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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Derjayger am 27.10.2017 | 01:34

Titel: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Derjayger am 27.10.2017 | 01:34
Wie der Titel sagt, fallen mir beim Leiten die passenden Worte nicht ein. Alleine/vorher schon eher. Vielleicht aus Nervosität oder selbstauferlegtem Zeitdruck.

Das nervt, weil schöne Beschreibungen oder gar NPC-Vertonung nicht gehen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und Tipps parat?

Achja, ich improvisiere nach vorbereiteten Skizzen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Matterich am 27.10.2017 | 01:50
Gleiches Problem, bisher keine Lösung gefunden. Ich folge mal dem Beitrag und hoffe auf wertvolle Tipps. :)


Gesendet von meinem GT-I9100 mit Tapatalk

Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Scimi am 27.10.2017 | 02:24
Das schlägt in die Kerbe "Präsentationstechnik" und das ist etwas, das einfach nicht jedem in die Wiege gelegt wird.

Es gibt allerlei gute und richtige Tipps, um Inhalte besser an ein Publikum kommunizieren zu können. Das schließt Bereiche wie Selbstsicherheit, Struktur und Gliederung, Didaktik, Medieneinsatz, Körpersprache und zig andere Dinge mit ein. Aber letztlich sind das alles nur Werkzeuge, der Schlüssel ist, einen eigenen Stil zu finden, der zu einem passt und funktioniert, den zu üben, zu üben, zu üben und sich qualifiziertes Feedback zu holen, was man verbessern kann.

Dabei wird nicht eine Lösung für alle passen und mit die schlimmsten Vorträge oder Moderationen habe ich gesehen, wenn jemand versucht hat, einen Stil zu imitieren, der überhaupt nicht zu ihm passt. Vielleicht würde es dir helfen, ein paar Notizen vorzubereiten, Stichwortlisten, Flussdiagramme, Tabellen etc. — wenn dich das unterstützt. Aber vielleicht lenken diese Hilfsmittel zu sehr ab, machen dich unflexibel und am Ende wartet die ganze Gruppe auf dich, während du in deinen Unterlagen suchst. Vielleicht funktioniert es für dich, mit allen Spielern reihum einzeln zu interagieren, um Dinge knapp für jeden Charakter darzustellen — aber vielleicht zieht das das ganze Prozedere erst recht in die Länge und du bist besser dran, immer die ganze Gruppe am Stück abzuhandeln. Kurzum: Was an sich funktioniert, wird nicht unbedingt für dich funktionieren.


Es ist schwer, über das Forum einen Eindruck davon zu bekommen, wie du bisher so vorgehst und ob da klares Verbesesrungspotenzial vorhanden ist oder ob das Ganze vielleicht schon ein guter Ansatz ist, der nur noch etwas Übung braucht. Aber vielleicht denkst du einmal darüber nach, welche Aufgaben du am Spieltisch wahrnimmst (Spieler moderieren, Szenen beschreiben, NSCs schauspielern, Regeln regeln, Informationen nachschlagen, Spielpläne aufzeichnen oder -bauen, Medien bedienen, würfeln, Notizen machen  sind häufige SL-Tätigkeiten), was davon besser läuft und was schlechter, ob du dich mal in der und mal in der Aufgabe wiederfindest oder alles dauernd gleichzeitig jonglierst und ob du das Gefühl hast, den Ablauf zu steuern oder eher, wie ein überarbeiteter Wirt die ganze Runde bedienst. Und vielleicht eine schonungslose Rückmeldung, wie deine Gruppe dich so wahrnimmt und was sie von dir erwartet. Dann hätte man vielleicht ein wenig eine Vorstellung davon, wie man sich eine deiner Runden vorzustellen hat.

Dann könnte man versuchen, die Stärken auszubauen und die Schwächen zu vermeiden oder verschiedene Hilfsmittel und Techniken ausprobieren, um zu sehen, wie man da weiterkommt — das wird definitiv Zeit erfordern und Verständnis von deiner Gruppe, während du herumexperimentierst.

Und, wie gesagt: Wenn du deinen Stil gefunden hast, brauchst du Übung und Feedback.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Bildpunkt am 27.10.2017 | 05:58
Ich habe/hatte zT das gleiche Problem.

Jenseits von irgendwelchen Techniken hat mir insbesondere geholfen weg vom von der Vorstellung zu kommen das der oder die Spielleiter/in ein ausgebildeter Schauspieler/in zudem mit x Dialekten auf den Kasten  oder Thomas Gottschalk (in den jungen Jahren ) sein muß.
Also sich nicht gleich mit einem unerreichbaren Ideal vergleichen.

Das gelang mir am besten in möglicht vielen bzw einigen Spielrunden mitzuspielen um anderen SL bei der Arbeit zu zuschauen um mal mal mehr Bandbreite von Stilen kennen zu lernen und zu sehen dass die anderen auch nur mit Wasser kochen.

Mein Schlüsselerlebnis war das ein SL durchaus mal aus seinen Notizen vorgelesen hat als es zb um eine Personenbeschreibung oder andere Sachen ging und es war ok/gut. Niemand hat ihm deswegen einen Strick gedreht. Ich hatte bis dato immer die Annahme alles muß wortgewandt aus dem Stegreif kommen, das hat nach diesem Erlebnis bei mir viel entkrampft. 
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Hellstorm am 27.10.2017 | 06:28
Ich habe das Problem auch ab und zu...es lässt sich definitiv nie komplett "vermeiden".

folgendes hat sich jedoch bewährt.

1. Be Cool: Niemand reißt dir den Kopf ab, wenn du ein paar Sekunden überlegst was du sagen willst. Lieber langsam und entspannt und dafür flüssig.

2. Addektivlisten: Für Cthulhu gab es mal eine Addjektivliste für "schreckliche Beschreibungen" -> Hilft ungemein.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 27.10.2017 | 08:39
In meiner Gruppe sind nicht wenige, die gut und gerne schauspielern, sprechen und leiten bzw. auch schon auf Bühnen standen.
Deshalb möchte ich ,auch für die, die sich davor fürchten, Impro Theater empfehlen. Es gibt auch ein paar Partyspiele, wie Werwolf oder Krimi Dinner, wo man mal unverkrampft in eine Rolle schlüpfen kann, ohne zusätzliche Spielleiter Aufgaben zu haben.
Also einfach mal frei von Leber spielen. Ohne dabei Angst zu haben sich vor anderen lächerlich zu machen.
Das ist naemlich bei manchen Erwachsenen oft der Knackpunkt. Die Konzentration bleibt in der eigenen Auswirkung gefangen. Und dieses Kümmern um die "richtige " Fassade schluckt nicht nur bei Schauspielern, sondern generell sonst einfach einen wichtigen Teil der eigenen Gedanken Kapazität und damit auch Kreativität.
Deshalb ist Selbstsicherheit oder besser noch Selbstverständlichkeit das Ziel.
Mit einer experimentellen Herangehensweise wie Kinder das zum Beispiel oft machen, kommt man da weiter.
Erst ausprobieren  bzw. einfach mal machen.
Und erst hinterher schauen ob es gut war.
Oder um die Weisheit des Narren zu zitieren: "Bin nichts, kann nichts, macht auch nichts. "

Es ist nur ein Spiel, darum darf man sich da auch als Erwachsener mal lächerlich machen, oder was total Absurdes tun. Das klappt umso besser je weniger wichtig man die eigene Auswirkung nimmt. Und je mehr man auch mit den anderen Spielern mal über sich selbst lachen kann.

Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 27.10.2017 | 08:51
Ich verhaspel mich dauernd. Witzigerweise, wesentlich weniger, wenn ich leite. Da laufen vielleicht Programme ab, die ich im real life, nicht nutzen kann, keine Ahnung.
Stimmmodulation ist auch eine meiner Stärken.
Dennoch bin ich vor jedem Spielabend nervös.
Aber solange die Spieler Spaß an dem Abend hatten, ist es vollkommen zweitrangig, ob man als SL sein selbstgestecktes Ziel nicht erreicht hat.

