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[MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
torben:
Auf zur nächsten Runde am Steppenturnier... :)
Session 110: Teil 1
19.8. - 22.8.2788 3Z
Darushan
Zur Mittagszeit am 19. August 2788 3Z kommt König Rallah erneut mit seiner Turniergarde und zahlreichen Schaulustigen zur Unterkunft der Calatirnor, um die Fortführung der Prinz Almaro und Prinzessin Karassa versprochenen Deckung der Stuten ihrer Delegationen durch Windraes einzufordern. Trotzig, aber gleichwohl im Wissen darum, dass Widerstand zwecklos wäre, führt Arrohir seinen Hengst zu den Stuten und lässt ihn seine Aufgabe verrichten. Nach fünf Begattungen sagt Rallah, dass es für diesen Tag genug sei, ansonsten könnte das Pfurzen-Pferd zu schwach werden, um die Wettkämpfe des nächsten Tages zu bestreiten.
Vor den abendlichen Festlichkeiten besprechen die Gefährten das weitere Vorgehen. Yuzuki würde gerne einen Blick in die Unterkunft von Kargagis Ahar werfen, denn sie vermutet, dass dort ihr Vater Hamid festgehalten werden könnte. Tinulin ist bereit, über diese Operation nachzudenken, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass ein Misserfolg und die damit verbundene Entdeckung der Verletzung der Unantastbarkeit der eigenen Unterkunft die Todesstrafe nach sich ziehen könnte. Zudem hätten sie Aram versprochen, bis auf Weiteres die Füsse still zu halten, um König Rallah keine Möglichkeit zu geben, die Verbindung zwischen Kargagis Ahar und Alduryaknar zu torpedieren. Calendin ist indessen ebenfalls der Meinung, dass Hamid von der Delegation von Kargagis Ahar gefangen gehalten wird, und sagt, dass sie in Darushan noch gar nichts aus Eigeninitiative erreicht hätten. Der Waldelb ist sich sicher, die Untersuchung der fremden Unterkunft unentdeckt durchführen zu können, weshalb Tinulin dem Vorhaben schliesslich zustimmt, wobei er Calendin begleiten und Schmiere stehen will.
Bevor am Abend die Delegation von Dalpygis zum gemeinsamen Essen in König Rallahs Zelt geführt wird, geht Tinulin noch rasch zu Darobert und warnt den Mann vor den möglichen Folgen, wenn man sich gegen Rallah stelle. König Almarant sei seit dem Besuch in Rallahs Zelt in desolatem Zustand und nur noch ein Schatten seiner selbst. Darobert ist sich der Gefahr durchaus bewusst und fragt Tinulin, wie er sich seiner Meinung nach am besten verhalten sollte. Der Noldo erwidert darauf, dass er beispielsweise laut den Namen "Varda" aussprechen könne, wenn Rallah ihm in böser Absicht zu nahe komme, da die dunklen Kräfte die Erschafferin der Sterne seit jeher fürchten würden.
Nachdem die Calatirnor einige Zeit später zu Abend gegessen haben und Yuzuki Calendin das Aussehen ihres Vaters beschrieben hat, ziehen sich die Elben unauffällig zu ihrer Unterkunft zurück und besprechen kurz ihren Einsatz. Anschliessend verlassen sie die Unterkunft durch die Aussentüre und klettern zwischen den Gebäuden ohne Probleme auf das Dach der benachbarten Delegation aus Vaag. Unter einem sternenklaren Himmel klettern die Elben im Licht des Mondes weiter auf die Stadionmauer und kriechen auf ihr bis zur Unterkunft von Kargagis Ahar. Auf dem Dach der Unterkunft angekommen, sichert Tinulin Calendin mit einem Seil, worauf der Waldelb leise zu den vier Fenstern im ersten Stock hinunterklettert und vorsichtig einen Blick ins Innere wirft. Rasch erkennt er, dass die Delegation aus Kargagis Ahar den ersten Stock ihrer Unterkunft mit vielen an der Decke befestigten, lichtdurch- und undurchlässigen Stoffbahnen in mehrere Räume unterteilt hat. Nebst einer schlafenden Frau kann er auch vier Männer ausmachen, die das menschenleere, aber fürstlich ausgestattete Schlafabteil von Katarr und Prinzessin Karassa zu bewachen scheinen. Nachdem sich Calendin auf diesem Weg einen Überblick verschafft und dabei zum Schluss gekommen ist, dass er vermutlich ungesehen bis ins Erdgeschoss vordringen könnte, klettert er wieder auf das Dach der Unterkunft und bespricht die Lage mit Tinulin. Dabei kommen sie auch nochmals auf die Azurspinne zu sprechen, welche nach Tinulins Ansicht dem Westen grundsätzlich wohlgesonnen scheine, die Gefährten zur Durchsetzung ihrer Ziele nötigenfalls wahrscheinlich aber gleichwohl opfern würde. Calendin zweifelt dagegen weiterhin an der Integrität der Azurspinne und ihres Netzwerkes. Der Waldelb würde zwar eigentlich gerne noch das Erdgeschoss der Unterkunft von Kargagis Ahar erkunden, mittlerweile beginnt aber auch er daran zu zweifeln, dass sie dies in der Sache weiterbringen könnte. Einen Moment lang sind die beiden Elben der Last der Welt müde, aber dann bemerkt Tinulin plötzlich das vor allem im Osten gut sichtbare Funkeln und Leuchten der Sterne. Der Anblick lässt die Schultern des Noldos leichter werden, und er sagt zu Calendin: "Es lohnt sich gleichwohl, an unseren Aufgaben dran zu bleiben, wenn die Sterne selbst hier im Osten eine solche Leuchtkraft zu entfalten vermögen."
Da sie schliesslich nicht mehr davon ausgehen, Hamid in der Unterkunft von Kargagis Ahar aufspüren zu können, treten die beiden Elben den Rückzug an, wozu sie auf der Aussenseite des Stadions herunterklettern und anschliessend zum Aussentor ihrer eigenen Unterkunft gehen. Als sie zu den Festlichkeiten im Stadion zurückkehren, bemerken sie sofort, dass die unnatürliche Dunkelheit zurückgekehrt ist, denn alle Geräusche, Gerüche und auch sämtliche Lichter sind gedämpft, mit Ausnahme der umso heller leuchtenden Feuer. Auch von den Sternen ist bei dieser Dunkelheit nichts mehr zu sehen. Calendin will sogleich nochmals zu Rens Statue gehen, aber Tinulin erklärt, dass der Waldelb alleine gehen müsse, da er versuchen wolle, Daroberts Widerstandskraft zu stärken. Während Calendin also alleine zur Statue von Ren, dem Feuerkönig, geht, begibt sich Tinulin in eine tranceähnliche Meditation und versucht, mit Darobert in geistigen Kontakt zu treten. Zur seinem Unglauben muss der Noldo jedoch feststellen, dass er mit seinen Gedanken an eine dunkle und undurchdringliche Wand stösst, die jeden Kontakt mit Darobert verunmöglicht.
Calendin ist unterdessen zum Rand des grossen, menschenleeren Platzes geschlichen und bemerkt, dass auch hier die Atmosphäre unnatürlich aufgeladen zu sein scheint. Auch die Sicht des Waldelben ist getrübt, denn hinter der seiner Meinung nach zum Stadion blickenden Statue scheint sich alles in Dunkelheit zu verlieren, und er kann die Häuser auf der anderen Seite des Platzes nicht erkennen. Es dauert eine ganze Weile, bis Calendin plötzlich bewusst wird, dass die unnatürliche Dunkelheit wieder verflogen ist und die Statue tatsächlich in Richtung Südwesten blickt. Über das Wahrgenommene nachdenkend, geht Calendin zurück zur Unterkunft der Gefährten und trifft dort auf Tinulin, der das Schwinden der Dunkelheit vor allem dadurch bemerkt hatte, dass am östlichen Himmel die Sterne wieder besonders hell zu funkeln begannen.
