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[My Life with Master] Sehnsucht und Selbstekel (Winter 09)

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Gaukelmeister:
Mitspieler und Drumherum
Barbara, Boba, Niniane und Patti als ausgenutzte Handlager sowie ich als Gaukel böser Meister. Wir haben den Samstagabendslot genutzt (ca. 19.00 – 01.00 Uhr). Ich habe eine kurze Einführung ins Spiel gegeben (außer Barbara hatte keiner MLwM vorher gespielt). Dann haben wir uns daran gemacht den Meister und die Schergen auszuarbeiten. Nach einer kurzen Pause haben wir dann kurz vor 21 Uhr mit dem eigentlichen Spiel gestartet.

Ich werde in diesem Post ein paar allgemeine Sachen über das Setting, das Thema und die Regeln von My Life with Master schreiben. Im nächsten Post folgt dann der Spielbericht im engeren Sinne. Und in einem dritten Post kommen dann einige vermischte Gedanken über unsere Runde.

Den Spielbogen, den wir verwendet haben, findet ihr angehängt. Dort stehen auch noch einmal alle Arten von Würfelwürfen drauf.

Allgemeines zum Spiel
MLwM ist ein Spiel, bei dem körperliche und seelische Brutalität, Selbstverachtung, Verzweiflung und ihre Geschwister den thematischen Schwerpunkt bilden (na gut, es geht natürlich auch um den Versuch, aus den menschlichen Abgründen empor zu steigen und Liebe zu finden – ohne Gegengewicht wäre das Ganze wohl auch nicht auszuhalten). Die Charaktere sind allesamt die Schergen eines wahnsinnigen und sadistischen Meisters, dessen Befehle sie ausführen müssen. Dafür werden sie selbst zur Heimsuchung einer kleinen Dorfbevölkerung, unter der sie Schrecken und Leid verbreiten – in der sie aber auch auf bizarre Weise Liebe suchen und finden.

Die Ereignisse spielen sich rund um ein kleines europäisches Dorf zu Beginn des 19. Jahrhunderts ab, dessen Details durch die Spieler festgelegt werden. Dabei sind natürlich Abweichungen von der historischen Situation nach Belieben vorstellbar (beispielsweise durch das Einbringen übernatürlicher Phänomene, außerirdischer Intelligenzen oder spezieller technischer Apparaturen). Von Bedeutung ist mMn lediglich die Konstellation: kleine, relativ isolierte Gemeinschaft wird durch einen in der Nähe lebenden Meister und dessen Handlanger tyrannisiert.

Der Meister und sein Plan
Der Meister verfolgt einen grausamen Plan, zu dessen Umsetzung er Dinge von der Dorfgemeinschaft benötigt. Die Schergen werden geschickt, um diese Dinge zu besorgen. Die Person des Meisters und die Einzelheiten seines Planes werden gemeinsam vor Spielbeginn festgelegt. Der Meister entreißt der Dorfgemeinschaft Dinge (bspw. Kinderhirne, Jungfrauen, Angst, Träume), die er verspeist oder sammelt, aus denen er etwas züchten möchte oder die er auf andere Weise gebraucht. Der Plan ist bizarr und Ausdruck einer gestörten, obsessiven Persönlichkeit. Einzig wichtig ist, dass die Umsetzung des Planes in der ein oder anderen Weise extremes Leid für die Dorfbevölkerung bedeutet.

Werte für den Meister
Fear: Steht für die Angst, die der Meister verbreitet – sowohl gegenüber seinen Handlangern wie auch unter der Dorfbevölkerung.

Reason: Steht für die Widerstandsfähigkeit der Dorfbevölkerung. Eine gesunde, funktionierende Dorfgemeinschaft kann dem Schrecken und Leid besser trotzen.

