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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Blizzard am 1.03.2023 | 18:23

Titel: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blizzard am 1.03.2023 | 18:23
Also...nehmen wir mal an, ihr seid ein Neuling und kein alter Hase. Ihr habt gar keine oder noch recht wenig Erfahrung im Rollenspiel. Und nehmen wir mal an, es gibt da einen RPG-Verein direkt bei euch im Ort oder in der Nähe. Und der bietet immer mal wieder RPG-Runden für Neulinge/Interessierte an. Ihr habt Interesse, RPG mal auszuprobieren und/oder am Verein.

Im internen Forum und auf anderen Kanälen (wie z.B. Discord) bekommt ihr mit, dass diverse SLs Runden anbieten. Ein SL ("A") bietet z.B. eine Runde DSA an, ein anderer SL ("B") meister D&D, ein dritter("C") leitet meinetwegen Cthulhu und darüber hinaus gibt's einen Vierten ("D"), der irgendwas eher Unbekanntes leitet )Lex Arcana z.B.
Vielleicht finden 2 Runden davon parallel statt, vielleicht auch jede an einem anderen Tag. Das spielt keine Rolle.

Frage: Würdet ihr euch im Vorfeld, bevor in an einer solchen Runde teilnehmt, ein "SL-Portfolio" von den SLs wünschen? Also eine Art Selbstportrait der SLs, in dem sie einfach gewisse Dinge angeben, als da wären z.B.:

- wie lange sie schon SL sind
- bevorzugte Genres/Systeme, evtl. Lieblingssystem
- nicht gemochte Genres/Systeme
- welche Art Typ SL sie sind (persönliche Selbsteinschätzung nach Robin D.Laws); evtl. (Selbst)Verortung im GNS-Modell
- was ihnen wichtig ist an einer Rollenspielrunde
- was sie gar nicht mögen /leiden können in einer Runde
- ob sie ein Motto/Credo für ihre Runden (festgelegt) haben (das für jede Runde gilt)
- eine Liste/Auflistung mit bereits geleiteten Systemen

... so was eben.

Haltet ihr sowas für sinnvoll? Weil wenn der SL z.B. in seinem Portfolio angibt, dass er gerne Minis & Battle Map verwendet, ihr das aber nicht mögt- dann könntet ihr (als Spieler) im Voraus ja schon wissen oder erahnen, dass die Runde bei diesem SL in dem Fall wohl eher nichts für euch ist. Und eben davon Abstand nehmen (und euch ein negatives Erlebnis ersparen). Oder haltet ihr das für überflüssig, frei nach dem Motto " Friss oder Stirb" bzw. " Wenn du mit dem SL und seiner Art/Leitstil nicht zurecht kommst, wirst du immerhin kein zweites Mal mit ihm spielen?

Die Fragen gelten übrigens nicht nur für absolute Neulinge. Sondern auch für erfahrene RPG-Hasen, die irgendwo anders hinziehen und dann-zwangsläufig- mit anderen bzw. neuen Leuten spielen müssen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es sich um keine privaten Runden handelt. Eine Session Null oder Zero findet vor dem Spielen nicht statt.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Ma tetz am 1.03.2023 | 18:30
Ich glaube so ein Portfolio hilft, aber "alte Hasen" können das besser verstehen und mit Ihren Bedürfnissen abgleichen. Ein Neuling hat ja vermutlich noch garnicht die Möglichkeit gehabt herauszufinden, was ihm passt.

Probier es doch Mal aus und dann frag die Neulinge an Deinem Tisch, ob diese Infos hilfreich und relevant waren.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Haukrinn am 1.03.2023 | 18:35
Ich find das auch für alte Hasen total sinnvoll. Mir ist es doch wichtiger wer etwas wie leitet als was.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Christian am 1.03.2023 | 18:47
Japp, der Neuling weiß ja evtl. meist nicht, ob er z.B. Spaß am Minis herumschieben hat oder nicht (außer er hat bereits Erfahrung in Brettspielen oder Wargaming damit) oder welcher Spielertyp er selber überhaupt ist. Als alter Hase sind die Infos dann doch nützlicher zur Einschätzung.
Ich selber würde einfach hingehen und mitspielen, dann weiß ich auf jeden Fall, ob ich wieder bei dem SL mitspiele oder nicht, weil ich mir aus reinen Selbstbeschreibungen heraus eher weniger vorstellen kann, wie sie wirklich drauf sind.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: JollyOrc am 1.03.2023 | 18:57
ich würde das "wie lange ist man schon SL" rauslassen. Das ist für mich tatsächlich kein guter Indikator für irgendwas. Die anderen Aspekte finde ich klasse und hilfreich.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Duck am 1.03.2023 | 18:59
Ich finde die Idee gut, würde das aber nicht anhand fester Kategorien abfragen, sondern die SL ziemlich frei ihren Spielstil pitchen lassen. Also in etwa folgende Aufforderung an die SL: "Beschreibt in einem Absatz, was euch in euren Spielrunden wichtig ist und warum man gerade bei euch mitspielen sollte."

Für alte Hasen, die spezifische Fragen haben, könnte man mit Einverständnis der SL z.B. Discord-Handles als Kontaktmöglichkeit hinzufügen. Oder man spielt halt einfach einmal mit und findet heraus, ob man miteinander zurechtkommt.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Lord Verminaard am 1.03.2023 | 19:42
Was die verbale Umschreibung von Vorlieben angeht, ist meine Erfahrung, dass jeder da das reinliest, was er kennt, und einen das wenig bis gar nicht voran bringt. Systeme usw. zu nennen, ist da schon etwas objektivierbarer. Oder vielleicht eine Angabe, wie viel ausgespielten Dialog, wieviel Kampf, wieviel sonstiges Würfel-Regel-Gedöns, wieviel Planung, wieviel Einkauf/Verwaltung man in der Runde erwarten kann. Miniaturen ja/nein, Musik ja/nein, Props ja/nein. Sowas.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: flaschengeist am 1.03.2023 | 19:57
Ich finde alle deine Punkte hilfreich, bin aber auch ein "alter Hase". Für Neulinge ist das ggf. zuviel Info, da würde ich es eher kürzer halten.

Was die verbale Umschreibung von Vorlieben angeht, ist meine Erfahrung, dass jeder da das reinliest, was er kennt, und einen das wenig bis gar nicht voran bringt. Systeme usw. zu nennen, ist da schon etwas objektivierbarer. Oder vielleicht eine Angabe, wie viel ausgespielten Dialog, wieviel Kampf, wieviel sonstiges Würfel-Regel-Gedöns, wieviel Planung, wieviel Einkauf/Verwaltung man in der Runde erwarten kann.

Ein zentraler Punkt würde in diese Richtung gehen. Ich habe in letzter Zeit z.B. mehrfach eine Aufteilung der Spielzeit in "Kampf", "Charakterspiel" (wurde allerdings leicht anders bezeichnet) und "Erkundung" gesehen.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Doomprayer am 2.03.2023 | 09:01
Als "alter Hase" fände ich

- was ihnen wichtig ist an einer Rollenspielrunde
- was sie gar nicht mögen /leiden können in einer Runde
- ob sie ein Motto/Credo für ihre Runden (festgelegt) haben (das für jede Runde gilt)

ganz hilfreich zur Orientierung, ob ich Lust hätte, da mitzuspielen oder ob dort ein Spielstil praktiziert oder gefordert würde, der mir widerstrebte.

Wenn ich zurückdenke an meine Anfangszeiten im letzten Jahrtausend, da hätte ich das nicht gebraucht. Jemand bietet an, ein Rollenspiel zu leiten? Hin da! Ich hätte ja eh nicht gewusst, was was für mich ist, hatte ja keine Erfahrung und auch keine oder nur sehr wenige Vergleichsmöglichkeiten.

Eine Kurzvorstellung der angebotenen Rollenspiele, finde ich da sinnvoller und ausreichend; aber wenn das von einem Verein angeboten wird, wird das wahrscheinlich eh gemacht.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: klatschi am 2.03.2023 | 09:17
Ein zentraler Punkt würde in diese Richtung gehen. Ich habe in letzter Zeit z.B. mehrfach eine Aufteilung der Spielzeit in "Kampf", "Charakterspiel" (wurde allerdings leicht anders bezeichnet) und "Erkundung" gesehen.

Wobei das meiner Meinung nach weniger zur SL-Vorstellung gehört, sondern zur Runden- bzw. Kampagnenvorstellung, da ja jede Kampagne auch eine unterschiedliche Gewichtung benötigt. Und auch dann ist das in meinen Augen nur halb tragbar, weil die Spieler:innen ja auch noch was zu sagen und zu gestalten haben.
Als wir CoS gespielt haben, habe ich nicht erwartet, dass sich meine Gruppe zu willfährigen Handlangern des Grafen aufspielen und Vallaki halb in Trümmer legen (um selbst weniger Stress mit dem Grafen zu haben). Ist aber passiert - da hätte ich alle Spielzeit am Anfang irgendwie einschätzen können, am Ende kommt es anders  ~;D

Klar, eine Angabe: "Ich spiele mit BattleMaps und Minis und akzeptiere alles andere nicht und lasse da auch nicht mit mir reden" hilft dem Spieler einzuschätzen, ob das für einen passt. Aber eine Angabe: "Ich präferiere Battle Maps und taktisches Spiel"? Wenn die ganze Runde nun keine Battle Maps will, wird diese SL daran festhalten? Oder die Aussage: "Ich mag Character Play und denke, es solle mindestens 33% der Spielzeit einnehmen", öffnet so viele Gegenfragen: Was ist Character Play und wie wird es am Tisch umgesetzt? Ist das für die SL schon ein "in-person-Sprechen" oder muss ich viele Elemente in meinem Background angeben, die aufgegriffen werden können? Muss ich innere Konflikte bei meiner Spielfigur anlegen?
Ich habe das Gefühl, dass ein Großteil dieser Einschätzungen halt irgendwie alle absolut wischi waschi sind und eigentlich gar nix aussagen.

Es macht - in meinen Augen - mehr Sinn, zu beschreiben, welche Kampagne / welches Setting / welches Abenteuer man anbieten will und dann mit einem FewShot starten, an dessen Ende eine gute in-game Exit-Begründung steht. Dann können sich die SL und die Spieler:innen an zwei, drei Abenden kennenlernen und verstehen und nachvollziehen, ob es miteinander passt. Wenn nicht: Auch gut, danke für die gemeinsame Zeit, der Rest spielt die Kampagne / das Abenteuer / etc. weiter. Und auch erst danach macht man sich mehr Gedanken, wie man alles verweben kann.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 2.03.2023 | 09:23
Sehe ich eher wenig sinn darin - aus sicht des Anfängers.

