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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: tartex am 11.07.2010 | 12:35

Titel: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 12:35
Ich habe TDaR seit es für Savage Worlds erscheinen ist. Von ernsthaft kann imho bei dem Schreibstil nicht die Rede sein. Alleine schon der Klappentext...:"A grand tour through the post-apocalytpic world of 1948, from the drowned East Coast to the Soviet empire behind the serpent curtain-including the Top Five Places to Be Attacked By Pirates, the Top Five Places to Find A Remote Castle ruled By A Madman, and much more!"
In meinen Augen ganz klar mit einem Augenzwinkern geschrieben. Und mal im Ernst, wer soll denn so ein abstruses Ding ernst nehmen?  ;)

Kann mir jemand irgendein Setting nennen, das man ernst nehmen kann/muss/soll? Mir persönlich ist in mehr als 20 Jahren Rollenspiel noch keines untergekommen. Aber dann betreibe ich auch den Synnibarr-Fanclub...
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: MadMalik am 11.07.2010 | 12:37
Ich nehm kein RPG Setting ernst, es bleibt für mich immer Spiel und Spiel ist nie ernst. Gibt aber wohl Rollen'schau'spieler die das anders sehen.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: oliof am 11.07.2010 | 12:43
Na, die ganzen Indie-Selbsterfahrungsspiele nehmen sich doch sehr ernst. Polaris/Thou art but a Warrior zum Beispiel oder das Sklavenspiel und und und.

Wenn man die nicht gelten lassen will, würde ich noch Spiele wie Noir (OOP, leider) anbringen, die sicher auch mal eine Prise Slapstick abkönnen, aber im Kern nicht zum Rumalbern gedacht sind.

Zu TDaDR kann ich nur raten: Kenneth Hite versteht es, unterhaltsam zu schreiben. Ob das gleich bedeutet, dass das Setting nicht auch ernst sein kann? Ich glaube das hat nur bedingt miteinander zu tun.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: YY am 11.07.2010 | 13:23
Komplette Rollenspiele, also Systeme, die sich selbst 100% (und mehr  ;)) ernst nehmen oder ernst genommen werden können/sollten - da kann man endlos diskutieren:
Designabsicht und Umsetzung, Vorhandensein von Easter eggs, Realismus - was ist denn überhaupt "ernstzunehmen" und was nicht?


Aber Settings, die man ernst nehmen kann/muss/soll - da gibt es schon einige, z.B. die Settings von:

Millennium´s End.

Afghanistan D20  :P

Mit minimalen Abstrichen Eclipse Phase und Transhuman Space.

Und der Tiefschlag: GURPS hat einiges an historischen Realwelt-Settings auf Lager.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 13:25
Naja, bei uns hat noch kein Regelsystem (um mal im Indie-Bereich zu bleiben) den Kontakt mit den Spielern überlebt, ohne dass es zu Witzen kam. Ich schreibe ja auch gerne düstere Stimmungstexte *hüstel* so vor mich hin, aber gerade solche Sachen zu playtesten ist mir dann eher peinlich.

Gibt es irgendwelche Drogen, die einen beim Rollenspiel ernst machen?  8]
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: YY am 11.07.2010 | 13:31
Naja, bei uns hat noch kein Regelsystem (um mal im Indie-Bereich zu bleiben) den Kontakt mit den Spielern überlebt, ohne dass es zu Witzen kam.

Hab mir schon halb gedacht, dass es in die Richtung geht - das hat mit dem Setting nur seeehr bedingt zu tun bzw. berührt die Frage, ob es ein ernstzunehmendes Setting ist, mMn kaum.

Wenn du sagst: "Ich kenne kein RPG-System oder -Setting, das mich und meine Spieler dergestalt beeindruckt/überfahren/runtergezogen/sonstwie beeinflusst hat, dass kein bisschen mehr geblödelt wurde" - dann kann ich mich da nur anschließen.
Das liegt aber in der Natur der Sache...es spielt eben keiner irgendwas, um keinen Spaß dran zu haben.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: MadMalik am 11.07.2010 | 13:37
Und der Tiefschlag: GURPS hat einiges an historischen Realwelt-Settings auf Lager.