Aspect: Brain or Beast. Ist der Meister eher ein kopf- oder triebgesteuert? Subtil oder barbarisch? …

Type: Feeder, Breeder, Collector, Teacher

Outsider: Der Meister will die Anerkennung von einer ominösen Gruppierung (Sekte, Kult, Geheimgesellschaft etc.). Wer sind diese Leute? Was genau will er von ihnen?

Wants: Was der Meister letztlich durch die Umsetzung seines Plans erreichen will, um die Anerkennung der Outsider zu bekommen.

Needs: Was der Meister von der Dorfbevölkerung braucht, um seinen Plan zu realisieren.

Unser Meister war eher Brain und Collector. Fear 2; Reason 3. (Später mehr dazu.)

Die Schergen
Die Schergen werden losgeschickt, um die Dinge, die der Meister braucht, im Dorf zu besorgen. Sie klauen, entführen und morden im Dienste des Meisters. Dafür verachten sie sich selbst mit jedem Tag mehr. Aber der Einfluss des Meisters ist zu übermächtig, als dass sie sich ihm auf Dauer entziehen könnten. (Außer ganz zum Schluss – dann kann sich ein Scherge einem Befehl widersetzen und hat genug Kraft, ihn zu töten.)

Werte der Schergen
Self-Loathing (Selbstekel): Wie sehr verachten sich die Schergen selbst für das, was sie sind und tun?

Weariness (Verdruss): Je mehr Verdruss desto weniger kann der Scherge den Befehlen des Meisters widerstehen und desto weniger kann er sich gegen die Dorfbevölkerung durchsetzen.

More than Human/Less than Human
Jeder Scherge hat zwei Eigenschaften, die ihn in besonderer Weise von normalen Menschen abheben. MtH ist eine Art übermenschliche Fähigkeit. LtH ist eine massive Störung. MtH/LtH haben jeweils eine einschränkende Bedingung („außer wenn“). Beispiele:

MtH: Kann durch Wände gehen – außer bei Nacht.
LtH: Stottert furchtbar, außer er wird gestreichelt.

Connections und Love: Die Schergen versuchen, sich einzelnen Personen anzunähern und so etwas wie Liebe und Freundschaft zu finden. Um sich dem Meister letztlich widersetzen zu können, brauchen sie einen hohen Love-Wert.

Die Spieler können drei Punkte auf Selbstekel und Verdruss verteilen (bei uns haben alle Selbstekel auf 1 und Verdruss auf 2 getan). Wir haben mit zwei Connections pro Schergen angefangen, die jeweils Liebe 1 hatten.

Arten von Szenen in MLwM
Es gibt laut Regelwerk drei Arten von Szenen, in denen jeweils eine spezielle Mechanik wirksam ist. MMn ist sinnvoll als vierte Art von Szenen noch Zwischenszenen zur Charakter- und Plotentwicklung einzubauen. (Mich interessiert natürlich, wie die MLlwM-Kenner dazu stehen.)

Befehlsszenen
Der Meister erteilt dem Schergen einen Befehl. Der Scherge kann versuchen zu widerstehen.

Konfliktszenen
Der Scherge greift die Dorfbevölkerung oder einzelne Personen an. Entweder mit direkter Gewalt gegen Personen. Möglich sind aber auch Dinge wie Diebstahl oder Brandstiftung.

Annäherungsszenen
Der Scherge versucht, seine Zuneigung zu einem Mitglied der Dorfbevölkerung auszudrücken und Liebe zu gewinnen.

Zwischenszenen
Ich nenne die Dinger mal einfach so. Im Unterschied zu den anderen Szenen haben diese Szenen keinen Einfluss auf die Spielmechanik. Keine Ahnung, ob Paul Czedge solche Szenen drinnen haben möchte (mein Eindruck ist, dass er jede Szene mit einem Würfelwurf abgeschlossenen sehen will). Aber diese Szenen helfen, die Charaktere miteinander interagieren zu lassen, und sind auch sonst ganz nützlich, um ein bisschen Plot reinzubringen.

