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Dimmels Experimentierecke
Dimmel:
Hi,
als bei uns das Spiel leider nicht mehr so rund lief, hab ich mich entschlossen, einfach mal ein paar neue Dinge zu testen. Von diesen Testspielen soll dieses Diary berichten.
Bei den einzelnen Sessionberichten werde ich dann schreiben, was ich mir als Zielsetzung gesteckt hatte. Über Feedback, besonders neue Anregungen und Ideen würde ich mich sehr freuen. Ich habe zudem versucht möglichst unterhaltsam zu schreiben, damit auch ihr euere Freude an diesen Berichten habt.
Gruß Dimmel
Dimmel:
SESSION 1
Also bei diesem One Shoot hatte ich als Grundidee, den Spielern möglichst viele Freiheiten zu lassen. Um nicht komplett alles improvisieren zu müssen und die Kreativität der Spieler auf einen Punkt zu konzentrieren habe ich eine Art Mini R-Map erstellt, die aus nur 3 Personen bestand:
Einen Dorfältesten mit seiner schönen Tochter, und einen Halsabschneider der den Dorfältesten erpresst und die Tochter heiraten will.
Dann hab ich mir noch ein paar einfache Regeln rausgesucht (in diesem Fall DSA1) und bin ich dann ins Spiel gegangen. Die Spieler könnten sich zunächst auf ein Genre einigen und noch die Regeln so modifizieren, wie sie es wünschen. Dann wurden schnell Charaktere erstellt und in die R-Map eingetragen. Diese wurde dann noch schnell um wichtige NSCs erweitert.
Der Text ist leider etwas lang geworden, vor allem, da die Session eigentlich nur knappe 5 Stunden gedauert hat. Ich werde ihn deshalb in mehreren Portionen präsentieren. Ich habe das Abenteuer auf unserem "DSA-Urlaub" geleitet, wo wir uns für eine Woche auf eine Hütte in Thüringen zurückgezogen hatten. Es war mein zweites Abenteuer (für diesen Event) und lief unter dem Namen "sehr experimentelles Abenteuer", im Gegensatz zum "experimentellen Abenteuer". Das ganze war Ende März, ist also schon ein Weilchen her. Es hat leider etwas Zeit gedauert, den Text zu verfassen und den Spieler zur Duchsicht zu schicken.
So dann wünsche ich mal viel Spass!
Dimmel:
SESSION 1 Teil 1
Rahmenbedingungen:
Die Spielgruppe entschied sich für das Thema "Western mit Zombies". Elemente sollten sein: Western, Splatterhorror und „Schwarz-Weiss-Malerei mit Grautöne". Somit siedelten wir die Geschichte in einem Städchen namens Tombstone an. Die 3 wichtigesten NSCs waren Mr. White der Minenbesitzer und defakto der mächtigste Mann in der Stadt, Henry der Gewerkschaftsvorsteher der Minenarbeiter und dessen schöne Tochter Leila, die im örtlichen Saloon arbeitete. Von Bedeutung sollten sein: Der Undertaker ein undurchschaubarer Mann mit einem Geier als Haustier, Tom der farbige Klavierspieler des Salons und der später hinzugekommene Brad, bester Revolverheld von Mr. White und bewaffnet mit einem silbernen Colt.
Als Regeln diente das DSA1 Regelwerk, wegen der einfachen Regeln lassen sich mit 80 Punkten für 5 Attribute, Attacke und Parade schnell Charktere generieren. Jeder beginnt mit 30 LE, keiner Rüstung und einer Waffe (oder auch mehr). Beim Munitionshaushalt nehmen wir eine schnelle und abstrakte Regel: Fällt eine 20 beim Angriff, ist die Waffe leer! Schnell einfach und, wie sich später heraugestellt hat, extrem witzig.
Charaktere:
Jack the Kid ist ein schießwütiger Revolverheld und arbeitet für Mr. White. Am Anfang ist er auf der Seite der Bösen. Der Grund warum er später die Seiten zu den Guten wechselt ist einzig und allein "weil die Aktion so cool war".