Die ich beim Spielen trotzdem nie ernstgenommen hab.  :gasmaskerly:
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: DeadOperator am 11.07.2010 | 13:43
 naja... ernst. Das, was dieser beschreibung am nächsten kommt ist für mich Transhuman Space. Die Zukunftsperspektive ist denkbar und in Teilen sehr anregend. Hat viele Verbindungen zu unserer Gesellschaft und hat mir durchaus Denkanstöße gegeben. Somit hat das Setting für mich schon eine "ernste" Komponente.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Jiba am 11.07.2010 | 14:40
Wenn man die nicht gelten lassen will, würde ich noch Spiele wie Noir (OOP, leider) anbringen, die sicher auch mal eine Prise Slapstick abkönnen, aber im Kern nicht zum Rumalbern gedacht sind.

So weit müssen wir gar nicht gehen. Schon "Call of Cthulhu" oder die "World of Darkness" sind im Kern nicht zum Rumalbern gedacht. Realistische Settings im Krieg auch nicht, denke ich, genauso wenig Sachen mit Kindern + Horror. All diese Settings können Slapstickelemente in den heimischen Runden erhalten, aber prinzipiell wollen sie, denke ich, ernst genommen werden, wenn sie es schon nicht sollen.

Tatsächlich fallen mir derart viele ernsthaft angelegte Settings ein, dass ich mich eher frage, ob es Settings gibt, die sich dagegen wehren, ernstgenommen zu werden.

Ob es Settings gelingt ihre angelegte Ernsthaftigkeit auch selbst durchzuhalten oder mit Regeln zu untersützen, ist wieder eine andere Frage.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: oliof am 11.07.2010 | 14:42
Tatsächlich fallen mir derart viele ernsthaft angelegte Settings ein, dass ich mich eher frage, ob es Settings gibt, die sich dagegen wehren, ernstgenommen zu werden.

Paranoia? Das Weltenbuch? Space Pirates? Kill Puppies for Satan?
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Jiba am 11.07.2010 | 14:45
Paranoia?

Da gab es mal einen Thread hier irgendwo, bei dem jemand genau das verneint hätte und argumentieren würde, dass "Paranoia" tatsächlich ein Setting ist, das man ernst nehmen sollte. Aber mal im Ernst: Wirkliche Comedy-Settings dürften eher in der Minderzahl sein. Ich meine: Sogar "Cyberpunk" könnte man eigentlich ernst nehmen...  :)
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 14:54
Tatsächlich fallen mir derart viele ernsthaft angelegte Settings ein, dass ich mich eher frage, ob es Settings gibt, die sich dagegen wehren, ernstgenommen zu werden.

Naja, die Fragestellung war auch eher, ob das Setting Day after Ragnarok weniger ernst zu nehmen ist, als andere Settings, weil es irgendwie Crossover ist und Top-5-Listen zu Abenteuerlocations hat.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: MadMalik am 11.07.2010 | 15:43
Ich nehm halt Spiele nie ernst, egal wie düster, brutal oder niedlich das Setting ist. Das hilft mit der Atmosphäre und gibt ein wenig den Ton an wie man spielt, aber es bleibt für mich Spiel und das wird für mich nie ernst, egal ob PnP, Brettspiel, Tabletop oder Videospiel.
Scheinlich auch weil ich sowas in einem Spiel nicht brauche, dafür ist der Alltag da.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: alexandro am 11.07.2010 | 16:00
Fast jedes Setting (auch Paranoia, auch Kill Puppies, auch Space Pirates...) kann man ernstnehmen. In den meißten Fällen funktioniert das Spiel auch nicht, wenn man sich nicht auf die "Konventionen" des Settings einlässt und diese unreflektiert und ohne HaHa anwendet.

Das heißt nicht, dass die Runde dann auch ernsthaft sein muss, aber solbald man System und Setting hinterfragt bricht das Spiel zusammen. Meine Erfahrung.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 16:14
Irgendwie nehme ich so betrachtet alles ernst. Ich nehme auch Superheldencomics total ernst und habe sogar (das "sogar" ist für euch, für mich ist das klar) Twilight beim Schauen ernst genommen. Gerade diese beiden Beispiele scheinen ja in der deutschen Geek-Szene Probleme zu machen.

