ich uns darüber die Köpfe zerbrechen, hat Monalon die merkwürdigen Stofffetzen schon zusammengefügt und liest dann vor:

„Jene, die eine Audienz bei unserem HERREN ersuchen, müssen ihm zunächst ein Geschenk bringen. Ein Körper muss so geworfen werden, dass sein Blut sich ergießet und die Lippen unseres HERREN benetzt, auf dass die Mitte des Sockels sich rot färbet und ebenso seine Oberkanten. Die Augen, die über den Boden wachen, sollen geblendet werden von der roten Lebensgabe, auf dass unser HERR nicht abgelenkt werde von seinem Festmahl.
Dann müssen die singenden Wachen dreimal angeschlagen werden, um das neuerliche Eintreten zu verkünden. Ist dies geschehen, wird unser HERR bereit sein, Gäste zu empfangen und ihnen Antworten auf ihre Fragen zu gewähren. Doch die Regeln der Gastfreundschaft erfordern, dass der Einlass erst erfolgt, nachdem darum ersucht wurde. So lies die Worte, die gegeben, und die Felsen werden sie hören und antworten. Dann wird die Gabe empfangen, und der Weg ist frei.
Nun noch einige Weise Worte, die zu befolgen Rat dir gegeben: Erbitte nicht mehr als das, was gegeben ward. Und berühre nicht, es sei denn, Du wirst berührt, denn es heißt, dass was der HERR empfanget, wird er zu gegebener Zeit zehnfach vergelten und mehr.
Doch wenn Du ungeladen eintrittst und dann zu fliehen trachtest, wirst Du verdammt sein. Alle Gesichter werden sich voller Hass demjenigen zuwenden, die versuchen jenen Ort in dieser Weise zu verlassen, und sie werden gebrannt sein und auf immer von diesem Platze verbannt. UND wage insbesondere nicht, jene besondere Kostbarkeit unseres HERREN zu bedrohen, die in der acht-eckigen Halle ...“

Und an dieser Stelle endet die Botschaft abrupt - weitere Stücke des beschriebenen Stofftuchs hat Monalon nicht gefunden. „Ist Dir ein solcher Blutkult von Zwergen bekannt, Sigurd?“, fragt mich Magnus etwas ungläubig, aber ich muss wahrheitsgemäß gestehen, dass ich noch nie von so etwas auch nur im Entferntesten gehört habe. Es scheint mir für Zwerge auch gänzlich unüblich – und Magnus sieht es ebenso.

Friedie:
Obwohl uns sicher so langsam eine längere Ruhepause gut tun würde - wie spät mag es wohl mittlerweile sein? -, treibt uns irgendetwas fast magisch weiter, die Treppe wieder hinab, zurück in den Thronsaal. Magnus geht dabei voran, meinen wunderschönen Feuerkristall stets in der hoch erhobenen Hand, um den Gang etwas heller zu erleuchten - was an sich zwar nicht nötig wäre, schließlich spendet dieser wundersame Kristall in der Decke der Bibliothek reichlich Licht, aber der massige Magnus nimmt sich mit seinem eigenen Schatten die Sicht. Außerdem ist der Schein des Feuerkristalls ja auch viel schöner.
 
Wir durchqueren das Podest und erreichen die Tür in der gegenüberliegenden Wand. Sie lässt sich mühelos öffnen - und dahinter erstreckt sich ein weiterer Gang, der sachte in die Tiefe führt. Diesem folgen wir einige Zeit, bis wir so etwa zwanzig Fuß Höhe verloren haben. Wie tief geht es denn hier noch hinab? Nun ja, dass das Bergvolk es schätzt, tiefer und tiefer zu gehen, weiß ich ja eigentlich. Dennoch...