Am Morgen des 20. August 2788 3Z erfahren Arrohir und Yuzuki, dass heute die zweite Runde des Wettreitens ausgetragen wird. Im Verlauf des Wettkampfes gewinnen Calendin gegen Vaorscht und Arrohir gegen Vaflucht, die beide für Vaag antreten. Tinulin hingegen hat weniger Glück und muss sich Ibazaid aus Ibav geschlagen geben.
Am Abend ist die Delegation aus Ralian bei König Rallah zum Essen eingeladen. Wie zuvor Darobert warnt Tinulin auch König Rabobar von Ralian vor Rallah und sagt, immer wenn der König von Chey Sart seine Gäste beeinflussen wolle, entstehe eine unnatürliche Dunkelheit, welche die Menschen im Stadion offenbar aber nicht wahrnehmen könnten. Als Rabobar darauf erwidert, dass er in diesem Falle die Stollen der Schlange von Cyan mehr fürchte, da die Schwärze dort sehr deutlich spürbar sei, sagt Tinulin, dass er diese Minen unbedingt erkunden wolle. Rabobar rät ihm jedoch entschieden davon ab und sagt, er hoffe für Tinulins Wohlergehen, dass er keinen Zutritt zu den Stollen erhalten werde. Auch nachdem Tinulin dem König von Ralian von den Schrecknissen seiner Begegnung mit dem Drachen Smaug erzählt hat, ändert dieser seine Meinung bezüglich der Stollen nicht. Rabobars Horror vor den Minen ruft in Tinulin Erinnerungen an das im hohen Norden gelegene Tor zu Utumno und die dort hinter dem Siegel von Aulë lauernden Gefahren wach.
Unterdessen kommt Rykard von Rycolis zum Tisch der Calatirnor und droht Yuzuki damit, dass ihre Zeit schon bald gekommen sei und er sich nicht nur sie, sondern auch ihren Vater Hamid holen werde. Als ihm Bóin II. und Khufur darauf entschieden entgegentreten, verzieht sich der Mann jedoch wieder. Wenig später kommt auch Prinz Thorang von den Steifbärten zu Bóin II. und bekräftigt mit einigem Enthusiasmus, dass Yoki seinerzeit im Norden wahrlich nicht zu viel versprochen habe, als er sie zur Teilnahme am Steppenturnier animierte. Im Gespräch erfährt Bóin II., dass der Prinz der Steifbärte in erster Linie am Austausch mit den anderen Zwergenhäusern interessiert ist, während die Steppenvölker grundsätzlich zu weit entfernt von seiner Heimat seien, um für direkte Handelsbeziehungen in Frage zu kommen. Als Bóin II. Thorang fragt, ob dieser ihm einen Morgenstern aus Edelstahl oder einem sonstigen hochwertigen Metall beschaffen könnte, verneint dies der Prinz unter Hinweis darauf, dass so ein Morgenstern nicht den Kampfgewohnheiten von Zwergen entspreche. Schliesslich sagt Bóin II. noch, dass Thorang und seine Steifbärte der Delegation von Rycolis ruhig mit dem Hammer auf die Zahnwurzel fühlen dürfen, wenn sie im Laufe des Turniers aufeinandertreffen sollten. Der Prinz winkt aber ab und sagt, dass er sich nicht in die Querelen der Calatirnor einzumischen gedenke.
Nach seinem kurzen Gespräch mit König Rabobar geht Tinulin zu Darobert und erkundigt sich nach dessen Eindrücken vom Essen mit König Rallah. Der Mann aus Dalpygis erzählt darauf, dass er dem Herrscher von Chey Sart versichert habe, nicht gleich mit der Schlange von Cyan zu paktieren, dass er sich aber zumindest vorerst auch noch nicht der Allianz von Rallah anzuschliessen gedenke. Tinulin begrüsst dieses Vorgehen und sagt, dass ein Dasein als unabhängiges Reich zwischen den Grossmächten immer noch zu favorisieren wäre.
Als Tinulin wenig später wieder zu den Calatirnor zurückkommt, wirft Mo die Frage in die Runde, wie es eigentlich nach dem Turnier weitergehen soll. Während für Bóin II. klar scheint, dass die Gefährten mit den Zwergen und unter deren Geleitschutz nach Norden zurückkehren werden, möchte Tinulin unbedingt noch zur Schlange von Cyan und zu deren Stollen reisen. Anschliessend würde er nach Kharukthalad gehen wollen, um von dort aus zu den "Ost-Elben" zu gelangen, welche er dort in der Umgebung vermutet, wobei der Noldo anfügt, dass er diese Reisen gegebenenfalls auch alleine unternehmen würde. Es ist zu dieser Zeit, als die Elben erneut und immer intensiver die unnatürliche Verdunkelung der Atmosphäre wahrnehmen. In der Folge sprechen die Gefährten noch eine Weile über die verschiedenen Varianten nach dem Turnier, bis Bóin II. die Diskussion schliesslich mit der lakonischen Bemerkung "Wir müssen doch gar nicht über unsere Möglichkeiten diskutieren. Am Ende des Turniers wird uns das Schicksal bereits einen Weg vorgeschrieben haben, ohne dass wir dazu irgendeine Entscheidung hätten treffen können." zum Abschluss bringen will. Calendin gibt indessen noch zu bedenken, dass die Gefährten vermutlich keine Gelegenheit dazu erhalten werden, die von Windraes möglicherweise gezeugten Fohlen selbst stehlen zu können, bevor Mo zusammenfassend feststellt, dass innerhalb der Calatirnor ganz offensichtlich unterschiedliche Ziele bestehen. Als Tinulin darauf vorschlägt, dass sich die Gefährten nach dem Turnier gegebenenfalls auch aufteilen könnten, erteilt Mo ihm dazu eine Absage mit der Begründung, dass man seine Familie nie im Stich lasse. Wie der Weg für die Calatirnor nach dem Turnier auch immer aussehen möge, sie befänden sich nun etwa in der Hälfte der Wettkämpfe und müssten sich daher ernsthafte Gedanken über die Zeit danach machen.
Am nächsten Tag, es ist der 21. August 2788 3Z, steht die zweite Runde des Zweikampfes mit Waffen auf dem Programm, wie Arrohir und Yuzuki beim Morgenappell erfahren. Bóin II. muss von den Calatirnor als erster ran und bekommt Gadagast aus Gaathgykarkan als Gegner zugewiesen. Schon der erste Angriff des Zwergs ist so exzellent, dass er die starke Parade seines Gegners durchbrechen und ihm mit einem mächtigen Hieb auf den Kopf niederschlagen kann. Gadagast hat es allein Bóins II. Gnade zu verdanken, dass dieser Kampf nicht tödlich für ihn endet.
[Technisch gesprochen: Mit einem Angriffswurf von UM 99 + 92 + 227 Offensivbonus - 45 Defensivbonus - 160 Parade = 213 pulverisiert Bóin II. Gadagasts Versuch einer wirklich starken Parade und macht nebst 27 Treffern einen kritischen Schaden E. Dieser fällt mit UM 99 eigentlich tödlich aus, doch Bóins II. Spieler entscheidet sich, stattdessen als "Gnade im Turnier" nur einen kritischen Treffer A derselben Höhe auszuführen. Statt tödlich getroffen zu werden, geht Gadagast nach einem harten Kopftreffer zu Boden und ist zu lange benommen, um den Kampf nochmals aufnehmen zu können.]
Bald darauf gewinnt Tinulin sein Gefecht gegen Kamiin aus Kargagis Ahar, der ihm allerdings einen kleinen Kratzer beibringen konnte. Wenig später entschliesst sich Khufur, für seinen Kampf gegen Acordejon aus Acaana seine zweihändige Axt Chopfab zu benutzen und ist damit erfolgreich.