Begründung:
Ich hab oft genug bei Anfängern erlebt das sie etwa im Laden vor dem "DSA"Regal standen und schlicht geschockt waren "das muss ich alles fürs Spiel lesen?"
(was ja natürlich nicht so ist, aber das ist einem Anfänger der noch keine Ahnung hat nicht klar). Auch bezüglich des Types von SL ist es nicht unbedingt klar was denn diese bezeichnungen bedeuten.
Die Sache wie lange man schon SL ist sagt imho auch nicht viel aus. Ich hab in den Anfangszeiten 7x die Woche gespielt, derzeit nur noch 1x alle 2 Wochen,... auch sagt es nichts über die Qualität aus. Es verleitet "Anfänger" vieleicht eher dazu zu einem alten Hasen zu gehen (der noch im alten Denken behaftet ist) als zu jemanden junges.
Desweiteren bin ich der meinung das man ein "Spielrundenaushang" kurz und knapp halten sollte, etwa um gerade Anfänger nicht abzuschrecken. Lieber schreibe ich einen Stimmungsvollen Teasertext zum Abenteuer als da meinen "Lebenslauf des RollenspielerSL" dranzuhängen.
Ich weis von mir auf Arbeit was so in etwa los ist wenn ein Doktor der Physik irgendwelchen angelernten Arbeitern etwas versucht zu erklären (war vor Jahren jedenfalls sehr lustig zu beobachten) und frage mich gerade was wir hier schon alles für Begriffe verwenden mit denen ein wirklicher Neuling nichts anfangen kann. Nehmen wir zum Beispiel mal "Minis & Battle Map",... bei Miniaturen kann man etwa auch daran denken das dieses Wort in der Literatur, dem Schach und der Musik (und den Spirituosen) verwendung findet. Battel Map? Könnte das etwas zum Essen sein, mit viel Fleisch, eine Schlachtplatte? Von GNS Model und anderen "Fachbegriffen" vieleicht mal ganz zu schweigen, da müssen "wir hier" uns ja schon immer klar werden was eigentlich die genaue Definition ist/ sein könnte.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Sphinx am 2.03.2023 | 09:30
Jain.
Für ein Oneshot zum mal antesten helfen die Informationen vermutlich ohnehin nicht viel. Ohne Vorwissen nützen einem diese Angaben nicht die Welt. Da ist dann ehr ein Steckbrief zum System das dieser DM anbietet sinnvoll.
Schmutziges SciFi Setting, viel Charakterspiel,....

Für Runden die Potenziell länger laufen. Habe ich auch immer so gehalten, wenn ich mit neuen Spielern zusammen gekommen bin, egal ob Online oder am Tisch. Ich sage klar wie ich ticke, was ich von den Spielern erwarte und was ich nicht leiden kann. Und wenn es ne ganz neue Runde ist, lege ich auch erst mal ein One oder Fewshot Abenteuer als Anfang fest, als Probezeit. Damit sowohl ich als auch Spieler danach entscheiden können, ob man zusammen was Längerfristiges anfangen möchte.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: JollyOrc am 2.03.2023 | 09:33
Klar, eine Angabe: "Ich spiele mit BattleMaps und Minis und akzeptiere alles andere nicht und lasse da auch nicht mit mir reden" hilft dem Spieler einzuschätzen, ob das für einen passt.

Ich hatte unlängst eine Spielrunde (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124430.msg135126393.html#msg135126393) so angekündigt: "Ich bringe Dungeonteile, Figuren und Requisiten mit. Wir spielen OLD SCHOOL!"

Und habe Spieler bekommen, die sowas größtenteils noch nie bespielt hatten, aber neugierig drauf waren. (Und sehr viel Spaß hatten. (Vielen Dank nochmal für den Abenteuer-Tipp Rorschachhamster)

Will sagen: Klare Ansagen was man an den Tisch mitbringen und einsetzen will sind hilfreich!
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: felixs am 2.03.2023 | 09:44
Also quasi Bewerbungsmappen?

Ein Trend unserer Zeit - mit Vor- und Nachteilen. Einerseits gut, weil man damit tatsächlich manche "Zeitverschwendung" gegenseitig verhindern kann. Andererseits nicht so gut, weil einerseits Selbstdarstellung nötig (nicht jeder, der was anderes gut kann, kann das gut. Und nicht jeder kennt die akutellen Buzzwords und den gerade angesagten Sepia-Filter) und andererseits eine Verengung der Erfahrungswelt und des Tellerrands passiert. Letzeres ist natürlich gerade erwünscht; führt aber zur Vernischung.

Wie immer mit menschlichen Dingen: Eine gute Lösung gibt es nicht.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: klatschi am 2.03.2023 | 09:57
Ich hatte unlängst eine Spielrunde (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124430.msg135126393.html#msg135126393) so angekündigt: "Ich bringe Dungeonteile, Figuren und Requisiten mit. Wir spielen OLD SCHOOL!"

Und habe Spieler bekommen, die sowas größtenteils noch nie bespielt hatten, aber neugierig drauf waren. (Und sehr viel Spaß hatten. (Vielen Dank nochmal für den Abenteuer-Tipp Rorschachhamster)

Will sagen: Klare Ansagen was man an den Tisch mitbringen und einsetzen will sind hilfreich!

Das unterstütze ich voll. Aber ich sehe diese Angaben beim spezifischen Rundenangebot und nicht beim allgemeinen SL-Vorstellungsportfolio.
Und ich hatte eben Blizzards Frage genau so verstanden: Ein allgemeines  Vorstellungs-Portfolio, das mich als SL beschreibt, um potenziellen Interessierten die Einschätzung zu erleichtern, ob sie mit mir spielen wollen. Genau das halte ich halt für sinnlos und dafür eine detailliertere Vorstellung meines Spielangebots umso wichtiger.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Boba Fett am 2.03.2023 | 10:01

Ich persönlich meine, ein One- oder Few-Shot Abenteuer zur Vorstellung gibt 100 mal mehr Einblick als eine nüchterne Mappe.
Auch, weil die wenigsten Menschen sich wirklich vollumfänglich selbstkritisch beurteilen können. (Und da schließe ich mich selbst zu 100% ein.)
Wenn eine solche "Mappe" Informationsinhalte vermitteln kann, dann sind es die Systeme, die man spielen kann und möchte.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Nodens Sohn am 2.03.2023 | 10:21
Also quasi Bewerbungsmappen?

Ich würde so etwas gar nicht mal als Bewerbungsmappe, sondern eher als Profil dieser Spielrunde sehen. Man kann es ja auch anders herum sehen: "ACHTUNG: So leite ich - das ist mir wichtig - Passt du als Spieler in meine Runde?"

Wenn man als SL eine Spielrunde anbieten möchte, könnte man in kurzen Halbsätzen seinen Spielstil beschreiben.

(nur als Beispiel)
- Immersion ist mir wichtiger als Regelgesuche.
- Horror heißt nicht Bodysplatter!
- Den Gegnern ist es egal ob du erst 4. Stufe bist.
- Du wirst die X-Karte brauchen!
- was auch immer ...

Ich denke in der Art, in einem kurzen Abschnitt könnte man diese spezielle Runde vorstellen. In solche Sätze kann man sich auch hineinfühlen, wenn man noch Anfänger ist. Ich würde es gar nicht allgemein halten wollen, da ich, wie ich an mir merke,  je nach Rollenspiel einen unterschiedlichen Leitungsstil habe.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Undwiederda am 2.03.2023 | 10:27
- wie lange sie schon SL sind

Inzwischen bin ich bei der Aussage eher genervt, weil sie einfach gar nichts für mich aussagt, zumindestens nichts als Qualitätskriterium.

- bevorzugte Genres/Systeme, evtl. Lieblingssystem

ich würde ja erstmal davon ausgehen, dass er das System mag was er leitet aber wenn eine Fantasy SL das erste mal SCI-Fi ausprobiert kann man das ggf merken aber keine Ahnung, hilft mir wahrscheinlich mit dem SL eher Small Talk zu halten

- nicht gemochte Genres/Systeme

hmm, er mag also kein DSA okay, würde mir als Anfänger jetzt auch nicht helfen

- welche Art Typ SL sie sind (persönliche Selbsteinschätzung nach Robin D.Laws); evtl. (Selbst)Verortung im GNS-Modell

benutzt diese Modelle denn noch jemand? Jetzt mal ehrlich? die meisten Spieler, die ich kenne wissen nicht mal was Laws oder GNS ist. Ich behaupte einfach mal, dass die wenigsten sich wirklich mit Rollenspieltheorie befassen

- was ihnen wichtig ist an einer Rollenspielrunde
das finde ich ein guter Punkt

- was sie gar nicht mögen /leiden können in einer Runde
auch das finde ich gut, dann weiß man zumindestens ob man mit seiner Art eher punkten oder scheitern wird.

- ob sie ein Motto/Credo für ihre Runden (festgelegt) haben (das für jede Runde gilt)
das müsste man mir näher erklären

- eine Liste/Auflistung mit bereits geleiteten Systemen
wozu? Ich habe 50 Systeme geleitet, davon aber nur wenige in großen Kampagnen und was hat ein Anfänger davon? Wirkt er dadurch auch Qualitativ besser, weil er mehr Systeme geleitet hat als eine spezialisierte SL, die sich dafür mit dem Setting und dem ganzen Metaplotkram auskennt?



Sorry falls es jetzt arg negativ rüber kommt aber ich bin ehrlich, dass ich mit wenig der Dinge viel Anfangen kann um mir ein Überblick zu verschaffen.
Ich meine mich würde als Anfänger interessieren, worum geht es im System, was kann ich erwarten (ernst, bier&bretzel, usw), wie ist der Spielstil (Dungeoncrawl, RPG-Lastig, usw), vlt auch Warnungen (Boddyhorror, Gore, usw.), was wird gestellt, was muss ich mitbringen, ggf wenn es offline ist wie sieht es mit Barrierefreiheit, Essen und trinken aus (letztere könnte man auch in den Punkt davor einbringen), ich finde auch eine Angabe gut, ob es eine Anfängerrunde ist, weil man sich da mehr Zeit für den einzelnen nehmen muss und mehr erklären darf.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: JollyOrc am 2.03.2023 | 10:29
Das unterstütze ich voll. Aber ich sehe diese Angaben beim spezifischen Rundenangebot und nicht beim allgemeinen SL-Vorstellungsportfolio.

ah, ja, das kann ich nachvollziehen, warum Du da eher bei dem Rundenangebot bist.

