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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Turning Wheel am 19.03.2013 | 23:50

Titel: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 19.03.2013 | 23:50
Ausgehend von einen Vortrag von Sir Ken Robinson über Lehre habe ich mich gefragt, was unbedingt vorhanden sein muss, damit man von Rollenspiel sprechen kann.

In dem Vortrag verglich Robinson das Theater mit dem Unterricht, um zu zeigen, dass am Unterricht vieles wichtig genommen wird, ohne relevant zu sein.

Er meinte ungefähr folgendes:
In einem Theater gibt es eine Menge Dinge. Eine Bühne, Beleuchtung, Bühnenbild, Sitze, Zuschauer, das Haus drumherum usw. Tatsächlich ist aber für den Begriff Theater nur wenig davon relevant. Letztenendes benötigt man für Theater nur einen Schauspieler, der etwas vorführt und einen Zuschauer, damit man wenigstenfalls von Theater sprechen kann.
Für den Unterricht gibt es auch jede Menge Dinge. Ein Schulgebäude, Bücher, Bänke, usw. Tatsächlich ist aber für Unterricht nur ein Lehrer der lehrt und ein Schüler notwendig. Alles andere ist zwar 'nice to have', aber nicht notwendig.

Ausgehend von diesem Vortrag hatte ich die Idee, zu fragen, was eigentlich wirklich notwendig ist, um von Rollenspiel sprechen zu können.

Im Prinzip ist es doch nur ein Spieler, der in der Rolle eines fiktiven Charakters erzählt, und ein Zuhörer.

Oder ist schon der Zuhörer nicht notwendig?

Und Regelbücher? Spielleiter? Zufallsgeneratoren? Alles nicht notwendig für pures grundlegendes Rollenspiel?
Was denkt ihr darüber?

Edit:
Ich möchte auch nochmals deutlich darauf hinweisen, dass es mir nicht nur um Personen und Objekte geht, sondern
auch um Handlungen.
Außerdem möchte ich die Überlegung natürlich schon auf Pen&Paper-Rollenspiel bezogen sehen. Aber nicht nur.
Ich denke, es könnte hilfreich sein auch andere Rollenspielarten wie Rollenspiel im Kindergarten, Psychodrama-Rollenspiel,
und eventuell auch Computerrollenspiel oder erotisches Rollenspiel mit in die Überlegung einzubeziehen.
Wobei ich mich hier natürlich nicht mehr nur auf Rollenspiele (Role Playing Games) sondern auf das Rollenspiel (Role Play) beziehe.

Und ich sag das hier nochmals deutlich: Persönliche Vorlieben, wie Rollenspiel sein muss, sind hier nicht gefragt.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 19.03.2013 | 23:54
Interessante Überlegung.
Ich stimme deiner ersten Einschätzung zu, dass ein Spieler und ein Zuhörer notwendig sind, damit man von Rollenspiel sprechen kann.
Ohne Zuhörer gäbe es keine soziale Interaktion und damit imo auch kein Rollenspiel. Der Spieler alleine wäre "nur" Autor.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 19.03.2013 | 23:57
Ich sage für Rollenspiel sind zwei Spieler notwendig. Wobei einer von beiden die Rolle des SL spielen kann.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 1of3 am 20.03.2013 | 00:01
Da stimme ich Callisto zu. Rollenspiel hat keine unbeteiligten Zuhörer. Oder wenn doch, wie z.B. gelegentlich auf Cons, so sind sie zweifelsfrei entbehrlich.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: YY am 20.03.2013 | 00:03
Den Zuhörer kann man sich sparen - zumindest als weitere Person.
Einziger Zuhörer/"Konsument" kann ja auch der Spieler selbst sein.

Und ja, außer einen einzigen Spieler braucht man mMn tatsächlich nichts, um von Rollenspiel sprechen zu können.
Ob man sich dabei jetzt an den reinen Begriff hält oder alle Auslassungen einzeln über Systeme "beweist", die das eine oder andere Genannte nicht haben...eigentlich unwichtig  ;)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: gunware am 20.03.2013 | 00:05
Bei Solorollenspielbüchern braucht man nichtmal reden. Es reicht lesen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 00:05
Ich möchte auch nochmals deutlich darauf hinweisen, dass es mir nicht nur um Personen und Objekte geht, sondern
auch um Handlungen.

Außerdem möchte ich die Überlegung natürlich schon auf Pen&Paper-Rollenspiel bezogen sehen. Aber nicht nur.
Ich denke, es könnte hilfreich sein auch andere Rollenspielarten wie Rollenspiel im Kindergarten, Psychodrama-Rollenspiel,
und eventuell auch Computerrollenspiel oder erotisches Rollenspiel mit in die Überlegung einzubeziehen.
Wobei ich mich hier natürlich nicht mehr nur auf Rollenspiele (Role Playing Games) sondern auf das Rollenspiel (Role Play) beziehe.

Eine tatsächlich wichtige Frage wäre auch, ob sogenannte Abenteuerspielbücher wirklich dazugehören, oder ob sie nicht etwas anderes sind (interaktive Romane).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 00:06
Ich habe es so verstanden, dass Black mit dem "Zuhörer" eben genau den zweiten Spieler meint, der mindestens notwendig ist.
Die Rolle "Spieler" und "Zuhörer" wechselt beim Rollenspiel dann ständig zwischen mindestens zwei Personen, aber die Voraussetzung ist Spieler+Zuhörer. Das war zumindest, wie ich Blacks Aussage verstanden hatte.

Wobei ich es dann so formulieren:
Für Rollenspiel benötigt man mindestens zwei Personen mit den wechselnden Rollen "Spieler" und "Zuhörer".

EDIT:
An Rollenspielbücher hatte ich auch gedacht, als ich mich gefragt habe, ob RPG auch alleine geht.
Ich würde dazu Spielbücher aber eher als Literatur mit variablem Handlungsstrang bezeichnen, denn als Rollenspiel.

Aber da Black ja auch noch keine Definition genannt hat, ist es auch schwierig weiterführend darüber nachzudenken, was denn Voraussetzungen sind. ;)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Erdgeist am 20.03.2013 | 00:07
Ich sage für Rollenspiel sind zwei Spieler notwendig. Wobei einer von beiden die Rolle des SL spielen kann.
+1

Meine allererste Erfahrung mit Rollenspiel im Alter von 10 Jahren:
2 Spieler, einer davon Spielleiter, der die Spielwelt und ihre Figuren beschrieben hat, und der andere hat quasi die Rolle des Protagonisten übernommen und beschrieben, was er machen will. So ging das mit meinem besten Kumpel damals fast drei Jahre lang, in denen wir uns in der Erzähler- und Protagonistenrolle abgewechselt haben. Häufig kamen noch Stift und Papier hinzu, um Dinge visuell darzustellen, speziell Karten, aber auch Monster u.ä., weil wir beide gut zeichnen konnten. Manchmal entwarfen wir auch krude Spielregeln für Charakterwerte und Proben. Der Kern waren aber nur wir beide und unsere Phantasie. Für mich immer noch Rollenspiel in Reinform.
 :)

Nachtrag: Damn! Gleich ein halbes Dutzend Beiträge, während ich diesen schrieb. :o

Edit: Und um auch auf Blacks Ergänzung einzugehen, möchte ich noch betonen, dass in meinen Augen die interaktive und abwechselnde Beschreibung wesentliches Merkmal des Rollenspiels ist.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: aingeasil am 20.03.2013 | 00:08
Ich denke, man braucht zum Rollenspiel allein einen Akteur. Natürlich ist es toll, wenn man mehr (un)freiwillige Beteiligte hat, da Interaktion ebenfalls einen weiten Teil des Rollenspiels darstellen kann, aber zwingend notwendig ist das nicht (vergleiche: Das Mädchen, das "allein" mit ihrem Puppenhaus spielt). Mehrere Charaktere zu haben ist vielleicht die zwingende Voraussetzung, aber eine Person kann durchaus mehrere Charaktere plausibel und voneinander abgegrenzt spielen.

Der Vorteil von mehr Beteiligten ist einfach, dass neben der sozialen Interaktion noch Input von außen herein kommt, nach dem man seine Handlungen weiterführen sollte.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: gunware am 20.03.2013 | 00:10
Für Rollenspiel benötigt man mindestens zwei Personen mit den wechselnden Rollen "Spieler" und "Zuhörer".
Einer reicht. Obwohl - wenn man ein Rollenspielbuch wie z.B. Lone Wolf oder ein DSA-Solospielbuch spielt, dann sind eigentlich auch mindestens zwei beteiligt, derjenige, der es geschrieben hat und derjenige, der es liest. OK. Überzeugt. Mindestens 2 sind notwendig.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 00:12
Ich habe es so verstanden, dass Black mit dem "Zuhörer" eben genau den zweiten Spieler meint, der mindestens notwendig ist.
Die Rolle "Spieler" und "Zuhörer" wechselt beim Rollenspiel dann ständig zwischen mindestens zwei Personen, aber die Voraussetzung ist Spieler+Zuhörer. Das war zumindest, wie ich Blacks Aussage verstanden hatte.

Hm ja. Wenn man zu einem beliebigen Zeitpunkt feststellen möchte, ob Rollenspiel stattfindet, wird wohl nur einer tatsächlich spielen. Es sei denn es reden mehrere Personen gleichzeitig.

Im Prinzip ist es knifflig, weil es Rollenspiel mit einem Spielleiter und einem Spieler gibt, aber auch Rollenspiel mit mehreren Spielern und keinem SL.
Die Schnittmenge ist dann nur ein spielender Spieler, und eine weitere Person, die nicht unbedingt SL oder Spieler sein muss.

Edit: Eine weitere interessante Frage wäre für mich, ob man Theater als eine Unterkategorie von Rollenspiel bezeichnen könnte.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: aingeasil am 20.03.2013 | 00:12
derjenige, der es geschrieben hat und derjenige, der es liest.
Seit wann braucht man zum Rollenspielen ein Buch?

Phantasie, ja, damit kann ich leben, aber ein Buch? zwingend?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 00:14
Ich denke, man braucht zum Rollenspiel allein einen Akteur. Natürlich ist es toll, wenn man mehr (un)freiwillige Beteiligte hat, da Interaktion ebenfalls einen weiten Teil des Rollenspiels darstellen kann, aber zwingend notwendig ist das nicht (vergleiche: Das Mädchen, das "allein" mit ihrem Puppenhaus spielt). Mehrere Charaktere zu haben ist vielleicht die zwingende Voraussetzung, aber eine Person kann durchaus mehrere Charaktere plausibel und voneinander abgegrenzt spielen.(...)

Sehr gute Anmerkung.
Wenn wir unter Rollenspiel alles verstehen, wo der Spielende in mindestens eine andere Rolle schlüpft, dann reicht tatsächlich eine Person.

Andererseits wäre dann auch in diesem Fall wieder irgendwie ein "Spieler" und ein "Zuhörer" vorhanden, die miteinandern interagieren - nur das beide Rollen sich in der gleichen Person vereinen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: YY am 20.03.2013 | 00:18
Einer reicht. Obwohl - wenn man ein Rollenspielbuch wie z.B. Lone Wolf oder ein DSA-Solospielbuch spielt, dann sind eigentlich auch mindestens zwei beteiligt, derjenige, der es geschrieben hat und derjenige, der es liest. OK. Überzeugt. Mindestens 2 sind notwendig.

Das kann aber ebenfalls der Selbe sein...mit genug zeitlichem Abstand o.Ä. ist das Werk wieder "fremd" genug - obwohl auch das nicht nötig wäre.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 00:46
Ein Akteur reicht vollkommen aus. Alles was er tun muss, ist eine Welt zu imaginieren. Mehr ist nicht notwendig.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 00:48
Ich denke, man braucht zum Rollenspiel allein einen Akteur. Natürlich ist es toll, wenn man mehr (un)freiwillige Beteiligte hat, da Interaktion ebenfalls einen weiten Teil des Rollenspiels darstellen kann, aber zwingend notwendig ist das nicht (vergleiche: Das Mädchen, das "allein" mit ihrem Puppenhaus spielt). Mehrere Charaktere zu haben ist vielleicht die zwingende Voraussetzung, aber eine Person kann durchaus mehrere Charaktere plausibel und voneinander abgegrenzt spielen.

Verdammt guter Einwurf. Aber könnte man in diesem Fall nicht sagen, dass die animierte Puppe der Spieler ist und das Mädchen gleichzeitig spielt und zuhört?
Ich weiß nicht, ob das sehr solide klingt, um die Spieler-Zuhörer-Theorie zu stützen.

Im Prinzip klingt auch das von Callisto interessant. Ein SL ist ja auch immer Spieler (oder?).

Vielleicht ist es für die essenzielle Frage gar nicht zuträglich, nur einen Moment zu betrachten.

Auf jeden Fall würde es mich interessieren, was du, callisto, zu dem Beispiel mit der Puppenspielerin sagen würdest.

Ein Akteur reicht vollkommen aus. Alles was er tun muss, ist eine Welt zu imaginieren. Mehr ist nicht notwendig.
Aber ist das dann auch wirklich Rollenspiel? Beinhaltet der Begriff Spiel nicht zwingend eine Art von Handlung?
Ich würde schon meinen, oder? Sonst ist es doch nur eine Phantasie.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 20.03.2013 | 00:54
Aber ist das dann auch wirklich Rollenspiel? Beinhaltet der Begriff Spiel nicht zwingend eine Art von Handlung?
Ich würde schon meinen, oder? Sonst ist es doch nur eine Phantasie.

Ja nunja. Aber in der Phantasie spielt dieser eine ja eine Rolle. Also irgendwie kann ich da keinen Fehler bei 6 erkennen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 00:54
Was aber deinem ersten Posting (Antwort #2) mit den zwei Spielern widersprechen würde.

Denken kann man natürlich in übertragener Weise als Spiel bezeichnen (Gedankenspiel) aber trotzdem würde ich nicht
sagen, dass Gedanken wirklich ein Spiel sind.