Kurz danach trifft Arrohir auf Ibims und kann den Mann aus Ibav mit seinem ersten Hieb benommen machen, bevor er ihm die Spitze seines Schwertes Farongyrth so in den Nacken rammt, dass er dabei eine grosse Vene sowie eine Halsschlagader zerfetzt. Röchelnd und Blut spuckend bricht Ibims unter den Arrohir zugedachten Buh-Rufen der Zuschauer zusammen und bleibt regungslos und stark blutend auf dem Boden liegen. Über die Heftigkeit seines Treffers erschrocken, lässt Arrohir sein Schwert fallen und beugt sich zu Ibims herunter. Als er den grossen Blutverlust erkennt, ruft er lauthals nach Mo, wird jedoch gleich darauf von mehreren herangeeilten Männern und Frauen aus der Delegation von Ibav beiseite gestossen, welche auch die wenig später eintreffende dunländische Heilerin abdrängen und nicht zu Ibims vorlassen wollen. Tinulin ruft den Menschen zu, dass sie Mo zum Ibims hinlassen sollen, und Arrohir sagt verzweifelt, dass sie die beste Heilerin auf dem Platz sei, aber die schöne Dunländerin muss noch eine ganze Weile drängeln, bis sie endlich neben Ibims niederknien kann. Sofort umfasst sie mit ihren Händen den Hals des sterbenden Kämpfers und kann die Blutung dank ihrer heilenden Kräfte im letzten Augenblick stillen, bevor sie sein ermattendes Herz mit einem Schlag auf die Brust wieder in Gang bringt. Inzwischen ist auch Yuzuki herbeigekommen und kann Mos Anweisungen betreffend die weitere Behandlung der Verletzung für die Männer und Frauen aus Ibav übersetzen. Diesen Folge leistend, drehen sie Ibims zur Seite, worauf der Kämpfer eine beträchtliche Menge Blut erbricht. Kurze Zeit später wird Ibims von den Mitgliedern seiner Delegation auf einer herbeigeschafften Bahre mit der Anweisung, er solle ins Bett gelegt werden und dürfe sich nicht bewegen, zur Unterkunft von Ibav getragen. Derweil wird der von der surrealen Szene sichtlich mitgenommene Arrohir ganz emotional und ruft den Männern und Frauen hinterher: "Sie kann einem ja so auf die Nerven gehen, aber sie ist unsere Heilerin, was für eine Frau!"
Gleich darauf kommt Calendin dazu und gibt Arrohir das von diesem fallen gelassene Schwert Farongyrth wieder zurück, worauf ihn der junge Dunadan glücklich und für den Geschmack des Waldelben ein bisschen zu lange umarmt. Als schliesslich auch Tinulin zum Ort des Geschehens kommt und der blutverschmierten Mo wieder auf die Beine hilft, beginnt das vom soeben Miterlebten verwirrte Publikum lautstark zu buhen, und auch zahlreiche Rufe wie "Westler-Hexe" oder "Hexereien-Westlerin" sind zu hören. Gemeinsam verlassen die Gefährten den blutigen Kampfplatz und gehen zu Bóin II. und Khufur zurück. Als Bóin II. Arrohir sagt, dass der Kampf zwar ein unglückliches Ende genommen, er, Arrohir, aber grundsätzlich alles richtig gemacht habe, umarmt der junge Dunadan auch ihn etwas länger als es angenehm wäre und lobt dabei Mo. Unterdessen erhebt der oben bei König Rallahs Loge stehende Turnierleiter die Stimme und kündigt die sofortige Fortführung der Zweikämpfe an. Entgegen Tinulins Vorschlag geht Mo noch nicht zurück zur Unterkunft der Calatirnor, sondern wäscht sich ihre blutverschmierten Hände nur kurz in einem Wasserbottich auf den Platz. Vom Noldo nach dem Grund hierfür befragt, erklärt Mo, dass Calendins Kampf gegen Herik aus Heb Aaraan noch anstehe und dort ja auch noch etwas Schlimmes passieren könnte.
Als der Kampf des Waldelben bald darauf beginnt, sitzt Arrohir selig lächelnd und in die Leere starrend am Boden. Calendin verhält sich wie schon in der ersten Runde des Wettkampfes sehr defensiv und konzentriert sich in erster Linie darauf, die Angriffe seines Gegners zu parieren und selbst nur harmlose Gegenattacken auszuführen. Herik ist von diesem Vorgehen mit der Zeit sichtlich genervt, was zur Folge hat, dass er gleich zweimal seine immer wilderen Angriffe verpatzt und sich dabei schliesslich sogar selbst benommen schlägt. Da sieht Calendin seine Chance gekommen und kann Herik mit einem stärkeren Hieb treffen. Der Mann aus Heb Aaraan kann sich jedoch auf den Beinen halten, worauf zwischen den beiden Kontrahenten eine lange Verteidigungsschlacht entbrennt, bei welcher sich der Waldelb wiederrum ganz auf seine Defensive konzentriert und jeweils nur schwach zurückschlägt. Die fortlaufenden Buh-Rufe und Beschimpfungen des Publikums, Calendin sei ein "schwächlicher Oarschenfeigling", heizen Heriks Wut auf den Waldelben immer weiter an, bis er schliesslich alle Vorsicht fahren lässt und ihn, ohne selbst zu parieren, voll angreift. Calendin erkennt die Absicht seines Gegners jedoch so rechtzeitig, dass er ebenfalls in die Offensive geht und einen schnellen Streich mit voller Wucht gegen Herik führt. Der Treffer sitzt und verursacht eine blutende Wunde, welche den Mann aus Heb Aaraan im weiteren Verlauf des Kampfes so sehr schwächt, dass er schliesslich erschöpft das Bewusstsein verliert und zusammenbricht. Während das Publikum Calendin lauthals als "Feigling" und "Oarschenweichei" schmäht, läuft Bóin II. zum Waldelb und lobt ihn für seine exzellente und geduldige Defensivarbeit. Gleichwohl hatte Calendin im Kampf auch eine kleine blutende Wunde am Brustkorb hinnehmen müssen. Auch wenn die Verletzung nur geringfügig ist, sagt Mo gleichwohl nur "Siehst Du!" zu Tinulin, der die Blutung in der Folge mit etwas Harfyharz aus seinem Kräuterbeutel zum Versiegen bringt. Danach gehen Calendin, Arrohir und Mo zurück zu ihrer Unterkunft, wo sich die Heilerin noch weiter um die Blessuren des Waldelben kümmert. Anschliessend reinigt sich Mo gründlich und wechselt dabei auch die noch vom Einsatz für Ibims Leben arg besudelten Kleider. Arrohir dankt der schönen Dunländerin nochmals für ihre Rettungsaktion und sagt, dass er sich sicher anders fühlen würde, wenn der Mann ums Leben gekommen wäre. Er nutzt diese Gelegenheit gleichzeitig auch dazu, einen ausgiebigen Blick auf Mos wohlgeformten Körper zu werfen. Dies geht der Heilerin dann schliesslich aber doch etwas zu weit, worauf sich der junge Dunadan auf ihre Bitte hin von ihr abwendet. Als Calendin sich von der Stärke der Gegner beeindruckt zeigt und sagt, das hätte er in der zweiten Runde noch nicht erwartet, erwidert Arrohir, dass ihm das eigentlich egal sei, aber es solle einfach keine Toten geben, abgesehen von einigen Ausnahmen.
Bóin II., Khufur und Yuzuki sind derweil im Stadion geblieben und verfolgen die restlichen Kämpfe der zweiten Runde, während Tinulin Ausschau nach Aram hält, den hageren Mann aber nirgends entdecken kann.
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torben:
Session 110: Teil 2
Nach dem Ende der Wettkämpfe kündigt der Turnierleiter an, dass am Abend die Delegation der Zwerge des fünften Hauses unter der Führung von Prinz Thorang bei König Rallah zu Gast sei. Da das Turnier fortschreite und das Teilnehmerfeld in den einzelnen Disziplinen immer überschaubarer werde, sei beschlossen worden, die Mannschaftszweikämpfe künftig erst am Nachmittag zu beginnen und im Licht von Feuerschalen bis in die Nacht fortzuführen. Dadurch werde die Spannung für das Publikum sicherlich nochmals erhöht und auch die Stimmung auf dem Platz weiter intensiviert.
