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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Eulenspiegel am 8.07.2010 | 22:07

Titel: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.07.2010 | 22:07
Da im anderen Thread PC vs. P&P: Umsetzung von RR-Situationen (http://tanelorn.net/index.php/topic,56920.0.html)OT, eröffne ich diesen Thread hier:
Schon immer.
Die Weltsimulation wird auch dann verletzt, wenn die Spieler davon nichts merken. Es reicht, wenn es der Spielleiter merkt.

Wieso wird die Weltsimulation dadurch verletzt?

Es gibt eine Reihe von Computersimulationen (vor allem im Bereich der Biochemie), wo der Programmierer das Programm startet und dann nur warten kann, bis er am Ende ein Ergebnis bekommt.
Das ist Railroading pur, aber auch eine gängige biochemische (Welt-)Simulation.

Jetzt wirst du natürlich einwerfen, dass Biochemie kein RPG ist. Und da hast du Recht. Aber das war ja auch nur ein Beispiel.

Auch bei einem RPG kann der Spieler einen SC entwerfen, dann lehnt sich der Spieler zurück und schaut, wie der SL die Welt simuliert und wie sich der SC innerhalb der Welt verhält und am Ende bekommt der Spieler ein Ergebnis geliefert.
Auch hier haben wir Railroading (der Spieler kann nicht eingreifen) und Weltsimulation (NSCs und SCs handeln so, wie es innerhalb des Settings logisch erscheint) gleichzeitig.

RR ist gekennzeichnet dadurch, dass Spielerentscheidungen entwertet werden.
In oben genanntem (extrem absurden, das sei angemerkt!) Beispiel würde das bedeuten, dass es egal ist, was der Spieler für einen Charakter in die Weltsimulation steckt, und immer das gleiche (vom SL vorgeplante) Ergebnis herauskommt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.07.2010 | 22:11
RR ist, wenn die Spieler keinen Einfluss auf den Plotverlauf haben.

Und klar: "Egal was der Spieler für einen S hineinsteckt, er bekommt immer das gleiche Ergebnis" ist zwar RR, aber kann trotzdem Weltsimulation sein. (Solange plausibel ist, wieso immer das gleiche Ergebnis herauskommt.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 8.07.2010 | 22:16
RR ist, wenn die Spieler keinen Einfluss auf den Plotverlauf haben.

Und klar: "Egal was der Spieler für einen S hineinsteckt, er bekommt immer das gleiche Ergebnis" ist zwar RR, aber kann trotzdem Weltsimulation sein. (Solange plausibel ist, wieso immer das gleiche Ergebnis herauskommt.)

Du verwechselst Intention mit Ergebnis.

Beim RR kommt immer das gleiche Ergebnis heraus.
Bei einer reinen Weltsimulation kann (durch Zufall?) auch mal das gleiche Ergebnis herauskommen.

Aber ich glaube, der Unterschied ist dir selbst auch klar, und du diskutierst mal wieder nur um des Diskutierens willen. Ein Erkenntnisgewinn scheint nicht angestrebt, deshalb von mir: Over and out.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.07.2010 | 22:29
Nein, ich verwechsel nicht Intention und Ergebnis.

Die Intention beim RPG ist immer "Spaß haben". Darin unterscheidet sich nichts.

Und "Die Entscheidungen der Spieler haben keinen Einfluss" ist auch beim RR keine Intention sondern nur ein Nebeneffekt. (Genaugenommen zeichnet sich RR halt gerade dadurch aus, dass dieser Nebeneffekt eintritt. Aber es ist keine Intention.)

BTW:
Ob bei einer Weltsimulation durch Zufall oder deterministisch immer das gleiche herauskommt, liegt am verwendeten Modell.

Zitat
Aber ich glaube, der Unterschied ist dir selbst auch klar, und du diskutierst mal wieder nur um des Diskutierens willen. Ein Erkenntnisgewinn scheint nicht angestrebt, deshalb von mir: Over and out.
Nein, die Intention für diesen Thread ist, mit einigen Vorurteilen über RR aufzuräumen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Bad Horse am 8.07.2010 | 22:33
Was ist der Unterschied zwischen Weltsimulation und Metaplot? Ich meine, Metaplot ist ja schließlich auch Weltsimulation, kann aber definitiv in Railroading ausarten.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Humpty Dumpty am 8.07.2010 | 22:38
Was Pyromancer sagt. Denk noch mal nach, Eulenspiegel. Ich halte das für offensichtlich und Du verstehst das mit Sicherheit.

Beim Railroading geschieht die Bahnung der Ereignisse durch bewusste Manipulation des SL. Bei der Simulation können ebenfalls mal in Ausnahmesituationen alle Wege nach Rom führen. Das ist aber erstens die Ausnahme und dabei handelt es sich zweitens nur dann um Railroading, wenn der SL es bewusst so steuert. Ebenfalls: over and out.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 8.07.2010 | 22:42
Was ist der Unterschied zwischen Weltsimulation und Metaplot? Ich meine, Metaplot ist ja schließlich auch Weltsimulation, kann aber definitiv in Railroading ausarten.

Haben die Spieler Einfluss auf den Metaplot, ist es Weltsimulation.
Findet der Metaplot statt, ohne das es eine Einflussmöglichkeit der SC gibt (und sei sie noch so gering oder spät), dann leuchten die Eisenbahnschienen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.07.2010 | 22:44
@ TAFKAKB
Nein, stelle dir vor, du spielst US-Soldaten in Vietnam.
Egal, was du tust: Ihr werdet den Krieg verlieren. Das ist keine Ausnahme! In allen möglichen Simulationen werdet ihr den Krieg verlieren! Die Entscheidungen deines SCs haben keinen Einfluss darauf.

Und die Spieler haben auch keinen Einfluss darauf, ob Sàigòn eingenommen wird oder nicht.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 8.07.2010 | 22:48
Nein!

- Die Spieler haben Einfluss auf den Ausgang der Missionen, welche sie in Vietnam durchführen.
- Zum Kriegsentscheid sind mehr erfolgreiche Missionen erforderlich, als die der Spieler (können ja nicht überall gleichzeitig sein).
- Der SL entscheidet über den Ausgang der NSC-Missionen.

Eindeutig KEIN Railroading (wenn auch nicht komplett ergebnisoffen: damit es ergebnisoffen wird, müssten die Spieler tatsächlich den Kriegsverlauf beeinflussen können).
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Bad Horse am 8.07.2010 | 22:56
Das ist aber ein übliches Problem mit der Simulation der historischen realen Welt: Entweder man hat vorgegebene Ereignisse, die eintreten müssen, weil... na, es nun mal so passiert ist (siehe Vietnam-Krieg) und erhält sich die intakte Simulation der historischen Welt, oder man lässt die Charaktere machen und überlegt sich hinterher, wie die Welt sich weiterdreht, nachdem die Chars Richard Löwenherz ermordet haben.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 8.07.2010 | 22:59
In solch einer "Welt-" Simulation gibt es Wechselwirkungen zwischen Gesetzmäßigkeiten, willkürlichen Entscheidungen und Unwägbarkeiten.
Im Rollenspiel bestehen die Gesetzmäßikeiten aus Regelwerk, GMV und Settingbeschreibung.
Die willkürlichen Entscheidungen der SCs werden durch die Spieler getroffen, die der NSCs durch den SpL.
Die Unwägbarkeiten drückt der Zufall des Würfelns aus.

Aus dieser "Gleichung" entsteht ein Ergebnis.

RR kürzt die willkürlichen Entscheidungen der Spieler und das Zufallsmoment heraus.
Übrig bleiben die Konstanten Gesetzmäßigkeiten und die willkürlichen Entscheidungen des SpL.
Das entspricht keiner Simulation mehr sondern einem Diktat.
Ergebnis = Wille des SpL

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 8.07.2010 | 23:00
@ TAFKAKB
Nein, stelle dir vor, du spielst US-Soldaten in Vietnam.
Egal, was du tust: Ihr werdet den Krieg verlieren. Das ist keine Ausnahme! In allen möglichen Simulationen werdet ihr den Krieg verlieren! Die Entscheidungen deines SCs haben keinen Einfluss darauf.

Und die Spieler haben auch keinen Einfluss darauf, ob Sàigòn eingenommen wird oder nicht.

Oh, alexandro schrieb schon, trotzdem.

Der Unterschied ist halt, ob die Spielercharaktere Einfluss auf das sie betreffende Szenario haben, ob es unterschiedliche Entscheidungs - und Auflösungsmöglichkeiten gibt.

Beispiel und lustige Idee für ein Szenario, die Oger gerade hatte: Saigon, die VC stehen schon vor der Tür. Im Chaos der letzten Tage von Saigon wütet ein Serienmörder, und eine Spezialeinheit der Firma wird damit beauftragt, den Killer zu fangen - während ihre Vorgesetzten schon mal die Koffer packen.

Möglichkeit 1: Die SC suchen nach dem Killer, stellen, fangen oder töten ihn. Sie können aus Saigon fliehen.
Möglichkeit 2: Die SC finden den Killer nicht, können aber aus Saigon fliehen (entweder, weil sie tatsächlich rechtzeitig abhauen, oder weil sie Mörder Mörder sein lassen.)
Möglichkeit 3: Die SC finden, fangen oder töten den Killer, werden dann entweder von den VC getötet oder gefangen genommen (was wiederrum eine andere Simulation, nämlich die Flucht oder Befreiung aus dem Gefängnislager bedeuten könnte).
Möglichkeit 4: Die SC finden den Killer nicht, und werden von den VC wie unter 3) gestellt.
 
_______________________________

Das gesagt, gibt es auch unrer Weltsimulation lineare Ereignisfolgen - zumindest scheinbare. Manchmal manövrieren sich Spieler in eine augenscheinliche Sackgasse, die aber auch Konsequenz vorheriger Entscheidungen sein kann (und sei es, im Verließ tatsächlich nur falsch abgebogen zu sein, und nun am Ende des Gangs an einer Wand zu stehen).
________________________________

Ansonsten: Was Boba sagt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Suro am 8.07.2010 | 23:14
Nuja, aber ich finde man sollte durchaus darauf hinweisen, dass es einfach auch "Metaplot" gibt, der soweit über dem "Powerlevel" der Spielrunde ist, dass er auch wenn die Spieler keinen Einfluss auf ihn nehmen können, eher in den Bereich der Weltsimulation verordnet werden sollten.
Ich rede nicht von übermächtigen NSCs, die tolle Dinge tun, während die Spielecharaktere deren Pferdestall ausmisten, sondern beispielweise (dummes Beispiel):

Nahe Zukunft Szenario, die Klimaerwärmung schlägt unaufhaltsam zu, jedes Jahr steigt der Meeresspiegel, Küstenstädte werden überflutet usw.
Ich halte das nun durchaus für Metaplot. Aber ich würde auch nicht sagen, das wäre jetzt "Railroading" und beispielsweise für "ergebnisoffenes Spiel" ungeeignet.
Natürlich: Wird das Thema der Spielrunde nun, dabei zu helfen, den Wandel aufzuhalten, aber sie können selbst nichts Bedeutendes dazu beitragen, dann ist das Unsinn. Aber dieser "Metaplot" kann auch durchaus auf einer anderen Ebene ablaufen, als die Themen, die im Zentrum der Spielrunde stehen.

Um es deutlich zu sagen: Ich will garnicht wiedersprechen, dass ein "aufdringlicher", unveränderbarer Metaplot in "Railroading" ausarten mag; aber ich würde hier nicht absolut pauschalisieren.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Teylen am 8.07.2010 | 23:20
Eine (Welt) Simulation ist kein Railroading weil die Handlungen der Spieler durchaus Einfluss innerhalb der Simulation haben.
Hat man wie im Eingangs Beispiel eine Computer Simulation so haben dort die Parameter und deren Anpassung durchaus einen Einfluss auf den Ablauf des Programms. Wenn auch, in der Natur der Parameter bedingt der Einfluss auf das gesamte Programm einen unterschiedlichen Umfang haben mag.

Beim Railroading haben die Spieler keinerlei Einfluss auf das Programm.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 8.07.2010 | 23:23
Die Frage ist wohl, wo "Metaplot" aufhört und "Setting" anfängt (um beim genannten Beispiel zu bleiben: Saigon 75-76 ist wohl mehr Setting als Metaplot)....aber ich will keine Threadspaltung provozieren.

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Suro am 8.07.2010 | 23:24
Ich würde ja sogar sagen, solange der Metaplot im Setting bleibt, ist er ein guter Metaplot, aber gut, das ist wirklich ein anderes Thema.
Zurück zu...um was auch immer es hier gehen sollte.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.07.2010 | 23:25
- Die Spieler haben Einfluss auf den Ausgang der Missionen, welche sie in Vietnam durchführen.
Nicht unbedingt.
Es gibt 4 SCs. Bei vielen Missionen ist einfach nur die Mannstärke entscheidend und weniger die Fähigkeiten des Einzelnen.

Das heißt weder Spieler noch SC haben einen Einfluss auf den Ausgang der Missionen.

In solch einer "Welt-" Simulation gibt es Wechselwirkungen zwischen Gesetzmäßigkeiten, willkürlichen Entscheidungen und Unwägbarkeiten.
Nicht unbedingt. Es gibt auch zahlreiche Simulationen, wo Unwägbarkeiten und willkürliche Entscheidungen eliminiert werden.

Bzw. aufs RPG übertragen: Die willkürlichen Entscheidungen können alle vom SL oder vom Regelwerk vorgegeben werden, ohne dass die Spieler einen Einfluss darauf haben.

Zitat
RR kürzt die willkürlichen Entscheidungen der Spieler und das Zufallsmoment heraus.
1) Nicht nur der SL kann RR betreiben.Würfel können auch RR betreiben.

RR bedeutet: Die Spieler haben keinen Einfluss.
Das bedeutet nicht: Der SL hat Einfluss.

Wenn der vollständige Einfluss bei den Würfeln liegt, hat weder Spieler noch SL einen Einfluss. Insbesondere haben die Spieler keinen Einfluss. Ergo wäre das per definitionem Railroading.

2) Ob die Spieler willkürliche Entscheidungen treffen können oder nicht, ist erstmal egal. Wichtig für RR ist nur, dass diese willkürlichen Entscheidungen keinen Einfluss haben. (Und auch, wenn alle willkürlichen Entscheidungen vom SL getroffen werden, so ist das dennoch eine Simulation.)

Beispiel und lustige Idee für ein Szenario, die Oger gerade hatte: Saigon, die VC stehen schon vor der Tür. Im Chaos der letzten Tage von Saigon wütet ein Serienmörder, und eine Spezialeinheit der Firma wird damit beauftragt, den Killer zu fangen - während ihre Vorgesetzten schon mal die Koffer packen.
Klar, gibt es rein theoretisch mehrere Möglichkeiten, wie du selber so schön aufgezeigt hast. Die Frage ist halt: Inwiefern haben die Spieler einen Einfluss darauf, welche Möglichkeit eintritt?

1) Ob die SCs aus Saigon fliehen können oder nicht,liegt eher  am Vietkong bzw. der eigenen Infrastruktur. (Auf die die SCs keinen Einfluss haben.)

2) Ob die SCs den Mörder überführen und/oder schnappen können, liegt wohl hauptsächlich daran, wie intelligent der Mörder vorgeht. (In einem Kriegsgebiet werden nicht ohne Grund die wenigsten Verbrechena ufgeklärt.)

Beide Sachen liegen außerhalb des Einflusses der SCs bzw.Spieler.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 8.07.2010 | 23:46

1) Ob die SCs aus Saigon fliehen können oder nicht,liegt eher  am Vietkong bzw. der eigenen Infrastruktur. (Auf die die SCs keinen Einfluss haben.)

2) Ob die SCs den Mörder überführen und/oder schnappen können, liegt wohl hauptsächlich daran, wie intelligent der Mörder vorgeht. (In einem Kriegsgebiet werden nicht ohne Grund die wenigsten Verbrechena ufgeklärt.)

Beide Sachen liegen außerhalb des Einflusses der SCs bzw.Spieler.

Zu 1): Hmmh. Wenn ich das Abenteuer tatsächlich so ausarbeiten würde, dann würde ich mehrere Fluchtmöglichkeiten aufzeigen, die  - in einer für die Spieler nicht unbedingt vorhersehbaren Weise - zeitlich begrenzte Optionen wären. Wann eine Fluchtroute durch die VC blockiert ist, ließe sich vielleicht durch Erkundung und Schlussfolgerung herausfinden.

Zu 2) Sagst Du gerade, das Detektivabenteuer IMMER Railroading sind?

Auch hier gilt: Die Spieler setzen die Spuren entweder zusammen (und am besten, in der richtigen Zeit), oder sie schaffen es nicht. Auch das kann man so gestalten, das dies nicht vom SL hingeworfene Bröckchen sind, sondern das die Spieler Zeugen fangen/verhören müssen und aus dem Sammelsurium von Hinweisen die richtigen rechtzeitig rauspicken müssen.

Nicht nur der SL kann RR betreiben.Würfel können auch RR betreiben.
Auch Spieler können Railraoding betreiben. Spieleauthoren können Railroading betreiben.

Würfel können dies nicht, weil ihnen etwas dazu fehlt : Verstand und freier Wille.
(Manchmal jedoch denkt Oger, es gibt einige Würfel, die sind irgendwie anders...)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 8.07.2010 | 23:46
Es gibt 4 SCs. Bei vielen Missionen ist einfach nur die Mannstärke entscheidend und weniger die Fähigkeiten des Einzelnen.
Spieler können immer noch die Mannstärke koordinieren (ist das nicht möglich, dann ist es keine Mission, welche es wert ist im Rollenspiel behandelt zu werden).

Zitat
RR bedeutet: Die Spieler haben keinen Einfluss.
Das bedeutet nicht: Der SL hat Einfluss.
Blödsinn. Railroading ist...
Zitat von: RPG-Info
ein Verhalten eines Spielleiters, das dessen Spieler in ihrer Handlungsfreiheit im Spiel über die gemeinsamen Spielregeln hinaus einschränkt.
Da hast dus.

Bei RR haben
a) die Spieler keinen Einfluss
b) die Regeln (Würfel) haben keinen Einfluss
c) streng genommen sogar der SL (innerhalb des Spiels) oft keinen Einfluss, weil er nur eine "Schiene" auswählt und die Spieler diese dann "ablaufen" lässt

Zitat
2) Ob die Spieler willkürliche Entscheidungen treffen können oder nicht, ist erstmal egal. Wichtig für RR ist nur, dass diese willkürlichen Entscheidungen keinen Einfluss haben. (Und auch, wenn alle willkürlichen Entscheidungen vom SL getroffen werden, so ist das dennoch eine Simulation.)
Wenn die Handlungen durch Spielregeln und/oder ingame-Gegebenheiten eingeschränkt werden, dann ist es KEIN Railroading.

Zitat
Klar, gibt es rein theoretisch mehrere Möglichkeiten, wie du selber so schön aufgezeigt hast. Die Frage ist halt: Inwiefern haben die Spieler einen Einfluss darauf, welche Möglichkeit eintritt?
Durch (schrittweise) Manipulation der Ingame-Gegebenheiten, unter Verwendung der Spielregeln. So schwer ist dad doch nicht.

Zitat
1) Ob die SCs aus Saigon fliehen können oder nicht,liegt eher  am Vietkong bzw. der eigenen Infrastruktur. (Auf die die SCs keinen Einfluss haben.)
Die SC können die VC durch Ablenkungsmanöver von Helistützpunkt weglocken bzw. Versetzungsformulare fälschen, um einen der begehrten Plätze zurück in die Heimat zu erhalten.

Zitat
2) Ob die SCs den Mörder überführen und/oder schnappen können, liegt wohl hauptsächlich daran, wie intelligent der Mörder vorgeht. (In einem Kriegsgebiet werden nicht ohne Grund die wenigsten Verbrechena ufgeklärt.)
Der Mörder hinterlässt (mehr oder weniger brauchbare) Spuren. Das lässt sich nicht verhindern, egal wie sorgfältig er vorgeht. Wie gut die Spieler diese interpretieren können hängt damit zusammen, wieviel Zeit sie sich dafür nehmen (vernachlässigen sie dafür ihre eigene Sicherheit und die Möglichkeit zur Flucht --> ENTSCHEIDUNG!!!) und über welche Kenntnisse (Regelanwendung) sie verfügen.