Andererseits weiß ich, dass ich als SL zum Beispiel völlig unabhängig vom System Geschwindigkeit, Rulings-not-Rules, und Improvisation bevorzuge. Meine Sprecherqualitäten finde ich selbst natürlich hervorragend, aber das würde ich nicht einschätzen wollen.

Insofern gehören in ein Vorstellungsportfolio IMHO nur Vorlieben und bewusste Neigungen, nicht aber Fähigkeiten oder Erfahrungen.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: klatschi am 2.03.2023 | 10:52
ah, ja, das kann ich nachvollziehen, warum Du da eher bei dem Rundenangebot bist.

Andererseits weiß ich, dass ich als SL zum Beispiel völlig unabhängig vom System Geschwindigkeit, Rulings-not-Rules, und Improvisation bevorzuge. Meine Sprecherqualitäten finde ich selbst natürlich hervorragend, aber das würde ich nicht einschätzen wollen.

Insofern gehören in ein Vorstellungsportfolio IMHO nur Vorlieben und bewusste Neigungen, nicht aber Fähigkeiten oder Erfahrungen.

Und genau solche Angaben wie „Geschwindigkeit“, „Rulings-not-Rules“ und „Improvisation“ sind aus meiner Sicht zu wenig klar definierbar und eher Spektren und dadurch wenig aussagekräftig - ich könnte auf Anhieb jetzt nicht festlegen, wie ich bei den  Punkten stehen würde bzw. ob das meine Einschätzung, bei einer deiner Runden teilzunehmen, beeinflussen würde. Einfach weil du unter Geschwindigkeit sicher ganz andere Dinge verstehst wie ich :)

EDIT: wahrscheinlich wirst du dann auch erst gar nicht Splittermond oder DSA 4.1 oder Pathfinder 2 anbieten, die sich eher für Rules-Not-Rulings anbieten  ;D


Aber um nochmal auf die Einstiegs-Frage von Blizzard zurückzukommen: ich denke, solche Angaben würden bei dem Beispiel nix ändern.
SL A bietet DSA
SL B bietet D&D
SL C bietet Cthulhu
SL D bietet Lex Arcana

Sagen wir B und D liegt parallel - da ist es doch wahrscheinlich egal, wie transparent die SL ihre Vorlieben und Qualitäten anpreist: wenn ich als Interessierter keine Lust auf Fantasy Rom und lateinisches Vokabular habe, wird wahrscheinlich auch eine Vorstellungsmappe meine Wahl nicht groß beeinflussen. Und wenn ich C und D parallel sind und ich mag keinen Horror, dann wird mich auch Cthulhu wenig reizen.
Dass Systeme wie Lex Arcana vielleicht weniger ziehen als DSA oder Cthulhu liegt mMn an den Systemen, weniger an den SL die sie anbieten. Einfach weil sie weniger „Standardkost“ sind.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: 1of3 am 2.03.2023 | 11:54
Ich verstehe den Use Case noch nicht ganz. Wenn ich eine konkrete Runde anbiete, also z.B. Godbound. Dann ist doch egal, welche Spiele ich sonst noch mag oder nicht mag oder?

Und eigentlich finde ich auch gar nicht so wichtig, was jetzt die fazilitierende Person so tut oder mag, sondern was von mir erwartet wird, wenn ich mitmachen will. Gut, das bedingt sich irgendwie, aber dann kann mans ja auch gleich richtig rum sagen:

- Ihr löst gern Rätsel und stellt Nachforschungen an.
- Ihr hängt nicht so sehr an euren Charakteren. Hier wird ggf. gestorben.
- Ihr spielt gern Charakere mit Fehlern und Problemen.
- Ihr holt gern aus euren Character Builds mechanisch das beste raus.
- Ihr arbeitet gern an der Ausgestaltung der Hintergrundwelt mit.
- Ihr krault gern vorsichtig den Dungeon mit 10-Fuß-Stangen und Gehirnschmalz.
- Ihr spielt (neben eurer Hauptfigur) gern verschiedene Nebencharaktere.
- Ihr habt kein Problem mit blutigen Beschreibungen.

Usw.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Arldwulf am 2.03.2023 | 12:03
Hilfreich kann es bei der Frage sein ob neue Regelideen oder dergleichen eingebracht werden können. Wenn mir z.B. ein Spielleiter sagt er mag kein Player Empowerment, oder Spiele ablehnt welche dies enthalten kann das eine wichtige Info für Spieler sein.

Aber wahrscheinlich hilft in den meisten Fällen miteinander reden und konkret nachfragen mehr als ein interpretationsbedürftiges Portfolio.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Selis am 2.03.2023 | 12:07
Ich halte die Idee für sinnvoll, auch zum Beispiel bei Spielerbörsen (da würde ich mir wünschen das Abseits von freien Eintragungen etwas standardisiert angeben zu können)
Je nachdem wie es formuliert ist, kann es für Neueinsteiger aber unverständlich sein.

Für Spieler finde ich es übrigens auch sinnvoll.

Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: dicemice am 2.03.2023 | 12:15
Wenn es konkret darum geht Neulinge anzusprechen würde ich auf zu viele Fakten verzichten, ich denke die können damit nichts anfangen. Kuhl ist sicher eine Art Einstufung welche Genres der SL an sich mag (möglichst grob) und ansonsten eher etwas wie einen kurzen Kommentar zu 'so bin ich zum RPG gekommen' oder 'darum mache ich im Verein mit' oder sowas, halt was, was zeigt, dass hinter dem Eintrag wirklich ein Mensch steckt.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Faras Damion am 2.03.2023 | 12:29
Ich finde es zeitsparender, wenn kurz zu lesen ist, was von mir als Spieler erwartet wird.
Braucht man Kenntnisse von Rollenspiel oder sogar vom System?
Welche Plattformen werden benutzt?

Und dann noch etwas zu System und Runde:
Welches Ziel hat die Runde, z.B. Test eines eigenes Abenteuers, Einsteigerrunde, Test eines neuen Systems?

Die Vorstellung hier fand ich z.B. super:
https://www.drachenzwinge.de/forum/index.php?topic=166754.0

In meiner Filterblase kann man sich die SL kaum aussuchen, sondern ist froh um jeden Engagierten.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: bobibob bobsen am 2.03.2023 | 12:35
Für Neulinge halte ich das für too much.
Eine Ifo worum sich das Spiel dreht würde ich allerdings begrüssen.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Sphinx am 2.03.2023 | 13:21
Ich bin definitiv FAN von Einleitungen für Kampagnen, zumindest längerfristige.
Das hier hab ich für die mir schon bekannten Spieler gemacht bevor ich Descent into Avernus in DnD geleitet habe. Hat alle mit ins Boot geholt und Grundsätzlich alles festgelegt.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Bei der Onlinerunde die ich vor langem Angefangen habe zu leiten hab ich auch vorher festgelegt wie es läuft.
Wenn ihr Mitspielen wollte, spielt ihr auch mit. Kein nebenher Youtube gucken oder was Daddeln.
Es wird gespielt wenn wenigstens 3 Spieler Zeit haben.


Denke das ist das wichtigste, so ne Art Session -1. Wo man eben die unumstößlichen Regeln festlegt wie es läuft, sodas jeder vorher weiß worauf er sich einlässt. Aber eben Spielrunden bezogen, nicht als DM Steckbrief. Auch wenn der "DM Steckbrief" die Beschreibung vermutlich maßgeblich färben wird.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: HEXer am 2.03.2023 | 13:25
Als Neuling (und auch jetzt als RPG-Opi) guck ich eigentlich immer nur auf das System/Setting, nicht auf die SL. Gerade auf Cons wo man eh nicht weiß, welche anderen Spieler man so erwischt, spielt und spielte die SL eigentlich keine Rolle.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blizzard am 3.03.2023 | 12:45
Erstmal danke für eure ganzen Antworten, Ansichten und Meinungen. Durchaus interessant, wie ihr zu dem Thema steht.

Ich will auf vereinzelte mal ein bisschen näher eingehen:

Probier es doch Mal aus und dann frag die Neulinge an Deinem Tisch, ob diese Infos hilfreich und relevant waren.
Das werde ich beim nächsten mal ausprobieren, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Ich weiß allerdings nicht, wann das sein wird. Kann dann aber- wenn gewünscht- Feedback geben, wie & ob die Spieler das als hilfreich empfunden haben.

Oder vielleicht eine Angabe, wie viel ausgespielten Dialog, wieviel Kampf, wieviel sonstiges Würfel-Regel-Gedöns, wieviel Planung, wieviel Einkauf/Verwaltung man in der Runde erwarten kann. Miniaturen ja/nein, Musik ja/nein, Props ja/nein. Sowas.
Wie willst du so etwas denn angeben? Das sind ja Dinge, die sich schlecht in Werte fassen oder in Werten messen lassen. Oder nimmst du eine pauschale prozentuale Einteilung der einzelnen Aspekte für deine Spielrunde vor?

- wie lange sie schon SL sind

Inzwischen bin ich bei der Aussage eher genervt, weil sie einfach gar nichts für mich aussagt, zumindestens nichts als Qualitätskriterium.
Ich habe auch nie behauptet, dass dies (Anzahl der bereits geleiteten Jahre) ein Qualitätsmerkmal sei. Ich habe ja selbst auch schon die Erfahrung gemacht, dass ein Neuling-SL besser geleitet als einer mit 10 Jahren Erfahrung.

Zitat
- welche Art Typ SL sie sind (persönliche Selbsteinschätzung nach Robin D.Laws); evtl. (Selbst)Verortung im GNS-Modell

benutzt diese Modelle denn noch jemand? Jetzt mal ehrlich? die meisten Spieler, die ich kenne wissen nicht mal was Laws oder GNS ist. Ich behaupte einfach mal, dass die wenigsten sich wirklich mit Rollenspieltheorie befassen
Ich denke schon, dass diese Modelle noch benutzt werden- allerdings wohl eher von einer Minderheit. Man muss die Modelle natürlich kurz erklären wenn man sie verwendet- keine Frage.