Also, um ein konkretes Beispiel zu bringen:
Wenn ich mich zuhause zwischen zwei Runden hinsetze und darüber nachdenke (also mir im Detail vorstelle),
was ich nächstes mal mit meinem Charakter machen werde, dann hat das Spiel meiner Meinung nach noch nicht stattgefunden.
Ich habe nur darüber nachgedacht.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 20.03.2013 | 01:13
Ja, ich kann ja auch von anderem überzeugt werden :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 01:18
Ich habe Jahrelang ohne Regelwerke und Würfel gespielt. Diese sind also schon einmal obsolet. Tendentiell würde ich auch bei Soloabenteuern von Rollenspiel sprechen und im Extremfall ist dafür auch kein Spielleiter verfügbar.

Insofern läuft es auf das Ausspielen einer Rolle hinaus. Ich würde aber zumindest eine Trennung zwischen Story und Spielebene fordern wollen, da ansonsten auch das schreiben eines Buchs (inklusive hineinversetzen in einen Charakter) eine Form des Rollenspiels wäre. Und ich nicht so weit gehen würde.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 01:29
Solospiel wie ein Spielbuch? Oder Solospiel wie es das Mädchen betreibt, das mit seinen Puppen spielt?

Im Solospiel gibt es ja imo einen Spielleiter. Nur ist dieser nicht unmittelbar anwesend, sondern agiert mittelbar über das Spielbuch, erfüllt aber die gleichen steuernden Aufgaben.

6' Idee hat schon was. Aber für mich fühlt es sich irgendwie nicht ganz richtig an (aus den Gründen, die Black schon genannt hat).
Rollenspiel setzt für mich schon Interaktion voraus. Ohne Interaktion liegt "nur" eine Autorenschaft vor - und das ist imo noch kein Rollenspiel.
Damit wäre dann auch das Schreiben eines Buches wie von Arldwulf genannt vom Rollenspiel abgegrenzt.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 01:30
Ja, ich kann ja auch von anderem überzeugt werden :)

Also wäre jeder Gedanke über eine fiktive Identität bereits Rollenspiel.
Macht das noch (Wort)Sinn?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: rettet den wald am 20.03.2013 | 01:32
Wenn man für Rollenspiel tatsächlich nichts anderes als einen oder mehrere Spieler braucht, die sich gegenseitig was erzählen und dabei Rollen verkörpern, dann kann ich auch argumentieren, dass Monopoly ein Rollenspiel ist. Man verkörpert ja quasi die Rolle eines Typen, der Hotels kauft und trotzdem ständig in den Hotels anderer Typen übernachtet, und wenn du mal auf einem besonders teuren Feld gelandet ist, dann "erzählt" man dir auch gerne mal, wie genau dein Typ dort über den Tisch gezogen wurde (persönliche Erfahrungswerte von mir aus einer Monopoly-Runde mit anderen Rollenspielern).

Frage: Ist sowas eurer Meinung nach Rollenspiel oder nicht?
Persönliche Meinung von mir: Eher nein.


EDIT: Missverständliche Formulierung korrigiert.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 20.03.2013 | 01:34
Also wäre jeder Gedanke über eine fiktive Identität bereits Rollenspiel.
Macht das noch (Wort)Sinn?


Nicht jeder Gedanke ÜBER eine fiktive Identität. Aber sehr wohl schon das Ausüben des "In die Rolle hineinversetzens" bspw. ein Schauspieler bevor auf die Bühne bzw. vor die Kamera tritt. Es ist aber natürlich nicht das Rollenspiel, das wir meinen, wenn wir von RPG sprechen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 20.03.2013 | 01:35
Ich würde ein explizites Charakterkonzept für unabdingbar halten. Dass zu Spielbeginn ein Konzept des Charakters festgelegt und von da an eingehalten wird, macht für mich RPG aus.  
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 01:36
Wenn man für Rollenspiel tatsächlich nichts anderes als einen oder mehrere Spieler braucht, die sich gegenseitig was erzählen und dabei Rollen verkörpern, dann kann ich auch argumentieren, dass Monopoly ein Rollenspiel ist. Man verkörpert ja quasi die Rolle eines Typen, der Hotels kauft und trotzdem ständig in den Hotels anderer Typen übernachtet, und wenn du mal auf einem besonders teuren Feld gelandet ist, dann "erzählt" man dir auch gerne mal, wie genau dein Typ dort über den Tisch gezogen wurde (persönliche Erfahrungswerte von mir aus einer Monopoly-Runde mit anderen Rollenspielern).

Frage: Ist sowas eurer Meinung nach Rollenspiel oder nicht?
Persönliche Meinung von mir: Eher nein.

Monopoly sieht in seinen Regeln weder vor, dass man sich mit seiner Spielfigur identifiziert, noch dass man nebenher die Spielgeschehnisse in erzählerische Form bringt und nicht existente Hintergründe dazu erfindet.
Ich hätte gesagt, wenn das nebenher passiert, hat innerhalb der Runde Monopoly tatsächlich Rollenspiel statt gefunden.

Nicht jeder Gedanke ÜBER eine fiktive Identität. Aber sehr wohl schon das Ausüben des "In die Rolle hineinversetzens" bspw. ein Schauspieler bevor auf die Bühne bzw. vor die Kamera tritt. Es ist aber natürlich nicht das Rollenspiel, das wir meinen, wenn wir von RPG sprechen.

Na gut, dann kehr mal zurück zu unserem RPG-Hobby. Ist da noch deine Theorie mit den beiden Spielern gültig? Und wenn ja, was müssen sie machen, damit du es Rollenspiel nennen kannst?

Ich würde ein explizites Charakterkonzept für unabdingbar halten. Dass zu Spielbeginn ein Konzept des Charakters festgelegt und von da an eingehalten wird, macht für mich RPG aus.  

Das ist eine neue Idee. Was meinst du mit einhalten? Was muss man tun, um dieses Konzept einzuhalten? Wird es auch eingehalten, wenn das vorgegebene Konzept nie Gegenstand des Spiels wird (Mein Revolverheld-Konzept wird ausschließlich durch die Fertigkeit Schneller-als-alle-anderen-ziehen definiert. Ist es kein Rollenspiel, wenn am ganzen Abend keine Schießerei stattfindet, wo ich mein Konzept ausspielen kann)?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.03.2013 | 01:43
"Rollenspiel" ist ein extrem weiter Begriff unter den auch Cowboy&Indianer oder Puppenspiel oder sonstwas fallen kann.

Ich beschränke mich daher mal auf die Frage: Was ist notwendig, um Pen&Paper zu haben?
- 1 Spieler
- 1 fiktive Figur, die vom Spieler gesteuert wird
- Regeln, die die Allmacht des Spielers unterbinden. (Sonst hätten wir kein Pen&Paper sondern einen Romanautoren oder eine Fanfiction)
- körperliche Aktivitäten dürfen nicht im Vordergrund stehen (sonst haben wir kein Pen&Paper sondern LARP).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: rettet den wald am 20.03.2013 | 01:44
Ich würde ein explizites Charakterkonzept für unabdingbar halten. Dass zu Spielbeginn ein Konzept des Charakters festgelegt und von da an eingehalten wird, macht für mich RPG aus.  

Laut dieser Definition sind Systeme wie Burning Wheel, wo es ein explizites Ziel ist, dass der Charakter irgendwann über sein ursprünliches Konzept hinauswächst, keine Rollenspiele.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 01:48
- 1 fiktive Figur, die vom Spieler gesteuert wird
- Regeln, die die Allmacht des Spielers unterbinden. (Sonst hätten wir kein Pen&Paper sondern einen Romanautoren oder eine Fanfiction)

Danke für die Ausführung. Ich habe zwei Punkte rausgegriffen, zu denen ich eine Frage hätte.
1. Was meinst du beim ersten Punkt mit steuern? Was ist mindestens notwendig, damit man von steuern sprechen kann?
Sind z.B. Gedanken ausreichend?
2. Was ist mit Spielen, die die Erzählrechte gar nicht einschränken? Z.B. ein Tarotkarten-System auf deren Basis eine assoziative Erzählung des Spielers stattfindet, die nicht eingeschränkt ist (Engel, Everway, Idee!...).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: rettet den wald am 20.03.2013 | 01:50
Monopoly sieht in seinen Regeln weder vor, dass man sich mit seiner Spielfigur identifiziert, noch dass man nebenher die Spielgeschehnisse in erzählerische Form bringt und nicht existente Hintergründe dazu erfindet.
Ich hätte gesagt, wenn das nebenher passiert, hat innerhalb der Runde Monopoly tatsächlich Rollenspiel statt gefunden.

Ok... Merke: Das nebenher-Erzählen von Hotelbesuchen in einer Monopoly-Runde ist Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 20.03.2013 | 01:52
Einhalten bedeutet erst einmal, dass man den Charakter Aktionen durchführen lässt, die mit dem Konzept übereinstimmen. Im Falle von festen Spielwerten bleibt einem, zumindest was diese angeht, gar nichts anderes übrig. Gibt es keine Spielwerte ist die Frage wann das Konzept eingehalten ist nicht unbedingt eindeutig zu beantworten. Vielleicht hätte ich lieber sagen sollen man orientiert sich an diesem Konzept? Ich würde aber auf jeden Fall sagen das Konzept gilt auch als eingehalten, wenn es im Spiel nicht zum Tragen kommt.

@ Burning Wheel: Ich würde nicht sagen, dass das Konzept unabänderlich ist. Wichtiger ist mMn, dass es existiert und, dass es in irgendeiner Form explizit festgelegt wird (Und sei es nur durch verbales Beschreiben des Charakters oder Überlegungen des Alleinspielers, wenn man dessen Spiel als RPG akzeptieren will)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 20.03.2013 | 01:55
Monopoly sieht in seinen Regeln weder vor, dass man sich mit seiner Spielfigur identifiziert, noch dass man nebenher die Spielgeschehnisse in erzählerische Form bringt und nicht existente Hintergründe dazu erfindet.
Ich hätte gesagt, wenn das nebenher passiert, hat innerhalb der Runde Monopoly tatsächlich Rollenspiel statt gefunden.

Na gut, dann kehr mal zurück zu unserem RPG-Hobby. Ist da noch deine Theorie mit den beiden Spielern gültig? Und wenn ja, was müssen sie machen, damit du es Rollenspiel nennen kannst?


Ich würde sagen in unserem Hobby gehört die Interaktion dazu, daher brauchen wir zwei Menschen die mit/in einer Rolle interagieren (ergo zwei Spieler, von denen einer SL sein kann, der dann zeitweise NSCs darstellen kann). Dazu brauchts eigentlich keine Regeln, die die Allmacht unterbinden, auch wenn oft welche erfunden werden, um Konflikte ohne Streitigkeiten zwischen den Beteiligten schnell lösen zu können.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 01:56
Wenn man bei Burning Wheel irgendwann sein Konzept überkommt, dann hat man sich doch gerade daran orientiert.  ;)
Mich würde interessieren, was eigentlich ein Konzept ist? Ist das jede beliebige Information über den Charakter?

Ok... Merke: Das nebenher-Erzählen von Hotelbesuchen in einer Monopoly-Runde ist Rollenspiel.

Aber vermutlich nur, wenn auch eine Identifikation mit den Figuren stattfindet, oder?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: rettet den wald am 20.03.2013 | 01:58
@ Burning Wheel: Ich würde nicht sagen, dass das Konzept unabänderlich ist. Wichtiger ist mMn, dass es existiert und, dass es in irgendeiner Form explizit festgelegt wird (Und sei es nur durch verbales Beschreiben des Charakters oder Überlegungen des Alleinspielers, wenn man dessen Spiel als RPG akzeptieren will)

Hmm... Wenn Konzepte veränderbar sind, dann macht das natürlich schon deutlich mehr Sinn. Aber muss das Konzept wirklich vorher explizit festgelegt sein? Was ist mit Spielweisen, wo sich das Charakterkonzept erst im Laufe des Spiels ergibt?



EDIT:
Aber vermutlich nur, wenn auch eine Identifikation mit den Figuren stattfindet, oder?

Ja, natürlich. Bei uns hat der "Hotelgast" in-character für sich gesprochen, und der Besitzer des Hotels in-character für das Hotelpersonal.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 20.03.2013 | 02:07
Was ist mit Spielweisen, wo sich das Charakterkonzept erst im Laufe des Spiels ergibt?

Für die wäre meine Aussage dann wohl falsch. Ich persönlich kann mir aber auch nur schwer vorstellen als komplett unbeschriebenes Blatt zu beginnen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: rettet den wald am 20.03.2013 | 02:11
Ich persönlich kann mir aber auch nur schwer vorstellen als komplett unbeschriebenes Blatt zu beginnen.

...Ich mach das ständig, vor allem in Systemen wo Charaktere eine relativ hohe Mortalitätsrate haben. Hier bekommt ein Charakter erst dann eine etwas genauere Ausgestaltung, wenn er die ersten zwei bis drei Sessions überlebt hat.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Garonoth am 20.03.2013 | 02:15
Dann ist das Kozept vielleicht sehr grob, aber irgendeine Vorstellung muß man doch von einem Charakter haben, oder?
Wenn ich ein Spiel mit einem vollständig "leeren Blatt" beginnen würde, wäre nicht meine erste Handlung, ob nun im- oder explizit, irgendeine Facette des Charakters zu definieren?
Jede Aussage schränkt doch den (zunächst unbegrenzten) Raum des Möglichen ein...

Insofern sehe ich persönlich da keinen Widerspruch.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 02:17
...Ich mach das ständig, vor allem in Systemen wo Charaktere eine relativ hohe Mortalitätsrate haben. Hier bekommt ein Charakter erst dann eine etwas genauere Ausgestaltung, wenn er die ersten zwei bis drei Sessions überlebt hat.

Aber du hast doch dann sicher schon einen ganzen Bogen voller Zahlen, die insgesamt ein übergeordnetes Profil haben. Außerdem vielleicht eine Rasse, einen Beruf etc. Ist das kein Konzept?

Kann man nicht jede Vorstellung über den Charakter als eine Art Konzept bezeichnen?

Oder genauer gesagt: Der gespielte Charakter ist doch das Konzept - wann immer dessen Profil auch immer erschaffen wird (vorher oder direkt beim Spiel).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: rettet den wald am 20.03.2013 | 02:22
Dann ist das Kozept vielleicht sehr grob, aber irgendeine Vorstellung muß man doch von einem Charakter haben, oder?

Aber du hast doch dann sicher schon einen ganzen Bogen voller Zahlen, die insgesamt ein übergeordnetes Profil haben. Außerdem vielleicht eine Rasse, einen Beruf etc. Ist das kein Konzept?