Würfelmechanik
Man würfelt einen W4-Pool. Vieren zählen nicht. Der Rest wird addiert. Das höhere Ergebnis gewinnt. Zu den einzelnen Arten von Würfelwürfen kann man unten auf den angehängten Spielbogen schauen, wenn man's genau wissen möchte.

[gelöscht durch Administrator]

Gaukelmeister:
Spielbericht zu unserer Runde

Der Meister und sein Plan
Professor Philomenus Kervenec
Aspekt: Brain
Typ: Sammler (Collector)
Fear: 2
Reason: 3
Wants: Will in den inneren Zirkel der Geheimgesellschaft aufgenommen werden. Dazu will er beweisen, dass er sich selbst perfektionieren kann, ohne seine Eigenschaften wieder zu verlieren.
Needs: Eigenschaften, Charakterzüge, Fertigkeiten, Lebensenergie etc. der Dorfbevölkerung

Der Professor sammelt menschliche Eigenschaften, Charakterzüge, Fähigkeiten, Lebensenergie und Seelen, die er mittels magisch-alchemistischer Rituale auf sich selbst übergehen lässt. Die Opfer verlieren die geklauten Teile ihrer Persönlichkeit, sind also beispielsweise taub, wenn ihr Gehör geklaut worden ist. Sie können ihr Lachen, ihre Musikalität, ihre Kinderliebe etc. verlieren. Das Problem des Professors besteht darin, dass er die geklauten Eigenschaften nach und nach wieder verliert. Er arbeitet unter Hochdruck daran, sich zu perfektionieren und die Transformation auf Dauer zu stellen. Perfektionismus und Stabilität will er erreichen, um die Outsider zu beeindrucken und in den inneren Zirkel einer Geheimgesellschaft aufgenommen zu werden, in der alle Mitglieder einzelne Eigenschaften in Vollendung besitzen.

Die Schergen
Sophia (Barbara): 12-jähriges Mädchen
MtH: Kann Gefühle deuten und orten, außer sie betreffen sie selbst.
LtH: Kann nicht sprechen, außer sie singt.
Connections:
Anne, die Tochter des Wirts; eine Kindheitsfreundin
Jacques, der Organist

Thomas (Boba): verkrachter Student; unterernährt-hager; ordentlich-pedantisch
MtH: Weiß alles, außer man fragt ihn.
LtH: Kann keine Bitten oder Wünsche äußern – außer bei Nacht.
Connections:
Seine Mutter Agnes
Marie, das intelligenteste Mädchen des Dorfes

Sarah (Niniane): 16-Jährige; groß, dürr; zerzauste, strohige Haare
MtH: Sie kann mit Sprache wahre Wunder wirken, außer sie wird angeschaut.
LtH: Menschen fürchten sich vor ihr, außer sie wird ins Haus gebeten.
Connections:
Guillaume, ihr jüngerer Stiefbruder
die alte Frau Nadelle

Olympia (Patti): hölzerne, menschengroße Puppe; hergestellt vom Meister
MtH: Ist übermenschlich stark, außer wenn sie nicht aufgezogen ist.
LtH: Kann Gefühle nicht erkennen/deuten, außer sie sieht sie.
Connections:
Pierre, ein kleiner Junge, der unvoreingenommen mit ihr umgeht
Amondine, die blinde Mutter des Jungen

Handlungsstränge/Szenen
Die folgende Auflistung entspricht nicht ganz der Szenefolge unseres Spiels. Teilweise habe ich zusammengehörige Szenen direkt nacheinander angeführt.

Befehlsszene
Der Meister ruft Sarah und Thomas. Sie sollen Jacques, den Organisten (Connection von Sophia), holen. Er will dessen musikalische Fähigkeiten klauen, um die Gäste, die er am Wochenende erwartet, mit einer Kostprobe seines Könnens zu beeindrucken.

Befehlsszene
Der Meister befiehlt Sophia, die blinde Frau Amondine (Connection von Olympia) herzubringen. Um seine musikalische Darbietung zu perfektionieren, will er das feine Gehör der Blinden stehlen. (Sophia kann dem Befehl widerstehen.) Sophia entschließt sich, Amondine zu warnen.

