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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Dirk am 2.04.2008 | 14:38

Titel: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 2.04.2008 | 14:38
(Angeregt durch Fredis disclaimer und, ja ich gestehe es, durch den Mann-Frau-Thread.)

Was ich hier gerne haben möchte:

1. Eine ehrliche Gewinn bringende Diskussion, die vor allem, weiter unten näher erläuterte, Zielvorstellungen hat und die nicht in ein Das-will-ich-aber-so-sehen-und-du-hast-kein-Recht-Verfizzelung-Kleinkrieg-Ausartungs-Blödsinn-ala-Verbieten-oder-SC-Scheiß" verkommt.

2. Was bezeichnet ihr als Erotik im Rollenspiel?
3. Wie geht ihr damit um? Fühlt ihr euch wohl dabei?
4. Wie geht eure Gruppe damit um?
5. Wie kommt es zu Erotik im Rollenspiel?
6. Was für Erotik kommt vor?
7. Gibt es Tabus und wer legt das fest?
8. Wie legt ihr Grenzen und Schattierungen fest?
9. Sprecht ihr außerhalb des Rollenspiels mit der Gruppe über Erotik im Rollenspiel?
10. Fühlt ihr euch durch Erotik im Rollenspiel erregt und stört euch das, bzw. ist das ein Grund keine Erotik im Rollenspiel zu haben?
11. Warum ist Erotik so etwas anderes als Gewalt im Rollenspiel? (Ist es das?) Welchen Stellenwert sollte es besitzen?
12. Schildert eure erotischste Szene im Rollenspiel! (Das soll keine Wichsvorlage sein sondern eine mögliche Verständigung über die verschiedensten Vorstellungen wann und wie für den einzelnen Erotik im Rollenspiel funktionieren kann.)
13. Schildert die intendiert erotische aber in Wirklichkeit unerotischste Szene...

Mehr fällt mir -noch- nicht ein. Vielleicht habt ihr ja weitere Fragen?

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 2.04.2008 | 15:10
Ich stehe darauf schmutzige Vorspiele zu beschreiben, mit allerlein Spielzeug und etwas Kram um die Fantasie an zu heizen. Farbige und versaute Bilder die die Fantasie anheizen. Sexy Kleidung und raffinierte Massagen sind auch inklusive.

Den Akt selber lasse ich hingegen meist lieber in der Vorstellung der Spieler passieren und schneide dann zum nächsten Morgen. Eine angeregte Fantasie ist besser als eine Beschreibung der Penetration im Detail. Bei geneigeten Spielern mache ich aber auch gerne mal eine Ausnahme (Hallo Frank), doch die müssen gut genug sein um den Ball den ich ihnen zuspiele auch aufnehmen zu können.

Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 2.04.2008 | 15:44
Hier mal meine Antworten:

2. eine Situation die eindeutig sexuellen Charakter hat, stimulierende Bilder, auf den Covern oder im Buch (natürlich sind das auch die ungemein knapp bekleideten Fighter-Damen), Gespräche darüber

3. Selbst jetzt ertappe ich mich dabei wie ich innerlich hin und her schaukle, grinse oder mich diebisch freue. Außen bin ich meist ganz interessiert und locker. Ich lasse dann definitiv die anderen ihre Ideen oder Szenen machen, greife, wenn ich es nicht initiiert habe auch nur selten ein. Wenn ich damit beginne dann aus erzählerischen oder charakterintentionalen Gründen.  Ich würde es gerne mal tun um eindeutig Erotik und Erregung zu provozieren. Was sicherlich an sich schon provokativ und anderseits auch sehr schwer durchzuführen sein dürfte. Da ich mit einem gewissen Abstand heran gehe fühle ich mich meist wohl dabei, es sei denn die Szene geht in die Hose (pun intended).

4. Meine Gruppen waren früher richtig asexuell, mit ein paar wenigen Ausnahmen. Mit der Teilnahme von Frauen am Spiel brach plötzlich eine Welle von sexuellen Szenen in unsere Rollenspielwelt, die von den meisten so akzeptiert und angenommen wurden. (alles sehr Klischee und hölzern aber na ja...) Jetzt besitzt Sex den Stellenwert den die Story benötigt. Mir ist es dann oft viel zu kalt und blutleer, deshalb auch meine Gedanken zu einer wirklich erotisierenden Szene oder einem Abend. Selbst Neueinsteiger im Rollenspiel scheinen keine Probleme mit Sex im Rollenspiel zu haben und selbst jüngere Spieler (so ab 14 oder 15) waren manchmal erstaunt aber nicht sprachlos.

5. Wie schon erwähnt erfordert die Story Sex oder nicht. Diesem Primat habe ich mich lange unterworfen, mit den gelegentlichen Schwenks in richtung charakterimmersives Spiel. Allerdings sind auch folgende Faktoren nicht unwichtig: Sex-Deprivation von jedem Einzelnem, Attraktive Mitspieler, neue Mitspieler, Gespräche vor dem Rollenspiel und Paare in und um das eigentliche Spiel (wenn die Freundin daneben sitzt, usw.)

6. Ich hatte in meinem Rollenspielleben schon (fast) jede Spielart von Erotik und Sex. Wobei bei thematischem Spiel Randthemen oder Tabuthemen doch überwiegen, da sie stärkere Story-Kraft haben. Ein Spieler von uns hat mal einen wirklich kranken Typen derart überzeugend gespielt das natürlich auch seine sexuelle Seite davon gefärbt, nein, bestimmt war! Wir haben ihn machen lassen und waren alle fasziniert!!! Allerdings finde ich auch meist die leisen und verschwimmenden Töne viel erotischer als die direkte und offensichtliche Szene.
Mir fällt auf das nur ganz selten die eigentlichen Akte und Handlungen beschrieben werden. Das setzt nämlich eine duale Struktur voraus deren Vertrautheit und Empathie oftmals die Gruppendynamik übersteigt oder sogar überfordert.

7. In den Gruppen in denen ich gespielt habe gab es nie ein öffentliche ausgesprochenes Tabu. Ausbahme: beim Wintertreffen wollte ich eine fiesen Bullen spielen, der eigentlich in eine Zelle gehörte und da wurde ich gewarnt vor expliziten Vergewaltigungsszenen. Ansonsten höchstens Stimmen der Spieler, die den eine oder anderen Einwand bezüglich der Szene hatten.

8. Es sollte vor dem Spiel gemacht werden und während des Spiels, wenn Nachbesserungen zu machen sind. (Das ist reine Theorie.)

9. Wir haben in unseren Gruppen darüber gesprochen aber meist wiederum nur innerhalb des Storykontextes. Schade. Da besteht von meiner Seite aus Handlungsbedarf.

10. Da ich bei solchen Szenen sofort einen "professionellen" Abstand einnehme erregt mich da gar nix. Es gab allerdings Szenen die mich später animierten oder über die ich noch einmal dachte. Wirkliche Erregung gab es in meiner Rollenspielwelt noch nie und ich würde es sicherlich überspielen aber später darüber reden wollen.

11. Es ist wie im RL: Gewalt ja, Sex nur mit starken Grenzen. Meine Eltern waren mal in den 70er in der Mongolei und hatten dort mit der Reisegruppe einen schönen Abend mit Mongolen in der Jurte. Wie das so ist floss dort reichlich Kumiss und eine heitere Stimmung machte sich breit. Irgendjemand fragt dann wie das so ist, das Erwachsenenleben in der Jurte, so mit den Kindern ständig um einen herum... . Es brach ein sehr lange Diskussion mit dem Dolmetscher aus, der den Mongolen versuchte die, ihnen vollkommen unverständige Frage zu erklären. Irgendwann rafften sie es dann und brachen in schallendes Gelächter aus. Die Antwort war dann auch sehr simpel: "Wieso sollten wir uns da schämen oder verstecken? Die Kinder sehen das jeden Tag bei unseren Pferden!"
Was soll man da sagen? Sex ist , dank unserer herrlich christlichen Geschichte ein Tabuthema. Gewalt? Natürlich nicht. In Wirklichkeit ist es schon komlizierter aber es kann durchaus so erklärt werden. Ich denke, naiv und Bonobo-geschädigt, mit ein bisschen mehr wirklicher Offenheit (nicht nur als voyeuristisches oder grenzüberschreitendes Thema - obwohl das auch Spaß machen kann...) und mehr Verständnis für Sexualität würde unsere Welt nicht ganz so gewaltlastig sein...
Zurück zum Thema: Es gibt kaum Rollenspiel ohne explizite Gealt aber nur extrem selten Rollenspiel mit explizitem Sex. Nicht dass ich das unbedingt brauch aber es spricht Bände... Jedenfalls ist da eine extreme Schieflage: denn wer hat schon wirklich Erfahrung mit Gewalt aber dafür Erfahrung mit Erotik! Im rollenspiel ist es jedoch ganz anders. Das prangere ich an!

12. Leider habe ich die Szene nicht mehr ganz im Kopf aber es war in Western City (ein Testspiel mit 3 Personen, einer davon zum ersten mal in unserer Gruppe) und ich spielte eine 50-jährige(!) Bordellbesitzerin, die, vor allem aus geschäftlichem Interesse eine ihrer Damen verführte und befriedigte. Dieses Biest von Hure war allerdings so standhaft und abgebrüht das sie mitspielte, sich nahm was sie genießen konnte und nachher nicht das verriet was sie eigentlich hätte verraten sollen! Die Szene war sehr heiß, gut gespielt und absolut Story konform! Mich wundert es heute noch von einer heißen Szene zu reden obwohl eine Mitfünfzigerin darin vorkam! Oh well...

13. So eine Szene kann ich nicht schildern, da keine besonders hervorsticht. Es gibt aber immer mal wieder vollkommen komische Vorstellungen darüber wie und warum es plötzlich zu Sex zwischen SCs und NSCs kommen soll, die ich selten nachvollziehen kann.

Mir fällt sicher noch mehr ein aber for now:

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 2.04.2008 | 15:59
Ja, das mit dem Ball zuspielen ist natürlich sehr war. Das meine ich auch mit der Gruppendynamik und dem dann plötzlichen Hervorstechen zweier Spieler, die dann einen Film fahren können, den die anderen nicht immer nachvollziehen, geschweige denn genießen können. Dazu muss man allerdings auch erstmal zwei solche Spieler haben!!!

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 2.04.2008 | 16:14
Ach, das kann ganz gut klappen, wenn das Vertrauen groß genug ist. Aber ich mag es meist eher, wennes bei deutlichen Andeutungen bleibt wie in der Runde auf dem Treffen.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 2.04.2008 | 16:45
Vertrauen ist ein gutes Stichwort.

Inwiefern ist Erotik im Rollenspiel und Vertrauen vernetzt?

Vertrauen und Erotik, bzw. Sex ist natürlich extrem stark vernetzt aber ich beziehe mich hier schon auf die Gruppenkonstellation und das soziale Miteinander.

MfG
dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 2.04.2008 | 17:08
Interessantes Thema. Sehr gute Fragen. Ich glaube nicht dass so viele die beantworten werden. Ich antworte auch erstmal nur auf die letzte Frage:

Vertrautheit spielt natürlich eine Rolle. Man muss die Spieler einschätzen können. Es hilft aber auch eine gewisse Distanz zu haben! Ich will ja als Spieler grade nicht in den oft parodierten realen Flirt mit meinem bärtigen Tischnachbarn abrutschen, sondern eine Szene spielen. Grade wenn man sich sehr gut kennt, kann das also eine Hürde sein.
Dazu kommt dass man die Gedanken des anderen besser versteht, wenn man sich gut kennt. Bei den Spielern kann daher die Angst da sein dass mich mein Gegenüber "zu gut" versteht und z.B. etwas über meine wahren Vorlieben heraus findet, wenn ich mich im Spiel bemühe eine anregende Szene zu schildern.

Man ist generell bei diesem Thema leicht als Spieler selbst betroffen, daher sind Mittel um Distanz aufzubauen glaube ich wichtiger als Nähe aufzubauen, wenn man einen reibungslosen (;D) Ablauf garantieren möchte.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Drudenfusz am 2.04.2008 | 17:18
1. Eine ehrliche Gewinn bringende Diskussion, die vor allem, weiter unten näher erläuterte, Zielvorstellungen hat und die nicht in ein Das-will-ich-aber-so-sehen-und-du-hast-kein-Recht-Verfizzelung-Kleinkrieg-Ausartungs-Blödsinn-ala-Verbieten-oder-SC-Scheiß" verkommt.
ja, so etwas nervt immer.

2. Was bezeichnet ihr als Erotik im Rollenspiel?
Von flirten bis zum Akt alles was erregend sein kann.

3. Wie geht ihr damit um? Fühlt ihr euch wohl dabei?
Habe keine Probleme damit, Erotik ist etwas ganz normales. Habe meinen Spaß mit erotischen Szenen, solange sie kein reiner Selbstzweck sind (für mich ist halt thematisches Spiel durch nichts zu ersetzen).

4. Wie geht eure Gruppe damit um?
Unterschiedlich, spiel in verschiedenen Gruppen; meist wird aber genau soviel wie nötig dargestellt (das kann durchaus eine ganze Menge sein).

5. Wie kommt es zu Erotik im Rollenspiel?
Ist diese Frage speziell für einzelne Runden zu beantworten oder allgemein aufs Hobby Rollenspiel?
a) Im spiel entwickelt sich das meist spontan, läßt sich halt nur schwer planen.
b) Grundlegend sollten alle Spieler am Tisch damit einverstanden sein das man sich darauf einläßt. Ansonsten tretten Erotikszenen wohl in Kampagnen häufiger auf als beim One-Shot, da man dafür Zeit braucht und sich mehr in Charakter bewegen können muß (zumindest sind das meine Erfahrungen).

6. Was für Erotik kommt vor?
Alles was man sich so denken kann...
Detailtiefe hängt vom Abenteuer und der Notwendigkeit ab.

7. Gibt es Tabus und wer legt das fest?
Da es nicht jedem Spieler recht ist alles mögliche zu spielen, zum Beispiel einem Vergewaltigungsopfer sollte man keine Vergewaltigungsszene zumuten. Man reden also einfach außerhalb des Spiels mal miteinander was recht ist und was nicht.