Der Gang windet sich leicht nach links, und dann sehen wir auch schon wieder den mittlerweile vertrauten Schlamm vor uns am Boden auftauchen - und riechen das vertraute, säuerlich-widerliche Aroma. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn unsere Füße längere Zeit hätten trocken bleiben dürfen! Dankenswerterweise verläuft der Gang jetzt wieder fast eben, so dass uns wenigstens eine Rutschpartie erspart bleibt. Dann stehen wir, nach einer weiteren kleinen Biegung, plötzlich vor einer massiven Holztür. Diese scheint zwar nicht verschlossen zu sein, wie wir nach näherer Untersuchung feststellen, aber irgendetwas blockiert sie doch. Mit vereinter Kraft stemmen sich Monalon und Magnus dagegen - ich halte mich lieber zurück, so gut geht es meiner Schulter nun auch wieder nicht! -, doch die Tür bewegt sich nicht einen Finger breit! Schließlich zieht Magnus wieder seine Axt hervor und macht sich daran, die Scharniere zu bearbeiten. Bald darauf fällt das obere platschend in den Schlamm, kurze Zeit später auch das untere, und dann stürzt das ganze Türblatt in den Raum hinein. Von allen Seiten spritzt Schlamm in die Höhe und wenig später ist die alte Holztür völlig untergetaucht.

Der nahezu quadratische Raum, den wir jetzt betreten, wurde früher ganz offenbar als Tempel oder Schrein benutzt: An der Wand erkennt man kunstvolle Zeichnungen, besonders beeindruckend ist eine überlebensgroße Abbildung Grungnis, der das Weltenei in seiner Hand in die Höhe streckt. Vor ihm knien dabei voller Demut einige Zwerge in edlen Gewändern. Sehr vorsichtig durchquert Magnus den Raum - er möchte ganz offensichtlich nicht Monalons und meinem Beispiel folgen und nähere Bekanntschaft mit dem schlammigen Untergrund und seinen zahlreichen Bewohnern machen. Und so räumt er auf dem Weg zu einem Gang am gegenüberliegenden Ende des Raumes einiges an uralten, vermoderten Möbelstücken zur Seite, die hier wer weiß wie lange schon im tiefen Schlamm verborgen gelegen hatten.

Nach einer Weile gabelt sich der neue Gang wieder, und da es, wenn ich meine Orientierung noch nicht völlig verloren habe, nach links wieder in Richtung des Saales mit den Königsbannern zurück führen müsste, wenden wir uns also nach rechts. Monalon berichtet aufgeregt von irgendeiner 'leuchtend grün-blauen Aura' - was immer uns das nun sagen soll. Die Kleine scheint nicht zu verstehen, dass ihr das alles ja bestimmt hilfreich ist, aber uns doch nicht! (Auch wenn Magnus auch manchmal so tut, als wisse er genau, was Monalon meint - ich glaube ja, das macht er immer nur, um ihr einen Gefallen zu tun!) Und egal, was ich jetzt hätte sagen wollen, die beiden hätten mir sowieso nicht zugehört. Also stapfe ich ihnen einfach hinterher.