Hol einfach mal Feedback von deiner Runde ein und mach dir - wenn überhaupt - erst dann Sorgen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: ghoul am 27.10.2017 | 08:53
Mach Dir nix draus, das wird sicher besser mit der Zeit.

Das nervt, weil schöne Beschreibungen oder gar NPC-Vertonung nicht gehen.

Ich verrate Dir jetzt ein Geheimnis: Schoene Beschreibungen werden ueberbewertet.
Auch wenn man mir hier im Forum widersprechen mag. Spieler haben selber ein Hirn mit Vorstellungsvermoegen. Man muss also gar nicht staendig alles bis ins letzte Detail beschreiben.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: KhornedBeef am 27.10.2017 | 08:58
Hm, eine Frage an der Frager: Gestikulierst du? Hälst du dich davon ab? Oder hast du kein Bedürfnis danach? Wie ist das sonst wenn du etwas vorträgst?
Es ist ja bekannt, dass Menschen flüssiger vortragen, wenn sie dazu Handgesten vollführen. Umgekehrt könnte es ja sein, dass du das tun würdest, den Tisch aber nicht zur Theaterbühne machen willst. Wenn du dann deine Hände einschränkst, vielleicht rückkoppelt das auf deine Sprache?
Und um ghoul aufzugreifen, man muss nicht alles beschreiben, aber eine mitreißende Beschreibung holt ja auch Leute ab, bei denen die Imaginationsmaschine noch stockt.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: nugglix am 27.10.2017 | 08:59
Ich verrate Dir jetzt ein Geheimnis: Schoene Beschreibungen werden ueberbewertet.
Auch wenn man mir hier im Forum widersprechen mag. Spieler haben selber ein Hirn mit Vorstellungsvermoegen. Man muss also gar nicht staendig alles bis ins letzte Detail beschreiben.

JA! Danke!

Das, zusammen mit dem Einen oder Anderen in die Notizen geschmierten Stichwort (Adjektiv) sollte
das Kopfkino der Spieler befeuern.

Da wir nicht wissen was für Szenarien der TE so macht, sind weiterführende Ratschläge schwer.
Aber vielleicht kommt er auch nicht wieder weil er zum Theaterkurs muss...
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Lord Verminaard am 27.10.2017 | 09:02
Ich empfehle Trockenübungen. Alleine unter der Dusche oder beim Spazierengehen wenn keiner in der Nähe ist, einfach mal eine Beschreibung oder einen NSC in wörtlicher Rede frei sprechen, und dann wiederholen und besser machen, und noch mal, und noch mal. Die richtigen Worte finden ist das eine, die richtigen Worte weglassen das andere, nicht Schwafeln, sondern mit wenigen Worten maximale Wirkung erzielen ist die Kunst. :)
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 27.10.2017 | 09:05
JA! Danke!

Das, zusammen mit dem Einen oder Anderen in die Notizen geschmierten Stichwort (Adjektiv) sollte
das Kopfkino der Spieler befeuern.

Da wir nicht wissen was für Szenarien der TE so macht, sind weiterführende Ratschläge schwer.
Aber vielleicht kommt er auch nicht wieder weil er zum Theaterkurs muss...
Vielleicht laed er auch einfach ein paar Freunde zum Krimi Dinner ein. Oder er denkt sich einfach: Schei* drauf(Auf alle Erwartungen, die ich meine, dass andere an mich haben oder die ich an mich selbst habe) und hat Spaß. ~;D

Edit. Und ja mit wenigen Worten lässt sich viel skizzieren, wenn man ein Gefühl dafür hat.

Ich glaube um Show geht es beim Rollenspiel eh nicht, sondern um Glaubwürdigkeit.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 27.10.2017 | 09:05
Nicht zu viel nachdenken, einfach machen.

Bei meinem letzten Straßenbanden-Anführer verfiel ich plötzlich in eine Martin-Semmelrogge-Imitation. Das fiel den Mitspielern noch vor mir auf.
Nimm dir ein Stilelement für einen bestimmten NSC, das du wertschätzt und versuche dieses eine umzusetzen.
Bloß keine Komplettcharakterstudie.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: DaveInc am 27.10.2017 | 11:52
Ich würde auch sagen: Einfach cool bleiben

Denk daran, was Du tust. Du sitzt an einem Tisch mit Freunden und ihr wollt zusammen Spaß haben. Es geht dabei ja nicht um einen Pitch oder eine Präsentation in der Schule.

That being said: Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, aber mit der Idee, dass es auch dir Spaß machen soll, kannst Du vielleicht etwas Last von den Schultern ablegen.

Und dann einfach tun - spätestens nach 40 geleiteten Runden sitzt Du fest im Sattel - versprochen ^^
Dann wird Voice-Acting und bessere Beschreibungen wie von selbst kommen ...
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Blechpirat am 27.10.2017 | 12:17
Das ist ein Problem, dass ich nicht habe. Aber einen Tipp will ich dennoch loswerden: Mach dir klar, dass ihr da unter Freunden seid, um Spaß zu haben. Wir SLs stressen uns da zu sehr und haben Ansprüche an uns, die viel zu weit gehen. Und dieses Forum - so sehr ich es liebe - verstärkt mit dem ständigen Bedürfnis nach Reflektion und Feedback den Eindruck, dass wir als SL alles mögliche können müssen. So ein Schaulaufen als SL auf den Tanelorntreffen ist nichts für schwache Nerven.

Ich habe mich mit meinen Schwächen arrangiert und mir Spieler gesucht, die das so mögen, wie ich das mache (und jetzt meckere ich einfach an den Spielern rum).
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Saffron am 27.10.2017 | 15:26
Ganz so schlimm ist es bei mir nicht, aber es kommt auch vor, dass ich rumstottere oder mir ganz gewöhnliche Wörter gerade nicht einfallen wollen. Was die anderen dir für Tipps gegeben haben, ist bestimmt gut und richtig, aber die Frage ist, ob es bei dir tatsächlich an der Aufregung liegt, dass du beim Leiten nicht so wortgewandt bist. Bei mir würde ich es nämlich gar nicht auf Nervosität schieben, denn ich spiele seit gefühlt hundert Jahren mit senselben Leuten, von denen ich weiß, dass sie gern mit mir spielen, und dass sie mir Fehler beim Leiten großzügig nachsehen. Ich habe trotz ewig langer Erfahrung mit Spielleitung immer noch Probleme mit dem Multitasking. Es fällt mir sehr schwer, gleichzeitig den Plot im Auge zu behalten, die NSCs zu verkörpern, auf die Aktionen der Charaktere zu reagieren und dann auch noch auf das Pacing zu achten, zu bemerken, wann die Spieler unkonzentriert oder gelangweilt sind und ich eventuell das Tempo anziehen oder etwas Action reinbringen muss.

Eine richtig tolle Lösung habe ich hierfür noch nicht gefunden, aber ich versuche es dadurch zu kompensieren, dass ich immer gut vorbereitet bin und mir auch manche Details oder mögliche REaktionen von NSCs schon vorher gut überlege. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass die Kultisten sich immer im Keller unter der Stadtbibliothek treffen, dann will ich mir nicht erst ausdenken, wie es da unten wohl aussehen mag, wenn ich schon dabei bin, diese Örtlichkeit den Spielern zu beschreiben. Außerdem habe ich von Beginn der Spielsitzung an schon die alle Dokumente, Bücher oder Bilder geöffnet bzw. griffbereit, in denen ich vielleicht etwas nachsehen muss.

