Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: DaveInc am 11.11.2017 | 10:43

Titel: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 10:43
Hiho zusammen,
ich habe jetzt die Suche benutzt und in diesem Sub-Forum 50 Seiten durchgesehen und bin erstaunt, dass ich dieses Thema nicht gefunden habe. Das beste was ich noch gefunden habe, war "Ist RP ein kreatives Hobby (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,91330.0.html)". Zwar ein spannender Thread, aber er trifft nicht ganz den Punkt, auf den ich hinaus möchte.

Drum nehm ich mir jetzt einfach mal die Freiheit einen Thread zu einem mir sehr wichtigen Thema zu eröffnen.

Ausgehend vom "Wann lohnt sich Weltenbau (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104475.0.html)" Thread, wo die Frage anklang, möchte ich hier fragen:

Kann Rollenspiel wirkliche Orginalität beinhalten, im Sinne von "echt", "neu" und "ursprünglich", nicht im Sinne von "ideenreich" oder "von der Norm abweichend".

Um nun nicht die Diskussion der bisherigen Threads zu wiederholen noch einige Grundannahmen und Wünsche zum Verlauf in diesem Thread:
Es ist vollkommen klar, dass in unserer reichhaltigen und ausdifferenzierten Medienwelt etwas "Neues" in der Fiktion schwer zu finden ist. Drum wollte und will ich von vornherein möglichst genau definieren, womit ich mit dem Begriff der Originalität hinaus möchte.
Wir alle haben ein endloses Repertoire an Fiktionen, Medieninhalten, Tropen und Ideen verfügbar - spätestens seit dem Durchbruch des Internets auf Knopfdruck bzw. Mausklick. Und wir alle wissen, wie sehr wir auf Ideen und Gedankenkonstrukten großer Denker gestoßen und auch angewiesen sind. Noch heute arbeiten wir bspw. in der Musik mit der Notenschrift von Bach, dieser bediente sich aber auch schon bei Notationen vor ihm. Die Idee der Demokratie verbinden wir gerne mit den Gedanken von Perikles, aber auch dieser bediente sich an Solon und Kleisthenes, die Widerrum nur Ideen aus ihrer Vergangenheit aufgriffen. Und in der Moderne gibt es unzählige Filmtheorien, die bis zurück zum griechischen Theater Zurückgreifen (weiter als nur zur Poetik Aristoteles).

Wahrscheinlich wäre es einfacher von Originalität im Kontext von Kunst und Literatur zu sehn (die Zeit hat einen tollen Artikel (http://www.zeit.de/1953/15/der-wettlauf-um-die-originalitaet) dazu publiziert), jedoch ist nunmal Rollenspiel das von mir gewählte Medium um über dieses Thema zu sprechen, nicht nur - aber auch - weil es mich so beschäftigt. Warum also nicht nur? Das Medium Rollenspiel sticht in so manchem Aspekt kalten unflexiblen Medien hervor und ist ihnen weit voraus. Es ist im Punkte der Interaktivität meines Erachtens einzigartig, da es die Kumulation kreativer Ideen in einem stetigen und begrenzten Zeitraum darstellt. Dazu kommt das Wechselspiel aus Interaktivität (System/Spielerfahrung/Mechanik/etc.) und Fiktion (Setting/Plot/Herausforderung/etc.).

So ist die Frage, an welchem Punkt innerhalb des Rollenspiels Originalität zu beobachten ist: Am Spieltisch? Bei der Erschaffung der Inhalte? Diskussion zwischen den Rezipienten? Bei der Konstruktion von Spielmechanismen?

Und natürlich die Gretchenfrage: Ist Originalität im Rollenspiel überhaupt möglich? Wann ist etwas eine "neue", besser "originelle" Idee? Reicht es aus, eine bekannte Idee in einem neuen Kontext einzufügen um originell zu handeln?
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 11.11.2017 | 10:49
Dieser Thread wird vermutlich in einen Definitionseisbeeg fahren wie "gut eingegrenzte " Titanic :) trotzdem schön dass du ihn/ sie vom Stapel lässt .
Nichts neues unter der Sonne, bla, ich denke am Tisch kann am ehesten originelles entstehen, weil Ideen und Vorstellungen auf unerwartete Weise kollidieren.
Nur weil einer auf den Schultern von Riesen steht, macht das eine Erkenntnis nicht trivial, denke ich.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 11:02
Zitat
So ist die Frage, an welchem Punkt innerhalb des Rollenspiels Originalität zu beobachten ist: Am Spieltisch?


Ja

Zitat
Bei der Erschaffung der Inhalte?

Ja, neue Inhalte sind per se neu ("original" im Sinne des OP)

Zitat
Diskussion zwischen den Rezipienten?

Eher nicht, denn die Rezipienten vergleichen mit Bekanntem (simples Gesetz von Wahrnehmung)

Zitat
Bei der Konstruktion von Spielmechanismen?

Ja

Zitat
Ist Originalität im Rollenspiel überhaupt möglich?

Anscheinend, sonst gäbe es ja nicht soviele verschiedene Rollenspiele

Zitat
Wann ist etwas eine "neue" Idee?

Innovatives Mashup / Mangel an Information / in den Händen der richtigen Leute

Zitat
Reicht es aus, eine bekannte Idee in einem neuen Kontext einzufügen um originell zu handeln?

Nein
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 11.11.2017 | 12:22
Dieser Thread wird vermutlich in einen Definitionseisberg fahren wie eine "gut eingegrenzte " Titanic :) trotzdem schön dass du ihn/ sie vom Stapel lässt .
Nichts neues unter der Sonne, bla, ich denke am Tisch kann am ehesten originelles entstehen, weil Ideen und Vorstellungen auf unerwartete Weise kollidieren.
Nur weil einer auf den Schultern von Riesen steht, macht das eine Erkenntnis nicht trivial, denke ich.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 12:58
So ist die Frage, an welchem Punkt innerhalb des Rollenspiels Originalität zu beobachten ist: Am Spieltisch? Bei der Erschaffung der Inhalte? Diskussion zwischen den Rezipienten? Bei der Konstruktion von Spielmechanismen?
Manchmal kommen neue Regelwerke heraus, die originell sind. Das passiert seltener bei Mainstream-Systemen, die gar nicht originell sein wollen, sondern den Mainstream bedienen wollen. Das passiert eher bei Indie-Spielen.

Die Originalität kann sowohl Setting (z.B. Engel, Low Life) umfassen als auch Regeln (Dogs in The Vineyard). Manche originelle Ideen sind so gut, dass sie sofort von zig anderen Autoren kopiert werden. Das hat dann den Effekt, dass die einst originelle Idee nach 10 Jahren nicht mehr originell ist. Andere originelle Ideen sind so schlecht, dass sie keiner kopieren will. Diese originelle Ideen bleiben also originell, aber keiner will sie spielen.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 12:59
Philosophisches Thema,.....
Ok
"Mode ist wie eine Krankheit, sie geht vorbei" :D ~;D
Und sie kommt natürlich auch manchmal wieder.
Was heute noch hipp ist, ist morgen schon out.
Teilweise kommt es dann wieder in recycelter Form.

Manches davon ist aber auch "zeitlos" gut,  ein "Klassiker"
Da steckt dann vom Erschaffer etwas "Echtes oder Ehrliches" drin, was unabhängig von der jeweiligen Mode existiert, funktioniert und deshalb Gültigkeit hat.
Ich glaube bestimmte Klassiker funktionieren deshalb auch nach Jahren noch genauso gut, wenn der Geist oder die Grundidee des Erschaffers noch spürbar ist.
Andere Dinge, bei denen das nicht gelingt,  wirken dagegen schlecht geklaut und verfälscht und schmecken wie ein ausgelutschter Kaugummi.
Nicht selten will sich dann ein falscher Erschaffer auch zum Urheber einer Idee machen. Man spürt aber trotzdem, dass sie in sich nicht stimmig ist.