Klar, wenn man die Situation explizit so konstruiert, dass alle Optionen der Spieler ausgeschlossen werden, dann kann man den Handlungsverlauf steuern, aber das ist dann auch KEINE SIMULATION mehr, sondern generelles Arschloch-Verhalten eines SLs, der versucht den Spielern eins auszuwischen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Merlin Emrys am 8.07.2010 | 23:48
Mir sieht das ganz danach aus, als ob mal wieder jeder nur herausbekommt, was er zu Anfang an stillen Vorbedingungen längst in die Überlegung mit einbezogen hat.

Nehmen wir an, der Spielleiter setzt "normale" US-Sodaten in ein Saigon-Szenario. Die Spieler der Charaktere wissen, daß sie nur begrenzte Möglichkeiten haben und, mit nahezu 100%er Wahrscheinlichkeit, keine kriegsentscheidende Sache machen können. Wie der Krieg endet, das ist weder von ihnen noch vom Spielleiter als "ihre Sache" gedacht. - Der Krieg geht in jedem Fall verloren. Aber das entwertet die Spielerentscheidungen nicht, denn es war von vorneherein allen klar, daß sie den Ausgang des Kriegs nicht beeinflussen können.  
Die Spielerentscheidungen beeinflussen, was sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten tun können, nicht das, was eh außerhalb des Rahmens liegt. Insofern ist Weltsimulation auf einem "Übermächtigkeit"slevel, wie das Kriegegewinnen für "normale" Soldaten, auch meines Erachtens kein Railroading. Genau das habe ich ja hineingefüttert: Die Charaktere entscheiden den Krieg nicht; was also hat das Kriegsende mit ihren Entscheidungen dann zu tun?

Wenn die Charaktere natürlich Generäle usw. sind, die Truppenbewegungen befehligen, alle Informationen haben usw. usf., wenn sie intelligent, geschickt, bedacht usw. usf. vorgehen und der Feind nicht als von vorneherein übermächtig gedacht und geschildert wurde... dann sieht es nochmal eine Spur anders aus.

Wenn man in das Szenario hineinfüttert, daß die Handlungen der Charaktere, obwohl sie nur "normale" Soldaten sind, das Kriegsende zu beeinflussen hat, weil sie... naja, halt Spielercharactere sind, bekommt man natürlich "Railroading, Railroading!" heraus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2010 | 00:51
Zu 1): Hmmh. Wenn ich das Abenteuer tatsächlich so ausarbeiten würde, dann würde ich mehrere Fluchtmöglichkeiten aufzeigen, die  - in einer für die Spieler nicht unbedingt vorhersehbaren Weise - zeitlich begrenzte Optionen wären.
Klar, man kann natürlich auch Weltsim ohne RR spielen. Und man kann natürlich auch RR ohne Weltsim spielen.
Aber man kann halt auch Weltsim mit RR zusammen spielen.

Und es geht auch nicht darum, ob es sinnvoll ist, RR und Weltsim zusammen zu spielen, sondern erstmal nur darum, ob es möglich ist.

Zitat
Zu 2) Sagst Du gerade, das Detektivabenteuer IMMER Railroading sind?
Nein. Wenn man in stabilen Gebieten spielt, haben die Handlungen der SCs und die Kombinationsgabe der Spieler durchaus einen Einfluss auf den Verlauf.

Das ist in einem Kriegsgebiet aber nicht zwangsläufig der Fall.

Zitat
Würfel können dies nicht, weil ihnen etwas dazu fehlt : Verstand und freier Wille.
Wieso braucht man Verstand und freien Willen für RR?
In der Definition von RR kommt weder Verstand noch freier Wille vor.

Spieler können immer noch die Mannstärke koordinieren (ist das nicht möglich, dann ist es keine Mission, welche es wert ist im Rollenspiel behandelt zu werden).
Es geht nciht darum, ob RR und Weltsim es wert sind, zusammen gespielt zu werden, sondern nur darum, ob es möglich ist.

Kann durchaus sein, dass du RR ohne Weltsim und Weltsim ohne RR interessanter findest. Und kann durchaus sein, dass du RR und Weltsim zusammen langweilig und wertlos findest. Das ändert aber nichts daran, dass es existiert. Und darum geht es: Um seine Existenz.

Zitat
Blödsinn. Railroading ist...
Ich halte die Definition von RPG-info zwar für Blödsinn, aber um dich zufrieden zu stellen, können wir gerne in diesem Thread die dortige Definition benutzen.

Nach der RPG-Info-Railroading-Definition sind railroadende Würfel tatsächlich nicht möglich. Insofern gebe ich dir hier Teilrecht.

Aber auch für die Definition von RPG-Info gilt, dass RR und Weltsim zusammen auftreten können. (Die Regeln dürfen halt bloß nicht die komplette Simulation abbilden, sondern bilden nur einen Teil der Simulation ab. Dann ist die restliche Simulation, die nicht durch die Regeln abgedeckt wird, eine Einschränkung der Handlungsfreiheit, die über den Regeln hinausgeht.)

Zitat
Wenn die Handlungen durch Spielregeln und/oder ingame-Gegebenheiten eingeschränkt werden, dann ist es KEIN Railroading.
MOMENT!
Nach der RPG-Info Definition ist es NUR kein Railroading, wenn die Handlungen durch Spielregeln eingeschränkt werden.

Wenn man allerdings eine Einschränkung durch ingame Gegebenheiten hat, die nicht durch die Regeln abgedeckt wird, dann ist dies nach RPG-Info Railroading. (Lies dir die Definition, die du gepostet hast  nochmal durch.)

Ich sage nicht, dass ich die Definition von RPG-Info toll finde. Aber wenn du sie schon postest und erwartest, dass ich mich dran halte, dann solltest du dich auch dran halten.

Zitat
Die SC können die VC durch Ablenkungsmanöver von Helistützpunkt weglocken bzw. Versetzungsformulare fälschen, um einen der begehrten Plätze zurück in die Heimat zu erhalten.
Ob die VC auf das Ablenkungsmanöver hereinfallen, hängt immer noch von den VC ab.

Und um Versetzungsformulare zu fälschen braucht man Zeit und die richtigen Kontakte. Und beides haben die SCs nicht unbedingt.

Zitat
Der Mörder hinterlässt (mehr oder weniger brauchbare) Spuren. Das lässt sich nicht verhindern, egal wie sorgfältig er vorgeht.
Zum Beispiel? In einem Kriegsgebiet? Mich würde ernsthaft interessieren, was ein halbwegs intelligenter Mörder für brauchbare Spuren in Saigon hinterlässt.

Zitat
Klar, wenn man die Situation explizit so konstruiert, dass alle Optionen der Spieler ausgeschlossen werden, dann kann man den Handlungsverlauf steuern, aber das ist dann auch KEINE SIMULATION mehr, sondern generelles Arschloch-Verhalten eines SLs, der versucht den Spielern eins auszuwischen.
1) Arschloch-Verhalten und Spielweltsimulation schließen sich nicht aus. Auch diese beiden Sachen lassen sich kombinieren.

2) "alle Optionen der Spieler werden ausgeschlossen" ist kein Arschlochverhalten, sondern RR. (Wobei sich RR und Arschlochverhalten ebenfalls nicht gegenseitig ausschließen, sondern kombiniert werden können.)

3) Es geht allerdings nicht darum, ob sich Weltsim und Arschlochverhalten kombinieren lassen. Und es geht auch nicht darum, ob sich RR und Arschlochverhalten kombinieren lassen.

Es geht darum, ob sich Weltsim und RR kombinieren lassen.

Und wenn du eine Situation hast, wo es keinerlei Handlungsoptionen gibt oder wo diese Handlungsoptionen aus ingame-Gründen keinen Einfluss haben, dann ist es eine Weltsim mit RR. (Sowohl nach meiner RR-Vorstellung als auch nach der Definition von RPG-Info, falls "keine Handlungsoption" nicht auf dem Regelwerk begründet ist.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 9.07.2010 | 01:13
Zitat
Nach der RPG-Info Definition ist es NUR kein Railroading, wenn die Handlungen durch Spielregeln eingeschränkt werden.

Wenn man allerdings eine Einschränkung durch ingame Gegebenheiten hat, die nicht durch die Regeln abgedeckt wird, dann ist dies nach RPG-Info Railroading. (Lies dir die Definition, die du gepostet hast  nochmal durch.)
FALSCH!
Zitat von: RPG-Info
Mit Railroading (von engl. Railroad - (Eisenbahn-Schiene)) bezeichnet man im Rollenspiel-Kontext ein Verhalten eines Spielleiters, das dessen Spieler  in ihrer Handlungsfreiheit im Spiel über die gemeinsamen Spielregeln hinaus einschränkt.
Ingame-Gegebenheiten sind unabhängig vom Leitstil des SLs, sie haben mit dem "Verhalten" eines SLs so ziemlich gar nichts zu tun. Außerdem sind sie Teil der gemeinsamen Spielregeln ("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")

Natürlich kann ein SL ein unfaires, UNNATÜRLICHES Szenario (so wie deine Beispiele) entwerfen und das den Spielern vorsetzen. Das ist Arschlochverhalten, aber kein RR. Wenn die Spieler aber in diesem (zutiefst unfairen und gegen die Spieler aufgestellten) ein "Schlupfloch" finden, welches ihnen erlaubt dieses in anderer Weise zu beenden, als der SL sich das vorgestellt hat, und der SL DANN irgendwas macht, um dieses "Schlpfloch" zu schließen, DANN ist das Railroading und keine legitime Simualtion mehr.

Beispiel:
Bei einer Mission müssen die Spieler einen Waffendeal zwischen den Vietcong und ein paar lybischen Terroristen verhindern. Ihnen gelingt dies und sie gelangen in den Besitz von etwas waffenfähigen Plutonium. Nun verfügt einer der SC zufällig über die nötigen Fertigkeiten um daraus eine schmutzige Bombe zu basteln und er entscheidet sich den Charlies ein Geschenk mitzugeben, um ihnen die Eroberung Saigons zu vermiesen.
Dem SL passt eine Verstrahlung Saigons (welche ja nicht in den Geschichtsbüchern auftaucht) nicht in den Kram, aber statt mit den Spielern zu reden entscheidet er hoheitlich, dass das (eben noch einwandfreie) Plutonium auf einmal komplett wirkungslos wird und seine Wirkung verpufft. Das ist Railroading. Und das hat mit Simulation so absolut gar nichts zu tun.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 9.07.2010 | 01:38
Zitat
Ob die VC auf das Ablenkungsmanöver hereinfallen, hängt immer noch von den VC ab.
Wenn es WIRKLICH von den VC (und ihren Möglichkeiten) abhängt, dann ist es Weltsimulation.
Wenn die VC so reagieren, wie es dem SL in den Kram passt/wie der SL reagieren würde, dann ist es RR.

Zitat
Und um Versetzungsformulare zu fälschen braucht man Zeit und die richtigen Kontakte. Und beides haben die SCs nicht unbedingt.
Wenn die SC die entsprechenden Fertigkeiten und Kontakte haben oder nicht-haben, dann ist es Weltsimulation.
Wenn der SL sagt: "Du darfst diese Fertigkeit nicht haben, dass macht mir den Plot kaputt", dann ist es Railroading.

Wenn der Mörder überheblich ist und dadurch bei seinen Morden unvorsichtig wird, weil er weiß dass in einem Kriegsgebiet ohnehin keine gezielte Untersuchung möglich ist, dann ist es Weltsimulation.
Wenn der Täter "hinter sich aufräumt", weil der SL weiß, dass die SC das Verbrechen untersuchen müssen, dann ist das RR.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 07:35
In solch einer "Welt-" Simulation gibt es Wechselwirkungen zwischen Gesetzmäßigkeiten, willkürlichen Entscheidungen und Unwägbarkeiten.
Nicht unbedingt. Es gibt auch zahlreiche Simulationen, wo Unwägbarkeiten und willkürliche Entscheidungen eliminiert werden.
Die sind dann fürs Rollenspiel ungeeignet.
Denn das ist dann Theater und kein Rollenspiel mehr, weil der Ablauf schon feststeht.

Ich stimme Pyromancer inzwischen zu, dessen Eindruck, dass Du nicht um des Erkenntnisgewinns diskutieren möchtest.
Deine Position verändert sich nicht, egal welche Argumente hier gebracht werden.
Dementsprechend bin auch ich hier raus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Hotzenplot am 9.07.2010 | 07:46
Gehört das ganze nicht in den Theorie-Bereich?

Was ich nicht verstehe: Wo gibt es in der Praxis ein Problem, ob nun Weltsimulation gleich RR oder ungleich RR ist?

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 09:14
Ich muss sagen, dass ich den Vergleich bei längerem Nachdenken gar nicht schlecht finde!

Der SL ist der Programmierer und nur er kennt den Quellcode.
Die Spieler sind lediglich die Nutzer des Programms.

Die Spieler geben ihren Input in das Programm (Handlungen, Aktionen, Entscheidungen, etc.) und nach einer Rechenzeit wirft das Programm das Ergebnis aus.
Zwischendrin haben die Spieler allerdings keine Einsicht, wie ihr Input überhaupt zum Tragen kommt, denn sie kennen den Quellcode nicht.

Und genauso haben die Spieler keine Idee was die Konsequenzen ihrer Handlung sind, denn sie kennen die ganzen Hintergründe der beteiligten NPCs, Organisationen, etc. nicht.

Die Spieler können sich nur das Ergebnis des Computers / die Konsequenzen iher Handlung anschauen und überlegen ob es für sie (die Spieler!!) Sinn macht. Und auch ob es Sinn macht, können sie nur daran festmachen, was sie bisher herausbekommen haben.
Sprich je mehr die Spieler von dem Quellcode herausfinden, also Einsicht in die Arbeitsweise haben, desto eher macht manches Sinn oder nicht. Je nachdem was sie bisher herausgefunden haben oder nicht.

Allerdings werden sie niemals alles wissen können. Denn im Zweifelsfall kann der SL bis zur näschten Session einfach nachbessern und die Spieler können überhaupt nicht wissen, ob Teile des Quellcodes schon vorher vorhanden waren und sie einfach noch nicht entdeckt wurden - oder sie nachträglich hinzugefügt wurden.

Gruß,
Klaus.

Edit:
Beispiel:
Bei einer Mission müssen die Spieler einen Waffendeal zwischen den Vietcong und ein paar lybischen Terroristen verhindern. Ihnen gelingt dies und sie gelangen in den Besitz von etwas waffenfähigen Plutonium. Nun verfügt einer der SC zufällig über die nötigen Fertigkeiten um daraus eine schmutzige Bombe zu basteln und er entscheidet sich den Charlies ein Geschenk mitzugeben, um ihnen die Eroberung Saigons zu vermiesen.
Dem SL passt eine Verstrahlung Saigons (welche ja nicht in den Geschichtsbüchern auftaucht) nicht in den Kram, aber statt mit den Spielern zu reden entscheidet er hoheitlich, dass das (eben noch einwandfreie) Plutonium auf einmal komplett wirkungslos wird und seine Wirkung verpufft. Das ist Railroading. Und das hat mit Simulation so absolut gar nichts zu tun.

Natürlich ist es RR, aber vom SL einfach schlecht verkauft.
Um so eine schmutzige Bombe zu basteln, benötigt es sicherlich mehr als nur eine Fertigkeit: Ich denke an einen geeigneten Ort, die nötige Ausrüstung, das Material (mehr als da Plutionium) und Zeit.
An all diesen Stellschrauben kann der SL drehen und dem Spieler sicherlich wohlbegründet Hindernisse in den Weg legen. Und zwar so lange bis der Spieler einsieht, dass es ein längeres Unterfangen wird und er zusammen mit den anderen Spieler eigentlich noch spannendere Sachen machen wollte.
Tada!! Gleiches Ergebnis, nur der Spieler fühlt sich nicht bevormundet.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 9.07.2010 | 09:29
Als Nebeneffekt langweilt er die Spieler aber auch gleich noch zu Tode. "Ja, ihr braucht noch X. Und Y auch noch. Und habt ihr dran gedacht, dass ihr die auch noch da hintranzportieren müsst?" Er könnte den Spielern alle Hindernisse direkt auftischen, aber dann fühlen sie sich wieder gerailrodet. Und wen ner sie nach und nach aus dem Ärmel zieht, und erst so tut, als ging es doch, aber dann doch nicht, dann beutzt er die Langeweile gezielt als Abschreckung. Also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 09:33
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr teilnehmen, aber:

Ich muss sagen, dass ich den Vergleich bei längerem Nachdenken gar nicht schlecht finde!

Der SL ist der Programmierer und nur er kennt den Quellcode.
Die Spieler sind lediglich die Nutzer des Programms.

Stimmt aber nicht ganz...

Regelwerk = PC Hardware
SpL = OS & Software
Abenteuer = Software & Hardware Addons
Spieler = User

Demnach können die User nur das Erzeugen, was die Hardware, das OS und die Software samt AddOns erlauben.
Aus einem Zeichenprogramm wird kein Chatprogramm...

Was aber als Erzeugnis aus der PC Nutzung rauskommt, ist eigentlich das Werk des Users.
Railroading wäre dementsprechend ein PC Programm, das zB einen Film abspielt, den User aber nicht mitgestalten lässt.
[Und genau da stellt sich die Frage: Will der User am PC lieber einen Film gucken, oder ein Adventuregame (zB Baldurs Gate) zocken... In jedem Fall sollte das aber der User selbst entscheiden und nicht der PC für ihn... ;) ]
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 09:37
Als Nebeneffekt langweilt er die Spieler aber auch gleich noch zu Tode. "Ja, ihr braucht noch X. Und Y auch noch. Und habt ihr dran gedacht, dass ihr die auch noch da hintranzportieren müsst?" Er könnte den Spielern alle Hindernisse direkt auftischen, aber dann fühlen sie sich wieder gerailrodet. Und wen ner sie nach und nach aus dem Ärmel zieht, und erst so tut, als ging es doch, aber dann doch nicht, dann beutzt er die Langeweile gezielt als Abschreckung. Also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.

Bei allem Respekt, aber genau das ist doch die Gratwanderung!!

Ich versuche es mal abstrakt zu formulieren: Der Spieler kommt auf eine Idee und möchte sie in die Tat umsetzen.
Jetzt muss die Entscheidung getroffen werden, ob diese Idee umsetzbar ist. Und zwar nach den vorhandenen Ressourcen (Fertigkeiten, Ausrüstung, Geld, Zeit, usw.) der Spieler.

Und diese Entscheidung kann einfach schnell getroffen werden "Ich glaube du übernimmst dich, vergiss es!"

Oder man kann beginnen die Entscheidung auszuspielen...
... die Spieler beginnen also mit Ressourcenmanagment. Im vorliegenden Fall müssen sie sich also um eine Werkstatt kümmern, sie benötigen Spezialwerkzeug, usw.

Wer entscheidet jetzt wieder ob das alles zur Verfügung steht?
Sie kriegen ein günstiges Angebot für eine Werkstatt, allerdings muss die erst noch modernisiert werden...

Klingt alles logisch und sinnig. Sind das jetzt Hindernisse vom SL oder einfach Spielweltlogik?

Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 09:45
Demnach können die User nur das Erzeugen, was die Hardware, das OS und die Software samt AddOns erlauben.

Ich hake hier ein, denn deine nachfolgende Ausführung irritiert mich ein wenig. Vielleicht reden wir einander vorbei! :)

Ich stimme dir mit deinem Bild zu, dass User nur das erzeugen können, was [..] erlauben. Das ist auch nicht mein Knackpunkt. Sondern mein Knackpunkt ist der, dass sie nicht wissen wie es zustande kommt!

Ganz banal:
User1: "Input: 10"
PC: "Output: 42"
User1 (hat per Anhalter durch die Galaxis gelesen): "Klar, ist die Antwort auf alles!"  <- macht für ihn Sinn!

User2: "Input: 10"
PC: "Output: 42"
User2 (hat nicht per Anhalter durch die Galaxis gelesen): "Hä? Wieso das? Was passiert mit meiner 10?!"  <- macht für ihn keinen Sinn!

Und ebenso verhält es sich beim Rollenspiel:

Beispiel:
Spieler schnappen einen gesuchten Bankräuber.
Anschließend findet ein Bankraub statt.
Verdammtes RR!! <- es macht keinen Sinn! Für die Spieler!!
Weil sie die Sache mit dem Zwillingsbruder noch nicht durchschaut haben!
Spieler finden heraus, dass er einen Zwillingsbruder hat.
The story goes on! <- es macht (wieder) Sinn!