Du sagst ja, dass du viel improvisierst, und das ist natürlich eine super Art zu leiten, aber von mir selbst weiß ich, dass das mein Wortfindungsproblem noch deutlich verschlimmern würde. Ich bin einfach super schlecht im Improvisieren, weil dann eben noch mehr meines Prozessors mit der Handlung des Abenteuers beschäftigt wäre und ich mich noch schlechter auf den anderen Kram konzentrieren könnte. Nun will ich dich aber nicht davon abhalten, wenn du auf diese Art leiten möchtest. Aber teste doch mal aus, eine Szene des nächsten Abenteuers intensiver vorzubereiten und schau mal, ob du dann flüssiger reden kannst.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 27.10.2017 | 16:54
Zitat
Eine richtig tolle Lösung habe ich hierfür noch nicht gefunden, aber ich versuche es dadurch zu kompensieren, dass ich immer gut vorbereitet bin und mir auch manche Details oder mögliche REaktionen von NSCs schon vorher gut überlege. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass die Kultisten sich immer im Keller unter der Stadtbibliothek treffen, dann will ich mir nicht erst ausdenken, wie es da unten wohl aussehen mag, wenn ich schon dabei bin, diese Örtlichkeit den Spielern zu beschreiben. Außerdem habe ich von Beginn der Spielsitzung an schon die alle Dokumente, Bücher oder Bilder geöffnet bzw. griffbereit, in denen ich vielleicht etwas nachsehen muss.

Ja stimmt, gute Vorbereitung gibt auch Sicherheit.
Einfach die Gewissheit- da ist was brauchbares da, was man abrufen kann.

Obwohl mir Figuren spielen und Beschreiben nicht schwer fällt, bin ich auch nochmal entspannter, wenn ich gut vorbereitet bin.
Es ist ohne Vorbereitung einfach etwas relaxter, weil dieser Prozess des- "passt das jetzt ins Geschehen? Ist das plausibel ? Funktioniert die Geschichte?- einfach immer binnen Sekunden entschieden werden muß.
Ist bei Improvisation sowieso der Fall,macht ja auch Spaß, aber es ist mMn. schon entspannter wenn ich zumindest  Teile des Plots  etwas länger durchdacht und auch für gut befunden habe.
Dann kann ich mich getrost um den Rest kümmern.- Figuren Improvisation z. B.

Hinkender Vergleich-"Referat in der Schule"- Kann man aus dem Stehgreif halten, mit nem Zettel und paar Stichpunkten drauf, vielleicht hat das auch der ein oder andere schon mal gemacht.
Aber wenn man es vorbereitet hat, ist man tatsächlich etwas sicherer, dass man auch was zu erzählen hat.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: General Kong am 29.10.2017 | 12:15
Ich empfehle Trockenübungen. Alleine unter der Dusche oder beim Spazierengehen wenn keiner in der Nähe ist, einfach mal eine Beschreibung oder einen NSC in wörtlicher Rede frei sprechen, und dann wiederholen und besser machen, und noch mal, und noch mal. Die richtigen Worte finden ist das eine, die richtigen Worte weglassen das andere, nicht Schwafeln, sondern mit wenigen Worten maximale Wirkung erzielen ist die Kunst. :)

Genau das!  :d

Und ansonsten: Das iste in Spiel mit Freunden, keine Präsentation vor dem Wohlfahrtsausschuss unter Vorsitz von Robespierre und Saint Juste, die gerade im "Jungen Jakobiner" von Danton als schwules Pärchen geoutet wurden und deshalb schon mal die Guilliotine ölen lassen und auch sonst schneidig in Adelslaune sind!
Immer mit der Ruhe.
Soll doch Spaß machen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Yney am 29.10.2017 | 12:43
Ich denke Pixellance spricht da einen wichtigen Aspekt an: Es geht nicht um Perfektion, sondern um das Vermitteln einer Vorstellung. Und da reicht oft weitaus weniger, als man sich vielleicht einredet. Oft ist gerade da weniger mehr. Ein paar Stichpunkte zum Aussehen einer Person (die man natürlich nachschlagen oder vorlesen darf) und los geht es. Und wenn der Charakter dieser Person dann im Spiel anders bei den Spielern ankommt, als es im Drehbuch steht, ist das auch kein Problem (meiner Meinung nach), so lange der gruselige Bösewicht nicht albern wirkt oder die traurige Waise nicht wie Till Eulenspiegel. Leichte Missinterpretationen des Verhaltens Anderer sind ja auch im realen Leben völlig normal (man meint der Wirt flachst nur rum, aber der meinte es sarkastisch).

Vielleicht hilft es ja sich, so weit möglich, entspannter der Sache anzunähern. Wir spielen ein Spiel und es geht nicht um den nächsten Theaterpreis oder Oskar.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: JS am 29.10.2017 | 13:22
Meiner Erfahrung nach ist das schöne und wortgewandte Erzählen teilweise Gabe, zum größeren Teil aber auch reine Routine und Übung. Die ständige Lektüre der Bücher wortmächtiger Autoren und permanente (Trocken-)Übung im Ausschmücken und Formulieren können zu einem guten Erfolg führen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Derjayger am 30.10.2017 | 11:02
Hui, danke für die vielen Beiträge!

und sich qualifiziertes Feedback zu holen, was man verbessern kann. [...] Und vielleicht eine schonungslose Rückmeldung, wie deine Gruppe dich so wahrnimmt und was sie von dir erwartet. Dann hätte man vielleicht ein wenig eine Vorstellung davon, wie man sich eine deiner Runden vorzustellen hat.
Das ist nicht so einfach, da kommt nix konkretes. Andererseits sieht man manchen ihre Müdigkeit beim Spielen an. Vielleicht verwechsle ich ja ihre Müdigkeit mit Langeweile.

ob du dich mal in der und mal in der Aufgabe wiederfindest oder alles dauernd gleichzeitig jonglierst und ob du das Gefühl hast, den Ablauf zu steuern oder eher, wie ein überarbeiteter Wirt die ganze Runde bedienst.
Wenn am Tisch das Energielevel sinkt, werde ich zum überarbeiteten Wirt, der versucht, die Leute wieder aufzuwecken oder von für andere langweiligen Dingen abzuhalten (lange Einkaufstouren etwa). Das schlaucht ziemlich.

Denk daran, was Du tust. Du sitzt an einem Tisch mit Freunden und ihr wollt zusammen Spaß haben. Es geht dabei ja nicht um einen Pitch oder eine Präsentation in der Schule.
Jo, das Ding ist: Viele der Mitspieler haben gar keinen Blick dafür, ob sie mit ihren Handlungen ihre Mitspieler langweilen, obwohl man es denen am Gesicht ansieht. Ich sollte mal in die Runde sagen, dass alle für den Spielspaß verantwortlich sind. Habe da nen guten Text ausm Internet, den ich herumschicken werde.

Und dann einfach tun - spätestens nach 40 geleiteten Runden sitzt Du fest im Sattel - versprochen ^^
Dann wird Voice-Acting und bessere Beschreibungen wie von selbst kommen ...
Nach 40 auf diese Art geleiteten Runden meinst Du? Ich mach das nämlich schon länger.

aber die Frage ist, ob es bei dir tatsächlich an der Aufregung liegt, dass du beim Leiten nicht so wortgewandt bist. [...] Ich habe trotz ewig langer Erfahrung mit Spielleitung immer noch Probleme mit dem Multitasking. Es fällt mir sehr schwer, gleichzeitig den Plot im Auge zu behalten, die NSCs zu verkörpern, auf die Aktionen der Charaktere zu reagieren und dann auch noch auf das Pacing zu achten, zu bemerken, wann die Spieler unkonzentriert oder gelangweilt sind und ich eventuell das Tempo anziehen oder etwas Action reinbringen muss.
Wortfindung ist außerhalb des Spiels gut. Multitasking läuft, schwer wird's nur beim Halten des Energielevels (s.o.)