Bevor es am Abend zum Festessen geht, kommen abermals Gesandte von König Rallah zu Arrohir und fordern den jungen Dunadan auf, die Begattung der Stuten auf Kargagis Ahar und Alduryaknar durch seinen Hengst Windraes fortzusetzen, was dieser widerwillig veranlasst.
Bóin II. nutzt die Zeit des Abendessens, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Die Verlobung zwischen Prinzessin Karassa und Prinz Almaro sei zustande gekommen, auch wenn die Delegation von Alduryaknar die Verbindung schon wieder zu bereuen beginne. Katarr habe sich noch immer nicht öffentlich bei ihm, Bóin II., für sein schändliches Verhalten bei der Verkündung der Verlobung entschuldigt und müsse daher sterben. Dalpygis habe sich noch für keines der Bündnisse entschieden, während Rycolis den Calatirnor klar feindlich gesinnt sei und Kykurian Kyn, also die Balchoth, an König Rallahs Allianz verloren seien. Der Zwerg fährt fort, dass sich weitere Gespräche mit Ibav nach der schweren Verwundung von Ibims durch Arrohir schwierig gestalten dürften. Tinulin erwidert darauf, dass er diesen Punkt anders beurteile und glaube, dass sich im Gegenteil durch Mos rettendes Eingreifen eine Chance für fruchtbare Gespräche ergeben könnte. Nachdem Bóin II. seine Bilanz mit der Feststellung abgeschlossen hat, dass er Gadagast von Gaathgykarkan k.o. geschlagen habe, fragt er Mo durch die Blume, ob sie nicht auch Verletzte anderer Delegationen heilen und ihnen dadurch Pluspunkte verschaffen könnte. Die schöne Dunländerin verneint diese Frage jedoch klar und sagt, sie habe bei Ibims nur aus dem Affekt eingegriffen, weil Arrohir so eindringlich nach ihr gerufen habe. Diese Äusserung führt postwendend zu einer weiteren Kabbelei zwischen Mo und Arrohir, weil er es toll findet und sich damit brüstet, dass Mo sofort angetrabt komme, wenn er nach ihr rufe.
Nach dem Essen gehen Bóin II., Khufur und Yuzuki mit einem zusätzlichen Humpen Bier im Gepäck zur Delegation von Gaathgykarkan. Als Bóin II. sagt, er wolle aus Respekt mit Gadagast auf den heutigen Zweikampf anstossen, akzeptiert dieser das Angebot und leert das offerierte Gefäss sogleich mit grossem Genuss. Anschliessend ziehen die Zwerge und Yuzuki weiter zur Delegation von Acaana, wo Khufur seinem Wettkampfgegner Acordejon dieselbe Respektsbekundung erbringen möchte. Der Mann ist jedoch deutlich mürrischer aufgelegt als zuvor Gadagast und akzeptiert das angebotene Bier erst, als Khufur sagt, dass er im Kampf lediglich etwas mehr Glück gehabt habe. Als der Pegel der Humpen schliesslich auf Ebbe steht, verabschieden sich die drei Gefährten wieder und kehren zum Tisch der Calatirnor zurück.
Unterdessen ist Prinz Almaro zu Tinulin gekommen und hat ihm gesagt, dass es König Almarant noch immer nicht besser gehe, worauf die beiden zur Unterkunft von Alduryaknar gehen. Unterwegs sagt Tinulin, es sei gut, dass Alduryaknar König Rallahs Wünschen keine Folge leiste. Das sei das einzig richtige Vorgehen bei so einer Dämonie. Almaro ist sich indessen nicht ganz sicher, ob der eingeschlagene Weg angesichts von König Almarants Zustand wirklich der Richtige sei. In der Unterkunft von Alduryaknar angekommen, unterzieht der Noldo Almarant einer weiteren Badekur mit Gesang und sagt dem König, er solle während der Behandlung versuchen, gegen die Schwärze anzukämpfen. Tiunlin verbringt den ganzen Abend singend an Almarants Seite, doch all seinen Anstrengungen zum Trotz verschlechtert sich der Zustand des Königs jeweils schon kurze Zeit, nachdem der Noldo seinen Gesang beendet. Da entschliesst sich der Noldo, die ganze Nacht hindurch singend an Almarants Bett zu bleiben, wofür ihm Prinz Almaro sehr dankbar ist.
Im späteren Verlauf des Abends kommt schliesslich Aram mit einem gefüllten Weinglas zu den Gefährten und beginnt in Ermangelung von Tinulins Anwesenheit ein Gespräch mit Calendin. Der Waldelb weist dabei schon bald auf den Einfluss der schwarzen Statue von Ren, dem Feuerkönig, auf die allabendliche Verdunkelung der Atmosphäre während des Abendessens hin und gelangt zum Schluss, dass sie zerstört werden müsse. Als Aram auf diesen Plan beinahe erschrocken erwidert, dass ein solches Vorgehen äusserst töricht und gleichzeitig das Todesurteil für die Calatirnor wäre, reicht es Calendin. Ohne auch nur im geringsten auf diplomattische Gepflogenheiten zu achten, sagt er dem hageren Mann, dessen allglattes Auftreten ihn schon seit ihrem ersten Zusammentreffen genervt hatte, ganz unverblümt die Meinung. Die teils argen Vorwürfe an die Adresse der Azurspinne oder von Aram persönlich kontert der hagere Mann stets diplomatisch und in ruhigem Ton, was den Waldelben indessen nur noch mehr in Rage versetzt. Als Aram das Gespräch schliesslich mit einem kleinen Schluck aus seinem Weinglas und dem Hinweis darauf beendet, dass glücklicherweise nicht Calendin, sondern Tinulin seine relevante Bezugsperson sei, mit dem es die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten gelte, kocht Calendin innerlich.
Nachdem der Faden der Azurspinne wieder in der Menge der Feiernden verschwunden ist, stimmt Bóin II. die Calatirnor darauf ein, dass sie vielleicht schon am nächsten Tag in der Dunkelheit gegen schwarze Wesen antreten müssen. Diese Vorstellung erfüllt Mo mit grossem Entsetzen, aber Arrohir nimmt sie beschützend in den Arm und sagt, sie werde sicher sein. Ob dieser Worte kein bisschen beruhigt, erwidert die schöne Heilerin, dass sie selbst vielleicht schon sicher sein werde, die am Wettkampf teilnehmenden Calatirnor hingegen nicht, da sie befürchtet, in einer solchen Dunkelheit über keine Heilkräfte zu verfügen.
Nachdem Arrohir an der Tür zur Unterkunft von Alduryaknar erfahren hat, dass Tinulin über Nacht bei König Almarant bleibt, ziehen sich die Calatirnor langsam zurück. In ihrer Unterkunft entdecken sie auf dem Boden ein an Yuzuki adressiertes Schreiben, und es sieht so aus, als wäre es unter der Aussentüre hindurchgeschoben worden. Die Händlerin liest den auf Ostron geschriebenen Brief durch und übersetzt ihn anschliessend für die Gefährten:
"Yuzuki ibn Jaffa, es scheint, als hättet Ihr inzwischen Eure Emotionen und Euer Temperament etwas besser im Griff. Zumindest habt Ihr dieses Mal Euer loses Mundwerk gehalten und die Verbindung zwischen Alduryaknar und Kargagis Ahar nicht durch ein paar unbedachte Worte zur falschen Zeit zu Fall gebracht.
Wie zu sehen war, hält sich der Pfurz an die mit Katarr getroffene Abmachung und lässt seinen Hengst auch die Stuten von Alduryaknar besteigen. Es scheint also so, als hättet Ihr Eure Aufgabe erfüllt. Dies gilt es zu honorieren, indem Hamid nicht an Rykard von Rycolis ausgeliefert werden wird und er leben soll. Dies muss Euch jedoch genügen.
