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Song of Ice and Fire - welches System?
Praion:
Grüße,
in welchem System würdet ihr SoIaF spielen? Ein System, dass wirklich das Feeling der Bücher rüberbringt und zu sehr ähnlichen Geschichten führt.
Natürlich gibt es das SoiaF RPG aber ich finde es passt nicht, das hat mehrere Gründe
1. Die Bücher sind nicht aus Sicht eines Hauses geschrieben. Es geht nicht um Haus Stark, sondern um einen Haufen unterschiedliche Protagonisten. Auch ist nicht alles Hauspolitik. Sicher haben wir, vor allem bei den Sachen die in Kings Landing spielen, viel Hofintrige und Krieg etc. aber es geht auch um wesentlich kleinere Sachen die nicht hausspezifisch sind. Brienne z.B. hat mit ihrem Haus so gar nichts zu tun und wechselt nachher ja auch die Seiten.
2. Fehler. Die Bücher lesen sich für mich so, als ob ein Haufen Talentproben, die die Protagonisten ablegen fehlschlagen und neues interessantes Zeug daraus kommt. Viele der überraschenden Wendungen passieren, weil Skillchecks nicht klappen. Man braucht also eine "Failure is Interesting" Mechanik. Das offizielle RPG sagt über misslungene Proben:
--- Zitat ---"A failed test simply means the attempted action doesn’t work, but it usually doesn’t mean you can’t try again. In some situations, failure can carry greater risk, such as a failed Athletic test to climb a wall or a failed Agility test to maintain balance on a slippery surface. Any time danger is involved and you fail the test by 5 or more, you may suffer a Critical failure: additional consequences in the form of damage, injury, or some other drawback usually spelled out in the action attempted."
--- Ende Zitat ---
und das finde ich nicht genug, nicht explizit genug. Oft hat man das Gefühl, die Situation ist jetzt krass anders, du kannst das eben nicht nochmal versuchen.
Gerade wegen Punkt 2 schlage ich deswegen Burning Wheel vor. Es ist dreckig, schwitzig und blutig - Charaktere kämpfen für die Dinge an die sie Glauben. Failure IS interesting. Man hat genau so ein Intrigensystem (Duel of Wits) und Charakterveränderung passiert durchs spielen sehr gut (spätestens beim Trait Vote).
Was fehlt sind direkte Kriegsmechaniken aber die Schlachten selbst spielen meistens nur eine Hintergrundrolle. Viele Beschreibungen von den Schlachten während sie passieren bekommen wir nicht.
Was denkt ihr? Ist meine Einschätzung des SoIaF Einschätzung falsch? Ist meine Einschätzung des RPGs falsch? Was würdet ihr verwenden wenn eure Spieler sowas spielen wollen?
Terrorbeagle:
Ich mache keinen Hel daraus, dass ich das Green Ronin ASOIAF Rollenspiel für ziemlichen Bockmist halte. Das Spiel hat zwar ein paar ganz nette Ideen, aber die Umsetzung ist schlicht unzumutbar und das Spiel schafft es eher zufällig wenn überhaupt die Essenz des Settings, die es einfangen soll, auch abzubilden (welcher lobotomisierte Volldepp es für eine gute Idee gehalten hat, Glücksgummipunkte in einem Setting zu verbauen, das berühmt-berüchtigt dafür ist, wie viel Leid und Mist den Protagonisten widerfährt werde ich nie verstehen).
Ich habe mit einigem Erfolg und Freude zwei Mini-Kampagnen mit dem HârnMaster-Regelwerk in Westeros gespielt und halte das für eine sehr gute Konstelation, da hier die Regeln relativ ungekünstelt und zur Abwechslung zum offiziellen Regelwerk auch atmosphärisch stimmig sind. Zudem die verschiedenen Spielhilfen (Insbesondere HârnManor) einfach hervorragend zur Spielrealität des Settings pasen (sofern man sich mit dem Gedanken eines Kleinadeligenhaushalts anfreunden kann).
killedcat:
Kein Spiel ist perfekt und egal für welches System du dich entscheidest - irgendwas wird immer nicht passen. Immer!
Das Chronicle System, das dem aSoIaF-RPG zugrunde liegt, bietet aber schon ein paar essenzielle Mechanismen, die für das richtige Feeling wichtig sind. Der soziale Kampf hat hier wirklich Gewicht, ein Herrscherhaus und Ländereien werden erstellt, zusammen mit einer Geschichte und allem was dazugehört. Man kann Status gewinnen und verlieren und auch dafür gibt es Mechanismen. Deals können sich auf Status und auf die Ländereien auswirken und sind zu berücksichtigen.
Dass der Schwerpunkt auf einem Herrscherhaus liegt ist eine bewusste Entscheidung der Macher und passt ganz gut. Eine so weite geographische und politische Verteilung, wie sie in den Büchern stattfindet, erscheint mir storytechnisch schwierig bis unmöglich. Man stelle sich vor, einer spielte Jon Snow, ein anderer Brienne. Die sehen sich ja gar nicht. Den Startpunkt der Geschichte bei einem Haus zu setzen und das Haus richtig auszuarbeiten scheint mir zielführend zu einer gemeinsamen Handlung mit den SCs im Mittelpunkt.
Eine "Failure is Interesting"-Mechanik könnte natürlich storytechnisch input bieten. Das könnte man aber auch weiter ausbauen: mit FATE könntest du zum Storyerzählen viel Charakterspiel einbringen. Das hat imho aber nichts mit aSoIaF zu tun. Das trifft für jede Geschichte zu und für jedes Rollenspiel.
Lange Reder kurzer Sinn: wenn man nichts gegen eine furchtbar komplizierte Charaktergenerierung und vorhersehbare Ergebnisse bei den Proben hat, bietet das System eine ganze Menge Unterstützung für den Hintergrund.
Ich (persönlich) würde das gar nicht spielen wollen. Ich mag es heroischer. Und für Heros ist das einfach der falsche Hintergrund.
Praion:
--- Zitat von: killedcat am 6.08.2012 | 12:31 ---Man stelle sich vor, einer spielte Jon Snow, ein anderer Brienne. Die sehen sich ja gar nicht.
--- Ende Zitat ---
Und?
Crimson King:
Ich plane, eine vergleichbare Kampagne mit Legends of Anglerre zu spielen. Der große Vorteil ist, dass LoA dank FATE-Basis nicht nur mittels Compels das Failure is interesting-Prinzip verwirklicht, sondern auch komplette Regeln zur Erschaffung von Adelshäusern, zum Massenkampf, zur Bewertung von Burgen und Schiffen innerhalb solcher Kämpfe bietet, die aber auch zur Simulation von Attentätern verwendet werden können.
Reign ist wegen der Regeln für Companies ebenfalls geeignet, mir persönlich von den Regeln her aber viel zu technokratisch.
Das SoIaF-Rollenspiel liegt noch ungelesen bei mir rum. Ich habe das eigentlich nur deshalb gekauft, weil ich die beiden Systeme genau zu diesem Zweck miteinander vergleichen will.
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