Die Frage ist halt: wo wird es für euch schwer ein Setting ernst zu nehmen?

Aber könnt ihr z.B. Crossover weniger ernst nehmen als andere Settings?

Was mich interessiet ist das Ernstheitsgefälle. Schönes Wort.  ;D
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: YY am 11.07.2010 | 16:33
Crossover sind grundsätzlich kein Problem, die mach ich oft genug selbst  :)

Es gibt allerdings Settings, in die ich weniger gerne alles Mögliche reinstopfe und solche, wo ich das zumeist sehr passend finde.
Das ist allerdings reine Gefühlssache, welche Settings ich gerne "pur" habe und welche nicht - ein Muster könnte ich da jetzt nicht beschreiben.


Der Faktor, der mich am Meisten stört, sind grobe Fehler/Ungereimtheiten, die so gar nicht reinpassen wollen und nicht nur nicht als Parodie/humoristisches Element erkennbar sind, sondern sogar explizit als "ernsthaft" deklariert werden. Das lässt mir dann keine Ruhe, bis es gerichtet ist  :)
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Crimson King am 11.07.2010 | 16:35
Was wird denn unter "ernst nehmen" hier verstanden?

Es gibt im Indie-Sektor etwas heftigere Settings, die man auch in gewisser Weise als Selbsterfahrungstrip verwenden kann, z.B. Sorcerer.

Davon mal ganz abgesehen halte ich den Spruch, man nehme keine Settings ernst, weil es sich ja um ein Spiel handelt, erstens für völlig abgeschmackt und zweitens dämlich, weil man auch Spiele mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreiben kann. Darüber hinaus würde ich Paranoia und Ctulhu als Settings bezüglich Ernsthaftigkeit echt nicht in den gleichen Topf schmeißen.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: MadMalik am 11.07.2010 | 16:58
Klar kann man Spiele jeder Art ernsthaft betreifen, tue ich aber nicht. Das du das dann dämlich findest ist dabei erstmal dein Problem und nicht meins.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Visionär am 11.07.2010 | 17:03
Ich verstehe den Ausdruck "ernst nehmen" auch nicht.

Wie soll ich denn einen fiktiven Hintergrund ernst nehmen?
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Pyromancer am 11.07.2010 | 17:32
Völlig aus dem Kontext gerissen:
Zitat von: Rahim Taghizadegan, "Demokratie, Journalismus und das Spiele spielen"
...
Einer will Trost zusprechen, ein Spiel sei doch nur ein Spiel, man dürfe es nicht so ernst  nehmen - und damit macht er es bloß noch uninteressanter. Wenn man es nicht ernstnehmen darf, warum sollte man es dann überhaupt tun? Man müsste den spiellosen, verzweckten und verzickten Ernst auch als eine destruktive Art von Spiel erkennen und den gelassenen, guten Ernst im Spiel wiederfinden - aber das passt nicht gut zusmmen. Es bleibt nur der Zynismus, sich über jedes Spiel lustig zu machen,
...
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Visionär am 11.07.2010 | 17:36
Jaja, schon klar. Aber über welche Art des Erstnehmens wollen wir reden?

Das könnte ernsthaft so kommen?

Ist "realistisch", hätte also sein können?

Ist in sich plausibel?

Ist aus einer Warte geschrieben, die sich selbst ernst nimmt?

Hat ernste Auswirkungen auf das Leben?

Wirkt nur gut, wenn in aller Ernsthaftigkeit gespielt?
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Xemides am 11.07.2010 | 18:00
Hallo,

auch ich finde das ganze schwer zu beantworten.

Aber zu sagen, nur weil es ein Spiel ist, muß man es nicht ernst nehmen eine sehr fragwürdige Aussage, frag mal die Fußballfans (oder Fans jeder anderen Sportart).

Auch die Tatsache, daß es sich um fiktive Welten handelt, ist keine Begründung, die Welt nicht ernst zu nehmen. Auch da gibts genug Beispiele für, von Star Trek bis Mitelerde.

Ich schaue mit eigentlich jede Welt so an, wie sie gemeint ist und behandele sie so.