Es kommt mMn. auch immer darauf an, ob der Erschaffer von etwas wirklich inspiriert war. Das ist nicht immer bei allen der Fall.
Und zusammenklauen ist oft das Mittel der Wahl.


Viele neue originelle Ideen stammen von Menschen die tatsächlich von etwas inspiriert waren oder eine eigene Vision hatten oder sie sind schlicht durch "Unfälle"oder "Zufälle "entstanden.

Insofern sehe ich mehrere Wege zur originellen ldee. Entweder man ist selbst das "Original"und bringt das, was in einem schlummert,  einfach zum Ausdruck. Oder man hat ein Auge oder Ohr  für wunderbare "Zufälle", die man dann aufgreift und umsetzt.
Wenn man einen Klassiker oder ein Original gut kopieren moechte, dann sollte man darauf achten das die gute Grundidee des Erschaffers noch erkennbar /spürbar ist und funktioniert. Auch das ist eine Möglichkeit.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 13:01
Zitat
Wenn man einen Klassiker oder ein Original gut kopieren moechte, dann sollte man darauf achten das die gute Grundidee des Erschaffers noch erkennbar /spürbar ist und funktioniert. Auch das ist eine Möglichkeit.

Sowas wie Shannara von Terry Brooks?
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 13:08
Sowas wie Shannara von Terry Brooks?
Ich kenne die Bücher nicht.
Die Serie empfinde ich als nicht gut  geklaut.
Da schaue ich lieber GoT.
Aber das ist nur mein Geschmack.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 13:11
Ich würde auch gut geklaut nicht als originell bezeichnen.

Game of Thrones ist eine hervorragende Romanreihe*. Ich liebe diese Romanreihe! Aber ich würde sie nicht als originell bezeichnen. Guter Sprachstil. Hervorragende Story. Spannend. Alles top. Aber originell?

*Wenn, dann könnte höchstens die Romanreihe originell sein und die Serie hat das gut in den Film kopiert.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 13:15
Zitat
Ich kenne die Bücher nicht.

Ist ein Ripoff von HdR

Zitat
Game of Thrones ist eine hervorragende Romanreihe*. Ich liebe diese Romanreihe! Aber ich würde sie nicht als originell bezeichnen. Guter Sprachstil. Hervorragende Story. Spannend. Alles top. Aber originell?

Also wenn GoT nicht originell wäre, dann hätte der Urheber schon längst Herrn Martin verklagt
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 13:17
Ich würde auch gut geklaut nicht als originell bezeichnen.

Game of Thrones ist eine hervorragende Romanreihe*. Ich liebe diese Romanreihe! Aber ich würde sie nicht als originell bezeichnen. Guter Sprachstil. Hervorragende Story. Spannend. Alles top. Aber originell?

*Wenn, dann könnte höchstens die Romanreihe originell sein und die Serie hat das gut in den Film kopiert.
Ich sehe zwei Komponenten.
Die Serie bedient sich gut einiger historischer Elemente (z. B. Rosenkriege)und auch klassischer Dramatik(Ein Epos aus Blut, Tränen und Schweiß )
Aber Martin bringt mMn. auch seine persönliche Note mitrein.
Er mag keine Schwarzweiß Thematik und er liebt Antihelden.
Das finde ich durchaus erfrischend.

Edit.
"originell" kommt von dem Wort "Original."
Und das muss nicht "neu" sein.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 13:23
Also wenn GoT nicht originell wäre, dann hätte der Urheber schon längst Herrn Martin verklagt
Nein, man muss nicht originell sein. Was verboten ist:
1. Sätze 1:1 kopieren.
2. Eigennamen verwenden.

Aber Ideen aus anderen Büchern darf man beliebig für das eigene Buch verwenden. Schau dir zum Beispiel die ganzen Herr-der-Ringe-Klone an: Solange es nicht eindeutig in Mittelerde spielt, sind diese Mittelerde-Klone legal und müssen auch keine Lizenzgebühren an Tolkiens Erben zahlen.

Disclaimer: Das sage ich jetzt als juristischer Laie. Durchaus möglich, dass ich mich irre.

Das finde ich durchaus erfrischend.
Das magst du erfrischend finden. Ist aber dennoch nicht originell, da es bereits früher verarbeitet wurde. Lost zum Beispiel ist eine Serie, in der es auch kein schwarzweiß, sondern nur Grautöne gibt. Es gibt auch zahlreiche Romane, die auf schwarzweiß-Töne verzichten, es aber nicht in den Mainstream geschafft haben.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 13:26
Zitat
Disclaimer: Das sage ich jetzt als juristischer Laie. Durchaus möglich, dass ich mich irre.

Ich habe dich jetzt so verstanden, dass du nicht von ner simplen Idee sprichst, denn SoIaF  hat tausende Buchseiten.

Wenn ich Urheber wäre und Jmd anderes verdient damit seit Jahren Millionen dann wäre ich schon gestern vor Gericht
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 13:27
Nur weil einer auf den Schultern von Riesen steht, macht das eine Erkenntnis nicht trivial, denke ich.
Ein so kluger Satz, gleich zu Anfang der Diskussion, ich danke dir :)

Was ist, wenn man das jedoch für sich selbst zum Kredo erklärt, zur Prämisse des eigenen Handeln macht, was ist, wenn es das Ziel ist, selbst der Riese zu sein? Ist das noch möglich?

@hanky-panky: Widersprichst Du dir nicht selbst, wenn Du die Einbettung vorhandener Ideen in einen neuen Kontext nicht als Originalität anerkennst, Mashup aber schon? Was ist denn ein Mashup, wenn denn nicht genau das?

"Mode ist wie eine Krankheit, sie geht vorbei" :D ~;D
Und sie kommt natürlich auch manchmal wieder.
Was heute noch hipp ist, ist morgen schon out.
Teilweise kommt es dann wieder in recycelter Form.

Manches davon ist aber auch "zeitlos" gut,  ein "Klassiker"
Da steckt dann vom Erschaffer etwas "Echtes oder Ehrliches" drin, was unabhängig von der jeweiligen Mode existiert, funktioniert und deshalb Gültigkeit hat.

Hmm ... ist Originalität damit nur eine Frage der historischen Einordnung? Und ...

Manche originelle Ideen sind so gut, dass sie sofort von zig anderen Autoren kopiert werden. Das hat dann den Effekt, dass die einst originelle Idee nach 10 Jahren nicht mehr originell ist. Andere originelle Ideen sind so schlecht, dass sie keiner kopieren will. Diese originelle Ideen bleiben also originell, aber keiner will sie spielen.

... eine Frage ihres Durchsetzungsvermögen?
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 13:31
Ich habe dich jetzt so verstanden, dass du nicht von ner simplen Idee sprichst, denn SoIaF  hat tausende Buchseiten.
Ob man Ideen als "simpel" bezeichnet, ist wieder einen eigenen Thread wert.

Auf alle Fälle sind es die Ideen, an denen man festmacht, ob etwas originell ist: Hast du eine Idee, die bisher noch niemand hatte, ist das originell. Greifst du nur Ideen von anderen auf, ist das nicht mehr originell.

Was ist, wenn man das jedoch für sich selbst zum Kredo erklärt, zur Prämisse des eigenen Handeln macht, was ist, wenn es das Ziel ist, selbst der Riese zu sein? Ist das noch möglich?
Der Riese ist nie ein einzelner Mensch. Das was wir als "Riese" wahrnehmen, ist die Gemeinschaft aller Vorgänger, die bereits übereinander stehen.