Seid gewarnt: Fordert nicht das Schicksal heraus, indem Ihr Hamid weiterhin nachstellt, nach einem Kontakt mit ihm strebt oder gar nach seiner Befreiung trachtet, denn Leben und Wohl Eures Vaters hängen weiterhin an einem seidenen Faden."
Während Mo dem Schreiben entnimmt, dass die Entführer zumindest das Leben von Hamid verschonen wollen, ist Yuzuki sehr enttäuscht und der Meinung, dass sich dadurch gar nichts geändert habe und der Brief zudem auch rein gar nichts besage. Da Mo die verzweifelte Händlerin nicht zu trösten vermag, zieht sie sich schliesslich zurück und widmet sich der Ausführung ihres allabendlichen Feuerrituals.
Als am 22. August 2788 3Z die Sonne aufgeht, kommt Tinulin zur Unterkunft der Calatirnor zurück, nachdem er Prinz Almaro empfohlen hatte, König Almarant in die Sonne zu setzen und ihm nach Möglichkeit ein Quartier ausserhalb des Stadions zu bereiten.
Beim Morgenappell erfahren Arrohir und Yuzuki bald darauf, dass am späteren Nachmittag die zweite Runde im Mannschaftszweikampf ansteht und die Calatirnor dabei gegen die Delegation von Ubain antreten müssen. Als es soweit ist, treffen Tinulin, Arrohir, Bóin II. und Calendin auf Ubbe, Ubert, Ubang und Uben und lassen ihnen nicht den Hauch einer Chance. Mit seinem ersten Hieb verletzt Calendin Ubbe schwer im Gesicht, und auch Tinulin macht Ubert durch einen Kopfreffer mit Luinmacils eisiger Klinge, welche dem Mann die Lippen erfrieren lässt, kampfunfähig. Schon nach gut zehn Sekunden ist von den Kontrahenten einzig noch Uben kampffähig, doch hat auch er bereits einen Bruch des Oberschenkels zu beklagen und ergibt sich daher den Calatirnor, welche sogleich vom Publikum ausgebuht werden. Als nach mehreren weiteren Mannschaftsgefechten schliesslich die Dunkelheit hereinzubrechen beginnt, ordnet die Turnierleitung eine kurze Unterbrechung an. Diese sei notwendig, um die beiden letzten Wettkampfbegegnungen des Tages, nämlich jene von Chey Sart gegen Kargagis Ahar und von Orgothraath gegen Alduryaknar, ins rechte Licht und Ambiente zu rücken.
// Metageblubber:
Nein, dieses Mal gibt's kein Mitleid für die Spieler und ihre Charakter. Was die in dieser Session zusammengewürfelt haben, ist - selbst ohne die dazukommenden Patzer und sonstigen unterirdischen Würfe des Spielleiters - teilweise dermassen abartig obendrüber gewesen, da hätten sie es auch gleich mit Rallah und der Schlange von Cyan direkt aufnehmen können. Aber gut, es sei ihnen gegönnt, denn schlussendlich hat ihr ganzes Würfelglück nur dazu geführt, dass sie in zwei Disziplinen des Turniers eine Runde weitergekommen sind. Sie haben also nicht wirklich Schaden gestiftet ;)
Was war sonst? Bóin II. und Calendin beklagten sich fortwährend über die mangelnde Entscheidungsfreiheit seiner beiden Hauptcharakter und finden, sie seien nur Marionetten in den Ränkespielen der grossen Player. Dass Calendin dies Aram, dem Verbindungsmann der Calatirnor zur Azurspinne am Steppenturnier, in ziemlich unverblümter Art und Weise vorgeheult hat, wird wohl noch Auswirkungen in die eine oder andere Richtung haben... Mit grosser Macht kommt grosse Verantwortung, oder so.
Nach der Session war mir lange nicht klar, ob der Spieler selbst oder "nur" seine Charakter Bóin II. und Calendin so empfinden. Wenn es sich um das wirkliche Empfinden des Spielers handeln würde, müsste ich wahrscheinlich ernsthaft über die Bücher gehen und mir überlegen, wie und was ich an der Kampagne und am Spiel ändern könnte, um den Spielern wieder ein Gefühl von mehr Eigenwirksamkeit zu vermitteln. Wenn es hingegen "nur" das Empfinden der Charakter ist, so ist diese "Ohnmacht" durchaus ein gewolltes Element des Spieles in diesem Stadium der Kampagne. Immerhin haben sich die Charakter selbst in diese für sie ziemlich unvorteilhafte Situation hineinmanövriert.
Ich habe beide Spieler im Nachgang zur Session jedenfalls per E-Mail auf die Sache angesprochen, und nach einer weiteren "unklar" formulierten Äusserung von Bóins II. Spieler scheint nun immerhin klar zu sein, dass es sich um das Empfinden seiner Charakter handelt. Damit kann ich gut umgehen und Calendins "Geheule" wirkungsvoll ins Spiel integrieren.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Calendins Vorschlag, die Statue von Ren, dem Feuerkönig von Chey Sart, zu zerstören, wird Aram veranlassen, ein Treffen zwischen der Azurspinne und Tinulin zu forcieren. Dieses Gespräch wird dann meine Möglichkeit sein, um jede Menge Informationen zu streuen und den Spielern auch gleich noch eine Standpauke zu halten, dass sie sich nicht im Geringsten auf die Reise nach Osten vorbereitet haben... Nicht dass ich vor dem Aufbruch der Gefährten in der Lage gewesen wäre, ihnen die Infos zukommen zu lassen, die ich in der Zwischenzeit über die Jahre "erarbeitet" habe :)
Bei dieser Session hat die Kombination von sich über ihre "Entscheidungsunfreiheit" beklagenden Charaktern und dem auf Spielerseite durchgehenden Würfelglück dazu geführt, dass ich nach vier gespielten Turniertagen wirklich ein bisschen genug für diese Runde gehabt habe. Ich war daher gar nicht so unglücklich, als wir die Session nach rund 10,5 Stunden beendet haben. So etwas kommt bei mir eigentlich ziemlich selten vor. Klar kann es schon mal passieren, dass ich mich in einer Session oder kurz danach über mangelndes Würfelglück beklage. Dabei stört mich dann meist, dass ich den Charaktern gar nicht das entgegensetzen konnte, was es eigentlich gebraucht hätte, um - in meinen Augen - überhaupt so etwas wie ein bisschen Spannung aufkommen zu lassen. Die Spieler versichern mir dann hingegen regelmässig, dass sie, selbst wenn alles wie geschmiert läuft, trotzdem bei jeder Aktion einen erhöhten Puls haben. Das Ganze ist somit also gar nicht so "wild" und schnell abgebucht, und ich freue mich ja gleichzeitig auch über den Erfolg der Spieler und ihrer Charakter.
Bei dieser Session kam zum sehr ungleich verteilten Würfelglück aber eben auch noch das oben beschriebene, andauernde Gejammere über die fehlende Entscheidungsfreiheit dazu.
Die Spieler haben sich in der zweiten Runde des Nahkampfes ein paar Mal über die Stärke ihrer Gegner gewundert, welche sie sich ohne magische Verbesserungen nicht erklären konnten, da sie regeltechnisch nicht erreichbar wären. Ich musste sie daher mehrfach daran erinnern, dass dies hier nicht irgendein Wald- und Wiesenturnier, sondern das Steppenturnier (hm, klingt jetzt auch nicht viel grösser ;) ) ist, an dem jedes Reich bevorzugterweise seine besten 40 Wettkämpfer an den Start schickt. Und ja, in jedem dieser Reiche gibt es auch ein paar solcher Brocken, die den Gefährten in ihrer Spezialdisziplin das Wasser reichen können. Der Unterschied besteht zum Teil halt darin, dass die Charakter gleich mehrere Spezialgebiete mit absoluten Spitzenwerten haben, während so ein "einfacher" Kampfklops eher nur auf seinen starken Bizeps und alles Kampfbezogene setzt, während er daneben vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte ist - kennen wir ja alle vom Fussball.