Paranoia oder Weltenbucxh sind ja eindeutig als Parodien gedacht, die mit HUmor gespielt werden wollen, und so spiele ich sie ja auch.

Die meisten Setting wollen alledings ernst genommen werden, also spiele ich die Rollenspiele ernsthaft. D.h. sie verhalten sich so, wie sich ein Bewohner dieser Welt Verhalten würde, wenn es sie gäbe.

Inbegriffen ist natürlich meistens auch Humor, den auch die Bewohner haben, und auch auf Spielerebene wird sicher mal ein Witz gerissen. Kommt immer auf die Situation an.

Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: scrandy am 11.07.2010 | 18:04
Also ich würde mal "ernst" in zwei Kategorien packen. Erstens ernst in Abgrenzung zu Witz, Komik bis hin zu Satire. Da ist eigentlich klar, dass es viele Spiele gibt, die nach dieser Definition ernst sind. Außerdem ist das auch nochmal abhängig von Abenteuer und Spielweise aber das System gibt meist einen ernsthaften oder eher witzigen Stil vor.

Gegenüber dieser offensichtlichen Abgrenzung finde ich "ernst" als Einschätzung für Anspruch viel interessanter. Wie viele Settings versuchen bewusst anspruchsvoll (ernst) zu sein? Ich meine Damit, dass sie die Gruppe zum Nachdenken bringen, dass sie Themen behandeln die auch jenseits des Plots wichtig sind oder das sie philosophisch/politisch/idealistisch oder sonstwie einen Beitrag zum Gedankengut leisten. Sollte diese Abgrenzung gemeint sein, dann muss ich sagen dass ich keine Spiele auf dem Markt kenne, die das explizit zum Ziel manchen. Aber andererseits habe ich als Spielleiter durchaus den Anspruch an meine Geschichten diese Art Ernsthaftigkeit zu erfüllen indem ich immer irgendwas einbaue, was die Leute zum nachdenken bringt, indem ich SciFi im ursprünglichen Sinne betreibe oder aktuelle Ereignisse Gedanklich in meinen Abenteuern verbaue, auch wenn das Setting das nicht explizit fordert und fördert. Das heißt nicht dass die Abenteuer nicht auch einfach nur Spaß machen können, sondern das die Spieler die es schätzen immer auch ein Stück Nachdenklichkeit mitnehmen können.

In meinem eigenen System Mystix habe ich diese Art Ernsthaftigkeit zum Designziel erklärt. Deswegen hat das Setting auch religiösen Extremismus, Armut, Globalisierung, Umweltprobleme usw. zum Thema auch wenn man die Fantasywelt in Mystix auch durchaus mit Witzen und recht Abenteuerorientiert bespielen kann. Aber jemand der diese Art Ernsthaftigkeit sucht, kann sie mit Mystix und speziell mit meinen Abenteuern bekommen.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2010 | 18:08
Aber über welche Art des Erstnehmens wollen wir reden?
Wie wäre es für den Anfang mit "respektieren, nicht destruieren"?
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: knörzbot am 11.07.2010 | 18:31
Naja, die Fragestellung war auch eher, ob das Setting Day after Ragnarok weniger ernst zu nehmen ist, als andere Settings, weil es irgendwie Crossover ist und Top-5-Listen zu Abenteuerlocations hat.
Nein, sondern weil es total bekloppt und abstrus ist. Das zitierte war nur ein kleiner Ausschnitt. Nazis beschwören die Midgardschlange und diese wird dann durch eine Atombombe getötet, die ein amerikanischer Bomber der Schlange in den Rachen wirft...
Also ich muss da unwillkürlich schmunzeln...
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 18:47
Ich denke, was knarzbot meinte, war dass der Hintergrund seine "Suspension of disbelieve" wegknallt. Ich kann das zwar nicht für die von ihn dargestellten Beispiele nachvollziehen. Dass es Magie gibt ist für mich in sich schlüssig. Sonst würde ja Shadowrun auch nicht klappen und das ist ja vollkommen mainstreamkompatibel.