Wir können quasi das neue oberste Glied des Riesen werden. Aber eine Einzelperson ist niemals selber ein Riese.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 13:33
"neu" und "originell" sind zwei verschiedene Dinge.
Das Wort "originell" kommt vom Wort "Original."
Ein "Original" ist etwas "Einzigartiges, Ursprüngliches,Echtes."
"neu" bedeutet einfach "noch nie da gewesen."
Es sagt nicht aus, ob etwas besonders oder zeitlos ist.
Es kann genauso auch schlecht, langweilig, belanglos oder schnell wieder vergessen sein.

Edit. viele Erfinder wurden nicht selten auch als Spinner abgetan, weil die Masse der Gesellschaft noch nicht so weit war, es anders sah oder sehen wollte.
Insofern bedeutet "originell " weder automatisch "neu" noch automatisch "erfolgreich."
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 11.11.2017 | 13:34
Threads, die da etwas konkreter rangehen:
Was sind (für Euch) innovative Regelmechaniken? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,94594.0.html)
Innovative Rollenspiele (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,102663)
Innovation - nur für Systeme? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,65013.0)

Bei den Ja/Nein-Fragen schließe ich mich im Wesentlichen hanky-panky an.

Wann ist etwas eine "neue" Idee?

Was für eine Frage.  ;)

Bezogen auf Rollenspiele finde ich das bei Regeln und Mechaniken am einfachsten zu beantworten. Wenn sich im überschaubaren Register des Vorhandenen nichts findet, ist es wohl eine neue Idee. Zumindest bis jemand das Spiel rauskramt, das X schon vorher gemacht hat, aber in Vergessenheit geraten oder übersehen worden ist.

Interessant ist die Diskussion, wie man Regeln neu anwendet: Stichwort emergent play (http://story-games.com/forums/discussion/comment/426096). Ein einfaches Beispiel von einer Con-Runde Remember Tomorrow. Jede Hauptfigur hat den Parameter Willing ("You are Willing to do whatever it takes to win."). Ein Mitspieler macht einen bislang seiner Programmierung unterworfenen Androiden zur Hauptfigur und setzt Willing auf 1, um den Parameter als Taktgeber für die Entwicklung eines eigenen Willens zu verwenden.

Das Spielen selber dürfte wegen des von dir angesprochenen Wechselspiels spielstilunabhängig meistens neu sein, sofern Figuren und Plots nicht direkt von irgendwoher übernommen und so erhalten werden, was kaum möglich scheint. Wer "echtes Spiel anstatt Anspielungsspiel" sagt, redet jedenfalls Unsinn. (https://hofrat.rsp-blogs.de/2017/08/19/story-mountain-breakdown-oder-warum-der-meiste-storykram-leute-ungluecklich-macht/) Das nicht jede selbstgemalte Weltkarte dieselbe kreative Höhe hat wie bspw. die Neuinterpretation von Lovecraft im ursprünglichen Delta Green bleibt natürlich unbenommen, ist aber eine andere Frage.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 13:38
Zitat
Ob man Ideen als "simpel" bezeichnet, ist wieder einen eigenen Thread wert.

naja, du sagst, dass ein Werk, das mehrere hundert Seiten hat, eine Saga, nicht originell ist und quasi kopiert
Eine Idee alleine macht ja keine mehrere hundertseitige Saga aus

Die Kopie muss sich hier schon auf ganze Handlungsbögen etc. beziehen damit sie Gewicht hat

Zitat
Auf alle Fälle sind es die Ideen, an denen man festmacht, ob etwas originell ist: Hast du eine Idee, die bisher noch niemand hatte, ist das originell. Greifst du nur Ideen von anderen auf, ist das nicht mehr originell.

Wobei der springende Punkt ja ist, dass eine Idee was anderes als ein Manuskript
Die Idee hat keine Relevanz für das Urheberrecht, das Manuskript schon

Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 13:38
@Issi
Ich glaube, du verwechselst gerade die Begriffe neu und originell:

Es gibt eine neue Star Wars Episode. Aber gibt es auch eine originelle Star Wars Episode?

naja, du sagst, dass ein Werk, das mehrere hundert Seiten hat, eine Saga, nicht originell ist und quasi kopiert
Eine Idee alleine macht ja keine mehrere hundertseitige Saga aus
Du siehst zu schwarzweiß. Originell und quasi kopiert sind die beiden Extreme.

Du kannst auch etwas neu schaffen, was weder originell noch quasi kopiert ist. Schaue dir zum Beispiel die zahlreichen Mittelerde-Klone an.

Zitat
Die Idee hat keine Relevanz für das Urheberrecht, das Manuskript schon
Richtig.
Idee: Relevant für Originalität.
Manuskript: Relevant für Urheberrecht.

Jetzt wieder extrem verkürzt dargestellt.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Bildpunkt am 11.11.2017 | 13:40
Ist auch von mir völlig wertfrei gemeint. Hey, ich mache es doch genauso  ;D
Bin einfach im Laufe der Jahre des RPG-Worldbuildings zur Erkenntnis gekommen, dass Weltenbau im Grunde nur Mashup ist.

Entweder ganz bewusst ("ich klaue mir aus diversen verfügbaren Welten MEINE koole Welt zusammen") oder unbewusst ("nur ich, mein Stift und ein weißes Blatt Papier. Aber immer wenn ich Leute frage, die Ahnung haben, entdecken sie Ähnlichkeiten mit schon dagewesen Welten")

Mashup ist meiner Meinung auch einfach der schnellste und effektivste Weltenbau für RPG. Wenn ich eine Welt nicht erst Jahrelang ausdenken will, sondern in sagen wir 3 Monaten nehme ich einfach paar Welten, arrangiere sie neu, neue Namen, gewürzt mit paar eigenen Ideen usw.
Am Ende kommt eh meist immer sowas raus wie die Standard Fantasy World, die nobody@home verlinkt hat

Selbst wenn ich was total Seltsames oder "Anderes" machen will, zB Wasserplanet, Wüstenplanet usw... Warum sollte ich Zeit opfern, um das alles selbst zu stemmen? Da draußen im Netz gibt es schon diverse Leute, die solche "anderen" Settings gebaut haben. Einfach davon inspirieren lassen und neu zusammenstellen

Einfach und schnell aber wohl auch ziemlich langweilig. Für mich ist jedenfalls Weltenbau eins der schönsten SL Privilegien, dem ich mich gerne widme, sogar als Selbstzweck, je nach Spielerschaft kann man dann die Detailsstärke beim Erzählen variiren...

Ja klar sind viele Versatzstücke schon vorher da bz wurde 100x iteriert. Gelungener Weltenbau ist für mich ein paar Grundfesten zu haben nach dem sich alles ausrichtet, also kein Leipziger Allerlei - dein "Mash up" - sondern alles aus einem Guß.

Beispielhaft In der Hoch-Fantasywelt Dragonlance wurde ursprünglich (bevor dem Graustein-Reorx-Plot) alles dem GötterfamilieDreieck Gut&Böse&Neutral und der Beibehaltung der Balanze zwischen diesen untergeordnet: Es gab drei Monde, jeder der drei Ursprungrassen wurde von einer Götterfamilie erschaffen etc etc, alle Konflikte orientieren sich daran . In Planescape ist die Gesinnungsachsen + Positiv/Negative Energieebene der  zentrale Punkt des Weltenbaus, in dem Roman Nevernight wird konsequent eine Welt und ihre Gesellschaft beschrieben die 3 Sonnen hat und nur alle 2,5 Jahre eine Nacht hereinbricht etc etc., Bei ASoIaF ist es die Dualität Feuer & Eis. Oder ein zentrales politische Ereignisse&Plots wie die "Cleansing Wars/Rajaat" bei Dark Sun die nun zu Athas und seiner Spielart der Fantasyrassen geführt hat ...
In unser Kampagne zb ist es aus einem weltgenerierenden Grund immer Winter und die Zahl 8 hat einen prägenden Einfluss auf alles.
 