8. Wie legt ihr Grenzen und Schattierungen fest?
Siehe 7. Ansonsten gilt das anwenden von Menschenkenntnis, man spielt ja meist mit Freunden von denen man ohnehin weiß was die verkraften und was nicht.

9. Sprecht ihr außerhalb des Rollenspiels mit der Gruppe über Erotik im Rollenspiel?
Ja, es geistert sogar die Idee umher ein Porno-Rollenspiel vielleicht eines Tages mal zu basteln.

10. Fühlt ihr euch durch Erotik im Rollenspiel erregt und stört euch das, bzw. ist das ein Grund keine Erotik im Rollenspiel zu haben?
Muß sagen das die Runden die mir am meisten Spaß gemacht haben immer auch erotische Szenen hatten, liegt sicherlich nicht unbedingt daran, aber es würzt das Spiel halt doch...

11. Warum ist Erotik so etwas anderes als Gewalt im Rollenspiel? (Ist es das?) Welchen Stellenwert sollte es besitzen?
Gewalt im Rollenspiel dient meist der Konfliktlösung, Erotik nicht. Man kann Abenteuer ohne Gewalt oder ohne Erotik spielen; mag Beides, doch kann ohne Beidem auch prima leben, solange die Geschichte nur interessant ist und Alle am Spieltisch Spaß haben.

12. Schildert eure erotischste Szene im Rollenspiel! (Das soll keine Wichsvorlage sein sondern eine mögliche Verständigung über die verschiedensten Vorstellungen wann und wie für den einzelnen Erotik im Rollenspiel funktionieren kann.)
Später im Thread vielleicht.

13. Schildert die intendiert erotische aber in Wirklichkeit unerotischste Szene...
Fallen mir gerade keine ein.

Mehr fällt mir -noch- nicht ein. Vielleicht habt ihr ja weitere Fragen?
14. Wie häufig sollten erotische Szenen vorkommen?
15. Wie Detailreich sollten erotische Szenen sein?
16. Was fasziniert euch an Erotik im Rollenspiel?
17. Darf es auch pornographisches Rollenspiel sein?
18. Wie seht ihr Erotik mit Cross-Gender Spielern?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 2.04.2008 | 17:19
Wie wichtig ist Vertrauen? Sex ist für viele Leute ein sehr privates Thema. Wenn ich jetzt einem Spieler der den Vorteil gutaussehend hat einen Antrag eines gleichgeschlechtlichen Partners mache und der Spieler kein Vertrauen hat, dann wird er es ausschlagen.

Mein neuer Spieler in der Reign Runde war zuerst tief verunsichert, als ich ihm ein solches unmoralisches Angebot gemacht habe. Nach zwei Situngen hat er den Kerl eisenhart flachgelegt (inklusive ausgespielten Vorspiel am Strand). ´Das bedeutet, das das nötige Vertrauen in mich den SL da war. Das Vertauen, das ich ihm da keinen Strick draus drehe, oder mich sonst irgendwie lustig mache.

In unserer Reign Runde wird Sex als Waffe benutzt um Interessen durchzusetzen, das geht aber nur, wenn die Spielatmosphäre locker ist und keiner Angst hat, das der SL oder die Mitspieler einen aufziehen. Frank hat schon mal irgendwo geschrieben, wie unsere Mitspielerin mit unseren sexistischen Frotzelein im Spiel umgeht. So cool ist man i.d.R nur, wenn Vertrauen und Symphatie in der Gruppe vorherrschen.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Friedensbringer am 2.04.2008 | 17:33
sehr interessant. gehe mal der reihenfolge nach vor.

Zitat
2. Was bezeichnet ihr als Erotik im Rollenspiel?
erotik fängt für mich erst dann an, wenn ernsthafteres flirten oder intime kontakte auch ausgespielt werden. szenen der art "ja, mit deinem charme nimmst du die bardame abends mit aufs zimmer, dass sie dann auch morgens erst verlässt *zwinker*" ist keine erotik.

Zitat
3. Wie geht ihr damit um? Fühlt ihr euch wohl dabei?
umgang, ganz locker. wohlfühlen tu ich mich idr dann, wenn ich das gefühl habe, dass sich alle andern am spieltisch damit wohlfühlen, und solange nichts... kriminelles (vergewaltigung etc) dabei im spiel ist.

Zitat
4. Wie geht eure Gruppe damit um?
alle gruppen in denen sowas vorkam gingen ebenso damit um wie ich, ganz locker halt. wobei sich solche sachen idr erst nach einiger zeit ergeben haben, und da dann schon ein gefühl für das "erlaubte" maß an erotik da war.

Zitat
5. Wie kommt es zu Erotik im Rollenspiel?
wie im wahren leben auch ^^

Zitat
6. Was für Erotik kommt vor?
naja, je nach gruppe, vom flirt über "rummachen" bis sex eigentlich alles. wobei letzterer eher selten.

Zitat
7. Gibt es Tabus und wer legt das fest?
zum glück war ich noch nirgends an dem punkt wo ich ein tabu definieren musste. vergewaltigung oder ähnliches wären tabus für mich, aber je nach gruppe liegen die auch schon früher.

Zitat
8. Wie legt ihr Grenzen und Schattierungen fest?
das ergibt sich in der gruppe.

Zitat
9. Sprecht ihr außerhalb des Rollenspiels mit der Gruppe über Erotik im Rollenspiel?
bisher noch nicht

Zitat
10. Fühlt ihr euch durch Erotik im Rollenspiel erregt und stört euch das, bzw. ist das ein Grund keine Erotik im Rollenspiel zu haben?
also erregung war noch nicht dabei.

Zitat
11. Warum ist Erotik so etwas anderes als Gewalt im Rollenspiel? (Ist es das?) Welchen Stellenwert sollte es besitzen?
nun gewalt, also das vielbeschworene butt-kicking ist in meinen augen eine art ventil für die spieler, um ein wenig frust vom realen leben abzulassen (natürlich nicht für jeden, aber die mehrheit liegt wohl etwa hier). erotik haben die meisten eine ganz zufriedenstellende im wahren leben, daher ist das verlangen danach wohl geringer.
welchen stellenwert es besitzen sollte kann ich nicht beantworten.

Zitat
12. Schildert eure erotischste Szene im Rollenspiel! (Das soll keine Wichsvorlage sein sondern eine mögliche Verständigung über die verschiedensten Vorstellungen wann und wie für den einzelnen Erotik im Rollenspiel funktionieren kann.)
ich habe mit 8t88 mal eine runde "Breaking the Ice" auf der ratcon gespielt, wo wir zwei lesben dargestellt haben. beim zweiten date kam es zu einem spaziergang, der in einem kleinen wäldchen auf einer lichtung endete. es gab eine romantisch/erotische szene in der sein charakter meinem ihre jacke anbot, man sich tief in die augen schaute und dann lang und innig geküsst hat.

Zitat
13. Schildert die intendiert erotische aber in Wirklichkeit unerotischste Szene
da ich äußerst selten von mir aus erotische szenen herbeiführe/intendiere hab ich da kein beispiel...
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Thomas Michalski am 2.04.2008 | 18:28
Spannendes Thema, über das ich mir vor einer Weile auch so meine Gedanken gemacht habe (im Zuge der "Nach dem Sturm"-WFRP-Kampagne, so für Interessierte). Da sah ich mich zwar weniger mit (klassischer) Erotik konfrontiert, wohl aber, Slaanesh-bedingt, mit Sexualität. Man verzeihe mir übrigens, dass ich die Fragen aufbreche, argumentativer Aufbau ist mir hier aber wichtiger ... ich hoffe, das ist okay.
Ich kann da nur sagen, ich hab mir halt meine Spieler angeguckt und die entsprechenden Szenen jeweils angepasst. Eine in der Runde ist ziemlich verklemmt aber mit starker Phantasie gestraft, da ließ sich auch schnell mit wenigen Worten Wirkung erzielen, andere in der Runde sind da eher aufgeschlossen und abgebrüht, da hab ich aber keine schweren Geschütze aufgefahren, der weniger Offenen wegen.
Und dann ist noch einer in der Runde, der mir einfach entschieden zu unerwachsen war und ist (nicht vom Alter, vom Geiste her), den hab ich von dem ganzen Apparat ferngehalten.

Prinzipiell ist es richtig, Erotik und Sexualität können starke Komponenten einer Geschichte sein. Wobei ich persönlich eigentlich weniger die erregende Komponente interessant finde, wenn man denn glaubt, sowas da finden zu können, sondern vielmehr die beiden Extreme darum. Also das Extrem Gefühl (Liebe etc.) auf der einen, sowie das Extrem Triebhaftigkeit (Wollust etc.) auf der anderen Seite. Das sind für mich die wirklich starken Elemente einer Geschichte.

Zur Umsetzung sollte man, denke ich, zwei Faktoren bedenken – eben die betroffenen Spieler und dann durchaus auch die betroffenen Charaktere.
Zu den Spielern habe ich oben ja anhand meiner Gruppe schon Stellung bezogen, da gibt es halt welche, "die mögen das" und anderen ist es unangenehm. Da kennt ihr eure Leute aber (hoffentlich) selber gut genug. Wenn das nicht der Fall ist, auf Cons etwa, lasst die Finger davon.
Was die Charakterebene betrifft, da finde ich es einfach faszinierend und nachverfolgbar, was George R. R. Martin in seinem "Lied von Eis und Feuer" macht, nämlich die Perspektive dem Erfassungs- und Moralraum der entsprechenden Person anzupassen. Kinder kriegen nur fast obskur anmutende Vorgangsbeschreibungen in recht unschuldigen Worten, die richtig Verderbten (nicht wirklich wertend gemeint) dagegen auch das volle Programm.

Man sollte eigentlich immer nur servieren, was allen am Tisch schmeckt, ich glaube, dass ist meine Kernbotschaft. Wenn alle Bohnensuppe mögen, dann kann man sie auftischen, mag sie dagegen einer nicht, sollte man vielleicht bei der Bouillon bleiben. Will man doch nicht ganz auf's Mark verzichten, sollte man zusehen, dass die anderen nicht mitbekommen, dass einem da Bohnensuppe serviert wird. So als Beispiel.
Und was man nun genau für diese Suppen einsetzt, muss man auch je nach Gruppe entscheiden und dann noch abwägen, ob man nur Vanille serviert.

So, genug der kryptischen Worte ... hoffe, dass das trotzdem jemandem irgendwas bringt.


Grüße,
Thomas
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 3.04.2008 | 13:25
Hier die Fragen von Drudenfusz:
14. Wie häufig sollten erotische Szenen vorkommen?
15. Wie Detailreich sollten erotische Szenen sein?
16. Was fasziniert euch an Erotik im Rollenspiel?
17. Darf es auch pornographisches Rollenspiel sein?
18. Wie seht ihr Erotik mit Cross-Gender Spielern?

Und hier die Antworten:

14. So oft wie es die Story verlangt bzw. hergibt und wenn sie dann noch Konfliktpotential bzw. Spannung und Interesse erzeugt!

15. Tja, so wie es die Story erfordert. :) Allerdings habe ich bisher noch nie eine wirklich detailreiche Szene erlebt. Das ist definitiv etwas was ich mit meiner Gruppe mal bereden muss und gerne ausführen will.

16. Erotik ist an sich faszinierend. Erotik im Rollenspiel lässt zwei meiner wichtigsten "Hobbys" zusammenlaufen. Das erzeugt normalerweise Faszination genug. Aber das Thema ist gerade durch schlechte Presse in der Rollenspielvergangenheit noch stärker tabuisiert als es schon normalerweise ist. Das erzeugt wiederum Spannung und Faszination.

17. Ich habe bisher zwei mal Bachanal gespielt und es war nie so pornographisch wie ich es mir vorher gedacht hatte. Eher sehr gewalttätig. Das Spiel muss ich daher noch mal in einem anderen Kontext spielen. Mal schauen was Pornographie im Rollenspiel hergibt. Ich denke ja nicht besonders viel mehr als die eigentliche Erregung. Der kreativste Akt der Menschheit ist leider dazu verdammt selbst nur sehr unkreativ dargestellt werden zu können! (These...)

18. Nicht anders!

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.04.2008 | 16:05
Pornographie wird im Rollenspiel tatsächlich nicht sehr viel hergeben. Denn der Sinn von Pornographie ist neben Porno die Graphie (;D), d.h. das grafische Element, ein optischer Reiz. Es soll erregend wirken.
Beim Rollenspiel ist diese Art von Erregung nicht vorhanden und kann es nicht sein. Wenn man versucht sprachlich ein anderes (grafisches) Medium einfach nur zu imitieren wird das meist misslingen, deswegen bin ich auch bei "Cinematik" immer kritisch. Porno wäre so ein Fall wo der wechsel des Mediums den Sinn irgendwie verschwinden lässt.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 3.04.2008 | 16:08
Na ja, es gibt auch pornographische Schriften, die enthalten dann eben sehr anschauliche Schilderungen. Wenn das gut gemacht ist, kann es durchaus die gleichen Schlüsselreize auslösen wie ein Film oder Bild.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Preacher am 3.04.2008 | 16:09
Pornographie wird im Rollenspiel tatsächlich nicht sehr viel hergeben. Denn der Sinn von Pornographie ist neben Porno die Graphie (;D), d.h. das grafische Element, ein optischer Reiz.
Öhm - Stichwort pornographische Literatur?
Reiner Text - ohne Bilder - kann auch pornographisch sein.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 3.04.2008 | 16:15
Ich habe da ein paar Bücher wo definitiv pornographische Inhalte drinne stehen. Der gute Marquie de Sade gibt da so einiges her.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.04.2008 | 16:19
Ja gut Pornographisch, aber nicht grafisch. Das hat schon seinen Grund warum das Wort so heißt. Ich kenne mich mit pornographischen Schriften auch nicht so aus. Ist da nicht doch eine andere Ebene drin?

Ich sage mal so: Ist ein Text auch eine Wichsvorlage, oder eben "nur" erregend? Aber es dürfte dann doch auch klar sein dass ein Rollenspiel im Normalfall nicht primär nur der Erregung dient. Welche Funktion erfüllt dann pornographische Schilderung? Hab ich noch nie ausprobiert muss ich sagen. Tabubruch? Eine Form der Betonung oder Übertreibung?