Dazu kommt, dass wir den Spieler-Charaktern aufgrund ihres "Helden"-Status und ihrer hohen Stufe zahlreiche Verbesserungen verpasst haben, wobei wir damals aber auch festgelegt haben, dass herausragende NSC diese oder ähnliche Verbesserungen ebenfalls haben können. Und schliesslich sollte nicht vergessen gehen, dass es natürlich auch in Mittelerde sowas wie Doping geben könnte, was zum Beispiel gerade im Osten durchaus vorstellbar ist. Darüber, wie lange der allfällige Verbesserungseffekt eines Spezialpilzes anhält, ist damit ja noch gar nichts gesagt.
Namo:
Immerhin hast du egal auf welchem Weg für Emotionen bei den Spielern gesorgt >;D Und eine 10 Stunden Session ist dann natürlich schon auch für alle anstrengend.
Ist das jetzt eigentlich der aktuellste Stand der Kampagne oder seid ihr in Echtzeit schon weiter?
torben:
@Namo:
Unsere Sessions dauern in der Regel immer so 10 bis 12 Stunden, wovon dann ca. 1 bis 2 Stunden für Outgame-Gespräche und Sonstiges draufgehen. Von daher sind wir die Dauer grundsätzlich gewöhnt :)
Also ich bin ja nicht immer so schnell mit dem Aufschreiben der Sessions und der Spieler von Tinulin ist dann auch manchmal nicht ganz so schnell mit dem Gegenlesen... dadurch sind wir immer so 1 bis 3 Sessions im Hintertreffen, was die Berichte angeht. Aktuell haben wir z.B. bis und mit Session 112 gespielt und die nächste Session steht Mitte Mai an. Ich hoffe, bis dahin auch hier ein bisschen aufzuholen :)
torben:
Nun haben wir aber wirklich lange genug gewartet... Zeit für viele Neuigkeiten und etwas Eskalation :)
Also, Popcorn bei Fuss und losgelesen :)
Session 111: Teil 1
22.8. 23.8.2788 3Z
Darushan
Während im mittlerweile dunklen Stadion zahlreiche Feuerschalen aufgestellt und entzündet werden, um die Mannschaftszweikämpfe von Chey Sart gegen Kargagis Ahar sowie Orgothraath gegen Alduryaknar ins rechte Licht zu rücken, bemerkt Tinulin, dass sich sowohl Katarr wie auch Almaro kampfbereit machen. Als er Calendin darüber informiert, schwant dem Waldelb Übles, weshalb Tinulin zu Almaro geht und ihn davor warnt, dass ihm ein ähnliches Schicksal wie seinem Vater Almarant blühen könnte, falls er selbst am Wettkampf teilnehmen sollte. Almaro entgegnet ihm jedoch, dass er das nicht glaube, da Alduryaknar gegen Orgothraath und nicht gegen Chey Sart antrete. Der Noldo rät ihm, gleichwohl sehr vorsichtig und aufmerksam zu sein, da dies die perfekte Gelegenheit für einen Angriff auf ihn sei.
Als Mo, die kurz abgelenkt war, mitbekommt, dass Tinulin zu Almaro gegangen ist, weil er um dessen Sicherheit fürchtet, sagt die schöne Heilerin, sie hoffe, dass der Elb dem Prinzen klarmacht, dass er auf keinen Fall antreten dürfe. Auf Arrohirs Frage hin, weshalb Almaro nicht kämpfen sollte, erklärt ihm Calendin, dass der Prinz Gefahr laufe, im Kampf schwer verletzt zu werden. Darauf sagt der junge Dunadan, dass sie in diesem Fall zur Delegation von Alduryaknar gehen sollten, damit Mo Almaro nötigenfalls retten könne. Entrüstet erwidert Mo, dass das so nicht gehe, worauf Arrohir erklärt, dass eben jeder von ihnen Opfer zu erbringen habe, ganz so wie er ja auch das Opfer mit Windraes erbringe. Mo entgegnet darauf, dass Arrohir damit falsch liege, zumal Ibims sein Opfer gewesen sei, und sie diesen bereits gerettet habe. Sie habe jedoch nicht vor, noch mehr Leute zu heilen, mal abgesehen von den Gefährten. Calendin erklärt darauf, dass Almaros Tod all ihre bisherigen Anstrengungen auf einen Schlag zunichte machen würde.
Tinulin scheint derweil einen ähnlichen Gedankengang wie Calendin gehabt zu haben, denn er wendet sich nochmals an Almaro und rät ihm umso eindringlicher von der Teilnahme am Mannschaftszweikampf ab. Als Grund für die Absage könne der Prinz geltend machen, dass er sich um seinen Vater Almarant kümmern müsse. Almaro überlegt einen Moment, bevor er dem Vorschlag zustimmt und sagt, dass diese Begründung gegen einen Gegner wie Orgothraath zulässig sein dürfte, während sie gegen Chey Sart aus Gründen der Ehre und des Ansehens nicht vorgebracht werden könnte. Tinulin sagt darauf, dass er Almaro zu seinem Vater begleiten werde, und schlägt gleichzeitig vor, den König von Alduryaknar an einem Ort ausserhalb des Stadions unterzubringen. Almaro winkt jedoch ab und sagt, dass selbst wenn ein solches Quartier gefunden werden könnte, sie nicht genügend Wachen hätten, um den König ausserhalb des Turniergeländes angemessen beschützen zu können. Nachdem dieser Punkt besprochen ist, erteilt Almaro Alaarm einige Anweisungen und geht anschliessend mit mehreren Frauen aus seinem Gefolge zur Unterkunft von Alduryaknar, wohin ihm auch Tinulin, sowie wenig später auch alle Gefährten ausser Calendin folgen. Der Waldelb will die letzten beiden Wettkämpfe beobachten und dabei auf allfällige Unregelmässigkeiten achten. Bei König Almarant angekommen, sagt Almaro, dass er den restlichen Abend bei seinem Vater verbringen müsse, um die Glaubwürdigkeit seiner Ausrede nicht zu gefährden. Tinulin versteht das und beginnt sogleich, für den im Bett liegenden gebrechlichen König zu singen.
Als gleich darauf der Wettkampf zwischen Chey Sart und Kargagis Ahar beginnt, bemerkt Calendin, dass die Dunkelheit in unnatürlichem Masse zugenommen hat, während das Licht der Feuerschalen gleichzeitig umso heller strahlt. Die Kämpfer von Chey Sart lassen ihren Gegnern kaum eine Chance und verwunden Katarr äusserst schwer. Während Calendin zusieht, wie Katarrs regungsloser Körper von seinen Leuten aufgehoben und zur Unterkunft von Kargagis Ahar gebracht wird, geht Alaarm zum Turnierleiter, der kurz darauf verkündet, dass Prinz Almaro nicht am Gefecht gegen Orgotraath teilzunehmen gedenke. Der Zustand seines Vaters habe sich in der letzten halben Stunde wohl so sehr verschlechtert, dass er lieber an seiner Seite weilen wolle, als sich in einem heroischen Wettkampf zu messen. An seiner Stelle werde daher ein anderer Krieger der Delegation von Alduryaknar antreten. Als der Kampf der beiden Reiche wenig später beginnt, muss Calendin mitansehen, wie auch Orgothraaths Streiter ihren Gegnern massiv zusetzen und sie schon bald niedermachen, wobei gleich drei der vier Kämpfer schwere Verletzungen davontragen.
Die Verletzten werden sogleich zur Unterkunft von Alduryaknar gebracht, wo sich mehrere Frauen um die Versorgung der Wunden kümmern. Mo sieht sich auch hier nicht in der Pflicht zu helfen, zumal Alduryaknar den Calatirnor ohnehin schon wohlgesonnen sei, wie die schöne Heilerin erklärend sagt. Bóin II. findet diese Haltung etwas gar egoistisch, da die Pflegerinnen sein eigenes Hilfsangebot jedoch dankend ablehnen, verabschieden sich die Zwerge sowie Arrohir, Mo und Yuzuki bald wieder und gehen zurück ins Stadion, während Tinulin singend bei König Almarant bleibt.