Kann man nicht jede Vorstellung über den Charakter als eine Art Konzept bezeichnen?

Ja, ok. Meine initialen Charakterkonzepte für diese Runden sehen ungefähr so aus:
"Der Typ ist ein Kämpfer. Er hat die und die Ausrüstung und die und die Kampfwerte. Er hat blondes Haar und blaue Augen."

...Und das wird dann während dem Spiel weiter verfeinert, bis dann nach einiger Zeit etwas rauskommt, was man tatsächlich ein "Charakterkonzpt" im Sinne einer Handlungsanweisung fürs Rollenspiel nennen könnte.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 20.03.2013 | 02:24
Was Black und Garonoth sagen.

"Mein Charakter ist ein schwertschwingender Barbar, der Probleme am liebsten mit Gewalt löst." ist schon ein Konzept. "Mein Charakter hat die Klasse Barbar, seine stärkste Eigenschaft ist Stärke und er hat die Fertigkeit Schwertkampf." ist auch ein Konzept. Jedenfalls in dem Sinne, wie es von mir gemeint war.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 07:28
@Black&Gorilla:
Ich mache mal einen kleinen Ausflug in die Welt der Brettspiele. Nehmen wir mal Schach, dass ich definitiv als Spiel bezeichne. Stellen wir uns mal vor, ich würde ein Schachbrett nehmen und gegen mich selbst spielen. Würde ich dann noch spielen? Natürlich. Ich versuche immer noch nach den Regeln die Schachpartie zu bestreiten.

Leider habe ich kein Spielbrett und Figuren zur Hand. Ich möchte trotzdem gegen mich selber spielen. Ich stelle mir das Brett mit seinen Figuren vor und ziehe dann im Geiste die Figuren. Ich spiele als blind Schach gegen mich selber.

Spielhilfsmittel und Kommunikation werden nur dann benötigt, wenn Du diese Imagination über das Spiel mit weiteren Mitspielern synchronisieren musst. Da Du aber keine weiteren Spieler benötigst, um eine Welt zu imaginieren, brauchst Du auch keine weiteren Spielhilfsmittel und die Fähigkeit der Kommunikation.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 09:38
@Black&Gorilla:
Ich mache mal einen kleinen Ausflug in die Welt der Brettspiele. Nehmen wir mal Schach, dass ich definitiv als Spiel bezeichne. Stellen wir uns mal vor, ich würde ein Schachbrett nehmen und gegen mich selbst spielen. Würde ich dann noch spielen? Natürlich. Ich versuche immer noch nach den Regeln die Schachpartie zu bestreiten.

Leider habe ich kein Spielbrett und Figuren zur Hand. Ich möchte trotzdem gegen mich selber spielen. Ich stelle mir das Brett mit seinen Figuren vor und ziehe dann im Geiste die Figuren. Ich spiele als blind Schach gegen mich selber.

Spielhilfsmittel und Kommunikation werden nur dann benötigt, wenn Du diese Imagination über das Spiel mit weiteren Mitspielern synchronisieren musst. Da Du aber keine weiteren Spieler benötigst, um eine Welt zu imaginieren, brauchst Du auch keine weiteren Spielhilfsmittel und die Fähigkeit der Kommunikation.

Stimmt. Das untermauert absolut deine Theorie von "alleine geht auch".
Können wir uns dann vielleicht darauf einigen, dass wir dennoch beim Modell "Spieler" und "Zuhörer" bleiben, aber durchaus zugestehen, dass beide sich in der gleichen Person vereinen?

Ich stimme deiner Behauptung auch sehr gerne zu. Aber ich habe für mich eine Hürde noch nicht gemeistert: wie grenze ich dann Rollenspiel von der von Black genannten Autorenschaft z.B. einer "normalen Geschichte" ab? Oder wollen wir diese Abgrenzung gar nicht vornehmen?
(Ich persönlich fände es schon besser, wenn uns das gelingt, auch wenn ich es durchaus auch als vertretbar ansehen, RPG als eine Art von "Literatur", bzw. allgemeiner "sprachlicher Schöpfung(skunst)" anzusehen.)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: hexe am 20.03.2013 | 09:57
Verdammt guter Einwurf. Aber könnte man in diesem Fall nicht sagen, dass die animierte Puppe der Spieler ist und das Mädchen gleichzeitig spielt und zuhört?
Ich weiß nicht, ob das sehr solide klingt, um die Spieler-Zuhörer-Theorie zu stützen.
Ich hatte zwar immer nur Playmobil/Figuren oder Stofftiere, aber würde das eher als Tagträumerei bezeichnen. Auch, wenn die Geschichten, die in meiner Lego-Stadt passiert sind sicher auf Kaufabenteuer Niveau waren. Ich sehe das gerade wieder mit meinem Sohn, ich kann den Playmobil-Grabräuber auf seinem Pferd nicht in die Hand nehmen ohne eine Geschichte darum zu erzählen. Auch wenn er dabei auf den Beißring trifft, in dem sich sein Pferd verfangen hat bis der Stoffdinosaurier kommt und ihn rettet. Könnte man als Rollenspiel bezeichnen oder eben doch als Tagträumerei. ;)

Für P&P Rollenspiel brauche ich neben mindestens einen Mitspieler zumindest noch ein Zufallsexperiment, das eben für mich entscheidet, ob der Dino es schafft den Grabräuber vor den bösen Beißring zu retten. Auf die Dauer wird es nämlich langweilig, wenn ich das entscheide.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 10:06
@Gorilla:
Da muss ich erst drüber nachdenken. Ich habe ein grummeliges Gefühl im Bauch, wenn wir die Abgrenzung zwischen Spieler und Zuhörer machen. Ich kann aber dieses Gefühl nicht erklären.

Eine Sache, die mir dazu einfällt, ist (vielleicht initiiert das ja mein grummeliges Gefühl?), dass sich sehr gute Literatur dadurch auszeichnet, dass der Zuhörer selber aktiv wird. Die Abgrenzung zwischen Spieler und Zuhörer würde dann bei der Bestimmung, ob etwas Rollenspiel ist oder nicht, nicht weiter helfen.

EDIT: Ich hoffe die Kommas sitzen richtig und der letzte Satz ist verständlich. :-\
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 10:17
Dass Spieler und Zuhörer zusammenfallen können, ist nicht von der Hand zu weisen. Wenn wir die geistige Tätigkeit betrachten, muss man ein Solospiel auch als Rollenspiel bezeichnen.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Für mich stellt sich eher die Frage, was wegfällt, wenn man die Reduktion ins Extrem betreibt. Die Interaktion mit jemandem ist für mich ein wesentlicher Aspekt, weil sie mir einen Mehrwert bringt, der über meine eigene Phantasie hinausgeht und weil die soziale Interaktion Grundbedürfnisse des Menschen erfüllt. Deshalb ist für mich die Interaktion mit jemandem notwendig, um von dem zu reden, was ich unter Rollenspiel verstehe. Dazu gehören aber auch notwendigerweise Phasen der Imagination, die ich mit niemandem teile (sowohl während als auch zwischen den Runden).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: aingeasil am 20.03.2013 | 10:24
Hm, vielleicht kann man das halbwegs sogar auseinanderpfriemeln:

Für Rollenspiel im Sinne von Roleplaying braucht man im extremsten Fall eigentlich nur sich selbst und seine Vorstellungskraft.

Für Rollenspiel im Sinne von Roleplaying Game ist hingegen ein weiterer Mitspieler, dessen Funktion ich nicht weiter erörtern möchte*, notwendig, um die soziale Komponente, einen externen Input und nicht vorhersehbares Konfliktmaterial und dessen Lösung zu liefern.
(* weil ich denke, dass es nicht unbedingt ein aktiver Spieler oder Spielleiter sein muss)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 10:27
@Gorilla:
Da muss ich erst drüber nachdenken. Ich habe ein grummeliges Gefühl im Bauch, wenn wir die Abgrenzung zwischen Spieler und Zuhörer machen. Ich kann aber dieses Gefühl nicht erklären.
Kann ich gut nachvollziehen, ging mir bei der Aufstellung dieser These durch Black auch so. Ich habe den Begriff dann aber übernommen, weil ich nichts Besseres gefunden habe.
Ist "Spieler" und "Mitspieler" vielleicht unmissverständlicher?
Ich bin für jeden Vorschlag dankbar, wie wir uns vom doch evtl. missverständlichen Begriff "Zuhörer" lösen können.

Zitat
Eine Sache, die mir dazu einfällt, ist (vielleicht initiiert das ja mein grummeliges Gefühl?), dass sich sehr gute Literatur dadurch auszeichnet, dass der Zuhörer selber aktiv wird.(...)
Verstehe ich leider nicht ganz. Willst du auf Aktion durch Immersion hinaus (der Leser "fühlt" sich in die Welt)? Oder durch Literatur als Handlungsanstoss (der Leser beginnt über dies und jeden bewusst nachzudenken)?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Erdgeist am 20.03.2013 | 10:31
Ich hätte noch ein oder zwei Argumente dagegen, dass Solo-Spiel (in welcher Form auch immer) als Rollenspiel zu bezeichnen, auch wenn ich die Argumente dafür gut nachvollziehen und größtenteils auch teilen kann.

Für mich jedoch sind zwei Dinge sehr eng mit dem Erlebnis Rollenspiel verbunden.
Zum einen die unbegrenzten Möglichkeiten: Ich kann im Rollenspiel grundsätzlich alles erleben, jede Spielsitzung kann mich woanders hinführen. Das allein reicht noch nicht als Argument aus, führt mich jedoch weiter: Denn zum anderen weiß ich nicht, wohin es mich als nächstes führen wird, weil der Input von Mitspielern für mich weitgehend unvorhersehbar ist. Als Spieler weiß ich meist ohnehin nicht, was der SL im Abenteuer vorhat; auch als SL habe ich zwar üblicherweise den groben Abenteuerablauf im Kopf, doch werde ich von den Spielern regelmäßig davon überrascht, weil sie Lösungswege finden, die ich nicht einkalkuliert habe, oder einfach nur Unfug machen oder ihre eigenen Ziele verfolgen wollen, die sie vom geplanten Abenteuer wegführen.

Diese Unvorhersehbarkeit ist es, was ich persönlich für Rollenspiel für unabdingbar halte. Und die habe ich beim Solo-Spiel nie; alleine mag ich zwar nicht immer wissen, wohin mich meine Gedanken in einer halben Stunde geführt haben werden, aber richtig überrascht werde ich den Entwicklungen auch nicht sein.
 :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 10:37
@Erdgeist:
Ich kann dir nicht ganz zustimmen.
Wenn wir annehmen, dass Unvorhersehbarkeit ein wichtiges Kriterium für Rollenspiel ist, stimme ich dir grundsätzlich noch zu.
Allerdings denke ich schon, dass auch im Solospiel Unvorhersebarkeit gegeben ist. Das lässt sich z.B. daran erkennen, dass ein Schriftsteller nicht unbedingt vorher wissen muss, wie seine Geschichte endet; er ist u.U. richtig gespannt, wohin ihn seine Reise führt. Insofern sehe ich die Bedingung Unvorhergesehenheit durchaus auch beim Solospiel als (möglicherweise) gegeben an.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Erdgeist am 20.03.2013 | 10:45
Ja, das habe ich versucht, im letzten Absatz zu erklären. Natürlich kann ich auch als Schriftsteller oder in einem Solo-Spiel nicht vorab mit Vollkommenheit wissen, wie sich alles entwickelt. Aber jede einzelne Entwicklung wird mich nicht wirklich überraschen, sobald sie sich in meinen Gedanken abspielt. Während dagegen durch Input von Mitspielern Entwicklungen in Gang kommen können, die ich im Leben nie selbst erdacht hätte, z.T. ganz besonders, wenn eben diese Entwicklungen mir nicht passen!
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 11:04
Verstehe ich leider nicht ganz. Willst du auf Aktion durch Immersion hinaus (der Leser "fühlt" sich in die Welt)? Oder durch Literatur als Handlungsanstoss (der Leser beginnt über dies und jeden bewusst nachzudenken)?

Jede Literatur erfordert, dass der Leser aktiv wird, denn die Wirklichkeit wird ja erst durch den Leseprozess im Gehirn des Lesers (re-)konstruiert, aber anders, als sie der Autor konstruiert hat.


Zitat
Insofern sehe ich die Bedingung Unvorhergesehenheit durchaus auch beim Solospiel als (möglicherweise) gegeben an.

Das mag stimmen, aber nur in einem begrenzten Maße. Das, was durch den Imput eines anderen Geistes hinzukommt, geht weit über das hinaus, weil es eben die Grenzen dessen sprengt, wozu mein Verstand in der Lage ist. Karl May konnte wunderbar Indianer imaginieren, aber der Erlebnisbericht eines amerikanischen Ureinwohners könnte Dinge hinzufügen, die der Autor sich in seinem begrenzten Weltverständnis niemals hätte ausdenken können (und umgekehrt). Eben darin liegt ja der Reiz eines jeden Austausches, von Kultur, Sprache, Literatur; und darin liegt für mich ein Wesensmerkmal von Rollenspiel als sozialer Interaktion.

Dass ich mich in einen anderen hineinversetze, setzt den anderen als notwendige Bedingung voraus.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 11:17
Ich sehe ja auch die Interaktion als eine der Grundbedingungen für Rollenspiel an (sprich, wir brauchen mindestens einen "Spieler" und einen "Zuhörer" - die dann auch die Rollen tauschen).
Aber die Ideen von 6 sind nicht von der Hand zu weisen, denke ich.