Vielleicht würde es dir helfen, ein paar Notizen vorzubereiten, Stichwortlisten, Flussdiagramme, Tabellen etc. — wenn dich das unterstützt.
Gute Idee! Wortlisten und "für jeden NPC einen Satz" werde ich ausprobieren (Danke, Hellstorm, nugglix und Sagadur!)

Es gibt auch ein paar Partyspiele, wie Werwolf oder Krimi Dinner, wo man mal unverkrampft in eine Rolle schlüpfen kann, ohne zusätzliche Spielleiter Aufgaben zu haben.
Also einfach mal frei von Leber spielen. Ohne dabei Angst zu haben sich vor anderen lächerlich zu machen.
Wird gemacht!

Hm, eine Frage an der Frager: Gestikulierst du? Hälst du dich davon ab? Oder hast du kein Bedürfnis danach? Wie ist das sonst wenn du etwas vorträgst?
Es ist ja bekannt, dass Menschen flüssiger vortragen, wenn sie dazu Handgesten vollführen. Umgekehrt könnte es ja sein, dass du das tun würdest, den Tisch aber nicht zur Theaterbühne machen willst. Wenn du dann deine Hände einschränkst, vielleicht rückkoppelt das auf deine Sprache?
Und um ghoul aufzugreifen, man muss nicht alles beschreiben, aber eine mitreißende Beschreibung holt ja auch Leute ab, bei denen die Imaginationsmaschine noch stockt.
Mach ich ausgiebig automatisch.

Ich empfehle Trockenübungen. Alleine unter der Dusche oder beim Spazierengehen wenn keiner in der Nähe ist, einfach mal eine Beschreibung oder einen NSC in wörtlicher Rede frei sprechen, und dann wiederholen und besser machen, und noch mal, und noch mal. Die richtigen Worte finden ist das eine, die richtigen Worte weglassen das andere, nicht Schwafeln, sondern mit wenigen Worten maximale Wirkung erzielen ist die Kunst. :)
Wird gemacht!

Oder er denkt sich einfach: Schei* drauf(Auf alle Erwartungen, die ich meine, dass andere an mich haben oder die ich an mich selbst habe) und hat Spaß. ~;D
Das gefällt mir, könnte gut klappen!

Aber teste doch mal aus, eine Szene des nächsten Abenteuers intensiver vorzubereiten und schau mal, ob du dann flüssiger reden kannst.
OK!
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Edvard Elch am 30.10.2017 | 11:07
Darf ich fragen, wie lange ihr so am Stück spielt? Wäre eventuell eine Reduktion der Spielzeit möglich? Vielleicht hilft es auch, Einkaufstouren am Tisch konsequent zu verbieten … wer was kaufen will, macht das zwischen den Sitzungen oder schnappt sich schnell in der Ruhe die entsprechenden Listen und kauft sich halt, was er braucht.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Boba Fett am 30.10.2017 | 11:38
Darf ich fragen, wie lange ihr so am Stück spielt?

Die Frage habe ich mir auch gerade gestellt.
Die Erwartungshaltung über Stunden hinweg wortgewandt und eloquent kommunizieren zu können und dabei unvorbereitet den spontan entstandenen Situationen gerecht zu werden, ist etwas sinnlos.
Das können auch die besten Profis nicht.

Insofern würde ich sagen: KIS!
Keep it Simple

1. Erwarte nicht zu viel (von Dir selbst).
Arbeite in Umgangssprache - rede so, wie es Dir leicht fällt. Es braucht keine Fäntelalter-sprache im Dialog und es braucht auch gar keine wortgewaltigen Formulierungen, um bei deinen Spielern ein Bild im Kopf zu zeichnen!
2. Weniger ist mehr! Wenn Du es verständlich und flüssig formulierst hören dir die Leute zu. Umständlich und holprig erzeugt kein Bild im Kopf. Keine Bandwurmsätze, sondern kurze Sätze.
Die Leute am Spieltisch WOLLEN Dir zuhören und sie wollen sich aus dem gehörten ein Vorstellungsbild zimmern. Du musst sie nicht mehr gewinnen. Du hast sie schon!
Mach ihnen die Sache nicht künstlich schwer und Dir selbst auch nicht.
3. Achte darauf, dass es nicht zu lang geht. Irgendwann bist Du müde und alle anderen sind es auch. Legt Pausen ein oder macht kürzere Sessions. Und entferne dich auch vom Spieltisch in der Pause. Mach den Kopf frei. Nicht in Unterlagen herumwälze (oder in Gedanken)... Geh nach draussen, aufs Klo oder unterhalte Dich über den letzten Netflix-Stream.
4. Kürze Szenen, die niemanden weiterbringen. Einkaufen. Ja, lass sie einkaufen. Aber fang doch nicht an, den Shop ins Detail auszumalen, den Verkäufer zu beschreiben, ihm Lebengeschichte, Motivation, Stimme, Gestik, Mimik und was weiß ich nicht zu verleihen. Und spiel das Shoppen nicht ins kleinste Detail aus. Und Shopping ist nur ein Beispiel...
Es geht ums Abenteuer erleben und nicht darum, jedem Wurm im Setting eine Vita und eine Persönlichkeit zu verleihen. Wenn Du Dir in Gedanken deine letzte (schöne) Urlaubsreise revue passieren lässt, sind die Bilder im Kopf ja auch nicht 40% Flughafen, Flughafentoilette, Duty-Free-Shops, Zollkontrolle und Hotel-Check-In, oder? Gib den Spielern das, woran sie sich gern zurückerinnern mit und konzentriere Deine descriptive Arbeit auf das, was lohnenswert ist.
5. Hab Spaß! Wenn es zu mühseelig wird, dann mach weniger! Die Leute am Tisch merken doch, wenn Du Dich anstrengen musst. Mach lieber weniger und bring das mit Feuereifer, als dass Du versuchst, alles zu liefern und dann wird es zu viel. Von dem, was Du an beschriebenen in Spiel bringst, geht ohnehin viel verloren - das ist bei Sprache nun mal der Fall. Dann bring lieber alles mit Begeisterung und dafür weniger. Denn im Medium Sprache nehmen die Leute auch wahr, von wem und wie es rüberkommt. Vergiss nicht - das alles ist ein Spiel - auch für den Spielleiter. Und Spielen soll Spaß machen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Derjayger am 31.10.2017 | 23:33
Wir spielen 3-6h pro Session, meist 4.

Heute lief's richtig gut!
a) Kein Kaffee, sondern Guaranakakao (weniger Schock)
b) Auch mal auf englisch geredet (fällt mir im Spiel oft leichter als deutsch, seltsam).
c) Ganz ruhig bleiben und hauptsache Spaß haben.
d) Die stressigeren Spieler waren heute nicht anwesend.
e) Einige Szenen habe ich genauer vorbereitet.

Detailliert eingekauft wurde ab heute nur nach den Sessions. Ingame wird nur angekündigt, dass man gerade einkauft.

Bobas Tipps finde ich super! Danke
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Boba Fett am 1.11.2017 | 22:59
Freut mich, geholfen zu haben! :d
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: LordBorsti am 3.11.2017 | 09:13
@Derjayger

Müde Spieler wieder mit schönen Beschreibungen und guten Formulierungen wach zu kriegen ist nicht so einfach bzw. vielleicht auch die falsche Technik.

Ich denke viel entscheidender ist der Klang und Rhythmus deiner Stimme.

Wenn du ruhig, recht monoton und tief sprichst kannst du deine Spieler sprichwörtlich in den Schlaf erzählen, hab ich schon ein paar mal hinbekommen  :D.

