Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau
Handel, Ökonomie und Warenverkehr in einer Fantasywelt
Teethquest:
Tje, wie sieht oder sollte das eigentlich aussehen. Angeregt durch einen anderen Threat ist da diese Frage aufgekommen.
Wie sind die Preise für Waren beschaffen?
Ist die Situation Regional unterschiedlich?
Was ist mit dem Handel zwischen Völkern?
Gibt es Bänker, Geldverleiher und Kreditgeber?
Was ist mit Phänomenen wie Inflation, Überproduktion und Mangel?
Und und und...
SireThomas:
Mann, das wäre ja selbst im FERA übertrieben das Thema und ich habe schon BWL studiert! Aber ich will es mal versuchen:
1) Geld.
Geld ist nicht selbstverständlich. Man muss schon eine recht gute Technik haben um es überhaupt herstellen zu können, ausserdem ist das "Konzept" von Geld auch nicht selbstverständlich. Zuerst beginnt es meist mit wertvollen Metallen oder anderen seltenen Objekten. In einer Fantasywelt können dies auch gerne seltene Kristalle sein. Wichtig ist die Seltenheit, sonst tritt das auf, was Douglas Adams in seinem Buch "Hitchhikers Guide to the Galaxy" so herrlich parodiert hat. Da wurde auf einem Planeten der ganze "Crap" der Gesellschaft abgeladen und die kamen tatsächlich als erstes auf die Idee, dass sie Geld brauchten. Ein Idiot sagte, dass das herumliegende Laub nun das neue Geld ist und alle stopften sich die Taschen voll mit Laub. Ergo: Laub ist nicht unbedingt als Geld geeignet, wenn der ganze Boden voll ist davon. In einer Wüstenwelt könnte Wasser oder auch Samen als "Geld" dienen (vereinheitlichtes seltenes Gut). Zurück zum eigentlichen Geld. Das Geld ist wohl entstanden, nachdem lange Zeit Schmuck (Metalle) zu aufwändig waren (schwierige Herstellung, keine einheitliche Größe). Da kamen als erstes Barren auf, glaube ich mich zu erinnern. Da Barren meist noch etwas unhandlich ist, waren es dann Metallscheiben. Und damit ein eitler Fürst sich freuen kann, hat er sein Portrait hineinstanzen lassen (verhindert auch billige Fälschungen etwas). Höhere Geldsysteme wie Banken (Geldausgabe & Schuldscheine bzw. Kredite) sind wohl selten in einer Fantasywel (bei Arlorns Bibliothek, meinem Fantasy-Szenario, wird es aber Banken geben. Mehr verrate ich dazu nicht...
2. Preise
Preise sind extrem schwer "aus der hohlen Hand" zu ermitteln bzw. festzulegen. Ich bin dabei wie folgt vorgegangen. Ich habe bei jeder Währung ein kleinstes Maß festgelegt, das in dem "Tageslohn" eines Bauers bzw. Fischers (bei den Hynländern, meinen Wikingerzwergen) besteht. Ausgehend von diesem Start habe ich die einzelnen Preise hochgerechnet, bis hin zu schwer messbaren Dingen wie "trainiertes Schlachtross", "Schiff", etc. Die Waffen sind z.B. recht schwer in Preise zu fassen, da muss man schätzen und sich als Autor auch gewisse Freiheiten erlauben, um die Spieler in eine gewisse Richtung zu steuern. Exklusive Rüstungen sind aber immer teuer, genau wie hochwertige Waffen.