Also irgendelche Fixpunkte die Welt und Gesellschaften prägen, unter denen man bekanntes neu interpretieren kann, was nicht heißt das das Setting dann nicht mehr atmen kann weil Fixpunkt + vergangene Zeit + Individuen sowie davin ausgehend Unordnung in die Welt bringt...muß ja nicht krass sein wie die oben erwähnten drei Sonnen - schon eine leichte Verschiebung oder Ausrichtung von Standardelementen an diesen Fixpunkten kann eine interessante Kampagnenwelt erschaffen (vgl. Symbaroum : EDO mit starkem silvanisch gewendeten Wildwest Flair  plus Umwelt vs Zivilisation Meta(pysischer)Plot dem alles untergeordnet wird) .

Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 13:46
@
Eulenspiegel
Liest Du meine Beiträge überhaupt?
Ich habe nicht den Eindruck.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 13:50
Zitat
Du siehst zu schwarzweiß. Originell und quasi kopiert sind die beiden Extreme.

Du kannst auch etwas neu schaffen, was weder originell noch quasi kopiert ist. Schaue dir zum Beispiel die zahlreichen Mittelerde-Klone an.

Ich denke eher, dass die Tatsache, dass bisher niemand Martin wegen Urheberrechtsverletzung angeklagt hat ein Zeichen dafür is dass es mit dem "Klau" bei SoIaF nicht soweit her is

Wenn du jetzt sagst dass jedes Fantasy-Buch aus Themen usw. sich BEDIENT, dann stimme ich zu
Sind schließlich die großen zeitlosen Themen des Dramas, die ganzen kulturellen Archetypen usw.

Starwars ist ja genau nach diesem Muster gestrickt, moderne Mythologie ausgehend von kulturellen Archetypen usw
Ist Starwars nun Klauerei?

@Mittelerde-Klone
Die Tolkien Family ist ziemlich aktiv mit Rechtsklagen. Aber sie klagen nicht gegen dahergelaufene Fanfiction oder einen kleinen Autor, sondern zB gegen Warner Bros.
denn da gehts um Millionen Dollar
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 13:55
Ich denke eher, dass die Tatsache, dass bisher niemand Martin wegen Urheberrechtsverletzung angeklagt hat ein Zeichen dafür is dass es mit dem "Klau" bei SoIaF nicht soweit her is
Nein, der Grund ist, dass man Ideen klauen darf!

Schaue dir diverse Mittelerde-Klone an! Und ich meine nicht Fanfiction, sondern auch große EDO-Fantasy-Romane.
Warner Bros haben eben nicht nur die Idee, sondern auch Eigennamen geklaut. Deswegen wird geklagt.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 14:04
Zitat
Nein, der Grund ist, dass man Ideen klauen darf!

Okey, aber ich meinte ja schon, dass Ideen für das Urheberrecht gar keine Relevanz haben

Und ich denke, dass eine Idee alleine nicht eine mehrere Bände umfassende Saga ausmacht

Du müsstest hier schon viel umfassender nachweisen, dass SoIaF ein Klau ist

Zitat
Schaue dir diverse Mittelerde-Klone an! Und ich meine nicht Fanfiction, sondern auch große EDO-Fantasy-Romane.
Warner Bros haben eben nicht nur die Idee, sondern auch Eigennamen geklaut. Deswegen wird geklagt.

Weil die Tolkien Family auch nur diese verteidigen kann, denn HdR ist selbst aus diversen Sagenstoffen "geklaut". Da macht es sich schwer vor Gericht

Wenn jetzt aber eine Geschichte 1:1 oder sagen wir 80% dem Original-HdR entspräche und der Dieb damit plötzlich Tausende verdient, dann würde die Tolkien Family einschreiten.
Natürlich ist niemand so dumm, dies zu tun bzw. würde damit nicht viel verdienen und kommt so gar nich ins Radar
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 14:09
Okey, aber ich meinte ja schon, dass Ideen für das Urheberrecht gar keine Relevanz haben
Dann sind wir uns in diesem Punkt ja einig.

Zitat
Und ich denke, dass eine Idee alleine nicht eine mehrere Bände umfassende Saga ausmacht
Richtig. Aber von der Idee hängt es ab, ob etwas originell ist.

Zitat
Weil die Tolkien Family auch nur diese verteidigen kann, denn HdR ist selbst aus diversen Sagenstoffen "geklaut". Da macht es sich schwer vor Gericht
Wahrscheinlich richtig. Ich kenne mich mit den Sagenstoffen nicht so gut aus. Aber durchaus wahrscheinlich, dass HdR ebenfalls nicht originell war.

Zitat
Wenn jetzt aber eine Geschichte 1:1 oder sagen wir 80% dem Original-HdR entspräche und der Dieb damit plötzlich Tausende verdient, dann würde die Tolkien Family einschreiten.
Ich bin kein Jurist. Wie das juristisch gehandhabt wird, weiß ich nicht. Aber in diesem Thread geht es nicht um die juristische Betrachtung!

In diesem Thread geht es um die Frage, ob etwas originell ist.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 14:10
Insofern bedeutet "originell " weder automatisch "neu" noch automatisch "erfolgreich."

Du hast vollkommen recht: Innovation ist nicht Originalität. Ich habe das "neu" aus dem Eingangspost gestrichen um die Diskussion nicht weiter aus den Bahnen geraten zu lassen.

Threads, die da etwas konkreter rangehen:
Was sind (für Euch) innovative Regelmechaniken? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,94594.0.html)
Innovative Rollenspiele (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,102663)
Innovation - nur für Systeme? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,65013.0)

Dank dir für die Links, ich habe tatsächlich nicht nach "Innovation" das Forum durchsucht, obgleich sich Schnittflächen zur "Originalität" finden.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 11.11.2017 | 14:16
Zitat
In diesem Thread geht es um die Frage, ob etwas originell ist.

Okey, sry bin etwas abgeschweift ^^

Zitat
@hanky-panky: Widersprichst Du dir nicht selbst, wenn Du die Einbettung vorhandener Ideen in einen neuen Kontext nicht als Originalität anerkennst, Mashup aber schon? Was ist denn ein Mashup, wenn denn nicht genau das?

Ein Mashup ist ein neues "Werk", also steht auf einer qualitativ höheren Stufe als "bekannte Idee in einen neuen Kontext einfügen"
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: 1of3 am 11.11.2017 | 14:21
Zitat
So ist die Frage, an welchem Punkt innerhalb des Rollenspiels Originalität zu beobachten ist: ...

Machs aktiv. Der Pöbel ist zu dumm sonst. "Wann beobachtest du Originalität beim Rollenspiel?" - Danke der Nachfrage. Ja, am Spieltisch. Gerade wenn gewisse Personen mitspielen. Und gelegentlich auch beim Lesen von Büchern.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 11.11.2017 | 14:23
Du hast vollkommen recht: Innovation ist nicht Originalität. Ich habe das "neu" aus dem Eingangspost gestrichen um die Diskussion nicht weiter aus den Bahnen geraten zu lassen.

Kannst du dann bitte kurz auf den Punkt bringen, worum es dir geht? Am besten an einem rollenspielmäßigen Beispiel für beobachtete Originalität, die sich von "bloßer" Innovation unterscheidet. D.h. falls du der Meinung bist, dass es sowas gibt.

Dann würde ich versuchen, nochmal gezielter zu antworten.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 14:39
Kannst du dann bitte kurz auf den Punkt bringen, worum es dir geht? Am besten an einem rollenspielmäßigen Beispiel für beobachtete Originalität, die sich von "bloßer" Innovation unterscheidet. D.h. falls du der Meinung bist, dass es sowas gibt.

