Das Tanelorn spielt > [TSOY] Gonne-on-Maire
(2) Ein unerwartetes Treffen
oliof:
Die Versammlung heute Nacht hat Exalté frustriert. Wieder waren kaum ein Dutzend Leute anwesend, noch nicht einmal Ysabel war da – typisch, wahrscheinlich will sie wieder unsichtbar irgendein Werk tun. Wer weiß schon, was dabei herauskommen soll. Etwas rastlos streift Exalté durch die Straßen der Stadt, und schließlich kommt er eher zufällig in der Nähe des Anwesens der de Maires vorbei, als es geschieht. Die Begegnung, die seinen Glauben doppelt festigen, und ihm eine Aufgabe geben soll.
Aus einer Seitenstraße hört er ein Stöhnen, eigentlich eher ein Pfeifen, und dann sieht er ihn auf ihn zu wanken – es ist spät, nur die beiden sind gerade auf der Straße, und dennoch – dieser Anblick ist wie für Exalté gemacht.
Die Gestalt bewegt sich fast grotesk, als müßte sie sich mühsam erinnern, wie man Arme, Beine, Kopf davon abhält, einfach herumzuschleudern. Das Pfeifen kommt aus der mittlerweile schwarzen Wunde, die vom Kinn bis zum Brustbein des Wiedergängers reicht. Obwohl ihm die Haut in Fetzen vom Körper hängt, erkennt Exalté den Untoten: Lord Duval, der sich den abgebrochenen Fingernägeln und der unbeholfen steifen Hand nach nach eigener Kraft aus seinem Grab erhoben hat. Das einzige, was genauso aussieht wie zu Lebzeiten des Lords sind seine klaren Augen, die im Schein des tiefhängenden Mondes beinahe zu glühen scheinen.
Er spricht. Spricht Exalté an. „Exalté! Mein Messias! Rette mich! Stille meinen Hunger! Sei mein Rachewerkzeug!“
Dom:
Exalté hebt abweisend die Hände und weicht ein paar Schritte zurück. Doch als er den Untoten erkennt, geht er wieder auf ihn zu. Lauter, als Exalté beabsichtigt, sprudeln die Worte aus ihm heraus:
"Lord Duval? Ihr lebt? Oder sollte ich sagen: Ihr seid zurück gekehrt? Aber sagt: Wie...?"
Er stockt.
"Und was...?"
Wiederum spricht er nicht weiter. Es ist zu verrückt. Ist ein Geist in den Lord eingefahren? Oder ist er vielleicht sogar vom Uralten selbst wiedererweckt worden? Was es auch ist, Exalté muss mehr erfahren. Wieder setzt er an:
"Aber wer...?"
Plötzlich wird ihm bewusst, dass er sich auf offener Straße mit einem Untoten unterhält. Es ist zwar mitten in der Nacht, doch muss man immer mit unerwünschten Beobachtern und Zuhörern rechnen. Zuerst müssen sie von der Straße herunter. Er wendet sich dem Anwesen der de Maires zu und erreicht schnell den Dienstboten-Eingang.
"Lord Duval! So kommt doch! Hier draußen sind wir nicht sicher!"
Der Wiedergänger stößt einen grunzenden Laut aus und wankt unsicher auf die Tür zu, die Exalté bereits geöffnet hat.
oliof:
Exalté führt seinen Begleiter durch die Tür in den unbeleuchteten Gang, und in der tiefen Finsternis des fensterlosen Raumes kann er tatsächlich ein … hungriges … Glimmen in den Augen des wandelnden Leichnams erkennen.
Die pfeifende, schmatzende Halswunde macht aus jedem Satz, den der untote Lord spricht, einen schaurigen Gesang, der in Exaltés Ohren wie eine Hymne klingt. Unsterblichkeit ist kein Traum mehr, sie ist greifbar!