Bill der Barkeeper ist ein Geschäftsmann, der jeden, der zahlen kann, als Gast aufnimmt. Außerdem betätigt er sich als Waffenhändler und Hehler. Im Innersten ist er ein aufrichtiger Kerl. Er ist mit Henry gut befreundet.
Doc Al ist der örtliche Arzt. Das hindert ihn aber nicht, sich selbst und dem Undertaker Arbeit zu schaffen!
Pater William ist ein versoffener, verhurter Dreckssack und Pfaffe. Die Kutte hat er wohl irgendwo abgestaubt, denn wie ein Geistlicher benimmt er sich nicht. Der Spieler wollte unbedingt "unendlich viele Messer", die er auch haben sollte, mit der Auflage, man könne ihm auch ebensoviele wieder abnehmen.
Sheriff Jeff ist ein dicklicher Gesetzesvertreter der gerne wegsieht und die Hand aufhält, solange alles oberflächlich in Ordnung erscheint. Er hat eine zweiläufige Flinte, die ihm später nur Ärger einbringt.
Lezter Charakter ist Django, ein Clint Eastwood verschnitt, der auf der Suche nach seinem Pferd in Tombstone Station macht.
Dimmel:
SESSION 1 Teil 2
Handlung:
Zu Beginn erhält Jack den Auftrag von seinem Arbeitgeber Mr. White, Henry eine "Lektion" zu erteilen. Er reitet zum Saloon von Tombstone. Der Besitzer Bill steht hinter seinem Tresen und begutachtet die Situation. Anwesend sind seine Angestellten, der farbige Klavierspieler Tom und seine wunderschöne Bardame Leila. Wenig Gäste haben sich eingefunden, an einem Tisch sitzt Leilas Vater Henry zusammen mit drei bewaffneten Bergleuten. An einem zweiten sitzen fünf Mexikaner, die nach Unrat und Ärger stinken. An einem Dritten Tisch spielen (auch outgame) Doc Al, Pater William und Sheriff Jeff Poker, wobei Pater William übel betrügt (ebenfalls outgame). Seine Mitspieler merken nichts und schieben genervt von soviel Glück mit den Karten ihre Dollar über den Tisch (ihr habts erraten, auch dies outgame).
Sehr geil an dieser Stelle um ins richte Westernfeeling zu kommen waren die Zahnstocher zum Kauen und die Eisteeshots, die in Schnapsgläsern einen adequaten Whiskeyersatz dargestellt haben.
Also Bill geht rüber zu seinem Kumpel Henry und fragt nach dessen Befinden. Henry hat nun seine Gelegenheit das Grundproblem loszulassen, Mr. White will seine Leila heiraten, wogegen er natürlich was hat. Aus Angst vor Repressalien läßt er sich von drei seiner Bergmänner begleiten, jeder bewaffnet mit einem Colt. Er will hier nur warten, bis Leila Feierabend hat, um sie sicher zu seiner Ranch zu bringen.
So, jetzt wurde es Zeit den letzten Spieler einzubringen, Django! Sein Spieler gibt ihm einen gebührenden Auftritt, indem er ihn durch den Staub der roten Abendsonne nach Tombstone maschieren läßt, standesgemäß ohne Pferd aber mit geschultertem Sattel. Sein Weg führt glücklicherweise auch direkt auf den Saloon zu, so muss ich keine Kunstgriffe veranstalten, um ihn irgendwie dorthin zu locken. Er bestellt gleich einen Whiskey und spielt den unnahbar Coolen, was Bill, der Barmann, natürlich dazu bringt ihn erstmal selbst zu bedienen und ihn in Augenschein zu nehmen.
So erstmal alle in der Bar, auch wenn die Hälfte immernoch so ein Spiel spielte, das wohl "Gib dein Geld dem Pastor" heisst und wahrscheinlich gar nicht bemerkt hat, das die Geschichte langsam Fahrt aufnimmt.