Propier mal auf Abwechslung zu achten, also mal tief mal hoch, schnell und langsam, flüssig und abgehackt zu sprechen. Wenn du deine Stimme als ein Instrument betrachtest, kannst du Spannung bzw. Entspannung viel besser vermitteln. Inhalt ist sekundär, solange alle einigermaßen verstehen, was du da erzählst.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:18
Wenn du einen tattrigen zerstreuten Meistermagus darstellst, wende mal Sprichwörter falsch an. Ist ganz einfach: Nimm einfach die, die du selbst nicht ganz beherrschst. Die Aufmerksamkeit der Grammatiknazis in der Runde hast du sofort.
Sobald es albern wird, kann man es wieder zurückfahren.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: KhornedBeef am 3.11.2017 | 09:22
Wenn du einen tattrigen zerstreuten Meistermagus darstellst, wende mal Sprichwörter falsch an. Ist ganz einfach: Nimm einfach die, die du selbst nicht ganz beherrschst. Die Aufmerksamkeit der Grammatiknazis in der Runde hast du sofort.
Sobald es albern wird, kann man es wieder zurückfahren.
Das erinnert mich an das wunderbare Büchlein "Hand aufs Hemd" mit authentischen Sprachperlen  :)
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 09:26
Ohja:
Mein einer Mitspieler hörte äußerst konzentriert zu, was der Magier so zu erzählen hatte.
Die Kerninformationen waren so besser gespeichert. Auch wenn er etwas aus den Ohren blutete.
Da beißt sich die Katze halt in den Sack.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Moonmoth am 3.11.2017 | 10:13
Ich muss schon rein beruflich des Öfteren Sachen vortragen und da kommt man schon mal in diese Situationen, die du beschreibst - das passiert mir aber auch beim leiten schon mal.
Ein paar Sachen, die mir geholfen haben (in Ergänzung zu den vorgenannten):
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 11:22
Zitat
  • Benutze keinen Volltext als Vorlage! Nichts ist schwerer, als nach einer Unterbrechung - Spieler neigen ja zu so etwas, die Schurken! -  wieder Anschluss an einen schön formulierten langen Satz zu finden. Mach dir Stichpunkte (keine ganzen Sätze!!), schreib dir die Schlagworte auf! Eine Mindmap hilft vielen, mir nicht ... so richtig.
ja, Stichpunkte sind gut. Bilder sind noch besser.
Wenn Du ein Bild zu deinem NSC hast, prägt sich das viel besser ein.
Zitat
  • So wenig erzählen wie möglich, so viel erzählen wie nötig! Das entspricht dem KIS Prinzip, das schon genannt wurde. Die Spieler brauchen ja nur einem Eindruck vom Ort, sie werden neugierig genug sein, um ggf. nachzufragen. Je weniger du monologisieren musst, desto flüssiger ist das Ganze, desto mehr involviert ist die Runde.
Natürlich bleiben. -Das Beschreiben, was Du , wenn Du selbst dort wärst,  mit deinen fünf Sinnen wahrnehmen könntest.
Zitat
  • Timing ist alles! Lass dir Zeit beim sprechen, werde ruhig mal gaaanz langsam und mache Pausen, werde vielleicht auch mal leiser. Das gibt dir nicht nur Denkpausen, sondern das erhöht auch die Spannung und fordert die Aufmerksamkeit der Spieler. Achte mal darauf, wie professionelle Vorleser (oder auch Redner…) ihren Sätzen Zeit zum Atmen geben.
Gechillt bleiben ja. Wenn man mit Freunden spielt, sollte man auch keinen Grund haben aufgeregt zu sein.
Zitat
  • Rede mit deiner natürlichen Stimme! Vielen Leuten fällt es schon schwer genug, vor einer Gruppe mit ein wenig Selbstbewusstsein zu sprechen, ohne die Stimme zu verstellen (ich hasse es… tue es aber immer noch fast automatisch manchmal selbst ::)) oder z.B. einen Akzent zu imitieren, der nicht 100% beherrscht wird.
NSC würde ich schon eine eigene Stimme geben. Und eine eigene Persönlichkeit.
Und wenn möglich auch ein Bild oder eine Bildhafte Beschreibung.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: LordBorsti am 3.11.2017 | 12:13
Wenn man mit Freunden spielt, sollte man auch keinen Grund haben aufgeregt zu sein.

Bin auch nach 15 Jahren Spielleiter-Erfahrung vor jeder Runde nervös, wie ein Rennpferd  ;D. So eine Mischung aus Vorfreude mit einem schüsschen Adrenalin.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 12:16
@ Lord Borsti
+1 Jupp.
Und anschließend sind sie dann sooo zufrieden, gerade weil vielleicht vorher mehr Riffe wahrgenommen hat als ohne die Nervosität.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 12:25
Bin auch nach 15 Jahren Spielleiter-Erfahrung vor jeder Runde nervös, wie ein Rennpferd  ;D. So eine Mischung aus Vorfreude mit einem schüsschen Adrenalin.
Vorfreude kenne ich auch.
Und den Wunsch, dass es hinhaut.
 "Angst" oder "Lampenfieber" hätte ich eher vor Leuten, die ich nicht kenne.
Aber bei meinen Homies nicht so. Wozu auch? - Wir wissen, dass es uns Spaß macht.
Ohne Angst spielen zu können, ist ein schönes Gefühl.
Und es bedeutet auch nicht, dass man sich weniger Mühe gibt, im Gegenteil. :)

Edit. Ich gebe mir ja nicht deshalb Mühe, weil ich Angst habe, meine Mitspieler finden mich sonst blöd.
oder weil ich mir damit selbst oder anderen irgendwas beweisen muß.
Ich gebe mir deshalb Mühe, weil ich selbst Spaß daran habe und weil ich diesen Spaß mit meinen Mitspielern teilen möchte.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 14:14
Ich gebe mir Mühe, weil ich will, dass alle Spaß haben und deshalb bin ich nervös!
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 14:25
Ich gebe mir Mühe, weil ich will, dass alle Spaß haben und deshalb bin ich nervös!
Hey Klause, ich weiß, aber "Spaß ist ansteckend."
Wenn Du selbst entspannt bist und Spaß hast, dann kriegen das auch deine Spieler mit.
Und meist wirkt sich das positiv auf das gesammte Spiel aus.

Mehr kann keiner erwarten und auch leisten.
Du hast extra für sie gekocht und servierst ihnen ein warmes Gericht.
Appetit haben müssen sie schon selber.  ;)
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 3.11.2017 | 14:28
Dankeschön!

Aber das muss man erstmal in die Birne bekommen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: ElvisLiving am 3.11.2017 | 15:11
Übersieht mich einfach, ich bin Gesprächsforscher und werde jetzt etwas über Kommunikation schreiben... Wenn ihr mich doch nicht übersieht... Vielleicht hilft es euch ja?

Wozu reden wir überhaupt?
Wir sind alleine in unseren Köpfen und unseren Gedanken.
Wir sprechen, um so zu tun, als seien wir das nicht. Aber wir können niemals sicher wissen, ob wir so verstanden werden, wie wir etwas gemeint haben.
Sprechen wir, übersetzen wir unsere Innenwelt in Sprache, welche von unseren Gesprächspartnern interpretiert werden.
Entgegnen sie daraufhin etwas, dass zu dem passt, was wir sagten, denken wir, sie haben uns verstanden.
Und wenn wir daraufhin mit unserem dritten Redezug etwas entgegnen, was wiederum anschlussfähig an die Antwort unseres Gesprächspartners ist, dann denkt auch dieser, dass seine Interpretation von dem, was wir sagten, korrekt ist.

Beispiel:
"Wie geht es dir?"
"Mir geht es gut."
"Das freut mich."

Bestimmte Arten von Gesprächen haben wir besonders oft geführt, weshalb es uns leicht fällt, die Redezüge  unserer Gesprächspartner zu verstehen und anschlussfähig zu reagieren (Wir wissen alle, wie "Untericht", wie "Tischgespräch", wie "Gesundheit wünschen" geht). Andere sind schwieriger für uns, weil wir nicht so routinisert in ihnen sind (Flirts, Bewerbungen, Referat... Rollenspiele spielen). Hier fällt es uns schwerer, die Redezüge unserer Gesprächspartner zu verstehen und anschlussfähig zu antworten.