Die Frage ist ja jetzt nun, wie kriegen wir das unter einen Hut.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 11:17
Kann ich gut nachvollziehen, ging mir bei der Aufstellung dieser These durch Black auch so. Ich habe den Begriff dann aber übernommen, weil ich nichts Besseres gefunden habe.
Ist "Spieler" und "Mitspieler" vielleicht unmissverständlicher?
Gefällt mir besser.
Zitat
Verstehe ich leider nicht ganz. Willst du auf Aktion durch Immersion hinaus (der Leser "fühlt" sich in die Welt)? Oder durch Literatur als Handlungsanstoss (der Leser beginnt über dies und jeden bewusst nachzudenken)?
Eigentlich auf Letzteres. Ersteres sehe ich noch als Passiv an, weil die Imagination komplett von seinen eigenen Entscheidungen "entkoppelt" ist. (Ich weiss nicht wie ich es besser ausdrücken soll. Ich weiss aber, dass jede Imagination durch den Imaginierenden beeinflusst ist. Das wollte ich aussen vor lassen.)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 11:24
Vielleicht hat Falke recht und die Ausgangsfrage hilft uns hier im Thema einfach nicht. Vielleicht sollten wir von der anderen Seite kommen und erklären welche Personen, Sachen und Handlungen notwendig sind, damit Rollenspiel seinen Reiz oder seine Wirkung erreichen kann.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 11:43
Ich sehe ja auch die Interaktion als eine der Grundbedingungen für Rollenspiel an (sprich, wir brauchen mindestens einen "Spieler" und einen "Zuhörer" - die dann auch die Rollen tauschen).
Aber die Ideen von 6 sind nicht von der Hand zu weisen, denke ich.

Die Frage ist ja jetzt nun, wie kriegen wir das unter einen Hut.

Wenn man das zu Ende denkt wäre aber zum Beispiel auch Baldur's Gate kein Rollenspiel. Den Zuhörer gibt es dort nicht. Dennoch kann ich eine (wenn auch auf das Medium eines Computerspiels reduzierte) Rolle spielen.

Ich denke was Rollenspiel in jedem Fall braucht ist eine Geschichtsebene (in der die Story und das Abenteuer angelegt sind) und eine Spielerebene (in der die Eigenschaften des Spielercharakters abgelegt sind).

In einem Buch welches ich schreibe versetze ich mich durchaus auch in einzelne Charaktere - aber ich trenne eben nicht die Geschichts und Spielerebene. Erst durch diese Trennung kann ich "in" einem Abenteuer spielen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 11:44
@Literatur + Aktivierung des Leser: Ah, ok. Verstehe. Danke.

@Was brauchen wir, damit RP seinen Reiz und seine Wirkung erreichen kann:
Im Großen und Ganzen ist das doch die Frage von Black, oder nicht?
Was sind die Minimalvoraussetzungen, damit wir von Rollenspiel als solchem sprechen können?


EDIT:
Wenn man das zu Ende denkt wäre aber zum Beispiel auch Baldur's Gate kein Rollenspiel. Den Zuhörer gibt es dort nicht. Dennoch kann ich eine (wenn auch auf das Medium eines Computerspiels reduzierte) Rolle spielen.
Naja, in abstrakter Betrachtung eben doch: "Spieler" ist eher der Autor (die Autoren) des Spiels mit Spielwelt, System usw. Der "Spieler" erfüllt imho bei Computerspielen eher die Funktion des "Zuhörers" auch wenn er eine deutlich aktivere Rolle einnimmt als beim Lesen eines Buches.

Zitat
Ich denke was Rollenspiel in jedem Fall braucht ist eine Geschichtsebene (in der die Story und das Abenteuer angelegt sind) und eine Spielerebene (in der die Eigenschaften des Spielercharakters abgelegt sind). (...)
Finde ich auch einen guten Ansatz: wir lösen uns von der gegenständlichen Ebene und suchen nach abstrakteren Begriffen, um die Voraussetzungen zu erkennen. Das könnte uns wirklich weiter bringen.
Klingt gut für mich.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 11:56
Wenn man das zu Ende denkt wäre aber zum Beispiel auch Baldur's Gate kein Rollenspiel. Den Zuhörer gibt es dort nicht. Dennoch kann ich eine (wenn auch auf das Medium eines Computerspiels reduzierte) Rolle spielen.
Deswegen waren wir schon beim "Mitspieler" statt beim "Zuhörer".
Zitat
Ich denke was Rollenspiel in jedem Fall braucht ist eine Geschichtsebene (in der die Story und das Abenteuer angelegt sind) und eine Spielerebene (in der die Eigenschaften des Spielercharakters abgelegt sind).

In einem Buch welches ich schreibe versetze ich mich durchaus auch in einzelne Charaktere - aber ich trenne eben nicht die Geschichts und Spielerebene. Erst durch diese Trennung kann ich "in" einem Abenteuer spielen.
Wird diese Trennung wirklich bei allen Rollenspielen gemacht? Ich glaube nicht. Der Begriff "in einem Abenteuer spielen" finde ich falsch, weil ich schon häufiger in Rollenspielrunden gespielt habe, in denen einfach nur das Verhältnis der Charaktere untereinander ausgespielt wurde und ein echtes "Abenteuer" eigentlich nicht existierte.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 11:58
@Was brauchen wir, damit RP seinen Reiz und seine Wirkung erreichen kann:
Im Großen und Ganzen ist das doch die Frage von Black, oder nicht?
Was sind die Minimalvoraussetzungen, damit wir von Rollenspiel als solchem sprechen können?
Naja. Ein mieser Roman ist immer noch ein Roman, auch wenn er den eigentlichen Reiz, den ein Roman entfalten sollte, niemals erreicht.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 12:06
Der Begriff "in einem Abenteuer spielen" finde ich falsch, weil ich schon häufiger in Rollenspielrunden gespielt habe, in denen einfach nur das Verhältnis der Charaktere untereinander ausgespielt wurde und ein echtes "Abenteuer" eigentlich nicht existierte.

Ich würde es nicht Abenteuer nennen, sondern einfach nur Erzählung, dann ist es auch vorhanden bei deinem obigen Beispiel.

Nach Lesen der ganzen Beiträge des Morgens habe ich den Gedanken bekommen, dass Rollenspiel vielleicht mindestens dann vorhanden ist, wenn eine fiktive Person vorhanden ist, die in eine interaktive Erzählung eingebunden ist (was einen einzelnen Spieler einschließt und meinetwegen auch in Gedanken stattfinden kann).

Die Frage wäre dann aber immer noch, ob ein Computerprogramm Rollenspiel betreibt, wenn es vorgegebene Textelemente einer Erzählung zufällig und durch bestimmte Gesetzmäßigkeiten sinnvoll kombiniert und ausgibt.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Arldwulf am 20.03.2013 | 12:08
Deswegen waren wir schon beim "Mitspieler" statt beim "Zuhörer".Wird diese Trennung wirklich bei allen Rollenspielen gemacht? Ich glaube nicht. Der Begriff "in einem Abenteuer spielen" finde ich falsch, weil ich schon häufiger in Rollenspielrunden gespielt habe, in denen einfach nur das Verhältnis der Charaktere untereinander ausgespielt wurde und ein echtes "Abenteuer" eigentlich nicht existierte.

Auch den Mitspieler gibt es dort ja nicht.

Und den Begriff Abenteuer darf man natürlich dort nicht zu wirklich nehmen. Es geht eher darum das es zwei Lerspektiven gibt. Die auf die Welt/Geschichte/Umgebung. Und die des Spielercharakters.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 20.03.2013 | 12:14
Ich würde es nicht Abenteuer nennen, sondern einfach nur Erzählung, dann ist es auch vorhanden bei deinem obigen Beispiel.

War dort wirklich eine Erzählung vorhanden? Ich würde so etwas wie "interaktiver fiktiver Raum" vorschlagen. Selbst wenn Charaktere nur interagieren ohne, dass eine wirkliche Erzählung vorhanden ist, bewegen sie sich doch im selben fiktiven Raum.

Möglicherweise mangelt es mir aber auch an Verständnis was mit Erzählung gemeint ist.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 12:17
Nach Lesen der ganzen Beiträge des Morgens habe ich den Gedanken bekommen, dass Rollenspiel vielleicht mindestens dann vorhanden ist, wenn eine fiktive Person vorhanden ist, die in eine interaktive Erzählung eingebunden ist (was einen einzelnen Spieler einschließt und meinetwegen auch in Gedanken stattfinden kann).
Ja. Das scheint mir bisher die geeignetste Zusammenfassung zu sein. Schließt auch keine "Erkenntnisse" aus, zu denen wir bereits einen Konsens gefunden haben.

Wir prüfen das am Falle eines Computer-RPs:
- fiktive Person? check.
- interaktive Erzählung? check. (Die Geschichte ist zwar absolut gesehen vorgegeben, aber der subjektiv erlebte Ausgang ist interaktiv beeinflussbar.)

EDIT:
"Erzählung" würde ich in diesem Kontext abstrakt nehmen und nicht zwangsläufig als "Geschichte" oder "Plot". Wobei ich der Meinung bin, dass man auch das reine Ingame-Agieren von SCs miteinander durchaus auch schon als "Geschichte" oder "Erzählung" verstehen kann: Aufeinander aufbauende Ereignisse innerhalb eine fortlaufenden zeitlichen Rahmens könnte an durchaus als Geschichte verstehen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 12:22
War dort wirklich eine Erzählung vorhanden? Ich würde so etwas wie "interaktiver fiktiver Raum" vorschlagen. Selbst wenn Charaktere nur interagieren ohne, dass eine wirkliche Erzählung vorhanden ist, bewegen sie sich doch im selben fiktiven Raum.

Möglicherweise mangelt es mir aber auch an Verständnis was mit Erzählung gemeint ist.

Der Begriff 'interaktiver fiktiver Raum' schließt doch schon ein, dass eine Aktivität(Aktion) stattfindet, die beschrieben werden muss. Wenn man die Beschreibt, entsteht eine Erzählung.
Wobei beim Larp ja nicht unbedingt verbal formuliert wird, aber eine Erzählung im weiteren Sinne entsteht ja auch durch körperlichen Vortrag. Oder beim Theater, da muss der Darsteller ja auch mindestens seinen Charakter verkörpern. Das erschafft meiner Meinung nach schon eine Erzählung. Oder wenn der DSA-Spieler beschreibt, welche Klamotten sein Elf trägt, während der in der Taverne sitzt.

Edit:
Obwohl, ich frage mich, ob eine Charaktererschaffung bereits ausreicht. Eine irgendwie geartete Handlung muss wohl vielleicht doch stattfinden, um ein tatsächliches Spiel zu haben. Charaktererschaffung ist jedenfalls in den Augen von Pen&Paper-Rollenspielern noch kein Spiel. Das Spiel findet erst statt, wenn die fiktionale Person mit der Spielwelt (das schließt andere fiktionale Personen ein) interagiert.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 20.03.2013 | 12:31
Dann stimme ich zu. Außerdem würde ich sagen Charaktererschaffung kann ins Spiel integriert sein, muss aber nicht. Wobei es an der Stelle problematisch wird, wo strategische Entscheidungen bei der Charaktererschaffung teil der mechanischen Seite des Spiels sind. Diese Seite wurde ja bisher relativ außen vor gelassen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 12:40
Ich sehe zwischen Charaktererschaffung und unserem aktuellen Stand auch keinen Widerspruch.
Charaktererschaffung kann schließlich Teil von beidem sein: Teil des fiktiven Charakters und Teil des interaktiven fiktiven Raums.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 20.03.2013 | 12:45
Obwohl, ich frage mich, ob eine Charaktererschaffung bereits ausreicht. Eine irgendwie geartete Handlung muss wohl vielleicht doch stattfinden, um ein tatsächliches Spiel zu haben. Charaktererschaffung ist jedenfalls in den Augen von Pen&Paper-Rollenspielern noch kein Spiel. Das Spiel findet erst statt, wenn die fiktionale Person mit der Spielwelt (das schließt andere fiktionale Personen ein) interagiert.
Bei Lifepathsystemen interagiert der Charakter bereits mit der Spielwelt. Ganz streng genommen hat der Charakter bereits mit einer Hintergrundbeschreibung mit der Spielwelt interagiert. Wenn Du sagst, das Dein Charakter eine Familie in der Stadt hat und schreibst Dir deshalb den Nachteil "Dependant" auf, dann interagierst Du mit der Spielwelt. Von daher habe ich arge Probleme damit zwischen einer Umgebungsebene und einer Charakterebene unterscheiden zu wollen. Heck! Bei Amber gibt es sogar einen Wert, der die Weltbeschreibung und die Art wie die Umgebung auf den Charakter reagiert, beeinflusst.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 20.03.2013 | 13:10
Akzeptiert.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Falke359 am 20.03.2013 | 13:49
Für mich notwendig ist auch die Umgebung, die über den fiktiven Charakter hinausgeht. Darunter kann z.B. fallen die Welt, mit der meine fiktive Figur interagiert, andere Charaktere oder eine Handlung/Geschichte/plot.

Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 20.03.2013 | 14:00
Für mich notwendig ist auch die Umgebung, die über den fiktiven Charakter hinausgeht. Darunter kann z.B. fallen die Welt, mit der meine fiktive Figur interagiert, andere Charaktere oder eine Handlung/Geschichte/plot.

Könnte man es vielleicht so ausdrücken:
Rollenspiel erfordert einen fiktiven Charakter der in einer (Erzähl-)Umgebung mit dieser interagiert.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.03.2013 | 18:21
Danke für die Ausführung. Ich habe zwei Punkte rausgegriffen, zu denen ich eine Frage hätte.
1. Was meinst du beim ersten Punkt mit steuern? Was ist mindestens notwendig, damit man von steuern sprechen kann?
Sind z.B. Gedanken ausreichend?
Hmm, prinzipiell ja.

Andererseits heißt es ja auch "Pen&Paper". Daher denke ich, sollte irgendeine Interaktion mit Stift & Papier stattfinden.

Zitat
2. Was ist mit Spielen, die die Erzählrechte gar nicht einschränken? Z.B. ein Tarotkarten-System auf deren Basis eine assoziative Erzählung des Spielers stattfindet, die nicht eingeschränkt ist (Engel, Everway, Idee!...).
Bei Everway gibt es doch ganz klassisch einen SL, der die Umgebung bestimmt. Alleine dadurch hat der Spieler kein unumschränktes Erzählrecht. Idee! kenne ich nicht.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Horatio am 20.03.2013 | 19:39
Es braucht und jedes Rollenspiel hat (und ja, das heißt was keinen hat ist kein Rollenspiel) einen Shared Imagined Space (http://ptgptb.org/0026/theory101-01.html).