Zitat
...
- ob sie ein Motto/Credo für ihre Runden (festgelegt) haben (das für jede Runde gilt)
das müsste man mir näher erklären
Also es kann ja sein, dass du ein SL bist, der total Wert auf Action(!) legt. Dann könnte dein Motto z.B. " Action !, Action!, Action!" lauten- oder du klaust einfach das von Savage Worlds. ;) "Drama! Baby" wäre auch vorstellbar, oder " Style over Substance" oder sowas. Du könntest auch sagen: " Mein Motto ist : 4x (https://www.abenteuer-brettspiele.de/brettspiel-infos/was-sind-4x-brettspiele) (natürlich adaptiert auf eine RPG-Runde). Und ja, natürlich sollte man das Motto dann auch kurz erklären.

Zitat
- eine Liste/Auflistung mit bereits geleiteten Systemen
wozu? Ich habe 50 Systeme geleitet, davon aber nur wenige in großen Kampagnen und was hat ein Anfänger davon? Wirkt er dadurch auch Qualitativ besser, weil er mehr Systeme geleitet hat als eine spezialisierte SL, die sich dafür mit dem Setting und dem ganzen Metaplotkram auskennt?
Auch hier nochmal: Das ist natürlich kein Qualitätsmerkmal. Wenn ich aber von jemandem weiß, dass der schon (mal) System X, Y oder Z geleitet hat, dann kann ich den ja mal fragen, ob er das leiten würde (wenn ich das mal ausprobieren will).

Zitat
Sorry falls es jetzt arg negativ rüber kommt aber ich bin ehrlich, dass ich mit wenig der Dinge viel Anfangen kann um mir ein Überblick zu verschaffen.
Meines Erachtens ist das übertrieben negativ.

Als Neuling (und auch jetzt als RPG-Opi) guck ich eigentlich immer nur auf das System/Setting, nicht auf die SL. Gerade auf Cons wo man eh nicht weiß, welche anderen Spieler man so erwischt, spielt und spielte die SL eigentlich keine Rolle.
Es geht aber nicht um Con-Runden, wo man eh nicht weiß, mit wem man spielt (es sei denn, man kennt die Leute). Sondern um Runden, die in einem RPG-Verein angeboten werden, wo es SLs gibt, die evtl. auch mehrere Systeme/Runden anbieten.

Dann wurde noch von irgendjemand erwähnt, es sei wichtig, wie es mit der Verpflegung aussieht...das mag für die Runde interessant sein, ist aber kein Punkt für eine SL-Vorstellung.

Und hängt euch bitte nicht am Begriff oder der Verwendung des Wortes 'Portfolio' auf. Es geht hier nicht um eine "Bewerbungsmappe", die der SL vor Beginn der Runde abgibt, und die sich dann jeder Spieler anschaut oder durchliest. Das Wort habe ich als übergreifenden Begriff verwendet, der nur das Prinzip deutlich machen und etwas veranschaulichen sollte. Es geht/ging mir darum, dass ein SL sich vorstellt (allgemein) und was die Spieler von diesem SL vermeintlich erwarten können. Dass sie im Voraus abschätzen können, ob dieser SL mit ihnen, ihren Vorstellungen (vom RPG) kompatibel ist/sein könnte- oder eher nicht.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: tartex am 3.03.2023 | 14:52
Ich bin nicht so Fan der Fragen.

Ich hatte schon zu viele Spielleiter, die einen stundenlang vollgelabert haben, die irgendein aufgeschnapptes Foren- oder Youtube-Wissen wiedergekaut haben, aber wo die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, Selbsteinschätzung und Realität so enorm war, dass es mir um die Stunden vorher echt leid tut.

So nach dem Motto (überspitzt formuliert): "Ich bin total gegen Railroading, ich hasse das! Aber ich bringe halt einfach die geilste Geschichte aller Zeiten rüber und schau dir die Trottel an, die in Hollywood-Filme gehen, wenn ich mit frischen Ideen wie Kantalf, dem Schwarzen, auftauche. Der beste Charakter aller Zeiten begleitet euch beim Hexcrawl, den ich mal kurz mit einer Dramastruktur gestreamlinet habe. Und ich bin voll gegen Mainstream-Spiele wie D&D, ich spiele nur ganz abgefahrenes Indie-Zeug wie Fate. Also eigentlich Pathfinder, aber ich habe mal eine Rezension zu Fate gelesen und will das auch mal leiten, sobald ihr meine epische Großkampagne durchhabt. Ich leite die total wie OSR - klar mit Pathfinder und Challenge Ratings - aber im Endeffekt geht es ja ums Mindset, oder?"  >;D

Die Red Flags kommen natürlich nicht gleich so zum Vorschein.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 3.03.2023 | 15:27
Ich geh mal aufgrund der Beschreibung davon aus, dass es (auch) um unseren Verein geht.

Ich bin ja Recruitingbeauftragter des Vereins und wir haben auch einen großen Zustrom an Interessenten. Wir betreiben gerade eine recht aktive Spielrundenorganisation und vermitteln Spieler in Runden. Ich trete also mit den Neulingen (meistens, wie von dir beschrieben keine bis mittelviel Rollenspielerfahrung) in Kontakt und mache ihnen Angebote. Aus der Erfahrung, die ich damit die letzten anderhalb Jahre gemacht habe, würde ich sagen, folgende Punkte sind von Bedeutung (in absteigender Reihenfolge):

1. Unkompliziertes Angebot: Keine Terminfindung, Zack, Samstag 19:00 Uhr steht, System steht, Ort steht! Ja, du kannst auch kurzfristig zusagen oder absagen, musst nichts mitbringen, nichts vorbereiten, auftauchen, Spaß haben, nach Hause gehen, fertig.
...
...
...
...
2. Genre: Manchmal kommen sie noch und sagen so was wie "Fantasy wäre gut" oder bei etwas spezielleren Angeboten dass ihnen das nicht so zusagt z.B. Fiasco und Tales from the Loop gabs mal Bedenken, ob das passt.
3. Kann ich das? Manchmal kommt die Frage, ob man bei der Runde als Anfänger "mithalten" kann. Je komplexer das Angebot erscheint, desto öfters kommen diese Bedenken.
4. Soziale Imkompatibilitäten: Natürlich ausschließlich bei denen, die schon ein zwei mal im Verein waren, aber da gehts dann auch schnell los, dass X nicht mit Y kann. Eigentlich immer zwischen Spielern, dass der Interessent mit einem Spielleiter nicht kann, war bisher meines Wissens nach nicht der Fall.
...
...
5. Schwerpunkt des Systems: Ganz selten schreibt einer er sucht "unkompliziertes Regelwerk"
...
...
...
...
6. Tatsächliches System: Öfters kommt, dass sie z.B: D&D spielen wollen. Bietet man ihnen dann ein anderes System an, spielen sie es auch, gut, wenn es dann in eine ähnliche Richtung geht, aber nicht mal das muss sein. Besagte Interessentin die "D&D" spielen wollte spielt jetzt Warhammer 40k Schattenjäger. Und sie fands gut. Deswegen steht es so weit hinten.


Mit Spielleiterstil oder anderen Feinheiten können und/oder wollen die sich nicht auseinander setzen. Von meiner Erfahrung her, alles was ich über die Runde schreibe, was über zwei Sätze hinaus geht, wird nicht mehr gelesen oder nicht mehr verstanden.

In diesem Sinne würde ich sagen, so eine SL-Vorstellung bringt wahrscheinlich nichts. Im schlimmsten Fall schreckt es ab, weil dein Angebot kompliziert und anspruchsvoll erscheinen lässt.

edit: Typo
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blechpirat am 3.03.2023 | 15:30
Was die verbale Umschreibung von Vorlieben angeht, ist meine Erfahrung, dass jeder da das reinliest, was er kennt, und einen das wenig bis gar nicht voran bringt. Systeme usw. zu nennen, ist da schon etwas objektivierbarer.

Das ist so wahr. Es fehlt nicht nur das gemeinsame Vokabular, sondern auch noch der gemeinsame Erfahrungshorizont.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 3.03.2023 | 15:35
So nach dem Motto (überspitzt formuliert): "Ich bin total gegen Railroading, ich hasse das! Aber ich bringe halt einfach die geilste Geschichte aller Zeiten rüber und schau dir die Trottel an, die in Hollywood-Filme gehen, wenn ich mit frischen Ideen wie Kantalf, dem Schwarzen, auftauche. Der beste Charakter aller Zeiten begleitet euch beim Hexcrawl, den ich mal kurz mit einer Dramastruktur gestreamlinet habe. Und ich bin voll gegen Mainstream-Spiele wie D&D, ich spiele nur ganz abgefahrenes Indie-Zeug wie Fate. Also eigentlich Pathfinder, aber ich habe mal eine Rezension zu Fate gelesen und will das auch mal leiten, sobald ihr meine epische Großkampagne durchhabt. Ich leite die total wie OSR - klar mit Pathfinder und Challenge Ratings - aber im Endeffekt geht es ja ums Mindset, oder?"  >;D

Die Red Flags kommen natürlich nicht gleich so zum Vorschein.

Ich weis jezt halt auch nicht ob ich als Anfänger die Red Flags als solche erkennen würde. Ich meine da gibt es solche Begriffe wie "Railroading", "Hexcarwl", dann solche Abkürzungen wie OSR,... ich glaube nicht das Anfänger sich klar sind was so etwas bedeutet.

Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 3.03.2023 | 15:37
4. Soziale Imkompatibilitäten: Natürlich ausschließlich bei denen, die schon ein zwei mal im Verein waren, aber da gehts dann auch schnell los, dass X nicht mit Y kann. Eigentlich immer zwischen Spielern, dass der Interessent mit einem Spielleiter nicht kann, war bisher meines Wissens nach nicht der Fall.

Kurz eingehakt:
Wie löst du das ggf auf?
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 3.03.2023 | 15:54
Der härteste Fall hatte eine meiner Runden betroffen. Zwei neunzehnjährige Mädels. Die Runde lief eh nicht so gut. Ich hab die bald auslaufen lassen. X habe ich in meine neue Runde eingeladen und Y andersweitig versorgt. Da hatte auch niemand "Schuld", die Chemie hat einfach krass nicht gepasst.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: tartex am 3.03.2023 | 15:56
Ich weis jezt halt auch nicht ob ich als Anfänger die Red Flags als solche erkennen würde. Ich meine da gibt es solche Begriffe wie "Railroading", "Hexcarwl", dann solche Abkürzungen wie OSR,... ich glaube nicht das Anfänger sich klar sind was so etwas bedeutet.