Da bin ich mir eben garnicht sicher, ob es diese Originalität wirklich gibt, sonst hätte ich den Thread nicht eröffnen brauchen. Ich würde mir gerne vorstellen, dass meine Idee von einem ausgefallenen Charakter in einer RP-Runde wirklich originell ist, aber wahrscheinlich hatten nicht nur x-Leute diese Idee schon vorher, wahrscheinlich haben sie den Charakter auch tiefer ausgespielt, mit detailreicheren Hintergrundgeschichten geschmückt oder auch referenzieller in einen vorhandenen Kontext eingebettet. Ebenso sieht das mit Plots, Settings oder gar Systemen aus.

Der Punkt mit der Originalität am Tisch lässt mich auch schwer atmen. Kann eine Szene, die in der Kumulation von verschiedenen Gedankenwelten, verschiedener Spieler fußt, denn überhaupt diese Originalität besitzen, diese Einzigartigkeit, dieses Besondere, wenn man sich beim spielen ohnehin in einer Welt der Kompromisse dieser verschiedenen Gedankenwelten befindet, die ja auch geprägt sind von eigener Empirie?

Ich weiß, ich male hier ein schwarzes Bild, aber so ist das nicht gemeint. Natürlich habe ich unheimlichen Spaß am Hobby, auch wenn es nicht meinem Wunschbild von Originalität entspricht - Verdammt, wir spielen nicht mal in einer eigenen Welt ... Aber diese Frage beschäftigt mich einfach ...

P.S.: Dieser Thread soll auch irgendwie der Selbst-Reflektion dienen und ich bin überrascht, dass es hier so schnell um absolute Tatsachen, Fakten, was-auch-immer geht ...
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 11.11.2017 | 14:59
Da bin ich mir eben garnicht sicher, ob es diese Originalität wirklich gibt, sonst hätte ich den Thread nicht eröffnen brauchen. Ich würde mir gerne vorstellen, dass meine Idee von einem ausgefallenen Charakter in einer RP-Runde wirklich originell ist, aber wahrscheinlich hatten nicht nur x-Leute diese Idee schon vorher, wahrscheinlich haben sie den Charakter auch tiefer ausgespielt, mit detailreicheren Hintergrundgeschichten geschmückt oder auch referenzieller in einen vorhandenen Kontext eingebettet. Ebenso sieht das mit Plots, Settings oder gar Systemen aus.

Der Punkt mit der Originalität am Tisch lässt mich auch schwer atmen. Kann eine Szene, die in der Kumulation von verschiedenen Gedankenwelten, verschiedener Spieler fußt, denn überhaupt diese Originalität besitzen, diese Einzigartigkeit, dieses Besondere, wenn man sich beim spielen ohnehin in einer Welt der Kompromisse dieser verschiedenen Gedankenwelten befindet, die ja auch geprägt sind von eigener Empirie?

Ich weiß, ich male hier ein schwarzes Bild, aber so ist das nicht gemeint. Natürlich habe ich unheimlichen Spaß am Hobby, auch wenn es nicht meinem Wunschbild von Originalität entspricht - Verdammt, wir spielen nicht mal in einer eigenen Welt ... Aber diese Frage beschäftigt mich einfach ...

P.S.: Dieser Thread soll auch irgendwie der Selbst-Reflektion dienen und ich bin überrascht, dass es hier so schnell um absolute Tatsachen, Fakten, was-auch-immer geht ...

Die Beurteilung, ob meinen Ideen eine derartige Originalität zukommt, wie einzigartig und besonders sie sind, würde ich ganz grundsätzlich anderen überlassen. D.h. wenn du eine echte Rückmeldung willst, frag doch die Leute, mit denen du spielst.

Kennst du selbst denn gar kein Rollenspiel, keinen Moment aus einer Runde, dem du das zuschreiben würdest?
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 15:04
@
DaveInc
Ich erlebe subjektive"Originaltaet" vor allem am Spieltisch.
Meistens durch spontane Spieler die versuchen mit ihrer Figur, das Beste aus brenzligen,oder schwierigen Situationen zu machen. Wie heisst es so schön :"Not macht erfinderisch."
Da kommen teilweise sehr schrullige und verrückte Ideen raus, die so vorher nie jemand hätte planen können.

Und was man als Spielleiter tun kann, ist im Vorfeld solche Vorlagen für solche Situationen zu schaffen.
Zum Beispiel eine Figur mal eine Einzel- Aktion machen lassen, aus der sie so einfach nicht rauskommt.
Vielleicht tauchen da Dinge auf mit denen sie nicht gerechnet hat.
Vielleicht kommt eine Person hinzu, die die Figur kennt, aber die sie in diesem Moment nicht erkennen darf.
Oder es taucht ein Konkurrent auf, mit dem sie nicht gerechnet hat, und den sie zusätzlich ausschalten muss.
Oder sie wird bei etwas ertappt und muss sich selbst um Kopf und Kragen reden. usw.
usw.
Da kommen oft Szenen raus, die ich als originelle Spieleridee sehe. Die für alle spannend und/oder auch lustig sind.
"Verdammt,was mache ich jetzt? Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen und mir selbst aus der Patsche helfen. "
 :)
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 15:09
Die Beurteilung, ob meinen Ideen eine derartige Originalität zukommt, wie einzigartig und besonders sie sind, würde ich ganz grundsätzlich anderen überlassen. D.h. wenn du eine echte Rückmeldung willst, frag doch die Leute, mit denen du spielst.

Kennst du denn gar kein Rollenspiel, keinen Moment aus einer Runde, dem du das zuschreiben würdest?

Da hast Du auch wieder recht und natürlich kenne ich Anekdoten, denen ich eine solche Qualität zuschreiben würde.
Erst vor kurzem haben wir in einer D&D5 Runde einen Neustart gemacht. Zum Kennenlernen der Charakter hat man uns in das regionale HQ der Zhentarim geladen. Ein stoischer Drow ist dabei auf meinen Charakter zugekommen, wahrscheinlich während er sich endlich am Ziel seiner Suche wägt, da er einen anderen Charakter vor dem Neustart lange suchte und nun endlich einen Hinweis auf eben diesen, verkörpert durch meinen Charakter, gefunden hat. Voller Inbrunst ist der Drow mit ausgestrecktem Finger auf ihn zugegangen und meinte: "Du, Du bist doch zusammen mit Balthasar ausgezogen, ich weiß es ganz genau! Wo steckt er! Ich muss ihn finden!" (Was auch Alles richtig war), worauf mein Charakter nur antwortete "Balthasar, da klingelt nichts." und sich wieder seinem Bier zuwendete.
Das war - für mich - eine recht originelle Situation. Aber am nächsten Tag habe ich mir dann schon gedacht: Ja, für mich war das interessant und lustig, aber war es originell? Eher nicht ...

Edit: Vielleicht ist Originalität ja tatsächlich nur eine Sache subjektiver Wahrnehmung ...
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 11.11.2017 | 15:18
Da hast Du auch wieder recht und natürlich kenne ich Anekdoten, denen ich eine solche Qualität zuschreiben würde.
Erst vor kurzem haben wir in einer D&D5 Runde einen Neustart gemacht. Zum Kennenlernen der Charakter hat man uns in das regionale HQ der Zhentarim geladen. Ein stoischer Drow ist dabei auf meinen Charakter zugekommen, wahrscheinlich während er sich endlich am Ziel seiner Suche wägt, da er einen anderen Charakter vor dem Neustart lange suchte und nun endlich einen Hinweis auf eben diesen, verkörpert durch meinen Charakter, gefunden hat. Voller Inbrunst ist der Drow mit ausgestrecktem Finger auf ihn zugegangen und meinte: "Du, Du bist doch zusammen mit Balthasar ausgezogen, ich weiß es ganz genau! Wo steckt er! Ich muss ihn finden!" (Was auch Alles richtig war), worauf mein Charakter nur antwortete "Balthasar, da klingelt nichts." und sich wieder seinem Bier zuwendete.
Das war - für mich - eine recht originelle Situation. Aber am nächsten Tag habe ich mir dann schon gedacht: Ja, für mich war das interessant und lustig, aber war es originell? Eher nicht ...