Sobald die Wettkämpfe des Tages abgeschlossen sind, verkündet die Turnierleitung, dass die Delegation von Lygar Kraw bei König Rallah zum Abendessen eingeladen sei. Beim Essen berichtet Calendin seinen Freunden von den letzten beiden Gefechten und sagt, dass dabei schwarze Magie und vielleicht auch Drogen im Spiel gewesen sein könnten. Als er anfügt, dass Katarr schwer verwundet sei und vielleicht nicht überleben werde, reagiert Bóin II. sauer, da nicht seine Axt für Katarrs Zustand verantwortlich gewesen ist.
Etwas später nähert sich Aram mit einem Weinglas in der Hand dem Tisch der Gefährten, worauf sich Calendin rasch verdrückt, um dem Faden der Azurspinne möglichst aus dem Weg zu gehen. Der hagere Mann wendet sich an Arrohir und sagt, er wünsche unverzüglich mit Tinulin zu sprechen. Der junge Dunadan erwidert, dass er den Noldo holen gehe, zuvor jedoch würde er Aram gerne erst die Hand geben, worauf der Mann erwidert: "Wenn dies die Sache zu beschleunigen vermag", und Arrohirs Wunsch erfüllt. Sogleich geht Arrohir zur Unterkunft von Alduryaknar und sagt dem noch immer singenden Tinulin, dass Aram ihn zu sprechen wünsche. Nachdem der Noldo die Strophe des Liedes beendet hat, verabschiedet er sich von Prinz Almaro, der dem Noldo ein weiteres Mal für seine Unterstützung dankt, und geht zusammen mit Arrohir zurück ins Stadion. Aram sieht den Noldo ziemlich ernst an und macht mit der Aufforderung "Herr Tinulin, auf ein Wort" klar, dass er sich mit dem Noldo unter vier Augen unterhalten will. Als die beiden so weit abseits stehen, dass ihre Worte keine anderen Zuhörer finden können, sagt Aram:
"Herr Tinulin, die von Herrn Calendin in Eurer Abwesenheit mir gegenüber geäusserte törichte und gefährliche Idee bezüglich der Zerstörung der Statue von Ren, dem Feuerkönig, sowie sein hitziges und unbedachtes Auftreten veranlassen die Azurspinne zu einem unverzüglichen Treffen mit Euch. Es könnten erhebliche Gefahren entstehen, sollte sich Calendin weiterhin nicht selbst oder Ihr ihn nicht im Griff haben."
Anschliessend erklärt Aram Tinulin, dass die Azurspinne ihn am späteren Abend in einem Haus in Darushan erwarte, bevor er dem Noldo den Weg dorthin sowie das zu verwendende Klopfzeichen erklärt und anfügt, dass er darauf achten solle, nicht verfolgt zu werden. Als Tinulin sagt, dass er da sein werde, nickt Aram zufrieden und zieht sich nach einem weiteren Schuck aus seinem Weinglas zurück.
Kurz darauf ist Tinulin wieder bei seinen Gefährten und berichtet ihnen, dass er noch am heutigen Abend die Azurspinne persönlich treffen werde, was unter anderem wohl mit einem kürzlich in Rage geratenen Calendin zusammenhänge. Als er den Waldelb ansieht und fragt, was da vorgefallen sei, erklärt Calendin ganz direkt: "Ein Arschloch mit einem Weinglas, das ist vorgefallen."
Gleich darauf gehen die Gefährten zurück zu ihrer Unterkunft, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Calendin hält das Angebot der Azurspinne für eine Falle, und auch Bóin II. ist von der Sache nicht begeistert, worauf Tinulin entgegnet, dass sie morgen mehr wissen werden. Nachdem Calendin auch noch Tinulin darüber in Kenntnis gesetzt hat, dass Katarr wohl im Sterben liege, überlegt der Noldo eine ganze Weile hin und her, ob er sein Schwert Luinmacil zu Treffen mitnehmen soll. Schliesslich nimmt Tinulin die Waffe als Erkennungsmerkmal mit, denn immerhin hatte er sich gegenüber der Azurspinne ja selbst als "die blaue Klinge des Westens" bezeichnet. Des Weiteren trägt er seine Rüstung, den Armreif seiner Ahnin Erandë sowie das von seinem Vater geschaffene Diadem, welches er unter der Kapuze seines Mantels verbirgt. Bevor er schliesslich losgeht, nimmt ihn Mo noch kurz beiseite und bittet den Noldo darum, der Azurspinne einen versiegelten Brief von Herrn Saruman zu übergeben. Ohne überrascht zu sein, nickt Tinulin und steckt das Schreiben ein.
Sobald Tinulin die Unterkunft durch die Aussentüre verlassen hat und in die Dunkelheit geschlichen ist, ruft Calendin die Gefährten zusammen und sagt, sie sollten ihre Optionen besprechen. Zuvor will er aber von Mo wissen, ob sie Tinulin gerade einen Brief von Herrn Saruman für die Azurspinne mitgegeben habe. Die schöne Heilerin nimmt den provokanten und eine klare Antwort fordernden Ton des Waldelben zwar wahr, erwidert auf die Frage jedoch:
"Nun Calendin, wenn Du glaubst, ich hätte Tinulin einen Brief von Herrn Saruman für die Azurspinne mitgegeben, so ist dies nicht mehr und nicht weniger als das, was Du glaubst. Es ist in der Tat so, dass ich den Fürsten der Zwerge von den Schwarzschmieden und den Steinfüssen Mitteilungen von Herrn Saruman überbracht habe. Und schon damals habe ich Euch gesagt, dass mir Herr Saruman nicht aufgetragen hat, Euch über die Dinge in Kenntnis zu setzen, die er mir anvertraut hat, und ich sah und sehe mich nicht befugt, Euch zum jetzigen Zeitpunkt mehr zu erzählen."
Sich sehr über Mos Antwort enervierend, fällt Calendin der schönen Dunländerin immer wieder ins Wort und hält ihr vor, dass er sich der Azurspinne gegenüber ganz anders verhalten hätte und sein Misstrauen viel geringer gewesen wäre, wenn er gewusst hätte, dass Herr Saruman die Azurspinne kennt. Mo erwidert darauf: "Ich bin mir immer noch sicher, dass Ihr Verständnis für meine Verschwiegenheit in dieser Sache habt, schliesslich verfügt jeder von Euch auch über Informationen seines eigenen Herrn, welche er nicht offen preisgeben würde oder dürfte. Ich habe Dir, Calendin, auch schon damals gesagt, dass es nicht an mir ist, zu beurteilen, ob meine Verschwiegenheit im Sinne von Herrn Saruman ist oder nicht. Und ich habe bereits damals gesagt, dass ich alles daran zu setzen versuche, die Calatirnor, also uns, mit meinen Aufträgen nicht direkt in Gefahr zu bringen. Und selbst wenn ich Tinulin einen Brief von Herrn Saruman mitgegeben haben sollte,..." - weiter kommt Mo nicht, denn Calendin fällt ihr erneut mit weiteren Vorwürfen ins Wort, worauf sich die Heilerin schliesslich von ihm abwendet und sagt: "Gut, wenn Du mir nicht zuhören möchtest, dann habe ich Dir auch nichts zu sagen." Damit steht Mo auf und setzt sich abseits der übrigen Gefährten auf ihr Bett, den Rücken an die Wand gelehnt. Als Arrohir in beschwichtigender Absicht sagt, dass er Mos Situation aus seiner Zeit in Gondor verstehe und wisse, wie sie sich fühle, erwidert sie zornig, dass er nicht die geringste Ahnung davon habe, wie es in ihr aussehe.