Und schon wieder stehen wir vor einer verschlossenen Holztür. Doch diesmal nützen alle Anstrengungen nichts, diese zu öffnen. Auch mit vereinten Kräften können Magnus und Monalon sie kein Stück weit aufdrücken, und auch mit seiner Axt kommt Magnus nicht sehr weit: „Irgendetwas Massives scheint von der anderen Seite dagegen gelehnt zu sein", stellt der Sigmarianer etwas konsterniert fest. Doch schließlich kommt mir ein Gedanken (erfreulicherweise, denn mit meiner angeschlagenen Schulter kam ich mir schon ganz nutzlos vor!). "Vielleicht hilft uns die Macht des Feuers weiter!“, schlage ich vor, den Blick fest auf den herrlichen Kristall in Magnus Hand geheftet. Etwas widerwillig reicht er mir den Stein, den ich mit großer Freude wieder an mich nehme. „Pòzar Zmènit Kuràky!“ rufe ich ... und nichts geschieht. Nanu?! Ich versuche es noch einmal, umklammere den Stein so fest ich kann, und versuche mir vorzustellen, was genau hier nun eigentlich geschehen sollte, wenn es nach mir ginge: „PÒZAR ZMÈNIT KURÀKY!!!“ Und plötzlich ist da wieder dieses gleißende Licht, das den Stein einhüllt - das MICH einhüllt! -, und es wird heller und heller! Ich bemerke gerade noch, wie Monalon und Magnus weit hinter mich zurückweichen, und da spüre ich auch schon wieder dieses herrliche Hochgefühl. ICH habe die Macht des Feuers! Das Türblatt vor mir wird dunkler und dunkler, als verkohle es von Innen heraus, wird pechschwarz, knackend entstehen die ersten Risse in der Oberfläche. Kleine schwarze Rauchfahnen quellen aus den Rissen hervor, das Knistern wird lauter, und ich glaube fast zu sehen, wie winzige Flammen aus dem Inneren des Holzes schlagen, und dann ...erlischt das Licht in meiner Hand wieder, und ich sehe nur noch eine pechschwarze, völlig verkohlte Tür vor mir. Und sie ist nicht einmal warm!

Magnus versetzt der Tür einen Tritt. Fast bis zum Oberschenkel versinkt er dabei in dem spröden Material, das aussieht wie zusammengepresste Asche, und noch bevor der verdutzte Sigmarianer das Gleichgewicht wiederfinden kann, bröckelt das gesamte restliche Türblatt auf ihn herab. Eine Rußwolke hüllt ihn ein, und als sie sich wieder gelegt hat, kann ich mir zum ersten Mal vorstellen, wie Magnus wohl mit schwarzen Haaren aussähe ...Mürrisch blickt der Priester an sich herab und murmelt nur: "Dann kann ich mir wenigstens dieses Mal die Axt sparen."

Nachdem die letzten Reste der Rußwolke sich gelegt haben, erkennen wir, dass vor uns ein lang gestreckter, eckiger Saal liegt, in dessen Zentrum ein Podest emporragt. Darauf pulsiert in merkwürdig blauem Licht ein gewaltiger Kristall. In den vier Ecken und an den Seitenwänden sind sechs weitere Lichtquellen zu erkennen, die denselben Farbton verströmen.
Mit großen Schritten betritt Magnus den Raum, und plötzlich schießen vier gewaltige Tentakeln aus dem schlammigen Boden heraus. Zwei davon klatschen lautstark neben der Tür gegen die Wand, die beiden anderen jedoch packen unseren bedauernswerten Gefährten, schwingen mit ihm durch den Raum, als sei der massige Sigmarianer leicht wie eine Feder. Dann schleudern sie ihn schwungvoll auf das Podest (das Knacken, das ich da gerade gehört habe, war hoffentlich nur Magnus' Rüstung ... oder der Steinboden ...!) und ziehen ihn dann über den Boden hinweg geradewegs auf den blauen Stein zu. Fassungslos und ohne uns rühren zu können, schauen Monalon und ich zu, wie die beiden Tentakeln unsere Freund immer wieder gegen den Kristall schleudern, schneller und schneller, härter und härter. Das blaue Leuchten wird immer gleißender, und ich traue meinen Augen nicht: Magnus selbst scheint sich allmählich blau zu verfärben! (Eine unsinnige Stimme in meinem Hinterkopf plappert auf mich ein, ob er eine dunkelblau leuchtende Gestalt mit grellgelben Augen sich überhaupt jemals ins Reich zurückwagen sollte, kaiserliches Edikt hin oder her ...). Endlich erwache ich aus meiner Erstarrung und sehe, dass auch Monalon jetzt auf den Kristall zustapft, doch plötzlich schießen weitere Tentakeln den Wänden und peitschen geradewegs auf uns zu.


Fortsetzung folgt!

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