„Ich weiß nicht, wie lange ich habe, doch … der Uralte … er hat mir diese Gunst erwiesen! Erkennst Du nicht auch die Zeichen? Ich kann Dir helfen, Deine Träume zu verwirklichen! Ich kenne alle, die in dieser Stadt was zu sagen haben, ihre dunkelsten Geheimnisse, ihre verbotenen Wünsche! Hilf mir, sie in den Staub zu treten und die einzige Strafe zu erhalten, die zählt – einen unwiederbringlichen Tod! Und ich helfe Dir!”
Die Worte klingen in Exaltés Ohren nach, doch er hört aus dem naheliegenden Küchentrakt Geräusche, dem Vernehmen nach reinigen die Sklaven derzeit das Geschirr eines kleinen Empfangs. Doch Exalté hört auch ein, zwei unbekannte Stimmen – wahrscheinlich die Leibköche eines Gastes, der bisher noch nicht anwesend war, die sich mit Carlo und Raúl über die Vorzüge von Lärchenzungen unterhalten. „General Lavelle ist im Felde mit einfachem Fraß zufrieden, doch in den Städten läßt er sich gerne verwöhnen. Eure Lärchenzungen waren nicht schlecht, gerade mit genug Weißwein abgelöscht, dass sie ihren eigenen Geschmack nicht verlieren. Vielleicht habt Ihr noch ein paar Vögel, die ihr uns für das Nachtmahl in der Kommandatur abtreten könnt? Wir könnten Euch im Gegenzug zwei Fässer gorenisches Bier anbieten. Trinken kann man das nicht, aber es ist hervorragend geeignet, um Schlangenfleisch darin einzulegen.”
Dom:
Ein paar Sekunden hält Exalté inne und versucht, die Worte der Küchensklaven einzuordnen. Ob General Lavelle nur ein entfernter Verwandter von Arpoks verstorbenem Lehrmeister ist? Oder haben die beiden engen Kontakt gehabt? Wenn ja, könnte das schlecht für Arpok ausgehen.
Ich sollte Arpok warnen. Eventuell müssen wir etwas arrangieren, um die Abwesenheit oder sogar den Tod von Meister Lavelle zu rechtfertigen. Vielleicht kann mir da Lord Duval helfen; er weiß vielleicht, wer dieser General Lavelle ist und wie man ihn einschätzen muss.
"Der Uralte ist mit Euch, das ist nicht zu übersehen! Lord Duval, ich bin so froh, dass Ihr wieder bei uns seid."
Damit sie nicht gehört werden, drängt Exalté noch durch den nächsten Durchgang in das hintere Weinlager. Hier werden die teuersten Tropfen aufbewahrt; nur selten wird ein Sklave hierher geschickt, um ein Geschenk für einen Gast zu holen. Nachdem er die Tür hinter den beiden geschlossen hat, überschüttet Exalté Lord Duval mit Fragen:
"Könnt ihr mir sagen, wer euch umgebracht hat? Die Unsterblichkeit – habt ihr sie erlangt? Benötigt ihr noch etwas? Wie kann ich Euch bei eurer Rache behilflich sein? Und Ihr wollt mir helfen, sagt Ihr? Wisst Ihr, wer dieser General Lavelle ist?"
Er hält inne, als er Schritte hört, die sich der Tür nähern. Er erkennt Carlos Stimme: "…Ehre ist, einen zu bekommen."
oliof:
„Eine Dienerin führte den Dolch, der mir das Leben nahm. Ihr Name ist …” Duval scheint förmlich danach zu greifen, doch die Worte kommen nicht über seine Lippen, die – das fällt Exalté jetzt auf – rötlich glänzen, als wären sie aufgebissen. „Mein altes, zerbrechliches Leben rührt mich jetzt nicht mehr, meine Mission ist eine andere. Ich soll Euch ein Fanal sein, Hinweis, dass Euer Glaube den Uralten rührt. Er wünscht aus Gonne on Maire eine Nekropolis zu machen, eine Fackel, von Blut genährt. Blut …”
Exalté fällt auf, dass dem Untoten Blut von den Lippen tropft und unter die Fingernägel läuft. Eine Hand zuckt wie eine Klaue vor, als die Stimme des Mundschenks direkt hinter der Tür erklingt…
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