Nach einer Weile betretenen Schweigens will sich Calendin wieder dem eigentlichen Thema, den Optionen der Calatirnor nach dem Turnier, zuwenden, doch Mo bleibt schweigend auf ihrem Bett sitzen. Das veranlasst Arrohir, sich auch auf ihr Bett zu setzen und sich dort so breit zu machen, dass sie ihn mit sanfter Gewalt beseite schieben muss. Als Calendin sagt, dass die Zwerge den Calatirnor Geleitschutz bis nach Kharukthalad und vielleicht sogar noch weiter bis Buzan angeboten hätten, wirft Arrohir ein, dass Tinulin noch zur Schlange von Cyan reisen wolle. Calendin entgegnet darauf, dass es in erster Linie darum gehe, von Darushan wegzukommen und Distanz zwischen sich und Chey Sart zu bringen. Es gehe hier um ihr Überleben, weshalb auch Bóins II. Rachegelüste zurückstehen müssten. Bisher schütze sie nur gerade der Turniercodex vor dem Tod, und es sei unklar, ob und wie sich durch Katarrs Schicksal daran etwas ändere. Arrohir wirft ein, dass er selbst keinerlei Verpflichtungen habe und ihn auch nichts zurück in den Westen ziehe. Er fände die Vorstellung verlockend, nach den "Ost-Elben" zu suchen, von denen Tinulin schon gesprochen habe. Diese sollen allerdings irgendwo in der Nähe von Kharukthalad beheimatet sein. Bóin II. wendet sich schliesslich an Mo und fragt, was sie hier im Osten noch zu erledigen habe. Die schöne Heilerin erwidert darauf, dass sie sich bis jetzt immer nach den Wünschen und Bedürfnissen der Calatrinor gerichtet habe und sich das vorerst wohl auch nicht ändern werde. Als sie anfügt, dass sie hier im Osten gar nichts "müsse", entgegnet Bóin II., dass dies gut zu wissen sei.
Schliesslich spricht Calendin auch noch die Suche nach Yuzukis Vater an, worin eine weitere Schwierigkeit liege. Arrohir sagt darauf zu Yuzuki, dass er sich bezüglich seines Grossvaters Aradun in einer ziemlich ähnlichen Situation befinde. Auf die Bitte des jungen Dunadans hin erzählt Bóin II. von den Anstrengungen, die er zusammen mit Arrohirs Vater Caedmon, Tinulin und Calendin sowie einigen weiteren Gefährten vor rund 55 Jahren auf sich genommen hatte, um Aradun aufzuspüren. Arrohirs Grossvater sei um das Jahr 2746 3Z im Grenzgebiet zwischen Rohan und Dunland verschollen, und Bóin II. und seine damaligen Begleiter hätten verschiedene Spuren verfolgt, um herauszufinden, was sich zugetragen hat und um Aradun wiederzufinden. Schliesslich hätten sie ihn südlich von Dol Amroth auf hoher See als Gefangenen auf einem corsarischen Schiff ein letztes Mal zu Gesicht bekommen. Seither fehle von ihm jedoch jede Spur.
Unterdessen ist Tinulin durch die Aussentür der Unterkunft geschlüpft und der Wegbeschreibung folgend durch die weitgehend dunklen Strassen von Darushan bis zu einem unscheinbaren kleinen Reihenhaus in der Nähe der südöstlichen Stadtmauer geschlichen. Schon kurz nachdem er das vereinbarte Klopfzeichen gemacht hat, öffnet ihm eine ältere Frau und führt ihn wortlos in den Keller des Hauses. Dort öffnet sie eine weitere Tür und bedeutet dem Noldo, durch den dahinterliegenden Gang zu gehen, wofür sie ihm ein kleines Lämpchen mitgibt. Tinulin nickt der Frau zu und geht geduckt durch den rund 25 Meter langen Gang, an dessen Ende er bei einer weiteren Tür das Klopfzeichen wiederholt. Sein Orientierungssinn verrät ihm, dass er sich nun auf der anderen Strassenseite befindet, wo ein grosses, herrschaftliches Haus steht. Ein Mann öffnet Tinulin sogleich die Tür und führt ihn wortlos zu einem grossen Raum im ersten Stock des Hauses, der mit seinen vielen Büchern in den an den Wänden angebrachten Regalen entfernt an eine Bibliothek erinnert.
Beim Betreten des Raumes sieht der Noldo einen grossgewachsenen älteren Mann mit einem kurzen grauen Vollbart und wallendem grauen Haar, der neben einem breiten Tisch steht und ein paar darauf ausgebreitete Dokumente begutachtet. Sogleich wendet sich der Mann Tinulin zu und blickt ihn ruhig an, worauf ihn der Elb auf Quenya mit "Spinnenherr" grüsst. Der Mann, der ein langes Gewand aus fein verziertem Stoff nach der Art des Ostens trägt, erwidert die Begrüssung, indem er auf Quenya antwortet: "Ah, Herr Tinulin, ich grüsse Euch. Verzeiht, mein Quenya ist ein wenig eingerostet. Diese Sprache wird hier kaum gesprochen." Nachdem er Tinulin einen Moment gemustert hat, fährt er auf Ostron fort und sagt: "Sagt, Herr Tinulin, wann habt Ihr das Licht der Sterne zuerst erblickt, und in welchen Abteilungen standet Ihr bei der Schlacht auf der Dagorlad und während der Schlacht des Letzten Bündnisses?" Als Tinulin darauf entgegnet, dass er tatsächlich erst im Jahr 2602 3Z und damit lange nach den genannten Schlachten geboren sei, lächelt der Mann milde. Der Noldo erklärt indes, dass sein Kettenhemd und auch sein Helm in den besagten Schlachten im Einsatz waren. Seine Ahnen Curnalin und Findulin, deren Rüstung und Helm er trage, seien jedoch in der Schlacht des Letzten Bündnisses vor dem schwarzen Turm gefallen. "Das ist bedauerlich", sagt der alte Mann und sieht den Elben nochmals einen Moment schweigend an, bevor er das Thema wechselt und Tinulin für Einsatz zur Einhaltung der Vereinbarung zwischen den Calatirnor und der Azurspinne dankt. Dabei fügt er an, dass von einem Noldo, noch dazu von einem, der so viel auf seine Herkunft gibt, ehrlicherweise auch nichts Anderes erwartet werden durfte, zumal auch eigene Interessen des Westens auf dem Spiel stehen. Sich in diesem Moment an Mos Bitte erinnernd, sagt Tinulin, dass er einen Brief zu übergeben habe, wobei er seinem Gegenüber das Schreiben von Saruman aushändigt. Nachdem der alte Mann einen Blick auf das Siegel geworfen und es gebrochen hat, wendet er sich kurze Zeit von Tinulin ab, um den Inhalt des Schreibens zu lesen. Als er sich Tinulin wieder zuwendet, sagt der Noldo, dass die Azurspinne von Herrn Saruman offenbar gewürdigt werde, wenn er ihr einen Brief zukommen lasse. Der alte Mann geht darauf nicht weiter ein, sondern dankt Tinulin lediglich für die Überbringung des Schreibens. Anschliessend erklärt er, dass ihr Treffen wohl auch ohne Calendins unbedachtes Verhalten zustande gekommen wäre, allerdings habe Calendins Kopflosigkeit gezeigt, dass eine gewisse Gefahr im Verzug liegen könnte oder sollte der Heren Calatirnoron am Ende ein Selbstmordkommando sein? Beinahe schuldbewusst berührt Tinulin sein nachgewachsenes Ohr, als er auf die Frage hin erklärt, dass dieser Eindruck bisweilen durchaus entstehen könne, derlei Überlegungen und Taten jedoch eher dem jugendlichen Alter geschuldet seien. Calendin sei ein Waldelb und jeder Tag, den er so weit von seiner Heimat entfernt tief im Feindesland verbringe, sei eine Herausforderung für ihn, zumal ihm auch die Diplomatie des Ostens unbekannt sei, welche von Aram in höchster Vollendung gelebt werde. Tinulin fügt an, dass er all dessen ungeachtet für Calendin bürge wie auch dafür, dass der Waldelb nicht kopflos sei. Vielmehr sei es so, dass Calendin als erster der Gefährten die Macht der schwarzen Statue erkannt habe, die dunkle Kraft, welche beinahe jeden Abend auf dem Turniergelände zu spüren sei.
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