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Tipps für Experimentalrunde

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Reed:
Hallo!

Ich trage mich mit dem Gedanken, mit Leuten aus meiner aktuellen DSA-Runde eine Experimentalrunde mit einem alternativen System zu spielen und hätte gerne ein paar Tipps, was ich am Besten nehmen soll.

Die Gruppe, die ich im Auge habe, besteht mit mir aus 4 Leuten, die sich auch außerhalb des Spiels gut verstehen und ziemlich auf einer Wellenlänge sind. Alle spielen schon mehrere Jahre DSA, kennen sich gut in der Welt aus (manche sehr gut) und mögen sie.
Alle haben eine deutliche Neigung zum Charakterspiel: Interaktion von Charakteren nimmt bei uns viel Raum ein, Motivation und Entwicklung von Charakteren ist sehr wichtig (und überschatten auch schon mal die eigentlichen Plot). Alle haben Larp-Erfahrung (3 aktive DSA-Larper) und es kommt vor, dass wir auch in der P&P-Runde Larp-Elemente einfließen lassen (mit Besenstiel als Magierstab  ;D).
Daneben haben wir auch Spaß an einer detaillierten und lebendigen Weltbeschreibung. Mindestens eine Person ist recht simulationistisch eingestellt, d.h. sehr genau und sorgfältig, Konsistenz und Plausibilität in der Welt sind ihr sehr wichtig (den anderen auch, aber ich würde sagen in schwächerem Maße).
Offiziell spielen wir DSA nach den 4.1.-Regeln, allerdings kommen diese (zum Glück!) nicht sehr oft in ihrer geballten Wucht zur Anwendung: Wir haben ziemlich selten Kämpfe, bei gesellschaftlichen Interaktionen wird so gut wie nie gewürfelt und die Regeln werden auch schon mal spontan gebogen und vereinfacht. 
Zwei Spieler haben Erfahrungen mit Vampire, eine mit einen Star-Trek-Rollenspiel. Ich selbst hatte meinen Rollenspiel-Erstkontakt mit Midgard, muss aber gestehen, dass ich von dem System fast nichts mehr in Erinnerung habe.

Wieso ich eine Experimentalrunde machen will? Nun, zum einen finde ich es sehr spannend, was für eine Masse an Systemen es gibt und hätte einfach Lust, auch mal was Neues auszuprobieren.
Zum anderen finde ich die DSA-4.1-Regeln überkompliziert und nervig (die anderen sehen dieses Problem übrigens auch). Als Spieler kann ich noch damit leben, weil wir sie ja, wie gesagt, nicht so knallhart anwenden, aber als ich mal selbst gemeistert habe, hat es mich schon gestört, dass ich die Regeln erstens nicht vollständig beherrsche und zweitens auch keinerlei Lust verspüre, sie zu lernen. (Das Meistern hat trotzdem gut geklappt, aber wie gesagt, ich fühlte mich in der Hinsicht nicht wohl.) Darum war der erste Plan, ein alternatives DSA-Regelsystem zu suchen. Ich habe mir Story-DSA angeschaut und die "Wildes-Aventurien"-Savage-Worlds-Konversion. Ich habe mir sogar die Savage Worlds Gentleman's Edition gekauft und das Ganze gefällt mir auch ganz gut (jedenfalls besser als DSA 4.1.).
Allerdings bin ich inzwischen am Überlegen, ob ich nicht, wenn ich die Leute schon mit einem neuen System konfrontiere, nicht was auszuprobieren sollte, was noch exotischer ist und vielleicht viel toller zu unserem Spielstil passt? Savage Worlds ist zwar wesentlich übersichtlicher, scheint mir aber in den Grundzügen von der Struktur nicht soviel anders als das DSA-System - korrigiert mich bitte, wenn ich das falsch einschätze.
Andererseits wiederum hätte Savage Worlds den Vorteil, dass es, wenn es den Leuten sehr gut gefällt, vielleicht dazu kommen könnte, dass wir das "Wilde Aventurien" für unsere reguläre Runde aufprobieren. (Nicht sehr wahrscheinlich, aber wer weiß…)

Also, die Frage ist: Was für ein System würdet ihr mir für dieses Experiment empfehlen? Würde Savage Worlds vielleicht doch super passen? Oder was anderes? Ich kann das schwer einschätzen, da ich wirklich nicht viel Erfahrung habe und das Lesen des Regelwerks, finde ich, kann einem noch nicht wirklich einen Eindruck vermitteln, wie es sich dann am Spieltisch anfühlt.

Das System sollte am besten frei verfügbar oder zumindest preisgünstig sein, da eine recht große Chance besteht, dass es einmal gespielt wird und nie wieder. Außerdem sollte es regeltechnisch einfach sein - dass ich an komplexen Regelsystemen keinen Spaß habe, sollte sich schon rauskristallisiert haben und die Leute sollen in der Experimentalrunde ja auch schnell losspielen können. Das Genre/der Hintergrund ist erstmal nicht sooo wichtig, würde ich sagen, es sollte v.a. was sein, wo man sich schnell reinfindet. Sehr gut wäre ein System, zu dem es kurze Einstiegsabenteuer gibt.
Geplant ist, das Ganze erstmal wirklich auf eine Sitzung zu beschränken - wir haben nicht sehr viel Zeit und nebenher läuft auf jeden Fall noch die reguläre DSA-Kampagne (die nicht ich meistere).

Vielen Dank schonmal!


jcorporation:
Wie wäre es denn mit SpacePirates?
Es ist ein freies und abgedrehtes Space-Opera-Rollenspiel um Piraten im Weltraum im Stil der 1980er Zeichentrickserien und Comics.