Von alle dem ist aber der SL unabhängig. Er kennt die ganze Zeit über das Gesamtbild.

Man denke dabei nur an Prestige (http://www.imdb.com/title/tt0482571/). Alles eine perfekte Illusion. Zwischendrin wirkt es wie Magie (RR?!), doch dann kommt die Spielweltlogie / Plausiblität und alles macht doch Sinn! Also zumindest der Aspekt des Zwillingsbruders. Das andere - na ja... ;)




Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 10:36
Ich stimme dir mit deinem Bild zu, dass User nur das erzeugen können, was [..] erlauben. Das ist auch nicht mein Knackpunkt. Sondern mein Knackpunkt ist der, dass sie nicht wissen wie es zustande kommt!

Das stimmt bedingt.

Wenn wir die Spieler jetzt als PC User annehmen, dann spielt die Erfahrung und Kenntnis der "Hard- und Software-Umgebung" eine sehr wichtige Rolle.
Wenn der User die Hardware, das OS und das Programm gut kennt, wird er mögliche Ergebnisse abschätzen und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Wenn der Spieler die Spielregeln und Setting kennt, und auch auch seinen Spielleiter und weiss, nach welchen Plausibilitätskriterien dieser Entscheidungen trofft, wird er auch die möglichen Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.

Regel- und Settingkenntnis und die Vertrautheit mit dem "wie der eine SpL tickt" sind da wichtig.

Ist zu stark Unvorhersehbar, wird sich der Spieler paranoid verhalten, weil er nicht wissen kann, zu welchen möglichen Resultaten seine Aktionen führen und welche Risiken sie mit sich bringen.
Ist es zu stark vorhersehbar, weil alles zu sehr bekannt ist, wird es schnell langweilig und man kann sich höchstens zurücklehnen und "die Show geniessen".

Der meiste Spielspaß ensteht, wenn Unwägbarkeiten durch Zufallselemente und Vorhersagbarkeiten durch Erfahrung sich die Waage halten und der Spieler merkt, dass er durch seine Handlungen Dinge beeinflussen kann.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 10:47
Wenn der User die Hardware, das OS und das Programm gut kennt, wird er mögliche Ergebnisse abschätzen und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Wenn der Spieler die Spielregeln und Setting kennt, und auch auch seinen Spielleiter und weiss, nach welchen Plausibilitätskriterien dieser Entscheidungen trofft, wird er auch die möglichen Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Regel- und Settingkenntnis und die Vertrautheit mit dem "wie der eine SpL tickt" sind da wichtig.


Ist zu stark Unvorhersehbar, wird sich der Spieler paranoid verhalten, weil er nicht wissen kann, zu welchen möglichen Resultaten seine Aktionen führen und welche Risiken sie mit sich bringen.
Ist es zu stark vorhersehbar, weil alles zu sehr bekannt ist, wird es schnell langweilig und man kann sich höchstens zurücklehnen und "die Show geniessen".

Der meiste Spielspaß ensteht, wenn Unwägbarkeiten durch Zufallselemente und Vorhersagbarkeiten durch Erfahrung sich die Waage halten und der Spieler merkt, dass er durch seine Handlungen Dinge beeinflussen kann.

Ja gut, dann sind wir uns da ja einig! ;)

Wobei ich hier langsam wieder an den Punkt komme, warum da wieder und wieder drüber diskutiert wird.
Ich meine irgendwo wurde doch klar gesagt, dass es immer in gewissen Maßen Elemente des RR gibt. Und die aufgezeigten und hitzig diskutierten Beispiele sind wieder einmal Schwarz / Weiß Darstellungen.
Und bei solchen Dingen denke ich eher an die Unerfahrenheit des SLs.

Ich würde da meinen Stil zu leiten nicht unbedingt als RR bezeichne, sondern eher als vorangegangenem Player-Empowerment mit Ja, aber meinerseits.
Wie letztens bei unserer SR Session:
Spieler: "Da ist doch bestimmt eine Luke auf dem Dach, um in den Laden reinzukommen. Wir könnten unseren Decker mit einer Drohne absetzen, der wiegt ja nix und findet sicherlich Platz im Laderaum, wenn ich die Waffen abschraube. Meine schöne Drohne..."
Ich: "Klingt nach einem Plan. Aber die Dachluke wird auch kein Freifahrtschein sein..."
Spieler: "Klar, wir geben dem Decker nen Magschloßknacker mit und dann heißt es hoffen..."

Die Spieler entwickeln konkrete Pläne und dem stelle ich mich dann nicht in den Weg. Sondern ich überlege meinerseits wo dabei jetzt wieder ein Hindernis zu überwinden sei.
Und so wirft man sich gegenseitig den Ball zu.

Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 11:06
Wobei ich hier langsam wieder an den Punkt komme, warum da wieder und wieder drüber diskutiert wird.
Ich meine irgendwo wurde doch klar gesagt, dass es immer in gewissen Maßen Elemente des RR gibt. Und die aufgezeigten und hitzig diskutierten Beispiele sind wieder einmal Schwarz / Weiß Darstellungen.

Naja, einige reiben sich eben an dem Eindruck, den einige andere vermitteln.
Die eine Reibung entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur Spaß machen kann, wenn die Spieler den Ausgang in einem gesunden Maß beeinflussen können.
Die andere entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur interessant sein kann, wenn man eine tolle Story hat, die man vermittelt und dabei Railroading nun mal als adäquates Stilmittel dazugehört.

Beides ist natürlich Quatsch und beide Seiten haben vermutlich gar nicht vor den jeweiligen Standpunkt über diesen Eindruck zu vermitteln. Trotzdem entstehen diese Lager nun mal immer wieder.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 9.07.2010 | 11:14
Klingt alles logisch und sinnig. Sind das jetzt Hindernisse vom SL oder einfach Spielweltlogik?

Das ist eine Frage der Grundhaltung des SLs.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 11:20
Das ist eine Frage der Grundhaltung des SLs.

... und die der Spieler und wie beide zusammenpassen!

Sorry,
aber ich finde es manchmal ein wenig einseitig solche Dinge all zu oft auf dem SL abzuladen.

Naja, einige reiben sich eben an dem Eindruck, den einige andere vermitteln.
Die eine Reibung entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur Spaß machen kann, wenn die Spieler den Ausgang in einem gesunden Maß beeinflussen können.
Die andere entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur interessant sein kann, wenn man eine tolle Story hat, die man vermittelt und dabei Railroading nun mal als adäquates Stilmittel dazugehört.

Beides ist natürlich Quatsch und beide Seiten haben vermutlich gar nicht vor den jeweiligen Standpunkt über diesen Eindruck zu vermitteln. Trotzdem entstehen diese Lager nun mal immer wieder.

Mh, okay.
Scheinbar habe ich die Ursachen, die zu solchen Diskussionen führen, noch nicht durchleuchtet, sondern einfach kräftig am Ausgang mitgemischt.
Muss ich mal wieder in mich gehen.

Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 9.07.2010 | 11:47
... und die der Spieler und wie beide zusammenpassen!

Sorry,
aber ich finde es manchmal ein wenig einseitig solche Dinge all zu oft auf dem SL abzuladen.

Hier gehts aber schon darum, wie der SL eine Situation ausgestaltet, und wann das der Tod der Idee durch 1000 Proben ist und wann es die Darstellung der Welt ist, oder?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 11:58
Hier gehts aber schon darum, wie der SL eine Situation ausgestaltet, und wann das der Tod der Idee durch 1000 Proben ist und wann es die Darstellung der Welt ist, oder?

Jein.
Weil ich die Behauptung aufstelle, dass sich das nicht scharf trennen lässt.
Denn das Ausgestalten einer Situation durch den SL ist die Darstellung der Welt. Und das ganze unter dem Vorwand, dass die Spieler die Darstellung als plausibel akzeptieren.

Wenn die Spieler dem SL die Plausibilität zugestehen und seine Darstellung akzeptieren und dann auf einmal auf ein großes (unlösbares?) Hindernis stoßen, dann ist der SL längst aus dem Schneider.

Meiner Ansicht nach bedeutet dies nur eins:
Der SL hat das Vorhaben der Spieler aufgenommen und ihnen selbst vor Augen geführt, dass sie manche Aspekte nicht berücksichtigt haben, die zum Scheitern führen können.
Jetzt können die Spieler wiederum entscheiden, ob sie das Vorhaben mit aller Kraftanstrengung doch erfolgreich abschließen wollen oder davon ablassen.

Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2010 | 13:41
Ingame-Gegebenheiten sind unabhängig vom Leitstil des SLs, sie haben mit dem "Verhalten" eines SLs so ziemlich gar nichts zu tun.
FALSCH!!! Ingame-Gegebenheiten sind extrem abhängig vom Leitstil:
- Ist der Barkeeper freundlich oder abweisend?
- Ist eine Bar direkt um die Ecke oder müssen sie erst ein Stück fahren?
- Ist die Bar, die sie betreten gut besucht oder eher leer?
- Ist die Polizei hilfsbereit und auf Seiten des Gesetzes oder eher faul? Oder doch eher korrupt?

Alles ingame Begebenheiten, die vom Leitsil des SL abhängen.

Zitat
Außerdem sind sie Teil der gemeinsamen Spielregeln ("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")
Also wenn man mit der Einstellung daran geht, gibt es überhaupt kein Railroading: "Der SL bereitet etwas vor und wir spielen darin!"

Zitat
Natürlich kann ein SL ein unfaires, UNNATÜRLICHES Szenario (so wie deine Beispiele) entwerfen und das den Spielern vorsetzen. Das ist Arschlochverhalten, aber kein RR.
1) Es geht NICHT darum, ob etwas Arschlochverhalten ist. Ob etwas Arschlochverhalten ist oder nicht, ist vollkommen irrelevant.

Nochmal: Es geht darum, ob etwas RR und Weltsim ist. (Ob es zusätzlich Arschlochverhalten ist oder nicht, ist vollkommen egal.)

2) Und um die Frage nach RR zu beantworten:
Werden die Spieler in meinem Szenario über die Regeln hinaus eingeschränkt? Ja oder Nein?

Zitat
Wenn die Spieler aber in diesem (zutiefst unfairen und gegen die Spieler aufgestellten) ein "Schlupfloch" finden, welches ihnen erlaubt dieses in anderer Weise zu beenden, als der SL sich das vorgestellt hat, und der SL DANN irgendwas macht, um dieses "Schlpfloch" zu schließen, DANN ist das Railroading und keine legitime Simualtion mehr.
1) Jain, kommt darauf an, wie der SL das "Schlupfloch" schließt:
Ist die Schlupflochschließung innerweltlich logisch, dann ist es weiterhin RR mit Weltsim.
Ist die Schlupflochschließung unplausibel, dann ist es RR ohne Weltsim.

2) Es geht in diesem Thread nicht darum, ob etwas legitim ist oder nicht. Es geht nur um Weltsim und RR. (Inwiefern Weltsim und/oder RR legitim ist, möge man in einem anderen Thread besprechen.)

Zitat
Beispiel:
Bei einer Mission müssen die Spieler einen Waffendeal zwischen den Vietcong und ein paar lybischen Terroristen verhindern. Ihnen gelingt dies und sie gelangen in den Besitz von etwas waffenfähigen Plutonium. Nun verfügt einer der SC zufällig über die nötigen Fertigkeiten um daraus eine schmutzige Bombe zu basteln und er entscheidet sich den Charlies ein Geschenk mitzugeben, um ihnen die Eroberung Saigons zu vermiesen.
Dem SL passt eine Verstrahlung Saigons (welche ja nicht in den Geschichtsbüchern auftaucht) nicht in den Kram, aber statt mit den Spielern zu reden entscheidet er hoheitlich, dass das (eben noch einwandfreie) Plutonium auf einmal komplett wirkungslos wird und seine Wirkung verpufft. Das ist Railroading. Und das hat mit Simulation so absolut gar nichts zu tun.
Richtig: Das wäre ein Beispiel für RR ohne Weltsim.

Aber es gibt auch Beispiele für RR mit Weltsim. (Genügend Beispiele habe ich weiter oben schon erwähnt. Aber extra für dich ein Weiteres.)
Der SL beschließt, dass die Spieler nicht genügend Plutonium gefunden haben. Oder er beschließt, dass sie nicht die nötige Werkstatt und/oder Werkzeuge haben, um aus dem Plutonium eine Bombe zu basteln.

Das wäre ein Beispiel für RR mit Weltsim.

Wenn es WIRKLICH von den VC (und ihren Möglichkeiten) abhängt, dann ist es Weltsimulation.
Wenn die VC so reagieren, wie es dem SL in den Kram passt/wie der SL reagieren würde, dann ist es RR.
Das ist beides identisch:
Denn das Verhalten der VC hängt vom Leitstil des SLs ab.
Und die Möglichkeiten der VC hängen (in dem hierfür benötigten Rahmen) auch vom Leitstil des SLs ab.

Zitat
Wenn der Täter "hinter sich aufräumt", weil der SL weiß, dass die SC das Verbrechen untersuchen müssen, dann ist das RR.
Klar ist das RR. Das behaupte ich ja auch die ganze Zeit!
Was mich viel eher interessiert ist: Wieso glaubst du, dass es keine Weltsim ist? Schließlichist es innerhalb des Settings doch vollkommen plausibel und auch vernünftig, wenn der Täter hinter sich aufräumt.

Dass das RR ist, darüber sind wir uns einig. Nur um die Frage, ob es auch Weltsim ist,d arüber teilt unterschiedliche Vorstellungen. Und da würde ich gerne deine Begründung hören, warum das keine Wletsim ist. (Meine Begründung, warum das Weltsim ist: Es ist innerweltlich absolut plausibel und der Täter hat auch seine ingame-Gründe dafür, "hinter sich aufzuräumen".)

Zitat
Nicht unbedingt. Es gibt auch zahlreiche Simulationen, wo Unwägbarkeiten und willkürliche Entscheidungen eliminiert werden.
Die sind dann fürs Rollenspiel ungeeignet.
Denn das ist dann Theater und kein Rollenspiel mehr, weil der Ablauf schon feststeht.
Ich dachte, die Frage, ob etwas nun Rollenspiel oder Erzählspiel ist, wurde an anderer Stelle geklärt und wir hätten uns hier im Tanelorn darauf geeinigt, dass jeder das Recht hat, seinen Spielstil "Rollenspiel" zu nennen.

Es ist ja dein gutes Recht zu sagen: "Railroading ist kein RPG, sondern ein Theater." Aber ich denke, für den Erkenntnisgewinn ist es hilfreich, wenn man Railroading (also "der Ablauf steht schon fest") nicht als Theater, sondern als eine Erscheinungsform des RPGs betrachtet. (Ob man diese spezielle Sorte von RPG mag oder nicht, ist eine andere Sache. Aber auf alle Fälle ist es RPG.)

Zitat
Deine Position verändert sich nicht, egal welche Argumente hier gebracht werden.
Ähm, und was ist mit deiner Position hier? Inwiefern hat sich deine Position hier verändert, nachdem ich meine Argumente vorgebracht habe?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: K!aus am 9.07.2010 | 13:49
Zitat
Außerdem sind sie Teil der gemeinsamen Spielregeln ("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")
Also wenn man mit der Einstellung daran geht, gibt es überhaupt kein Railroading: "Der SL bereitet etwas vor und wir spielen darin!"

Genau!

Beim klassischenTM Rollenspiel ist das einfach so. SL bereitet das Szenario vor und Spieler dürfen sich drin austoben.

Wie ich mitbekommen habe gibt es einige Spiele, die damit brechen, indem der SL an Ressourcen beschränkt ist oder es scheinbar wie bei Jörgs Western City scheinbtar keinen SL gibt.
Alles schön und gut.

Dennoch bleibt die obige Aussage (mit meinem wiederholten Vorwand) bestehen:
Wenn die Spieler die Darstellung des SLs für plausibel halten, dann gibt es einfach kein RR mehr.
Die Spieler haben es geschafft, einen SL zu finden, mit dessen Weltendarstellung sie konform sind und können sich glücklich schätzen.

'nuff said!
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 14:19
@Eulenspiegel: Mir ging es nicht darum irgendeine Spielform die Betitelung "Rollenspiel" abzuerkennen.

Wenn eine Handlungsabfolge festgelegt und nicht veränderbar ist, und das ist es, wenn alle willkürlichen Entscheidungen und zufälligen Ereignisse eleminiert worden sind, dann gleicht dessen Umsetzung in eine Rollenverteilte Darstellung eher einem Theaterstück (oder Hörspiel) als das, was man gemeinhin als Rollenspiel (als Form des Gesellschaftspieles "Rollenspiel") wahrnimmt.
Das hat dann auch nicht mehr viel mit RR zu tun. Und die Spieler sind auch nur noch Darsteller.
Und das hat nichts mit irgendeiner persönlichen Wertung oder Vorlieber meinerseits dessen, was ich beim Rollenspiel mag oder erwarte zu tun.

Bzgl. Argumentation...
Ich sehe hier derzeit keine ernsthafte These, die Du mit Argumenten stützt. Derzeit konzentrierst Du Dich (mal wieder) ausschließlich darauf, dass Du die Argumentation anderer durch Haarspalterei auseinandernimmst.
Insofern kann ich auch keine Argumentation Deinerseits wahrnehmen, ausser die Aussage "was Du sagst stimmt nicht, weil..."

Noch mal zurück zu Deiner Ausgangsthese:
Du sagst, "die Weltsimulation wird durch RR nicht verletzt".
Meine Frage wäre "wie kommst Du darauf?"
Meine Gegenthese wäre:

Nun ist die Frage, wie sich eine Rollenspiel-Weltsimulation zusammensetzt.
Ich hatte dazu im Beitrag 10 was geschrieben.

Rollenspiel besteht eigentlich aus Interaktion der Spielercharakteren mit dieser Weltsimulation.
Die Interaktion sollte sich auch darin auswirken, dass die SCs durch ihre Interaktion auf die simulierte Wert einwirken und Veränderungen bewirken können.
Ansonsten gibt es keine Interaktion, sondern nur eine rezeptorische Wahrnehmung, da die Kommunikationskanäle einseitig arbeiten. Dann sind die Spieler mit ihren Charakteren nicht integraler Bestandteil der Welt sondern nur "Betrachter von aussen".
Oder aber die Simulation ignoriert die Interaktionen - was letztendlich unlogisch wäre, weil die Simulation, wenn sie plausibel reagieren würde, die Interaktionen in die weitere Zustandsentwicklung einbeziehen müsste.

Daraus folgt, dass, wenn der Spielleiter sich für Railroading (was letztendlich auf genau das oben beschriebene "den Handlungsverlauf durch Interagieren nicht beeinflussen können" bedeutet) entscheidet, degradiert er die Spieler entweder zu Zuschauern und nimmt sie damit aus dem Spielgeschehen raus, oder er läßt die Welt sich unplausibel verhalten, was letztendlich die Weltsimulation verletzt.


Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Humpty Dumpty am 9.07.2010 | 14:22
@ Boba: Du reibst Dich unnütz auf und prallst ab.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 14:23
@ Boba: Du reibst Dich unnütz auf und prallst ab.
ich hab grad langeweile in der Arbeit und es ist zu warm um was konstruktives zu machen
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Humpty Dumpty am 9.07.2010 | 14:24
Na dann viel Spaß!
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2010 | 14:25

Danke!
Vielleicht helfen meine Ansätze ja auch irgendwem anderes... :)

BTT
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Teylen am 9.07.2010 | 14:44
("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")
Also wenn man mit der Einstellung daran geht, gibt es überhaupt kein Railroading: "Der SL bereitet etwas vor und wir spielen darin!"
Doch gibt es.
An dem Punkt wo der SL den Spielern das fuehren der Figuren nicht weltbedingt abnimmt oder deren Handlungen beschreibt.

Zitat
Der SL beschließt, dass die Spieler nicht genügend Plutonium gefunden haben. Oder er beschließt, dass sie nicht die nötige Werkstatt und/oder Werkzeuge haben, um aus dem Plutonium eine Bombe zu basteln.

Das wäre ein Beispiel für RR mit Weltsim.
Nein, wenn die Charaktere der Spieler nicht genuegend Plutonium gefunden haben, nicht das Wissen, die Zeit oder den Ort eine Bombe herzustellen so ist dies eine Simulation und kein Railroading.