Ob man das abschließend richtig hält (ich tue es) oder nicht ist eine Sache, aber jeder RSPler der sich mit dem Konzept auseinander setzt hat etwas was für sich gewonnen; und denkt daran: die Grundlage jeder ansatzweise ernstzunehmenden Kritik ist, dass man die kritisierte Sache verstanden hat ;).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Luxferre am 20.03.2013 | 20:46
Ein Regelwerk. Denn schon gemeinsam am Tisch zu sitzen und spielen zu wollen ist der erste Schritt zu einem kleinsten gemeinsamen Regelnenner.

Charaktere. Für meine Wahrnehmung von Rollenspiel elementar.

Differenzierung zwischen Spielern und Leitern. Ich brauche einen Spielleiter und Spieler. Ohne diese Differenzierung klappt Rollenspiel für mich nicht.

Eine Welt. Wo spielen wir gemeinsam? Ich benötige keine tausend Seiten, aber einen Hintergrund.

Würfel. Ist doch klar.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.03.2013 | 20:52
Also wäre Engel und Everway für dich kein Rollenspiel? (keine Würfel) Was sind es dann für Spiele?

Und "Breaking the Ice" wäre für dich auch kein Rollenspiel? (kein SL) Was ist es dann?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Luxferre am 20.03.2013 | 20:57
Spiele, die ich nicht spielen wollte. Was sonst?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 20.03.2013 | 21:02
Ich glaube eigentlich schon, dass es fürs Rollenspiel Regeln braucht; und zwar Regeln, die in einer fiktiven Situation eine Entscheidung herbeiführen. Ob die Regeln so komplex sind wie Hero System oder so simpel wie "Im Zweifel ziehen wir eine Karte, auf der 'ja' oder 'nein' steht", ist eigentlich egal.

Aber dieses Element kommt mir wichtig vor. Selbst in Freeform-Runden gibt es meistens einen Mechanismus, der unklare Situationen auflöst - meistens dann, wenn der Fortgang der fiktiven Handlung im Zweifel steht, und wenn unklar ist, ob der fiktive Charakter eine Situation zu seinen Gunsten entscheiden kann oder nicht.
Solange allen Beteiligten einleuchtet, dass der Charakter das jetzt schafft oder auch nicht, muss die Regel nicht zur Anwendung kommen - sie ist wirklich nur als Entscheidungshilfe an Schnittstellen der Erzählung da.

Oder übersehe ich da etwas?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Luxferre am 20.03.2013 | 21:07
Da ein Miteinander schon geregelt ist, gibt es kein Spiel ohne Regeln. So einfach ist das Thema abgehakt ;)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Kampfwurst am 20.03.2013 | 21:22
Da ein Miteinander schon geregelt ist, gibt es kein Spiel ohne Regeln. So einfach ist das Thema abgehakt ;)
Wenn du ein "Miteinander" schon als Voraussetzung für Rollenspiel siehst, gebe ich dir recht. Allerdings sehe ich das nicht so. Ich denke eine Person kann durchaus mit sich alleine Rollenspielen.

Ich würde es dabei irgendwo in der Mitte zwischen "Tagträumen" und "Geschichten schreiben" sehen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 20.03.2013 | 21:25
Ich würde es dabei irgendwo in der Mitte zwischen "Tagträumen" und "Geschichten schreiben" sehen.

Als bekennender Barbiespieler gebe ich dir da durchaus recht - allerdings kommen Regeln weder beim Tagträumen noch beim Geschichte schreiben zum Tragen.

Und ich benutze Regeln, auch beim Barbiespiel. ;) Deswegen erscheint mir das Vorhandensein von Regeln ja so bedeutsam.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Kampfwurst am 20.03.2013 | 21:35
Als bekennender Barbiespieler gebe ich dir da durchaus recht - allerdings kommen Regeln weder beim Tagträumen noch beim Geschichte schreiben zum Tragen.

Und ich benutze Regeln, auch beim Barbiespiel. ;) Deswegen erscheint mir das Vorhandensein von Regeln ja so bedeutsam.
Hmm, Geschichten haben denke ich deutlich mehr Struktur, und damit (sowas wie) Regeln, als Tagträume.

Es ist schwierig zu sagen, wo Regeln anfangen, und wo sie aufhören. Sind Regeln, die ich jederzeit beliebig ändern kann noch Regeln? Streng genommen erlege ich mir mit jeder Rolle die ich annehme einen Satz Regeln auf, indem ich definiere, was in dem was ich mir vorstelle passieren kann. Aber ich weiß eben nicht so recht, ob das tatsächlich als Regeln zu beschreiben ist. Protoregeln?

Was meinst du mit "Barbiespiel"?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 20.03.2013 | 21:39
Nicht, dass darüber 100%ige Einigkeit bestehen würde: Hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,77006.0.html) mal ein Definitionsthread.

Immerhin ist soviel klar: Barbiespiel ist es, wenn sich ein einzelner Spieler außerhalb des Spiels mit seinem Char beschäftigt. Das kann natürlich auf rein mechanischer Ebene sein ("Ich hab meinen Gnom bis Stufe 20 durchgeplant!"), aber eben auch auf fiktiver Ebene ("Hm, was hat mein Char eigentlich im Wald gemacht, während die anderen einkaufen waren?"). Und hier vermute ich gewisse Parallelen zum "Rollenspiel für eine Person".  :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Kampfwurst am 20.03.2013 | 22:05
Ah ok, wieder was gelernt. Danke :)

Und ja, "Rollenspiel für eine Person" ist dann ja letztlich nur einen Schritt weiter.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 01:07
Es braucht und jedes Rollenspiel hat (und ja, das heißt was keinen hat ist kein Rollenspiel) einen Shared Imagined Space (http://ptgptb.org/0026/theory101-01.html).

Gilt das auch für einen einzelnen Spieler?

Ein Regelwerk. Denn schon gemeinsam am Tisch zu sitzen und spielen zu wollen ist der erste Schritt zu einem kleinsten gemeinsamen Regelnenner.

Charaktere. Für meine Wahrnehmung von Rollenspiel elementar.

Differenzierung zwischen Spielern und Leitern. Ich brauche einen Spielleiter und Spieler. Ohne diese Differenzierung klappt Rollenspiel für mich nicht.
...

Persönliche Vorlieben waren in diesem Thema eigentlich nicht gefragt.
Es geht um universell notwendige Dinge, nicht das was jemand für sich selbst will.

Ich glaube eigentlich schon, dass es fürs Rollenspiel Regeln braucht; und zwar Regeln, die in einer fiktiven Situation eine Entscheidung herbeiführen. Ob die Regeln so komplex sind wie Hero System oder so simpel wie "Im Zweifel ziehen wir eine Karte, auf der 'ja' oder 'nein' steht", ist eigentlich egal.
...
Oder übersehe ich da etwas?


Ui, das ist interessant.
Meinst du damit tatsächlich nur die Spielregeln oder ist der Gruppenvertrag auch schon eine Regel im obigen Sinn?
Heißt das, das bei dir kein Rollenspiel stattfindet, wenn nicht gerade in Bezug auf eine Spielregel gehandelt wird?
Reicht das Vorhandensein von Regeln aus, auch wenn sie den ganzen Abend nie zum Gegenstand des Spiels werden (Z.B. ein Spielabend an dem nur ein völlig ungeregelter Dialog zwischen Charakteren stattfindet?
Und wie ist das, wenn eine Regel bewusst gebrochen wird (z.B. Würfeldrehen hinterm SL-Schirm), ist es in dem Moment dann auch kein Rollenspiel?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 02:04
Spiele, die ich nicht spielen wollte. Was sonst?
Die Frage ist aber nicht, was ist notwendig, damit du es spielen willst.
Die Frage war, was ist notwendig, damit es ein Rollenspiel ist.

Man könnte sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass nur Spiele, die man spielen möchte, auch Rollenspiele sind. Aber imho gibt es auch viele Rollenspiele, die man nicht spielen will.
"Mag ich spielen" ist also kein Entscheidungskriterium dafür, ob es ein Rollenspiel ist oder nicht.

bzgl. Einzelspiel
Ich bin mir unsicher, ob ich jemanden, der ausschließlich Barbiespiel betreibt als Rollenspieler bezeichnen würde. Imho ist Barbiespiel etwas, was man neben dem Rollenspiel betreibt.
Was ich jedoch als Rollenspiel bezeichnen würde, ist das Spielen von Solo-Abenteuern.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 02:39
Es braucht und jedes Rollenspiel hat (und ja, das heißt was keinen hat ist kein Rollenspiel) einen Shared Imagined Space (http://ptgptb.org/0026/theory101-01.html).
Soweit waren wir im Prinzip schon. Wir haben es nur noch eine Stufe allgemeiner gefasst und "fiktiven interaktiven (Erzähl-)Raum" genannt - das würde dann auch "Alleinspieler" einschließen.

Bzgl. der Regeln würde ich diese zum interaktiven Erzählraum zurechnen. Ebenso eventuelle Mechanismen zur Konfliktlösung.
Diese Regeln können aber auch völlig informeller Natur sein und im Extremfall nicht erkennbar vorhanden.

Ich komme beim Thema "Alleinspiel" allerdings auch eher wieder zu meinem ersten Ansatz zurück: Ohne äußeren Impulse ist es kein Rollenspiel. M.a.W. die Autorenschaft für die Geschichte muss imho bei mindestens zwei Personen liegen.
Das schließt dann Solo-Abenteuer genauso mit ein (Buch-Autor + Leser) wie PC-RPGs (Macher + User) wie auch klassisches PnP (SL + Spieler) und auch Indie-RPGs ohne SL (mindestens 2 Spieler).

Insofern würde ich den aktuellen Stand der Erkenntnisse dieses Fadens wie folgt zusammenfassen:
Rollenspiel benötigt mindest zwei "Spieler" (in den u.U. wechselnden Rollen Spieler und Mitspieler), die mit fiktiven Charakteren mit einem Erzählraum interagieren.
Was haltet ihr davon?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 21.03.2013 | 02:50
Ich fand ja diese Aufstellung auf Seite 2 ganz praktisch. Role playing kann man auch alleine machen, ein Role playing game benötigt aber zwei Miteinanderinteragierende.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 03:06
Insofern würde ich den aktuellen Stand der Erkenntnisse dieses Fadens wie folgt zusammenfassen:
Rollenspiel benötigt mindest zwei "Spieler" (in den u.U. wechselnden Rollen Spieler und Mitspieler), die mit fiktiven Charakteren mit einem Erzählraum interagieren.
Was haltet ihr davon?
Klar braucht man fürs Solo-Spiel erstmal einen Autor, der das AB geschrieben hat. Aber der Autor selber ist nur für die Vorbereitung notwendig. Er ist nicht mehr Teil des eigentlichen Rollenspiels. Und der Spieler interagiert auch nicht mit dem Autoren sondern mit dem Buch, das der Autor geschrieben hat.

Das sieht man auch daran, dass der Autor wohl nicht in dem Augenblick mit Rollenspielen anfängt, in dem der Leser seines Buches mit Rollenspiel anfängt.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 05:10
Klar braucht man fürs Solo-Spiel erstmal einen Autor, der das AB geschrieben hat. Aber der Autor selber ist nur für die Vorbereitung notwendig. Er ist nicht mehr Teil des eigentlichen Rollenspiels. Und der Spieler interagiert auch nicht mit dem Autoren sondern mit dem Buch, das der Autor geschrieben hat.

Das sieht man auch daran, dass der Autor wohl nicht in dem Augenblick mit Rollenspielen anfängt, in dem der Leser seines Buches mit Rollenspiel anfängt.

Ich sehe den Widerspruch zu meiner Definition nicht.
Zitat
Rollenspiel benötigt mindest zwei "Spieler" (in den u.U. wechselnden Rollen Spieler und Mitspieler), die mit fiktiven Charakteren mit einem Erzählraum interagieren.
Der Autor ist einer der "Spieler". Von Gleichzeitigkeit muss man ja nicht ausgehen.
Ich sehe keinen relevanten Unterschied (im Sinne unserer abstrakten Betrachtung) zwischen dem z.B. SL, der eine Szene vorgibt und dem Autor, der eine Szene vorgibt. Genauso wenig muss imo keine Unterscheidung vorgenommen werden zwischen dem Spieler, der eine verbal geäußerte Entscheidung trifft und der Entscheidung des Lesers, auf welcher Seite er weiter macht.
Grundsätzlich würde ich sagen, der Autor des Buches ersetzt den SL, bzw. fungiert als mittelbarer und nicht unmittelbarer SL.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 06:13
Ich bin eigentlich auch ein Freund der Unterscheidung 1 Spieler für Rollenspiel und 2 Spieler für Rollenspiele.

Mit den interaktiven Büchern (so sehr ich sie selber mag) habe ich aber meine Probleme.
Sicher wurden die aus Marketinggründen Solo-Rollenspielbücher genannt, aber ich würde sie einfach nur als interaktive Bücher bezeichnen.
Zum Rollenspiel gehört meiner Meinung nach, dass der Spieler seine Handlungen selbst formuliert/erzählt. Den bloßen Konsum einer selbst gewählten aber komplett vorgefertigten Textpassage als das Spielen einer Rolle zu bezeichnen, kann ich nicht mehr folgen.
Man könnte wohl höchstens sagen, der Autor so eines Buches hat Rollenspiel gemacht, denn er hat das ja auch formuliert.
Ich bin ein großer Anhänger davon, dass Rollenspiel die Kreation einer Erzählung beinhalten muss - nach den interessanten Beiträgen dieses Themas auch gerne alleine, gerne in Gedanken oder schriftlich, gerne auch nur durch Ausdruckstanz. Scheißegal wie, aber es muss originär sein. Wer nur fertige Formulierungen abliest, hat selbst kein Rollenspiel gemacht. Und da ändert auch die Würfelei nichts dran, sonst wäre Monopoli am Ende auch Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 08:50
Wie differenzieren wir dann die Bücher zu einem ganz klassischen PC-RPG?
Dort ist die Handlung ja auch geskriptet und kann aus diesen vorgegebenen Regeln nicht ausbrechen. Der Rahmen ist weiter gefasst als im Buch, aber dennoch genauso unausweichlich vorhanden.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: gunware am 21.03.2013 | 11:53
Zum Rollenspiel gehört meiner Meinung nach, dass der Spieler seine Handlungen selbst formuliert/erzählt. Den bloßen Konsum einer selbst gewählten aber komplett vorgefertigten Textpassage als das Spielen einer Rolle zu bezeichnen, kann ich nicht mehr folgen.
Noch nie was von Railroading gehört?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Praion am 21.03.2013 | 12:04
Ich verlinke mal hierhin, George Herbet Mead - Mind, Self and Society

Über die Rolle von Play und Game in der Enstehung des "Selbst"

http://www.brocku.ca/MeadProject/Mead/pubs2/mindself/Mead_1934_20.html

Ich fand ja diese Aufstellung auf Seite 2 ganz praktisch. Role playing kann man auch alleine machen, ein Role playing game benötigt aber zwei Miteinanderinteragierende.