Es ist für One-Shots oder kurze Kampagnen gedacht, das Setting ist daher kompakt und das Regelwerk leicht zu erlernen, zudem ermutigt es die Spieler, die Abenteuer mitzugestalten. Also eher erzählerisch und kein bisschen simulationistisch. Aber ich habs schon mit einigen eingefleischten DSA Spielern erfolgreich geleitet.

Das komplette Regelwerk gibt es kostenlos als PDF.

Dimmel:
@Reed

freie Probefahrtregel findet man viele. Ein Beispiel (weil ich heute davon gelesen habe) ein link zu Gurps. Schau dich doch auch mal in der Indie Ecke hier im Forum um, da gibt es doch jede Menge "exotischer" Spiele.

weitere freie Systeme findest du z.B. hier: http://www.projekt-odyssee.de/

Leider wird nicht viel helfen, als einfach mehrere Systeme einfach Probe zu spielen. Am einfachsten kannst du das aber wohl auf Cons machen.

Gruß Dimmel

P.S.: Ich hatte selbst mal das Vergnügen SpacePirates beim Jürgen zu spielen, das kann ich wirklich empfehlen!

Funktionalist:
-Western City ist ein gutes Spielleiterloses Rollenspiel.
-Fiasco hat viele Lorbeeren geerntet, aber da liest Du am besten die Enkidis Systemvorstellung von vor ein paar Tagen. Es ist auch Spielleiterlos.
-Was auch ein Augenöffner ist ist Polaris, bei dem man reihum je eine von vier GEschichten weitererzählt und die Hindernisse aushandelt. Hierbei übernimmt der Spieler rechts vom aktiven immer die ROlle des Herausforderers, das Gegenüber den Feind und der links davon die Freunde (oder so ähnlich) und alle reagieren und schmeißen Steine in den Weg. Verhandelt wird über ein paar Floskeln.
"Es begab sich, dass...." - "aber nur wenn..."- " aber nur wenn..." - "So sei es!/Ihr verlangt bei Weitem zu viel!" *würfel*
-Universalis ist ein System/Weltbaukasten als Spiel. Man handelt die Welt und die GEschichte sehr frei aus und es ist tatsächlich spannend. Gan zirres DIng.

Wenne sklassischer sein darf, dann ist Dogs in the Vineyard sehr cool. Hier trifft man als Glaubenshüter einer recht mormonischen Kirche in einem Western dorf ein und ergründet die SÜnde des Dorfes, die dem UNheil zu Grunde liegt.
Meist läuft etwas schief dort und dafür gibt es einen Grund, den es aufzudecken gilt...aber zu welchem Preis. DIe mEnschen wollen sich schützen, also eskaliert man bis man vielleicht Erfolg hat, aber war es das wert?
Ein sehr cooler Mechanismus.


Noch klassischer kann ich Fate empfehlen. Fate2 gibt es kostenlos zum DOwnload und ist gut spielbar.
Fate3 funktioniert ein bisschen anders, aber die GRundidee erhält man schon über Fate2.

SW geht natürlich auch, und ist vergleichsweise Vanilla, obwohl BEnnies, Mooks, Extras und Wildcards auch neu sein dürften.

Reed:
@ Dimmel:
Dass es super viele System gibt, hab ich schon gemerkt. Deswegen die ausführliche Beschreibung der Gruppe, damit man ein wenig eingrenzen kann, was passen könnte.
Mit den Cons hast du wohl recht - ich war allerdings noch nie auf einer und muss mit der Vorstellung erst mal warm werden. Bis jetzt war für mich Rollenspiel immer eine längerfristige Angelegenheit mit Leuten, die ich ganz gut kannte. Aber klar, es würde das Problem lösen, dass man sich beim Durchlesen von Regeln oft nicht so vorstellen kann, wie das in der Realiät funktioniert. Also prinzipiell durchaus mal zu überlegen.

Allen danke für die Vorschläge!

Space Pirates klingt... abgespaced. :D Das wäre dann wohl eine richtige Spaßrunde. Nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt hatte, aber durchaus eine Überlegung wert.

@Bi-Ba-Besserspieler
Du schlägst viele Storyteller und spielleiterlose Systeme vor. Ist das, weil ich "exotisch" geschrieben habe? ;) Prinzipiell finde ich sowas schon nicht schlecht - es erinnert mich vom Grundprinzip an dieses wirklich einfache Erzählspiel, wo es Karten mit verschiedenen Begriffen und Bildern gibt, die reihum aufgedeckt werden und man muss die Geschichte fortspinnen. Kann mit den richtigen Leuten viel Spaß machen, aber die Geschichten werden auch oft sehr seltsam und Charakterbindung tritt nicht so richtig ein. Wobei ich die genannten Systeme bis jetzt erstmal nur sehr grob überflogen habe und auf keinen Fall kategorisch ablehnen würde.
(Vor allem Polaris hört sich faszinierend an, allerdings scheint das auf 3-4 Abende ausgelegt zu sein und ich weiß auch nicht, ob ich es packen würde, den Leuten das richtig zu vermitteln, ohne es je selbst gespielt zu haben. Aber in so einer Runde mitspielen würde ich aber sehr gerne mal!)

Dogs in the Vineyard - ja, damit hab ich mich vor einigen Monaten schon mal näher beschäftigt und war ziemlich fasziniert. Was ich mich dabei immer frage: Wenn das System so ausgelegt ist, dass gerade bei sozialen Interaktionen viel gewürfelt wird - stört das nicht eher das Charakterspiel?

@1of3: Danke für die PM. Ich wäre interessiert, aber kann dir nicht zurückschreiben, PMs gehen bei mir nicht...

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