Waere es RR so koennte man nicht simulatorisch spielen ohne RR zu gebrauchen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: carthinius am 9.07.2010 | 14:46
Wenn es darum geht, Eulenspiegels Postingverhalten zu verbessern:
es ist zu warm um was konstruktives zu machen
Aber der Ansatz ehrt dich!  ;D ;)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 9.07.2010 | 14:52
FALSCH!!! Ingame-Gegebenheiten sind extrem abhängig vom Leitstil:
- Ist der Barkeeper freundlich oder abweisend?
- Ist eine Bar direkt um die Ecke oder müssen sie erst ein Stück fahren?
- Ist die Bar, die sie betreten gut besucht oder eher leer?
- Ist die Polizei hilfsbereit und auf Seiten des Gesetzes oder eher faul? Oder doch eher korrupt?
Wenn der SL eine Weltsimulation spielt, dann trifft er diese Entscheidungen unabhängig davon, wie sie sich in seinen Leitstil einfügen.

Du wolltest ja wissen, on RR und Weltsimulation zusammengehen können: da hast du deine Antwort.

Zitat
Ist die Schlupflochschließung innerweltlich logisch, dann ist es weiterhin RR mit Weltsim.
Innerweltlich logisch ist es NUR, wenn die Spielweltfakten nicht verändert werden (z.B. die Position der VC plötzlich und ohne Grund verlegt wird) - und dann ist es auch kein Railroading.

Man kann die Schlupflochschließung plausibel machen (indem man Dinge verändert, von denen die Spieler noch gar nichts wissen) - innerweltlich logisch (und damit weltsimulierend) wird es dadurch trotzdem nicht.

Zitat
Der SL beschließt, dass die Spieler nicht genügend Plutonium gefunden haben. Oder er beschließt, dass sie nicht die nötige Werkstatt und/oder Werkzeuge haben, um aus dem Plutonium eine Bombe zu basteln.
Die Werkzeuge wurden in diesem Beispiel schon einige Abenteuer zuvor erwähnt (der SL ist nicht nicht auf die Idee gekommen, dass die Spieler auf die Idee "Benutze Plutonium mit Werkzeugen" kommen) - auch das Plutonium wurde als ausreichend beschrieben.

Aber, extra für dich, werde ich mal auf den Fall eigehen, dass es nicht beschrieben wurde.
Reicht das Plutonium für eine Bombe?
Warum sollten die Lybier so wenig Plutonium kaufen, dass es gerade zu wenig für eine Bombe ist? Dieses Verhalten macht (im Sinne der Weltsimulation) vorne und hinten keinen Sinn, ist KEINE Weltsimulation.

Sind die notwendigen Werkzeuge vorhanden?
Wie stellen sich die Spieler an? Was benutzen sie als Werkzeug? Zumindest eine KFZ-Werkstatt sollte sich auf der Militärbasis doch auftreiben lassen - wie nutzen die SC die dort verfügbaren Werkzeuge? Irgendwo in der Stadt muss es ja weitere Waffenhändler geben - finden die SC diese?
Alles Fragen der Weltsimulation, welche der SL nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Das heißt nicht dass die SC automatisch Erfolg bei diesen Möglichkeiten haben: es heißt nur dass die Handlungsoptionen nicht von vorneherein festgelegt sind.

Du siehst:
Ob bestimmte Optionen zur Verfügung stehen, lässt sich aus der bisherigen Settingbeschreibung ableiten - wenn der SL diese Ableitungen ignoriert, dann betreibt er KEINE Weltsimulation.

Wenn die Spieler auskundschaften und der SL sagt: "Der VC sitzt nördlich der Stadt, mit Straßensperren auf allen wichtigen Zugangsstraßen - ihr kommt also nicht zur US-Basis zurück." und die Spieler sagen "Das ist OK, wir gehen nach Süden, zur Basis der Französischen Fremdenlegion und schleichen uns dort ein - so wie du die Position der VC beschrieben hast, dürften wir da durchkommen, ohne an diese zu geraten." - dann muss der SL das akzeptieren, auch wenn er nicht damit gerechnet hat, dass die Spieler Saigon zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen.

Das ist nur EINE der Möglichkeiten, welche die Spieler bei eingeschränkten Handlungsoptionen (keine Möglichkeit ungesehen zur US-Basis zu kommen), in der Weltsimulation haben, welche beim Railroad einfach FEHLEN.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2010 | 20:11
Ich sehe hier derzeit keine ernsthafte These, die Du mit Argumenten stützt.
OK!
These: "Die Weltsimulation wird durch RR nicht zwangsläufig verletzt!"

Erstmal die Definitionen:
Weltsimulation ist es, wenn aufgrund der ingame Begebenheiten und der ingame Gesetzmäßigkeiten der nächste Schritt hergeleitet wird.

Railroading ist es, wenn die Spieler keinen (plotrelevanten) Einfluss auf die Handlung haben.

1. Zwischenfrage:
Unter welchen Umständen können (bei klassischem RPG) Weltsimulation und RR überhaupt nur im Widerspruch stehen?

1. Antwort:
Wenn der SC (mindestens) zwei Handlungsoptionen hat, die nach den ingame-Gesetzmäßigkeiten dazu führen würden, dass die Handlung einen unterschiedlichen Verlauf nehmen würde. (Oder dass je nachdem, welche Handlungsoption der SC wählt, man ein unterschiedliches Ende bekommt.)

Dies ist ein notwendige Kriterium, damit Weltsimulation und RR (bei klassischem RPG) überhaupt die Chance haben, sich gegenseitig in die Quere zu kommen.

2. Zwischenfrage:
Wie kann man vermeiden, dass der Spieler Einfluss auf die Handlung bekommt, ohne dabei die ingame-Gesetzmäßigkeiten zu verletzen?

2. Antwort:
Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten:
1) Der Spieler hat nur auf Handlungsoptionen des SCs einen Einfluss, die keinen Einfluss auf den Plot haben. (z.B. was für Kleidung er trägt. Was er mit seinen Gefährten bespricht. etc.)
Sobald die Handlungsoption jedoch plotrelevant wird, hat der Spieler bzgl. dieser konkreten plotrelevanten Handlungsoption keinen Einfluss mehr.

2) Der SC hat keine plotrelevanten Handlungsoptionen. (Der Spieler hat in diesem Fall die ganze Zeit die volle Kontrolle über den SC, aber der SC kann nichts ausrichten.)

3. Zwischenfrage:
Kann man ein Setting und einen Plot entwickeln, der 1) oder 2) genügt?

3. Antwort:
Ja, kann man.

Beispiel zu 1:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Der SL beginnt mit Scene Framing: "Ihr seid am Tatort. Was tut ihr?"
Jetzt dürfen die Spieler frei agieren und den Tatort untersuchen und Zeugen befragen. Sobald die Spieler der Meinung sind, dass sie fertig sind und den Tatort verlassen wollen, greift der SL ein: "Beim verlassen des Tatortes schaut ihr zufällig unter die Haustreppe, wo ihr ein blutiges Messer findet."

Wenn die SCs jetzt zum HQ fahren, um das blutige Messer zu untersuchen, ist alles fein. Wenn sie irgendwo anders hinfahren wollen, sagt der SL: "OK, bevor ihr nach xyz fahrt, schaut ihr nochmal kurz im HQ vorbei, um dort das Messer untersuchen zu lassen. Anschließend fahrt ihr nach xyz."

etc.
Ich denke, es sollte klar sein, wie es gemeint ist.

Beispiel zu 2:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Neben den SCs gibt es auch noch eine Reihe von NSC-Polizisten, die den Tatort untersuchen. Entweder die SCs finden das blutige Messer oder ein Polizisten-NSC findet das blutige Messer.
Anschließend packt die Spurensicherung das Messer ein und bringt es zum HQ zur Untersuchung.

Auf dem Messer werden Fingerabdrücke gefunden. Entweder die SCs kommen selber darauf, die Fingerabdrücke in der Datenbank abzugleichen oder ein NSC macht das und der Chief schickt die SCs dann zur Wohnung der Person, dessen Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden wurden.

etc.

Argument:
Es gibt also nur eine Möglichkeit, wie sich Weltsimulation und RR in die Quere kommen können.
Und es gibt zwei (existierende) Vorgehensweisen, diese Möglichkeit auszuschließen.

Daher kann man einen Plot spielen, wo sich RR und Weltsimulation nicht in die Quere kommen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 9.07.2010 | 20:12
Aber das ist doch schon eine Entscheidung.

In Variante 1) entlarven die SC den Mörder, weil sie die Hinweise finden. In Variante 2) entlarven die NSC den Mörder, weil die SC die Hinweise ignorieren.

Nicht sehr elegant, zugegeben, aber wo ist da Railroading?

EDIT: Außerdem hat das Messer in einer Weltsim eine feste Schwierigkeit, um gefunden zu werden. Der SL kann nicht einfach sagen "Ihr findet die ganze Zeit nichts, aber wenn mir es passt schmeiße ich euch die Hinweise vor die Füße".
Wenn er das macht gibt er seinen Simulationanspruch auf und spielt was anderes. Das muss nicht notwendigerweise schlecht sein, aber hör bitte auf (durch Schwund-Rhetorik) zu behaupten dass Simulation und Railroading keine Gegensätze wären.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2010 | 20:31
@ alexandro
Variante 1) und Variante 2) sind zwei verschiedene Möglichkeiten, Railroading zu betreiben:

Variante 1:
In Variante 1 entlarven die SCs immer den Mörder. (Einfach deswegen, weil der SL an plotrelevanten Stellen die Steuerung übernimmt.)

Variante 1 ist für sich genommen schon Railroading und hat mit Variante 2 nichts zu tun.
Schau dir nur Variante 1 an.

Variante 2:
OK, kommen wir nun zu Variante 2. Vergiss alles, was du über Variante 1 gelesen hast. Schau dir nur Variante 2 an:

Der Plot bei Variante 2 sieht wie folgt aus:
1) Mörder tötet John Doe.
2) SCs fahren zm Tatort und untersuchen diesen.
3) Das blutige Messer gelangt ins HQ und wird auf Fingerabdrücke untersucht.
4) Die SCs fahren zur Wohnung des Verdächtigen.
5) Es ist (scheinbar) niemand zu Hause.
6) Die SCs gelangen in die Wohnung und finden dort einen Leichnam.
7) Es wird herausgefunden, dass die Fingerabdrücke auf den Messer mit den Fingerabdrücken der Leiche identisch sind.
8) Ein anonymer Anruf geht bei der Polizei ein, der besagt, dass der anonyme Anrufer gesehen hat, wie das zweite Opfer Damenbesuch hatte.
9) Der anonyme Anruf kann zurückverfolgt werden.
10) Der anonyme Anrufer wird von den SCs aufgesucht.
11) Der anonyme Anrufer fertigt ein Phantombild der Dame an.
12) Zeugenbefragung bei den Nachbarn des 1. Opfers ergibt, dass die Frau aufdem Phantombild dieEx-Frau des Toten ist.
13) Die Ex-Frau wird verhaftet und angeklagt.

Das ist der gerailroadete Plotverlauf. Dabei ist zu beachten:
Bei 3) ist es vollkommen egal, ob die SCs das blutige Messer finden oder NSCs.Wichtig ist nur, dass das blutige Messer gefunden wird.

Bei 9) ist es vollkommen egal, ob die SCs den anonymen Anrufer zurückverfolgen oder ob es ein Techniker von der Telekom macht. Wichtig ist nur, dass der anonyme Anruf zurückverfolgt wird.

Bei 12) ist es vollkommen irrelevant, ob die SCs selber auf die Idee kommen, die Zeugen zu befragen, ob der Chief den SCs den Auftrag gibt, die Zeugen nochmal zu befragen, oder ob NSCs die Zeugen befragen. Wichtig ist nur, dass die Zeugen befragt werden.

Aber falls du diesen Plot nicht als Railroading empfindest, freut mich das. Ich kenne zahlreiche Spieler, die würden bei so einem Plot und den in Variante2 genannten Vorgehen sofort Railroading brüllen. (Eben weil sie als Spieler keinen Einfluss auf den Plot hätten.)

EDIT:
Auf dein Edit gehe ich morgen ein. Ich muss jetzt los.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 9.07.2010 | 20:35
Es ging um die WAHL zwischen Variante 1 und 2, die keine Railroading wäre.

Mich würde vielmehr interessieren, warum du 1) oder 2) mit Weltsimulation in Verbindung bringst, obwohl du alle Akteure an Marionettenfäden durch die Gegend zerrst (und ihnen nicht einmal die Entscheidung lässt, was sie untersuchen) - ist der freie Wille bei dir kein Teil einer akkurat simulierten Welt?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 10.07.2010 | 11:02
@Eulenspiegel: Super, damit kommen wir weiter. Danke!

Ich möchte als erstes kurz auf Dein Beispiel eingehen, danach um das Grundsätzliche.

Das Beispiel ist ein Beispiel und die haben immer so ihre Tücken. Das weiß ich, deswegen gehe ich nur kurz darauf ein...
Kurz: Was Du da beschreibst, ist für mich noch kein Railroading.
Die SCs sind Ermittler und wenn sie ihren Täter nicht finden, dann setzt die normale Handlungsmaschinerie in Kraft und die sorgt dafür (in diesem Fall), dass genau das gleiche passiert, als wären die SCs erfolgreich gewesen.
So far so just Simulation...
Zum RR würde es für mich erst werden, wenn die SCs Messer und Beweise finden würden und entscheiden würden, dass Sie die Beweise verschwinden lassen (warum auch immer, Erpressung, Bestechung, ....) und egal was sie täten oder wie geschickt sie es anstellen würden, am Ende würde der Täter doch gefasst.
Das wäre für mich RR, denn erst da wird die Machtlosigkeit deutlich.
In Deinem Beispiel geht es um die "Überflüssigkeit" (egal ob sie etwas tun, oder nicht, irgendwer macht es ansonsten) aber es geht nicht um Machtlosigkeit (egal was sie versuchen um den vorgezeichneten Plot zu durchbrechen, es geht nicht). Und genau da ist es kaum möglich, das (Machtlosigkeit) zu erreichen, ohne die Weltsimulation nicht zu verletzen.   
Und beim Thema RR geht es um letzteres, auch wenn Überflüssigkeit auch stark demotivierend ist.

Das zum Beispiel....

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 10.07.2010 | 11:14
Nun zu Deinem Punkt Zwei in Deinem Beitrag (Nr. 47):
Du schreibst, dass die Weltsimulation nicht zwangsweise durch RR inkonsistent wird, wenn die SCs keine Plotrelevanten Handlungsoptionen besitzen. (letztendlich kann man 2a und 2b drauf verbinden)
Okay, da kann man nicht widersprechen, aber da stellt sich mir die Frage:
Wer lässt sich auf solch ein Rollenspiel ein?
Wissen die Spieler das? Und wenn nicht, wie lange brauchen Sie, um das zu erkennen, dass sich ihre Handlungsoptionen letztendlich auf Banalitäten beschränken?
Meine These ist dazu: Das ist ein theoretischer Ansatz, der in der Praxis nicht (oder nur in extremen Ausnahmesituationen) existiert. Denn letztendlich sind die SCs in diesem Rollenspiel in Statistenrollen eingesetzt.
Ich glaube kaum, dass es auch nur eine Runde gibt, bei der sich die Spieler auch nur kurze Zeit darauf beschränken lassen. Insofern: korrekt, aber nicht realitätsnah.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Maarzan am 10.07.2010 | 11:56
Die große weite Welt ist doch erst einmal völlig unwichtig.

Was auch immer im Fokus steht, wird doch über den Charakter erlebt und der ist eben entsprechend seiner Position in der Welt mit entsprechenden Möglichkeiten und Beschränkungen versehen, welche eben auch die Bandbreite an betrachtbaren Situationen bestimmen.

Das ist völlig natürlich denke ich und für mich grundlegender Teil der Definition von Rollenspiel

Der Praktikabilität wegen kann und wird dies häufig formell noch weiter eingeschränkt werden, sei es durch Regelabstraktionen, Verhaltensregeln am Tisch (keine Folter etc.).
In einer Simulationsspielrunde hat die Spielweltstimmigkeit Priorität und wird nur durch die Praktikabilität des Simulationsaufwands und der Zugänglichkeit für alle Beteiligten beschränkt, im Normalfall durch Regeln formeller oder häuslicher Art und ggf. eine Beschränkung der Settingsgrenzen und der Charakterauswahl. Das sind alles noch Dinge, die vor Spielbegin geklärt werden.

Alles was nun diese Möglichkeiten im Spiel dann einseitig (und das halt meist durch den SL) weiter einschränkt und insbesondere einen anderen als den erklärten gemeinsamen Fokus/Intention (hier angenommen Weltensimulation) hat, ist Railroading.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Joerg.D am 10.07.2010 | 12:55
Eine Weltensimulation kann kein Railroading sein, weil sie IMMER die Taten und Ergebnisse der Taten der Spieler mit zu den Grundlagen der Simulation der Welt zählt. Sie arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten und Plausibilität aufgrund vorhandener Informationen.

Das muss für die Gruppe nicht immer nachvollziehbar sein, weil sie das Gesamtbild nicht kennt, aber der SL von Welt löst solche scheinbaren Paradoxen für gewöhnlich später auf. Ich höre sehr oft: "Jetzt macht das endlich alles einen Sinn!"

Ein ebenfalls großer Teil der Weltensimulation ist es, die Taten der Spieler aufs Weltbild wirken zu lassen. Wenn sie kleine Anfänger sind, werden sie einfach nicht so viel bewegen können, wie als legendäre Helden. Falls sie es als Anfänger doch schaffen etwas riesiges zu bewegen, dann werden die von den folgenden Ereignissen in der Regel überrollt, weil ihre Gegner halt die BIG PLAYER in dieser Welt sind und die frühstücken hoffnungsvolle Abenteurer und Gegner ihrer Pläne am liebsten zu einer guten Weinschorle.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.07.2010 | 13:40
@ alexandro
Wenn du Kritik an einer Variante loslässt, dann schreibe doch bitte dazu, auf welche Variante du dich beziehst. Das macht das verstehen deines Postes einfacher.

EDIT: Außerdem hat das Messer in einer Weltsim eine feste Schwierigkeit, um gefunden zu werden. Der SL kann nicht einfach sagen "Ihr findet die ganze Zeit nichts, aber wenn mir es passt schmeiße ich euch die Hinweise vor die Füße".
Ich nehme mal an, du meinst Variante 1:
Wenn der SC unter der Treppe nachschaut, dann findet er das blutige Messer.
Wenn der SC nicht dort nachschaut, dann findet er das blutige Messer nicht.
Ob der SC unter der Treppe nachschaut oder nicht, hängt vom freien Willen des SCs ab.

So einfach ist das. Imho eine perfekte Weltsimulation des "Messer findens".

Mich würde vielmehr interessieren, warum du 1) oder 2) mit Weltsimulation in Verbindung bringst, obwohl du alle Akteure an Marionettenfäden durch die Gegend zerrst
Auch hier nehme ich an, du beziehst dich auf Variante 1.
1) SCs sind nicht real. Daher werden sie immer an Marionettenfäden durch die Gegend gezerrt.

Der Unterschied ist nur, dass einmal der Spieler die Fäden in der Hand hält und seinen SC wie eine Marionette steuert und einmal hält der SL die Fäden in der Hand und steuert den SC wie eine Marionette.
Aber der SC selber ist immer nur eine Marionette. (Eine Marionette des Spielers oder eine Marionette des SLs.)

2) Selbstverständlich besitzt der Spieler einen freien Willen. Und selbstverständlich besitzt auch der SC ingame einen freien Willen.
Aber
"freier Wille des Spielers" ungleich "freier Wille des SCs".

Natürlich muss der freie Wille des SCs in einer Weltsim simuliert werden. (Wenn man in einem Setting spielt, in dem die SCs einen freien Willen haben.)
Aber der freie Wille des SCs muss nicht durch den freien Willen des Spielers simuliert werden. Der freie Wille des SCs kann ebensogut durch den freien Willen des SLs simuliert werden.

@ BobaFett
Wenn du "Überflüssigkeit" ohne "Machtlosigkeit" nicht als Railroading bezeichnest, freut mich das. Ich kenne aber viele Spieler, die auch "Überflüssigkeit ohne Machtlosigkeit" bereits als Railroading bezeichnen.

Zum zweiten Post:
Klar, wenn eine Person generell kein Railroading mag, dann wird sie insbesondere auch kein "Railroading mit Weltsim" mögen.
Wenn eine Person jedoch "normales" Railroading mag, dann wird sie auch Gefallen am "Railroading mit Weltsim" haben.