Edit: Vielleicht ist Originalität ja tatsächlich nur eine Sache subjektiver Wahrnehmung ...

Ich dachte jetzt mehr an etwas, das gerade nicht von dir selbst kommt. Zu deinen eigenen Ideen: Wie gesagt, lass dir Feedback geben.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.11.2017 | 15:20
Die anderer Frage ist: Muss man unbedingt originell sein? Ich habe da das Motto: "Besser gut geklaut als schlecht selbstgemacht." (Und selbst dieses Motto ist geklaut. ;D)
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 15:24
Ich dachte jetzt mehr an etwas, das gerade nicht von dir selbst kommt. Zu deinen eigenen Ideen: Wie gesagt, lass dir Feedback geben.

Meinst Du nun die Aktivitäten anderer Spieler aus einer meiner Gruppen oder eher so Meta-Sachen wie eine Setting-Idee oder eine bestimmte Art des Actings?
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Ucalegon am 11.11.2017 | 15:26
Die anderer Frage ist: Muss man unbedingt originell sein? Ich habe da das Motto: "Besser gut geklaut als schlecht selbstgemacht." (Und selbst dieses Motto ist geklaut. ;D)

In Lovecraftesque steht zur Frage, wie man am besten Hinweise interpretiert sehr klug:

Zitat
Equally, don’t try to be clever or to come up with a deliberately surprising interpretation. Instead, imagine that the Clues and the horror are real, and try to imagine the horrific plot that they are pointing to.

Ich denke jedenfalls nicht, dass man zu Originalität kommt, indem man sich ganz doll anstrengt, nur mit den "richtigen", natürlich total kreativen Leuten spielt oder so.

Meinst Du nun die Aktivitäten anderer Spieler aus einer meiner Gruppen oder eher so Meta-Sachen wie eine Setting-Idee oder eine bestimmte Art des Actings?

Irgendwas, wo du von außen draufschaust und nicht dich selbst mitbeurteilst. Das kann ein glanzvoller Moment einer anderen Person, ein Rollenspiel(system) oder sonstwas sein.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 11.11.2017 | 16:16
Das fällt mir schon deutlich leichter ... ich würde vielleicht sowas wie Dread ganz oben auf die Originalitätsskala setzen, einfach weil der Jenga-Turm so eine passend auf die Metapher eines RPGs mit Spannungskurve passt. Gleichzeitig ein tolles Beispiel dafür, dass eine alte Idee durchaus einiges an Originalität bieten kann.

Natürlich ein Setting wie Degenesis ... ebenfalls sehr originell und wenig innovativ ...

Am Tisch wird's dann schon schwerer ... aber stimmt schon, besser gut geklaut als schlecht neu erfunden ... ich nehm nochmal das tolle Brecht Zitat vielleicht hervor ...

Zitat von: Bertolt_Brecht
»Heute«, beklagte sich Herr K., »gibt es Unzählige, die sich öffentlich rühmen, ganz allein große Bücher verfassen zu können, und dies wird allgemein gebilligt. Der chinesische Philosoph Dschuang Dsi verfaßte noch im Mannesalter ein Buch von hunderttausend Wörtern, das zu neun Zehnteln aus Zitaten bestand. Solche Bücher können bei uns nicht mehr geschrieben werden, da der Geist fehlt. Infolgedessen werden Gedanken nur in eigner Werkstatt hergestellt, indem sich der faul vorkommt, der nicht genug davon fertigbringt. Freilich gibt es dann auch keinen Gedanken, der übernommen werden, und auch keine Formulierung eines Gedankens, die zitiert werden könnte. Wie wenig brauchen diese alle zu ihrer Tätigkeit! Ein Federhalter und etwas Papier ist das einzige, was sie vorzeigen können! Und ohne jede Hilfe, nur mit dem kümmerlichen Material, das ein einzelner auf seinen Armen herbeischaffen kann, errichten sie ihre Hütten! Größere Gebäude kennen sie nicht als solche, die ein einziger zu bauen imstande ist!«
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 11.11.2017 | 16:36
Zitat
. aber stimmt schon, besser gut geklaut als schlecht neu erfunden .
sogar etwas "etxra Schlechtes" kann mMn. lustig sein.
....Man kann die Erwartungen voll erfüllen und sogar noch übertreffen. (Klischee überspitzen)
Oder man kann Erwartungen nicht erfüllen.. und den Betrachter überraschen.(Klischee brechen)

Beides kann mMn. Spaß machen.
Und ja- gerade im Fantasy Bereich gibt es viele gewohnte Archetypen und Klischees.
Die man vielleicht auch erwartet, und die deshalb irgendwann nicht mehr überraschen.

Nach dem Motto: Und was spielst Du?
Einen Zwerg.
Ok alles klar (Weitere Auskunft unnötig) ~;D

Aber Spaß machen können sie trotzdem.

Edit. Gerade im Fantasy Bereich macht es mMn. auch wenig Sinn das Rad immer wieder neu zu erfinden, nur um sich von bisher Gewohntem abzuheben.(Hauptsache anders)
Viele gewohnte Archetypen sind "Klassiker" die zurecht auch erwartet werden.
Und das, finde ich, wie gesagt auch gar nicht schlimm.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 11.11.2017 | 21:38
Ohne auf Definitionsprobleme eingehen zu wollen:

Zum Thema: Ich denke, das Rollenspiel grundsätzlich genauso viel oder wenig originell sein kann, wie jede Form von Kunst, Wissenschaft oder was das menschliche Denken sonst noch so hervorbringt.

Grundsätzlich meine ich aber auch, dass Rollenspiel eine Tendenz hat, sich an bereits vorhandenes anzulehnen und dies dann gewissermaßen selbst gestalten zu wollen. Das muss nicht so sein, aber viele (die meisten) Rollenspiele sagen ja sogar explizit, was ihre Vorbilder sind.

Die Frage ist natürlich auch, wie eine neue Umsetzung eines alten Themas, die Neubearbeitung eines Stoffes in Bezug auf die Originalität zu bewerten ist. Ist die Vermischung verschiedener Vorlagen hin zu einem neuen Ergebnis orignell oder nicht? (Ich meine, dass es originell ist). Da fragt sich dann auch, ob "Originalität" wertend zu verstehen sein soll; i. e. die Frage, ob "Orgininalität" per se gut ist, ob eine gute Umsetzung eines Stoffes besser ist, wenn sie "originell" ist.
Das ist vermutlich teilweise eine Frage des persönlichen Geschmacks, teilweise aber auch die Frage, ob eine größere Neuerung besser ist.

Grundsätzlich scheint es mir auch schwer, Originalität zu bewerten, weil eben kaum jemand die ganze Bandbreite möglicher Inspirationen überblickt.

Wenn der Kommentar hier interessiert: Mir ist Orginalität als Selbstzweck im Rollenspiel unwichtig. Eine gute, schlüssige Umsetzung ist mir lieber. Da sind wir aber im Bereich des Geschmacks.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 11.11.2017 | 21:53
Nach dem Motto: Und was spielst Du?
Einen Zwerg.
Ok alles klar (Weitere Auskunft unnötig) ~;D

Was natürlich gerade daran liegt, daß speziell in diesem Bereich mit der Originalität gerne gegeizt wird: alle Zwerge sind gleich (http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/OurDwarvesAreAllTheSame), egal, mit welchem System man welches Setting bespielt. Da braucht man sich nur mal mit einem Konzept wie "ich spiele einen zwergischen Stepptänzer" hervorwagen, und schon gucken einen die Leute so richtig komisch an. ~;D
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 11.11.2017 | 22:10
Die Glorantha-Zwerge sind recht originell.
Überhaupt ist Glorantha recht originell.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 11.11.2017 | 22:43
@GoT sei originell:

https://www.blickamabend.ch/news/8-historische-vorbilder-hier-hat-game-of-thrones-abgeguckt-id4957581.html
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 11.11.2017 | 22:43
Die Glorantha-Zwerge sind recht originell.
Überhaupt ist Glorantha recht originell.