Ich persönlich habe nur bezüglich Klimaeinfluß und verhinderter Sonneneinstrahlung gestutzt. :D

Aber suspension of disbelieve ist halt unglaublich subjektiv,  denn wenn die Stimmung passt, kann man fast alles rationalisieren.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: alexandro am 11.07.2010 | 18:52
Die SoD wird normalerweise nur durch die Spielrunde weggeknallt, wenn der SL der Meinung ist "ist ja eh alles egal und albern, also kann ich willkürlich ein paar komische Sachen passieren lassen, ohne Sinn und Plan". Ein Rollenspielbuch so zu schreiben, dass es de SoD zerstört, ist schon ziemlich schwer.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 19:50
Ein Rollenspielbuch so zu schreiben, dass es de SoD zerstört, ist schon ziemlich schwer.

Für manche Leute gehen halt manche Sachen nicht. Gutes Beispiel: wenn man in irgendeinem Bereich Fachmann ist (man hat es z.B. studiert) kann ein Setting das in einem ähnlichen Bereich spielt und von einem Gamedesigner ohne das entsprechende Wissen geschrieben wurde, einfach nicht mehr ernst genommen werden, egal wie gut es designt ist, weil die Grundannahmen halt nicht der Realität entsprechen. Egal ob man jetzt Realismus im Rollenspiel ideologisch ablehnt oder nicht. Das ist wie CSI oder sowas schauen (http://www.youtube.com/watch?v=O2rGTXHvPCQ). :D
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Visionär am 11.07.2010 | 19:52
Wie wäre es für den Anfang mit "respektieren, nicht destruieren"?
MEinst du damit, dass ich jetzt destruktiv war, weil ich gefragt habe, wie es zu verstehen ist?

Das man ein Werk respektiert, wenn man es kritisiert, ist doch die Grundlage für jedes vernünftige Auseinandernehmen. *eg*

@Tartex: Ich gebe dir Recht.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: knörzbot am 11.07.2010 | 20:16
Ich denke, was knarzbot meinte, war dass der Hintergrund seine "Suspension of disbelieve" wegknallt.
Jein. Wenn ein Setting so geschrieben ist wie DaR, also etwas locker und "flapsig", dann neige ich dazu beim Spielen dann ebenfalls etwas "flapsig" zu sein und lockere, hoffentlich witzige Sprüche loszulassen. Das habe ich auch schon bei anderen Spielern beobachtet. Die Folge ist dann häufiges Gelächter in der Runde. Ist dann nicht einfach für einen SL da noch eine "ernsthafte" Stimmung zu halten. Bei Slipstream für SW ist das momentan genau so.
Der Ton macht bei mir die Musik...
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2010 | 21:22
MEinst du damit, dass ich jetzt destruktiv war, weil ich gefragt habe, wie es zu verstehen ist?
Nein. Ich meine die tatsächliche Einstellung dazu, wie man mit einem Werk, z.B. einem Rollenspiel, umgeht - die sich allerdings nicht in allen Fällen mit der behaupteten deckt.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: tartex am 11.07.2010 | 23:33
Wenn ein Setting so geschrieben ist wie DaR, also etwas locker und "flapsig", dann neige ich dazu beim Spielen dann ebenfalls etwas "flapsig" zu sein und lockere, hoffentlich witzige Sprüche loszulassen.

Ich muss es nochmals durchlesen. Habe den Ton gar nicht so in Erinnerung, aber dann hat es mich auch an den super gritty Roman Morbus Kitahara (http://de.wikipedia.org/wiki/Morbus_Kitahara_(Roman)) erinnert und ich hatte die entsprechenden Assoziationen. Aber ist eben eine sehr subjektive Sache, die ich wohl mit den seltensten Lesern teile.

Der flapsige Indiana-Jones-Stil bereitet mir auch bei den Filmen keine Sorgen. Außer die Wasserfälle in Teil 4, da war meine Suspension of Disbelieve tatsächlich sofort im Eimer - und zwar für den Rest des Films. Konnte das dann nicht mehr Ernst nehmen und so ist wohl geklärt, was mit dem Begriff gemeint ist.

Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: LöwenHerz am 11.07.2010 | 23:45
Ich schätze, Dir bleibt nur, ein eigenes Setting auf Deine werte Spielerschaft ausgelegtes Setting zu entwickeln.