Jack der eine kurze Weile im Lokal herumlungerte beschließt, zu handeln. Sein Spieler fragt, wieviel ein Leben in Tombstone den Wert sei und ich entscheide, man könne hier jemanden für 10 Dollar töten lassen (völliger Wucher ist, wie sich später herausstellte). Als der Sheriff zum Klo geht, folgt Jack dem Sheriff und steckt ihm eben diese Summe zu. Fürs Wegsehen, nicht fürs selber machen.
"Oh! Jetzt geht es gleich ab" denke ich mir “Was wird Jack machen? Wird er sich Henry und den drei Minenarbeitern alleine stellen, oder wird er sich an die Mexikaner wenden, die sind für solch schmutzige Dinge immer zu haben? Wird er noch andere SCs in die Sache verstricken?
Nein, alles nicht, er reitet einfach rüber zu Henrys Ranch, wo alleingelassen der Viehhirte Hugh herumlungert. Naja, auch eine Möglichkeit. Jack versucht also irgendwie ins Haus einzudringen um Hugh mit seinen Colts zu bedrohen. Man muss ihm wirklich zu Gute halten, er wollte nicht rumballern. Tja, aber der Meister schon!
Hugh ist also eher einer von der schießwütigen Sorte Cowboys und reißt seine Waffe aus dem Halfter, als er Jack erblickt. Der Schwere Colt zerlegt aber nur Teile der Türzarge, hinter der Jack in Deckung geht. Der erwidert das Feuer mit seinen beiden Peacemakern.
Nach einem Treffer wirft Hugh einen Tisch um und angelt sich die heruntergeflogene Winchester. Jack will das verhindert und wirft einen erneuten Angriff ..... 20 ...... die erste leergeschossene Waffe. Er dreht sich von der Tür weg, gerade noch rechtzeitig um dem ersten Schuss aus der Winchester zu entkommen, die nächsten Schüsse zerfetzen die Wand und das Dielenmobiliar. Auf den Boden gekauert lädt Jack derweil nach und nur ein Wunder (hoher Paradewert) rettet ihn vor Schaden. Mit einem Sprung der John Woo alle Ehre gemacht hätte springt er dann, in Zeitlupe, aus seinen Colts schießend, an der Türöffnung vorbei und beendet Hughs Leben und diesen ersten schnellen Kampf!
Wow, eigentlich war das System total dusselig, aber es hat richtig gerockt! Was da an Munition verballert worden ist und diese total coole und unberechenbare Munitionsregel! Da muss schnell ein zweiter Kampf folgen, am besten einer, wo die anderen auch beteiligt sind, mal schnell schauen, ah, ja, sie haben ihr Pokerspiel unterbrochen um dem Kampfgeschehen zu folgen, beste Vorraussetzungen!
Dimmel:
SESSION 1 Teil 3
Handlung Fortsetzung:
So, dann musste ich nur noch schnell den mysteriösen Undertaker einbauen, der darf einfach nicht fehlen, wenn Leute sterben. Jack bemerkt also auf seinem Rückweg den Geier des Totengräbers in der Nähe sitzen. Der schwarzgekleidete bleiche Mann betritt just in diesem Moment den Saloon und bestellt, mit leiser krächzender Stimme, ein Glas Milch bei Bill, der mit Erschrecken feststellen muss, das die Haut eine hellere Farbe besitzt als das Getränk!
Dann betritt Jack wieder den Saloon und in Erwartung von noch mehr Action schaue ich den Tisch runter ... Verflucht, die sind ja schon wieder beim Pokern! Haben den die überhaupt noch Geld für den Pater? Na ja, der Sheriff hat ja 10 Dollar fürs Wegschauen bekommen. Gut mal sehen, was so passiert. Jack macht ein bisschen Henry an, aber noch im Rahmen, dieser packt sich bald darauf seine Tochter und zieht ab.
Django hat es sich zwischenzeitlich in einen Stuhl gemütlich gemacht und starrt dort auf seinen Whiskey. Nur mal so am Rande, nicht das ihr ihn vergesst! Ebenso ruhig sind gerade alle Spieler, naja, bis auf den Pater, der seine Gewinne einstreicht. Gut, dann muss ich wohl für ein wenig Ärger sorgen.