Zwischenszene
Sophia läuft aufgeregt zu Olympia, da sie weiß, dass die hölzerne Puppe sich in Amondines Nähe besonders wohl fühlt. Doch Amondine versteht nicht, was das Problem sein soll, wenn der Meister der blinden Frau auch noch das Gehör raubt (LtH). Verzweifelt bricht Sophia in die Stadt auf.

Befehlsszene
Olympia bekommt den Befehl, wertvolle religiöse Symbole einer eingewanderten religiösen Gruppe zu stehlen. Auch mit den Prunkgegenständen will er seine Gäste beeindrucken.

Konfliktszene
Sarah und Thomas finden sich in der Kirche ein, während Jacques Orgelstücke einstudiert. Ein Junge, der Sarah erblickt, rennt schreiend aus der Kirche. Jacques hält mit dem Spiel inne und wendet sich den beiden zu. Auch er ist von Angst erfüllt, als er Sarah erblickt (LtH), und fordert die beiden auf, die Kirche zu verlassen. Mit zitternder Stimme versichert er, keine Angst zu haben: „Der Herr ist mit mir. Ich fürchte euch nicht.“ Als er aus der Kirche flieht, schlägt Sarah ihn von hinten mit einem Kerzenleuchter nieder. Doch mit einer blutigen Kopfwunde kann der Organist entkommen.

Zwischenszene
Sophia, die auf dem Weg zu der blinden Frau ist, trifft den Organisten auf der Straße. Mit wütender Stimme schreit Jacques das Mädchen an, die am Boden zerstört ist, weil ihr Freund sie mit Wut und Verachtung angeht.

Annäherungsszene
Thomas klaut einige der Kerzen aus der Kirche und legt sie seiner Mutter (Connection von Thomas) vor die Tür. Er zündet sie an und formt ein Kreuz daraus. Dann klopft er und rennt schnell weg. Als seine Mutter die Tür öffnet, schreit sie entsetzt auf und tritt die Kerzen beiseite. Sie hat nur gesehen, dass ihr Sohn ein umgedrehtes Kreuz, das Zeichen des Teufels, an ihre Schwelle gelegt hat.

Konfliktszene
Sarah will ihr Versagen in der Kirche wieder gut machen und folgt Jacques zu dessen Wohnung. Unterwegs sieht sie noch, wie der Organist sich mit der kleinen Sophia unterhält, die völlig aufgelöst weiter zieht. Ein kurzer Moment des Zweifels, ob sie nicht vielleicht um Sophia willen den Organisten verschonen sollte, verstreicht rasch. Sarah klopft an der Tür des Organisten, der – gepackt von einer wahnsinnigen Angst (LtH) – zurück taumelt, als er Sarah erblickt. Sie weiß nicht recht, wie sie ihn dazu bringen kann mitzukommen, als Jacques die Angst nicht mehr aushält und aus dem Fenster springt. Schwer verletzt und Blut überströmt schlägt er ein Stockwerk tiefer auf der Straße auf. Als Sophia ihn voller Verzweiflung bittet, ihr zu folgen, wehrt er sich, so gut er kann. Ein zweites Mal scheitert sie beim Versuch, den Befehl ihres Meisters auszuführen.

Annäherungsszene
Sarah hat Jacques, dem sie zweimal so schwer zugesetzt hat, auf eigentümliche Weise in ihr Herz geschlossen. Wie kann sie ihm zeigen, dass sie ihn mag? Er ist Musiker. Singvögel machen schöne Musik. Also schenkt sie ihm einen Singvogel. Aufgeregt fängt sie einen Vogel, dreht ihm den Hals um, und legt den Kadaver zusammen mit einer kurzen Nachricht auf die Schwelle der Organistenwohnung. Ein kurzes Klopfen – dann verschwindet sie um die Ecke. Jacques öffnet die Tür – und als er die Nachricht und den Vogel erblickt, ist er tatsächlich ergriffen. „Wir sind beide nur Opfer dieses bösen Menschen“, schluchzt er und wischt sich eine Träne von der Wange.