Und lustig werden die sich schätzungsweise über alles. Das ist Einstellungssache und nicht settingspezifisch.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Teylen am 13.07.2010 | 16:07
Gegenüber dieser offensichtlichen Abgrenzung finde ich "ernst" als Einschätzung für Anspruch viel interessanter. Wie viele Settings versuchen bewusst anspruchsvoll (ernst) zu sein?
Bei der alten Welt der Dunkelheit Vampire die Maskerade.
Thematisiert neben dem allgemeinen gesellschaftlichen Verfall im Kontext zur jetzigen Zeit.
Die Moral der Menschen, im Kontext zu der Frage was den Menschen ausmacht sowie dem Kampf der niederen Triebe gegen ein angestrebtes Ideal im Kontext zu der eigenen Macht und der darauf erwachsenen Versuchungen.

[Die neue Welt der Dunkelheit kenne ich noch nicht gut genug, vermute aber mal das sie das Thema nicht abschafften]
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: Lord Verminaard am 13.07.2010 | 16:51
Ich würde wie folgt differenzieren:

1) Die Ernsthaftigkeit der Spielenden während des Spiels. Es gab ja mal (und gibt wohl teilweise noch) diesen Irrglauben, dass man so total ernst und andächtig sein muss, wenn man was ernstes spielt. Das halte ich für totalen Mumpitz. Natürlich gibt es so was wie den falschen Moment für einen Flachwitz. Aber das ändert nichts daran, dass ich beim Spielen gerne lache - auch und vielleicht sogar gerade, wenn ich intensiv und über ernste Themen spiele.

2) Die Ernsthaftigkeit des Gespielten. Bei längeren Kampagnen ist es bei uns eigentlich immer auch zu gewissen inhaltlichen Albernheiten gekommen, selbst in an sich ernsten Settings. Umgekehrt kann es auch in einem humoristischen Setting (z.B. Harry Potter) ernste Momente geben, d.h. Momente, in denen man die Protagonisten und ihr Innenleben, ihre Situation durchaus ernst nimmt, in denen man die Handlung und die inneren Konflikte nicht veralbert, sondern sich damit identifiziert und diese als authentisch empfindet.

3) Die (eigentlich gefragte) Ernsthaftigkeit des Settings. Ich denke schon, dass man aus dem eingangs zitierten Satz eine gewisse Selbstironie herauslesen kann, die ich durchaus als sympathisch empfinde - aber auch nicht immer haben will. Und manchmal will ich auch den ganzen Pathos, den klassische Fantasy zu bieten hat, und dann nehme ich das auch ernst, weil es mir Spaß macht. Selbst wenn mir klar ist, wie leicht es wäre, sich darüber lustig zu machen, und das macht ja auch Spaß und kann fließend ineinander übergehen bzw. sich ungezwungen miteinander abwechseln.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: MadMalik am 14.07.2010 | 10:44
Bei mir gibt es zwischen ernst nehmen und mockieren halt noch eine zwischenstufe. Wo ich mich nicht drüber lustig mache, aber es halt auch nicht ernst nehme. Wenn ich etwas ernst nehme, dann setze ich mich ernsthaft damit auseinander, analysiere es und bereite es auf, versuche es zu verstehen. Da bieten die meisten RPG Settings nunmal nichts für mich. Es sind Spielwiesen für mich, aber nach der Definition des 'nicht drüber lustig machens' kann ich Settings auch ernst nehmen.
Titel: Re: Settings zum Ernstnehmen
Beitrag von: WeepingElf am 14.07.2010 | 16:10
Ich nehm kein RPG Setting ernst, es bleibt für mich immer Spiel und Spiel ist nie ernst. Gibt aber wohl Rollen'schau'spieler die das anders sehen.

Ja, ein Rollenspiel ist immer ein Spiel und dazu da, dass man dabei Spaß hat.  Dabei gehen natürlich die Geschmäcker auseinander, was den Spaß ausmacht.  Dem einen kann die Welt nicht absurd genug sein, während der andere es sehr reizvoll findet, wenn das Setting sehr plausibel ist.  Zu ernst sollte man das Spiel aber nie nehmen.