Ja, das auch nicht. Ich wollte nur anmerken, dass selbst für Leute, die mit der Begrifflichkeit vertraut sind, die Antworten wenig hlfreich sind. Bei Einsteigern ist das sowieso Hopfen und Malz verloren. Und dann werden viele Spielleiter nicht gerade neutral über ihren bevorzugten Spielstil vs andere sprechen.

"Ich leite DSA4, weil es viel weniger Regelbücher als DSA5 braucht, und außerdem nicht nur hirnloses Gekloppe wie D&D ist. Meine Spiele richten sich an Spieler mit guten Geschmack, die nicht dumm sind. Falls du dumm bist oder peinlich, passt du eher nicht in meine Gruppe. Dann solltest du dir vielleicht lieber was mit Miniaturen suchen. Sonst bist du hier genau richtig!"
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Zed am 3.03.2023 | 16:10
@tartex:
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Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blechpirat am 3.03.2023 | 16:45
So nach dem Motto (überspitzt formuliert): "Ich bin total gegen Railroading, ich hasse das! Aber ich bringe halt einfach die geilste Geschichte aller Zeiten rüber und schau dir die Trottel an, die in Hollywood-Filme gehen, wenn ich mit frischen Ideen wie Kantalf, dem Schwarzen, auftauche. Der beste Charakter aller Zeiten begleitet euch beim Hexcrawl, den ich mal kurz mit einer Dramastruktur gestreamlinet habe. Und ich bin voll gegen Mainstream-Spiele wie D&D, ich spiele nur ganz abgefahrenes Indie-Zeug wie Fate. Also eigentlich Pathfinder, aber ich habe mal eine Rezension zu Fate gelesen und will das auch mal leiten, sobald ihr meine epische Großkampagne durchhabt. Ich leite die total wie OSR - klar mit Pathfinder und Challenge Ratings - aber im Endeffekt geht es ja ums Mindset, oder?"  >;D

So gut!
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: General Kong am 3.03.2023 | 16:53
Ich will also da was spieleitern und soll dazu um Spieler buhlen, indem ich mich in den schillernsten Farben präsentiere ...

Okay, und ich dachte immer, ich spiele zum Vergnügen.

Ob das Spieler sinnvoll finden oder nicht: Würde ich nicht machen. Schon aus Prinzip. Angaben zum System, Setting, ob geeignet für Neulinge oder für erfahrene Spieler, ob Schnupperrunde, ob Einschüsser, ob vorgefrtiget Charaktere oder eigene der Stufen 1-5/ 6-10/ 1-1000 - gut und sinnvoll. Erzählspiel oder taktisches Figurenschieben - das will man vielleicht wissen. Regelkenntnisse sind wichtig oder optional - auch wichtig.

Aber ich bewerbe mich um nichts. Und was heiss es schon, wenn ich da schriebe "Gorilla mit 39 Jahre Leitungserfahrung in dreiundzwölfzig Systemen ...", meine DSA-Runden können trotzdem Müll sein. In Champions bin ich aber super. Blöd, dass ich AD&D anbiete ... (immerhin glaube ICH ja, dass das gut wird, sonst würde ich mir die Mühe ja nicht machen).

Ob das was taugt, zeigt sich am Tisch im Spiel, nicht im "Portfolio".
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 3.03.2023 | 16:54
"Ich leite DSA4, weil es viel weniger Regelbücher als DSA5 braucht, und außerdem nicht nur hirnloses Gekloppe wie D&D ist. Meine Spiele richten sich an Spieler mit guten Geschmack, die nicht dumm sind. Falls du dumm bist oder peinlich, passt du eher nicht in meine Gruppe. Dann solltest du dir vielleicht lieber was mit Miniaturen suchen. Sonst bist du hier genau richtig!"

Da leuchten bei mir aber red flags zuhauf auf die ich auch ohne jeglichen Kontakt zu Rollenspiel hätte. Ich würde mich heute, oder auch zu den anfängen meiner RSP Zeit, bei so etwas nicht anmelden.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Metamorphose am 3.03.2023 | 17:02
Ja, ich würde mir so ein Kurzportrait wünschen. Für mich wäre wichtig, was die Person so geleitet hat, Lieblingsgenres, wie sie ihr Leitungsstil kurz beschreiben würde und was ihr im P&P RPG wichtig ist. Das wärs, kurz und knackig - mir würd das reichen. Am besten in einem flüssigen, kurzen Vorstellungstext dargestellt. Infos zum Abenteuer wären natürlich separat auch wichtig, wie der Affengeneral zuvor schrieb.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: tartex am 3.03.2023 | 17:04
Da leuchten bei mir aber red flags zuhauf auf die ich auch ohne jeglichen Kontakt zu Rollenspiel hätte. Ich würde mich heute, oder auch zu den anfängen meiner RSP Zeit, bei so etwas nicht anmelden.

In meinem Alter checke ich das auch, aber in meinen Umfeldern konnte man so Newbies eigentlich immer gut den Bauch pinseln. Man wirft ihnen ein paar unbekannte Begriffe an den Kopf, und assoziiert die mit positiven Zuschreibungen. Dann fragt man sie, ob sie diese positiven Zuschreibungen gut finden und drückt ihnen langsam nickend und mit Schulterklopfen die Würfel und das 400-Seiten-Regelwerk in die Hand. "Keine Sorge, musst du nicht lesen. Ich kümmere mich da schon um alles."
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Alexandro am 3.03.2023 | 17:06
Ich versuche eher klar zu beschreiben*, was Spieler meiner Runden zu erwarten haben (damit sie nicht mit komplett falschen Erwartungen in die Runde kommen). Mich möglichst schillernd zu präsentieren, um mehr Spieler "abzuholen", ist imo kontraproduktiv - dann hat man nur rummopernde Spieler in der Runde, die bei einer ehrlichen Beschreibung sich eine andere Runde gesucht hätten, und das Rundenklima insgesamt leidet darunter.

*scheitert manchmal immer noch daran, dass einige Spieler anscheinend nur den Titel des Gesuchs lesen und nichts von der Beschreibung.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 3.03.2023 | 17:12
Eigentlich sind meine Anmeldungen - für die Rollenspielanfängerrunden in meinem Verein - eher so:
Exemplarisch aus dem Kopf raus:

Setting: Wilder Westen mit kleinen Horroelementen (also nicht ganz 'orginal Wilder Westen')
Für anfänger geeignet.
Vorgefertigte Spielfiguren.
Spielleiter: unicum
Spielsystem: Deadlands
Abenteuername: Ärger im Dead Horse Saloon.
Dann natürlich: Spielort, Zeitlicher rahmen,...


Teasertext: Es ist der 3. Juli 1863 weitab vom Bürgerkrieg der in den Staaten tobt. Die kleine Stadt in der das Abenteuer spielt ist zu unwichtig und abgelegen als das sich die Kriegsparteien wirklich dafür interessieren. Seit Monaten gibt es keinen Whiskey mehr, doch heute hat Jim der Besitzer des "Dead Horse Saloons" verlautbaren lassen das es heute abend welche bei ihm gibt.
Es ist abend und du hast dich natürlich im Saloon eingefunden aber noch nichts von dem Whiskey getrunken als sich ... die ereignisse überschlagen.


Sagt jezt nichts über mich aus, oder?
Warum das Setting? Weil ich denke das sich alle etwas unter "Wilder Westen" vorstellen kann
Warum das System? Weil es zum Setting passt.

Ich denke das sind so meine Gedanken dahinter.

Und natürlich ist da kaum "Vorstellung" für mich drin.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 3.03.2023 | 17:20
In meinem Alter checke ich das auch, aber in meinen Umfeldern konnte man so Newbies eigentlich immer gut den Bauch pinseln.

"Ich leite DSA4, weil es viel weniger Regelbücher als DSA5 braucht, und außerdem nicht nur hirnloses Gekloppe wie D&D ist. Meine Spiele richten sich an Spieler mit guten Geschmack, die nicht dumm sind. Falls du dumm bist oder peinlich, passt du eher nicht in meine Gruppe. Dann solltest du dir vielleicht lieber was mit Miniaturen suchen. Sonst bist du hier genau richtig!"

Ich hab mal meine red Flags fett markiert, die haben mit Alter eigentlich wenig zu tun, eher mit dem zwischenmenschlichen Umgang miteinander und da gehört imho auch dazu andere eben nicht zu diskreditieren nur weil sie andere Vorlieben haben. Das kursiv geschriebene finde ich überheblich, etwas was mir auch nicht passt.

Aber ja ich brauch keine Rollenspielerfahrung um zu erkennen das mir diese Beschreibung ziemlich zuwiederläuft. Das DSA ist dabei herzlich egal,...
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 3.03.2023 | 17:35
Ja, ich würde mir so ein Kurzportrait wünschen. Für mich wäre wichtig, was die Person so geleitet hat, Lieblingsgenres, wie sie ihr Leitungsstil kurz beschreiben würde und was ihr im P&P RPG wichtig ist. Das wärs, kurz und knackig - mir würd das reichen. Am besten in einem flüssigen, kurzen Vorstellungstext dargestellt. Infos zum Abenteuer wären natürlich separat auch wichtig, wie der Affengeneral zuvor schrieb.

Schreib doch mal eines,...

Das problem was ich sehe ist - klassisch das sich Leute vor einem schwarzen Brett drängen und dabei nicht unbedingt die muse haben eine Dina4 Seiten langen text zu lesen,... - also wenn ich irgendweclhe Dinge erklären muss wie etwa Spielstile,... da wirds imho mit "kurz und knackig" recht schwer.

Klar kann ich schreiben
"Ich bin der unicum, ich bin 44 jahre alt und elektroninegnieur, ich mach seit 33 jahren Rollenspiel und davon seit 22 Jahren Spielleiter, ich hab zuhause 11 regelwerke im schrank stehen die ich regelmäsig spiele."
soweit kann man es als normalo noch verstehen wenn ich dann aber schreibe
"Ich setze meine Spieler gerne in eine Sandbox und lasse ihnen viele Freiheiten, dafür erwarte ich aber das sie selbst aktiv werden und nach eigenen Lösungen suchen und eigene Ideen einbringen."
Ist vieleicht noch verständlich aber 'Sandbox' kann ich in einem Satz nicht wirklich umschreiben (ausser natürlich die brachialmethiode: Sandbox ist das gegenteil von Railroading,... und was ist railroading - das gegenteil von Sanbox).
"Auf der anderen Seite ist meine Spielwelt Lebendig und Aktionen von euch Spielern werden zum Teil auch Reaktionen von Gegnern und auch Verbündeten auslösen."