Rollenspiele sind eine Form von Gespräch
Das mag erst einmal trivial klingen, viele Regelwerke erkennen diese simple Wahrheit jedoch nicht (Positivbeispiel: Apocalypse World).

Anstatt den an dem Gespräch beteiligten Personen Regeln zu geben, wie man miteinander reden muss, geben sie uns Regeln für den Teil unseres Gesprächs, der nicht beobachtbar ist: (Reichweiten, Trefferpunkte etc.)

Sprache ist spezifisch vage

Jeder, der schon einmal etwas programmiert hat, weiß, wie schwer es ist, sich so verständlich zu machen, dass sein Text 100% eindeutig ist...
Zum Glück funktionieren Menschen besser im Verstehen von Sprache als Computer. Sie können den diffusen "Code" unserer Sprache interpretieren. Lücken werden gefüllt, ausgeschmückt. Nachfragen werden gestellt.

Bis man sich so gut vortäuscht, man würde sich verstehen, dass es unproblematisch ist.

Es geht nicht darum, verstanden zu werden, sondern das alle DENKEN sie würden verstanden werden

Eine unglaublich detaillierte Beschreibung des "Vorstellungsraums", der Spielwelt wird dafür sorgen, dass wenig Nachfragen seitens der Spieler gestellt werden.
Aber es ist vielleicht auch eine ineffiziente Lösung für das Problem: Wir wollen ein Rollenspiel spielen.

Detaillierte Beschreibung:
"Die Bedienung kommt zu euch. Sie hat aschblondes Haar, dass durch eine schlichte Holzspange zusammengehalten wird. Auf ihrer Nase ist eine schwarzerahmige großgläsrige Brille zu sehen. Sie wirkt jung, ihr Gesicht ist faltenlos und ihre blauen Augen blitzen schlau. Sie trägt ein..."

versus:
"Eine studentenhafte Bedienung tritt auf euch zu: 'Was darf ich euch bringen?'"

Natürlich werden sich die Vorstellungen im zweiten Fall unterscheiden, aber solange niemand ihr aussehen wichtig macht ("Wie sieht sie denn aus?"), genügt eine solche Beschreibung um weiter zu spielen.

Krisen im Rollenspiel entstehen erst, wenn man aufhört, das Spiel zu spielen.


Anstatt über die Spiel zu sprechen, diskutiert man über Regeln, über Plausibilität o.ä. DIES sind die wahren Krisen, die es zu vermeiden gibt. Solange jedoch jeder anschlussfähige Beiträge zum Spielgeschehen beiträgt, entsteht keine Krise.

"Ihr geht einen dunklen Tunnel entlang und hört ein tiefes grollen. Was tut ihr?"
"Ich bleibe stehen und lausche. Was höre ich?"
"Nun, das weiß ich nicht, mach mal eine probe auf 'was höre ich?'"

usw.

Wortfindungschwierigkeiten sind kein Problem: Oft ist es nicht wichtig, wie die Bedienung in deinem Kopf aussieht, oder der Kampfplatz genau aufgebaut ist, solange das Gespräch am Laufen bleibt.

Wenn dir keine guten Wörter einfallen, nimm ein einfaches. Die Bedienung ist nicht studentenhaft. Sie ist jung und nett.

Die anderen Mitspieler werden schon die Lücken füllen und damit weiter spielen.

Ende des soziologischen Rumgeblubbers. :)
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: achlys am 3.11.2017 | 16:49
Großartig! Vielen Dank für den Beitrag.


Gesendet von meinem GT-I9506 mit Tapatalk

Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 17:04
Zitat
Jeder, der schon einmal etwas programmiert hat, weiß, wie schwer es ist, sich so verständlich zu machen, dass sein Text 100% eindeutig ist...
Zum Glück funktionieren Menschen besser im Verstehen von Sprache als Computer. Sie können den diffusen "Code" unserer Sprache interpretieren. Lücken werden gefüllt, ausgeschmückt. Nachfragen werden gestellt.
Woran das wohl liegt?
Ich nehme an, weil Menschen eben zum Glück keine Computer sind (Den Vergleich finde ich äußerst unglücklich),
sondern fühlende Wesen.
Man kann übrigens "nicht nicht kommunizieren."
Selbst wenn nicht gesprochen wird, kommunizieren Menschen-z.B. über Ausdruck, Mimik und Körpersprache.
Der Mensch ist nicht nur an den Worten seines Gegenübers interessiert, sondern genauso an dessen Empfindungen.
Und er ist auch fähig das "Nicht Gesprochene" zu deuten. Es ist oft wesentlich aussagekrätiger als das gesprochene.
Die Täuschung des gesprochnen Wortes funktioniert deshalb nur bedingt.

Und der Mensch möchte sich natürlich verstanden fühlen, nicht nur verbal sondern vor Allem emotional.
Ich kann natürlich versuchen durch Sprache vorzutäuschen, dass mir die Empfingungen meines Gegenübers nicht gleichgültig sind,
aber das ist nicht das Selbe. Und es wird sensiblen Menschen auffallen. ;)
Zitat
Es geht nicht darum, verstanden zu werden, sondern das alle DENKEN sie würden verstanden werden
Selten sowas gruseliges gelesen.

Kommunikation auf die Ebene der Verbalen Sprache zu beschränken, im Kontext Rollenspiel, finde ich äußerst beschränkt, sorry.
Da muß es gerade auch auf den anderen Ebenen funktionieren, damit der Laden läuft.
Wenn der Draht zu den Spielern da ist, kann ich "Bilder" wesentlich schneller und effizienter transportieren und zudem noch darauf Acht geben, dass ich mein Gegenüber durch meine Beschreibungen weder verstöre noch schockiere. Eine Gefahr, die bei Gewaltszenen immer besteht.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: ElvisLiving am 3.11.2017 | 17:21
Woran das wohl liegt?
Ich nehme an, weil Menschen eben zum Glück keine Computer sind (Den Vergleich finde ich äußerst unglücklich),
sondern fühlende Wesen.
Man kann übrigens "nicht nicht kommunizieren."
Selbst wenn nicht gesprochen wird, kommunizieren Menschen-z.B. über Ausdruck, Mimik und Körpersprache.
Der Mensch ist nicht nur an den Worten seines Gegenübers interessiert, sondern genauso an dessen Empfindungen.
Und er ist auch fähig das "Nicht Gesprochene" zu deuten. Es ist oft wesentlich aussagekrätiger als das gesprochene.
Die Täuschung des gesprochnen Wortes funktioniert deshalb nur bedingt.

Und der Mensch möchte sich natürlich verstanden fühlen, nicht nur verbal sondern vor Allem emotional.
Ich kann natürlich versuchen durch Sprache vorzutäuschen, dass mir die Empfingungen meines Gegenübers nicht gleichgültig sind,
aber das ist nicht das Selbe. Und es wird sensiblen Menschen auffallen. ;)

Ich stimme dir in allen Punkten zu:

Dass Menschen denkende und fühlende Wesen: Genau das meinte ich, wenn ich schrieb, das Menschen "Lücken" schließen können (Was Computer, weil sie eben nicht so sind, nicht können).

Und wenn ich "Täuschungen" schrieb, dann meine ich damit nicht, dass man sein Gegenüber anlügt, sondern sich alle Mühe gibt es zu verstehen (auch wenn man sich niemals wirklich sicher sein kann, dass man das tatsächlich tut - die Reaktion auf meine Reaktion, die meinen Erwartungen entspricht (Dritter Redezug s.o.) gibt uns aber das Gefühl der Sicherheit, sein Gegenüber verstanden zu haben und wiederum verstanden zu werden). Der Begriff der Ethnomethodologie dafür ist "accountable": Also etwas "anzeigen". Den hätte ich der Eindeutigkeit halber auch besser nutzen sollen.