"Railroading mit Weltsim" ist also keine Variante für Leute, die normales Railroading blöd finden. "Railroading mit Weltsim" ist eine Variante für Leute, die gerne Railroading spielen. (Davon gibt es zwar nicht viele, aber einige.)

@ Joerg D.
Bei deinem Post habe ich den Eindruck, dass du SCs und Spieler gleichsetzt. Es ist aber wichtig zu erkennen, dass hier ein Unterschied besteht:
- Machtlosigkeit der SCs bedeutet nicht Machtlosigkeit der Spieler.
- Und Machtlosigkeit der Spieler bedeutet nicht Machtlosigkeit der SCs.

Und die Spieler sind nicht Teil der Simulation, sondern greifen nur von außen in die Simulation ein. Je nachdem, wie großen Einfluss man ihnen an der Simulation gibt, können sie den Eindruck haben, machtlos zu sein oder nicht. (Oder sie glauben fälschlicherweise, Macht zu besitzen, obwohl sie machtlos sind: Illusionismus) Dies hat aber keinen EInfluss auf die Simulation selber, da die Spieler wiegesagt außerhalb der Simulation stehen. (Und es innerhalb der Simulation jetzt keinen simulatorischen Unterschied macht, ob der SL oder ein Spieler an den Stellschrauiben dreht, solange sich die Stellschrauben selber nicht ändern.)

BTW:
In der Realität gibt es auch Leute, die machtlos sind. (Im Sinne von: "Sie haben alles probiert, aber konnten letztendlich nicht ihr Schicksal ändern." oder auch: "Sie sehen einen Mißstand, müssen aber resignieren,w eil sie nichts an diesem Mißstand ändern können.")
Wenn es also in der Realität machtlose Leute gibt, ist es doch nur logisch, dass es auch in einer Simluation der Realität machtlose SCs geben kann.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Joerg.D am 10.07.2010 | 13:56
Hast Du schon mal einen Charakter gesehen, der sich über Railroading beschwert hat?


Ich würde dir mal empfehlen dich mir der Simulationstheorie und den Prozess des Simulieren an sich genauer auseinander zu setzen.

Dann diskutiere ich das Thema vielleicht mal länger mit dir.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.07.2010 | 14:03
Hast Du schon mal einen Charakter gesehen, der sich über Railroading beschwert hat?
Nein.

Railroading ist eine Sache des Spielers:
Es ist der Spieler, der bei Railroading keine Einflussmöglichkeiten hat.

Aber Weltsim ist eine Sache des SCs:
Es ist der SC, der in der simulierten Umgebung steckt. Es ist der SC, der simuliert wird.

Daher ist es wichtig, zwischen Spieler und SC zu trennen: Wenn es um Railroading geht, muss man in erster Linie den Spieler betrachten. Und wenn es um Weltsim geht, muss man in erster Linie den SC betrachten.

Disclaimer:
Natürlich ist es auch beim Weltsim der Spieler, der das Weltsim jetzt gut oder schlecht findet. Aber bei der Frage, ob es Weltsim ist, wird nicht der Spieler, sondern der SC betrachtet.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 10.07.2010 | 15:07
@ alexandro
Ich nehme mal an, du meinst Variante 1:
Wenn der SC unter der Treppe nachschaut, dann findet er das blutige Messer.
Wenn der SC nicht dort nachschaut, dann findet er das blutige Messer nicht.
Ob der SC unter der Treppe nachschaut oder nicht, hängt vom freien Willen des SCs ab.
Das ist aber ein Zurückrudern deinerseits.

In der Variante, welche du beschrieben hast, existiert kein "wenn", da wird einfach angenommen, dass die SC unter der Treppe nachschauen (und dann in ihr HQ fahren, um das blutige Messer untersuchen zu lassen).

Bei einer Weltsim gibt es KONSEQUENZEN, die die Welt abhängig von den Geschehnissen weiterentwickeln, und KEINE Schienen, welche abgelaufen werden und in jedem Fall passieren.

Weltsimulation ist ein sich selbst fortschreibendes Baumdiagramm. Railroading ist eine starre Schiene.

Vielleicht bemerken die Spieler nicht immer den Unterschied (weil sie auch nur eine Schiene im Baumdiagramm sehen und nicht die "Weichen", wo die Handlung in eine ganz andere Richtung gehen könnte), aber der SL bemerkt es, und das definiert seinen Leitstil.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 03:52
@ alexandro
Vollständig würde dann da stehen:
Wenn der SC unter der Treppe nachschaut, dann findet er das blutige Messer.
Wenn der SC nicht dort nachschaut, dann findet er das blutige Messer nicht.
Ob der SC unter der Treppe nachschaut oder nicht, hängt vom freien Willen des SCs ab.
Der freie Wille des SCs wird innerhalb der Szene durch den freien Willen der Spieler simuliert.
Der freie Wille des SCs wird am Ende der Szene durch den freien Willen des SLs simuliert.
Wenn der SC zum Ende der Szene noch nicht unter der Treppe nachgeschaut haben, lässt der SL (der zu diesem Zeitpunkt den freien Willen des SCs simuliert) den SC dort nachschauen.

Wobei man halt unterscheiden muss zwischen
- Simulation der Schwierigkeit, das blutige Messer zu finden.
- Simulation des freien Willen des SCs.

Und hier haben wir:
Simulation der Schwierigkeit, das blutige Messer zu finden
Das Messer liegt unter der Treppe.
Wenn der SC unter der Treppe nachschaut, dann findet er das blutige Messer.
Wenn der SC nicht dort nachschaut, dann findet er das blutige Messer nicht.

Simulation des freien Willen des SCs
Ob der SC unter der Treppe nachschaut oder nicht, hängt vom freien Willen des SCs ab.
Der freie Wille des SCs wird innerhalb der Szene durch den freien Willen der Spieler simuliert.
Der freie Wille des SCs wird am Ende der Szene durch den freien Willen des SLs simuliert.
Wenn der SC zum Ende der Szene noch nicht unter der Treppe nachgeschaut haben, lässt der SL (der zu diesem Zeitpunkt den freien Willen des SCs simuliert) den SC dort nachschauen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: 6 am 11.07.2010 | 10:11
Simulation des freien Willen des SCs
Ob der SC unter der Treppe nachschaut oder nicht, hängt vom freien Willen des SCs ab.
Der freie Wille des SCs wird innerhalb der Szene durch den freien Willen der Spieler simuliert.
Der freie Wille des SCs wird am Ende der Szene durch den freien Willen des SLs simuliert.
Wenn der SC zum Ende der Szene noch nicht unter der Treppe nachgeschaut haben, lässt der SL (der zu diesem Zeitpunkt den freien Willen des SCs simuliert) den SC dort nachschauen.
Damit es eine Weltsimulation sein kann, wird das Ende der Szene von den Weltgesetzmässigkeiten simuliert. In dem Fall heisst das, dass in dieser Welt alle Ermittler automatisch unter die Treppe schauen, bevor sie den Tatort verlassen. Passiert das bei einem weiteren Tatort nicht, wird die Weltsimulation verletzt. Gleichzeitig bedeutet diese Gesetzmässigkeit automatisch, dass der SC nicht nach freien Willen gehandelt hat. Er hatte schliesslich in dieser Welt keine Wahl.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 11.07.2010 | 10:17
Na. Das Weltgesetz kann lauten, das ein so und so gearteter Ermittler unter genau diesne Umständen und zu dieser Zeit unter die Treppe schaut.

Und der SC hat die freie Wahl, unter die Treppe zu schauen. Er hat nur nicht die Möglichkeit, unter die Treppe zu schauen. Von mir aus gibt es da ein magisches Feld, dass auf seine DNS eingestellt ist, und ihn daran hindert.  Ich hab auch die freie Wahl, zu fliegen, bloss kann ich es halt nicht. Und wenn es in dieser Situation eben dem SC nicht möglich ist, unter die Treppe zu schauen, dann ist das halt in dieser Welt so, und bewegt sich innerhalb der Gesetze der Welt.

Dass bei solchen Theoretischen Überlegungen Blödsinn rauskommt dürfte auch klar sein.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 12:38
Damit es eine Weltsimulation sein kann, wird das Ende der Szene von den Weltgesetzmässigkeiten simuliert. In dem Fall heisst das, dass in dieser Welt alle Ermittler automatisch unter die Treppe schauen, bevor sie den Tatort verlassen.
1) Was verstehst du unter "automatisch"?
Es ist der freie Wille des SCs, der ihn dazu veranlasst, unter die Treppe zu schauen.

Ob man dem freien Willen jetzt Automatismus unterstellen kann, ist imho eine recht philosophische Frage. (Und hängt IMHO damit zusammen, ob man an ein deterministisches oder ein quantenmechanisches Weltbild glaubt.)

2) Es schauen ja nicht unbedingt alle Ermittler unter die Treppe. Es reicht vollkommen aus, wenn ein Ermittler unter der Treppe schaut.

Zitat
Passiert das bei einem weiteren Tatort nicht, wird die Weltsimulation verletzt. Gleichzeitig bedeutet diese Gesetzmässigkeit automatisch, dass der SC nicht nach freien Willen gehandelt hat. Er hatte schliesslich in dieser Welt keine Wahl.
1) Ich habe es in der Realität schon häufig erlebt, dass jemand etwas Bestimmtes getan hat.
In einer vergleichbaren Situation, hat die gleiche Person das dann aber nicht wieder getan.

Wenn das im RL möglich ist, wieso sollte das in einer Weltsimulation nicht möglich sein?

2) Bei dem freien Willen des SCs musst du zwischen ingame und outtime unterscheiden.
Ingame hat der SC immer einen freien Willen.

Outime hat der SC niemals einen freien Willen. Outtime hängt der SC immer in jedem Spiel an Marionettenfäden.
Manchmal werden die Marionettenfäden von dem Spieler des SCs gezogen und manchmal von dem SL. Aber outtime hat der SC nie einen freien Willen, sondern wird immer von Marionettenfäden gezogen.

Und outtime betrachtet hat der SC nie eine Wahl: Er muss das tun, was sein Marionettenspieler ihm befiehlt. (Wobei der Marionettenspieler entweder ein "normaler" Spieler ist oder der SL.)
Ingame betrachtet hat der SC jedoch immer die Wahl. (Egal, wer outtime der Marionettenspieler ist.)

@ ErikErikson
Der SC hat den freien Willen, unter die Treppe zu schauen. Und er hat auch die Möglichkeit, unter die Treppe zu schauen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 11.07.2010 | 12:51
Frage an Eulenspiegel: Was passiert, wenn der SC das Messer findet, aber das Beweismittel verschwinden lässt?
Gibt es dann noch ein alternatives Beweismittel oder entkommt dann der Täter.
und wenn alternatives Beweismittel - haben die SC eine Chance, das auch zu vernichten, oder ist ihnen das unmöglich, egal wie klug sie sich anstellen oder welches unverschämtes Glück sie auch haben...

Eine einzelne individuelle Situation zu nehmen wo es nur a oder b gibt, ist doch schlicht zu simpel.
RR bedeutet doch, dass die vorhergeplante Ereigniskette (in diesem Fall: Täter wird gefasst) eintritt, EGAL wAs die SC machen.
Nehmen wir an, die SC beschließen, den Täter mit aller Macht entkommen zu lassen (immerhin gestehst Du freien Willen zu, und solch unvorhergesehene Dinge passieren nun mal im Rollenspiel) und haben bei ihren Aktionen auch noch unglaubliches Glück, was die Erfolge (Beweise vor den Kollegen finden) angeht. Taucht dann der zuvor nie erwähnte und auch eigentlich nicht eingeplante Zeuge oder ein verschollenes Beweisstück auf, oder reicht ihr unglaublicher Erfolg dann Final doch nicht aus oder wie willst Du dann die Ereigniskette fortführen?
Dein Beispiel ist nämlich nach wie vor kein RR, denn es findet nichts entgegen dem Willen der Spieler SCs statt.

Du schreibst:
RR ist, wenn die Spieler keinen Einfluss auf den Plotverlauf haben.

Okay so far, aber die Entscheidung unter die Trepe zu gucken ist keine Einflusnahme auf den Plotverlauf.
Erst die Entscheidung den Fundstück zum Beweismittel werden zu lassen ist eine.
Denn der Blick unter die Treppe ist im Ergebnis ja nicht absehbar und damit findet keine bewusste Auseinandersetzung mit dem Plotverlauf und den möglichen Auswirkungen statt.
Mal abgesehen davon, dass es gar nicht willentlich geschehen muss, dass die SCs nicht unter die Treppe blicken, denn das kann vergessen Oder wegen schlichten Mißverständissen unterlassen worden sein.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 13:17
Frage an Eulenspiegel: Was passiert, wenn der SC das Messer findet, aber das Beweismittel verschwinden lässt?
Du meinst, der Spieler entscheidet sich dazu, dass der SC das Beweismittel verschwinden lässt?

1) Da ist dann die Frage, inwiefern der Spieler damit die Weltsim bricht:
Was für ingame Gründe hätte der SC, das Beweismittel verschwinden zu lassen?
Wenn der Spieler keine ingame Gründe dafür nennen kann, dann ist es der Spieler, der die Weltsim bricht.

2) Dafür gibt es in Variante 2 ja die ganzen NSCs:
- Wenn die SCs das Messer nicht erwähnen, findet ein NSC das Messer.
- Wenn die SCs das Messer heimlich einstecken, sieht ein NSC, wie das Messer eingesteckt wird.
- Wenn die SCs das Messer erwähnen, dann bringt die Spurensicherung das Messer zum HQ. (Bereits im Eingangsbeispiel erwähnt.)

In Variante 1 gibt es zwar keine "hilfreichen" NSCs, aber dafür wird der freie Wille der SCs ja auch teilweise durch den freien Willen des SLs simuliert.
Da würde das ganze dann so ablaufen:
Spieler: "Mein SC beschließt, das Messer verschwinden zu lassen."
SL: "Und wie?"
Spieler: "Ich steige ins Auto und fahre zum See, wo ich das Messer hineinwerfe."
SL: "OK, dein SC steigt ins Auto und fährt los. Auf dem Weg zum See bekommt dein SC jedoch Gewissensbisse. Er beschließt, doch lieber zum HQ zu fahren und das Messer dort abzugeben."

Das ist durchaus eine logische Simulation des Polizisten-SC: Er bekommt Gewissensbisse, weil er seine Pflicht nicht erfüllt.

Zitat
Mal abgesehen davon, dass es gar nicht willentlich geschehen muss, dass die SCs nicht unter die Treppe blicken, denn das kann vergessen Oder wegen schlichten Mißverständissen unterlassen worden sein.
Wie gesagt:
Falls die SCs im Laufe der Szene unter die Treppe schauen, ist ja alles supi.
Wenn die SCs bis zum Ende der Szene nicht unter die Treppe geschaut haben, passiert folgendes:

Variante 1:
Der SL simuliert am Ende der Szene kurz den freien Willen der SCs.
SL: "Ihr wollt gerade den Tatort verlassen, als SC Müller auf die Idee kommt, mal unter der Treppe nachzuschauen."

Variante 2:
Hier gibt es dann einen NSC, der das blutige Messer findet.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2010 | 13:33
1) Da ist dann die Frage, inwiefern der Spieler damit die Weltsim bricht:
Was für ingame Gründe hätte der SC, das Beweismittel verschwinden zu lassen?
Wenn der Spieler keine ingame Gründe dafür nennen kann, dann ist es der Spieler, der die Weltsim bricht.
Ist es die Aufgabe des Spielers, die fiktive Welt zu simulieren?

Dann ist Weltsimulation identisch mit Railroading, weil er nichts entscheiden darf, was nicht durch die Weltsimulation vorgegeben würde. Und er "railroadet" sich selbst in dem Moment, in dem er den Charakter entwirft.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 11.07.2010 | 13:46
Eulenspiegel...
Nehmen wir an, die SC hätten eine plausible Erklärung.
Nehmen wir an, sie stecken das Messer ein und würfeln dabei auf Haimlichkeit so gut, dass es unplausibel wäre, dass es jemand bemerkt.

Die Gewissensbisse Sache wäre imho eine Einmischung des SpL in die Führungdes SCs, die ihm nicht zustehen würde. Er könnte einen Abgebrühtheitscheck als Würfelprobe verlangen oder sowas. aber den Charakter quasi fernzusteuern und damit die Spielerentscheidungen zu negieren ist imho ein Bruch dessen, was in eigentlich allen Gruppenverträgen abgemacht wird.
Der Spieler mischt sich ja auch nicht beim Messerfund ein und teilt dem Spielleiter mit, dass das Messer da nie liegen könne, sondern in den See geschmissen wurde und natürlich seien alle Fingerabdrücke (auch die genetischen) so wie Blutspuren entfernt und zusätzlich lägen da noch 12 weitere Messer, denn nur so würde jemand plausibel seine Spuren verwischen.
Da würde der SpL sagen "Woher weißt Du denn nach welchen Kriterien die Entscheidung zustande gekommen ist. Der Täter könnte unerfahren oder panisch oder sonstwas gewesen sein..."
Zu recht... Aber das gleiche gilt auch für die Entscheidung des Spielers über die Handlungen seines SCs. Da hat der Spielleiter sich nicht einzumischen und auch wenig Spielraum über Plausibilitätsentscheidungen...
Aber lassen wir das, es geht ja eher um das "nehmen wir mal an..." von oben.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 14:45
Nehmen wir an, die SC hätten eine plausible Erklärung.
Nehmen wir an, sie stecken das Messer ein und würfeln dabei auf Haimlichkeit so gut, dass es unplausibel wäre, dass es jemand bemerkt.
Wenn in dem Charakterhintergrund ein Grund der SCs vorhanden ist, dass sie den Mörder unterstützen, wäre es sinnvoller, einen Plot darum zu schreiben, wie sie den Mörder vor der Justiz bewahren.

Da es in dem Plot aber darum geht, dass Polizisten-SCs einen Mörder überführen, bin ich implizit davon ausgegangen, dass so eine Motivation nicht vorhanden ist und der Hintergrund der SCs nichts dementsprechendes beinhaltet. (Notfalls macht man die Charaktererschaffung zusammen oder der SL macht Vorgaben bei der Charaktergenerierung oder er liefert gleich vorgefertigte SCs.)

Zitat
Die Gewissensbisse Sache wäre imho eine Einmischung des SpL in die Führungdes SCs, die ihm nicht zustehen würde. Er könnte einen Abgebrühtheitscheck als Würfelprobe verlangen oder sowas. aber den Charakter quasi fernzusteuern und damit die Spielerentscheidungen zu negieren ist imho ein Bruch dessen, was in eigentlich allen Gruppenverträgen abgemacht wird.
1) Ich habe noch nie den Unterschied für den Spieler verstanden:
Ob der Würfel nun die Entscheidung meines SCs diktiert oder ob der SL die Entscheidung meines SCs diktiert: Wo liegt der Unterschied für mich als Spieler: In beiden Fällen erhalte ich eine fremddiktierte Entscheidung für meinen SC, die mir vtl. nicht gefällt.

2) Ich verstehe auch dein Argument nicht:
In den meisten Gruppen ist Railroading verpönt und ein Bruch des Gruppenvertrages. Deswegen kann es kein Railroading geben.
Ist das dein Argument?

Ich habe doch schon geschrieben, dass der von mir hier erwähnte Leitstil nicht auf alle Gruppen zutrifft, sondern nur auf Gruppen, die auch Railroading gut finden.
Nochmal:
Wenn "Railroading" ein Bruch des Gruppenvertrages ist, dann ist "Railroading mit Weltsim" natürlich auch ein Bruch des Gruppenvertrages.
Wir betrachten hier aber nur Gruppen, für die Railroading kein Bruch des Gruppenvertrages ist.

Zitat
Der Spieler mischt sich ja auch nicht beim Messerfund ein und teilt dem Spielleiter mit, dass das Messer da nie liegen könne, sondern in den See geschmissen wurde und natürlich seien alle Fingerabdrücke (auch die genetischen) so wie Blutspuren entfernt und zusätzlich lägen da noch 12 weitere Messer, denn nur so würde jemand plausibel seine Spuren verwischen.
Kommt auf den Spielstil drauf an:
Bei Primetime Adventures zum Beispiel ist es Gang und gebe, dass der Spieler Gestaltungsrechte bekommt, die normalerweise im Hoheitsgebietes des SLs liegen. (Da kann z.B. der Spieler festlegen, was die Tatwaffe war und wo er sie findet. Und im Extremfall kann der Spieler sogar festlegen, wer der Täter war.)