Die Mexikaner in der Ecke stehen auf und machen zuerst den Pater an, da sie bei ihm wohl auch schon einiges an Geld verloren haben. Als Jack sich einmischt, gehen wüste Beleidigungen hin und her. Ein "Regelt das draussen" von Bill, was dieser noch mit einem Warnschuss aus seiner Winchester unterstreicht, wird ignoriert und schon fliegen die Colts aus ihren Halftern, wobei ein Mexikaner schneller zieht und Jack eine Wunde verpasst.
Die Situation ist so schnell eskaliert, das sich eigentlich keiner der anwesenden Charaktere (sowohl SCs als auch NSCs) so richtig auf das Kommende vorbereiten konnte. Unsere 3 Pokerfreunde werfen den Tisch um und versuchen sich mit eher geringem Erfolg dahinter zu verstecken, als die Mexikaner unerwartet das Feuer auf sie eröffnen. Der Kampf verläuft weniger gut für die drei, dem Pater wird in den Fuss geschossen und der Sheriff kann seine doppelläufige Schrotflinte kaum unter Kontrolle halten. Wegen der erhöhten Patzerwahrscheinlichkeit der Waffe und dem unglaublichen Würfelpech musste die Spielerin wohl 3 mal infolge nachladen ohne einmal dazwischen geschossen zu haben. Tja, hätte sie mal nicht die billigen Schrottpatronen made in China gekauft!
Einer der Mexikaner liefert sich ein wildes Feuergefecht mit Jack, bis dieser mal wieder ebenfalls seine Waffe leergeballert hat und sich mit einem Hechtsprung, mit dem zweiten Colt ballernd, hinter der Theke in vorläufige Sicherheit bringt. Dort sitzt bereits Bill mit seinem Gewehr und versucht auf den letzten Mexikaner anzulegen, welcher sich fieserweise hinter dem automatischen Klavier verschanzt hat. Aus Angst um sein Einrichtung legt sich Bill dabei so hohe Erschwernisse auf, das er den Mexikaner verfehlt, während dieser eigentlich kaum Zurückhaltung erkennen lässt und mit allem was er hat die Barwand hinterm Tresen zerlegt! Der Mexikaner von Jack stimmt mit ein und es regnet Glasscherben und Whiskey auf die beiden Charaktere hinter dem Tresen. Da seine Kugeln ja nicht treffen wollen, versucht Bill es mit wüsten Beschimpfungen, doch auch dieses trägt keine Früchte.
Django sitzt überdies immernoch vollkommen gelassen mit seinem Whiskeyglas in der Hand herum und macht keine Anstalten in den Kampf einzugreifen. Selbst als ein Querschläger ihm das Glas aus der Hand schießt, verzieht er nur eine Mine und bleibt sitzen.
Dann kommt plötzlich die Wende in dem Kampf! Doc Al und der Pater können ihre Gegner mit miesen Tricks ausschalten, der Sheriff wirft endlich die Schrotflinte weg und greift zum Colt. Aus der Deckung schießt Jack mit beiden Colts auf seinen Gegner und erledigt ihn in einem wilden Kugelhagel. Bill, in Angst um seine Bar schreit plötzlich total verzweifelt "Einen Dollar pro Mexikaner", was dann auch das Zeichen war, auf das Django gewartet hat. Mit einem einzigen gezielten Kopfschuss erledigt er den letzten Mexikaner hinter dem Klavier. Ihr erinnert euch, welchen Preis ich für ein Menschenleben angesetzt hatte? Ein zynischer Kommentar aus den Spielerreihen macht klar, dass sie Mexikaner nicht als Menschen sehen.
Fazit aus dem Kampf: Ziemlich schnell und wie beim ersten Mal viele Kugeln. Toll war der halbzerstörte Saloon! Gott, was da alles bei zu Bruch gegangen ist. Uncool waren die Regeln nur beim schnellziehen, irgendwie bringt es kaum etwas als erster schießen zu können, aber insgesamt hat es nicht viel gestört.
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