Und natürlich ist nicht nur das gesprochene Wort eine mögliche Entgegnung. Zu weinen, wenn man gefragt wird, wie es einem geht, spricht größere Bände, als es ein "nicht so gut" könnte.

@ Edit: Ich meinte keineswegs, das Sprache nur etwas verbales ist.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 17:36
Zitat
Und wenn ich "Täuschungen" schrieb, dann meine ich damit nicht, dass man sein Gegenüber anlügt, sondern sich alle Mühe gibt es zu verstehen (auch wenn man sich niemals wirklich sicher sein kann, dass man das tatsächlich tut - die Reaktion auf meine Reaktion, die meinen Erwartungen entspricht (Dritter Redezug s.o.) gibt uns aber das Gefühl der Sicherheit, sein Gegenüber verstanden zu haben und wiederum verstanden zu werden). Der Begriff der Ethnomethodologie dafür ist "accountable": Also etwas "anzeigen". Den hätte ich der Eindeutigkeit halber auch besser nutzen sollen.
Klar stecke ich nicht im Körper des anderen, beziehungsweise, laufe ich nicht in seinen Schuhen. 
Aber je besser der Draht. -Oder je besser ich seine Reaktionen deuten kann, und nachfühlen kann, desto besser lerne ich auch tatsächlich ihn zu verstehen.

Das man sich mal verschätzen kann- ja da stimme ich zu, das kann auch passieren.
Dass es grundsätzlich unsicher ist, ob man den anderen versteht, und, dass man sich deshalb nicht auf seine eigene Wahrnehmung verlassen sollte- nein.
Ich denke schon, dass man seinem ersten Verständnis trauen sollte. Und auch versuchen sollte den anderen zu deuten bzw. ihn auf der nonverbalen Ebene zu verstehen.
Finde ich super wichtig.
Sprache ist mMn. kein guter Ersatz für Empathie.
Man kann mit Sprache sowohl wahre als auch falsche Informationen über Wahrnehmung und Gefühle transportieren. Der Körper jedoch lügt nie.
Bzw. er hat es viel schwerer. (Beispiel Lügendetektor)
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Chicken am 3.11.2017 | 17:52
Wie der Titel sagt, fallen mir beim Leiten die passenden Worte nicht ein. Alleine/vorher schon eher. Vielleicht aus Nervosität oder selbstauferlegtem Zeitdruck.

Das nervt, weil schöne Beschreibungen oder gar NPC-Vertonung nicht gehen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und Tipps parat?

Achja, ich improvisiere nach vorbereiteten Skizzen.
Sich selbst keinen Druck machen. Ausweichen auf andere Themen/Dinge die man easy beschreiben kann. Sich selbst zu trauen: es kommt schon und wenn dann halt was anderes. Viele Notizen machen, Notebook etc mit Ideen füllen.
Beschreibung ist überbewertet. "Ihr betretet eine Gaststätte" ist meist genug, der Film läuft dann von selbst bei deinen Spielern ab. Du kannst beschreiben was dir gerade einfällt, einen Jongleur dem alle Äpfel herunter fallen oder die brünette Bedienung oder oder oder. Es ist egal. Das Wichtigste :

HAVE FUN
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: ElvisLiving am 3.11.2017 | 17:56
Klar stecke ich nicht im Körper des anderen, beziehungsweise, laufe ich nicht in seinen Schuhen. 
Aber je besser der Draht. -Oder je besser ich seine Reaktionen deuten kann, und nachfühlen kann, desto besser lerne ich auch tatsächlich ihn zu verstehen.

Das man sich mal verschätzen kann- ja da stimme ich zu, das kann auch passieren.
Dass es grundsätzlich unsicher ist, ob man den anderen versteht, und, dass man sich deshalb nicht auf seine eigene Wahrnehmung verlassen sollte- nein.
Ich denke schon, dass man seinem ersten Verständnis trauen sollte. Und auch versuchen sollte den anderen zu deuten bzw. ihn auf der nonverbalen Ebene zu verstehen.
Finde ich super wichtig.

Auch da gebe ich dir wieder Recht.

Verzeih mir den Vergleich: Aber ich schrieb ja, dass in bekannten Situationen sicherer agieren kann.

Natürlich gilt das auch für Menschen (Situationen bestehen ja hauptsächlich aus Menschen und Dingen). Bekannte/Freunde/Familie versteht man, auf Grund der geteilten Erfahrungen tendenziell besser als Fremde (was sich in einer geteilten Sprache, z.B. Insiderwitzen, oder dem geteilten Wissen darüber, was ein D20 ist zeigt). Das erzeugt Vertrauen.

Rollenspiele mit Fremden sind mehr ungeheurer als Rollenspiele mit meinen Freunden. Da weiß ich besser, worauf ich mich einlasse und weiß ziemlich genau, was von mir erwartet wird und ich erwarten kann.

Sprache ist mMn. kein guter Ersatz für Empathie.
Man kann mit Sprache sowohl wahre als auch falsche Informationen über Wahrnehmung und Gefühle transportieren. Der Körper jedoch lügt nie.
Bzw. er hat es viel schwerer. (Beispiel Lügendetektor)

Genau. Empathie ermöglicht Sprache erst - sonst wären wir ja Computer und müssten in allem absolut eindeutig sein.



Mein Argument sollte nicht sein, dass man seinen Mitspielern und seinem Bauchgefühl misstrauen solle.
Im Gegenteil:
Man soll seinen Mitspielern und sich vertrauen, dass man nicht hundert Prozent in allem eindeutig sein muss (perfekte Beschreibungen). Die anderen Spielteilnehmer werden schon irgendwie verstehen, was man gemeint hatte und damit einfach weiter spielen. 'Krisen' entstehen erst, wenn es beim Rollenspielen nicht mehr ums Rollenspielen geht (So eine 'Krise' kann auch total toll sein: Wenn etwas lustiges passiert ist, alle lachen und sich in Anekdoten verlieren, anstatt weiter zu spielen)


@ Chicken: Danke - genau das schrieb ich in mehr Zeilen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Chicken am 3.11.2017 | 18:07
Auch da gebe ich dir wieder Recht.

Verzeih mir den Vergleich: Aber ich schrieb ja, dass in bekannten Situationen sicherer agieren kann.

Natürlich gilt das auch für Menschen (Situationen bestehen ja hauptsächlich aus Menschen und Dingen). Bekannte/Freunde/Familie versteht man, auf Grund der geteilten Erfahrungen tendenziell besser als Fremde (was sich in einer geteilten Sprache, z.B. Insiderwitzen, oder dem geteilten Wissen darüber, was ein D20 ist zeigt). Das erzeugt Vertrauen.

Rollenspiele mit Fremden sind mehr ungeheurer als Rollenspiele mit meinen Freunden. Da weiß ich besser, worauf ich mich einlasse und weiß ziemlich genau, was von mir erwartet wird und ich erwarten kann.

@ Chicken: Danke - genau das schrieb ich in mehr Zeilen.
You are most welcome Sir ::) was ich noch schreiben wollte, wenn man sich alleine leichter tut und im (bestimmter) Gesellschaft Schwierigkeit mit dem Beschreiben hat, ist das ein Zeichen, dass man Druck hat und eine gewisse Erwartungshaltung zu erfüllen meint zu müssen. Das ist nicht so leicht abzulegen wie man meint aber es hilft auf wenige Dinge zu fokussieren die einerseits eben Spass machen und b) vertraut sind. Also Dinge die man aus der Vergangenheit kennt seis aus Filmen Büchern RL oder was immer recyeln und eben nur die Sachen bringen die dir Spass machen.

Das Abenteuer als Knetmasse verwenden und damit spielen. Mal auch die Spieler PAUSEN in der Beschreibung akzeptieren lassen weil sie es müssen denn du bist am Drücker.