Annäherungsszene
Sophia trifft die blinde Frau auf einer kleiner Wiese, die einem Park gleich gepflegt ist. An einem kleinen Gewässer sitzt Amondine auf einer Bank. Neben ihr ein Hund. Sophia streichelt den Hund, als die Blinde sie bemerkt. Die Annäherung gelingt. Sophia singt ihre Warnung (LtH) und fordert die alte Frau zur Flucht auf.

Konfliktszene
Olympia dringt in das Haus ein, in dem die zugereiste Gemeinschaft ihre religiösen Feste abhält. Die Tür kann sie mit ihrer übermenschlichen Kraft problemlos öffnen (MtH). In einem Raum erblickt sie auf einem Altar die sakralen Gegenstände. Vor dem Altar ist eine junge Frau im Gebet versunken. Olympia schaut sich dies einige Minuten an. Als die Betende sich erhebt, erkundigt sich Olympia danach, was die junge Frau gemacht hat. Es entspinnt sich ein Dialog, in dem es ums Beten geht und darum, dass eine hölzerne Puppe nie beten könne, weil sie keine Seele hat. Olympia ist schwer erschüttert.

Der eigentlich vorgesehene Konflikt kommt dann durch das Auftauchen eines alten Mannes in Gang, der Olympia wegschicken will, und ihr ebenfalls vorhält, ein seelenloses Monster zu sein. Beiläufig bricht Olympia ihm die Hand. Doch den beiden gelingt die Flucht, weil Olympias Mechanismus neu aufgezogen werden muss.

Zwischenszene
Auf dem Weg zurück zum Meister treffen Olympia und Sophia sich auf der Straße. Sarah und Thomas stoßen auch dazu. Olympia wird wieder aufgezogen. Sarah und Thomas streiten sich über die Ereignisse in der Kirche. Sophia versucht Olympia klar zu machen, dass sie Amondine gewarnt hat. Olympia erkundigt sich, ob sie eine Seele hat.

Annäherungsszene
Olympia findet sich erneut im Haus der jungen Frau ein, die sie im Gebet beobachtet hat. Sie versucht mit der Frau darüber zu reden, wie es ist zu beten und eine Seele zu haben. Olympias Verzweiflung wird spürbar. Doch die Frau flieht erneut verängstigt vor der seelenlosen Holzpuppe.

Befehlsszene
Der Meister ist rasend vor Wut darüber, dass seine Schergen auf der ganzen Linie gescheitert sind. Einzeln knöpft sich die verängstigen Versager vor, bedroht sie, beschimpft sie und erteilt ihnen neue Befehle. Olympia erkundigt sich ausführlich, ob sie eine Seele hat. Und als der Meister ihr verachtend mitteilt, sie habe selbstverständlich keine richtige Seele, bittet sie darum, eine Seele zu bekommen.

Der Meister lässt sich auf ein bösartiges Spiel ein. Olympia soll zur Bestrafung Sarahs den kleinen Bruder von Sarah, Guillaume, (Connection von Sarah) herbeischaffen. Der Meister stellt ihr in Aussicht, dass sie seine Seele bekommen wird.

Sarah fleht den Meister an, Guillaume zu verschonen. Sie bekommt den Befehl, Pierre zu holen (Connection von Olympia). Vielleicht werde er dann dessen Seele für Olympia nutzen.

Thomas soll den Organisten bringen, den Sarah zweimal hat davonkommen lassen.

Sophia soll ein kleines Mädchen bringen, das der Meister an ihrer statt quälen will. Als stellvertretende Bestrafung. Gegenüber Sophia, die er beinahe mit einem glühenden Eisen foltert, wird die sadistisch-ambivalente Einstellung des Meisters besonders deutlich. Er spricht davon, dass die beiden später heiraten werden. Gleichzeitig erniedrigt er sie nach besten Kräften.