Genau das ist es!
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Horatio am 21.03.2013 | 12:12
Noch nie was von Railroading gehört?

Naja, nennen wir es mal in (s)einer funktionalen Form als "Partizipationismus". Selbst da bringt der Spieler Dinge in den SIS ein, und wenns nur Color (= Fluff) ist; der SL gibt nur die Route vor.

Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 21.03.2013 | 12:59
Ui, das ist interessant.
Meinst du damit tatsächlich nur die Spielregeln oder ist der Gruppenvertrag auch schon eine Regel im obigen Sinn?
Ich meinte erstmal die Regeln, die sich auf die gemeinsame Fiktion auswirken. Die können im Gruppenvertrag stehen oder in den fixierten Spielregeln.
Zitat
Heißt das, das bei dir kein Rollenspiel stattfindet, wenn nicht gerade in Bezug auf eine Spielregel gehandelt wird?
Nein, auf gar keinen Fall. Ich bin mir selber gar nicht sicher, was das eigentlich heißt - ich denke hier nur laut. ;)
Zitat
Reicht das Vorhandensein von Regeln aus, auch wenn sie den ganzen Abend nie zum Gegenstand des Spiels werden (Z.B. ein Spielabend an dem nur ein völlig ungeregelter Dialog zwischen Charakteren stattfindet?
Ja. Wie gesagt: Wenn es in der Fiktion eine Gabelung gibt, wo zwei Dinge passieren könnten und zur Entscheidung, welches nun passiert, eine Regel zur Anwendung kommt, dann sehe ich das als typisch fürs Rollenspiel an. Wobei ich hier Fälle einschließen würde, in denen die Regel nur dann verwendet wird, wenn es keine anderen Entscheidungkriterien gibt. Also quasi: Regeln sind als Entscheidungskriterien vorhanden.
Zitat
Und wie ist das, wenn eine Regel bewusst gebrochen wird (z.B. Würfeldrehen hinterm SL-Schirm), ist es in dem Moment dann auch kein Rollenspiel?
Nein, wie bereits ausgeführt, reicht es mir, wenn eine Regel als Entscheidungshilfe oder -anzeiger vorhanden ist.

Weitere Gedanken dazu würden mich aber sehr interessieren, ich bin mir da selbst nicht sehr schlüssig. :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Grubentroll am 21.03.2013 | 13:32
Ich sag mal was für mich das Minimum ist für meinen Anspruch ans P&P Rollenspiel ist, nachdem ja die absolut gültigen Minima schon erwähnt wurden...

2 Spieler
1 Bleistift oder Kuli, ein paar Zettel Papier
und mindestens ein Würfel.

Der Rest ist optional.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Hotzenplot am 21.03.2013 | 14:47
Die Definition. Jemand muss sagen, dass das, was du gerade tust, Rollenspiel ist.  ;)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 15:01
Ich sag mal was für mich das Minimum ist für meinen Anspruch ans P&P Rollenspiel ist, nachdem ja die absolut gültigen Minima schon erwähnt wurden...
Persönliche Vorlieben sind hier nicht das Thema.

Die Definition. Jemand muss sagen, dass das, was du gerade tust, Rollenspiel ist.  ;)
So schnell wollte ich das Thema eigentlich nicht aufgeben. :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Grubentroll am 21.03.2013 | 15:19
Persönliche Vorlieben sind hier nicht das Thema.

Stimmt, hab ich leider im OP dummerweise überlesen. (Obwohl's groß genug da steht... ;) (oder hast du das jetzt erst als Reaktion da reingeschrieben? :D ))

Dann nimm's als meine Definition, was das Minimum für P&P darstellt.
Denke, das müsste dann wieder zum Thread passen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 17:17
Danke für den Link, Praion.
Das ist quasi die Absolution für das was Callisto bereits eingebracht hat.

Womit wir dummerweise eine ganze Menge Aussagen nochmals speziell darauf bezogen überdenken müssten.
Mir ist in der Folge fast klar, dass dann die einsame Puppenspielerin, der Denker, der Solo-Buchleser und der Computerspieler
eigentlich kein Rollenspiel (the game) machen, sondern allenfalls für sich selbst rollenspielen (to play).

Ich hätte dann an dieser Stelle gesagt, dass es hier eigentlich mehr um Rollenspiele (Role Playing Games) gehen sollte, als um Play.
Gibt es darauf bezogen inzwischen eine brauchbare Gesamtfeststellung, die von vielen geteilt wurde?

Ich hätte jetzt mal ganz lose gesagt:

- 2 Spieler (SL gilt als Spieler)
- Interaktion zwischen einem Charakter und der Welt bzw. einem anderen Charakter
- die Interaktion entsteht durch einvernehmliche Erzählung oder Schauspiel der Spieler

Würde das jemand anders sehen oder präzisieren wollen?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 17:34
Finde ich passend zusammengefasst.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 17:34
Ein interessanter Punkt ist vielleicht auch nochmal die Überlegung, ob die rollenspielerische Reaktion für sich alleine nicht doch ebenfalls ein waschechtes Rollenspiel sein kann. Also z.B. ein Spielleiter, der (selbst nicht spielt, sondern) nur eine Ausgangssituation beschreibt, und ein Spieler, der mit seinem Charakter in Interaktion mit dieser Situation tritt (was z.B. auch interaktive Rollenspielbücher wieder ins Boot nehmen würde).

Konkret:
Autor schreibt Buch und beschreibt somit eine Ausgangssituation. Leser akzeptiert diese Erzählung und interagiert mit der Situation.
ABER: der Autor akzeptiert in der Folge nicht die Erzählung des Spielers. Es gibt also eigentlich kein SIS. Oder reicht dafür schon die eine Richtung?

Vielleicht kannst du, Horatio, dazu was sagen, weil du den Begriff in die Diskussion eingebracht hast.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 17:38
Ein abgesteckt er Rahmen, bzw ein Grundgerüst fehlt in Deiner Aufzählung.

Ebenso fehlt mir die Einigung für Konfliktbewältigung.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 17:39
Was meinst du mit Rahmen/Grundgerüst? Rahmen für was? Meinst du damit Regeln?
Reicht es dir nicht, wenn du dir schon ohne Regeln mit dem anderen Spieler einig bist?

Dass man unbedingt Konflikte braucht, halte ich für außerordentlich fragwürdig.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 17:42
Was meinst du mit Rahmen/Grundgerüst? Rahmen für was? Meinst du damit Regeln?

Dass man unbedingt Konflikte braucht, halte ich für außerordentlich fragwürdig.

Setting und Regeln. Wobei Zweiteres das Erste grob einschließt.

Konflikte sind doch alles und Alles ist ein Konflikt. Selbst das Lösen von Matheaufgaben ;-)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 17:45
Vielleicht hast du eine andere Vorstellung wie ich, was überhaupt ein Konflikt ist.
Eine gemeinsame Bergbesteigung ist für mich z.B. definitiv keiner.
Du kannst natürlich gerne in alles und jedes einen Konflikt reininterpretieren. Das ist nur deine persönliche Haltung bzw. dein persönlicher Wunsch. Eine bewertende Sichtweise sozusagen, die aber keiner objektiven Realität entspricht ... und somit nicht notwendig.

Ich dachte eigentlich, das Regeln dem SIS grundsätzlich untergeordnet sind. Wenn du einen SIS hast (was ich als 'einvernehmlich' bezeichnet habe), bist du schon längst über die Regeln und Settingvorgaben hinaus.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 17:50
Ich stimme Luxferre in Bezug auf die Aussage, dass Alles Konflikt sei schon zu.
Ein Konflikt tritt immer dann auf, wenn gegensätzliche Kräfte (im ganz abstraktem Sinne) wirken.
Bergbesteigung: Schwerkraft <=> der Wunsch oben anzukommen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Luxferre am 21.03.2013 | 17:51
Wenn Du in Deiner objektiven Realität keine Konflikte beim Bergsteigen bewältigst, dann lebe ich lieber in meiner subjektiven Phantasie ;-)

Aber gut. Ich sehe, dass Du ein gewisses festes Ziel vor Augen hast, wo ich nichts beisteuern kann.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 21.03.2013 | 18:01
Dann nenn es Aufgabenbewältigung, wenn du dich an dem Wort Konflikt stößt. Jedenfalls geht es in diesem Themenkomplex um die Frage, wie man damit umgeht, wenn die Absichten der Charaktere auf irgendeine Art von bedeutsamen Widerstand oder ein bedeutsames Hindernis stoßen.

Beim Romanschreiben ist es meistens so, dass der Autor sich ausdenkt, wie das Hindernis überwunden wird (oder auch nicht). Bei Computerspielen gibt es eine eingeschränkte Zahl an Möglichkeiten, ein Hindernis zu überwinden. Im Rollenspiel hingegen gibt es a) keine fest vorgegebenen Lösungsmöglichkeiten (oder sollte es nicht geben) und b) gibt es häufig mechanische Regeln zur Überwindung des Widerstands.

...wobei die mechanischen Regeln nicht absolut notwendig sind. Oder? Oder ist es die Anwendung der Regeln, die nicht unbedingt notwendig ist? Ich bin mir da immer noch uneins. Bei FreeForm wird eine Problemlösung häufig nur erzählt, aber es kann trotzdem passieren, dass auf einen Regelmechanismus zurückgegriffen wird, wenn es keinen Ausgang gibt, den alle Beteiligten vorziehen.

Bei unserer FreeForm-Runde haben wir z.B. sehr viel rein erzählerisch gelöst, aber manchmal wussten wir nicht recht, welcher Ausgang uns jetzt besser gefällt - schlägt Tim Victor mit der Heugabel nieder, oder kann Victor das Ruder herumreißen und Tim ausschalten? Beides wäre cool gewesen. Also haben wir eine Entscheidungskarte gezogen, und Victor hat Tim niedergeschlagen.

Trotzdem wäre das auch ohne die Entscheidungskarten immer noch Rollenspiel gewesen. Also hängt es vermutlich doch nicht an Regelmechanismen, sondern eher an dem Eintauchen in einen Shared Imagined Space.

(Am Spielen einer Rolle kann es nicht hängen. Ein SL verkörpert nicht unbedingt immer eine Rolle - trotzdem betreibt er Rollenspiel, auch wenn er grade nur den Löchersumpf beschreibt.)

Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 18:15
Wenn in eurer Sicht ALLES ein Konflikt darstellt (jede Handlung, jede verbale Äußerung, jeder Gedanke?), dann ist das doch selbstredend und muss eigentlich nicht speziell erwähnt werden, oder?

In meiner sprachlichen Auffassung ist ein Konflikt aber nur dann vorhanden, wenn eine Gegenhaltung bzw. konträre Haltung eingenommen wird.
Konfliktdenken ist eine psychologische Haltung, um Situationen erfolgreicher meistern zu können, weil sie wettbewerbliches und zielgerichtetes Handeln provoziert, um gegen bedrohliche Situationen besser gewappnet zu sein. Man muss aber nicht immer gegen etwas arbeiten, man kann auch mit etwas arbeiten bzw. es umarmen, akzeptieren. Du kannst natürlich die Schwerkraft als etwas sehen, das dich von der Besteigung abhält, aber du kannst sie auch als dein Verbündeten betrachten, denn ohne Schwerkraft ist es gar nicht möglich zu klettern oder zu steigen.
Mein Duden meint, Konflikt ist 1) Streit/Auseinandersetzung (zwischen Personen, Verbänden, Staaten) oder 2) Widerstreit der Motive im Einzelmenschen
Nichts davon passt in meinen Augen auf eine Bergbesteigung.
Ich halte den Konfliktansatz für eine rollenspielerische Mode, die von ein paar Indyspielen eingeführt wurde. Eine Aktion grundsätzlich als Konflikt zu bezeichnen ist IMHO inhaltlich falsch.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 21.03.2013 | 18:16
Wie gesagt: Nenn es halt Aufgabe oder Hindernis.

Aber lass uns bitte das Konfliktfass nicht noch mal aufmachen. War so schön produktiv hier.  :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 18:21
Nenn es wie du willst. Es geht mir ja nicht um das Wort, sondern vor allem um die Haltung, die dahinter steht.
Ich frage mich, ob ein Dialog zwischen zwei Charakteren (was ja zweifellos Rollenspiel ist) immer eine Schwierigkeit beinhalten muss oder das Bewältigen einer Aufgabe. Oder irre ich mich da?
Sicher, Schwierigkeiten und Konflikte sind eine spannende Sache und ich spiele das auch gerne, aber die Frage war ja die nach der Notwendigkeit? Geht es grundsätzlich um Problemlösungen, oder kann Rollenspiel z.B. auch gemeinsames Zusammensein durch Austausch sein?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 18:36
Ein normales Tavernengespräch zwischen zwei Freunden ist definitiv kein Konflikt. Auch kein Hindernis und auch keine Aufgabe. Und trotzdem ist es Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 19:25
Naja, wenn ich Luxferres Aussage richtig interpretieren, dann schon.
Und zwar in dem Sinne, dass sich bei einem Tavernengespräch zwei (fiktive) Personen mit dem jeweiligen Gegenüber auseinandersetzen (Konflikt = Synonym für Auseinandersetzung).
Konflikt mag dann aber etwas unglücklich gewählt sein, weil der Begriff ja doch eher konkreter verstanden wird.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 19:39
@Gorilla:
Äh... in dem Fall: Auseinandersetzen (Beschäftigiung) != Auseinandersetzung (Konflikt). ;)
EDIT:
Für Nichtinformatiker: Auseinandersetzen im Sinne der Beschäftigung ist nicht das Gleiche wie eine Auseinandersetzung im Sinne eines Konfliktes.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 19:46
Ja, sag ja, dass der Begriff vielleicht unglücklich gewählt war, aber so hatte ich es eben verstanden.
Und nur als Anmerkung: Es gibt neben der Informatik noch andere Wissenschaften, die auch ein wenig Gültigkeit besitzen können ;)
Es ist halt wie so oft bei solch abstrahierten Betrachtungen: Den Begriff zu nennen, genügt meist nicht und ohne ein klare Definition kommt es leicht zu Missverständnissen.