Das finde ich auch und finde es schade, dass ich Glorantha erst so spät entdeckt habe.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 12.11.2017 | 10:42
GoT ist mMn gut geklaut z. B. aus dem "Original "Mittelalter und hat Martins spezielle Vorliebe für Anti-Helden.

Ob es deswegen allen gefällt, ist eine andere Frage.
Doch die Einschaltquoten sprechen zumindest  dafür, dass es nicht wenigen gefällt.

Ob Fantasy sich überhaupt neu erfinden muss, um gut zu sein ist eine andere Frage.
Der Markt boomt zumindest und überall schießen "neue" Fantasywelten aus dem Boden, mehr als man jemals lesen oder spielen könnte.
Ob die alle so originell sind, möchte ich mal bezweifeln.
Da geht es denke ich eher darum sich schon von vorhandenen Fantasywelten abzugrenzen.


Edit. Mich interessiert einfach grundsätzlich erst Mal ob mir etwas gefällt oder nicht gefällt. Wie "originell" oder "innovativ" dass jetzt in den Augen anderer gesehen wird, ist für mein Spiel dabei nicht von belang.
Gerade im Fantasy Bereich finde ich historische Vorlagen spannend. Viel Magie und Spezial-Völker trifft z. B. gar nicht meinen Geschmack.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 12.11.2017 | 10:50
Zitat
GoT ist mMn gut geklaut z. B. aus dem "Original "Mittelalter und hat Martins Vorliebe für Anti-Helden.

Wie kann man denn aus dem Mittelalter "klauen"? Die Figur des Antihelden ist doch ein uralter Archetyp. Archetypen, dramatische Ur-Themen,  sind soetwas wie open source unter künstlerisch Schaffenden.
Ich würde daher eher von SICH BEDIENEN sprechen

Zitat
Ob es deswegen allen gefällt, ist eine andere Frage.
Doch die Einschaltquoten sprechen zumindest  dafür, dass es nicht wenigen gefällt.

Das liegt vor allem daran, wie Martin seine Saga gebaut hat, nämlich mit den Genre-Mitteln der Telenovela. Außerdem gibt es außer GoT derzeit keine Serie dieses Maßstabes. Wenn man jetzt, was leider nie der Fall sein wird  :'( , mit Fantasy-Serien zugeschüttet werden würde wie damals im TV mit Talkshows, würden GoT schrumpfen, weil sich dann die Geschmäcker auf viele verschiedene Angebote aufteilen würden

Zitat
Ob Fantasy sich überhaupt neu erfinden muss, um gut zu sein ist eine andere Frage.
Der Markt boomt zumindest und überall schießen "neue" Fantasywelten aus dem Boden, mehr als man jemals lesen oder spielen könnte.

That's right!
Wobei das hier wieder etwas mit Trends zu tun hat. Die meisten Leute, die hobbymäßig schreiben, hängen den Trends ja hinterher. Man bedenke wieviele HdR-Klone nach Einschlag der Filmtrilogie geschrieben wurden

Oder Vampir-Romane nach Einschlag der Twilight-Bücher.

Verlage (und Literaturagenten) sind da allerdings immer einen Schritt voraus, weil sie das NEUE suchen bzw. zukünftige Trends vorhersehen können/wollen
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 12.11.2017 | 11:02
Ich halte Originalität im Rollenspiel für erheblich überschätzt und die nahezu krampfhaft anmutende Suche danach gar für eher meist wertmindernd bis disqualifizierend, da über der Orginalität die Prüfung auf Förderlichkeit für (meine Vorstellung zumindest) Rollenspiel in den Hintergrund tritt - Hauptsache grell anders, vergiss den Effekt auf das Spiel.

Das, was Spiel und System meines Erachtens bieten sollten sind Leinwand und Werkzeug für die Spielaktivitäten der Kunden und nicht als Schaukasten der vermeintlichen Kreativität des Autors.  Je unspektakulärer, allgemeiner und "grauer" die Welt udn in gewissen Teilen auch das Spielsystem, desto größer der Nutzen für einen Spielenden, der selber kreativ werden möchte und quasi eigene Farben setzen will, die sich nicht ggf. massiv mit den fest vorgegebenen Farbklecksen des Autors beißen.
Eine Spielwelt sollte in meinem Ideal eine Umgebung zur Eingewöhnung sein und dann eher Anreiz und Steinbruch für eigene Kreationen der Runde denn eine super-duper Special-snowflake-Vorlage, die für nahezu nichts anderes nutzbar ist, weil die Seriennummer sich 3/4 durchs Material gestanzt hat.
Dazu erhöht alles grundlegend-exotische die Zugänglichkeit beim Neueinstieg.

Für mich also bitte lieber dröge aber gewissenhafte Handwerksleistung als originelle Kreativexplosionen.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 12.11.2017 | 11:24
Naja, vielleicht gibt es einfach "Trendsetzer" und "Trendsetter" der Unterschied liegt in einem kleinen Buchstaben.
Natürlich gibt es auch Leute die finden, alles was nach HdR kam ist mehr oder weniger Trendsetting.

Aber zwischenzeitlich kamen ja auch noch Urban Fantasy Riesen wie "Harry Potter" und "Twillight" dazu..... So kommen dann, einmal geschüttelt und gerührt, vielleicht auch Dinge wie die "Vampire Academy" zustande.  ~;D
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 12.11.2017 | 11:27
Ja, mit der Originalität ist das so eine Sache. Wenn ich beispielsweise ein tolles neues Automodell entwerfen will, tue ich ja auch nicht unbedingt gut daran, auf quadratischen Rädern zu bestehen, um mich von der Masse der ach so unoriginellen Rundrad-Designs mal so richtig abzuheben ;), und vieles von dem, was heute auf den ersten Blick etwas altbacken oder klischeehaft erscheinen mag, hat diesen Punkt ja überhaupt nur erreicht, weil es offensichtlich lange genug für hinreichend viele Leute funktioniert hat. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich eine beliebige "völlig neue" Idee als effektiv weniger brauchbar herausstellt als das bereits Altbekannte, ist also gar nicht mal so verschwindend gering -- und das sollte man bei aller eventuell überschäumenden Kreativität mMn schon ein bißchen im Blick behalten.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 12.11.2017 | 11:35
Wie kann man denn aus dem Mittelalter "klauen"? Die Figur des Antihelden ist doch ein uralter Archetyp. Archetypen, dramatische Ur-Themen,  sind soetwas wie open source unter künstlerisch Schaffenden.
Ich würde daher eher von SICH BEDIENEN sprechen

Das liegt vor allem daran, wie Martin seine Saga gebaut hat, nämlich mit den Genre-Mitteln der Telenovela. Außerdem gibt es außer GoT derzeit keine Serie dieses Maßstabes. Wenn man jetzt, was leider nie der Fall sein wird  :'( , mit Fantasy-Serien zugeschüttet werden würde wie damals im TV mit Talkshows, würden GoT schrumpfen, weil sich dann die Geschmäcker auf viele verschiedene Angebote aufteilen würden

That's right!
Wobei das hier wieder etwas mit Trends zu tun hat. Die meisten Leute, die hobbymäßig schreiben, hängen den Trends ja hinterher. Man bedenke wieviele HdR-Klone nach Einschlag der Filmtrilogie geschrieben wurden

Oder Vampir-Romane nach Einschlag der Twilight-Bücher.