Edit: Ok ich gebe zu "grafisch" kann auch BE-schreibend heißen. Aber meine Frage bleibt: Warum einen ich sage mal grafischen Stil für Erotik verwenden?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Preacher am 3.04.2008 | 16:23
Der gute Marquie de Sade gibt da so einiges her.
Das ist jetzt zum Beispiel einer, dessen Schriften ich ekelhaft finde - und nicht einfach pornographisch.

Der fängt bei Ejakulation in das Gesicht eines Kindes und Koprophagie erst an. Und da geht noch einiges an Steigerungen. "Die 120 Tage von Sodom" sind wirklich abgründig.

Das hat schon seinen Grund warum das Wort so heißt.
Ich weiß nicht, ob "-grafie" unbedingt was mit Bildern zu tun haben muss, oder ob sich das allgemein auf "Darstellung" ungeachtet des Mediums bezieht. Sollen sich die Linguisten drum kloppen ;)

Edit: Man kann auch schnell in Wikipedia nachschauen:
Zitat
Das aus dem Altgriechischen abgeleitete Kunstwort „Pornografie“ bedeutet wörtlich unzüchtige Darstellung; von griechisch πόρνη (pórne) = Dirne, πόρνος (pornos) = Hurer, auch Unzüchtiger, πορνεία (porneía) = Unzucht und altgriechisch γραφειν (graphein) = malen, schreiben, beschreiben.
Schreiben geht also auch ;)
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Pyromancer am 3.04.2008 | 16:27
Ja gut Pornographisch, aber nicht grafisch. Das hat schon seinen Grund warum das Wort so heißt.

Wikipedia meint:
Das Grundwort (Determinatum) -graphie bzw. -grafie (-γραφή oder -γραφία) stammt von dem griechischen Verb graphein, „schreiben“.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 3.04.2008 | 20:16
Gut. Dann ist das ja geklärt.

Pornographie im Rollenspiel? Natürlich hat auch die irgendeine Berechtigung. Welchen Stellenwert sie letztlich einnimmt ist auch recht egal. Wenn ich mir Pornographie anschaue dann hat das einen sehr eindeutigen Zweck. Letztlich ist sie ein kleines aber immer wieder mal in meinem Sexleben auftauchendes Mittel.

Nun gibt es ja auch in der Kunst pornographische Stilmittel oder eine gewisse Ästhetik, derer man sich bedient um etwas bestimmtes auszusagen. Meistens gelingt das aus meiner Sicht im rein ästhetischem Bereich.

Was könnte uns Pornographie oder derer Stilmittel und Ästhetik im Rollenspiel geben? Welche Tore, die es sich lohnt zu öffnen würden dadurch aufgestoßen werden? Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, was außer der Erregung da noch herausspringen sollte. Um sich mehr als einen reinen Hirnfick zu geben muss da auch schon mehr intendiert werden. Nur kann das wieder sehr kopflastig und letztlich entgegen der Grundintention sein.

Irgendwie reizt mich das als Experiment schon und wir haben in unserer Gruppe auch verschieden freigeistliche Personen mit denen man das sicherlich ausprobieren kann.

Als ich meiner Freundin bei einer unserer ersten Treffen erzählte das ich Rollenspiel mache, leuchteten ihre Augen und sie meinte:"Oh, ich auch!" Ich:"Was? Du auch? Was spielst du denn? Welches System?" Sie:"Häh?"

Ich denke ihr versteht. So weit entfernt von der Erotik liegt das Rollenspiel also scheinbar doch nicht! (Leider interessiert sie unser Rollenspiel so gar nicht aber als ich ihr von diesem Thread erzählte erinnerte sie mich an diesen etwas verqueren Dialog...)

Weiter zum Thema. Wer hat denn Erfahrung mit expliziten Szenen im Rollenspiel und wie waren die Reaktionen? (Frank und Jörg offensichtlich aber was habt ihr da erzählt, wie war die Gruppenkonstellation und wie wurde es aufgenommen? Und vor allem was hat es eurem Rollenspiel an Mehrwert gebracht?)

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 3.04.2008 | 20:33
Also um mal eine Szene rauszugreifen.

Ichhabe in meiner Reign Runde die Tochter einer Kapitänin eingeführt, die sollte eigentlich 12 Jahre alt und nur ein bisschen süß sein.

Frank hat sofort geschriehen, das sie aber eine abgefahrene Assesine ist und ich habe die Idee dann aufgegriffen. Sie war jetzt also eine Frau die im Körper eines Mädchens gefangen war. Sehr zynisch, was Frank und seinen Charakter extrem angemacht hat.

Nach einer Szene w o Frank eine andere Frau bezirzen musste und die gute Salva ihm einen Tiefschlag verpasst hatte, damit er nicht den Reizen der Dame erliegt, habe ich beschrieben, wie sie in seine Hose greift um zu testen ob denn noch alles funktioniert. Frank ist darauf absolut eingestiegen und ich habe beschrieben wie sie ihm schön und ausführlich einen bläst, Frank hat dann den eigentlichen Akt sehr ausführlich beschrieben.

Was hat es uns gebracht?

Ich denke mir auf jeden Fall eine Menge Spaß in der Szene und die perfekte Verknüpfung der beiden Charaktere. Was es Frank gebracht hat, muss er selber erzählen, da ich das nicht so genau weiß.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 3.04.2008 | 20:40
Und wie hat es die Gruppe aufgenommen?

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Samael am 3.04.2008 | 20:45
Äh, ihr hab ausführlich sexuelle Akte erwachsener Männer mit 12jährigen Mädchen ausgespielt?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 3.04.2008 | 20:49
Tja, es hat sich keiner Beschwert. Ich kann nicht genau sagen, wie der Rest es wirklich aufgenommen hat. Die Resonanz nach der Runde war aber hervorragend.

Sex ist halt normal in meinen Runden, das ich mal ins Detail gehe und auch unser neuer Mitspieler hat sich da ganz schön gemausert. Der hat das nächste mal eine Szene mit einem Jungen der sich in seinen männlichen Charakter verliebt hatte sehr explizit geschildert.

Edit für Leute, die nicht lesen können noch mal mit Hervorheben:

Zitat
Frank hat sofort geschriehen, das sie aber eine abgefahrene Assesine ist und ich habe die Idee dann aufgegriffen. Sie war jetzt also eine Frau die im Körper eines Mädchens gefangen war. Sehr zynisch, was Frank und seinen Charakter extrem angemacht hat.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.04.2008 | 21:08
Also ist das kein wirklich bewusstes Stilmittel, sondern ergibt sich einfach so weil eben alle Spieler das können?

Wenn ich mir vorstelle dass ich in meiner Runde in entsprechenden Szenen irgendwelche Geschlechtsteile erwähnt hätte, dann hätten meine Spieler vermutlich kaum ernst bleiben können. Ich meine Komik oder Übertreibung, vielleicht auch etwas Schock kann ich mir gut vorstellen, aber das so als wenn nichts wäre ins Spiel einbauen, ist schon ne Leistung...
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Pyromancer am 3.04.2008 | 21:14
Wenn ich mir vorstelle dass ich in meiner Runde in entsprechenden Szenen irgendwelche Geschlechtsteile erwähnt hätte, dann hätten meine Spieler vermutlich kaum ernst bleiben können. Ich meine Komik oder Übertreibung, vielleicht auch etwas Schock kann ich mir gut vorstellen, aber das so als wenn nichts wäre ins Spiel einbauen, ist schon ne Leistung...

Das macht die Übung...
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Samael am 3.04.2008 | 21:14
@Jörg D.
Völlig egal. 12jähriger Körper ist 12jähriger Körper. Für mich wär das ein Tabu. Ich weiß auch nicht, was daran "zynisch" sein soll.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 3.04.2008 | 21:18
Ja, das ergibt sich so aus der Situation heraus. Ich setze sex oft als Stilmittel ein , gerade in Intrigenkampagnen, aber wie sehr man ins Detail geht hängt immer vom Partner in der Szene ab.

Das ist auch keine Leistung, sondern nach meiner Meinung mehr ein Zeichen für ein gutes Eintauchen in die Spielwelt.

In der Vorstellung bin es halt nicht mehr ich, sondern es ist ... der oder die sehr lebendig im Kopf des Spielers entstehen.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 3.04.2008 | 21:20
@Samael: was für ein Tabu meinst Du? Ein moralisches oder ein ästhetisches?

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Preacher am 3.04.2008 | 21:21
@Jörg D.
Völlig egal. 12jähriger Körper ist 12jähriger Körper. Für mich wär das ein Tabu. Ich weiß auch nicht, was daran "zynisch" sein soll.

1.) Zynisch war der NSC, also die Assassinin -  nicht die Situation.
2.) Die Person war kein Kind. Der Körper ist sekundär. Wenn eine Erwachsene Frau durch Magie (oder was weiß ich) im Körper eines Kindes feststeckt, dann ist sie trotzdem kein Kind, sondern bleibt erwachsen.

Könnten wir bitte hier nicht den x-ten "Abgründe"-Thread draus machen?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.04.2008 | 21:38
Das ist auch keine Leistung, sondern nach meiner Meinung mehr ein Zeichen für ein gutes Eintauchen in die Spielwelt.
Da mag was dran sein. Die "Leistung" ist dabei halt dass man sich durch nichts rausreißen lässt. Das ist vielleicht wirklich nur die Gewöhnung.
Was mich dabei interessieren würde: Gibt es da OOC-Kommentare zwischendurch (wenn ja welche), oder geht so eine Szene dann komplett in-character in einem durch?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 3.04.2008 | 21:49
In den Szenen selber gibt es im Normalfall null OT Gebrabbel, da die Spieler ja auch selber ihre Szenen haben wollen, wo der Fokus auf ihnen liegt. Die Szenen sind hoffentlich so gut, das das zuschauen Spaß macht und die Spieler deshalb so ruhig sind. Eine Spielerin sagte mal etwas von Hörbuch Qualitäten, aber das war wohl um zu schleimen.

Sonst sind wir ganz normal.

Chips essen, Sachen trinken, auch OT Gelaber. Aber in den Spotlight Szenen geht es halt ruhig zu. Wenn ich länger mit einem Spieler in einer Szene bin und es zu Störungen kommen könnte, weil die Szene für die Anderen uninteressant ist, weise ich einem anderen Spieler nen NSC, SL Gewalt oder eine Aufgabe zu und lasse die beiden oder drei ihre Szene spielen. Dann stören sie mich nicht beim Spotlight, weil ihnen langweilig ist.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 3.04.2008 | 22:10
Ich meinte jetzt natürlich speziell in Sex Szenen. Da labert keiner dazwischen und alle lauschen gebannt? Kein kleiner Witz, oder so?
Und wird da nachher noch drüber gesprochen, oder ist das gar nicht erwähnenswert?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 3.04.2008 | 22:18
Nö, das ist ganz normal, wie andere Szenen auch.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Funktionalist am 4.04.2008 | 01:15

Zitat
1.
Jepp, dann moderiere mal!
2. Was bezeichnet ihr als Erotik im Rollenspiel?
Wenn das Knistern zwischen zwei Charakteren anfängt.
Zitat
3. Wie geht ihr damit um? Fühlt ihr euch wohl dabei?
Wir gehen dabei so weit, wie man sich wohl fühlt, was in der Regel ins Schlafzimmer entlang der Kleidungsspur bis kurz vors aufs Bett fallen geht. Bei Weitem nicht so weit, wie bei Jörg.
Zitat
4. Wie geht eure Gruppe damit um?
meistens wird es humoristisch betrachtet, wenn zwei männliche Spieler Ingame miteinander flirten, oder einer versucht den anderen zu verführen...
Es fallen eine Menge OC KOmmentare und alle haben ein Grinsen auf den Lippen. Das heißt, ganz direktes Ausspielen wäre wahrs. den meisten von uns unangenehm. Das liegt allerdings daran, dass wir auch so recht verschwiegen sind...nicht wirklich verklemmt, es gibt solche Gespräche ;D, aber sehr selten und die sind dann immer privat. Erotik ist halt selten ein Thema.
Anders ausgedrückt: wir ziehen unseren Spaß weniger aus den Beschreibungen und dem Erleben, als aus dem Miteinander und Gegeneinander der Chars und dem Erleben der geschichte.
Zitat
5. Wie kommt es zu Erotik im Rollenspiel?
Spontan und dann mal wieder nicht spontan. mal Lustig (ein verliebter Troll), mal ernst (Char eines Kumpels versucht meinen Char um den Finger zu wickeln und schafft das auch)
Zitat
6. Was für Erotik kommt vor?
Erotik in Gesten und Andeutungen. Seltenst farbig illustriert.
Zitat
7. Gibt es Tabus und wer legt das fest?
stehen im Gruppenvertrag.  ~;D
mit Sicherheit gibt es Tabus...aber wir sind recht eingenordet und ein "Ihr seid doch krank!" beendet die anstößige Szene.
Da wir uns Zurückhalten und es nicht soo viel davon gibt zwei bis dreimal je Kampagne...werden selten Tabus gebrochen.(Naja wenn ich so an die Sabbatrunde denke gibt es wahrs. Settingabhängige Tabus?)
Zitat
8. Wie legt ihr Grenzen und Schattierungen fest?
gar nicht. da gibt es nichts festes.
Wir sind auch alle brutal ehrlich zueinander, da wehrt man sich schon, wenn es unangenehm wird. Immerhin kennen wir uns schon seit15Jahren.
Zitat
9. Sprecht ihr außerhalb des Rollenspiels mit der Gruppe über Erotik im Rollenspiel?
jepp. und wir haben Spaß daran. Meistens necken wir uns damit. Ärgern kann man es nicht nennen...foppen. das ist es.
Zitat
10. Fühlt ihr euch durch Erotik im Rollenspiel erregt und stört euch das, bzw. ist das ein Grund keine Erotik im Rollenspiel zu haben?
ich möchte nicht erregt werden, wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin. chon gar nicht, wenn das Gegenüber von meinem Kumpel gespielt wird. Da spielt das beziehungsbild, das man hat schon eine wichtige Rolle. Im Spiel darf es Knistern, zur Sache gehen, wenn es einen anderen geschmack hat als feuchte Bettlaken.
In unserer Gruppe gehört Erotik als Erregung nicht dazu.
Zitat
11. Warum ist Erotik so etwas anderes als Gewalt im Rollenspiel? (Ist es das?) Welchen Stellenwert sollte es besitzen?
So anders ist das nicht. Man kann auch bei Gewaltdarstellung Grenzen überschreiten, sodass niemand mehr Lust hat zu spielen...
Als Element in Geschichten und mit der angenehmen Detailtiefe kann beides bereichern. Zu detailliert wirkt es nur noch negativ.
Zitat
12. Schildert eure erotischste Szene im Rollenspiel! (Das soll keine Wichsvorlage sein sondern eine mögliche Verständigung über die verschiedensten Vorstellungen wann und wie für den einzelnen Erotik im Rollenspiel funktionieren kann.)
das wäre für euch hartgesottene enttäuschend. ;D
Zitat
13. Schildert die intendiert erotische aber in Wirklichkeit unerotischste Szene...
Wir intendieren meist keine erotik, weil sie bei uns kein Ziel darstellt, sondern lediglich ein Gewürz, dass ungeplant reingestreut wird.

@ 12-Jährige Mädchen
Wäre bei uns wahrs. ähnlich abgelaufen, nur weniger detailliert.
Quasi andere Schnitttechnik und die FSK16 Variante.

sers,
Alex
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Joerg.D am 4.04.2008 | 09:13
Ich möchte noch einmal etwas klarstelllen.

Es ist kein 12 jähriges Mädchen, es ist eine erwachsene Frau und tötliche Assesine, die zynisch auf ihre Einsperrung in diesen Körper reagiert und die der Char schon aus Kindertagen kennt. Sie verhält sich nicht im geringsten, kindlich und macht damit das Mädchenthema und eventuelle pädophile Neigungen  zunichte.

Keiner von uns hat die Frau als 12 Jährige wahrgenommen, wie es einige Spinner uns hier unterjubeln wollen.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 4.04.2008 | 09:35
Danke für eure Antworten. Ich denke wir können das 12-jährige Mädchen-Ding jetzt auch fallen lassen, inklusive dem Kommentar von Samael, wer doch Klärungsbedarf darüber hat, bitte per PM.

Was mir aufgefallen ist: unser Hobby ist stark männerlastig. Ich schätze mal so 85-90% Anteil an Männern. Wie hoch ist also die Angst vor tiefer gehender Erotik weil Homophobie im Spiel ist? Natürlich stimmt was Destruktive_Kritik gesagt hat: in einer Runde von Freunden will ich nicht unbedingt erregt werden. Das ist ein Argument was auch außerhalb der Homophobie greift. Ich denke der hohe Anteil an Männern wirkt als starker Hemmer. Was denkt Ihr?

Weiterhin sind da die Grenzen die einem die Scham, die Privatsphäre und der "allgemeine Geschmack" vorgibt. Wie hoch schätzt Ihr diese bei euch und bei euren Mitspielern ein?

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.04.2008 | 09:38
Sorry Dirk, eins muss ich dazu noch mal einwerfen: Genau deshalb sollte man sensible persönliche Sachen nicht auf Tanelorn posten, weil zu vielen Leuten hier einfach einer abgeht, wenn sie andere Menschen verurteilen können, da müssen sie dann auch nicht mehr lange nachfragen. Diese ganze verschissene Heuchelei schlägt mir auf die Seele.

Es betrübt mich sehr, dass ich hier nicht mehr offen sein kann, aber das ist die Konsequenz. Damit verliert das Forum dann auch im Wesentlichen seinen Wert für mich.

Edit: Wobei Samaels Aussage, dass das "für ihn" ein Tabu wäre, natürlich in Ordnung ist. Trotzdem schmeckt mir der erste Post, so nach dem Motto: "Ihr habt WAS gemacht?!" nicht. Vielleicht überinterpretiere ich diese spezielle Aussage, aber das nimmt dem oben Gesagten im Übrigen nicht seine Richtigkeit.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Foul Ole Ron am 4.04.2008 | 10:29
Die "Männerlastigkeit" sorgt (zumindest bei mir) eigentlich mehr für eine qualitative Verschiebung des Themas Sex als für eine quantitative Hemmung. Ansonsten besteht da eigentlich wenig Unterschied zwischen Männlein und Weiblein in der Gruppe. Männer und Frauen reden (meist) einfach unterschiedlich von Sex und Erotik. Schon klar: Ausnahmen bestätigen die Regel, und man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Es ist aber eben ein Unterschied, ob Mann mit Mann, Mann mit Frau oder Frau mit Frau spricht / spielt, und Tendenzen (so klischeehaft sie auch sein mögen) sind da: Männer sind da eher direkt, oft ein bisschen "grober" (nicht unbedingt physisch grober...) und schneller  >;D, Frauen hingegen oft etwas romantischer, subtiler und "genießender".
Scham, Privatsphäre und der "allgemeine Geschmack" werden eher langsam "abgetastet" (uuh,) als einfach vor allen direkt auf den Tisch gelegt (Doppel-uuuuh) und zur Diskussion gestellt. Ich meine, man macht zu Beginn einer solchen Szene nicht zuerst mal alle damit vertraut, das man selbst im Keller einen Darkroom eingerichtet hat, und jede Woche ein Dutzend Swinger per Zeitungsanzeige... - sondern man gibt eben nur häppchenweise von sich selbst preis, und beobachtet erstmal, wie die anderen darauf reagieren. Je nach dem, wie gut sich die Gruppenmitglieder kennen und vertrauen, fallen diese Häppchen natürlich unterschiedlich groß aus.
Die angesprochenen Grenzen werden (bei uns) durch dieses "vorsichtige abchecken" ausgelotet - wobei der "Sensibelste" dann als allgemeiner Maßstab gilt. Dabei kann man aber durchaus sagen, das ein wenig provozieren erlaubt ist - unangenehmes Nachbohren (uuuuuuuuuuh!!!) aber verboten.

Edit als Nachtrag zu Vermi´s Post: Wenn man sich überlegt bzw. ansieht, wie schwierig das Thema oft schon in der eigenen Gruppe, die meist aus guten Freunden besteht, zu handeln ist, dann braucht man sich über Kontroversen in einem öffentlcihen Forum ja nicht zu wundern. Das ist aber doch relativ - ich meine, ich erzähle meinem Friseur auch nicht alles, aber trotzdem ist er dadurch nicht wertlos für mich.
Wie immer muss man halt ein wenig aufpassen, WEM man WANN WAS und WIE erzählt. Das ist aber überall so. Manchmal mehr, manchmal weniger.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Nocturama am 4.04.2008 | 10:38
Zitat
Ich denke der hohe Anteil an Männern wirkt als starker Hemmer. Was denkt Ihr?

Ich kann's natürlich nur von der anderen Seite beantworten ;) Ich hätte viel weniger Probleme damit, in einer reinen Frauenrunde auch mal explizite Beschreibungen auftauchen zu lassen oder in-play zu flirten (zugegeben, bisher hatte ich nur gemischte Runden...). Oder zumindest, wenn mein Gegenüber auch weiblich ist (was bei einigen männlichen Mitspielern sicher für Gekicher sorgen würde).
Einen Mitspieler des anderen Geschlechts derart anzuspielen, lasse ich normalerweise lieber sein. Vielleicht tue ich ihnen damit unrecht, aber ich wäre immer unsicher, ob mein Gegenüber auch tatsächlich unterscheiden kann, dass nicht ich mit ihm flirte, sondern mein Charakter mit seinem. Sicher sollte man davon ausgehen können, dass das Gegenüber sich diesen Unterschiedes bewußt ist, allerdings habe ich schon oft genug erlebt, dass aus netten Gesprächen flott tiefere Intentionen rausgelesen wurden... Also: sicher ist sicher, ehe ich emotionale Verwicklungen verursache oder mir Freundschaften versaue, lasse ich es ganz sein oder spiele die Szene nicht aus. Und fangen wir gar nicht damit an, was eventuelle Freundinnen sagen würden, wenn der Mitspieler nach Hause kommt und von der tollen Sexszene berichtet, die er sich mit einer anderen Frau ausgedacht hat...
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 4.04.2008 | 10:47
@Nocturna: besonders an die beiden letzten Argumente hatte ich ja noch gar nicht gedacht! Danke dafür. Es wird also immer komplexer!

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 4.04.2008 | 11:17
2. Was bezeichnet ihr als Erotik im Rollenspiel?

Nun, erotisch kann auch schon der Auftritt eines NPC sein. Eine Aura, eine Szene, ein Ort. Interaktion zwischen Spielern ist nicht unbedingt nötig (s.u.). Einen Charakter sinnlich zu beschreiben reicht oft schon aus um ein Kribbeln zu erzeugen.

3. Wie geht ihr damit um? Fühlt ihr euch wohl dabei?


Wohl fühlen? Kommt darauf an. Leider kommt dieses interessante Thema bei uns noch zu wenig vor. Fällt mir erst auf seit ich hier mitlese. Unser Spielleiter baut oft "sexy" Frauen ein. Ich als spielleiter (in meiner Frauenrunde ;)) oft sexy Männer. Bisher bleiben die Charaktere (bis auf sehr wenige Ausnahmen) aber eher an der Oberfläche. Dabei fühle ich mich dann oft nicht sehr wohl. Wenn es mal stimmig ist, dann finde ich das großartig!

4. Wie geht eure Gruppe damit um?

Ehrlich gesagt... fast gar nicht ;). Wie bei vielen Gruppen ist die Erfahrung mit Erotik unter unseren Spielern recht ungleich verteilt. Auf der einen Seite ein Familienvater mit zwei Kindern, auf der anderen Seite ein deutlich jüngerer "eigenbrödler" mit - nach eigenen Angaben - wenig "Erfahrung". Wenn ich mich auf Cons so umsehe, dann habe ich den Eindruck, dass genau aus diesem Spannungsverhältnis heraus so viele Probleme mit dem Thema im Rollenspiel entstehen.

5. Wie kommt es zu Erotik im Rollenspiel?

Zunächst dreht sich alles um NPC. Wie an anderer Stelle dargestellt, hat auch unser SL uns nahe gelegt nicht CG zu spielen. Unsere aktuelle Kampagne ist da die erste Ausnahme. Da wir allerdings erst einmal in den neuen Rollen gespielt haben, kann ich da noch nicht viel berichten.

Also sind es meist NPC die eine gewisse Erotik in unser Spiel bringen. in 80% der Fälle beginnt alles mit einem Bild, einer Szene. Ein Stilmittel um die Rolle des Charakters zu verdeutlichen: Opfer, Vamp, begehrenswerte Göttin, gefallener Engel... Meist verbirgt sich dahinter ein Hinweis auf die Story. In den seltenen Fällen, in denen sich daraus ein tatsächliches Story-Element entwickelt, endete die Szene recht früh wieder.

6. Was für Erotik kommt vor?


7. Gibt es Tabus und wer legt das fest?

Unser SL kennt wenig Tabus, allerdings nicht in jeder Kombination von Spielern. Natürlich kommt auch schon mal sexuelle Gewalt als Stilmittel vor. Dabei soll ja gerade Abscheu erzeugt werden. Ich möchte betonen, das hier sehr oft Männer die Opfer sind .

8. Wie legt ihr Grenzen und Schattierungen fest?

Wir geben immer direktes Feedback. Ich denke, die Grenzen sind allen klar. Wir spielen halt schon lange zusammen. Ich würde sagen, wir sind machmal eher zu vorsichtig ;)

9. Sprecht ihr außerhalb des Rollenspiels mit der Gruppe über Erotik im Rollenspiel?

Nein, bisher noch nicht... wird aber nach dem Beitrag hier kommen  :d. Danke dafür.

10. Fühlt ihr euch durch Erotik im Rollenspiel erregt und stört euch das, bzw. ist das ein Grund keine Erotik im Rollenspiel zu haben?

Nein, Erregung habe ich - zumindest im erotischen Sinne - noch nicht erlebt. Stimmungen wurden natürlich schon erzeugt. Was auf die emotionale Ebene durchgedrungen ist waren allerdings eher tragische Elemente. Ich persönlich bin z.B. ein Freund der tragischen Sehnsucht ohne Chance auf Erfüllung. Agone ist da ein hervorragendes Spiel ;)

11. Warum ist Erotik so etwas anderes als Gewalt im Rollenspiel? (Ist es das?) Welchen Stellenwert sollte es besitzen?

Weil wir oft deutlich mehr Erfahrung mit Gewalt als mit Erotik haben. Seit dem ersten D20 ist Gewalt ein Teil des Spiels. Regeln für soziale Komponenten im Spiel sind noch immer deutlich seltener. Grundsätzlich bin ich Freund von "so viel Gefühl wie möglich". Damit sollte Erotik eigentlich einen höheren Stellenwert einnehemen. Ich denke, je älter die Spieler, desto einfacher wird das.


Was mir aufgefallen ist: unser Hobby ist stark männerlastig. Ich schätze mal so 85-90% Anteil an Männern. Wie hoch ist also die Angst vor tiefer gehender Erotik weil Homophobie im Spiel ist? Natürlich stimmt was Destruktive_Kritik gesagt hat: in einer Runde von Freunden will ich nicht unbedingt erregt werden. Das ist ein Argument was auch außerhalb der Homophobie greift. Ich denke der hohe Anteil an Männern wirkt als starker Hemmer. Was denkt Ihr?

Weiterhin sind da die Grenzen die einem die Scham, die Privatsphäre und der "allgemeine Geschmack" vorgibt. Wie hoch schätzt Ihr diese bei euch und bei euren Mitspielern ein?

Passt 100% zu meinen erfahrungen. Dabei vielleicht ein interessanter punkt. ich leite als Spielleiter eine Frauenrunde (mit meiner Verlobten zusammen). Erotik gehört hier viel selbstverständlicher zum Programm, wird aber ebenfalls kaum angegangen. Die Schamgrenzen sind in der Gruppe noch viel eher erreicht als bei uns "harten Typen". Dafür ist die Erotik aber "realistischer". Da kommt es schon mal zu einem Flirt mit einem NPC, zu Eifersucht innerhalb der Gruppe ...

Homophobie erkenne ich bei uns eher nicht. Es ist eher die Problematik Frauen realistisch zu verkörpern, so dass auch "real" ein Knistern entsteht. Ich finde es extrem schwer Erotik "abstrakt" zu "erleben" (da passen selbst die Worte nicht...). Das stelle ich mir in einer gemischen Gruppe sehr spannend vor. Da hat man wiederum das Problem Charakter- und Spielerebene zu trennen. Ne richtige "Lösung" habe ich dafür noch nicht.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.04.2008 | 11:53
Vielleicht tue ich ihnen damit unrecht, aber ich wäre immer unsicher, ob mein Gegenüber auch tatsächlich unterscheiden kann, dass nicht ich mit ihm flirte, sondern mein Charakter mit seinem.

Und manchmal ist es vielleicht doch nicht nur der Charakter, und das macht gerade den besondren Reiz aus. Dann ist es wie mit jedem (echten) Flirtversuch: Es kann auch voll nach hinten losgehen. Es kann aber auch sehr viel Spaß machen, egal ob mit oder ohne weiterführende Intention.

Edit: P.S.: Wobei es in der Regel ungeschickt ist, den Rollenspiel-Flirt gleich mit einer explizit beschriebenen Sexszene zu beginnen. ;)
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 4.04.2008 | 11:56
Danke Dead Operator. Gerade dieser Absatz lässt mich schwer grübeln:

Zitat
Ehrlich gesagt... fast gar nicht Wink. Wie bei vielen Gruppen ist die Erfahrung mit Erotik unter unseren Spielern recht ungleich verteilt. Auf der einen Seite ein Familienvater mit zwei Kindern, auf der anderen Seite ein deutlich jüngerer "eigenbrödler" mit - nach eigenen Angaben - wenig "Erfahrung". Wenn ich mich auf Cons so umsehe, dann habe ich den Eindruck, dass genau aus diesem Spannungsverhältnis heraus so viele Probleme mit dem Thema im Rollenspiel entstehen.

Das ist definitiv ein Tabuthema! Ich versuche es ganz vorsichtig und will damit wirklich, auch für etwaige Erwiderungen, sachlich bleiben. Ich habe in der Gamerszene öfters sozial etwas eigene Menschen kennengelernt. Meine Beobachtungen und meine Erfahrungen waren dann auch derart, dass ich zu dem Schluss gelang: oftmals fehlt ihnen, auch im fortgeschrittenen Alter, die Erfahrungen einer Beziehung oder irgendwelche sexuellen Kontakte. In meiner ersten Gruppe war dieses Phänomenen teilweise altersbedingt, ich hatte damals selbst keinerlei sexuelle Erfahrungen, was mit 14 oder 15 auch verständlich sein kann. Mit fortschreitendem Alter blieb dieses Phänomen aber bei einigen erhalten, teilweise meine besten Freunde, mit denen ich mich darüber auch verständigen konnte. Erstaunt war ich als ich in der Gamerszene diese Beobachtung ebenso machte und sie immer wieder mache! Oftmals sind das dann Vermutungen und dementsprechend unfair. Wenn ich also schließe: die Gamerszene hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil an, für ihr Alter entsprechend, sexuell unerfahrenen Menschen lehne ich mich weit aus dem Fenster. Meine Freundin liest hier mit und sie sagte mir eben: das Hobby zieht ein bestimmtes Klientel an und oftmals nicht so extrovertierte Charaktere, dann ist da ein Mangel an Erfahrung nicht verwunderlich! Sie meint dies auch nicht abwertend, einfach beobachtend.

So verstehe ich mein geschriebenes auch. Nicht wertend sondern beobachtend und daraus schließend, dass hierin eine zusätzliche Quelle von Problemen im Umgang mit diesem Thema liegt.

Meine Bitte: bleibt sachlich und fair. Grabenkämpfe sind absolut unerwünscht.

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Caralywhynn am 4.04.2008 | 12:15

Einen Mitspieler des anderen Geschlechts derart anzuspielen, lasse ich normalerweise lieber sein. Vielleicht tue ich ihnen damit unrecht, aber ich wäre immer unsicher, ob mein Gegenüber auch tatsächlich unterscheiden kann, dass nicht ich mit ihm flirte, sondern mein Charakter mit seinem.

Sicher sollte man davon ausgehen können, dass das Gegenüber sich diesen Unterschiedes bewußt ist, allerdings habe ich schon oft genug erlebt, dass aus netten Gesprächen flott tiefere Intentionen rausgelesen wurden...

Also: sicher ist sicher, ehe ich emotionale Verwicklungen verursache oder mir Freundschaften versaue, lasse ich es ganz sein oder spiele die Szene nicht aus. Und fangen wir gar nicht damit an, was eventuelle Freundinnen sagen würden, wenn der Mitspieler nach Hause kommt und von der tollen Sexszene berichtet, die er sich mit einer anderen Frau ausgedacht hat...

 :d Word! :d

Bei uns war in der entsprechnden Gruppe die Freundin (welche zusätzlich auch noch meine Beste Freundin ist und sowieso ein dezentes Eifersuchtsproblem hat ;) ) des entsprechenden Charplayers ebenfalls als Spielerin anwesend. Daher hat sich die "Erotik" zwischen den Chars auf ganz dezente Dinge und sehr frühe Schnitte beschränkt. War trotzdem schön, auch wenn es meiner Meinung nach ein wenig ausführlicher hätte sein können ;) .
Des weiteren ist mein liebster Mann SL gewesen und selbst ohne meine Freundin im Hintergrund, wäre es mit der Erotik nich sehr viel deutlicher geworden denke ich, da der männliche Spielerchar der beste Freund meines Mannes ist und sich entsprechend aus Rücksicht auf meinen Mann zurückgehalten hat - also eine ziemlich verzwickte soziale Kiste.  ;D
Das Interessante daran ist, dass der entsprechende Spieler und ich uns darüber nicht wirklich ausführlich austauschen mussten, wo die Grenze für die anderen ist, da waren wir uns ziemlich einig und haben das auch unter uns zweien ohne die anderen ausgemacht.

Ich denke, dass das, was Nocturama da anspricht genau das trifft, weshalb bei uns in den Gruppen Erotik eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Ich habe z.B. festgestellt, dass wenn ich mit einer Gruppe z.B. auf dem Treffen spiele, ganz anders in Hinsicht auf Sex/Erotik agieren kann, als in unserer Gruppe zu Hause. Eben weil diese zwischenmenschliche Komponente nicht so kompliziert ist und ich keine Rücksicht auf eventuelle Befindlichkeiten von MitspielerInnen nehmen muss, da ich dann davon ausgehe, dass meine Mitspieler ganz genau wissen, dass das INGAME ist und nichts anderes.

Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 4.04.2008 | 12:22
EDIT:
Ich stimme Dir (Dirk) 100% zu. Wenn meine Freundin nicht selbst spielen würde und somit viel Verständnis für das Hobby aufbringen würde, wäre meine Rollenspielgruppe auch nicht mit meinem restlichen Privatleben vereinbar. Wer an sexuellen Erfahrungen interessiert ist, wird sich kaum jeden Samstag in eine Keller einfinden um zu zocken.

In meiner letzten Beziehung war an Rollenspiel (Pen & Paper  ~;D) gar nicht zu denken.

Auch in meiner Gruppe frage ich mich oft: Wie kann man einem Beruf nachgehen, 2x in der Woche rollenspielen und dann eine Beziehung aufbauen?

Andererseits hat sich das Thema in den letzten Jahren in meinem Umfeld erheblich "entkrampft". Mir ist z.B. ganz klar gewordenm, dass mir mein Hobby wichtig ist und ich nicht mehr bereit bin eine Beziehung zu leben, in der kein Raum für mein Hobby ist. Andererseits bin ich natürlich jederzeit bereit ein Runde für meine (zukünftige) Frau aufzugeben.

Betrachtet man die Tanelorn-Treffen, so fällt doch ein erfreulich hoher Anteil an Menschen auf, die nicht dem klassischen "NERD-Klischee" entsprechen. Na ja... wenn ich mir die Fotos ansehe... vielleicht doch ... hm, wie sehe ich denn da aus... oh je  ~;D.

Mal im Ernst: Ich persönlich kenne Vermi, Don, Ingo, Tim, Jörg, Micha und viele Andere vom Treffen und weiß, dass ihre sozialen Kontakte sicher nichts zu Wünschen übrig lassen ;). Seltsamerweise sind das auch die Spieler, mit denen ich gerne spiele. WICHTIG: Der Umkehrschluss trifft nicht unbedingt zu! "Wenn Du keine Freundin hast spiele ich nicht mit Dir...!!!" Also bitte gar nicht erst in die Richtung interpretieren.

Grundsätzlich liebe ich Rollenspiel mit viel Gefühl und vielen Verbindungen zum realen LebenTM. Spiele gerne intensiv in einer Rolle (deep immersion - oder wie das heisst...). Da gehören eigentlich alle Gefühle dazu, also auch Erotik. Dabei geht natürlich nur das, was ich auch in meiner eigenen Vorstellungswelt entwickeln kann. Wenn ich ein bestimmtes Bild von Erotik lebe, werde ich es auch nur so spielen können.

Ich persönlich finde es sehr reizvoll die Grenzen des eigenen Lebens im Rollenspiel etwas auszudehnen. Schließlich spielt sich ein Held besser als ein "Normalo", der ich nun mal bin. Warum dann nicht auch im Erotischen. Ich persönlich würde meinen Mitmenschen grundsätzlich keine Sex-Phanatsien zumuten wollen... aus den oben beschriebenen Gründen und weil ich mich selbst nicht immer und überall öffnen möchte. Charaktere mehr sinnlich darzustellen werde ich allerdings "üben".
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 4.04.2008 | 13:23
@Cara: ich hatte so leicht vermutet, dass man mit einer lang spielenden (vertrauteren) Gruppe mehr Erotik im Spiel hat. Du hast aber vollkommen Recht! Viele soziale Verstrickungen in der Gruppe können ebenso ein Hindernis für Erotik im Spiel sein als zu wenig!

Danke für die Richtigstellung meiner Naivität!

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.04.2008 | 14:29
Erotik ist, nicht nur im Rollenspiel, ein Thema, dass für viele außerhalb der Comfort Zone liegt. Es mag sein, dass Menschen, die mit ihrer eigenen Sexualität im Reinen sind, entspannter damit umgehen. Aber ganz entspannt muss es ja vielleicht auch gar nicht sein: Ein bisschen Spannung kann die Sache auch interessant machen. Gerade, wenn man Grenzbereiche austestet, ganz egal ob es jetzt Jörgs und meine Perversionen sind, oder einfach nur der Grad der expliziten Beschreibung einer „harmlosen“ erotischen Szene.

Ein Denkanstoß: Wer sich immer sicher innerhalb der Grenzen dessen aufhält, von dem er weiß, dass es ihm gefällt, wird nie erfahren, was ihm vielleicht entgeht. Auch das gilt für jede Art von Erotik, nicht nur im Rollenspiel. Es kann sehr bereichernd sein, jemanden zu haben, der einen herausfordert, der einen pusht und dazu bringt, vorsichtig tastend an die eigenen Grenzen vorzudringen – und diese vielleicht sogar zu überschreiten. Voraussetzung ist Vertrauen – aber nicht unbedingt Vertrautheit. Manchmal ist es, wie Cara schon beschreibt, mit einem Fremden sogar einfacher.

Interessant erscheint mir auch das Verhältnis der sinnlichen Komponente (wie sieht es aus, wie hört und fühlt es sich an, wie riecht und schmeckt es) und der emotionalen Komponente (was empfinden die Beteiligten dabei). Beide können ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein und ganz unterschiedliche Grenzen für verschiedene Spieler haben, und je nach Einsatz kann sich dadurch das Spielgefühl total verändern.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 4.04.2008 | 14:48
Interessant erscheint mir auch das Verhältnis der sinnlichen Komponente (wie sieht es aus, wie hört und fühlt es sich an, wie riecht und schmeckt es) und der emotionalen Komponente (was empfinden die Beteiligten dabei). Beide können ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein und ganz unterschiedliche Grenzen für verschiedene Spieler haben, und je nach Einsatz kann sich dadurch das Spielgefühl total verändern.

Jo! Das ist für mich persönlich der Kern der Sache. Im Spiel beginnt es ja meist mit der Beschreibung einer Person oder eines Szene. Wie im Film spielen hier verschiedene Komponenten eine Rolle: Licht, Perspektive etc. Ingo (unser SL) arbeitet zB sehr gerne mit Kameraperspektiven wenn er etwas beschreibt. Auch magische Visionen oder Traumszenen bringen oft eine interessante Perspektive. So kann ich z.B. eine Szene aus der Perspektive eines NPCs beschreiben oder bewusst die Perspektive eines Beobachters einnehmen.

Grundsätzlich gilt die Regel: Zeigen, nicht beschreiben! ich beschreibe also NIE was die beteiligten fühlen (für mich der schwerste Teil). Ich versuche durch äußere Darstellung zu transportieren was sich im inneren abspielt.

Beispiel:

Setting: Fading Suns
NPC: eine Priesterin der Tempel Avesti

Schwester Marion war immer eine Hardlinerin. Sie folgte Ihrem Glauben und war fast immer in Opposition zu der Gruppe. Nach einiger Zeit (und einem gewissen Umbruch in der Kampagne) beschreibt Ingo sie aus den Augen eines Wandgemäldes (oder einer Statue?) wie sie sich nackt auf ihrem Bett die Nägel lackiert und sich dann sehr erotisch kleidet, die Haare macht etc. Wir wussten sofort: Hier hat sich etwas verändert. Hier ist etwas vorgefallen. Schwester Marion hat sich dann zur Informantin entwickelt und zur Verbündeten der Gruppe (Und das nicht weil Sie gut aussah  ~;D).

Die Szene war möglich, weil Ingo eine interessante Perspektive gewählt hat. Die erotische Komponente hatte klaren Bezug zur Story... obwohl sie auch ohne interessant gewesen wäre.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.04.2008 | 14:53
Uff, alles gut, ich hatte eben versehentlich Dead Operators Post editiert! :o Was ich sagen wollte, war folgendes:

Zitat
ich beschreibe also NIE was die beteiligten fühlen (für mich der schwerste Teil). Ich versuche durch äußere Darstellung zu transportieren was sich im inneren abspielt.

Kannst du beschreiben, warum du das nicht machst, obwohl es dir schwer fällt? Ich mache es je nach Situation nämlich ggf. durchaus.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 4.04.2008 | 14:58
Ich beantworte Deine Frage dennoch  ;D.

Nun, das ist wieder so ein "eintauchen in den Charakter" Ding. in dem Moment, in dem ich beschreibe was ich denke, nehme ich den Anderen die Gelegenheit meine Handlungen zu interpretieren und entspechend - falsch - zu reagieren.

Das ist wie bei einem Drehbuch oder bei einem Roman. Ich erfahre alles aus der Perspektive des Protagonisten. Wenn ich einen Krimi lese und weiß was der Mörder denkt, ist es nicht mehr spannend.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.04.2008 | 15:05
Tja, da ticken wir dann wohl ganz offensichtlich unterschiedlich, das haben wir ja schon bei anderer Gelegenheit festgestellt. :)
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: wjassula am 4.04.2008 | 15:06
Ich fühle mich eigentlich mit meiner Sexualität ganz gut im Reinen und kann mich auch über mangelnde Betätigung nicht beklagen(soweit der Beichtteil, tja, aber das ist ja hier mal threadrelevant). Vertrauensverhältnis in den meisten Runden ist auch gegeben. Ich spiele von wenigen Ausnahmen abgesehen nur mit Leuten, mit denen ich befreundet bin. Soweit ich weiß oder vermute, sind die auch nicht besonders verklemmt oder unerfahren. Trotzdem kann ich mich nicht an eine einzige explizite Sexszene erinnern, bei der die Beschreibung durch SL oder Teilnehmer ins Detail gegangen wäre. Da griff eigentlich immer ein Schleier. Sex kam zwar immer mal vor, aber nach ein paar Andeutungen wurde mit einem Satz wie "Danach geht es heftigst zur Sache" alles abgeblendet. Sogar bei einem Spiel wie der PtA-Serie im Jugendknast/Internat, die ich mal mit eine Gruppe gespielt habe, die zu 3/4 aus schwulen Männern bestand, kam es nicht zu expliziten, detailreichen Szenen, obwohl eine knackige männliche Schlampe, die alle Lehrer durchziehen wollte, prominent besetzt war. Und vorher hatten die Herren noch mit leuchtenden Augen dafür plädiert, dass es bitte "ein Knast-Internat nur für Jungen" sein sollte - die Pornofantasie war also irgendwie da. Ich bin vielleicht der Mensch in Deutschland, der am meisten "Breaking the ice" gespielt hat (keine Kunst, aber ok), aber selbst da lief nix Ausführliches.

Bei mir zumindest liegt das daran, dass ich bei genauen Schilderungen von Sex zwischen Charakteren nicht so gut trennen könnte: zwischen realen Personen und Charakteren nämlich. Sich gemeinsam mit anderen zu erzählen, was ausgedachte Personen so ganz im Detail miteinander anstellen, ist meinem Empfinden nach selbst schon ein ziemlich intimer Akt. Mit den meisten MitspielerInnen will ich Intimität auf dieser Ebene gar nicht, wahrscheinlich gerade weil ich sie gut kenne. Wenn ich mit denen solchen Spielchen treiben würde, könnte ich ja gleich richtig flirten oder sonstwas. Will ich aber nicht. Und selbst wenn ich´s wollte, wär´s mir peinlich, das durch den Mund fiktiver Personen zu tun. Würde für mich klingen wie: "Ich hab da so einen Freund, der ist doll verliebt in jemanden, der sie zufällig so aus wie du..."

Heftiges Porno-Gespritze geht vielleicht auch noch, da hab ich genügend Distanz, wie bei exzessiver Gewalt. Aber echte heiße Gefühle sind mir zu nahe an mir dran - so schüchtern bin ich  :-[.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Vash the stampede am 4.04.2008 | 15:09
...
Das ist wie bei einem Drehbuch oder bei einem Roman. Ich erfahre alles aus der Perspektive des Protagonisten. Wenn ich einen Krimi lese und weiß was der Mörder denkt, ist es nicht mehr spannend.

Bäh! Ich kann nicht anders. ;D

Mag beim Roman stimmen, beim Drehbuch nicht, es sei denn man hat einen Off-Kommentar. Wie du gerade selbst geschrieben hast: Zeigen, nicht beschreiben. Im Film, und somit beim Drehbuch, gilt genau dieser Satz.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 4.04.2008 | 15:11
Hm... hab ich den Satzbau verhauen? Genau das habe ich doch gemeint! :d

EDIT: Beim zweiten Lesen habe ich Deinen Einwurf verstanden. Den Satz kann man anders verstehen. Mein Argument war genau dass ich NICHT beschreiben möchte was ich denke. Die Sicht des Protagonisten ist ja die sicht meines Charakters und da weiß ich natürlich was ich denke.

Die Gedanken der Anderen möchte ich persönlich gar nicht wissen. ich liebe allerdings zu erleben wie Sie eine Szene spielen und ihre Reaktionen beschreiben.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 4.04.2008 | 15:21
Das System fürs Werben in BARBAREN! kann übrigens, muss aber nicht, verwendet werden, um mechanisch gestützt und mit entspannter satirischer Distanz an explizit beschriebene Sexszenen ranzugehen - wenn man das denn möchte.

Wie vulgär man dann in der Wortwahl wird, und wie detailliert in der Beschreibung, ist noch eine andere Frage. Ich wage mal zu behaupten, eine zu detaillierte Beschreibung ist meistens eher wenig anregend. Entscheidend ist, dass die Mitspieler sich sinnliche Details ausmalen, nicht dass diese en detail auch wirklich verbal beschrieben werden. Das ist ja bei erotischer Literatur nicht anders.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 4.04.2008 | 15:30
Bei mir zumindest liegt das daran, dass ich bei genauen Schilderungen von Sex zwischen Charakteren nicht so gut trennen könnte: zwischen realen Personen und Charakteren nämlich.
Das wurde ja nun schon häufiger erwähnt, das ist doch aber nur ein Problem wenn es die Gefahr einer Unklarheit gibt, oder? Wenn Nocturama z.B. sagt man kann ja als Spielerin nicht wissen ob der Spieler das "ernst nimmt". Dann liegt das doch daran dass hier Mann und Frau miteinander Spielen und die Frau sich gern abgrenzen würde (was ja interessanterweise auch Männern in dem Fall seltener in den Sinn kommen würde).

Ich habe zwar auch nicht so wahnsinnig viel Erfahrung mit erotischen Szenen (sie waren auch nie wirklich explizit bis ins Detail), aber es kamen schon welche vor, das war immer in meiner Stammgruppe und wir waren immer eine reine Männer (bzw. damals eigentlich Jungen) Gruppe. Dort gab es nie die "Gefahr" das jemand was missversteht weil wir ja unter Männern sind. Deswegen ist das leichter und kein Problem (so wie auch Nocturama, das mit einer reinen Frauengruppe beschreibt).
Für mich als Dauer SL war es eventuell auch leichter da ich natürlich immer die Frauen gespielt habe. Das heißt ich hatte sowohl Distanz weil es "nur" ein NSC ist und weil es eine Frau ist, ich also nichts auf mich beziehen muss. Wenn ich so Recht nachdenke, kamen diese Szenen natürlich auch eher von mir als von meinen Spielern.
Was mich da interessieren würde: Wie wirken sich bei euch die Rollen NSC oder SC aus? Gab es z.B. genauso Erotik zwischen SC wie unter SC und NSC?

Das größere Hemmnis finde ich liegt in darin, dass Sex ein Thema ist über das es wenige offene soziale Konventionen gibt. Wenn man also ernsthaft darüber was erzählt gibt man immer sein eigenes Wissen und seine eigene Neigung darüber preis. Wenn ich eine "geile" Szene haben will dann muss ich notgedrungen etwas erzählen was ich geil finde, oder etwas von dem ich glaube dass es der andere geil findet und da liegt man meist sowas von im Dunklen.
Man kann sich z.B. nicht wie bei Gewaltdarstellungen auf Medienklischees, Genrekonventionen usw. verlassen. Man spiegelt oder reproduziert nicht nur einfach was, sondern man muss aus seiner eigenen Erfahrung schöpfen und die will man bei dem Thema eventuell nicht so direkt einem anderen offenbaren.
Eine mögliche Lösung ist z.B. das erwähnte "Porno-Gespritze" (;D). Das ist wieder eine Genrekonvention hinter der man eigene Ansichten und Empfindungen verstecken kann.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Samael am 4.04.2008 | 16:44
Edit: Wobei Samaels Aussage, dass das "für ihn" ein Tabu wäre, natürlich in Ordnung ist. Trotzdem schmeckt mir der erste Post, so nach dem Motto: "Ihr habt WAS gemacht?!" nicht. Vielleicht überinterpretiere ich diese spezielle Aussage, aber das nimmt dem oben Gesagten im Übrigen nicht seine Richtigkeit.

Ich war wirklich überrascht. Ich könnt spielen was ihr wollt, aber ich wäre damit jetzt nicht unbedingt in einem öffentlichen Forum hausieren gegangen.

P.S.
Übrigens: Jörg; selber Spinner! :hi: Soviel Zeit muss sein.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 4.04.2008 | 19:37
Ich sehe schon dass wir enorm viele Hemmnisse dokumentieren können. Was bisher gepostet wurde brachte mich immer wieder zum Überlegen. Hier wiederum Dr. Boomslang:

Zitat
Gab es z.B. genauso Erotik zwischen SC wie unter SC und NSC?

Der Abstand oder besser gesagt die Schutzwand die einem ein NSC gibt scheint erotische Hemmnisse abzubauen. Zumindestens bis zu einem bestimmten Punkt. Du hast absolut Recht Herr Dr., mit der These dass es mehr Sex zwischen NSCs und SCs  als zwischen SCs gibt. Zumindest in meinen Gruppen!

Auch Jaspers Meinung über eine echte Investition in Gefühle, die manche Erotik (oftmals sehr tiefsinnigere(?)) braucht ist wahr. Wer möchte denn wirklichen Seelenstriptease im Rollenspiel? Ich mag es so etwas zu erkunden und auszuleuchten aber wirklich zu durchleben? Das würde aber eine bestimmte Erotik brauchen.

Ich probiere mal in den nächsten Tagen, nachdem ich gesehen habe in was für eine Richtung das hier noch geht, eine Zwischenbilanz. Es scheint sich auch ein Thema heraus zu kristallisieren: Widerstände und Hemmungen, die es der Erotik im Rollenspiel schwer macht.

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 5.04.2008 | 09:44
Trotzdem ist es Erotik: es stimuliert auf eine bestimmte Weise. Deshalb nennen wir es ja so. Ich gebe Dir Recht, dass bestimmte Arten von Erotik einfacher zu thematisieren sind. Dazu gehört auch das kindliche oder früh-jugendliche Entdecken der Sexualität.

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Anduin_Tommy am 8.04.2008 | 11:53
Interessante Diskussion - und sehr praktisch, weil ich für die Anduin ohnehin einen Artikel zum Thema Erotik/Sex im Rollenspiel schreiben wollte.

Bei uns gab und gibt es immer wieder erotische Szenen im Spiel und auch Liebesbeziehungen zwischen NSC und SC - bisher aber noch nie wirklich zwischen zwei SC. Das mag daran liegen, dass meistens meine Frau (als einziges weibliches Wesen) mitspielt und sich keiner traut, sie vor meinen Augen anzubaggern. Ehrlich gesagt hätte ich damit ab einer gewissen Grenze (jenseits des Flirtens oder Küssens) auch ein Problem mit.

Am Anfang - ich spiele seit vielen Jahren mit nahezu den gleichen Leuten - war das Thema aber auch eher ein Tabu am Tisch. Mag sein, dass wir noch etwas jung waren, mag auch sein dass nicht jeder am Tisch entsprechende Erfahrungen hatte. Aber auch, als ich als SL versuchte, eine Liebesbeziehung eines NSC mit der SC meiner Frau aufzubauen, war das den anderen Spielern nicht so recht. Interessanterweise änderte sich diese Einstellung, nachdem ich an einem Spielabend eine recht heftige Szene ins Spiel einbaute - aber eben keine erotische. Ich hatte die SC meiner Frau gefangen und von den Schurken übelst foltern lassen und dass recht drastisch beschrieben. In der Nachbesprechung des Abends zeigten sich alle (auch meine Frau) sehr überrascht von der Szene, es kam aber dennoch sehr gut an  (auch bei meiner Frau). Ich wollte zeigen, dass ich meine Frau, auch wenn ein anderes Verhältnis zwischen ihr und mir herrscht als zwischen mir und den anderen Spielern, sie nicht in Schutz nehme oder anders behandle. Ich sehe meine Rolle als NSC und den von ihr gespielten SC und handle charakterbezogen. Seit dem dieser Groschen gefallen ist, kommen erotische Szenen auch gut an. Die Spieler haben gesehen, dass wir dabei nicht "unser Eheleben" ins Spiel bringen, sondern dem Spiel eine natürliche und der Stimmung/Handlung gut tuende Komponente hinzufügen wollen.
Genau dabei muss man aber trotzdem aufpassen. Stellt man als Paar Sexszenen im Spiel zu ausführlich dar, könnten einige Spieler das ins echte Leben übertragen. Nur weil zwei Spielcharaktere auf Bondage stehen müssen die Spieler das nicht auch tun... Eigentlich seltsam, weil ja auch niemand von mir denken würde, dass ich unschuldige Frauen und Kinder töte - was einige der von mir gespielten NSC aber durchaus schon getan haben.

Mich würde übrigens noch interessieren, wie es bei Euch - neben NSC/SC und SC/SC - mit NSC/NSC aussieht, also mit vom SL geschilderten erotischen Szenen zwischen zwei NSC.

Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Anduin_Tommy am 8.04.2008 | 12:58
Zitat
2. Was bezeichnet ihr als Erotik im Rollenspiel?

Eine Szene, in der durch Lust oder Erregung ausgelöste Handlungen angespielt werden.
Ne, ist keine wirklich gute Definition. Aber das Thema Erotik ist so breitgefächert, dass eine genaue Definition mir schwer fällt.

Zitat
3. Wie geht ihr damit um? Fühlt ihr euch wohl dabei?

Bis zu gewissen Grenzen habe ich erotische Szenen gerne im Spiel. Was genau diese Grenzen sind, kommt eventuell in den kommenden Fragen besser raus.

Zitat
4. Wie geht eure Gruppe damit um?

Ganz unterschiedlich. Jeder hat da ja seine eigene Einstellung und seine eigenen Grenzen. Daher kann ich nur für mich reden.
Ich persönliche kann mit Abspritzorgien und Vergewaltigungsszenen wenig anfangen - erstere geben mir überhaupt nichts und scheinen mir auch in den seltensten Fällen etwas zur Handlung beitragen zu können, letztere jagen mir einen zu großen Schauer über den Rücken, weil ich einige nahestehende Personen kennen, denen so etwas passiert ist.
Bei Flirts, Softerotik und auch gleichberechtigen härteren Sexszenen habe ich keine Probleme im Spiel - sobald Unterdrückung oder Gewalt als Komponente hinzukommt aber muss der Detailgrad für mich zurückgeschraubt werden. Mit Andeutungen oder geschickt eingebauten Hinweisen auf solche Szenen habe ich merkwürdigerweise aber weniger Probleme.
Insgesamt haben wir ein Niveau gefunden, mit dem alle in der Gruppe leben können und die Erotik als Gewinn für das Spiel ansieht.

Zitat
5. Wie kommt es zu Erotik im Rollenspiel?

Einfach so?!?
Wenn es zur Handlung passt und die passende Stimmung vorhanden ist, dann kommt es zu solchen Szenen.

Zitat
6. Was für Erotik kommt vor?

Meist Flirts, Küsse, aber auch "Handgreiflichkeiten". Ins Detail ausgespielt wird selten, eher angespielt und dann ausgeblendet. Das kommt aber immer auf die Situation, die Stimmung am Tisch und vor allem auf den Gewinn für die Handlung/den Spielabend an.

Zitat
7. Gibt es Tabus und wer legt das fest?

Die Gruppe legt die Tabus fest. Zum einen kann jeder jederzeit eine Szene abbrechen, wenn sie seine Grenzen überscheitet. Das ist bei uns aber bisher nicht vorgekommen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir uns alle recht gut kennen und wissen, wer welche Grenzen hat. Man hat ja auch außerhalb des Spiels schon miteinander geredet und bestimmte Grenzen abgesteckt (gilt auch für den Detailgrad bei Gewaltszenen, etc.).
Wichtig finde ich bei One-Shots mit generell Runden mit Spielern, die sich nicht so gut kennen, dass der SL vorher diese Grenzen abfragt und bespricht, wenn er ein Abenteuer leiten möchte, dass eventuell über bestimmte Bereiche hinausgeht. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl notwendig, weil das Hobby ja allem am Tisch Spaß machen soll und niemanden vor den Kopf stoßen soll.
Erotik und auch Sexszenen sind dabei aber für mich nochmal etwas vollkommen anderes als Themen wie Pädophilie, Vergewaltigungen, Folterrungen mit sexuellem Hintergrund, etc. Letztere sind in direkte Ausspielung ein Tabu für mich.

Zitat
8. Wie legt ihr Grenzen und Schattierungen fest?

Reden.

Zitat
9. Sprecht ihr außerhalb des Rollenspiels mit der Gruppe über Erotik im Rollenspiel?

Ja, unter anderem in der Nachbesprechung zum Abend.

Zitat
10. Fühlt ihr euch durch Erotik im Rollenspiel erregt und stört euch das, bzw. ist das ein Grund keine Erotik im Rollenspiel zu haben?

Eine gute gespielte erotische Szenen kann natürlich erregend sein - im besten Fall ist sie genau das auch, und zwar zu einem gewissen Grad. Genauso wie eine Horrorszene ein klein wenig furchteinflößend, eine Gewaltszene etwas ekelerregend oder abstoßend oder eine Charaktertod traurig sein darf. Im Rollenspiel geht es doch auch um Gefühle und Emotionen, mindestens so wie bei einem Film oder einem Roman.
Und im richtigen Rahmen bzw. mit der richtigen Runde darf und kann eine erotische Szene auch richtig erregend sein.

Zitat
11. Warum ist Erotik so etwas anderes als Gewalt im Rollenspiel? (Ist es das?) Welchen Stellenwert sollte es besitzen?

Merkwürdigerweise ist es das für mich. Ich kann mit übertriebener Gewalt besser umgehen als mit zu harten Sexszenen (z.B. die schon erwähnten Vergewaltigungsszenen oder Pädophilie). Mag sein, dass ich bei Gewalt schnell in eine comichafte Darstellung rutsche, die weniger explizit denn realistisch ist. Mag sein, dass man bei Splatterszenen/Folterszenen schon mehr abgestumpft ist - dem Hollywoodkino und Serien wie "24" sei Dank.
Vor allem aber weiß ich, dass es vielen anderen (zumindest in meiner Gruppe) ebenso geht, dass sie also harte Sexszenen weniger gut verkraften/mehr Probleme damit haben, als bei harten Gewaltszenen. Allein schon deshalb haben solche Szenen keinen hohen Stellenwert bei mir.
Erotik an sich aber ist ein Werkzeug um Stimmung zu transportieren und Gefühle aufzubauen wie farbige Beschreibungen, Gewaltdarstellung, direkte Rede oder Rollenspielmusik*. Einfach ein ganz normaler Stein eines großen Mosaiks, bei dem man darauf achten sollte, dass er ins Gesamtkonzept passt und dem Betrachter gefällt.
*Ich würde z.B. auch kein Speed Metal in meiner Fantasykampagne bringen, weil ich weiß, dass einige Spieler ein Problem damit hätten.

Zitat
12. Schildert eure erotischste Szene im Rollenspiel! (Das soll keine Wichsvorlage sein sondern eine mögliche Verständigung über die verschiedensten Vorstellungen wann und wie für den einzelnen Erotik im Rollenspiel funktionieren kann.)

Die erotischste und auch gruseligste Szene im Rollenspiel war als die Fantasyrunde nach Ravenloft ins Schloß von Graf Strahd (dem Dracula dieses Settings) "eingeladen" wurde. Beim Abendessen hatte der Graf vor allem Augen für eine hübsche junge Abenteurerin. Es baute sich eine unglaublich dichte, erotische, spannungsgeladene und knisternde Stimmung auf, in der der Graf seinen ganzen Charme, aber auch seine Grausamkeit und Macht zur Schau stellte. Und die Spielerin ging voll darauf ein, flirtete, war sich unsicher, spielte naiv und doch neugierig. Obwohl es zu keinem Sex im Spiel kam, war das einfach unglaublich intensiv und erregend.

Zitat
13. Schildert die intendiert erotische aber in Wirklichkeit unerotischste Szene...

Es gibt Spieler, die mit Erotik im Spiel allgemein nicht viel anfangen können, also so gar nicht. Schlecht, wenn man so jemanden erwischt, nicht darauf vorbereitet ist und ihn als SL mit einer jungen Dame anspielt und flirtet. Ihm war das so unangenehm, dass er das ganze sehr plump in play abgewimmelt hat. Das war dann wenigstens noch eine extrem witze Szene, die er mir auch nicht übel genommen hat.

Zitat
14. Wie häufig sollten erotische Szenen vorkommen?

So häufig wie gewünscht und sinnvoll. Da kann man glaube ich keine Regel aufstellen.

Zitat
15. Wie Detailreich sollten erotische Szenen sein?

So detailreich wie gewünscht und sinnvoll. Da kann man glaube ich keine Regel aufstellen.

Zitat
16. Was fasziniert euch an Erotik im Rollenspiel?

Sie bringt eine ganze Ladung weiterer Gefühle an den Spieltisch, die sich wunderbar für Abenteuer, Charaktermotivation, Stimmung, etc. eignen. Zum Beispiel Eifersucht, Liebeskummer, Trauer, Schmetterlinge-im-Bauch, Sorge, Glücksgefühle, etc. Erotik kann Belohnung für einen Charakter sein wie ein gefundenes Artefakt oder ein neues Zauberbuch, sie kann ihn in Abhängigkeiten bringen, ihm Verpflichtungen auferlegen, ihn verletzen, motivieren, hemmen...

Zitat
17. Darf es auch pornographisches Rollenspiel sein?

Wie gesagt bin ich lieber jemand, der "die Kamera" irgendwann abdunkelt und den Rest der Vorstellung überlässt und nicht jedes Detail erzählt haben muss. Das ist aber bei Gewalt/Splatter bei mir auch nicht viel anders. Wenn es aber passt, warum nicht? Solange alle am Tisch damit einverstanden sind.

Zitat
18. Wie seht ihr Erotik mit Cross-Gender Spielern?

In keinster Weise anders als sonst. Ich habe auch kein Problem damit, einen homosexuellen NSC zu spielen, der den Charakter eines Mitspielers anmacht. Das verträgt sich aber gut damit, dass nicht alles detailliert erzählt werden muss, sondern man einige Dinge auch der Vorstellung überlassen kann.

Ich würde gerne noch zwei weitere Fragen hinzufügen:

Zitat
19. Wo siehst Du die Gefahren von Erotik/Sex im Rollenspiel?

Zum einen kann es gefährlich werden, wenn Eifersucht auf Spielerebene auftritt. Beispielsweise wenn ich im Rollenspiel auf Charakterebene die Freundin eines anderen anmache und eine erotische Szene mit ihr spiele. Egal ob er nun auch mitspielt oder nicht - wenn er damit ein Problem hat, dann darf man das auf keinen Fall ausspielen. Würde nur Ärger bringen, in diesem Fall seine Gefühle verletzen und wäre somit ein Tabu für mich. Auf der anderen Seite hätte ich - wie ja oben schon erwähnt - auch ein Problem, wenn ein Spieler eine deutlich beschriebene Sexszene mit dem Char meiner Frau hätte. So ist Eifersucht nun mal, da kann man wenig dagegen machen - es nagt einfach immer weiter. Um es nochmal deutlich zu sagen: damit ist jetzt kein einfach Flirt oder Softerotik gemeint.

Zum anderen kann es gefährlich werden, wenn Erotikszenen vom Gegenüber falsch interpretiert werden. Sei es, dass dieser sich tatsächlich angemacht fühlt und das Ganze auf die Spielerebene bringt. Oder dass er eine gewisse Szene als grenzüberschreitend, beleidigend oder erniedrigend empfindet und dieses Gefühl vom Charakter auf ihn überspringt.

Zitat
20. Wie sieht es mit Sexszenen jenseits der Erotik aus, wie etwa Vergewaltigungen oder Pädophilie?

Vergewaltigungen habe ich ja schon geklärt, Pädophilie ist für mich nur als Hintergrundthema (wie auch Vergewaltigungen) im Spiel erträglich. Zum einen weil es in der realen Welt leider vorkommt und damit in bestimmten Spielen auch Thema sein können muss, zum anderen weil es eine starke Motivation hervorrufen kann. Wie im Film oder Roman ergeben sich aus diesen Themen manchmal interessante und emotionale Handlungen.
Niemals aber würde ich es zulassen, dass eine solche Szene mit mir am Tisch explizit ausgespielt oder von den Charakteren begangen wird.

Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 8.04.2008 | 13:17
Genau dabei muss man aber trotzdem aufpassen. Stellt man als Paar Sexszenen im Spiel zu ausführlich dar, könnten einige Spieler das ins echte Leben übertragen. Nur weil zwei Spielcharaktere auf Bondage stehen müssen die Spieler das nicht auch tun... Eigentlich seltsam, weil ja auch niemand von mir denken würde, dass ich unschuldige Frauen und Kinder töte - was einige der von mir gespielten NSC aber durchaus schon getan haben.

Genau! Das hatten wir an anderer stelle auch schon. Es scheint doch, dass Erotik eine andere emotionale Qualität hat, als Gewalt. In einer Diskussion habe ich gehört, dass es daran liegen könnte, dass wir mittlerweile eine höher Distanz zu Gewalt aufgebaut haben und diese eher abstrakter aufnehmen. Bei Erotik dagegen ist die Erfahrung viel "realistischer". Es ist möglich/wahrscheinlich, dass wir in eine solche Situation einmal kommen oder schon waren, daher berührt uns das Thema schneller.

Ich kann mir vorstellen, dass jemand der im Krieg war, auch seine Probleme mit der einen oder anderen Kampfszene hat.

Jedenfalls werde Ich in meinen Storys und Charakterhintergründen nun erst mal beginnen kleinere Flirts und Liebesbeziehungen zu starten. Mal sehen was sich ergibt. Die "sichere" Methode scheint ja erst mal eine Beziehung zu einem NSC zu sein. Gibt auch Potential für die Story... schließlich macht mich das als Charakter verletzlich.

Mich würde übrigens noch interessieren, wie es bei Euch - neben NSC/SC und SC/SC - mit NSC/NSC aussieht, also mit vom SL geschilderten erotischen Szenen zwischen zwei NSC.

Hm...  wtf? kann ich mich nicht recht dran erinnern. Wir hatten bisher vielleicht mal das Liebespaar in der Opferrolle... aber sonst. Kommt jedenfalls selten vor.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Boba Fett am 8.04.2008 | 13:57
Stellt man als Paar Sexszenen im Spiel zu ausführlich dar, könnten einige Spieler das ins echte Leben übertragen. Nur weil zwei Spielcharaktere auf Bondage stehen müssen die Spieler das nicht auch tun...

Es scheint doch, dass Erotik eine andere emotionale Qualität hat, als Gewalt.
Ja, bedenke man die Situation, dass der Spielleiter seine Freundin spielleitert, deren Charakter dann eine Sexszene mit einem anderen Spielercharakter hat - ich denke, das würde in einigen Runden für "Stirnrunzeln" sorgen.
Würde die Freundin sich mit dem anderen Spieler auf Charakterebene duellieren, hätte bestimmt niemand was dagegen (Harmonie-Faschos mal ausgenommen).
Sex ist bei vielen also durchaus was anderes, spezielles.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 8.04.2008 | 16:02
Zitat
Ich kann mir vorstellen, dass jemand der im Krieg war, auch seine Probleme mit der einen oder anderen Kampfszene hat.

Ja, das trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 8.04.2008 | 16:19
Ok, das lässt dann wohl den Schluß zu, dass Erotik im Rollenspiel zu Recht eine etwas untergeordnete Rolle Spielt. Des Kribbeln und der Emotionen wegen kann man mit Grenzen spielen, aber nicht zu viel davon. Kann man das so zusammenfassen?

Wenn ich das Meinungsbild hier  - so ganz subjektiv - aufnehme, sind wir gut beraten den Schwerpunkt auf eine gute Liebesgeschichte, eine romantische Szene unter NSC und ein paar Flirts zu belassen.

Dennoch finde ich die Diskussion hat mir was gebracht (was selten ist bei Diskussionen in Foren). Ich werde diese Dimension meines Charakters nicht mehr so vernachlässigen wie bisher.  :d
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Boba Fett am 8.04.2008 | 16:31
Ok, das lässt dann wohl den Schluß zu, dass Erotik im Rollenspiel zu Recht eine etwas untergeordnete Rolle Spielt. Des Kribbeln und der Emotionen wegen kann man mit Grenzen spielen, aber nicht zu viel davon. Kann man das so zusammenfassen?
Ich denke schon, einfach weil andere Dinge, die emotional packen sich ggf. auch ähnlich im Rollenspiel verhalten.
Und da gibt es für jeden Menschen einfach Elemente die tabu sind, oder mit für einen persönlich zu vielen Emotionen und Reaktionen behaftet sind, als dass er mit diesen Dingen im Spiel konfrontiert werden möchte.
Das müssen auch nicht unbedingt immer nur schlimme Dinge sein, die zum Tabu werden, es kann auch sein, dass schöne Elemente (Sex zum Beispiel) zu intim oder zu persönlich sind, so dass die/derjenige es mit anderen Leuten diese Erlebnisse über das Spiel teilen möchte.
Außerdem ändert sich stets das Verhältnis zu einem Menschen, je intimer die geteilten Erfahrungen werden. Vielleicht spielt das auch eine Rolle. Es gibt ja den Evergreen des "die Eltern beim Sex ertappen" - was man eigentlich eben halt nicht erleben möchte. Und das liegt nun mal an der persönlichen Beziehung, die man zu den eigenen Eltern hat.

Die Grenzen werden unterschiedlich sein.

Zitat
Wenn ich das Meinungsbild hier  - so ganz subjektiv - aufnehme, sind wir gut beraten den Schwerpunkt auf eine gute Liebesgeschichte, eine romantische Szene unter NSC und ein paar Flirts zu belassen.
Das würde ichwiederum nicht pauschalisieren. Jede Runde muss selbst ihre Grenzen finden.
Und auch jeder Spieler für sich muss dazu seine Grenzen kennen.
Das gilt auch fürs Thema Gewalt.
Ich denke einfach beim Thema Erotik hat meist nur schneller die gewohnten Grenzen überschritten.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 8.04.2008 | 17:03
Ich kann mir vorstellen, dass jemand der im Krieg war, auch seine Probleme mit der einen oder anderen Kampfszene hat.
Das finde ich einen schwierigen Vergleich, weil es sich dort ja grade umgekehrt verhält. Wer Gewalt real kennt, weiß dass es was schlimmes ist und behandelt das auch in der Vorstellung anders. Aber wer Erotik real kennt findet das meistens ganz gut.

Ich sehe da nur die Sache mit der Nähe zum Thema, die ich auch schon angesprochen habe. Aber das ist noch keine wirkliche Erklärung für ein Tabu an dieser Stelle. Das Tabu erklärt sich finde ich erst durch den gesellschaftlichen Umgang: Sex ist persönlich und privat, es gibt keine Möglichkeit Wissen darüber zu teilen, ohne einen Bereich der Persönlichkeit offen zu legen, der in der Öffentlichkeit meist unerwünscht ist und für den es wenig Maßstäbe und Vorbilder gibt.
Schließlich wird nicht alles was man persönlich kennt im Rollenspiel als unangenehm empfunden, ganz im Gegenteil. Waffen- oder Kampfsportkenner bringen gerne ihr Wissen ein, Wissenschaftler wollen detailliertere Modelle sehen usw. Das führt einfach nur zu dem "Der Arzt ist ein schlechter Patient"-Syndrom aber nicht zu Tabus.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 8.04.2008 | 18:47
Ich glaube das ist völlig falsch. Ich kenne genug Leute, die gewalttätig sind und absolut keine Hemmungen haben darüber zu erzählen (sei es fiktiv oder real). Genauer gesagt hbe ich den Eindruck, dass es generell eine breite Zuhörerschaft gibt, wenn jemand über seine persönlichen gewalttätigen 'Heldentaten' berichtet. Bei 'Heldentaten' im sexuellen Bereich sieht es da wieder ganz anders aus.

Kann ich nicht bestätigen... da gibt es ebenso Angeber ;). Andererseits ist der Anteil an "traumatisierten" Soldaten (vielleicht etwas zu krass formuliert) nicht zu unterschätzen. Ich wollte mit der Bemerkung ja auf die persönliche Erlebenswelt hinaus... ich denke, ist angekommen.

Aber vor allem andersherum ist die Sache schwierig. Mal eins auf die Fresse bekommen zu haben stört zwar ein wenig, ist aber nicht so richtig schlimm. Man kann darüber auch mal bei einer Partyrunde reden, ohne wirklich sein Gesicht zu verlieren. Ich kenne aber kaum jemanden, der genauso locker auf einer Party darüber reden kann, welches Missgeschick ihm letztlich im Bett passiert ist.

Da sind wir uns wiederum 100% einig. So habe ich das noch nicht gesehen. Auch das Thema "Leistungsdruck" ist ja schon oft thematisiert worden und trifft wohl zu. HmHm... da komme ich richtig ins Grübeln. Naja... ist sicher nichts was wir im Rollenspiel ändern müssen  ;D. Dafür ist es immer noch ein Spiel und keine Gesellschaftstherapie.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Lord Verminaard am 8.04.2008 | 19:01
Das wären wir dann bei den infantilen "KO-Proben, um zu sehen wie lange er kann"... ;) Na ja, das hat aber für mich mit Erotik eher wenig zu tun.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Funktionalist am 8.04.2008 | 19:14
@Jörg
hatte den Bericht der Runde gelesen und sogar dabei ne Menge Spaß!
Nein, der Bericht war äh berichtend und nicht erotisch.
Egal: Ich fand das Element der Frau im Kinderkörper sehr interessant.
Dass ich "@12-Jährige" schrieb passierte aus Unachtsamkeit, sorry.

zum Thema:
Boba meinte vorhin etwas in die Richtung:
Zitat
Freundin + Freund+Rollenspiel+Erotik+andere=Tendenz zu Missverständnissen
Ich war mal in einer stabilen Runde, in der eine ähnliche Char-Situation vorlag. Es hat Spaß gemacht, aber man musste sich verflucht in Acht nehmen und immer auf die Mimik der Mitspieler schielen usw. Das Letzte, das man will, ist ja irgendeine Eifersuchtsszene zu provozieren (Ot, natürlich. IT: gerne, immer!).

sers,
Alex
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dirk am 8.04.2008 | 20:54
Vielen Dank, Anduin Thomas!

Seltsamerweise kann ich fast alle Argumente die ihr bisher gebracht habt unterschreiben. Auch wenn sie sich zu widersprechen scheinen. Woran liegt das?

Beispiel: Vertrautheit zu den Mitspielern. Ist man sehr miteinander vertraut gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mehr soziale Verbindungen und dementsprechend auch die damit verbundenen Tabus. Das wirkt hemmend. Andererseits kann auch das Gegenteil, also die total unvertraute Gruppe, aus verschiedenen Gründen hemmend wirken!
Der Kracher ist, dass wir für beide Situationen entsprechend gute Gründe für eine Enthemmung finden können!

Es wäre nicht schlecht ein paar, vielleicht die größten, dieser scheinbaren Gegensätze, herauszufiltern. Mir deucht da gibt es einige Pattern, die möglicherweise dabei helfen ein paar Richtlinien für Erotik oder den Umgang mit Erotik im Rollenspiel zu erstellen.

MfG
Dirk
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Caralywhynn am 9.04.2008 | 08:45


Dass aber so viele Leute Hemmungen haben, über Sex zu sprechen, hängt vor allem mit der Einstellung unserer Gesellschaft dazu zusammen.
(...)
Das Thema Sex wird zu einer unpersönlichen Ikone stilisiert, deren hohen visuellen und leistungstechnischen Standard persönlich niemand mehr erreichen kann. Alles was unter diesem vermeintlichen Standard liegt, ist peinlich und wird deshalb verschwiegen bzw. kaschiert. Kaum ein Bereich des Lebens wird so sensiebel wahrgenommen, wenn es um eine Nichterfüllung dieses Standards geht. Bei Männern ist es die Leistung und bei Frauen das Aussehen.

 ... naja, das geht jetzt zwar ein wenig Richtung offtopic, aber trotzdem:
(sorry, das hört sich jetzt vielleicht sexistisch und pauschalisierend an, ist aber nicht so gemeint ;) )


Deine Aussage mag vielleicht für Männer gelten.


 Eine Beobachtung, die ich schon häufig gemacht hab ist, dass Frauen sich durchaus sehr ausführlich und vergleichend, sowie mit "Genuss und Wonne" über ihr Sexualleben austauschen.
Das Probleme, Peinlichkeiten, aber auch Highlights und schöne Momente thematisiert und beschnackelt werden ... usw.
(ohne, das uns einer dabei abgeht ;))

UND: Das Männer mit solchen Gesprächen oft einfach mal nicht klar kommen. Weder, wenn sie spitz bekommen, das Frauen sich "allein" darüber unterhalten, noch wenn sie sozusagen daneben sitzen und mithören (und diskutieren) können.

Ich denke, hier greift vielleicht dieser Leistungsdruck, von dem oben die Rede war bzw. der, den Mann sich selber macht.
Vielleicht auch Schamgefühle oder was es sonst noch so sein kann.

[und ja, es gibt auch Frauen, die damit Probleme haben, bei mir im Freundes- und Bekanntenkreis ist es aber nunmal eher so wie oben geschildert...;) ]


/offtoppic




Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: DeadOperator am 9.04.2008 | 09:37
Bei Männern ist es die Leistung und bei Frauen das Aussehen.

Stimmt schon. Die Sache mit dem Leistungsdruck ist eher ein Männerthema. Das ist nicht ot und auch nicht falsch. Die Erfahrung mit dem "locker über Sex quatschen" konnte ich bei meiner Freundin auch schon feststellen. Und ja, es kostet mich überwindung aktiv mitzumachen  :-[.

Ist aber 'ne Sache der "Übung" und des Vertrauens in einer Beziehung. Je mehr ich mich mit meiner Freundin über das Thema unterhalte, je weniger kann mich sowas nach "schocken"  ;D.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Boba Fett am 9.04.2008 | 10:25
@Dirk:
Ich denke, es kommt sehr darauf an, wie man mit dem Thema Sexualität umgeht.
Und da gibt es viele Schattierungen von "verklemmt" über introvertiert zu offen bis hin zu extrovertiert oder sogar exhibitionistisch. Ich denke, sehr viele Menschen agieren eher introviertiert und behandeln das Thema eben als etwas, das man nur in einem sehr vertrauten Umfeld anfässt. Und die fühlen sich meistens auch nicht besonders wohl, wenn andere in ihrer Gegenwart das Thema behandeln - auch im Spiel.
Andere sind offen und haben kein Problem damit wenn man drüber spricht oder es zum Spielinhalt macht.
Oder haben sogar Spaß daran, vielleicht manchmal auch, um im Spiel Reaktionen der Mitspieler zu provozieren (man findet es ja auch toll, Feedback für andere tolle Aktionen zu bekommen, siehe "Fanpost", und auch "schockiert sein" ist ein Feedback).
Dazwischen liegt das weite Feld des "kann akzeptieren dass es dazu gehört, muss es aber nicht haben".

Dazu kommt dann noch die Frage der Toleranz, inwiefern das im Spiel erlebte als 'erotische Handlung' wahrgenommen wird.
Ich nenn das mal 'immersive Toleranz" - wie weit darf ich im Rollenspiel gehen, was ist fiktiv und was nicht.
Es heisst ja immer so schön, dass Sex (oder Erotik) im wichtigen Teil im Kopf stattfindet. Wenn dann Rollenspiel, dessen Erlebnis auch im Kopf stattfindet, erotische Inhalte besitzt, inwiefern ist das schon ein erotischer (oder sexueller) Akt.
Und im nächsten Punkt stellt sich die Frage - wann ist dann Eifersucht berechtigt oder zumindestens verständlich...
Eben die Toleranz des Partners. Und auch die sieht ganz unterschiedlich aus...

Eine Matrix sehe ich da als sehr schwierig an. Dazu sind Menschen zu unterschiedlich gepolt.
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.04.2008 | 11:37
Ich glaube wir sollten unterscheiden zwischen Sex und Erotik als "normales" Thema und als Thema im Rollenspiel. Ich habe nämlich den Eindruck dass es da deutliche Unterscheide gibt. Natürlich kann sich eine Verklemmtheit aufs Spiel übertragen. Ich glaube aber umgekehrt muss sich eine Offenheit nicht unbedingt aufs Spiel übertragen lassen.

Leistungsdruck ist da eventuell schon ein richtiges Stichwort, wenn auch eventuell nicht so wie bisher gemeint. Es geht darum dass man im Spiel ja was interessantes und im Falle von Erotik eben auch was erotisches erzählen möchte. Das was man erzählt soll eine Wirkung entfalten und im Spiel Sinn ergeben. Das muss in einem "normalen" Gespräch nicht der Fall sein, da berichtet man oder erzählt mal "einfach so".
Ich sehe da immer wieder die fehlenden gesellschaftlichen Maßstäbe. Wie viele von uns kennen filmreife (Action-)Szenen und wissen zumindest intuitiv wie sie funktionieren? Wie viele wissen wie eine Erotikszene funktioniert?
Titel: Re: Erotik im Rollenspiel (für wirklich Interessierte)
Beitrag von: krombart am 10.04.2008 | 22:27
Werden Hemmungen und Verklemmungen beim Spielen erotischer Szenen dadurch gemindert, wenn man vom Charakter in der dritten Person spricht?

Habt ihr sowas schon mal ausprobiert?

Das man nicht mehr sagt "Ich mache das und das.", sondern
"Ferdinand macht das und das." oder "Er macht das und das.".

Die Frage ist vielleicht etwas OffTopic, aber sie ging mir gerade durch den Kopf.