Die gefahr die ich sehe ist das es irgendwie beliebig wird wenn das alle so machen (wer schreibt schon "Ich leite gerne erzählonkeliges Railroading bei dem eure Figuren nur statisten sind") , die Texte die man dann zu lesen hat werden länger und länger.
Ich komme also als Anfänger das erste mal zu einem solchen Event und es sind 10 Runden angeboten,... ich hab also zu 10 Spielleitern / Abeneteuern Infos zu lesen,...
Wenn jeder etwas ausführlicher ist artet das aus.
Das kurz und knackig ist da wirklich etwas das fast forciert werden muss.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Metamorphose am 3.03.2023 | 17:50
Schreib doch mal eines,...
Ich versuchs mal aus der Hüfte:

Hallo, ich bin der Ben. Ich leite seit etwa 20 Jahren Rollenspiele, unter anderem Vampire, Das schwarze Auge und diverse kleinere Indie-Rollenspiele. Am liebsten bewege ich mich im Genre der Fantasy, besonders wenn es verrückt wird. Ich mag kreative Lösungen im Rollenspiel und wenn Spielende aktiv das Abenteuer und die Geschichte mitgestalten.

Irgendwie so. Es ist noch nicht perfekt oder sehr kurz, geht aber es geht in eine Richtung. Die Indie-Rollenspiele sind denke ich das einzige, was man googeln müsste... zudem ist unbestimmt, was für Indie-Spiele. Doch das würde dann auch eine riesige Liste sein ;) Zum Abenteuer wäre dann sowas wie von unicum geschrieben gut, dann wissen alle Bescheid.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: tartex am 3.03.2023 | 18:10
Ich mag kreative Lösungen im Rollenspiel und wenn Spielende aktiv das Abenteuer und die Geschichte mitgestalten.

Das Problem ist halt, dass auch der größte Railroader das so sagen wird.

Okay, vielleicht außer er sagt:

"Ich liebe es Abenteuer zu leiten, wo die Charaktere im Mittelpunkt stehen und in eine aufregende Tour de Force voll unerwarteter Wendungen und großartiger Überraschungen geworfen werden. Menschliches Drama steht für mich im Mittelpunkt."

Aber was sagt das dann dem Anfänger?

Beide Beschreibungen klingen spannend, der Rest ist für den unbedarften Leser einfach schmückendes Füllwerk.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: sindar am 3.03.2023 | 18:31
Ich versuche mich mal an so einem Kurzportrait für mich selber:

Als Spielleiter behalte ich mir die Hoheit über den Hintergrund vor. Möglichkeiten der Spieler, abseits der Handlungen ihrer Charaktere den Hintergrund zu beeinflussen / erschaffen (a.k.a. Player Empowerment) sind mein Ding so gar nicht. Auch stark personeninteraktionbetontes Spiel ist mein Ding nicht; als Spielleiter fühle ich mich außerhalb der Zivilisation und / oder in Traumlanden am wohlsten. Ich bevorzuge plotfixiertes Spiel; ob es dabei um Action, Puzzeln oder Suchen / Erkunden geht, ist mir egal, ich komme mit allem davon klar. Ich halte das Spieltempo gerne hoch (schaffe das aber nicht immer). Kreative Nutzung von Charakterfähigkeiten sehe ich gerne (und unterbinde sie nur, wenn ich einen wirklich guten Grund dafür habe). Ich freue mich, wenn die Spieler mit ihren Charakteren den Plot mitgestalten, und lasse mich da auch gerne mal von den Spielern führen. Habe ich einen fertig vorbereiteten Plot, habe ich aber auch kein Problem damit, die Spieler entlang dieses Plots zu führen.

Ist sowas brauchbar?
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 3.03.2023 | 18:50
Ja, ich würde mir so ein Kurzportrait wünschen.

Wenn du, wie du schreibst, 20 Jahre Rollenspielerfahrung hast, bist du aber nicht die Art von Spielern, um die es in diesem Thread geht. Es geht um Spieler mit keiner bis wenig Rollenspielerfahrung die neu in einen Verein kommen.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: tartex am 3.03.2023 | 19:14
Wenn du, wie du schreibst, 20 Jahre Rollenspielerfahrung hast, bist du aber nicht die Art von Spielern, um die es in diesem Thread geht. Es geht um Spieler mit keiner bis wenig Rollenspielerfahrung die neu in einen Verein kommen.

Ich würde behaupten, er will aber den Neueinsteigern vermitteln, dass er ein alter Hase ist.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Kurna am 3.03.2023 | 19:44
Schreib doch mal eines,...

Das problem was ich sehe ist - klassisch das sich Leute vor einem schwarzen Brett drängen und dabei nicht unbedingt die muse haben eine Dina4 Seiten langen text zu lesen,... - also wenn ich irgendweclhe Dinge erklären muss wie etwa Spielstile,... da wirds imho mit "kurz und knackig" recht schwer.

Klar kann ich schreiben
"Ich bin der unicum, ich bin 44 jahre alt und elektroninegnieur, ich mach seit 33 jahren Rollenspiel und davon seit 22 Jahren Spielleiter, ich hab zuhause 11 regelwerke im schrank stehen die ich regelmäsig spiele."
soweit kann man es als normalo noch verstehen wenn ich dann aber schreibe
"Ich setze meine Spieler gerne in eine Sandbox und lasse ihnen viele Freiheiten, dafür erwarte ich aber das sie selbst aktiv werden und nach eigenen Lösungen suchen und eigene Ideen einbringen."
Ist vieleicht noch verständlich aber 'Sandbox' kann ich in einem Satz nicht wirklich umschreiben (ausser natürlich die brachialmethiode: Sandbox ist das gegenteil von Railroading,... und was ist railroading - das gegenteil von Sanbox).
"Auf der anderen Seite ist meine Spielwelt Lebendig und Aktionen von euch Spielern werden zum Teil auch Reaktionen von Gegnern und auch Verbündeten auslösen."

Die gefahr die ich sehe ist das es irgendwie beliebig wird wenn das alle so machen (wer schreibt schon "Ich leite gerne erzählonkeliges Railroading bei dem eure Figuren nur statisten sind") , die Texte die man dann zu lesen hat werden länger und länger.
Ich komme also als Anfänger das erste mal zu einem solchen Event und es sind 10 Runden angeboten,... ich hab also zu 10 Spielleitern / Abeneteuern Infos zu lesen,...
Wenn jeder etwas ausführlicher ist artet das aus.
Das kurz und knackig ist da wirklich etwas das fast forciert werden muss.

Das sind aber eher die Probleme bei einer Con. Dem TE ging es ja eher um den Fall eines Vereins.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blizzard am 3.03.2023 | 22:19
Ich habe den Eindruck, dass manche hier ein bisschen am Thema vorbei reden, denn es geht nicht um (konkrete) Rundenausschreibungen, und was da möglichst alles drinstehen sollte. Sondern es geht/ging darum, dass ein SL sich und seine Art zu leiten (kurz) vorstellt. Einfach einen Überblick gibt, wie er leitet (und als Zusatz noch, was er leiten kann/geleitet hat).

Bei Anfängern würde ich mich natürlich auch mit der Verwendung von Fachbegriffen zurückhalten und diese nicht damit "vollpflastern". Und wenn dann doch mal ein Fachbegriff im Eifer des Gefechts oder unbewusst ins Spiel kommt, dann würde ich fragen, ob die Spieler damit was anfangen können- oder nicht. Falls nein, dann würde ich ihn kurz erklären. Aber das ist für mich eigentlich selbstverständlich.

Ansonsten...wenn ich mal versuche ein Fazit aus der bisherigen Diskussion zu ziehen, dann würde ich behaupten, dass sich hier Befürworter & Gegner in etwa die Waage halten (ich spare mir an dieser Stelle Differenzierungen à la "Befürworter Kategorie 1,2,3" und "Gegner Kategorie 1,2,3"). Ist jetzt in der Summe nicht unbedingt das Ergebnis, mit dem ich gerechnet habe, aber ein Ergebnis mit dem ich leben kann.

Etwas OT und unabhängig davon:
1. Unkompliziertes Angebot: Keine Terminfindung, Zack, Samstag 19:00 Uhr steht, System steht, Ort steht! Ja, du kannst auch kurzfristig zusagen oder absagen, musst nichts mitbringen, nichts vorbereiten, auftauchen, Spaß haben, nach Hause gehen, fertig.
Kurzfristige Absagen mögen für jemanden, der vor Ort oder in unmittelbarer Nähe wohnt kein Problem sein. Für jemanden, der weiter weg wohnt hingegen schon.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Prisma am 3.03.2023 | 22:34
Man sollte dies über Orden lösen, die man dann am Jackett oder um den Hals trägt.

"Schau mal, dieser SL trägt die Dark Sun Spange in Silber, er hat also schon mindestens zwei Kampagnen in dem Setting geleitet." "Holy Moly und der da hat das TPK-Kreuz zweiter Klasse, der muss ja gnadenlos sein, Mann! Und wow, er trägt auch den Greyhawk Ehrenring!" "Ha, ihr Loser! Das Mädel in dessen Runde ich mich gerade eingetragen habe trägt die Mike-Pondsmith-Cyberpunk-Medallie in Gold." 
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 3.03.2023 | 23:36

Etwas OT und unabhängig davon:Kurzfristige Absagen mögen für jemanden, der vor Ort oder in unmittelbarer Nähe wohnt kein Problem sein. Für jemanden, der weiter weg wohnt hingegen schon.

Ist ja auch kein persönlicher Anspruch von mir sondern sollte verdeutlichen, dass den Neulingen unkomplizierte Flexibiliät und andere Dinge weitaus wichtiger sind als Spielleiterstile und -schwerpunkte. Ich denke dass die von dir vorgeschlagene Spielleiterselbstbeschreibung für diese Leute entweder irrelevant oder schlimmstenfalls abschreckend ist.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 4.03.2023 | 00:17
Das sind aber eher die Probleme bei einer Con. Dem TE ging es ja eher um den Fall eines Vereins.

Nun ja das ist in etwa der Text den ich bei den Anfängertagen in unserem Verein rausgehauen habe.
https://neuehp.thoule.de/event/offener-rollenspieltag-2023-03-18-602/register
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 4.03.2023 | 00:31
Ich habe den Eindruck, dass manche hier ein bisschen am Thema vorbei reden, denn es geht nicht um (konkrete) Rundenausschreibungen, und was da möglichst alles drinstehen sollte. Sondern es geht/ging darum, dass ein SL sich und seine Art zu leiten (kurz) vorstellt. Einfach einen Überblick gibt, wie er leitet (und als Zusatz noch, was er leiten kann/geleitet hat).