Verlage (und Literaturagenten) sind da allerdings immer einen Schritt voraus, weil sie das NEUE suchen bzw. zukünftige Trends vorhersehen können/wollen

Ich sage es mal direkt:

Deine Meinung in diesem und im D&D Thread torpediert jegliche Kreativität und jede andere Meinung, da Du mit Deinem, nicht nachvollziehbaren, Definitionsgemetzel jeglichen zielführenden Diskurs im Keim erstickst.
Deine Äußerungen sind völlig inkongruent und folgen keinem mit nachvollziehbaren roten Faden.
Ich frage mich, was Du mit Deinen Äußerungen hier erreichen willst  8]
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Runenstahl am 12.11.2017 | 11:45
Originell kann sein wenn Spieler oder SL Aktionen machen die zwar zum Charakter / ins Genre passen, aber trotzdem für die anderen unvorhersehbar waren.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Originell können neue Ideen in Regelwerken sein (ja, kommt noch vor, Powered by the Apokalypse zum Beispiel)
Originell können auch Kampagnenideen sein
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 12.11.2017 | 12:36
Wenn der Kommentar hier interessiert: Mir ist Orginalität als Selbstzweck im Rollenspiel unwichtig. Eine gute, schlüssige Umsetzung ist mir lieber. Da sind wir aber im Bereich des Geschmacks.

Natürlich interessiert hier dein Kommentar! Und besonders diesem pointierten Stil kann ich in diesem Kontext viel abgewinnen und mich der Aussage auch Problemlos anschließen, genauso wie ...

Das, was Spiel und System meines Erachtens bieten sollten sind Leinwand und Werkzeug für die Spielaktivitäten der Kunden und nicht als Schaukasten der vermeintlichen Kreativität des Autors.  Je unspektakulärer, allgemeiner und "grauer" die Welt udn in gewissen Teilen auch das Spielsystem, desto größer der Nutzen für einen Spielenden, der selber kreativ werden möchte und quasi eigene Farben setzen will, die sich nicht ggf. massiv mit den fest vorgegebenen Farbklecksen des Autors beißen.

... ein sehr konsensfähiger Punkt für mich ist. Natürlich ist Originalität kein Selbstzweck und wenn ein wildgewordener SL seine Runde nur als Bühne für sich selbst und seinen Narzismus nimmt, dem Spiel erheblich schadet.

Beide Punkte schließen aber eben Originalität auch nicht aus. Und bei dem Punkt ...

Ich halte Originalität im Rollenspiel für erheblich überschätzt und die nahezu krampfhaft anmutende Suche danach gar für eher meist wertmindernd bis disqualifizierend, da über der Orginalität die Prüfung auf Förderlichkeit für (meine Vorstellung zumindest) Rollenspiel in den Hintergrund tritt - Hauptsache grell anders, vergiss den Effekt auf das Spiel.

... würde ich auch in begrenztem Maße widersprechen wollen. Denn ganz ohne Originalität verliert man meines Erachtens auch viele Spieler, in dem man ihnen nur bietet, was sie schon in unzähligen Runden zuvor erlebt hatten.
Natürlich darf das nicht krampfhaft oder gezwungen sein, ich würde gar behaupten, dass diese Eigenschaften (also gezwungen originell handeln zu wollen, wahrer Originalität entgegen steht. Da bin ich nämlich ganz bei Issi, wenn er schreibt ...

Insofern sehe ich mehrere Wege zur originellen ldee. Entweder man ist selbst das "Original"und bringt das, was in einem schlummert,  einfach zum Ausdruck. Oder man hat ein Auge oder Ohr  für wunderbare "Zufälle", die man dann aufgreift und umsetzt.
Wenn man einen Klassiker oder ein Original gut kopieren moechte, dann sollte man darauf achten das die gute Grundidee des Erschaffers noch erkennbar /spürbar ist und funktioniert. Auch das ist eine Möglichkeit.

Übrigens ...

Deine Meinung in diesem und im D&D Thread torpediert jegliche Kreativität und jede andere Meinung, da Du mit Deinem, nicht nachvollziehbaren, Definitionsgemetzel jeglichen zielführenden Diskurs im Keim erstickst.
Deine Äußerungen sind völlig inkongruent und folgen keinem mit nachvollziehbaren roten Faden.
Ich frage mich, was Du mit Deinen Äußerungen hier erreichen willst  8]

Das stimmt zwar, aber ich glaube kaum, dass so viele Leute diesen Worten das Gewicht verleihen ... es ist doch immer recht durchsichtig, wenn Jemand nur "gerne recht hat" ... und da schließ ich mich auch gar nicht von aus ... man kann auch blöde Aussagen mal einfach ignorieren, hoffentlich macht man das mit meinen blöden Aussagen genauso ... in dem Sinne, streitet euch nicht und seid selbst der Klügere, der nachgibt ^^
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: trendyhanky am 12.11.2017 | 15:08
Zitat
Deine Meinung in diesem und im D&D Thread torpediert jegliche Kreativität und jede andere Meinung, da Du mit Deinem, nicht nachvollziehbaren, Definitionsgemetzel jeglichen zielführenden Diskurs im Keim erstickst.

OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: DaveInc am 12.11.2017 | 15:23
Komisch, weil gerade meine Meinung ("Weltenbau ist Mashup") der Grund dafür war, dass zwei neue Diskussionen entstanden sind: Weird World Fantasy Bau + Originalität im Rollenspiel
Also, ich kann jetzt nicht für Sashael sprechen, aber dieser Thread basiert nun ganz sicher nicht auf deiner Mashup Aussage ... eher, wie im Eingangspost erwähnt, auf dem Thema der Originalität selbst, dem Zeit-Artikel, den ich schon lange rumtrage und der Gesamtheit der Diskussion im "Wann lohnt sich Weltenbau" Thread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104475.0.html) ...

Edit: Womit ich deine Beiträge jetzt auch nicht schlecht reden will, aber ein wenig trollig sind sie in ihrer Gesamtheit schon ...
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Tintenteufel am 13.11.2017 | 18:35
Interessantes Thema hier! Da ich derzeit etwas knapp mit meiner Zeit bin vorerst nur ein Eigenzitat aus dem Thread der scheinbar auch diese Faden mitangestoßen hat:

Ich fand auch ganz interessant was Matt Mercer im Tome Show-Interview (http://www.thetomeshow.com/e/matt-mercer-gamer-to-gamer/) zu dem Thema gesagt hat. Hier geht es auch um ein "Vanilla Fantasy Setting", also eines welches vermeintlich wenig originell ist bzw. "nur" ein Mash Up wie eben meine 0815-D&D-Welt Avalon.
Titel: Re: Originalität im Rollenspiel
Beitrag von: Arkam am 15.11.2017 | 12:34
Hallo zusammen,

den reinen Spielregeln, also sehr grob ausgedrückt wie wird eine Aktion die erzählt wurde aufgelöst, ist für mich ein Werkzeug. Das kann zwar neu aber eben nicht originell sein.
Die Abenteuer sind für mich ein Mittelbereich. Wie hier ja schon durchklang ist hier häufig lieber nicht originell aber handwerklich solide besser. Erinnet mich an ein Fertiggericht. So verwendet wie vorgesehen passt alles zusammen. Individuell nachgewürzt kann es sowohl leckerer als auch völlig verkorkst werden.
Die konkrete Spielsitzung kann nach meiner Überzeugung originell werden. Allerdings wird das kaum die ganze Sitzung lang klappen sondern es wird vereinzelnte Höhepunkte geben.
Beispiele aus meinen Runden:
SL: "Der Druide winkt dich an." - Geste für einen Beherrschungszauber
SP: "Ich winke nicht zurück."

Gruß Jochen