Konfliktszene
Sarah findet Pierre, den Sohn der blinden Amondine, an dem kleinen Gewässer mit der Bank, wo Sophia vorher bereits auf linkische Weise eine Beziehung zu Amondine hergestellt hat. Die blinde Frau sitzt erneut auf der Bank, ihr Hund neben ihr. Pierre spielt am Wasser. Sarah packt den Jungen, um ihn fortzuschleppen. Aber der Hund springt sie um und verjagt sie.

Konfliktszene
Sophia begibt sich zu einer Wiese, auf der die Dorfkinder sich häufig treffen und spielen. Das Mädchen Lara spielt dort allein. Lara freut sich darüber, dass Sophia mit ihr spielen möchte. Die beiden beginnen, ausgelassen Fangen zu spielen. Doch Sophia will ihren Befehl ausführen. Nach und nach versucht sie, Lara in Richtung des meisterlichen Anwesens zu locken. Aber Lara ist nicht bereit, ihr dorthin zu folgen. Wütend wirft Sophia die Altersgenossin zu Boden, die weinend davon laufen kann.

Annäherungsszene
Thomas sucht den Priester in der Kirche auf. Gemeinsam sitzen sie im Beichtstuhl und verwickeln sich in ein Gespräch darüber, welchem Herrn man bedingungslos zu gehorchen hat, wie Gott aus Lehm einen Menschen geformt hat, indem er ihm eine Seele eingehaucht hat, und ob es Erlösung für die Schergen des Meisters geben kann, wenn sie sich Gott zuwenden. Am Ende fordert der Priester den jungen Mann auf, um Vergebung zu bitten. Nichts würde Thomas lieber tun, als ehrlich um Vergebung zu bitten – aber er kann es nicht (LtH). Durch eine geschickte Formulierung erhält er gleichwohl den Segen des Priesters.

Befehlsszene/Einleiten des Endspiels/Tot des Meisters
Der Meister hat abermals seine Untergebenen zu sich gerufen. Dieses Mal treffen sie sich in den unterirdischen Katakomben, in denen Philonemus Kervenec seine alchemistischen Rituale durchführt. Der Meister ist außer sich vor Wut darüber, dass seine Befehle abermals nicht befolgt worden sind. Insbesondere Olympias Flehen nach einer Seele bringt ihn zur Weißglut. Er befiehlt Thomas, Olympia ein für allemal abzuschalten. Thomas widersteht diesem Befehl und greift den Meister an. Die anderen Schergen überwinden ihre Furcht und schließen sich dem Angriff auf ihren verhassten Meister an. Es gelingt ihnen nicht sofort, ihn niederzuringen. Der Professor kann die hölzerne Puppe noch mit Säure verletzen. Doch nach einigem Hin und Her, überwältigen die geschundenen Schergen ihren Peiniger und setzen seinem Wahnsinn ein Ende

Epiloge
Sophia wird von Jacques und seiner Frau adoptiert. Der Organist gibt sich alle erdenkliche Mühe, dem verstörten Mädchen ein liebevolles Zuhause zu bereiten. Er singt mit ihr und auch das Cellospiel erlernt sie nach und nach. Sophia findet ihren Platz in der Dorfgemeinschaft.

Sarah flieht von dem Anwesen und vor der Dorfbevölkerung, die ihr stets nur mit Angst und Abneigung begegnet ist. Tagelang irrt sie durch die Wälder, bis sie schließlich mit zerschlissener Kleidung, verdreckt und fast wahnsinnig vor Hunger an das große hölzerne Tor eines riesigen Klosters klopft. Die Nonne, die das Tor öffnet, schreckt verängstigt zurück, als sie Sarah erblickt. Aber wie es den Regeln des Klosters entspricht, bittet sie Sarah hinein (LtH). Von an kann Sarah hier leben, ohne dass jeder, der sie erblickt, fast wahnsinnig wird vor Furcht.