Vielleicht erklärt Luxferre ja auch noch selbst, was genau er unter "Konflikt" versteht, so wie er es in die Diskussion eingebracht hat.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 20:14
Es kommt mir so vor, dass das einfache Beispiel von 6 die Konfliktnotwendigkeit im Rollenspiel ausreichend widerlegt hat.
Oder ist noch jemand der Meinung, dass ein Tavernengespräch ein Konflikt wäre?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: 6 am 21.03.2013 | 20:20
Und nur als Anmerkung: Es gibt neben der Informatik noch andere Wissenschaften, die auch ein wenig Gültigkeit besitzen können ;)
Klar. Ich kenn das != aus der Informatik vergesse dann aber immer wieder, dass der Ausdruck nicht unbedingt allgemein bekannt ist. Deswegen auch der EDIT zur Erklärung.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Gorilla am 21.03.2013 | 21:04
@Black: Wenn du einen passenderen Begriff statt Konflikt findest, ja.
Sonst:
(...), dass sich bei einem Tavernengespräch zwei (fiktive) Personen mit dem jeweiligen Gegenüber auseinandersetzen (Konflikt = Synonym für Auseinandersetzung).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 21.03.2013 | 21:07
Ich würde sagen Konflikt und Mechanismen zur Konfliktlösung sind grundsätzlich Teil sozialer Interaktion und damit auch des Rollenspiels. Auch bei dem Kneipengespräch kann es z.B. zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Dann kann man ausspielen bis einer klein beigibt, sich OT prügeln, eine Münze werfen, entscheiden, dass den Konflikt auszutragen Verschwendung der Spielzeit ist, einen Würfel werfen, Spieler C fragen...
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 21:24
2 Spieler
1 Bleistift oder Kuli, ein paar Zettel Papier
und mindestens ein Würfel.

Der Rest ist optional.
Dann wäre Kniffel also Rollenspiel?

- 2 Spieler (SL gilt als Spieler)
- Interaktion zwischen einem Charakter und der Welt bzw. einem anderen Charakter
- die Interaktion entsteht durch einvernehmliche Erzählung oder Schauspiel der Spieler

Würde das jemand anders sehen oder präzisieren wollen?
Dann wäre Impro-Theater oder "Fanfiction schreiben" also Rollenspiel?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Mutifu am 21.03.2013 | 21:34
Dann wäre Impro-Theater ... also Rollenspiel?

Das würde mich tatsächlich mal interessieren. Ich kenne mich mit Impro-Theater überhaupt nicht aus und frage mich schon seit einiger Zeit was eigentlich der entscheidende Unterschied zum Rollenspiel ist. Google hat mir da auch nicht wirklich weiter geholfen.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 21:36
Ich würde es so sehen: Rollenspiel macht man für sich selber. Impro-Theater mach man für den Zuschauer.

Das ist imho der Unterschied.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 22:05
@Black: Wenn du einen passenderen Begriff statt Konflikt findest, ja.

Wie 6 schon gesagt hat, ist das Wort Auseinandersetzung im Sinne des Wortes Konflikt NICHT synonym mit Beschäftigung.
Wenn ich mich mit meiner Briefmarkensammlung auseinandersetze, dann habe ich keinen Konflikt mit meiner Briefmarkensammlung.
Das zu sagen ist zwar möglich, ist aber inhaltlicher Unfug.

Das Wort Auseinandersetzung kann im Englischen z.B. einerseits mit Dispute/Argument und andererseits mit Examination übersetzt werden.
Bei der Briefmarkensammlung ist es eben die Examination.
Für eine Tavernenplauderei nach 6's Beispiel das Wort Auseinandersetzung zu benutzen fände ich deplatziert, denn Konflikt setzt eine gegenteilige, konträre Haltung voraus. Ich würde das als neutrale Beschäftigung bezeichnen.

Es ist bei einem Tavernengespräch sicherlich zielführend von einem Konflikt zu sprechen, wenn man ein Spiel spielt, das in jeder Szene feststellen will, wer der Bessere war oder ob ein vorgegebenes Ziel erreicht wurde. Das ist aber nicht für jede Art von Rollenspiel zutreffend.

Ich will auch gar keinen anderen Begriff für Konflikt finden. Das Wort ist hervorragend. Und ich mag auch Konflikte im Rollenspiel. Ich spiele sehr oft so.
Ich weigere mich nur, zu akzeptieren, dass Rollenspiel sich immer darum drehen muss, weil wir durchaus oft konfliktlos spielen.
Konflikte in die Liste der notwendigen Dinge aufzunehmen, würde ja heißen, dass damit eine inhaltliche Qualität für Rollenspiel vorgeschrieben wäre. Da klingeln bei mir alle Theorie-Alarmglocken, weil das im Prinzip genauso sinnlos ist, wie wenn man sagen würde, im Rollenspiel müssen immer Atome vorkommen. Notwendige Voraussagen über den Inhalt einer fiktionalen Erzählung zu machen, müssen eigentlich scheitern.

Ich würde es so sehen: Rollenspiel macht man für sich selber. Impro-Theater mach man für den Zuschauer.

Komische Theorie, Euli. Ich hätte gesagt, Rollenspiele macht man immer auch für andere, sonst bräuchte man nämlich keinen SIS (einvernehmliche Erzählung) und müsste auch überhaupt nicht mit anderen an einem Tisch sitzen.
Hast du mitbekommen, dass das Thema sich vom Roleplay einer Person verabschiedet hat.

Impro-Theater ist meiner Meinung nach übrigens volle Kanne Rollenspiel - genauso wie ganz normales Theater, LARP und auch erotisches Rollenspiel (was ja im Prinzip auch Impro-Theater ist).
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 22:20
Komische Theorie, Euli. Ich hätte gesagt, Rollenspiele macht man immer auch für andere, sonst bräuchte man nämlich keinen SIS (einvernehmliche Erzählung) und müsste auch überhaupt nicht mit anderen an einem Tisch sitzen.
1) Und wieso spielen Leute dann Solo-ABs? Wer ist da der andere, für den man spielt?
Oder was ist mit Singleplayer-Computerrollenspiel? Für wen spielt man dort?

2) Den SIS braucht man, damit die Herausforderungen an einen herangetragen werden können. Wenn es keinen SIS gibt, gibt es keine Möglichkeiten, an Input zu gelangen. Das ist auch der Grund, weshalb Pen&Paper Rollenspiel beliebter ist als Singleplayer-Rollenspiel: Weil man dort mehr Möglichkeiten hat. (Nichtsdestotrotz ist auch Singleplayer-Rollenspiel ein Rollenspiel.)

Zitat
Hast du mitbekommen, dass das Thema sich vom Roleplay einer Person verabschiedet hat.
Solo-Abenteuer werden als Rollenspielhefte verkauft. Und außerhalb dieses Threads würdest du nur verwunderte Blicke bekommen, wenn du behauptest, dass Solo-ABs nichts mit RPG zu tun haben.

Ich wette, die SChnittmenge zwischen Pen&Paper Spielern und Solo-ABlern ist größer als die Schnittmenge zwischen Pen&Papern und Impro-Theaterleuten.

Und dann gibt es auch noch Singleplayer-Computerrollenspiele. Da sagt der Name auch schon, dass es sich um Rollenspiel handelt.

Zitat
Impro-Theater ist meiner Meinung nach übrigens volle Kanne Rollenspiel - genauso wie ganz normales Theater, LARP und auch erotisches Rollenspiel (was ja im Prinzip auch Impro-Theater ist).
Wenn man eine Kamera dabei hat und das erotische Rollenspiel aufnimmt, dann handelt es sich um einen improvisierten Porno. Das kann man durchaus als Impro-Theater gelten lassen. Aber normales erotisches Rollenspiel ist definitiv kein Impro-Theater.

Und schau dir mal an, wieviele Leute beim Impro-Theater oder gar normalen Theater bereit wären, LARP zu spielen. Oder frage mal, wieviele LARPer Lust haben, Theater zu spielen. Du wirst eine sehr große Diskrepanz feststellen. Das sind einfach zwei vollkommen unterschiedliche Welten.
Titel: !!
Beitrag von: Callisto am 21.03.2013 | 22:34
Und schau dir mal an, wieviele Leute beim Impro-Theater oder gar normalen Theater bereit wären, LARP zu spielen. Oder frage mal, wieviele LARPer Lust haben, Theater zu spielen. Du wirst eine sehr große Diskrepanz feststellen. Das sind einfach zwei vollkommen unterschiedliche Welten.

Hä? Frag mal 6, Chris H, Slobo, Barbara, alles Leute im Improtheater. Hallo, die machen jedes Treffen einen ImproWorkshop!
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 22:41
@ Euli:
Zu dem Punkt, dass manche Dinge als Rollenspiel bezeichnet werden, habe ich bereits was gesagt. Das ist eine Marketingentscheidung, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen.
Auf dem alten SpaceHulk-Spiel steht ja auch 3D-Rollenspiel, obwohl es keines ist.
Werbung ist halt nicht immer wahr, aber das müsstest du selbst schon mitbekommen haben.

Das Solobücher wahrscheinlich keinen echten SIS haben (weil er nicht gegenseitig ist), hatte ich auch schon weiter oben geschrieben.
Horatio, oder irgendwer der sich damit besser auskennt, hat dazu leider noch nichts gesagt.
Wo sind nur all die Rollenspiel-Theoretiker wenn man sie braucht?

Das Argument, dass Interessengruppen-Schnittmengen zwischen verschiedenen Teilbereichen eines Überbegriffs nicht groß sind und deshalb nicht zum gleichen Überbegriff gehören, ist hoffentlich nicht ernst gemeint.

Dass ich mit sogenannten Solo-Rollenspielbüchern und Computerrollenspielen Bauchschmerzen habe, liegt an ein paar ziemlich aufschlussreichen Theoriediskussionen hier im Tanelorn, wo es eine ganze Menge cleverer Leute gab, die nicht der Meinung waren, dass die so richtig dazu gehören, weil eben wesentliche Dinge fehlen.
Titel: Re: !!
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 22:48
@Callisto
Vier Leute von wievielen? Vergleiche das mal mit der Prozentzahl an LARPern in der Pen&Paper-Gemeinde.

Ich hatte auf dutzenden Cons auch schon Schreib-Workshops erlebt. Die Tatsache, dass es sich um einen Workshop handelt, ist doch ein Indiz dafür, dass es nicht Teil des Rollenspiels ist.

Schließlich gibt es auf den wenigsten Cons auch Rollenspiel-Workshops. Stattdessen gibt es dutzende von Rollenspielrunden, wo einfach gespielt wird.
Und ich denke, auch auf dem Treffen hat bisher noch keine Impro-Theater-Runde stattgefunden. (Also eine Runde, wo man nichts lernt, sondern wo man einfach losspielt.)

@Black
Welche Leute erreicht man denn durch die Bezeichnung "Rollenspiel"? Doch nur Rollenspieler. Und diese kaufen so eine Sache ja nicht, weil dort "Rollenspiel" drauf steht, sondern weil es sich anfühlt wie das Pen&Paper, was sie sonst so spielen.

Das Solobücher keinen SIS haben, sehe ich auch so. Das ändert aber nichts daran, dass ein Solo-AB ein Rollenspiel ist. Das beweist eher, dass es auch Rollenspiel ohne SIS gibt.

Und doch, an Interessengruppen-Schnittmengen kann man sehr gut abschätzen, wie eng verwandt Bereiche sind.

Wo außerhalb dieses Threads gab es denn Diskussionen dazu, was alles zu Rollenspiel gehört und was nicht?
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 22:58
Ich würde dir ja gerne zustimmen, weil es einfach wäre, aber dass Teilbereiche von etwas keine Schnittmenge haben ist kein hinreichender Beweis gegen ihre enge Verwandtschaft.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 22:59
Kein Beweis, aber ein Indiz.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 21.03.2013 | 23:02
Das reicht erstens leider nicht, um dem Begriff "notwendig" gerecht zu werden und außerdem würde ich sogar sagen, dass es zwischen besonders nahestehenden Hobbies oft eine besonders kleine Schnittmenge gibt, weil man eben das andere nicht mehr zu machen braucht, weil man schon das eine macht, was einem ein Tick besser gefällt.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 21.03.2013 | 23:05
Nein, ich meinte: Eulenspiegel, frag diese vier Menschen. Die machen Improtheater die werden ja wohl eher über mögliche Schnittmengen Bescheid wissen als du Laie. Bei diesen Workshops spielen sie die ganze Zeit los.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.03.2013 | 23:11
@Black
Von "notwendig" hat auch niemand gesprochen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei besonders eng verwandten Hobbys die Schnittmenge besonders groß ist. Weil wenn einem das eine Spaß macht, dann macht den meisten Leuten auch etwas ähnliches Spaß. Man betreibt vielleicht nur eines von beiden als Haupthobby, aber man tätigt beides.


Disclaimer: Natürlich gibt es Leute, die sowohl Rollenspiel als auch Fußball spielen. Aber die Schnittmenge ist doch verdammt gering verglichen mit den obigeren Sachen.

@Callisto
OK, ich werde sie fragen. Wobei ich kein Rollenspiel-Laie bin.
Und dass es Gemeinsamkeiten zwischen Impro-Theater und Rollenspiel gibt, bezweifle ich nicht. Ich bezweifle nur, dass beides das gleiche ist. (Bzw. dass das eine eine Teilmenge des anderen ist.)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Callisto am 21.03.2013 | 23:20
@Callisto
OK, ich werde sie fragen. Wobei ich kein Rollenspiel-Laie bin.
Und dass es Gemeinsamkeiten zwischen Impro-Theater und Rollenspiel gibt, bezweifle ich nicht. Ich bezweifle nur, dass beides das gleiche ist. (Bzw. dass das eine eine Teilmenge des anderen ist.)
Du sollst sie nicht fragen, weil sie Rollenspieler sind sondern weil sie Improtheaterleute sind. Sonst könntest Du auch mich fragen, aber ich hab von Improtheater genausoviel Ahnung wie du.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Arldwulf am 22.03.2013 | 09:04
@Disclaimer: Natürlich gibt es Leute, die sowohl Rollenspiel als auch Fußball spielen. Aber die Schnittmenge ist doch verdammt gering verglichen mit den obigeren Sachen.