3. Wirtschaftssysteme, Handel, etc.
Ausgehend von den Preisen aus 2. kann man sich nun etwas überlegen: Hat man ein Gut (z.B. Schwert), das in zwei Ländern gehandelt wird, dann kennt man die "Einkaufspreise". Gleichzeitig kennt man den Gegenwert in "Tagelohn"-Einheiten. Dann kann man schnell das Tauschverhältnis ermitteln und erkennt, welche Güter aufgrund der örtlichen Gegebenheiten billig einzukaufen und teuer zu verkaufen sind. Schwieriger ist es bei Objekten, die z.B. nur in einem Land hergestellt, in dem anderen aber nahezu unbekannt sind, hier muss man erst einmal "den Markt schaffen". Dies ist im Fantasy-Genre mit magischen Gegenständen und Waffen aber meist recht leicht. ;D
4. Inflation, Überproduktion und Mangel
Die ersten beiden sollten in einer Fantasywelt eigentlich nicht auftreten, da der Warenaustausch nicht so groß sein sollte und die Nachfrage auch immer (zumindest bei den Wohlhabenden und davon haben die meisten Regionen immer genug) so groß sein sollte, dass eher der dritte Fall auftritt: Mangel. Dieser treibt die Preise. Erst wenn ganz viele Händler auf den Trichter kommen, dass man in den Wüstenregionen hervorragend Eistee verkaufen kann, kommt es zu einem Preisverfall. Klassische Inflation ist eigentlich so "modern", dass sie auszuschließen ist, denn der Staat pumpt ja nicht beliebig viel "Papiergeld" in die Wirtschaft, sondern muss Roherze schmelzen lassen, etc. (siehe Punkt 1. Geld). Das ist so aufwändig, dass alleine die Einführung von "Papiergeld" es zur Inflation kommen lassen könnte. Dies ist aber auch nicht zu befürchten, da Papier in den Fantasyszenarien sehr teuer ist...
Meine 20 Cent.
Teethquest:
Zur Inflation:
Man bedenke aber den Fall, dass zB. plötzlich unglaublich viel Gold in eine Region kommt, womit das Edelmetall sicherlich an Wert verliert. Als die Spanier Schiffsladung über Schiffsladung voll Gold aus Südamerika heim brachten, spührten das sogar die Japaner auf ihrer Insel, weil das Gold rapide an Wert verlor!
Lord Verminaard:
Hm, ich denke, das Problem der Inflation ist völlig irrelevant für eine Fantasy-Welt. Im Übrigen ist es die Frage, wie fortschrittlich die Welt ist. Aventurien z.B. kennt durchaus Bankhäuser, Handelskontore, Reedereien etc. Schuldscheine und schriftliche Verträge sind unter Händlern nicht unüblich. Es gibt Gilden und Gildengerichte, die über Streitigkeiten zwischen Kaufleuten richten. Natürlich mischt der Tempel des Phex (Gott der Diebe und Händler) überall kräftig mit.
Andere Fantasy-Welten sind hier weniger fortschrittlich. Bei Krynn bin ich mir nicht sicher, Banken gibt es glaube ich nicht. Handelsgilden wird es wohl geben, doch sie sind nicht so groß und einflussreich. Als Währung werden auf Krynn Eisenmünzen verwendet, da Eisen in der Zeit nach der Umwälzung ein kostbareres Gut ist als Gold. (Wie sinnvoll das ist, darüber lässt sich streiten, schließlich kann man aus Gold keine Schwerter schmieden - okay, man kann schon, aber... ;) )
Eines möchte ich noch hinzufügen: die meisten Fantasy-Welten sind ja an Mittelalter und Frührenaissance angelehnt. Das herrschende Wirtschaftssystem ist der Merkantilismus, d.h. die einzelnen Staaten treiben selbst aktiv Handel. Königliche Handelsgesellschaften, herzögliche Reedereien usw. sind gängig. Die Monarchen haben das meiste Geld und mehren es durch Handel. Die freien Händler sind in einer schwachen Position, da die Adligen zugleich Recht sprechen und nach ihrem Gutdünken Zölle erheben können.
/dev/null:
Man kann Rollenspiele bauen... oder Wirtschaftssimulationen.
Letzteres wäre mir zuviel Aufwand...
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln