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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Lord Verminaard am 28.08.2008 | 17:36

Titel: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 28.08.2008 | 17:36
Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter, oder wie man die Spieler das Spielgeschehen tragen lässt und sich trotzdem gar nicht langweilt, im Gegenteil

Einleitung
Früher, früher war ich Erzählonkel. Illusionist. Entertainer. Ich hielt die Fäden in der Hand, ich manövrierte die Spieler in Position, und dann ließ ich die Action sich entfalten. Irgendwann wurde ich es müde, die Last für das Gelingen des Spielabends allein auf meinen Schultern zu tragen. Ich war gelangweilt von meinen eigenen Ideen, wollte mich von den Ideen der Spieler befruchten lassen. Seither habe ich mit vielen Spielern und bei vielen SLs gespielt. Habe viel gelesen, viel ausprobiert. Viele Fehler gemacht, viele durchwachsene Runden erlebt, aber auch viele großartige. Und habe schließlich zu einem neuen Spiel- und Leitstil gefunden, mit dem mir Rollenspiel mehr Spaß macht als je zuvor. Die Potter-Runde auf dem Großen Treffen (http://tanelorn.net/index.php/topic,42639.0.html) war sozusagen mein Meisterstück in dieser neuen Disziplin. Hier ist mein Rezept.

Respektiere deine Spieler als ebenbürtig
Mach dich frei von der Vorstellung, dass du deine Spieler beaufsichtigen, bevormunden oder erziehen musst, damit sie keinen Unfug machen. Unterstelle, dass ihre Ideen und Vorstellungen genau so kreativ, stimmig und interessant sein werden wie deine eigenen. Deine Spieler sind dein Widerpart. Stell es dir wie ein Doppel beim Badminton vor. Spiel keine absichtlich schwachen Bälle, weil du glaubst, die Gegner kriegen sonst keinen Punkt. Nimm keine Bälle an, die deinem Partner gehören, weil du glaubst, es besser zu können. Hab Vertrauen, und hab Geduld. Suche die gemeinsame Wellenlänge mit den Spielern.

Leite die Kampagne, die du willst
Klar kannst du deine Spieler nach ihrer Meinung fragen. Aber du sollst die Kampagne leiten. Du sollst diese Kampagne sein. Jeden NSC verkörpern, der auftauchen könnte, die Konsequenzen jeder Handlung eines Spielercharakters beurteilen, die Umwelt der Charaktere immer wieder interessant gestalten. Deine Begeisterung für Setting und Prämisse der Kampagne ist dafür essentiell. Geh hier keinen faulen Kompromiss ein. Leite nur Kampagnen (oder Abenteuer), auf die du sofort richtig Lust hast und die sofort in deinem Kopf Gestalt annehmen. Mach ruhig enge Vorgaben, was die Wahl der Spielercharaktere angeht.

Lass die Spielercharaktere das Kampagnenkonzept ergänzen
Das Kampagnenkonzept ist das Fundament, aber was die Spieler darauf aufbauen, ist ihre Sache. Sie sollen sich nicht unterordnen. Sie dürfen, ja sollen dem Gesicht der Kampagne ihren Stempel aufdrücken. Ihre Charakterkonzepte sollen richtungweisend sein, aber sie sollen nicht den ursprünglichen Geist der Kampagne konterkarieren. Arbeite mit den Spielern zusammen, um dieses Ergebnis zu erzielen. Erkläre deine Idee, modifiziere sie ggf., wenn du dich gut dabei fühlst. Sage nicht einfach nein, wenn dir etwas nicht ins Konzept zu passen scheint. Sei konstruktiv, frage nach, mache Vorschläge. Animiere die Spieler, ggf. durch gezielte Fragen oder Vorgaben, ihren Charakteren Ziele, Wünsche und Probleme zu geben.

Spiele NSCs, die du geil findest, und spiele sie mit Herz
Dein wichtigster Beitrag zum gemeinsamen Spiel ist das Spielen von NSCs (und Monstern). Überfrachte das Spiel nicht mit NSCs, aber sieh zu, dass du genug NSCs zur Hand hast, die du gut spielen kannst und magst. Diese können so komplex oder klischeehaft sein wie du willst, schlau oder bräsig, freundlich oder Arschlöcher, können extrem detailliert ausgearbeitet sein oder nur aus einem Namen und drei Stichworten bestehen. Aber du solltest dich über diese NSCs freuen, während du sie spielst. Du solltest ihnen dein Herz schenken und sie mit Leben erfüllen, sodass die Spieler verstehen, wer diese NSCs sind und worum es ihnen geht. Nicht alles NSCs werden von den Spielern mit Interesse und Begeisterung aufgenommen werden: Biete ihnen mehrere an und konzentrier dich auf die, bei denen der Funke überspringt.

Spiele mit den Spielern
Ihr spielt dieses Spiel zusammen. Du bist nicht das Spielfeld, auf dem die Spieler spielen. Die Spieler sind nicht die Schauspieler in einem Stück, bei dem du Regie führst. Ihr spielt zusammen. Dein Kampagnenhintergrund (bzw. Abenteuerhintergrund) und deine NSCs treffen auf die Spielercharaktere, und keiner gibt nach oder verbiegt sich. Sie sind wie ein Paar auf der Tanzfläche, und mal führt der eine, mal der andere. Sie befruchten sich, bereichern sich gegenseitig. Sei nicht zu passiv, sei nicht zu dominant. Du führst etwas ein und gibst es dann an die Spieler ab. Sie machen etwas damit, spielen es vielleicht untereinander hin und her, und geben es dir dann zurück. Ganz zwanglos, ganz selbstverständlich. Es ist keine Frage von miteinander oder gegeneinander. Mal kannst du ihnen knallhart contra bieten, ein andermal ihnen die Welt zu Füßen legen. Aber immer zieht ihr gemeinsam an einem Strang. Ihr spielt einander zu, nicht aneinander vorbei. Ihr baut aufeinander auf, statt euch gegenseitig zum Einsturz zu bringen.

Sei gut vorbereitet, sei konzentriert, sei flexibel
Leiten macht am meisten Spaß, wenn man fest im Sattel sitzt und sein bestes geben kann. Sei souverän. Kenne deinen Kampagnenhintergrund, kenne die Spielregeln, kenne die Spielercharaktere. Sei wach und konzentriert, wenn du leitest. Habe Namen, Orte und Personen zur Hand. Habe genug Ideen auf der hohen Kante, um das Spiel jederzeit zu befeuern, wenn die Spielercharaktere das gerade mal nicht tun. Plot Hooks oder Bangs, je nach Geschmack, um die Charaktere direkt und persönlich anzusprechen. Sei aber bei aller guten Vorbereitung nicht selbstverliebt. Sei jederzeit bereit, alles, was du vorbereitet hast, links liegen zu lassen, wenn die Spieler in eine andere, interessante Richtung gehen. Gerade wenn du gut vorbereitet bist, solltest du auch darauf problemlos reagieren können und dabei die Stimmigkeit deines Hintergrundes wahren.

Gib den Takt an
Du bist fürs Pacing verantwortlich. Sorge dafür, dass das Spiel weder zu gehetzt noch zu langatmig wird. Steuere, ohne zu drangsalieren. Indem du eine Szene zur rechten Zeit schneidest, einen Zeitsprung machst. Aber auch mal einfach laufen lässt. Indem du Konflikte durch Komplikationen verstärkst oder durch Eskalation verschärfst. Aber auch mal Druck rausnimmst, den Spielern einen Ausweg eröffnest. Natürlich kannst du deine Spieler auch mal fragen, ob du jetzt schneiden sollst. Aber sei kein Zauderer. Das gilt auch für deine Rolle als letzte Instanz in Regelfragen. Verunsichere die Spieler nicht durch Wankelmütigkeit. Denk nach und handle.

Lehn dich auch mal zurück
Man muss nicht immer aktiv am Spiel teilnehmen, um Spaß zu haben. Manchmal kann man auch einfach nur Zuschauer sein. Das gilt für die Spieler, und das gilt auch für dich. Zolle deinen Mitspielern Respekt, indem du ihnen deine ungeteilte Aufmerksamkeit und deinen Applaus schenkst. Lass die Spieler untereinander spielen und hör ihnen aufmerksam zu. Und während du das tust, überlege, was das ändert, wie sich das auswirkt, was du damit machen, wie du da einhaken und einen draufsetzen kannst. Dein Einsatz kommt früh genug.

Gönn dir auch mal ein Solo
Du schmeißt die Show nicht alleine und du darfst und willst auf keinen Fall den Spielern die Show stehlen. Aber der Spot ist mal auf jeden gerichtet. Auch auf dich. Wenn der Moment da ist, wenn etwas Spektakuläres passiert, bei dem die Spielercharaktere nur Zuschauer sind – dann sei da. Dann zieh deine Show ab, und rocke!
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Joerg.D am 28.08.2008 | 17:50
Das kann ich mal uneingeschränkt unterschreiben.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Noshrok Grimskull am 28.08.2008 | 17:59
 :d
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Bombshell am 28.08.2008 | 19:46
Hallo,

noch eins zwei Beispiele und ab damit in Abenteuer..

MfG

Stefan
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 28.08.2008 | 20:16
klingt doch ganz gut. Reiche ich vielleicht mal weiter.

aber eine (ok zwei) Sache bleibt vorerst offen: Wie sucht man deiner Meinung nach denn jetzt eine Wellenlänge ohne in die Gefahr zu geraten zu beaufsichtigen, bevormunden oder zu erziehen?
Oder anders, was ist, wenn nunmal einfach Unfug passiert? So zu tun als würde das nämlich nie passieren ist imho auch fatal.

Dann: wenn man auf einer Wellenlänge ist erübrigt sich der Hinweis, daß zuerst dem SL die Kampagne gefallen muss. Sie wird immer allen gefallen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 28.08.2008 | 20:47
was ist, wenn nunmal einfach Unfug passiert?

Zwei Möglichkeiten: Unfug passieren lassen bzw. mitmachen, und warten, bis die Spieler genug davon haben und was ernsthafteres machen wollen. Oder andere Gruppe suchen.

Dann: wenn man auf einer Wellenlänge ist erübrigt sich der Hinweis, daß zuerst dem SL die Kampagne gefallen muss. Sie wird immer allen gefallen.

Ja, sie wird allen gefallen, aber sie muss zuerst dem SL gefallen. ;)
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 28.08.2008 | 21:08
Lord Verminaard
Zitat
Zwei Möglichkeiten: Unfug passieren lassen bzw. mitmachen, und warten, bis die Spieler genug davon haben
ist das nicht... erziehen? Der Begriff ist nämlich schrecklich offen und jeder hat da seine eigenen Methoden. Ich benutze diese Methode recht oft im RPG. Aber gut zu wissen, daß ich noch ins Schema passe :)

Verlassen ist natürlich eine Alternative, das stimmt.

@zuerst Gefallen: das verstehe ich nicht. Ist das eine zeitliche Sache? ;)
Es muss doch gleichzeitig sein, sonst ist die (idealisierte) Gruppe doch nicht harmonisch.
Mit Überzeugen darf das ja nichts zu tun haben.
Und wem was zeitlich zuerst gefällt, finde ich irgendwie. Naja, überflüssig zu wissen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 28.08.2008 | 21:18
Zwei Möglichkeiten: Unfug passieren lassen bzw. mitmachen, und warten, bis die Spieler genug davon haben und was ernsthafteres machen wollen. Oder andere Gruppe suchen.
Hmm,
Also dem Eingangspost kann ich erstmal fast voll zustimmen, aber ich habe ähnliche Probleme mit dem nicht erziehen wie Falcon (vermute ich).

Erziehung ist ja für sich genommen erstmal nichts schlimmes, und was einige von sich aus begreifen, müssen andere vllt erst beigebracht bekommen. Ich weiß nicht ob es da das richtige ist zu sagen "entweder ihr könnt es oder nicht".
Ich führ meinen Teil würde es eher so Formulieren, das man es mit der Erziehung nicht übertreiben sollte. Man soll seine Spieler nicht zu etwas zwingen, aber sie erziehen im Sinne von "ihnen etwas beibringen" würde ich nicht unterlassen wollen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 01:00
Na ja, wenn "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" schon "erziehen" ist...
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Joerg.D am 29.08.2008 | 01:17
Ich weiß nicht, ob es wirklich dazu passt, aber ich hätte da noch eine:

Bringe Abwechslung in Dein Spiel! Versuche auch in längeren Kampagnen die Sachen zu spielen an denen du Spaß hast und mache unterschiedliche Abenteuer um deine Ideen umzusetzen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 29.08.2008 | 01:22
Verminaard schrieb:
Zitat
Na ja, wenn "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" schon "erziehen" ist...
Mancher einer nennt das ja lernen durch Schmerzen.
Denn wenn ich Unfug lese, denke ich an Entscheidungen, bei denen sich der Spieler noch nicht bewusst ist, daß es nicht funktionieren wird, nicht selten auch davon überzeugt ist, daß es gut so ist. Sonst wäre es ja kein Unfug.
Dann denkt man sich als SL (vor allem nach langer Diskussion): ok, machen wir es so, er wirds schon merken.
Ist für mich erziehen. Aber lässt sich leider nicht vermeiden.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 07:44
Mit Unfug meine ich eigentlich eher alberne und unlogische Sachen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Goblin am 29.08.2008 | 08:06
Vermi, du solltest ein Buch schreiben.
"Des Lord's gesammelte Spielleitertipps" oder so  ;)
 :d
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 09:08
Na ja, wenn "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" schon "erziehen" ist...
Ich meine ja eher, das man nicht unbedingt "dem natürlichen Entwicklungsprozess seinen Lauf lassen" sollte. Manchmal ist es besser einzulenken und zu sagen "Hör mal, das ist unfug, und bevor wir jetzt den Rest des Spielabends damit verbringen dich das durch Erfahrung lernen zu lassen, können wir auch einfach sagen wir lassen das was du vor hast und die anderen können auch Spaß am Spiel haben".

Letzteres würde ich schon als Erziehung betrachten, und nicht undbedingt als Schlecht ansehen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Eulenspiegel am 29.08.2008 | 09:28
Ich denke, die unterschiedliche Sichtweise rührt daher, dass ihr unter "Unfug" zwei verschieden Sachen versteht:
Der eine meint mit Unfug: "Wir blödeln ein bisschen rum und machen nicht ganz so ernstes Rollenspiel mit vielen OT-Kommentaren".
Und der andere meint mit Unfug: "Wir machen jetzt eine Sache, die uns eigentlich keinen Spaß macht, was uns im Augenblick aber nicht klar ist."

Zur ersteren Sache:
Bei dieser Sorte "Unfug" sehe ich keine Grund, das zu beenden: Solange es allen Spaß macht, kann man es doch ruhig weiterlaufen lassen.

Zur zweiten Sache:
Ja, wenn jemand feststellt, dass man gerade eine Sorte "Unfug" spielt, die einem oder mehreren Spielern keinen Spaß machen, sollte man dies OT kurz anmerken und Lösungsvorschläge machen. Hier ist aber nicht nur der SL in der Bringschuld. Ein Spieler, dem auffällt, dass man gerade viel "Unfug" spielt, hat genau so das Recht und die Pflicht, darauf aufmerksam zu machen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 09:43
Leute, das geht gerade an der Sache vorbei. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler normalerweise eben keinen Unfug machen. Und dass man deswegen als SL nicht ständig auf sie aufpassen muss, sondern sie machen lassen sollte. Hab Vertrauen, hab Geduld. Das ist der Kernsatz. Ich maße mir im Übrigen nicht an, Erwachsene Menschen erziehen oder bevormunden zu wollen. Das schließt natürlich nicht aus, dass ich sage, was ich denke. Aber nicht als Autoritätsperson, sondern als gleichberechtigter Mitspieler. Deshalb „ebenbürtig“.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Preacher am 29.08.2008 | 09:44
Schöner Beitrag im Startpost, dem ich nichts hinzuzufügen habe :D
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 29.08.2008 | 09:54
Schöner Beitrag im Startpost, dem ich nichts hinzuzufügen habe :D

Manno. Jetzt sitze ich hier seit zehn Minuten an einer Hymne und der blöde Hendrik fasst das Kompliment in einem Satz zusammen. Naja, auch auf die Gefahr der Wiederholung trotzdem ein etwas ausgedehnterer Respekt samt Dankeschön  ;)

Erstens finde ich es toll, dass Du, lieber Vermi, so ein tolles Händchen für die wohlproportionierte Aufbereitung von interessanten Themen hast.

Zweitens finde ich auch diesen Beitrag wieder sehr gelungen. Bald steht wieder mal eine 3-Tage-Session (http://tanelorn.net/index.php/topic,41283.msg772778.html#msg772778) an. Wir werden 3 Spieltage haben und ich werde mich als SL am ersten strikt an Deine Vorgaben halten und im Anschluß Bericht erstatten. Die Tage 2 und 3 gibts dann von einem anderen SL den bei mir als Spieler immer noch sehr beliebten Dienstleistungs-SL mit alles und scharf. Bin mal gespannt, wie der Unterschied so wahrgenommen wird, denn im Gegensatz zu Dir habe ich den Spaß an D-SL m-a-u-s noch nicht verloren und leite jene Runde für gewöhnlich genau so. Wird spannend.

Drittens bewundere ich Deine scheinbar nie nachlassende Geduld, mit der Du auf die ganzen themenverfehlenden Beiträge immer wieder ernsthaft und freundlich eingehst. Vielleicht lerne ich das auch noch mal irgendwann. Ein Role Model gibts dafür ja bereits.

Und viertens danke ich Dir für diesen kleinen Motivationskick. Bin gerade hier im Forum etwas aktiver, weil ich mich vor einem unangenehmen Schriftwerk recht erfolgreich drücke. Besser wäre, die wenige zur Verfügung stehende Zeit bewusster zu nutzen und einerseits konzentrierter zu arbeiten, andererseits aber auch die Freizeit allgemein gewinnbringender auszufüllen.

In Summe danke ich Dir also mal ganz pauschal für Deine vielen, vielen tollen Posts, die mit ein Grund dafür sind, weshalb ich so gerne hier im Forum reinschaue. Weiter so!
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Bitpicker am 29.08.2008 | 09:56
Inhaltlich kann ich Vermis Ausführungen voll zustimmen. In meiner Gruppe gibt es nur ein Problem: alle das, was hier über das Verhältnis zwischen Spielleiter und Spielern gesagt wird, ist in meiner Gruppe den Spielern unheimlich schwer zu vermitteln. Als SL will ich ja mit den Spielern spielen, will, dass sie das Kampagnenkonzept ergänzen, aber es ist unheimlich schwer, die Spieler auch dazu zu bekommen. Wir (meine Gruppe) haben das schon etliche Male diskutiert, aber außer Einsicht während der Diskussion führt das selten zu dauerhafter Veränderung. Die Verantwortung für das Zusammenspiel liegt hier nicht nur beim Spielleiter.

Das nur als Anmerkung, eine Patentlösung dafür gibt es nicht; außer vielleicht 'neue Gruppe', aber da ich nur mit engen Freunden spiele, hieße das 'neue Freunde', was keine Option ist.

Robin
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 09:58
Leute, das geht gerade an der Sache vorbei. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler normalerweise eben keinen Unfug machen.
Der Grundgedanke ist schon klar geworden. Aber ich denke nicht das es an der Sache vorbei geht. Wenn man natürlich davon ausgeht das die Spieler keine Unfug machen, dann stimmt das so, aber davon kann man nicht immer ausgehen, ebenso nicht, das es sich Grundsätzlich um Erwachsene Menschen handelt.

Ich spiele z.B. häufig mit Jugendlichen/Kindern, aber das Phänomen tritt durchaus auch bei gestandenen Spielern auf, nur nicht so gehäuft.
Das am häufigsten vorkommende Problem ist, das ein Spieler eine Aktion startet die im PvP enden wird. Aus Erfahrung weiss ich, das am Ende solcher Aktionen die Gruppe nicht glücklich oder zufrieden ist mit dem Verlauf, maximal vllt ein Spieler sich auf Kosten der anderen amüsiert.
In solchen Situationen ist es IMHO angebracht einzulenken und zu erziehen. Denn nichts anderes ist es, wenn ich dem Spieler sage das das Blöd ist was er jetzt macht, und als Ergebnis nur meine Sicht der Dinge zulasse(nähmlich das PvP zu nervigen Runden führt).
Natürlich könnte das auch ein anderer Spieler übernehmen, aber da sind wir wieder bei einem Thema das ich nicht erneut ausdiskutieren möchte.
Wenn wir davon ausgehen das es alles Erwachsene Spieler sind, die wissen was sie tun, dann bist du als SL einer von denen und brauchst keine Tips.
Wenn wir aber davon ausgehen, das die Tips die du gegeben hast dem SL was bringen, dann können wir auch davon ausgehen, das sie auch den Spielern nicht ganz selbstverständlich sind.
Bei Spielern die von der Gruppe ungewolltes PvP anzetteln kann man natürlich sagen man trennt sich von denen, aber wie oben schon angemerkt ist mir das zu endgültig. Den Spielern etwas beizubringen, auch Soziale Regeln im Rollenspiel, ist IMHO Aufgabe der erfahreneren Spieler. Meistens ist der SL erfahren und er hat eben noch den Vorteil auf einem Neutralen Posten zu sitzen, gerade wenn es um PvP geht.

Wie du beim Charakterkonzept richtig schreibst:
Zitat
Ihre Charakterkonzepte sollen richtungweisend sein, aber sie sollen nicht den ursprünglichen Geist der Kampagne konterkarieren
würde ich es auch beim erziehen Formulieren

Ihre Charakterhandlungen sollen frei sein, aber sie sollen nicht den ursprünglichen Geist der Kampagne konterkarieren
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Grimnir am 29.08.2008 | 10:00
Tja, Vermi, was soll ich sagen, was nicht schon gesagt worden ist... Ausrucken, Ausschneiden und über den Schreibtisch hängen.  :d

Es grüßt
Grimnir
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Megan am 29.08.2008 | 10:07
So, jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazu abgeben. Ich habe mich ja kürzlich mal wieder ans Spielleiten gewagt und im Rückblick kann ich hinter praktisch alles, was du aufgelistet hast ein "check" machen und zufrieden feststellen "ja, auch ich hatte diesmal Spaß". Super zusammengefasst. :d

Ich frage mich allerdings, ob ich das *nur* mit diesem Text auch so klar erkennen würde. Die praktischen Erfahrungen sind für mich nicht wirklich ersetzbar. Und ich weiß auch nicht, ob ich jetzt wirklich "den Dreh" raus hab.

Dass es diesmal geklappt hat, hat sicher mehrere Faktoren, aber einen Punkt möchte ich hervorheben, weil er hier in den Thread passt:
Ich hatte ja das Glück, bei der Potter-Runde dabei zu sein und irgendwie war das in Bezug aufs Spielleiten, den Aufbau der Story, die Spieler- und SLanteile und die gesamte Struktur ein echter Augenöffner. Von keinem Text im Forum konnte ich soviel lernen, wie davon. Es war einfach klasse aufgedröselt, man konnte immer genau erkennen, wer was macht und wie die Rädchen ineinandergreifen. Danach hab ich mir gedacht "Hey, JETZT kapier ichs."

Mich würde mal interessieren, ob jemand beim nächsten Leiten die Tipps berücksichtigt und ob sich damit bei ihm irgendwas geändert hat. Können solche Texte lehren? Oder muss man es vielleicht doch *erfahren*?

Und alle, die sich hier im Thread lobend ausgesprochen haben: Wenn mans liest klingt das weise und plausibel. Habt Ihr den Text auch mit Euren Erfahrungen verglichen und ein "check" gemacht? Könnt Ihr das schon? Macht Ihr das so?

(Vielleicht sollte ich dazu nen gesonderten Thread aufmachen?)

P.S. ich schreib das jetzt trotzdem, auch wenn es sich ein wenig mit dem überscheidet, was andere grade geschreieben haben.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Ein am 29.08.2008 | 10:17
Warum hast du das nicht auch zusätzlich auf Wilde Lande veröffentlicht? Wenn ich mir hier manche Kommentare lese, kann ich nur an Perlen und Paarhufer denken...

Zitat
Und alle, die sich hier im Thread lobend ausgesprochen haben: Wenn mans liest klingt das weise und plausibel. Habt Ihr den Text auch mit Euren Erfahrungen verglichen und ein "check" gemacht? Könnt Ihr das schon? Macht Ihr das so?
Ja, ich kann es komplett abhaken, wobei ich nicht ein ganz soo großes Gewicht auf NSCs lege. Dafür kommt mir das Szenario (im Sinne des Bühnenbildes) etwas zu kurz. Aber das sind dann absolut Geschmacksfragen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Boba Fett am 29.08.2008 | 10:20
@Vermi: Nette Sache, das.
Einen hätte ich noch anzuhängen (den Du auf dem Treffen auch berücksichtigt hast):
Such Dir Spieler mit denen Du Spaß haben kannst.

(okay, es ist die Gleiche Aussage wie die von Robin...  ::)
wahrscheinlich sogar aus den gleichen Erfahrungen gemacht... ;) )
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: pharyon am 29.08.2008 | 10:36
Hi,
um mal Megans Frage meinerseits zu beantworten.
Respektiere deine Spieler als ebenbürtig
Hm, eigentlich hast du vollkommen recht, wir spielen dass alles ja zusammen. Ich hab nur gelegnetlich so meine Schwierigkeiten, versuch meine Spieler ein wenig zu "kitzeln" oder mit (hoffentlich) guten Beispielen zu zeigen, wie ich mir das Spielen etwa vorstelle. Vielleicht sollte ich mich mehr in Geduld üben. Ratschläge anyone?
Zitat
Leite die Kampagne, die du willst
Passt (sowas von).
Zitat
Lass die Spielercharaktere das Kampagnenkonzept ergänzen
Passt ebenso.
Zitat
Spiele NSCs, die du geil findest, und spiele sie mit Herz
Jawoll, das passiert inzwischen recht gut - nun da ich einige sehr interessante Antagonisten ge(er-)funden hab.
Zitat
Spiele mit den Spielern
Auch das passiert.
Zitat
Sei gut vorbereitet, sei konzentriert, sei flexibel
Hmmm, gut vorbereitet  :-[  ::) Hüstel, da muss ich noch ein wenig Disziplin pauken...
Zitat
Gib den Takt an
Auch hier gibts bei mir wohl Verbesserungspotential.
Zitat
Lehn dich auch mal zurück
Passt. Macht manchmal Riesenspaß.
Zitat
Gönn dir auch mal ein Solo
Ok, wenn du meinst?

Auch ich möchte die danken. Diese Denkanstöße sind gerade für eSeL mit wenig Erfahrung eine Bereicherung. Wie gut das Ergebnis damit werden kann hat man ja in eurem HP-Thread lesen können (was ich mit Begeisterung getan hab).
 :d :d :d
Gruß, p^^
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 10:38
Uiuiui, bei soviel Lob werde ja selbst ich verlegen! ;) Vielen Dank für die Blumen! :)

@ Kinshasa Beatboy: Wenn du in einer eingespielten Gruppe plötzlich den Leitstil änderst, muss das nicht unbedingt glatt über die Bühne gehen. Siehe auch den Kommentar von Robin. Ich habe mit meiner „alten“ Runde eine ähnliche Erfahrung gemacht: Wenn Spieler sich erstmal daran gewöhnt haben, vom SL dirigiert zu werden, ist es schwer, ihnen das wieder abzugewöhnen. Wobei es sicherlich leichter ist bei Spielern, die auch selbst leiten. Ich habe ja einen deiner Mitspieler auf der RPC kennen gelernt und würde vom Bauchgefühl sagen, das hat der dreimal drauf. In jedem Fall solltest du sie aber vorwarnen. Natürlich nicht mit langen schwulstigen Reden über Player Empowerment oder gar die Forge, das geht eher nach hinten los. Aber du wirst da schon die richtigen Worte finden.

@ Megan: Absolut, die persönliche Erfahrung kann so ein Text nicht ersetzen. Ich habe ihn auch bewusst sehr allgemein gehalten und bin nicht konkret auf Vorbereitungstechniken oder so was eingegangen. Es ist sicher keine Anleitung für Anfänger-SLs, sondern eben genau wie du sagst eine Checkliste für erfahrene SLs, bei denen es nicht rund läuft oder die einfach mal ein Experiment mit Spieler-getriebenem Spiel wagen wollen. Ich selber habe viele Spielrunden mit vielen verschiedenen Mitspielern gebraucht, ehe sich das für mich so verfestigt hatte. Und in der Potter-Runde hatte ich natürlich auch das Glück, dass ihr alle voll mitgezogen habt und wir wirklich außergewöhnlich gut auf einer Wellenlänge waren. Ich hoffe aber, dass der Text hier dem ein oder anderen vielleicht den langen Weg etwas abkürzt. ;)
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Gaukelmeister am 29.08.2008 | 11:01
Hervorragende Kurzeinleitung in die Prinzipien guten Spielleiterns.

Man kann sich mMn Vermis Überlegungen sehr gut als Prinzipiensammlung aneignen und gleichwohl auf dysfunktionale Situationen reagieren. Nehmen wir gleich das erste Prinzip "Respektiere deine Spieler als ebenbürtig". Muss sich ein SL, der sich das zu Herzen genommen, blind dafür stellen, dass ein Spieler in einer bestimmten Sitaution einen kreativen Stau hat? Wohl kaum. Es geht vielmehr darum, den kreativen Stau bei anderen nicht von vornherein zu unterstellen oder sich allzu rasch auf die eigenen Ideen als Edellösung zu versteifen. Es geht darum, sich permanent offen zu halten für den kreativen Input der anderen. Sobald ich als SL an eine Spielsitzung mit der Überzeugung herangehe, dass die Einfälle meiner Spieler normalerweise hinter meinen Einfällen zurückbleiben, werde ich leichtfertig Ideen meiner Spieler unter den Tisch fallen lassen. Problematisch ist das mindestens aus zwei Gründen: Erstens wird kreatives Potential verschenkt. Zweitens hat nicht mehr jeder Teilnehmer am Spiel eine faire Chance, sich selbst gleichberechtigt in den Spielprozess einzubringen.

Und wenn ein Spieler eine Idee beisteuert, bei sich mir die Fußnägel aufkringeln? Nun, zunächst prüfe ich, ob ich nicht vielleicht nach wie vor meinem Prinzip treu bleiben sollte und seinen Beitrag einfach akzeptiere. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja etwas Großartiges daraus. Na gut, wenn ich aber ziemlich sicher bin, dass das den allgemeinen Spielspaß herabsetzen wird, kann ich dann nicht gegensteuern? Klar kann ich das. Gegenseitiger Respekt ist ja nicht dasselbe wie kritikloses/unkommentiertes Hinnehmen von allem, was der andere macht. Aber die Grundlage für das Gespräch sind dann Fragen wie: Wollen wir (die gesamte Gruppe) echt, dass das jetzt passiert? Darüber kann man sich unterhalten. Aber hier wird dann nicht aufgrund eines unterstellten Kreativitätsgefälles von mir als SL eine Entscheidung getroffen, sondern mit Blick auf eine konkrete Spielsituation kann jeder seine Meinung darlegen, wie man am besten weitermachen sollte. (Solche Gespräche finden wahrscheinlich häufig vor/nach dem eigentlich Spiel statt, so dass man sich im Konfliktfall rasch auf geteilte Ansichten beziehen kann und nicht den Spielfluss durch eine Diskussion stört.)

Aber kann es nicht sein, dass jemand eine ganz andere Idee davon hat, wie er Rollenspiel machen will? Klar kann das sein. Aber wenn das wirklich der Fall ist, und ich mich nicht darauf einlassen kann, dann gilt, was Vermi schon gesagt: eine Trennung steht bevor. Prinzipien guten Spielleiterns können keine grundsätzlichen Interessenunterschiede überbrücken.

@ Megan
Ich probiere vieles von dem, was Vermi empfiehlt, umzusetzen. Meine größten Defizite sehe ich derzeit bei "Sei gut vorbereitet, sei konzentriert, sei flexibel" - wobei Flexibilität und Konzentration eigentlich kein Problem sind, sondern eher das Vorbereitetsein. Insbesondere stabile Regelkenntnis ist nicht gerade eine meiner Stärken. Auch bei "Gib den Takt an" muss ich noch vorankommen. Richtig zu schneiden geht mir noch nicht so leicht von der Hand.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Bitpicker am 29.08.2008 | 11:21
@ Megan: meine Hauptprobleme bei der Umsetzung (abgesehen von dem oben genannten Spielerproblem) sind im Pacingbereich und bei der Vorbereitung zu sehen. Ich bin zwar ein Vorbereitungsjunkie, der gerne mal jahrelang den Hintergrund recherchiert, aber die Vorbereitung von Session zu Session fällt oft flach. Daraus resultiert auch eine gelegentliche Konzentrationsschwäche, weil ich mir während des Spiels Gedanken machen muss, die ich mir besser vorher schon gemacht hätte.

Zudem spiele ich NSCs so gut wie nicht, sondern behandele sie größtenteils in dritter Person. Das heißt nicht, dass ich sie nicht tief ausarbeite oder mich nicht in sie hineinversetze, aber ich bin einfach kein Schauspieler. Ebensowenig nehmen meine Spieler bestimmte abweichende Verhaltensweisen ein, wenn sie ihre Charaktere darstellen, insofern fehlt uns da nichts und es stellt kein Problem dar.

Ich persönlich finde ein 'ich spreche ihn mit dem gebührenden Respekt an und frage ihn nach dem Weg' wesentlich besser als ein pseudomittelalterliches Gefasel mit verstellter Stimme in direkter Rede. Da könnte ich nicht ernst bleiben.

Robin
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: ChristophDolge am 29.08.2008 | 11:35
Klingt für mich alles sehr überzeugend, ich weiß allerdings mangels aktueller Gruppe nicht, ob ich im Moment so spiele - mein Problem liegt vermutlich auch in der Vorbereitung (was ich allerdings durch Bass Playing zu kompensieren versuche). Gibt es auch Ansätze, wie man die o.g. Punkte bei extrem unerfahrenen Spielern umsetzen kann? Da wird ja der Punkt "Respektiere deine Spieler als ebenbürtig" mitunter schwierig - nicht, weil ich ihnen abspreche, intelligent oder kreativ zu sein, sondern weil sie imho einen Teil der subtileren Rollenspieler-Kommunikation (so die denn überhaupt stattfindet) nicht mitbekommen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Ein am 29.08.2008 | 11:39
Ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass blutige Anfänger schlechtere Spieler wären. Oftmals ist es sogar eher so, dass sie, wenn man mit diesem erwachsenen Leitungsstil spielt, sogar die besseren Spieler sind, da sie sich noch nicht all die Marotten angewöhnt haben, die viele Rollenspieler besitzen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 11:44
Ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass blutige Anfänger schlechtere Spieler wären.
Das hat er auch nicht gesagt, sondern das es vltl das ein oder andere gibt, das sie lernen könnten.

Was das spielen an sich angeht sind mir Neulinge allerdings tausend mal lieber, denn das was Du über die Marotten schreibst kann ich 100% unterschreiben.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Ein am 29.08.2008 | 11:49
"Subtile Rollenspieler-Kommunikation" (ich nehme an, dass sollte kein Witz sein? ;) ) deutet schon daraufhin, dass Anfänger da ein gravierendes Defizit hätten. Im Grunde fehlen ihnen, aber nur die Regelkenntnisse, die Kenntnisse über Handlungen, Geschichten, Alter Ego, Schauspielerei etc. bringt jeder mit, denn sie sind ein integraler Bestandteil unserer Kultur. Vielmehr ist es da dann sogar so, dass erfahrene Rollenspieler eben diese natürlichen Fähigkeiten verlernt haben und versuchen durch Nerdism zu kompensieren (=Marotten).
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Vash the stampede am 29.08.2008 | 11:53
Schöne Liste, Frank! :d

Man braucht nur die passenden Spieler dazu, wie ja Robin auch schon anmerkte. Aber das ändert ja nichts an der Güte der Liste. ;D
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: der.hobbit am 29.08.2008 | 11:56
Sehr schöne Aufstellung, Frank, alle Punkte kann ich unterschreiben - so stelle ich mir gutes Rollenspiel vor!

Vorstellen ist schön, aber mache ich es auch so?

Respektiere deine Spieler als ebenbürtig
Ich habe schon mit Spielern gespielt, die ich nach einiger Zeit nicht mehr für ebenbürtig hielt. Es gibt ja so dumme (=denken anders als ich - ja das ist nicht ganz ernst gemeint) Menschen manchmal. Mit denen habe ich aber meist kein drittes Mal gespielt.

Leite die Kampagne, die du willst
Eigentlich immer. Wobei ich so viele verschiedene Kampagnenideen toll finde, dass ich trotzdem den Luxus habe, die Spieler zu fragen ob sie lieber x oder y wollen.

Lass die Spielercharaktere das Kampagnenkonzept ergänzen
Hmmmm..... damit hatte ich früher viele Probleme, übe aber unerlässlich (naja, im Moment mangels Zeit zum Spielen nicht). Am Ziel bin ich noch nicht, aber auf dem Weg.

Spiele NSCs, die du geil findest, und spiele sie mit Herz
Aber Hallo! Das finde ich auf jeden Fall korrekt. NSCs, die ich nicht geil fand, kamen höchstens mal aus vorgefertigten Abenteuern. Wenn mir das Abenteuer gefällt, dann spiele ich es nicht nicht, nur weil mir ein Haupt-NSC nicht gefällt. Falls möglich, wird der etwas angepasst, aber es ist für mich definitiv kein Show-Stopper.

Spiele mit den Spielern
Das versuche ich schon immer. Meistens kommen die Spieler auch wieder, von daher glaube ich, dass sie sich wohl fühlen.

Sei gut vorbereitet, sei konzentriert, sei flexibel
Insbesondere der erste Punkt war früher sicher da, und schwindet mit steigendem Alter, wachsender Erfahrung und schrumpfender Zeit. Konzentriert bin ich bei dem meisten, was ich mache (abgesehen von Fernsehen, aber das mache ich eher selten). Flexibel... Ja, ich hoffe. Wobei ich auch meine Grenzen habe. Aber das ist wohl normal, also, hmmmm.... ja. doch.

Gib den Takt an
Wenn die Spieler nicht selbst den Takt angeben, ja. Teilweise überlasse ich es aber auch ihnen, wenn es gerade entsprechend läuft.

Lehn dich auch mal zurück
Fällt mir schwer.

Gönn dir auch mal ein Solo
Manchmal, ja, da gibt's das. Aber bisher hielt ich das für schlechten Stil - aber das liegt wohl am Maß: Habe schon Spielleiter erlebt, für die der ganze Abend ihr Solo war. Das ist unangenehm.

Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 11:59
"Subtile Rollenspieler-Kommunikation" (ich nehme an, dass sollte kein Witz sein? ;) ) deutet schon daraufhin, dass Anfänger da ein gravierendes Defizit hätten.
'Eventuell' eben nur. Das man die Möglichkeit in Betracht zieht, bedeutet ja nicht das man das jedem Neuling Grundsätzlich unterstellt.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 12:01
@ Christoph: Ich denke, gerade bei Anfängern ist diese Respekt-Sache besonders wichtig. Es kann unheimlich lehrreich sein, Anfänger einfach mal spielen zu lassen, ohne die Scheuklappen von "Rollenspiel ist halt so". Wenn sie sich bei irgendwas unsicher sind, werden sie schon fragen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 12:09
Wenn sie sich bei irgendwas unsicher sind, werden sie schon fragen.
Nicht unbedingt, manche sagen dann auch lieber garnichts und kommen dann beim nächsten mal nicht wieder, weil sie so ins Kalte Wasser geworfen mit dem Spiel nichts anfangen konnten.
Der Respekt ist natürlich trotzdem wichtig, wenn ich einen Neuling die Sache von oben herab erkläre, kommt er wahrscheinlich auch nicht gerne wieder.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Boba Fett am 29.08.2008 | 12:21
Ich glaub es gibt Nuancen, die zwischen diesen Extremen "bevormunden" und "ins kalte Wasser schmeissen" liegen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 12:21
Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung mit Neulingen sprechen, aber die war sehr eindeutig: Einfach machen lassen ist VIEL besser als "Beibringen". Klar kann man helfen, wenn ein Neuling einen Hänger hat. Aber eben auch NUR dann sollte man einschreiten, und nicht, weil der Neuling "falsch" spielt.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 12:25
Ich glaub es gibt Nuancen, die zwischen diesen Extremen "bevormunden" und "ins kalte Wasser schmeissen" liegen.
Klar, aber einfach machen lassen ist halt einfach machen lassen.

Ich finde die Tips ja wirklich gut und eine Prima Zusammenfassung die man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen kann. Aber auf der Ebene des "jeden einfach machen lassen" sit sie mir zu Oberflächlich, denn ich denke, das gerade da am ehesten bei den SLs mit etwas Ehrfarung der Schuh drückt. Eben diesen Grad zwischen bevormunden und Links liegen lassen zu finden.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Boba Fett am 29.08.2008 | 12:27
Klar, aber einfach machen lassen ist halt einfach machen lassen.
Und Worte auf die Goldwaage legen ist Haare spalten und Klugscheissen.

Ich gehe nicht davon aus, dass Vermi seine Neulinge bei sich zu Hause versammelt, dann aufsteht, aus 2m Entfernung das Regelwerk auf den Tisch knallen lässt und sich mit den Worten "Dann macht mal!" verabschiedet, um ein Bierchen trinken zu gehen.
Aber man kann alles wörtlich nehmen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 12:29
Und Worte auf die Goldwaage legen ist Haare spalten und Klugscheissen.
Hmm, das sollte eigentlich nicht die Worte auf die Goldwaage legen.
Wenn Vermi schreibt "einfach machen lassen" dann gehe ich davon aus das er das so meint.  wtf?

NACHTRAG: Ich würde eben eher schreiben "machen lassen und Beobachten, nicht zu voreilig eingreifen, aber wenn es nötig erscheint nicht zögern unaufdringliche Tipps zu geben"
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 12:33
Vielleicht zur Klarstellung: Die Tipps sind oberflächlich. Es sind Schlaglichter. Sie müssen mit Verstand gelesen und mit den eigenen Vorlieben, Fähigkeiten und Techniken ausgefüllt werden. Urteilsvermögen muss ich voraussetzen, das kann ich nicht vermitteln.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Pyromancer am 29.08.2008 | 12:51
Hmm, das sollte eigentlich nicht die Worte auf die Goldwaage legen.
Wenn Vermi schreibt "einfach machen lassen" dann gehe ich davon aus das er das so meint.  wtf?

NACHTRAG: Ich würde eben eher schreiben "machen lassen und Beobachten, nicht zu voreilig eingreifen, aber wenn es nötig erscheint nicht zögern unaufdringliche Tipps zu geben"

"Machen lassen und mitmachen."
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Thalamus Grondak am 29.08.2008 | 12:53
Sie müssen mit Verstand gelesen und mit den eigenen Vorlieben, Fähigkeiten und Techniken ausgefüllt werden.
Nichts weiter tu ich hier grad hier.
Meine Beiträge sollen kein Angriff auf die Tipps sein, sondern einfach reflektieren was mir dazu enfällt.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Boba Fett am 29.08.2008 | 13:08
Ja, sorry, meine Entgegnung auf Deine Reflektion, war wohl etwas offensiv.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 13:27
Nichts weiter tu ich hier grad hier.
Meine Beiträge sollen kein Angriff auf die Tipps sein, sondern einfach reflektieren was mir dazu enfällt.

 :d
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 29.08.2008 | 15:18
Vermi schrieb:
Zitat
Mit Unfug meine ich eigentlich eher alberne und unlogische Sachen.
Ich doch auch, also Letzteres.

und dazu.
Vermi schrieb:
Zitat
Leute, das geht gerade an der Sache vorbei. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler normalerweise eben keinen Unfug machen.
hatte ich ja ganz zuerst gepostet:
Zitat
Oder anders, was ist, wenn nunmal einfach Unfug passiert? So zu tun als würde das nämlich nie passieren ist imho auch fatal.
Womit wir wieder am Anfang wären  ;D

Ein schrieb:
Zitat
die Kenntnisse über Handlungen, Geschichten, Alter Ego, Schauspielerei etc. bringt jeder mit, denn sie sind ein integraler Bestandteil unserer Kultur.
Aber das ist doch komplett falsch. Abhängig vom Spieler muss man alles mögliche üben/sich angewöhnen oder kann es eben schon haben. Auch ein aktuelles Beispiel: Da kenne ich z.b. einen unerfahrenen Spieler, der es einfach nicht schafft Spannung und Atmoshpäre aufzubauen, weil er sich nicht die Situation vorstellen und sich nicht in die Figur denken kann und auch nichts ernst nimmt, NSCs schon gar nicht als gleichwertige Figuren ansieht, mit denen man interagiert. Die Aufmerksamkeitsspanne liegt dann irgendwo bei 10Minuten und die Energie wird darauf verschwendet sich zu beschweren wie langweilig es gerade ist und damit natürlich auch das Spiel für jeden anderen kaputt macht (ohne Rücksicht). Ich weiss aber, daß ihm Atmo wichtig ist, weil wir darüber geredet haben (die Sache also nicht lösbar ist indem man stattdessen einfach taktisches Encounter spielt, die womöglich mehr Spass machen).
Ich versuche als SL die NSCs dann einfach konsistent handeln zu lassen (wenn sich jemand völlig absurd benimmt reagieren sie auch entsprechend) und auch OT aus der Spielerfahrung zu berichten, daß es einen erhebliche Gewinn für eine Runde sein kann, die Sache mit Gewissem Ernst zu spielen, d.h. Figuren und Situation und überhaupt das Hobby an sich ernst zu nehmen (was nichts damit zu tun hat, daß es nichts zu Lachen gibt. Man kann selbst Comedy Stil "ernst nehmen"). Denn mehr als Spielerfahrung kann ich nicht in den Ring werfen, sind ja keine Erzieher gell ;) ? Es gibt ein paar Dinge, die sieht man schon vorab, daß nichts gutes dabei rauskommt und es nichts bringt "sie mal machen zu lassen". Wenn die Erfahrung nicht zählt, was dann?
Das sind viele kleine Dinge, an die denkt man gar nicht als Anfänger und dann weiss man auch nicht wie man sie lösen kann.

Das hier mal wieder durchscheint, Spielerfahrung sei was Schlechtes, finde ich albern, denn Erfahrung ist alles was man weitergeben kann.
Ein Anfänger kann trotzdem voller Ideen sein und ich spiele sehr gerne mit denen. Erfahrung ist aber eine ganz andere Schublade.

Spielerfahrung hat übrigens nichts damit zu tun, wie lange man schon spielt. Habe mit Spielern mit 20Jahre+ "Spielerfahrung" gespielt, das hätte nicht grottiger sein können.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: ChristophDolge am 29.08.2008 | 15:25
Wenn Unfug passiert, passiert er halt. In der Regel ist es dann so lustig, dass es den SL ohnehin mitreißt. Dann macht man zehn Minuten Unfug, ruft eine Generalpause auf und macht danach normal weiter.

Ich denke, ein bisschen gesunder Menschenverstand gehört schon dazu, sich mit den Tipps auseinanderzusetzen.

@unerfahrene Spieler: stimmt. Die Erfahrung habe ich eigentlich auch gemacht.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 29.08.2008 | 15:27
Es ist ja auch so, dass es ein Rezept für "glückliche Spielleiter trotz doofer Spieler" nicht gibt und nicht geben kann. Wenn die Spieler einfach nicht die richtigen sind, dann nützt einem alles was ich da oben geschrieben habe nichts. Aber dann nützt einem eben auch nichts anderes.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.08.2008 | 03:17
Das hier mal wieder durchscheint, Spielerfahrung sei was Schlechtes, finde ich albern, denn Erfahrung ist alles was man weitergeben kann.
Prinzipiell stimme ich dir zu. Das Problem ist aber, "Spielerfahrung" von "Scheuklappen" zu unterscheiden.

In Anbetracht eines Nachbarthreads (http://tanelorn.net/index.php/topic,43056.0.html) mal ein kleiner Bericht aus meiner eigenen Rollenspielkarriere (das ganze ist jetzt schon ein paar Jahre her und nicht mehr aktuell):
Ich habe bei SLs gespielt, die Cliffhanger eingesetzt haben und welchen, die es nicht getan haben.
Und ich kam zu dem Schluss, das Cliffhanger Scheiße sind und es mehr Spaß macht, ohne Cliffhanger zu spielen.
Und als ich dann SL war, habe ich ebenfalls mal Spielabende mit Cliffhanger und Spielabende ohne Cliffhanger beendet. Und auch da haben mir meine Spieler erzählt, dass ihnen die Enden ohne Cliffhanger besser gefallen haben.
Ich hatte also die Erfahrung gemacht, dass Cliffhanger schlecht sind und man mehr Spaß ohne Cliffhanger hat.

Ich hatte dann jedenfalls mal eine neue Runde mit Neulingen aufgemacht und nach einiger Zeit wollte einer der Neulinge auch mal SL sein.
Ich habe ihn jetzt keine Tips aus meinem Erfahrungsschatz gegeben, sondern mir gedacht, er solle schön selber durch Try and Error lernen. (Bzw. wenn er sich selber eingeleitet hatte, könnten wir ja noch immer über einzelne Vor- und Nachteile von bestimmten Spielstilen sprechen.)
Naja, er hatte jedenfalls dann einen Spielabend mal mit einem Cliffhanger beendet und dieser Cliffhanger war richtig passend und hat die Spannung bis zur nächsten Runde aufrechterhalten.

Ich hatte also die Erfahrung gemacht, dass Cliffhanger passend sein können und manchmal die bessere Alternative sind. Und ich hatte die Erfahrung gemacht, dass meine alte Erfahrung "Cliffhanger sind immer schlecht" falsch war.

Analyse:
- Hätte ich dem neuen SL von meinen Erfahrungen berichtet, hätte er womöglich nie einen Cliffhanger ausprobiert und ich wäre möglicherweise noch heute der Meinung, dass Cliffhanger schlecht sind.
- Wieso hielt ich damals Cliffhanger für schlecht? Das lag wahrscheinlich daran, dass ich nur eine Sorte von Cliffhangern betrachtet habe und mir gar nicht in den Sinn kam, dass es auch andere Sorten von Cliffhangern geben kann. (Lag wahrscheinlich an der jahrelangen Konditionierung durch andere SL.)
Das, was ich damals also für Erfahrung "Cliffhanger sind schlecht" gemacht hatte, war in Wirklichkeit keine Erfahrung, sondern eine Scheuklappe: "Es gibt nur diese Form von Cliffhanger".

Heutzutage weiß ich das. Aber damals hielt ich es halt für eine Erfahrung. Und es ist für einen selber schwer, zu entscheiden, ob etwas nun Erfahrung oder Scheuklappe ist. Und wenn man seine eigenen Spieler fragt, ist das auch schwer, das sie ja von einem selber ebenfalls konditioniert wurden.

Und da es einem selber unmöglich ist, zwischen Scheuklappen und Erfahrung zu unterscheiden, sind neue Spieler ohne Erfahrung recht hilfreich: Sie gehen komplett ohne Scheuklappen/Konditionierung an das Thema heran und erlauben es dem SL und den erfahrenen Spielern, Scheuklappen abzubauen.

In dieser Hinsicht ist halt Erfahrung negativ. (Obwohl die echte Erfahrung natürlich positiv ist.)
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 31.08.2008 | 10:14
@Eulenspiegel: klar, da hast du (teilweise) Recht. Aber natürlich kann man zwischen Scheuklappen und Erfahrung unterscheiden, nämlich wenn man die Erfahrung gemacht hat, daß "offen sein"  etwas Gutes ist ;)
Mit der Aussage, man könne nicht trennen würdest du jede Erfahrung (in jeder Beziehung, nicht nur Rollenspiel) als völlig überflüssig abstempeln.
Aber davon ab, ich meinte wirklich offensichtlichen Unsinn und Spielspasshemmer.

z.b. übertreibts ein Spieler ständig mit der Bezahlung. ein NSC sagt "ihr bekommt jeder..... 500Gold (was viel ist)" und wie ein Uhrwerk kommt die Antwort "watt? nee, ich will aber mehr haben" obwohl die Forderung vollkommen absurd ist
=> mangelnde Settingkenntnis.
Oder sozialhöhere NSCs (in Fantasysettings) werden nicht ernst genommen "König, ihr wollt uns die geheimen Hintergründe unseres Auftrags nicht sagen? Warum denn nicht? he, warum? ..."
=> mangelndes Hineindenken in die Spielwelt.
Ein beliebter Spielleitertip ist ja: Mache ihnen Konsequenzen der Spielwelt klar und zum Glück hat Vermi den nicht drin, denn das ist ein ganz beschissener Tip, der eigentlich nur sagt "Mache aus der Runde ein unspielbares Spiel".

den ganzen Umweg spare ich mir indem ich direkt sage: "Leute, ihr macht das Spiel gerade zu einer bekloppten Groteske ohne es zu merken, deswegen gibts auch keine Spannung und Atmosphäre"
Ich wiederum überlege mir dann parallel was ich ändern kann, welche anderen Methoden und Techniken ich benutzen oder ändern kann.

Vermit gibt den Tip: Komme mit der Runde auf eine Wellenlänge, was auch schön klingt aber irgendwie nicht hilft, aber immerhin seine Bedingung der Oberflächlichkeit erfüllt ;D
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Dammi am 1.09.2008 | 08:12
Huhu!

Ich weiss nicht ob's schon angesprochen wurde (hab nicht den ganzen Thread gelesen), aber wie schauts mit einem Vermi’s Rezept für glückliche Spieler aus, so als Gegenstück bzw Zusatz für die anderen Leute die am Spiel teilnehmen?


Gruß,

Dammi
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: ChristophDolge am 1.09.2008 | 09:26
Also grundlegend kann man davon ausgehen, dass ein glücklicher Spielleiter auch glückliche Spieler begünstigt, weil er zum großen Teil Bestätigung und Glück eben aus dem Glück der Spieler zieht.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Dammi am 1.09.2008 | 12:53
Huhu!

Denke ich auch, ich finde nur das ein Rezept für Spieler auch Sinn machen würde--von den Spielern wird ja auch einiges erwartet und ich denke das sowas auch Leute in Konsumhaltung animieren könnte. Von der länge wäre es wahrscheinlich kürzer und evtl sogar recht vorhersehbar was den inhalt angeht, begrüssen würde ich es aber trotzdem.

Schreib Vermi, schreib! ;D


Gruß,

Dammi
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 5.09.2008 | 13:15
Das Rezept für glückliche Spieler suche ich selber noch. ;)
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Wolf Sturmklinge am 5.09.2008 | 15:12
Das Rezept für glückliche Spieler suche ich selber noch. ;)
Relativ easy:
Sei aufmerksam, stell Dich nicht blöd an, bring dem SL was zu Essen/Trinken mit, spann ihm nicht die Freundin aus, wirke aktiv am gemeinsamen Spielspaß mit.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Crimson King am 5.09.2008 | 15:22
Und wenn der böse Wolf Sturm klingelt, nicht aufmachen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Gaukelmeister am 5.09.2008 | 15:24
Und wenn der böse Wolf Sturm klingelt, nicht aufmachen.

Wenn hier nicht schon ein Karl Lauer rumliefe, würde ich ja vorschlagen, dass der Crimson King den Titel "King-Kalauer" bekommt.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: der.hobbit am 5.09.2008 | 15:25
spann ihm nicht die Freundin aus
Je nach Spielleiter-Freundin führt das schon zu einem glücklichen Spieler.  ~;D
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Dirk am 5.09.2008 | 15:25
LoL!

Wirklich gute Zusammenfassung von Prinzipien! So könnte man das in jede SL-Sektion schreiben, wenn es zum Spiel passt.

MfG
Dirk
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 5.09.2008 | 16:01
Wolf schrieb:
Zitat
Relativ easy:
Sei aufmerksam, stell Dich nicht blöd an, bring dem SL was zu Essen/Trinken mit, spann ihm nicht die Freundin aus, wirke aktiv am gemeinsamen Spielspaß mit.
Du hast jetzt nur alle Pflichten aufgezählt.
Wirklich spassig finde ich jetzt keines der Punkte. ;)

von Vermis punkten waren ja einige direkt SL bezogen (leite, wozu du Lust hast).
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: der.hobbit am 5.09.2008 | 16:04
Außerdem ist der Punkt "stell dich nicht blöd an" nur für die wenigsten praktikabel ... ;)
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Crimson King am 5.09.2008 | 16:50
Die Punkte

Respektiere deine (Mit)Spieler als ebenbürtig
Spiele den Charakter, den du willst (respektive Leite die Kampagne, die du willst)
Spiele mit den (Mit)spielern (nicht neben den Mitspielern her oder gegen die Mitspieler)
Lehn' dich auch mal zurück
Gönne dir auch mal ein Solo

sind eigentlich auch für Spieler-Spaß sinnvolle Tipps.

Hinzupacken könnte man:

lass dich auf die Kampagnenbasis ein, die der SL vorgibt, und gestalte sie mit (oder spiel nicht mit)
Warte nicht einfach auf Futter von Seite des SL und ärgere dich dann, wenn es nicht deinen Wünschen entspricht. Biete ihm Flags an. Wenn mit ausgeprägtem Player Empowerment gespielt wird, nutze deine kreativen Freiheiten.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 5.09.2008 | 17:06
Ja, irgendwie so. :d
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 5.09.2008 | 17:16
Zitat
Der Spielleiter darf tun wozu er Lust hat und darf dann glücklich sein.
Ja, ich glaube auch es wird schwer sein die Spielertipps so zu schreiben, daß sie nicht den SL Tips widersprechen, da sie stark personenbezogen sind.

ich würde solche aber gerne mal an meine Runde weiterreichen. also schreibt! ;D
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 5.09.2008 | 17:22
Ja, ich glaube auch es wird schwer sein die Spielertipps so zu schreiben, daß sie nicht den SL Tips widersprechen

Dann hast du mich echt nicht verstanden.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: ChristophDolge am 5.09.2008 | 18:03
Wichtig für Spieler finde ich noch: Sei dir deiner Ziele (und der Ziele deines Charakters) bewusst und versuche sie, den anderen mitzuteilen, sie ihnen aber nicht aufzupressen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Blizzard am 5.09.2008 | 18:06
Wenn also Spieler so etwas wie 'Glück' beim Spiel empfinden, dann darf es nur darin begründet sein, den SL glücklich gemacht zu haben.
Selten einen solchen hanebüchenen Unsinn gelesen.
Interessant. Wie gelangst du zu dieser höchst merkwürdigen Annahme?
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Gaukelmeister am 5.09.2008 | 18:13
Selten einen solchen hanebüchenen Unsinn gelesen.
Interessant. Wie gelangst du zu dieser höchst merkwürdigen Annahme?

Geh ihm nicht auf den Leim.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Falcon am 6.09.2008 | 10:15
@Vermi: ich denke wir wissen das das nicht deine Aussage war
[zur Erinnerung: SL muss Spass haben, dann die Spieler], genauer müsste es wohl heissen
"Leite mit Spass oder gar nicht". Das man keine Kompromisse eingehen soll deutet das an. und im Endeffekt
"Alles was du tust, muss allen Spass machen". duh, das ist eben sehr offensichtlich.

ein paralleler Spielertipp könnte lauten:
"Spiele nur den Charakter den du willst. Sicher kannst du dir Vorschläge vom SL geben lassen, auch einen Fertigen SC aber du musst ihn spielen also musst du auch Spass an ihm haben. Gehe keine Kompromisse ein".

Das führt zwangsläufig zu Konflikten. Schlussendlich würden deine "Tipps" nur in einer von vornherein absolut harmonischen Runde funktionieren, die Tipps eh nicht nötig hat. Oder sie sind eben "gezwungen" sich harmonisch zu verhalten, aber auch für das Ziel braucht man keine Tipp.
Allein der Hinweis "spielt harmonisch zusammen" reicht als Hinweis und Erinnerung eigentlich völlig.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Blizzard am 6.09.2008 | 11:43
Das war kein Leim sondern ein ganz offensichtlicher ironischer Scherz.
Dann hast du wohl ganz offensichtlich vergessen, das durch einen Smilie entsprechend zu kennzeichnen.
Titel: Re: Vermi’s Rezept für glückliche Spielleiter
Beitrag von: Lord Verminaard am 6.09.2008 | 11:56
Falcon, bei dir habe ich manchmal das Gefühl, du hast einfach noch nie mit reifen, erwachsenen Menschen gespielt, die so was wie Kreativität und Einfühlungsvermögen besitzten, und versuchst nachzuvollziehen, wovon hier geredet wird, aber dir fehlt einfach die Grundlage.

Wie auch immer, dieser Thread hat seine Halbwertzeit schon lange überschritten. Ich schließe ihn dann mal.

Edit: Ich mach ihn mal wieder auf. Vielleicht kommt ja noch was. Ich bitte aber darum, die von mir etwas brutal abgeschnittenen Dialoge (jedenfalls hier) ruhen zu lassen. ;)