Mhh...ich stimm dir ja durchaus zu, aber unter den DSA Spielern dürfte die Zahl derer die schonmal Fußball gespielt haben dennoch größer sein als die derer die schonmal Shadowrun gespielt haben.

Einfach durch die weit größere Verbreitung.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 22.03.2013 | 19:11
Ich bin jetzt zwar kein Experte fürs Impro-Theater, aber im Fiasco-Companion gibt es ein Kapitel darüber, was Impro-Spieler mit Fiasco anfangen können - und es scheint doch einiges zu sein.

Ich bin fast geneigt, zu vermuten, dass sich die beiden Hobby-Bereiche einander annähern.  ;)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Horatio am 23.03.2013 | 13:12
Ein interessanter Punkt ist vielleicht auch nochmal die Überlegung, ob die rollenspielerische Reaktion für sich alleine nicht doch ebenfalls ein waschechtes Rollenspiel sein kann. Also z.B. ein Spielleiter, der (selbst nicht spielt, sondern) nur eine Ausgangssituation beschreibt, und ein Spieler, der mit seinem Charakter in Interaktion mit dieser Situation tritt (was z.B. auch interaktive Rollenspielbücher wieder ins Boot nehmen würde).

Konkret:
Autor schreibt Buch und beschreibt somit eine Ausgangssituation. Leser akzeptiert diese Erzählung und interagiert mit der Situation.
ABER: der Autor akzeptiert in der Folge nicht die Erzählung des Spielers. Es gibt also eigentlich kein SIS. Oder reicht dafür schon die eine Richtung?

Vielleicht kannst du, Horatio, dazu was sagen, weil du den Begriff in die Diskussion eingebracht hast.

Beim Medium Buch (auch Abenteuerspielebuch) entsteht sicherlich ein “Imagined Space“. Allerdings fehlt hier das „Shared“. Man gibt nichts rein, man konsumiert nur. Letztendlich ist es nur eine Geschichte die man ließt, aus einer Auswahl von mehreren.

Das „Shared“ ist auf jeden Fall notwendig. Reines Visualisieren im stillen Kämmerlein ist kein Rollenspiel. Ich finde die Vorstellung auch etwas absurd :P.. ich meine was da alles unter Rollenspiel fallen würde (inklusive.. naja ihr könnts euch denken ;))

Damit fällt für mich auch jede Art von Videospiel raus. Egal ob es sich RPG nennt oder Point and Click Adventure oder sonst was. Ja diese Art von Spiele haben Exploration (ein Platformer wie Super Mario btw. auch) und Charaktere, aber das macht noch kein Rollenspiel aus. Wir haben hier einen "Space", also einen Raum in dem wir uns bewegen und erkunden können, allerdings ist der weder "Imagined", den kann ich direkt mit meinen Sinnen ergreifen und direkt interagieren, noch ist "Shared" (wobei, dass ist bei Online Rollenspielen wieder gegeben; aber auch hier, kein „Imagined“).

Btw. gerade diese Interaktion in einem Vorstellungsraum ist das, was Leuten die noch nie RSP gespielt haben schwer fällt nachzuvollziehen, bzw. das was sie nicht kennen.

Ich denke es bringt auch nichts, versuchen zu wollen eine solche Definition aufzuweichen. Ich kenne einige Leute, die meinen, dass der SIS an sich noch nicht ausreicht (vermutlich auch einige hier im Thread). Für mich tut er dass, einfach weil sonst Spiele die für mich in den RSP Bereich klar fallen, wie bspw. „A Penny for my Thoughts“, nicht drin wären. Wenn mir jemand ein Kernrollenspielaktivität nennt, die keinen SIS hat, dann wäre ich bereit dieser Definiton abzuschwären ;).


Davon abgesehen, die Tendenz von vielen „klassisch geprägten“ Rollenspielern sich vorrangig mit Nebenschlachtfeldern (hier im Forum „Barbiespiel“ genannt), wie dem Lesen von Quellenmaterial oder Charakterentwickeln außerhalb des Spiels beschäftigen zeigt viel eher, dass da eine Unzufriedenheit mit dem Rollenspiel an sich besteht, weniger kann es darauf hinweisen, dass dies zwingedernweise Rollenspiel sein muss. Der Wunsch vieler SIM Spieler in der fiktiven Welt zu spielen von der sie schon in dem entsprechenden Quellenmaterial gelesen haben und dieses Gefühl beim Spielen zu erleben / vermitteln, ist sicherlich Teil vieler SIM Spielstile, aber das ändert nichts daran, dass nur das Teil des SIS wird, was auch eingeführt wurde.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 18:59
Beim Medium Buch (auch Abenteuerspielebuch) entsteht sicherlich ein “Imagined Space“. Allerdings fehlt hier das „Shared“. Man gibt nichts rein, man konsumiert nur. Letztendlich ist es nur eine Geschichte die man ließt, aus einer Auswahl von mehreren.

Das „Shared“ ist auf jeden Fall notwendig. Reines Visualisieren im stillen Kämmerlein ist kein Rollenspiel.
Und wenn man sich gemeinsam ein Video anschaut? Dann haben wir zwar "Shared", aber es ist immernoch nur konsumiert: Die gesamte Gruppe schaut sich den Film an und haben dadurch einen gemeinsamen Vorstellungsraum. Das gleiche gilt für Kinobesuche, wenn man mit Freunden ins Kino geht. Auch hier schaut man sich gemeinsam den Film an und hat dadurch einen gemeinsamen Vorstellungsraum.

Fazit:
"Shared" ist zwar ein netter Bonus, hat aber mit Rollenspiel wenig zu tun. Dafür gibt es genügend andere Freizeitaktivitäten, die auch auf eine Shared Imagined Space" aufbauen.

Wie du schon sagtest: Fürs Rollenspiel ist wichtig, dass man den Imagined Space nicht nur konsumiert, sondern ihn auch teilweise miterschafft. Dabei ist es aber irrelevant, ob man ihn mit anderen teilt oder nicht. Wichtig ist nur, dass man an seiner Erschaffung beteiligt ist.

Zitat
Ich denke es bringt auch nichts, versuchen zu wollen eine solche Definition aufzuweichen. Ich kenne einige Leute, die meinen, dass der SIS an sich noch nicht ausreicht (vermutlich auch einige hier im Thread). Für mich tut er dass, einfach weil sonst Spiele die für mich in den RSP Bereich klar fallen, wie bspw. „A Penny for my Thoughts“, nicht drin wären.
Wie gesagt: Ein gemeinsamer Kinoabend erzeugt auch einen SIS.

Wenn du gemeinsam Fanfictions schreibst, erzeugst du auch einen SIS.
Beim TableTop spielen erzeugt man auch einen SIS.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 23.03.2013 | 19:09
Und wenn man sich gemeinsam ein Video anschaut? Dann haben wir zwar "Shared", aber es ist immernoch nur konsumiert: Die gesamte Gruppe schaut sich den Film an und haben dadurch einen gemeinsamen Vorstellungsraum.

Lies Horatios Post noch mal: Der Vorstellungsraum ist nicht geteilt, weil man nichts reingeben kann, sondern ihn nur konsumieren.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 19:28
Lies Horatios Post noch mal: Der Vorstellungsraum ist nicht geteilt, weil man nichts reingeben kann, sondern ihn nur konsumieren.
Ich habe Horatios Post gelesen. Und in idesem Punkt widerspreche ich ihm nunmal:
Die beiden Achsen
IS gestalten <--> IS konsumieren
und
IS teilen <--> persönlicher IS

haben nichts miteinander zu tun.

Wenn Horatio behauptet, dass man einen rein konsumierenden Vorstellungsraum nicht teilen kann, dann irrt er sich in diesem Punkt.
Und wenn Horatio behauptet, dass man einen persönlichen IS nur konsumieren, aber nicht gestalten kann, dann irrt er sich auch in diesem Punkt.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 23.03.2013 | 20:03
Wenn ich das richtig gesehen habe, wiederholt Horatio hier die Definition der Leute, die den Shared Imagined Space als Erste festgelegt haben.

Da kannst du natürlich anderer Meinung sein, aber im Sinn der Definition des Shared Imagined Space bedeutet "Shared" nun mal "mit Einflußmöglichkeiten". Ich finde es auch sinnvoller, sich an diese Definition zu halten, ansonsten endet wieder jede Diskussion mit "aber ich will das anders definiert haben!".
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 21:31
Nein, SIS kommt von der Forge. Und die beschreiben mit SIS den gemeinsamen Vorstellungsraum. In der Definition des SIS ist jedoch nicht enthalten, wie dieser gemeinsame Vorstellungsraum zustande gekommen ist.

Und es wird auch nur gesagt, dass es wichtig ist, diesen gemeinsamen Vorstellungsraum synchron zu halten und dass es zu Problemen führt, wenn die Leute keinen gemeinsamen sondern alle unterschiedliche Vorstellungsräume haben. Ob aber nun wie in PtA alle Leute gleichermaßen etwas zum gemeinsamen Vorstellungsraum dazutun oder ob man wie in DSA einen Erzählonkel hat und die restlichen Spieler sich railroaden lassen und größtenteils nur daran partizipieren, ist egal. In beiden Fällen spricht man von SIS.

Und es wird auch nirgendwo gesagt, dass die DSAler einen schwächeren/kleineren SIS haben, weil die Spieler nur ganz wenig selber dazu beitragen. Im Gegenteil: Durch das vorgegebene und sehr detaillierte Setting ist der SIS bei DSA sogar extrem ausgeprägt.

Zu der Frage, des Beitragens, wurde auf der Forge der Begriff "Authority" eingefügt. Dieser gibt an, wie stark man am SIS beteiligt ist. Ein Spieler mit Null Authority ist also eine Person, die den SIS nur konsumiert, ohne etwas dazu beizutragen. DSA hat einen großen SIS, aber nur eine geringe Authority für Spieler. Bei Spielen wie DitV hat man nur einen gering ausgeprägten SIS, dafür eine sehr hohe Authority von Spielern.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 23.03.2013 | 21:38
Siehst du, da hast du's. Zum SIS im Rollenspiel gehört dann halt eine Authority von größer Null über den Ablauf der Sitzung hinzu.

Selbst der DSA-Spieler darf ja in den SIS einbringen, dass sein Char aufsteht, ein Bier trinkt oder sich mit der Elfe streitet. In einen Kinofilm kannst du nichts einbringen.

Und ich denke mal, dass das genau der Punkt ist: Die Spieler beim Rollenspiel müssen in den SIS etwas einbringen können. Das unterscheidet sie auch von Zuhörern, gilt aber für den SL ebenso wie für die Spieler.

Wenn der SL tatsächlich den ganzen Abend nur vor sich hin erzählt und die Spieler nichts machen, dann ist das halt eine Märchenstunde, aber kein Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 21:39
Richtig. Zum Rollenspiel gehört eine Authority > 0 dazu. Man benötigt aber keinen SIS.
Man benötigt:
1) Authority > 0
2) Authority < 100%
3) einen SC
4) einen Vorstellungsraum

Es ist nicht notwendig, dass dieser Vorstellungsraum geteilt wird.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: El God am 23.03.2013 | 21:53
Hat denn mittlerweile mal jemand Rollenspiel definiert? Nur so aus Neugier...

Könnte ja sein, dass es dann auch mal einen Durchbruch in der Rollenspieltheorie gibt, könnte aber auch ein Grund sein, warum sich die "Theoretiker" von so einem Thread hier eher fernhalten...
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 23.03.2013 | 22:06
Richtig. Zum Rollenspiel gehört eine Authority > 0 dazu. Man benötigt aber keinen SIS.
Man benötigt:
1) Authority > 0
2) Authority < 100%
3) einen SC
4) einen Vorstellungsraum

Es ist nicht notwendig, dass dieser Vorstellungsraum geteilt wird.

Interessanter Punkt. Magst du das näher ausführen? So ganz erschließt sich mir dein Gedankengang da nicht.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.03.2013 | 22:32
Ich denke, wenn jemand absolute Autorität über den SIS hat, dann ist er eher Romanautor. Gerade im Bereich der Fanfiction ist es so, dass viele Fans sich gemeinsam hinsetzen und gemeinsam eine Geschichte schreiben. Jeder hat dabei einen SC im Vordergrund, um den er sich kümmert. Allerdings sind diese Fans/Autoren nicht an irgendwelche Regeln gebunden sondern können alles mögliche aufschreiben und im SIS auftauchen lassen, was sie wollen.

Und ich denke, der große Unterschied zwischen Fanfiction und Rollenspiel ist, dass man beim Rollenspiel gewissen Beschränkungen unterworfen ist.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Bad Horse am 23.03.2013 | 22:54
Klingt ganz brauchbar.  :)
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Turning Wheel am 24.03.2013 | 01:23
Beim Medium Buch (auch Abenteuerspielebuch) entsteht sicherlich ein “Imagined Space“. Allerdings fehlt hier das „Shared“. Man gibt nichts rein, man konsumiert nur. Letztendlich ist es nur eine Geschichte die man ließt, aus einer Auswahl von mehreren.

Das „Shared“ ist auf jeden Fall notwendig. ...

Vielen Dank für die Klarstellung, Horatio.
Ich denke, dass "share" im Zusammenhang mit SIS auch eher die Wortbedeutung einer Beteiligung hat, und nicht heißt, dass man zusammen was fremdes konsumiert. Also die Erschaffung einer gemeinsamen Vorstellung durch allseitige Beteiligung.
Titel: Re: Was ist für's Rollenspiel notwendig?
Beitrag von: Eulenspiegel am 24.03.2013 | 02:49
Wie gesagt: Lese dich in die Forge (http://www.indie-rpgs.com/forge/index.php) ein. Diese hatte 2002 den Begriff etabliert und es hat die Bedeutung von "Gemeinsamkeit".
Für die Bedeutung der Aktivität haben sie damals das Wort "Authority" verwendet.

Also bitte nicht irgendwelche Begriffe, die schon seit 10 Jahren existieren, umdefinieren. Das bringt nichts außer Verwirrung.