Olympia verfolgt nun selbst einen Plan: sie will vollständig zum Menschen werden – mit einer vollständigen Seele und einem menschlichen Körper. Sie flieht vor der Dorfbevölkerung und beginnt dann ihre Wanderschaft. Überall, wo sie vorbeikommt, hinterlässt sie Leichen, denen die Haut abgezogen worden ist oder Gliedmaßen fehlen. Sie selbst hüllt sich in die Gewänder, die sie aus den Leichenteilen angefertigt ein.

Thomas folgt Olympia heimlich. Und immer, wenn sie wieder aufgezogen werden muss, kümmert er sich um sie. Auf eigentümliche Weise hat er eine neue Meisterin gefunden, der er einen Dienst erweisen kann.

Gaukelmeister:
Vermischtes
Wir haben uns nicht ganz strikt an die Vorgabe aus dem Regelwerk gehalten, jedem Spieler nacheinander eine Szene zu framen. Da ich bei meiner ersten MlwM-Erfahrung das Gefühl hatte, dass die einzelnen Charaktere mehr miteinander interagieren müssen, haben wir Fluff-Szenen eingebaut, die ohne Würfelwürfe beendet worden sind.

Die gemeinsamen Szenen, in denen Befehle empfangen oder ausgeführt werden mussten, haben wir – so weit dies möglich gewesen ist – als separate Konflikte behandelt. Wenn sich das nicht anbot, haben wir die Unterstützungsregel angewendet – und teilweise leicht modifiziert (die Unterstützung konnte dann auch durch Desperation oder Sincerity erfolgen, also einen W6 oder W8 bringen). Ich habe den Eindruck, dass wir uns damit ein wenig von den Ideen des Regelwerks entfernt haben. Andererseits hatten wir so viele Szenen mit mehreren Schergen – was gerade bei vier Spielern und kurzer Spielzeit sicherlich notwendig ist, um nicht lahm zu werden.

Das Framen der Szenen habe ich, anders als im Regelwerk vorgegeben/vorgeschlagen, nicht allein gemacht. Wenn ein Spieler eine Idee für eine Szene hatte und sie gerne selbst framen wollte, haben wir das einfach so gemacht. Auch dies scheint mir eine sinnvolle Sache zu sein, um alle Leute stärker in den Spielprozess einzubinden.

Das Einleiten des Endspiels haben wir quasi per Fiat gemacht. Gegen 24.00 Uhr war klar, dass wir allmählich einen Abschluss finden sollten. Barbaras Schergin (Sophia) war bis dahin die Einzige, die von ihren Werten her die Chance gehabt hätte, das Endspiel auszulösen. Allerdings war es so, dass Sophia gerade noch eine andere Szene hatte. Insofern haben wir uns darauf geeinigt, dass Boba (Thomas) die erste Gelegenheit erhält, dem Meister zu widerstehen und das Endspiel einzuleiten. Ich habe einfach jedem 2 zusätzliche Punkte in Liebe gegeben.

Das Endspiel selbst verlief dann auch nicht by the book. Wir haben einfach alle Schergen gleichzeitig beim Meister gehabt. Das Hin und Herspringen zwischen Szenen, in denen ein Scherge gegen den Meister kämpft, und Szenen, in denen die anderen Schergen noch ihre letzten Begegnungen mit der Dorfbevölkerung haben, ist also ausgefallen. Da wir fertig werden wollten, ist das sicherlich so in Ordnung gegangen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es mit ein wenig mehr Zeit auch cool ist, diesen Szenenwechsel im Endspiel durchzuziehen.

Die Epiloge orientieren sich eigentlich an Constraints, die sich aus den Werten für Meister und Schergen ergeben. Wir sind davon abgewichen, um interessantere Abschlüsse der jeweiligen Geschichten hinzubekommen.