Schlicht Spass haben
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Issi am 3.11.2017 | 18:09
Zitat
Mein Argument sollte nicht sein, dass man seinen Mitspielern und seinem Bauchgefühl misstrauen solle.
Im Gegenteil:
Man soll seinen Mitspielern und sich vertrauen, dass man nicht hundert Prozent in allem eindeutig sein muss (perfekte Beschreibungen). Die anderen Spielteilnehmer werden schon irgendwie verstehen, was man gemeint hatte und damit einfach weiter spielen. 'Krisen' entstehen erst, wenn es beim Rollenspielen nicht mehr ums Rollenspielen geht (So eine 'Krise' kann auch total toll sein: Wenn etwas lustiges passiert ist, alle lachen und sich in Anekdoten verlieren, anstatt weiter zu spielen)
Ok, gut zu wissen.
Man kann Leute, wenn man das denn wollte, nämlich auch sehr gut durch Sprache manipulieren. Gibt dazu ja unzählige Seminare. Doch wie gesagt ,das Bauchgefühl bleibt.
Aber auch das schließt die Möglichkeit der Täuschung nicht aus.
Von daher wollte ich diese wichtigen Dinge einfach nochmal ansprechen.

Ich verstehe zgg. noch nicht ganz, was Du unter Krisen verstehst.
Wenn der Spielfluss, bzw. Wortfluss, durch was auch immer unterbrochen wird?
Der rote Faden abreißt?
Das sehe ich zumindest nicht ganz so dramatisch, solange man weiß wo man ihn aufheben muss.
Da hilft es manchmal einfach so sagen: "Ok Du bist gerade da- .....und dann passiert das."
Oder einfach : "und würfel mal was jetzt passiert" um die Aufmerksamkeit der Spieler zurück zu bringen.

Edit. Eine "Krise" die es unmöglich gemacht hat, wieder in den Spielfluss zu kommen, habe ich bis jetzt noch nicht erlebt.
Lag vielleicht auch an meinen Spielleitern. Und auch Mitspielern die irgendwann weiterspielen wollten.

Zitat
Schlicht Spass haben
Ja, das haben wir dem Strang Ersteller auch auf Seite 1 empfohlen.
Und es hat augenscheinlich bereits Wirkung gezeigt.
 :D

Ich glaube auch es ist keine Schande vor ungewohnten Situation oder Personen aufgeregt zu sein. Die Frage ist, wie schnell man es schafft sich selbst wieder zu beruhigen und zu einer Art  Routine zu finden in der man sich wohl fühlt. "Du darfst jetzt nicht......aufgeregt sein", funktioniert sowieso nicht.
Wahrnehmen,akzeptieren und weiter machen, klappt ,denke ich, besser als sich darüber zu ärgern.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: ElvisLiving am 3.11.2017 | 18:32
Mein Tipp:

Wenn du nicht weiter weißt: Stell den Spielern eine Frage über das Spiel und nutze die Antwort. (Keep it going)

"Ich stehle mir das Buch des Zauberers. Was steht drin"

Oh Shit... Keine Ahnung... Darauf bin ich nicht vorbereitet...

"Weiß ich nicht. Aber Gandalf, du spielst doch einen Zauberer. Was steht denn in dem Buch?"

"Darin ist die Beschwörung eines Balrogs beschrieben."

Alles klar... Irgendwo hier könnte also eine Balrogbeschwörung statt gefunden haben... Vielleicht ist der nächste Raum ja etwas angekokelt von dem gescheiterten versuch ihn zu beschwören? Oder war er sogar erfolgreich und hier IST noch ein Balrog?


@ Was ist eine Krise: Alltagssprachlich besteht eine Krise darin, dass etwas schlimmes passiert.

Im soziologischen Sinne besteht eine Krise dann, wenn die Interaktion "abbricht" bzw. zu einer anderen Art von Interaktion wird - das Thema der Unterhaltung ändert sich. Ein Streit, indem ordentlich die Fetzen fliegen ist keine "Krise" in diesem Sinne - so funktionieren nunmal Streitsituationen.

Störende Krisen des Rollenspiels sind zum Beispiel:
Wenn Regeln diskutiert werden (man "spielt" nicht mehr, man "diskutiert")
Wenn man ausgelacht wird (man spielt nicht mehr, man wird ausgelacht),
Wenn zwei anfangen über etwas anderes zu reden (man spielt nicht mehr "zusammen")
Wenn etwas "doofes" im Spiel passiert und man das doof findet (man spielt nicht mehr, man zeigt z.B. an das man beleidigt/unzufrieden ist.

Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten mit solchen Krisen umzugehen:
Wenn jemand seine Cola vergießt, kann man es taktvoll übersehen (dann "tun" alle so, als sei nichts passiert und "spielen weiter" - Krise abgewendet - bei nicht so schlimmen Krisen (Handy klingelt u.ä. ist sowas normal und ethisch nicht fragwürdig - bei großen Krisen (Jemanden ist das Spiel zu krass), sollte man das nicht machen!)

Oder  man kann das Thema auf die Krise lenken (oft ist das das Richtige): "Alles in Ordnung bei dir?", "Ich hol mal eben nen Lappen.", "Ich möchte, dass es fair zugeht. Lass uns eben in den Regeln nachschlagen..."

Möchten aber alle Rollenspiele spielen, gilt es Krisen zu vermeiden (Stichwort Gruppenvertrag (egal ob auf Grund von gemeinsamen Erfahrungen, oder mündlich/schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen) und wenn sie auftreten, mit ihnen angemessen umzugehen:

Lass die beiden doch einen Moment lang miteinander quatschen... Wenn sie gleich immer noch nicht wieder bei "allen" sind, spiel sie doch an,. anstatt dich darüber zu beschweren, wie unhöflich sie sind...
Conan setzt sich auf einen Stuhl? Ich habe doch gar keinen Stuhl beschrieben... nagut. Jetzt ist da eben einer.
Usw.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Derjayger am 5.11.2017 | 20:46
Eben lief's wieder sehr schön. Habe dauernd an den Tipp gedacht, dass wir (Kumpels) uns eigentlich nur nett unterhalten. Ich war richtig locker und konnte dadurch gut improvisieren. Danke nochmal dafür!

Die neuen Beiträge habe ich noch nicht gelesen.
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Greifenklause am 14.11.2017 | 08:23
Kleiner Tip (denn den Fehler habe ich gestern gemacht):
Versuch nicht aus der Mimik deiner Mitspieler ein Feedback abzulesen.

In meinem Madmaxsetting durften die Abenteurer sich an einen Pflanzenparasiten anschließen, um Indiana Jones aus einer Traumwelt zu befreien. Anschließend spielten wir viele Miniszenen aus der Tempelszene ganz am Anfang. Aus der Mimik las ich ab:
-- UU zu viel Realbezug
-- "Man wann geht es endlich weiter?"
-- "eine Filmszene 1:1, jetzt echt?"
Ich war auf dem Holzweg, alle waren begeistert...
Titel: Re: Wortfindungsprobleme während des Leitens
Beitrag von: Klingenbrecher am 27.12.2017 | 05:32
"Wie heißt es noch gleich?"
"Ähhh, öööhmm, jaaa"

In dieser Situation hat sich bestimmt jeder schon mal befunden. Was die Füllwörter betrifft, "ääähs und ööööhms", habe ich diese schon mal aus dem Wortschatz gestrichen und schweige lieber kurz die Spieler/innen an. Das ist jedenfalls besser als ein offener Mund der wie ein Staubsauger klingt, "ÖÖÖÖÖÖHHHH"

Mir zeigte sich das es besser ist kurz die Spieler/innen zu informieren den Faden verloren  zu haben oder ein Wort nicht finden zu können als Semioptimal was zurecht zu stammeln.