Und umgekehrt kann es bei anderen Spielstilen auch passieren, dass der SL Gestaltungsrechte bekommt, die normalerweise im Hoheitsgebiet des Spielers liegen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 11.07.2010 | 14:48
Sagt doch lieber Einflussminderung anstatt RR, das ihr schon wieder unterschiedlich verwendet.



Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: 6 am 11.07.2010 | 18:08
Und outtime betrachtet hat der SC nie eine Wahl: Er muss das tun, was sein Marionettenspieler ihm befiehlt. (Wobei der Marionettenspieler entweder ein "normaler" Spieler ist oder der SL.)
Ingame betrachtet hat der SC jedoch immer die Wahl. (Egal, wer outtime der Marionettenspieler ist.)
Und der Marionettenspieler ist bei einer Weltsimulation im rollenspieltechnischen Sinne immer der SC. Sobald der SL da eingreift, bricht er die Weltsimulation im rollenspieltechnischen Sinne.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 18:29
Wieso ist der Marionettenspieler bei einer Weltsimulation im rollenspieltechnischen Sinne immer der Spieler?
Wieso kann nicht der SL bei einer Weltsimulation im rollenspieltechnischen Sinne der Marionettenspieler sein?

Disclaimer:
Klar, wenn er es die ganze Zeit über ist, wäre es für die Spieler schnell ziemlich langweilig. Aber zumindest zeitweise ist es doch denkbar.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 11.07.2010 | 18:41
Weil eine Weltsimulation IMMER NACH DEN GLEICHEN REGELN funktioniert.

Entweder ein SC wird immer von den Spielern gelenkt oder immer vom SL. Eine "narrative" Bewertung (am Ende der "Szene" übernimmt der SL, um unerledigte Elemente des "Plots" aufzulösen) bricht den Anspruch, dass es immer nach den gleichen Regeln läuft.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 19:00
Klar funktioniert eine Weltsimulation nach den gleichen Regeln.
Das ist in diesem Fall aber: "Der freie ingame-Wille wird durch einen freien outtime-Willen simuliert."
Diese Regel bleibt immer die gleiche.
Das der freie ingame-Wille von Conan, den Barbaren, durch den freien outtime-Willen von Hans Müller simuliert wird, ist dagegen keine Regel, sondern einfach eine konkrete Anwendung der Regel.

Die Regel "Der freie ingame-Wille wird durch einen freien outtime-Willen simuliert." bleibt jedoch immer die gleiche.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 11.07.2010 | 19:05
Hm, bei über 70 Beiträgen ist es wohl doch noch ganz fruchtbar geworden.

Eulenspiegel: Kannst du mir den aktuellen Stand der Diskussion aus deiner Sicht kurz zusammenfassen?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 11.07.2010 | 19:40
Zitat
"Der freie ingame-Wille wird durch einen freien outtime-Willen simuliert."
Das ist keine Regel, das ist Interpretation.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 19:52
@ Pyromancer
OK, der aktuelle Stand der Diskussion nach meiner Sicht:
Ich habe zwei Beispiele geliefert, in denen meines Erachtens Railroading und Weltsim zusammen auftreten (Variante 1 und Variante 2).

Bei Variante 1 wird angezweifelt, dass es sich um Weltsim handelt, da angeblich nicht zwei verschiedene outtime Leute abwechselnd den freien Willen der gleichen ingame Person simulieren können.

Bei Variante 2 wird angezweifelt, dass es sich um Railroading handelt, da angeblich die NSCs nicht sicherstellen können, dass der Plot wie geplant abläuft.

@ alexandro
Wovon ist das Zitat eine Interpretation? Was wird durch das Zitat interpretiert?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 11.07.2010 | 19:55
@ Pyromancer
OK, der aktuelle Stand der Diskussion nach meiner Sicht:
Ich habe zwei Beispiele geliefert, in denen meines Erachtens Railroading und Weltsim zusammen auftreten (Variante 1 und Variante 2).

Was meinst du mit Variante 1 und Variante 2?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 20:02
Die beiden Möglichkeiten aus Post #47 (http://tanelorn.net/index.php/topic,56926.msg1151388.html#msg1151388).
Der Plot ist in beiden Varianten der gleiche, nur die Methode, mit der der SL die Spieler auf der Schiene hält, ist eine andere.
Variante 1:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Der SL beginnt mit Scene Framing: "Ihr seid am Tatort. Was tut ihr?"
Jetzt dürfen die Spieler frei agieren und den Tatort untersuchen und Zeugen befragen. Sobald die Spieler der Meinung sind, dass sie fertig sind und den Tatort verlassen wollen, greift der SL ein: "Beim verlassen des Tatortes schaut ihr zufällig unter die Haustreppe, wo ihr ein blutiges Messer findet."

Wenn die SCs jetzt zum HQ fahren, um das blutige Messer zu untersuchen, ist alles fein. Wenn sie irgendwo anders hinfahren wollen, sagt der SL: "OK, bevor ihr nach xyz fahrt, schaut ihr nochmal kurz im HQ vorbei, um dort das Messer untersuchen zu lassen. Anschließend fahrt ihr nach xyz."

etc.
Ich denke, es sollte klar sein, wie es gemeint ist.

Variante 2:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Neben den SCs gibt es auch noch eine Reihe von NSC-Polizisten, die den Tatort untersuchen. Entweder die SCs finden das blutige Messer oder ein Polizisten-NSC findet das blutige Messer.
Anschließend packt die Spurensicherung das Messer ein und bringt es zum HQ zur Untersuchung.

Auf dem Messer werden Fingerabdrücke gefunden. Entweder die SCs kommen selber darauf, die Fingerabdrücke in der Datenbank abzugleichen oder ein NSC macht das und der Chief schickt die SCs dann zur Wohnung der Person, dessen Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden wurden.

etc.

Den vollständigen Plot habe ich dann in #49 (http://tanelorn.net/index.php/topic,56926.msg1151397.html#msg1151397) gepostet.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 11.07.2010 | 20:51
Danke!

Mein Senf dazu:

Dass Railroading nicht der Spielweltlogik widersprechen muss (und das bei guten SLs auch nicht tut, zumindest nicht so, dass die Spieler es merken), darüber sind wir uns glaube ich alle einig.

Der Trugschluss, dem du aber aufsitzt, ist folgender:
Du betrachtest das Endergebnis, siehst, dass alles mit der Spielweltlogik vereinbar ist und folgerst daraus, dass das Weltsimulation ist.

Das Entscheidende ist aber nicht das Endergebnis, sondern der Prozess, der zu diesem Ergebnis führt. Die Intention des SLs ist hier der Lackmus-Test.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 11.07.2010 | 20:55
@ alexandro
Wovon ist das Zitat eine Interpretation? Was wird durch das Zitat interpretiert?

WESSEN Outgame-Wille ist der maßgebliche für die Beeinflussung der Ingame-Geschehnisse. Das ist Interpretation, dafür gibt es keine verbindlichen Regeln.

Bei der Weltsimulation hat man diese Regeln.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 21:23
@ Pyromancer
Was zeichnet denn deiner Meinung nach eine Rollenspiel-Simulation aus?

Außerhalb des RPGs gibt es Dutzende von Simulationen, bei denen das Ergebnis feststeht. (In dem Sinne: Wenn ich die Simulation mit unterschiedlichen Parametern laufen lasse, erhalte ich immer das gleiche Ergebnis.)
Wieso ist dies bei Rollenspiel-Simulationen plötzlich nicht mehr möglich?

WESSEN Outgame-Wille ist der maßgebliche für die Beeinflussung der Ingame-Geschehnisse. Das ist Interpretation, dafür gibt es keine verbindlichen Regeln.
RICHTIG!
Es gibt keine Regeln dafür, wessen outgame Wille der maßgebliche ist.
Es gibt nur die Regel, dass der outgame Wille den ingame Willen simuliert.

Und diese Regel bleibt die ganze Zeit über konstant.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 11.07.2010 | 21:28
Naja...

Da könnte ich ebenso sagen: in der Physik bestimmt die Umgebungstemperatur die Ausdehnung von Quecksilber. Wenn die Umgebungstemperatur ansteigt oder sinkt dehnt sich das Quecksilber im Thermometer aus.
Der Zusammenhang zwischen Temperaturänderung und Ausdehnung ist nicht festgelegt, es gilt nur, dass die Temperaturänderung den Quecksilberstand beeinflusst.

Deshalb ist der Zusammenhang zwischen Temperatur und Quecksilberstand konstant.

Das ist ebensosehr Physiksimulation, wie deine Beispiele Weltsimulation sind.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 11.07.2010 | 21:34
@ Pyromancer
Was zeichnet denn deiner Meinung nach eine Rollenspiel-Simulation aus?
Entscheidend ist, dass man Entscheidungen aus der Logik der Situation heraus trifft, nicht mit dem Blick auf ein gewünschtes Endergebnis.

Natürlich kann der Railroader eine Entscheidung mit dem Blick auf das gewünschte Endergebnis treffen und sie dann spielweltlogisch begründen. Entscheidend ist eben, und hier wiederhole ich mich, die Intention.

Zitat
Wieso ist dies bei Rollenspiel-Simulationen plötzlich nicht mehr möglich?

Nichts spricht dagegen, ein Rollenspiel-Szenario mehrfach durchzuspielen (ich selbst mache das sehr gerne, mit unterschiedlichen Gruppen), und natürlich kann da auch mehrfach das gleiche Ergebnis herauskommen (auch wenn das bei mir in der Praxis noch nie passiert ist). Entscheidend ist aber auch hier nicht das Ergebnis, sondern das Zustandekommen desselben.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2010 | 21:42
@ alexandro
Und jeder Physiker würde dir da zustimmen.

Meine Vorlesung in Thermodynamik ist zwar schon 'ne Weile her, aber so auf den ersten Blick stimmt doch alles:
Du hast eine Regel "Das Volumen von Flüssigkeiten ist proportional zur Temperatur". Diese Regel wird in der Simulation nicht geändert, sondern bleibt konstant. (Nur der Wissenschaftler, der das Quecksilber erhitzt, kann sich ändern. Oder mal erhitzt man das Quecksilber mit 'nem Bunsenbrenner und mal erhitzt man das Quecksilber mit Sonnenstrahlen. - Aber die Regel selber bleibt konstant und ändert sich nicht.)

(BTW: Wobei die Regel streng genommen nicht konstant ist. Für Wasser unter 10°C stimmt diese Regel nicht mehr und muss geändert werden. - Wir haben bei unserer physikalischen Simulation also nichtmal eine konstante Regel, sondern die Regel selber ändert sich in Abhängigkeit von der Flüssigkeit.)

@ Pyromancer
Klar, es reicht nicht aus zu schauen, ob das Ergebnis innerhalb der Spielwelt logisch ist. Die Situation muss durch ingame Begebenheiten zu dem Ergebnis führen.

Weißt du, was Entropie (http://de.wikipedia.org/wiki/Entropie_%28Thermodynamik%29) ist?
Wenn die SCs verrückte Wissenschaftler sind, die die Entropie senken wollen (vorgefertigte SCs für einen OneShot), und man lauter thermodynamische Regeln im Rollenspiel benutzt und die SCs am Ende scheitern:
War das dann eine Simulation oder Railroading?

Oder wenn die SCs Ärzte sind (im Stil von Dr. House) und man benutzt ein Regelsystem, das medizinische Sachverhalte sehr realistisch darstellt. Die SCs bekommen einen Patienten, der sehr sehr schwer verstrahlt wurde, und sie versuchen, sein Leben zu retten und die Strahlenschäden zu heilen.
Ist es dann Simulation oder Railroading, wenn sie daran scheitern werden?

In meinen Augen ist es beides.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 11.07.2010 | 21:57
@ Pyromancer
Klar, es reicht nicht aus zu schauen, ob das Ergebnis innerhalb der Spielwelt logisch ist. Die Situation muss durch ingame Begebenheiten zu dem Ergebnis führen.

Weißt du, was Entropie (http://de.wikipedia.org/wiki/Entropie_%28Thermodynamik%29) ist?
Ich habe eine umfassende naturwissenschaftliche Grundbildung genossen, daher: Ja, weiß ich. ;)

Zitat
Wenn die SCs verrückte Wissenschaftler sind, die die Entropie senken wollen (vorgefertigte SCs für einen OneShot), und man lauter thermodynamische Regeln im Rollenspiel benutzt und die SCs am Ende scheitern:
War das dann eine Simulation oder Railroading?

Du stellst die falsche Frage, deshalb ist eine Antwort sinnlos. Es ist nämlich völlig irrelevant, ob die SCs am Ende scheitern. Wichtig ist einzig: Auf welcher Grundlage werden Entscheidungen im Spiel getroffen?
Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor.
Werden Entscheidungen auf Grund spielweltlogischer oder charakterbezogener Überlegungen getroffen, dann liegt Weltsimulation vor.

Das können in speziellen Fällen die gleichen Entscheidungen sein. Wichtig ist, und hier wiederhole ich mich, immer noch einzig und alleine die Intention, die hinter der Entscheidung steht.

Davon ab ist das Senken von Entropie (auch wenn man es im Alltag nicht so nennt ;) ) eine der leichteren Übungen für jeden Ingenieur.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 17:05
@ Pyromancer
Bei der Weltsim gebe ich dir Recht: Hier ist die Motivation für die Ereigniskette entscheidend.

Beim Railroading sehe ich es jedoch anders: Hier ist es vollkommen egal, warum die Spieler machtlos sind. (Ob das vom SL so geplant war oder überraschend kommt. Ob die Spieler machtlos sind, damit der Plot durchgeht, oder ob die Spieler machtlos sind, weil es aus der Spielweltlogik begründet ist.)
Einzige Bedingung für Railroading ist: "Die Spieler haben keinen Einfluss." (Warum das so ist, ist egal. Die Motivation des SLs ist auch egal. Wichtig für RR ist nur, dass die Spieler keinen Einfluss haben.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 12.07.2010 | 17:20
@ Pyromancer
Bei der Weltsim gebe ich dir Recht: Hier ist die Motivation für die Ereigniskette entscheidend.
Es freut mich, dass wir hier einen Konsens erreichen konnten. Das ist ja schon die halbe Miete.

Zitat
Beim Railroading sehe ich es jedoch anders: Hier ist es vollkommen egal, warum die Spieler machtlos sind. (Ob das vom SL so geplant war oder überraschend kommt. Ob die Spieler machtlos sind, damit der Plot durchgeht, oder ob die Spieler machtlos sind, weil es aus der Spielweltlogik begründet ist.)
Einzige Bedingung für Railroading ist: "Die Spieler haben keinen Einfluss." (Warum das so ist, ist egal. Die Motivation des SLs ist auch egal. Wichtig für RR ist nur, dass die Spieler keinen Einfluss haben.)
Leider ist hier kein Konsens in Sicht, da du hier die Kriterien für Railroading sehr viel weiter fasst als üblich. Nur, weil der Spieler auf etwas keinen Einfluß hat, ist es (wie gesagt, aus meiner Sicht der Dinge) noch lange kein Railroading.

Sonst hätten wir ja ständig solche Situationen:
SL: "Die Sonne geht auf!"
Spieler: "Und ich hatte keinen Einfluß darauf und durfte nicht mal würfeln? Railroading!!!eins!elf!"  >;D
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 17:58
1) Und was ist, wenn der SL z.B. eine Sonnenfinsternis erscheinen lässt, weil es gerade zur Story passt (und nicht, weil er im Kalender nachgeschaut hat, dass jetzt eine Sonnenfinsternis sein müsste).
Die Spieler haben keine Möglichkeit, die Sonnenfinsternis zu verhindern.

Wäre es dann Railroading? (Immerhin kommt die Sonnenfinsternis aus Plotgründen.)

2) Die Spieler haben vielleicht keinen Einfluss auf die Sonnenfinsternis (oder den Sonnenaufgang). Aber sie haben auf zig andere plotrelevante Sachen einen Einfluss.

Wenn es z.B. 10 Sachen gibt, die den Plot verändern können und die Spieler haben auf 9 von diesen 10 Sachen keinen Einfluss, ist es noch immer kein Railroading, da sie ja auf die 10. Sache einen Einfluss haben.

Oder um es so auszudrücken:
Falsch:
Es ist Railroading, wenn die Spieler nicht auf alle plotrelevanten Sachen einen Einfluss haben.

Richtig (nach meiner Definition):
Es ist Railroading, wenn die Spieler auf gar keine plotrelevante Sache einen Einfluss haben.

Oder nochmal anders ausgedrückt:
Du schaust dir alle Sachen an, die den Plot verändern können. Wenn die Spieler auf mindestens eine dieser Sachen Einfluss ausüben können, dann ist es kein Railroading.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Teylen am 12.07.2010 | 18:00
Die Spieler haben fast immer Einfluss auf den Text welche ihre Charaktere sagen :D
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 12.07.2010 | 18:18
1) Und was ist, wenn der SL z.B. eine Sonnenfinsternis erscheinen lässt, weil es gerade zur Story passt (und nicht, weil er im Kalender nachgeschaut hat, dass jetzt eine Sonnenfinsternis sein müsste).
Die Spieler haben keine Möglichkeit, die Sonnenfinsternis zu verhindern.

Wäre es dann Railroading? (Immerhin kommt die Sonnenfinsternis aus Plotgründen.)
Man hat in diesem Moment auf jeden Fall den Bereich der Weltsimulation verlassen.

Ob es Railroading ist?
Gleichen wir einmal mit meiner oben aufgestellen (zugegebenermaßen nicht bis ins letzte Detail durchdachten) Definition ab:
"Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor."
Demzufolge ist es kein Railroading, wenn Entscheidungen getroffen werden, ohne dass man ein vorher definiertes Endergebnis erreichen will.
Wenn der SL zu sich sagt: "Ich lass jetzt eine Sonnenfinsternis passieren, mal sehen, wie die Spieler/SCs darauf reagieren!", dann ist das kein Railroading.

Anmerkung:
Viele Spielleiter, bei denen ich persönlich sehr gerne spiele, benutzen so eine Vorgehensweise: Es werden willkürliche, außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler/SCs liegende Ereignisse ausgelöst, und dann geschaut, wie sich die Situation durch den Input der Spieler entwickelt ("Bang" hätte man da früher, zu Forge-Zeiten, dazu gesagt). Dabei werden auch im Spiel bewusst Entscheidungen getroffen, die interessante Konsequenzen und Reaktionen versprechen. So lange man nicht auf ein vorher definiertes Endergebnis hinarbeitet ist es kein Railroading - aber eben auch keine Weltsimulation.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Maarzan am 12.07.2010 | 18:24
Railroading hängt nicht vom Einflussumfang ab, sondern von der willkürlichen Beschneidung desselben.
Wenn Tat x nur eine von einem Dutzend potentiellen Lösungen wäre, die alle unterschiedliche Effekte hätten, Tat X im nach Regeln und Spielart (hier eben den Bedingungen und Zielen, welche für Weltsimspiel gelten) erlaubt wäre, aber jemand diese Lösung aus nicht aus der Spielstilrichtung sinnvoll begründbaren Gründen torpediert, hat er den Betreffenden eben vor die Schiene laufen lassen.
Umgekehrt wird man bei Paranoia, Bauernspiel, etc. entsprechend häufig an die inherente Grenze seiner Willensrealisierung treffen.

Ist die Einschränkung Teil des Spielstils, hier der Weltensimulation bzw. der abgesprochenen Regeln, ist es kein railroading, da es kein externer Eingriff ist, sondern eben einfach natürlicher Teil des Spiels.

Was eben nicht zu akzeptieren ist, ist eine zusätzliche externe Beschneidung, isbesondere auf Grund von Präferenzen jenseits des abgesprochenden Spielstils.

Traditionell wird man dies aus einer einzelnen Situation bei dem üblichen "Fog of war" der begrenzten Übersicht der Spieler über die Zusammenhänge selten klar erkennen können, aber mit der Zahl der Vorfälle und der Zweifelhaftigkeit der Begründungen und Erklärungen erhärtet sich dann halt der Verdacht und verbraucht sich der Vorrat an Vertrauen für den SL.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 20:16
Wenn der SL zu sich sagt: "Ich lass jetzt eine Sonnenfinsternis passieren, mal sehen, wie die Spieler/SCs darauf reagieren!", dann ist das kein Railroading.
Und was ist, wenn der SL sagt: "Mir doch egal, was die Spieler tun. Sie können die Sonnenfinsternis eh nicht verhindern." (Sonnenfinsternis ist also nicht Ausgangspunkt, sondern Endpunkt der Story.)