Zwischendurch habe ich übersehen, dass Sarah von der Dorfbevölkerung hätte gefangenen genommen werden müssen. Hat zwar niemanden gestört. Aber beim nächsten Mal muss ich stärker drauf achten.

Die MtH/LtH sind unterschiedlich gut ins Spiel integriert gewesen. Rückblickend finde ich es am abgefahrensten, dass die MtH von Sophia und Sarah beide eher als Nachteile gespielt worden sind. Barabara hat Sophia so gespielt, dass sie die Gefühle in ihrem direkten Umfeld nicht richtig deuten kann. Sie war häufig überfordert mit den ihr entgegengebrachten Gefühlen. Niniane hat Sophia so dargestellt, dass sie starke Probleme hatte, sich auszudrücken, wenn ihr Gegenüber sie anschaut. - Das sind beides Auslegungen der MtH, die dem Spiel einen zusätzlichen Kick gegeben haben. Aber der übermenschliche Vorteil ist hier in keiner Szene zur Geltung gekommen.

Bei Thomas ist mir Laufe des Spiels aufgefallen, dass ich gar nicht genau weiß, wie man eigentlich die MtH auslegt. Aber seine LtH hat zu einer Superszene geführt, als der Priester ihn auffordert, um Vergebung zu bitten.

Olympias LtH wurde von Patti sehr cool rübergebracht (so cool, dass sie sich ihren neuen Titel verdient hat). Die MtH haben wir als Fluff eingebaut.

Insgesamt hat sich für mich bestätigt, dass soziale Störungen extrem gute LtH abgeben. Das passt thematisch wunderbar. Und man kann sicher sein, dass die LtH im Spiel auch sichtbar werden.

Bevor ich es vergesse: wir haben uns vor Spielbeginn abgesprochen, wo die Grenzen der Unmenschlichkeit und Gewalt liegen, die wir im Spiel nicht überschreiten wollen. Vergewaltigungen haben wir so gleich ausgeschlossen. Wir haben über unsere Grenzen gesprochen, und ich empfehle jedem, der MLwM spielen möchte, sich vorher mit den anderen Spielern darüber zu verständigen, wo die No-goes der Mitspieler liegen.

Fazit
Die Runde war sehr, sehr gut. Das Ausdenken und Darstellen gestörter Persönlichkeiten ist allen hervorragend gelungen. Dadurch hatten wir nicht nur bizarre Handlungsstränge, sondern auch intensive immersive Momente. Die wahnsinnig-gestörte und bedrohlich-sadistische Stimmung, die MLwM transportieren will, ist immer wieder da gewesen.

Danke noch einmal an die Mitspieler!

Und wer jetzt Fragen, Ergänzungen, Anregungen, Kommentare hat, ist herzlich willkommen, sich zu äußern. Viele Details habe ich unter den Tisch fallen lassen, damit das Ganze nicht noch länger wird. Aber vielleicht ergänzen ja die, die dabei waren, noch die ein oder andere Sache.

Foul Ole Ron:
Cooles Spiel, geile Session und toller Diary  :d
Da hab ich mir ja fast ein Tränchen weggedrückt  :'(

Muss meine Jungs unbedingt nochmal etwas mehr drängeln, endlich mal MlwM zu zocken! Da werden Deine Anmerkungen sicherlich hilfreich sein.

Vielen Dank  ;)

Gaukelmeister:
Dank dir für das Feedback. Zwei mMn wichtige Überlegungen, über die du für deine Runde vielleicht auch nachdenken solltest:

Als Less than Human eine soziale Schwäche zu nehmen, ist zwar nicht obligatorisch, aber ziemlich, ziemlich sinnvoll.

Eine coole Dynamik entfaltet sich, wenn Annäherungsversuche an NPCs erfolgen, die vorher durch denselben Schergen angegriffen worden sind. Das betont das ganze Kaputte und Verquere der Situation in besonderem Maße. Außerdem trägt es dazu bei, dass sich kleine Handlungsstränge bilden.

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