Ja kann sein das es etwas am Thema vorbei ging was ich bisher schrieb aber irgendwie sah ich keinen anderen wirklichen Kontext als den das ein SL etwas anbietet und Spieler sucht,...
da ist es bei mir im Vereiun eigentlich immer egal gewesen ob es ein Con ist und ich ein Spielrundenaushang mache oder ein zettel am schwarzen Brett aufhänge mit "SL sucht Spieler".

Zugestanden es gibt am schwarzen Brett auch "Spieler sucht gruppe,... am liebsten XYZ".

Nun ist es schon irgendwie auch so das es "im verein" die alten Hasen gibt welche die Personen an die Prisma seine Orden verteilt
Man sollte dies über Orden lösen, die man dann am Jackett oder um den Hals trägt.

schon kennen und wenn da dann "Oscar aus Hollywood" eine Spielrunde anbietet alle drauf hüpfen und sich die Plätze sichern noch bevor er überhaupt schreibt was er leiten will,... und die Anfänger nur die Chance hatten Oscar zu lesen und schwupps war die Spielrunde voll,...

So wie die alten Hasen die Fachbergriffe kennen, so kennen sie auch die guten Spielleiter ;)

Da ich schon oft erlebt habe wie Leute mit Fachbegriffen zugetextet wurden und sich deren gesichter in ? verwandelten (also exemplarisch wenn ein Professor der Physik eienm arbeiter erklärt wie und warum das gerät das er nach anleitung zusammenbaut funktioniert und dabei fachbegriff nach fachbegriff raushaut und dann, als ich ihn darauf anspreche sagt 'Man lernt das schon in der Mittelstufe und ich sage 'nein, das ist etwas aus dem Physikleistungkurs")

Stellst du dir es vor wie ein Aushang am schwarzen Brett, oder eine Karteikarte "Die Spielleiter unseres Vereines" vor - wo interessierte sich hin wenden können um zu fragen ob wo ein Platz ist?
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: General Kong am 4.03.2023 | 00:48
Man sollte dies über Orden lösen, die man dann am Jackett oder um den Hals trägt.

"Schau mal, dieser SL trägt die Dark Sun Spange in Silber, er hat also schon mindestens zwei Kampagnen in dem Setting geleitet." "Holy Moly und der da hat das TPK-Kreuz zweiter Klasse, der muss ja gnadenlos sein, Mann! Und wow, er trägt auch den Greyhawk Ehrenring!" "Ha, ihr Loser! Das Mädel in dessen Runde ich mich gerade eingetragen habe trägt die Mike-Pondsmith-Cyberpunk-Medallie in Gold."

Fände die Idee prima, aber ich habe keinen Platz mehr auf der Uniform. Und meine Adjudaten die Dinger auf Kissen herumtragen zu lassen, finde ich dann doch etwas zuviel des Guten.  8)
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 4.03.2023 | 01:38

Nun ist es schon irgendwie auch so das es "im verein" die alten Hasen gibt welche die Personen an die Prisma seine Orden verteilt
schon kennen und wenn da dann "Oscar aus Hollywood" eine Spielrunde anbietet alle drauf hüpfen und sich die Plätze sichern noch bevor er überhaupt schreibt was er leiten will,... und die Anfänger nur die Chance hatten Oscar zu lesen und schwupps war die Spielrunde voll,...

Also die Situation ist derzeit so, dass die meisten der "alten Hasen" Spielleiter sind, die gerne leiten. Es kommen gerade viele Neue in den Verein und wir bemühen uns sehr, die in den Verein zu kriegen und sind auch bei Neumitgliedern (also alle Nichtaltehasen) sehr dahinter her, dass die versorgt sind, bis sie im Verein ausreichend vernetzt sind. Wenn jetzt zwei, drei Neue eintrudeln sprechen wir Spielleiter uns ab, wer jetzt eine neue Runde aus dem Boden stampft um die unter zu kriegen, wir arbeiten also recht bedarfsorientiert.

Das "Problem" ist aber, dass alle gut versorgt sind. Wenn man jetzt spontan beschließt eine neue Runde auszuschreiben wird man es schwer haben kurzfristig Spieler zu finden*, da jeder der spielen will zwischen eine und drei Runden hat. An der Stelle braucht man dann entweder etwas Geduld, geht auf Spieler aktiv zu oder (und die Richtung geht denke ich Blizzards Vorschlag) macht sein Angebot zugänglicher/kommuniziert mögliche Attraktivität.

Nur glaube ich, dass das mit dem Vorschlag in Bezug auf die Zielgruppe eben nicht passiert.

Wie ich geschrieben habe, denke ich dass es vor allem ein unkompliziertes/niederschwelliges Angebot und gaaaaanz vielleicht noch ein attraktives/mainstreamiges Genres/System ist, aber da steht ein ganz großes Fragezeichen dahinter.


*Aktuelles Beispiel, neues Format Pen&Pizza: Zwei Spielrunden, gegen Abend bestellt man zusammen Pizza, isst zusammen und spielt dann weiter, beide Runden One-Shots, einmal Vaesen und einmal Avatar Legends. Die Veranstaltung steht jetzt schon ne Zeit lang im Forum und wurde etwas beworben, Vaesen hat zwei Anmeldungen, Avatar noch keine. Spielleiter sind im Verein bekannte Gesichter die m.E. auch gute Spielleiter sind.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: flaschengeist am 4.03.2023 | 09:24
Wobei das meiner Meinung nach weniger zur SL-Vorstellung gehört, sondern zur Runden- bzw. Kampagnenvorstellung, da ja jede Kampagne auch eine unterschiedliche Gewichtung benötigt. Und auch dann ist das in meinen Augen nur halb tragbar, weil die Spieler:innen ja auch noch was zu sagen und zu gestalten haben.
Als wir CoS gespielt haben, habe ich nicht erwartet, dass sich meine Gruppe zu willfährigen Handlangern des Grafen aufspielen und Vallaki halb in Trümmer legen (um selbst weniger Stress mit dem Grafen zu haben). Ist aber passiert - da hätte ich alle Spielzeit am Anfang irgendwie einschätzen können, am Ende kommt es anders  ~;D

Klar, eine Angabe: "Ich spiele mit BattleMaps und Minis und akzeptiere alles andere nicht und lasse da auch nicht mit mir reden" hilft dem Spieler einzuschätzen, ob das für einen passt. Aber eine Angabe: "Ich präferiere Battle Maps und taktisches Spiel"? Wenn die ganze Runde nun keine Battle Maps will, wird diese SL daran festhalten? Oder die Aussage: "Ich mag Character Play und denke, es solle mindestens 33% der Spielzeit einnehmen", öffnet so viele Gegenfragen: Was ist Character Play und wie wird es am Tisch umgesetzt? Ist das für die SL schon ein "in-person-Sprechen" oder muss ich viele Elemente in meinem Background angeben, die aufgegriffen werden können? Muss ich innere Konflikte bei meiner Spielfigur anlegen?
Ich habe das Gefühl, dass ein Großteil dieser Einschätzungen halt irgendwie alle absolut wischi waschi sind und eigentlich gar nix aussagen.

Ich halte es für eine schlechte Idee, als SL etwas und/oder auf eine Art zu leiten, die mir keine Freude macht. Da ist der SL-Burnout vorprogrammiert. Somit ist meine Position: Wenn die Gruppe und der SL signifikant unterschiedliche Präferenzen haben, kommt man besser nicht zusammen.

Anderes Thema: Im Faden habe ich hier und da rausgelesen, dass Präferenzen kommunzieren fehlerbehaftet sei. Hierfür wurden im Kern zwei Argumente genannt: 1. Menschen verstehen andere Dinge unter den gleichen Begriffen. 2. Manche Menschen können sich selbst schlecht einschätzen und kennen deswegen die eigenen Präferenzen nicht oder schätzen sie gar falsch ein.
Beide Argumente sind richtig, daraus würde ich aber keinesfalls schlussfolgern, dass man sich einen Abgleich der Präferenzen schenken kann. Problem eins lässt sich leicht lösen, indem man klärt, was jemand unter einem Abstraktum versteht - z.B. "Du magst also herausfordungsorientiertes Spiel. Was genau verstehst du darunter?".
Problem zwei wiederum trifft eben nur auf einen Teil der Menschen zu, andere kennen ihre Präferenzen hingegen gut - die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist mit anderen Worten wie so viele psychische Merkmale normalverteilt. 

Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 4.03.2023 | 10:07
Ich hatte mich mit Blizzards Eeingangsfrage tatsächlich auch mal beschäftigt. Da hatte ich vor so eine Art Spinnennetzdiagram für Spielleiter zu machen, schon eher auf einzelne Spielrunden bezogen, wäre aber in eine ähnliche Richtung gegangen. Ich glaube ich hatte mir als Kriterien
- Epik
- Dramatik
- Taktik
- Investigation
- Rätsel
- Stimmung
- Humor
(kann auch sein, dass ich noch eins vergessen habe)

Bin dann aber zu dem Schluss gekommen dass
a) die meisten der Spielleiter bei uns nicht ausfüllen wollen oder nicht sinnvoll können,
b) ein guter Teil der Spieler damit nichts anfangen kann oder
c) es ihnen egal ist und sie einfach spielen was angeboten wird oder
d) andere Dinge wie System oder Genre wichtiger sind oder
e) die meisten von denen, die mit so was anfangen können, schon bei mir gespielt haben und dann so oder so entscheiden können, ob es ihnen taugt
und am wichtigsten
e) der Spielleitterstil am Ende so nuanciert, situationsabhängig und personenabhängig ist, dass der Mehrwert von so einem Diagramm mehr als fraglich ist.

Deswegen hab ich das wieder in die Tonne getreten.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 4.03.2023 | 10:16
Ist ja auch kein persönlicher Anspruch von mir sondern sollte verdeutlichen, dass den Neulingen unkomplizierte Flexibiliät und andere Dinge weitaus wichtiger sind als Spielleiterstile und -schwerpunkte. Ich denke dass die von dir vorgeschlagene Spielleiterselbstbeschreibung für diese Leute entweder irrelevant oder schlimmstenfalls abschreckend ist.

This.