Ist es dann Railroading nach deiner Definition?

Zitat
Es werden willkürliche, außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler/SCs liegende Ereignisse ausgelöst, und dann geschaut, wie sich die Situation durch den Input der Spieler entwickelt
Ja, dass diese Richtung kein Railroading ist, das ist klar. (Das würde ich als Scene-Framing bzw. auch Bang bezeichnen.)

Aber was ist, wenn es genau andersrum abläuft:
Erst kommt der Input der Spieler und am Ende haben wir dann ein Resultat, das aber außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler liegt.

Railroading hängt nicht vom Einflussumfang ab, sondern von der willkürlichen Beschneidung desselben.
OK, und wie nennst du dann die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Ich würde das ja als Railroading bezeichnen. (Und da ich Threadersteller bin, habe ich eigentlich auch Definitionshoheit in diesem Thread.)

Aber mich würde dennoch mal interessieren, wie du das ("Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot") bezeichnest.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 12.07.2010 | 20:50
Und was ist, wenn der SL sagt: "Mir doch egal, was die Spieler tun. Sie können die Sonnenfinsternis eh nicht verhindern." (Sonnenfinsternis ist also nicht Ausgangspunkt, sondern Endpunkt der Story.)

Ist es dann Railroading nach deiner Definition?
"Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor."

Wenn man "eine Entscheidung" als Grenzfall von "Entscheidungen" gelten lässt, dann liegt hier -höchstwahrscheinlich- ein degenerierter Fall von Railroading vor.

Zitat
Aber was ist, wenn es genau andersrum abläuft:
Erst kommt der Input der Spieler und am Ende haben wir dann ein Resultat, das aber außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler liegt.

Meine Definition sagt nichts aus über den Einfluß des Einzelnen, sondern betrachtet nur die Intention, die zu Entscheidungen führt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Maarzan am 12.07.2010 | 21:42

OK, und wie nennst du dann die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Eine Weltensim hat gar keinen Plot und jeder Versuch einen solchen zu erzwingen beschädigt diese Sim nur noch weiter.
 
Und die Spieler aus einem gewissen, mit diesem Stil eng verbundenen Blickwinkel haben eigentlich auch keinen Einfluss - bis auf indirekt denjenigen, welchen ihnen der Charakter, in den sie sich setzen, bietet. Manche solcher Vehikel haben entsprechend mehr Einfluss, andere sind auf ihr direktes Umfeld beschränkte Zeugen der Ereignisse, und wieder andere vielleicht nur Opfer, bei denen man schaut wie lange sie durchhalten bevor das unvermeidliche Ende kommt.

Zitat
Ich würde das ja als Railroading bezeichnen. (Und da ich Threadersteller bin, habe ich eigentlich auch Definitionshoheit in diesem Thread.)

Du wartest also nur auf Claqueure, nachdem der Startbeitrag nur diese eine (in meinen Augen grob falsche) Definition enthielt?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 22:35
"Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor."
Naja, ich würde "eine Sonnenfinsternis tritt ein" jetzt nicht als "Biegen und Brechen" bezeichnen. Normale Menschen können so etwas nunmal nicht verhindern.

Klar, die Story endet aus Plotgründen in einer Sonnenfinsternis. Und die SCs als gewöhnliche Menschen können sie nicht verhindern, obwohl sie es versuchen. Aber als "biegen und brechen" würde ich es dennoch nicht bezeichnen.

Meine Definition sagt nichts aus über den Einfluß des Einzelnen, sondern betrachtet nur die Intention, die zu Entscheidungen führt.
Na OK. Allerdings hatte ich extra in Post #2 definiert, was ich in diesem Thread hier als Railroading bezeichne.

Und auch an dich dann die gleiche Frage wie an Marzaan:
Wie würdest du "Der Spieler hat keinen Einfluss auf den Plot" bezeichnen? (Unabhängig von der Intention.)

Eine Weltensim hat gar keinen Plot und jeder Versuch einen solchen zu erzwingen beschädigt diese Sim nur noch weiter.
Häh? Ich habe nicht gefragt:
Wie nennst du die Sache "Spieler haben in einer Weltensim keinen Einfluss auf den Plot"?

Ich habe stattdessen gefragt:
Wie nennst du die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Das Wort Weltensim kam in meiner Frage gar nicht vor. Ob Weltensim nun einen Plot hat oder nicht, ist eine vollkommen andere Frage. Ich habe dich nur danach gefragt, wie du eine Sache nennst, bei der der Spieler keinen Einfluss auf den Plot hat. (Weltensim ist es für dich ja scheinbar nicht, da ja ein Plot vorliegt. Und Railroading kann es auch nicht sein, da die Einflusslosigkeit nicht notwendigerweise willkürliche Ursache haben muss.)

Zitat
Du wartest also nur auf Claqueure, nachdem der Startbeitrag nur diese eine (in meinen Augen grob falsche) Definition enthielt?
Nein, ich erwarte eine vernünftige Diskussion und dass man sich an die Definition des Threaderstellers hält.

Wenn du das Wort Railroading für unangebracht hältst, kannst du ja einen neuen Thread aufmachen:
"Was ist die passendere Bezeichnung für einen Spielstile, in der die Spieler keinen Einfluss auf den Plot haben"?
Und in diesem Thread darfst du dann gerne diskutieren, wieso dein Wort besser zum Sachverhalt passt als das Wort "Railroading".
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 12.07.2010 | 22:36
Wie nennst du die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Buch.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 22:46
OK, dann kann oliof und jeder, der das ähnlich sieht, sich vorstellen, der Titel dieses Threads wäre:
"Buch und Weltensimulation"

Und die These, die von mir aufgestellt wurde, lautet:
"Buch und Weltensimulation schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können gleichzeitig stattfinden."
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 12.07.2010 | 22:55
Na OK. Allerdings hatte ich extra in Post #2 definiert, was ich in diesem Thread hier als Railroading bezeichne.
Versuchst du jetzt bewusst, zu verwirren? Du hast in #91 explizit nach einer Einordnung auf Grund meiner Definition gefragt. Also, was soll das? Mein erster Eindruck, dass es dir mal wieder nicht um den Erkenntnisgewinn, sondern um plumpe "ich bin besser im Posting-zerpflücken als du"-Spielchen geht, scheint sich zu bestätigen.

Dann aber ohne mich.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: alexandro am 12.07.2010 | 22:57
Eulenspiegel zieht demnächst in die Villa Kunterbunt ein.  :gasmaskerly:
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 12.07.2010 | 23:01
Und die These, die von mir aufgestellt wurde, lautet:
"Buch und Weltensimulation schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können gleichzeitig stattfinden."

Möglich, aber spielen wollen würde ich das nicht. Lesen … vielleicht.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 23:11
@ Pyromancer
Richtig: Ich hatte dich nach deiner Definition gefragt.
Und als ich sie erfahren habe, habe ich diesen Punkt mit "Na OK" abgehandelt. (Mehr gibt es dazu ja eigentlich nicht zu sagen: Ich kenne jetzt deine Definition von RR und sie stimmt mit meiner nicht überein.)

Nachdem ich also deine Definition erfahren habe und festgestellt habe, dass sie mit meiner Definition aus Post #2 nicht identisch ist, habe ich nochmal darauf hingewiesen, dass ich die These natürlich mit der Definition aufgestellt habe, die ich von RR habe und die ich in Post #2 definiert habe.

Und nachdem ich erfahren habe, dass unsere beiden Definitionen von RR nicht übereinstimmen, bin ich sogar einen Schritt auf dich zugegangen und habe dich gefragt, wie du "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot" bezeichnest. Ich wäre dann so freundlich und würde in der zukünftigen Diskussion diesen Begriff anstatt RR verwenden.

@ oliof
Ob du es eher lesen oder spielen würdest, ist irrelevant. Es geht erstmal nur darum, dass es existiert. (Was die Existenz für Auswirkungen hat und wie toll oder schlecht diese ist, kann man diskutieren, nachdem man die Existenz festgestellt hat.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 12.07.2010 | 23:20
Und nachdem ich erfahren habe, dass unsere beiden Definitionen von RR nicht übereinstimmen, bin ich sogar einen Schritt auf dich zugegangen und habe dich gefragt, wie du "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot" bezeichnest. Ich wäre dann so freundlich und würde in der zukünftigen Diskussion diesen Begriff anstatt RR verwenden.
Danke.

Aber über was willst du denn hier künftig diskutieren?
Ich denke, wir haben schlüssig dargelegt, warum sich Railroading und Weltsimulation gegenseitig ausschließen. Damit kannst du diesen Thread hier schließen. Und ich bin ehrlich erfreut, dass wir gemeinsam zu dieser Erkenntnis gefunden haben! Das hat es noch nicht oft gegeben!

Für eine Diskussion zum Thema ">Begriff für die Spielweise, wenn Spieler keinen Einfluss auf den Plot haben< (den du ja in Zukunft statt RR verwenden willst) und Weltsimulation" solltest du einen neuen Thread aufmachen, an dem ich mich dann höchstwahrscheinlich mangels Interesse nicht beteiligen werde - in sofern musst du dich da auch nicht meiner Begrifflichkeit anpassen. Trotzdem danke für das Angebot.

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Humpty Dumpty am 12.07.2010 | 23:22
ROFL.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 23:29
Aber über was willst du denn hier künftig diskutieren?
Ob sich die beiden Sachen:
"Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"
und
Weltsimulation

gegenseitig ausschließen.

Zitat
Ich denke, wir haben schlüssig dargelegt, warum sich Railroading und Weltsimulation gegenseitig ausschließen.
Du hast schlüssig dargelegt, wieso sich Weltsimulation und Railroading nach deiner Definition gegenseitig ausschließen.

Mir geht es in dem Thread aber um Weltsimulation und Railroading nach meiner Definition. (Und ich bin gerne bereit, dem Kind einen neuen Namen zu geben, falls du das Wort Railroading für unpassend hältst.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 12.07.2010 | 23:33
Nach Deiner Definition geht das, weil Du im ersten Post geschrieben hast, dass das nach Deiner Definition geht.

You Sir, win the internet.




PS: The first rule of the tautology club is the first rule of the tautology club.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 12.07.2010 | 23:38
Nach Deiner Definition geht das, weil Du im ersten Post geschrieben hast, dass das nach Deiner Definition geht.

Puh, damit wäre das auch geklärt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2010 | 23:40
Nach Deiner Definition geht das, weil Du im ersten Post geschrieben hast, dass das nach Deiner Definition geht.
Ich bin mir nicht sicher, was du sagen willst:
Ich habe die Behauptung aufgestellt, dass Buch und Weltsimulation sich nicht gegenseitig ausschließen.
Und dann habe ich noch definiert, dass ich das, was du Buch nennst, Railroading nenne.

Wir haben also zwei äquivalente Aussagen:
1) "Railroading (nach Eulenspiegels Definition) und Weltsimulation schließen sich gegenseitig nicht aus."
2) "Buch (nach oliofs Definition) und Weltsimulation schließen sich gegenseitig nicht aus."

Es ist relativ trivial zu zeigen, dass diese beiden Aussagen äquivalent sind.

Und klar: Ich habe gesagt, dass die Aussage richtig ist. (Aber nur weil ich gesagt habe, dass die Aussage richtig ist, heißt es noch lange nicht, dass sie auch tatsächlich richtig ist.)
Oder anders ausgedrückt: Nur weil ich sage, dass Railroading nach meiner Definition und Weltsimulation sich nicht gegenseitig ausschließen, heißt das noch lange nicht, dass ich Recht habe. (Obwohl ich natürlich glaube, dass ich Recht habe.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 12.07.2010 | 23:53
Du hast aber bisher allen, die anderer Meinung waren als Du, Deine Definition als Beleg gezeigt, dass Du doch recht hast. Da ist doch jede weitere Unterhaltung müssig.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 00:07
Überleg dir, was du unter "Plot" verstehst und wann du von "Plot" sprichst (Hinweis: VOR oder NACH dem Spiel?).
Mache dir klar, was das entscheidende Merkmal für eine Weltsimulation ist (Hinweis: Intention!).

Bringe diese beiden Überlegungen zusammen.

Und dann teile uns deine Erkenntnisse mit.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2010 | 00:18
Du hast aber bisher allen, die anderer Meinung waren als Du, Deine Definition als Beleg gezeigt, dass Du doch recht hast. Da ist doch jede weitere Unterhaltung müssig.
Nein, ich habe jeden, der das Wort anders als ich verwendet, gesagt, wie ich das Wort in diesem Thread hier meine.

@ Pyromancer
Plot hat man auf alle Fälle nach dem Spiel. (Bei manchen Spielstilen bereits vorher, aber bei anderen erst nachher.)

Plot sind die Ereignisse in einer Spielwelt, die zusammengehören und es wert sind, weitererzählt zu werden. Also quasi ein roter Faden, der sich durch die gesamte Handlung hindurchzieht.

Zum Thema Weltensimulation und Intention hatte ich ja bereits weiter vorne etwas geschrieben.
Die Ereignisse werden ungeachtet des Plottes, sondern rein nach ingame Überlegungen erzeugt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: oliof am 13.07.2010 | 00:20
Und welche Rolle haben die Spieler dabei? Mit welcher Absicht beteiligen sie sich am Spiel?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2010 | 00:46
@ oliof
Du meinst beim Railroading?
Da gibt es unterschiedliche Gründe:
- Sie können eine interessante Geschichte erleben wollen.
- Sie wollen vielleicht Exploration betreiben. (Sprich: Lieber Beobachter als Akteure sein.)
- Sie wollen evtl. etwas Heldenhaftes erleben, aber der SL hat ausversehen den Schwierigkeitsgrad zu hoch angesetzt.
- Sie wollen sich in die Hoffnungslosigkeit einer Person hineinversetzen.

@ Liquid Night
Die Spieler können auch bei meiner Vorstellung von Railroading Einfluss nehmen. Sie könne dabei halt nur nicht auf den Plot Einfluss nehmen. (Aber auf alle nicht plotrelevanten Sachen können sie Einfluss nehmen.)

Ja, deiner Aussage über Rollenspiel-Simulation kann ich zustimmen.

Zu deinem Beispiel:
Diese kann unter bestimmten Bedingungen dennoch zu Railroading und Simulation führen:
1) Nehmen wir an, die Pilze benötigen eine begrenzte Ressource (Nahrung), um am Leben zu bleiben und sich vermehren zu können.
Dann ist es egal, wie effektiv oder ineffektiv die Mario und Luigi-SCs die Pilzwesen töten: Sie werden so oder so am Ende siegen und es wird keine überlebenden Pilzwesen geben.

2) Nehmen wir folgende Simulation an:
a) Im Zentrum steht ein Pilz.
b) Jede Runde wächst dort, wo vor 2 Runden ein Pilz stand, ein neuer Pilz (falls nicht bereits einer dort steht) und auf allen benachbarten Feldern wächst ebenfalls ein Pilz.
c) Das Spielfeld ist begrenzt.
d) Sobald ein SCs von Pilzen eingeschlossen ist und sich nicht auf ein pilzfreies Feld zurückziehen kann, stirbt er.
e) Die SCs haben verschiedenste Nah- und Fernkampfwaffen, um die Pilze zu bekämpfen.
f) Für jeden getöteten Pilz bekommen die SCs effektivere Waffen.

Dann ist das ebenfalls eine Simulation, die aber unweigerlich mit dem Tod der SCs endet und die Pilze nehmen das gesamte Spielfeld ein. (Man kann sogar berechnen, wie lange die Pilze maximal dafür brauchen.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 09:57
Deine beiden Beispiele, die unter 1) und 2) beschrieben sind, stellen kein RR dar, weil die Handlungen der Spieler im Sinne des Weltsimulation nicht entwertet werden.
Es geht in diesem Thread aber nicht um Railroading, sondern um >die Spielweise, bei der Spieler keinen Einfluß auf den Plot haben<.

In sofern wäre es tatsächlich hilfreich, Eulenspiegel, wenn du den Threadtitel anpasst. Du siehst ja, dass es hier immer wieder zu Missverständnissen kommt.

Zum Thema:
Nach Eulenspiegels Definition ist "Spieler haben keinen Einfluß" und "Weltsimulation" tatsächlich vereinbar. Das zu zeigen ist trivial:
Wir fesseln und knebeln die Spieler, so dass sie überhaupt keinen Einfluß auf das Spiel haben. Positiver Nebeneffekt: Wir müssen nicht definieren, was genau wir unter Plot verstehen, denn ein Spieler, der überhaupt keinen Einfluß hat, hat auch keinen Einfluß auf den Plot.
Anschließend fällt der SL alle Entscheidungen auf Grund spielweltlogischer Überlegungen, so dass definitiv Weltsimulation vorliegt.

Wir erhalten Weltsimulation ohne Spielereinfluß und haben somit deren grundsätzliche Vereinbarkeit gezeigt.

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Merlin Emrys am 13.07.2010 | 10:42
Nach Eulenspiegels Definition ist "Spieler haben keinen Einfluß" und "Weltsimulation" tatsächlich vereinbar.
Wenn es nicht sogar noch weiter geht und die Entscheidung, eine Weltsimulation zu versuchen, erzwingt, daß die Spieler keinen Einfluß haben. Dann wären sie sogar fest aneinander gekoppelt...
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 11:50
Wenn es nicht sogar noch weiter geht und die Entscheidung, eine Weltsimulation zu versuchen, erzwingt, daß die Spieler keinen Einfluß haben. Dann wären sie sogar fest aneinander gekoppelt...

Jetzt machst du dich über die Diskussion lächerlich lustig.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Falcon am 13.07.2010 | 12:02
Railroading und Weltsimulation hat für mich erstmal nix miteinander zu tun und ist genauso sinnlos wie die Aussage "Eichen und Weltsimulation".
Es schliesst sich aber auch nicht aus.

1. Unter Weltsimulation verstehe ich einfach eine Spielwelt so darzustellen, daß sie sich nach ihren Gesetzen möglichst natürlich verhält.
2. Railroading ist für mich der feste Ablauf von Ereignissen ohne Möglichkeit auszubrechen.

Wenn diese Welt in gesprikpteten Geschichten funktioniert, dann hängt Railroading natürlich zusammen (z.b. Roger Rabbit Welt?). Wenn sie z.b. auf Zufallsprinzipien beruht (z.b. Naturkatastrophen werden auf Tabellen gewürfelt), dann hängt es im Endeffekt von der Qualität des Railroadings ab: Wie gut hat der SL alle Eventualitäten einbezogen und begründet (aber das ist theoretisch, denn RR führt fast immr zu Inkonsistenzen in ergebnisoffenen Welten). Dann kann RR und Weltsimulation auch funktionieren.
Aber ich kann z.b. nicht sagen: Ich packe mal die Zutat RR in meine zufällige Weltsimulation und schaue, wie sie sich verhält, denn dann ist es ja kein RR mehr.
Es sagt ja auch niemand "ich würfele den Showdown in meiner Skript-Weltsimulation mal aus und schaue, was raus kommt", denn dann ist es keine Skript-Weltsimulation mehr (natürliche Gesetze gebrochen).

grundsätzlich hat das also nix miteinander zu tun. Es ist wie die Frage: PFLANZE ich Eichen in meine Spielwelt oder NICHT.
völlig sinnlos, bzw. Geschmackssache bzw. entweder lassen die Simulationsgesetze der Welt sie zu oder eben nicht.

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 13:53
Ja, sicher.

... und das war das worum es ging??? Und worüber hier über 100 Postings lang diskutiert wurde?

Das liegt an Eulenspiegels Diskussionsstil. Durch das Zerpflücken von Postings, das Zerfasern der Diskussion und abstruse Beispiele versucht er, von seiner Unfähigkeit zur konstruktiven Gesprächsführung abzulenken. Klare Thesen formulieren kann er z.B. gar nicht.

Außerdem muss man ihm alle Prämissen, auf deren Grundlage er diskutieren will, förmlich aus der Nase ziehen. Wir wären z.B. sehr viel früher zu einem Ergebnis gekommen, wenn er in #3 geschrieben hätte, dass einzig seine (ungewöhnliche) Railroading-Definition aus #2 die Diskussionsgrundlage bilden soll. Statt dessen hat er das bis #100 (!) verschwiegen.

Das ist eine extrem schlechte Gesprächsführung, die den Gegenüber sehr viel Mühe kostet.