Drei Seiten Geschwurbel von einer SL als Neuling lesen? Never.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Robert Paulson am 4.03.2023 | 14:18
Ich hatte mir sowas im Verein aber am Spieltisch schon überlegt hab dass dann aber nicht gemacht. Ich genieße auch Mal mit Leuten fachzusimpeln aber das mach ich mit den Leuten von denen ich weiß, dass die Bock drauf haben. So was ungefragt zu machen halte ich für Selbstdarstellung. Alle Neulinge und auch die meisten alte Hasen haben Spaß am Spielen - nicht am Termin organisieren, nicht am Fachsimpeln, nicht am Aushandeln von Spielgestaltung und nicht am "Sich-in- Regeln-tief-reinfuchsen". Einfach spielen. Feinjustieren kann man immernoch wenn es Mal grundsätzlich läuft.

Und um noch ein Beispiel aus dem restlichen Leben zu geben. Wenn ich ein Buch kaufe lese ich mir davor vielleicht den Knappentext durch und vielleicht rein. Ich les - wenn überhaupt - erst wenn ich 50 Seiten oder mehr gelesen habe und es mich fesselt etwas über den Autor durch.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: schneeland (N/A) am 4.03.2023 | 14:30
Drei Seiten Geschwurbel von einer SL als Neuling lesen? Never.

Würde ich auch als Nicht-Neuling nicht lesen wollen. Selbst wenn ich mal optimistisch davon ausgehe, dass es kein echtes Geschwurbel ist, sondern sich da jemand wirklich Mühe gegeben hat, einen Text zu verfassen, ist das ein bisschen wie bei Charakterhintergrundgeschichten: ein, zwei Absätze reichen - der Rest ergibt sich eh am Spieltisch (oder halt nicht).
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Prisma am 4.03.2023 | 18:09
Fände die Idee prima, aber ich habe keinen Platz mehr auf der Uniform. Und meine Adjudaten die Dinger auf Kissen herumtragen zu lassen, finde ich dann doch etwas zuviel des Guten.  8)
Aber Herr General, dafür gibt es doch Bandschnallen. Zur Not lässt sich damit die ganze Uniform bedecken.  >;D
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: unicum am 4.03.2023 | 20:09
Ich hatte mich mit Blizzards Eeingangsfrage tatsächlich auch mal beschäftigt. Da hatte ich vor so eine Art Spinnennetzdiagram für Spielleiter zu machen, schon eher auf einzelne Spielrunden bezogen, wäre aber in eine ähnliche Richtung gegangen. Ich glaube ich hatte mir als Kriterien
...
(kann auch sein, dass ich noch eins vergessen habe)

Ich kenne das eher als Punkte zum ankreutzen,... und was du ggf vergessen hast ist Horror, wenn jemand etwa Chill oder Coc anbietet.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blizzard am 4.03.2023 | 20:54
Ist ja auch kein persönlicher Anspruch von mir sondern sollte verdeutlichen, dass den Neulingen unkomplizierte Flexibiliät und andere Dinge weitaus wichtiger sind als Spielleiterstile und -schwerpunkte.
Davon bin ich auch nicht ausgegangen (dass das dein persönlicher Anspruch ist).
Zitat
Ich denke dass die von dir vorgeschlagene Spielleiterselbstbeschreibung für diese Leute entweder irrelevant oder schlimmstenfalls abschreckend ist.
Und ich denke, dass man das nicht so pauschal sagen kann und von Runde zu Runde verschieden sein dürfte. Und dass es natürlich auch davon abhängt, wie man diese SL-Selbstbeschreibung ausgestaltet.

Nun ja das ist in etwa der Text den ich bei den Anfängertagen in unserem Verein rausgehauen habe.
https://neuehp.thoule.de/event/offener-rollenspieltag-2023-03-18-602/register
Danke für das Verlinken. Der Text ist allerdings doch sehr allgemein gehalten (was ich auch verstehen kann) und beinhaltet aber keine SL-Vorstellung. Ist also nicht ganz das, was ich meine. ;)

So wie die alten Hasen die Fachbergriffe kennen, so kennen sie auch die guten Spielleiter ;)
Gilt das auch für die alten Hasen, die berufsbedingt (oder aus anderen Gründen) irgendwo anders hinziehen, wo sie niemanden kennen ?

Zitat
Da ich schon oft erlebt habe wie Leute mit Fachbegriffen zugetextet wurden und sich deren gesichter in ? verwandelten (also exemplarisch wenn ein Professor der Physik eienm arbeiter erklärt wie und warum das gerät das er nach anleitung zusammenbaut funktioniert und dabei fachbegriff nach fachbegriff raushaut und dann, als ich ihn darauf anspreche sagt 'Man lernt das schon in der Mittelstufe und ich sage 'nein, das ist etwas aus dem Physikleistungkurs")
Ja, das habe ich auch schon miterlebt. Und ja, ich kann die Angst davor, Neulinge dadurch zu verschrecken, nachvollziehen. Allerdings würde ich bei Neulingen keine Fachbegriffe verwenden und wenn, dann fragen, ob der Fachbegriff bekannt ist-oder nicht. Erfahrungsgemäß ist Neuling ungleich Neuling. Sprich bei manchen Neulingen im Hobby bin ich erstaunt, was sie alles schon wissen oder besser: wovon sie schon gehört haben, obwohl sie selbst noch Neulinge sind. Und wenn der Fachbegriff nicht bekannt ist, dann erkläre ich ihn kurz und versuche das möglichst so zu machen, dass alle verstehen, was damit gemeint ist. Und mache keine Doktorarbeit daraus. Aber ich wiederhole mich...

Zitat
Stellst du dir es vor wie ein Aushang am schwarzen Brett, oder eine Karteikarte "Die Spielleiter unseres Vereines" vor - wo interessierte sich hin wenden können um zu fragen ob wo ein Platz ist?
Ist die Frage an mich oder an Prisma gerichtet ?
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: klatschi am 4.03.2023 | 21:08
Und ich denke, dass man das nicht so pauschal sagen kann und von Runde zu Runde verschieden sein dürfte. Und dass es natürlich auch davon abhängt, wie man diese SL-Selbstbeschreibung ausgestaltet.

Hast du so eine SL-Vorstellung bereits verfasst, so dass man sich die mal ansehen könnte? Ich denke, mit so einem konkreten Beispiel ließe sich die Diskussion viel zielgerichteter führen :-)
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Ma tetz am 4.03.2023 | 21:16
Das ist mein Text für meine Dämonefürstonlinerunden mit Fremden. Das geht ja so grob in die Richtung

"Hallo ich bin Ma'tetz,
ich biete von Zeit zu Zeit ein Abenteuer für den Dämonenfürsten an. Das Abenteuer wird dann an 2-3 Abenden fertig gespielt. Ich biete bewusst einen open table  für monatlich wechselnde Spieler:innen, um möglichst Vielen einen Einblick in das System geben zu können. Das schließt eine regelmäßige Teilnahme nicht aus, aber mindestens zwei variable Plätze möchte ich  freihalten.
Das Angebot ist offen für Systemneulinge aber auch für Einsteiger:innen ins Rollenspiel ganz allgemein. Ich habe immer ein paar Figuren vorbereitet, damit jeder ohne große Vorbereitung oder Regelkenntnis mitspielen kann. Es können aber auch Spielfiguren mitgebracht werden. Mein Plan ist Abenteuer von Stufe 1-5 anzubieten und dann von vorne anzufangen, um die Einstiegshürde niedrig zu halten. Deshalb beschränke ich mich und alle Spielfiguren (auch Eure) auf das deutsche Grundregelwerk. Jedes Abenteuer wird grob für sich stehen. Es ist keine Storyarc oder ähnliches geplant.

Meine Spielphilosophie/Disclaimer etc.
Es ist ein Spiel mit starken Horroelementen, wenn bei Euch eine Grenze überschritten wird, dann sprecht das bitte an. Ich passe die Situation dann diskussionslos an. Ich biete gerne ein persönliches Gespräch im Nachgang an, wenn gewünscht.
Ich habe nicht den Anspruch 100% regelfest zu sein und werde im Interesse des Spielflusses Situationen auch mal entscheiden. Kurze Einwürfe der Spieler werde ich berücksichtigen, bitte mir aber das letzte Wort aus. Auch hier gilt, eine ausführliche Klärung kann gerne nach dem Spielabend erfolgen.
Der Schatten des Dämonenfürsten ist ein grimm dark fantasy Rollenspiel. Ich würfle offen und Spielfiguren können bei mir sterben. Ich lege es aber nicht darauf an. Sollte der Tod dennoch eine Spielfigur ereilen, besteht die Möglichkeit auf eine Ersatzfigur zu wechseln.

Was wünsche ich mir von Euch:
Ich erwarte erwachsene Spieler:innen und einen fairen und offenen Umgang am Spieltisch."
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: Blizzard am 4.03.2023 | 21:19
Hast du so eine SL-Vorstellung bereits verfasst, so dass man sich die mal ansehen könnte? Ich denke, mit so einem konkreten Beispiel ließe sich die Diskussion viel zielgerichteter führen :-)
Nein, bislang noch nicht.
Ich habe es in diversen Runden (bei der Session Zero) oder auch auf Cons immer mal wieder kurz(!) angesprochen. Ich hab' dann einfach gesagt: " Ok, bevor wir anfangen, kurz ein paar Worte zu mir (als SL)..." - aber natürlich auch nicht in/bei jeder Runde.
Wenn ich das in Runden gemacht habe, dann habe ich die Entscheidung, dies zu tun, meistens spontan und intuitiv getroffen (also es gibt keine objektiven Kriterien, warum ich das in der einen Runde gemacht habe, und in der anderen nicht).

Ich kann das aber mal probieren (jedoch wenn, dann in einem separaten Thread und nicht hier). Ich hatte ja eh'vor, das Ganze einfach mal unverbindlich in der Praxis zu testen und/um zu schauen, was die Spieler davon halten und wie das Feedback so ausfällt.
Titel: Re: SL-Vorstellungsportfolio: Sinnvoll oder nicht ?
Beitrag von: DonJohnny am 4.03.2023 | 21:29
Wenn du meinst du musst das machen, dann mach.

Du hast nach einer Einschätzung gefragt.

Ich hab in den letzten anderthalb Jahren ca. 35 Intetessenten im Verein mit z.T. intensivem Kontakt betreut und ich denke schon, dass ich da eine recht valide Aussage treffen kann. Es mag sonderliche Einzelfälle geben die da tatsächlich drauf anspringen aber für die überwiegende Mehrheit gilt das nicht. Und da bin ich mir sicher im Sinne von sicher. Und ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das ein paar Leute auch abschrecken wird.

Aber wie gesagt, tu was du tun musst.