Dieser Faden hier zeigt aber, dass man trotzdem konstruktiv mit ihm diskutieren kann, so lange man sich selbst diszipliniert verhält und nicht auf seine Nebelkerzen, Ablenkungsmanöver, ungeschickten Formulierungen und Zitateschlacht-Taktiken hereinfällt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2010 | 14:45
@ LiquidNight
Und inwiefern hast du in meinen beiden Beispielen oben die Chance, gestalterisch in den Spielverlauf einzugreifen? Egal, was du tust, die Pilze vermehren sich und werden dich am Ende töten. Ich kann da keine Möglichkeit erkennen, gestalterisch in den Spielverlauf einzugreifen.

@ Pyromancer
Jetzt gebe mir nicht die Schuld, weil du keine Posts richtig lesen kannst! ::)

Ich habe in Post #2 klar und deutlich definiert, was Railroading für mich bedeutet.

Wenn du den Post nicht richtig gelesen hast, fasse dir bitte an die eigene Nase, aber höre auf, anderen Leuten die Schuld daran zu geben.

Und was eindeutige formulieren von Thesen anbelangt:
Die These ist: "Railroading und Weltsimulation widersprechen sich nicht."
Jetzt melden sich bitte die Leser, denen das nicht klar war.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 16:59
@ Pyromancer
Jetzt gebe mir nicht die Schuld, weil du keine Posts richtig lesen kannst! ::)

Ich habe in Post #2 klar und deutlich definiert, was Railroading für mich bedeutet.

Wenn du den Post nicht richtig gelesen hast, fasse dir bitte an die eigene Nase, aber höre auf, anderen Leuten die Schuld daran zu geben.

Und was eindeutige formulieren von Thesen anbelangt:
Die These ist: "Railroading und Weltsimulation widersprechen sich nicht."
Jetzt melden sich bitte die Leser, denen das nicht klar war.

Nun, die These, die du vertreten hast, was etwas anders, nämlich:
">Die Spielweise, bei der Spieler keinen Einfluß auf den Plot haben< und Weltsimulation widersprechen sich nicht."

Es hat über hundert Beiträge gebraucht, um diese These klar herauszuarbeiten. Erst danach konnte sie durch einen trivialen Dreizeiler belegt werden. Und ich glaube tatsächlich, dass dieser Umstand zum Großteil deiner schlechten Gesprächsführung geschuldet ist. Trotzdem war diese Diskussion für mich fruchtbar, weil mir durch den Versuch, sauber zu formulieren, einige Dinge klarer geworden sind.  :d
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2010 | 17:07
Nun, die These, die du vertreten hast, was etwas anders, nämlich:
">Die Spielweise, bei der Spieler keinen Einfluß auf den Plot haben< und Weltsimulation widersprechen sich nicht."
Ja, und wenn du meine Definition von Railroading liest, dann wirst du feststellen, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind:

1) >Die Spielweise, bei der Spieler keinen Einfluß auf den Plot haben< und Weltsimulation widersprechen sich nicht.
2) Railroading und Weltsimulation widersprechen sich nicht.

Für mich war die Diskussion aber auch fruchtbar, weil ich über den "Computerprogramm"-Ansatz einen neuen Blickwinkel auf den Sachverhalt bekommen habe.

PS:
Bei meinen beiden ersten Beispielen wurde ja auch von vielen nicht bezweifelt, dass es Railroading wäre, sondern es wurde bezweifelt, dass es Weltsim wäre. (Und bei Weltsim haben wir die gleiche Definition.)
Der Meinungsunterschied lässt sich in diesem Fall also nicht darauf zurückführen, dass unterschiedliche Vorstellungen von Railroading existieren.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Falcon am 13.07.2010 | 17:18
witzig, ich hatte lediglich die ersten beiden Posts gelesen und bin exakt zu demselben Ergebnis gekommen wie Eulenspiegel (wie mir gerade in Post #3 klar geworden ist). Da ist absolut nichts Unverständliches an dem Faden und eigentlich ist sowieso jedem klar, was RR bedeutet, so lange man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 17:26
Der Meinungsunterschied lässt sich in diesem Fall also nicht darauf zurückführen, dass unterschiedliche Vorstellungen von Railroading existieren.

Geschenkt.

Was mich noch interessiert ist, ob deiner Meinung nach die >Spielweise, bei der Spieler keinen Einfluß auf den Plot haben< in der freien Wildbahn überhaupt existiert.

"Plot sind die Ereignisse in einer Spielwelt, die zusammengehören und es wert sind, weitererzählt zu werden."

Du legst ja zu Grunde, dass die Spieler auf gar keine plotrelevanten Sachen Einfluß haben dürfen, damit diese Spielweise vorliegt, also auf nichts hinterher erzählenswertes.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2010 | 18:26
Was mich noch interessiert ist, ob deiner Meinung nach die >Spielweise, bei der Spieler keinen Einfluß auf den Plot haben< in der freien Wildbahn überhaupt existiert.
Ja, bei diversen DSA-Abenteuern ist mir das schon untergekommen.

Was mich noch interessierst: Was verstehst du unter "Plot"?

Zitat
Du legst ja zu Grunde, dass die Spieler auf gar keine plotrelevanten Sachen Einfluß haben dürfen, damit diese Spielweise vorliegt, also auf nichts hinterher erzählenswertes.
Nein, damit etwas Plot ist, muss es zwei Sachen erfüllen:
1) Es muss zum Rest zusammengehören.
2) Es muss erzählenswert sein.

Erzählenswerte Sachen gibt es eine ganze Menge.
Aber die Frage nach dem Zusammenhang klärt dann, ob es ein Teil des Plottes oder nur eine Anekdote ist.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2010 | 19:02
Ich bin verwirrt:
Im letzten Post schriebst du noch, dass du Weltsim besser findest, weil man bei Weltsim gestalterisch in den Spielverlauf eingreifen kann.

Jetzt schreibst du, dass man bei jedem Rollenspiel (egal ob Railroading, Weltsim oder sonstwas) gestalterisch in den Spielverlauf eingreifen kann.

Was denn nun?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 13.07.2010 | 20:48
Was mich noch interessierst: Was verstehst du unter "Plot"?
Je nach Kontext verstehe ich unter "Plot" irgend etwas zwischen "das, was im Abenteuerband steht", "das, was die Gegenseite plant ("Remember, remember...")" und "Plot ist, was hinten rauskommt".
Deshalb versuche ich auch, den Begriff zu vermeiden, weil er bei mir sehr leicht zu Missverständnissen führen kann. ;)

Zitat
Erzählenswerte Sachen gibt es eine ganze Menge.
Aber die Frage nach dem Zusammenhang klärt dann, ob es ein Teil des Plottes oder nur eine Anekdote ist.

Ich stelle mir vor, dass im Einzelfall die Abgrenzung zwischen "Teil des Plots" und "Anekdote" sehr schwer ist. Gibt es da harte Kriterien? Über Ursache-Wirkungs-Ketten wird man nicht immer argumentieren können, denke ich.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 17:42
@ Pyromancer
Der Übergang zwischen Plot und Anekdote ist sicherlich fließend und zu einem Teil auch subjektiv. Es gibt eine Grauzone, wo man nicht eindeutig sagen kann, ob das nun Plot oder Anekdote ist.
Aber ebenso gibt es auch zahlreiche Situationen, die man eindeutig einen der beiden zuordnen kann.

@ Liquid Night
Jain. Ich war mir nicht sicher, was du mit "gestalterisch" meinst.

So, wie du das erklärst, passt das aber auch wunderbar auf das "Pilze erschlagen"-Computerbeispiel:
Du hast ein bisschen gestalterischen Einfluss: Du kannst bestimmen, welchen Pilz du erschlägst. Von deinen Entscheidungen ist es abhängig, wie lange du überlebst etc.

Aber du hast keinen große gestalterischen Einfluss: Du kannst nicht verhindern, dass der SC letztendlich stirbt. Du kannst nicht verhindern, dass die Pilze sich über die ganze Karte ausbreiten.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 14.07.2010 | 17:48
@ Pyromancer
Der Übergang zwischen Plot und Anekdote ist sicherlich fließend und zu einem Teil auch subjektiv. Es gibt eine Grauzone, wo man nicht eindeutig sagen kann, ob das nun Plot oder Anekdote ist.

Das bedeutet, es gibt ebenso eine Grauzone, wo man nicht sagen kann, ob jetzt etwas nach deiner Definition Railroading ist oder nicht. Hm.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 17:54
@ Pyromancer
Ja, das ist mir im realen Leben durchaus auch schon aufgefallen:
Einige Spieler haben ein Abenteuer als Railroading bezeichnet, während andere Spieler das selbe Abenteuer nicht als Railroading ansahen.
Der Grund für diese unterschiedliche Wahrnehmung liegt imho daran, dass einige die Teilbereiche, auf die die Spieler Einfluss hatten, dem Plot zugehörig fühlten, während andere diese Sachen als vom Plot losgelöst betrachtet haben.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 18:07
Entschuldigt die Frage, aber: Wenn Rr nicht genau eingrenzbar ist und Plot auch nicht genau definierbar (weil unterschiedliche Formen der Begriffsdefintion angewendet werden) und sich nur darüber geeinigt werden kann, daß Weltsimulation aus Plausibilitätskriterien und RR aus Intention (Einhaltung der Plotprognose) resultiert, dann kann man doch nur aneinander vorbeireden...
Mit der Erklärung "ich definier RR anders" (hier mehrfach gefallen) endet doch eigentlich jede Konsensfähigkeit...

Worüber wird hier noch debattiert?

Ein Versuch zum Gewinn einer gemeinsamen Grundlage an Begriffsdefinitionen ist jedenfalls nicht erkennbar.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 14.07.2010 | 18:11
Warum seht ihr RR nicht einfach als Einschränkung von Einflussmöglichkeiten? Das trifft es doch ganz gut.

Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 18:13
Warum seht ihr RR nicht einfach als Einschränkung von Einflussmöglichkeiten?
Weil es Einschränkung von Einflussmöglichkeiten gibt, die kein Railroading darstellen.

Jedes Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten,
aber nicht jede Einschränkung von Einflussmöglichkeiten ist Railroading.

Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten durch Entscheidung des Spielleiters mit der Intention die zuvor prognostizierte Entwicklung der Handlung zu erzwingen.
Das wäre für mich eine adäquate Definition. Und ich schätze, auch die wird nicht von allen geteilt.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 18:21
Außerhalb der Mathematik und Physik gibt es immer Graubereiche und Unschärfen. (Und seit der Quantenmechanik treten diese Probleme sogar in der Physik auf.)

Diese Graubereiche kann man nie völlig eliminieren. Der Trick besteht darin, durch gute Definitionen diese Graubereiche so klein wie möglich zu machen, damit möglichst viele relevante Situationen außerhalb der Graubereiche ablaufen.
Und klar: Hin und wieder gibt es mal Abenteuer, wo die Meinungen darüber, ob es RR war oder nicht, auseinander gehen. Aber in den meisten Fällen lässt sich das recht eindeutig und objektiv sagen.

Und ich sage ja auch nicht:
"Spieler haben keinen Einfluss auf Sachen, die einige als plotrelevant ansehen," und Weltsimulation sind miteinander vereinbar.

Ich sage:
"Spieler haben keinen Einfluss auf plotrelevante Sachen" und Weltsimulation sind miteinander vereinbar.

Meine Aussage bezieht sich also auf eine Begebenheit außerhalb des Graubereiches. (Wie groß oder klein der Graubereich ist, ist also irrelevant, da die Aussage eine Existenzaussage außerhalb des Graubereiches ist.)

Disclaimer:
Und ja, ich halte die Frage nach dem Graubereich für irrelevant. Ich bin nur darauf eingegangen, weil Pyromancer mich explizit danach gefragt hat. (Ansonsten findest du Graubereiche aber auch in allen anderen nichtmathematischen, nichtphysikalischen Sachen.)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 18:27
Der Trick besteht darin, durch gute Definitionen diese Graubereiche so klein wie möglich zu machen, ...
Hier ist aber niemand um eine gute Definition, über die man sich einigen kann bemüht.

Fragen, zur reduzierung der Grauzone:
Wer definiert, was plotrelevant ist?
Und was, wenn andere das anders bewerten?
Vor allem: Wer definiert, was Plot ist (siehe Pyromancers Erklärungen dazu)?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 14.07.2010 | 18:29
Also mir gefällt Bobas Defi. Aber dann wäre eine Einschränkung des SL, der den Spielern unabhängig vom Plot einfach mal zeigen will ,wer hier die Hosen anhat, kein RR?
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 18:32
Also mir gefällt Bobas Defi.

Danke!

Zitat
Aber dann wäre eine Einschränkung des SL, der den Spielern unabhängig vom Plot einfach mal zeigen will ,wer hier die Hosen anhat, kein RR?

Nein, das wäre Arschlochverhalten! ;)
Im Ernst: Nein, das wäre Muskelspielchen vom SpL und liegt einer anderen Intention (Pseudopädagogik? "Lernen durch Schmerzen"? jedenfalls nicht "Einhaltung der Plotpronose") zu Grunde.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 18:34
@ Boba Fett
Richtig:
Weil es im Tanelorn schon genügend Definitions-Threads über Railroading gibt.
Wer also Interesse daran hat, kann einfach einen alten Thread reaktivieren (oder einen neuen Thread aufmachen).

Aber in diesem Thread hier geht es nicht um Definitionen.

@ Erik Erikson
[OT]
Bei Boba Fetts Definition müsste man erstmal wissen, was er mit "prognostizierte Entwicklung" meint.
Also:[/OT]
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 14.07.2010 | 18:41
Das bedeutet auch, wenn der SL eine kaum beeinflussbare Welt entwirft, kann er seinen Plot durchdrücken, ohne RR zu betreiben. Einfach, weil die externen Kräfte so stark sind, das sie im Allgemeinen jede Entwicklung bestimmen. Etwa eine Welt wie in "Schöne neue Welt" oder "1984". Oder eine Welt des Schicksals, wo jeder seine Bestimmung erfüllt, ober will oder nicht.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 18:43
@ Erik Erikson
Bei Boba Fetts Definition müsste man erstmal wissen, was er mit "prognostizierte Entwicklung" meint.
Also:
  • Ist es nur Railroading nach Bobas Definition, wenn der SL vorher die gesamte Entwicklung prognostiziert hat und dann versucht, diese einzuhalten? (Das heißt, der SL müsste prognostizieren, mit welchem Fuß der SC zuerst aufsteht, sonst wäre es kein RR.)
  • Oder ist es egal, wieviel der SL prognostiziert und nur das wenige, was er prognostiziert hat, muss eingehalten werden? (Das heißt, wenn der SL überhaupt nichts prognostiziert, sondern ergebnissoffen spielt, wäre es RR.)
  • Oder muss er nur die plotrelevante Entwicklung prognostiziert haben, die es dann einzuhalten geht? (Das wäre schon relativ nahe an meiner Definition, aber auch hier bleibt die Frage offen, was denn nun "plotrelevant" bedeutet. - Im Prinzip haben wir hier also exakt den gleichen Graubereich wie bei meiner Definition.)
blubb... ;D

Zu 2.
Zunächst müsste er sich um die Einhaltung irgendeiner Prognose bemühen und aus dieser Intention (!) heraus die Einflussmöglichkeiten der SCs reduzieren. Bei ergebnissoffenem Spiel gibt es keine solche Intention und auch keine daraus resultierende Reduktion. Insofern passt das nicht.

Insofern ist 3. schon recht treffend. In meiner Erklärung war keinerlei "Plotrelevanz" erwähnt, sondern nur, dass eine Prognose über die Entwicklung der Handlung existiert. Die muss nicht mal vom Spielleiter kommen, sondern könnte auch vom Autor eines Kaufabenteuers stammen.
Wichtig ist nur: Es gibt eine Prognose über die Entwicklung der Handlung im Rollenspiel und der Spielleiter beschränkt die Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere, um diese Prognose zu realisieren.
Ob in der Prognose etwas plotrelevantes existiert oder nicht, ist unrelevant - hab ich extra draussen gehalten, damit man sich nicht um Plot und relevanz zanken muss.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 18:54
Das bedeutet auch, wenn der SL eine kaum beeinflussbare Welt entwirft, kann er seinen Plot durchdrücken, ohne RR zu betreiben. Einfach, weil die externen Kräfte so stark sind, das sie im Allgemeinen jede Entwicklung bestimmen. Etwa eine Welt wie in "Schöne neue Welt".

Zumindestens fällt ihm das Railroaden leichter...
Wichtig ist die Existenz der Prognose über den Handlungsverlauf.
Die Prognose zielt aber ja auf das was als "für die SCs möglich" betrachtet wird und wird dadurch begrenzt.
Und begrenzt auch das was als RR verstanden wird. Selbstregulierender Prozess.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 14.07.2010 | 18:55
Hmm, stimmt, es wäre RR, wenn der SL die Handlung vorhersehen kann.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2010 | 19:00
Ich erweitere meine Definition:

Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten durch Entscheidung des Spielleiters mit der Intention die zuvor prognostizierte Entwicklung der Handlung jenseits der vorhersagbaren Gesetzmäßigkeiten zu erzwingen.

Will sagen: Wenn in der Hintergrundswelt die Regel gilt "Man kann einen Gott nicht töten", dann ist die Durchsetzung der Prognose, dass die SCs einen Gott nicht töten können, kein Railroading. ;)
Damit werden die in den Setting verankerten Gesetzmäßigkeiten aus dem, was als RR bewertet werden kann ausgeschlossen.
Und damit auch die Dinge, die in einer Welt nicht beeinflussbar sind.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 14.07.2010 | 19:05
Ich erweitere meine Definition:

Railroading ist eine Einschränkung von Einflussmöglichkeiten durch Entscheidung des Spielleiters mit der Intention die zuvor prognostizierte Entwicklung der Handlung jenseits der vorhersagbaren Gesetzmäßigkeiten zu erzwingen.

Will sagen: Wenn in der Hintergrundswelt die Regel gilt "Man kann einen Gott nicht töten", dann ist die Durchsetzung der Prognose, dass die SCs einen Gott nicht töten können, kein Railroading. ;)

Da gefällt mir meine eigene Definition aber besser, weil sie weder eine Definition von Prognosen, noch von Plot, noch von Einflussmöglichkeiten braucht, sondern sich schlicht anschaut, auf welcher Grundlage eine Entscheidung (egal welcher Art) gefällt werden.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: ErikErikson am 14.07.2010 | 19:07
Deine Definition ist aber unpraktisch, weil sie sich auf die Gedanken des SL bezieht, die man nicht direkt beobachten kann.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Pyromancer am 14.07.2010 | 19:15
Deine Definition ist aber unpraktisch, weil sie sich auf die Gedanken des SL bezieht, die man nicht direkt beobachten kann.
Bobas Definition braucht auch die Intention, und die sieht man nunmal nicht von außen.

N.B.: Ich sprach nie von SL! Bei mir könnten evtl. auch die Spieler oder die ganze Gruppe railroaden. Ich hab da mal in einem Star-Wars-Prequel-Abenteuer mitgespielt, wo wir alle auf das vorher festgelegte Ende hingespielt haben. Eigentlich war das Railroading pur, ganz ohne, dass die SL viel dazu tun musste.
Wobei ich bei dieser Erweiterung -konsequent zu Ende gedacht - in Teufels Küche komme. Mal sehen, wer zuerst den Finger in die Wunde legt und den großen Schwachpunkt aufdeckt.  :)
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2010 | 19:30
Naja, diese ganzen Sachen würde ich eher unter "plotorientiert" laufen lassen.
Titel: Re: Railroading und Weltsimulation
Beitrag von: Maarzan am 15.07.2010 | 07:04
Und wenn man das von folgender Seite aufzieht?:

"Railroading ist die unzulässige, da den Absprachen - insbesondere zum Spielstil - wiedersprechende Einschränkung einer,  auf Grund dieser bisherigen Absprachen, eigentlich legitimen duch den zuständigen Beteiligten angestoßenen Handlungsweise."

In einer Weltensim wäre das dann ziemlich genau der Einfluss, welchen die Figuren der Spieler in der Situation hätten, der ihnen nicht weggenommen werden darf.

Plot z.B. ist da etwas, was in einer Weltsim nichts zu suchen hat, ergo dort als Quelle von Autorität unzulässig wäre, aber in einem erzählerischen Spielstil durchaus legtim sein könnte.

Man kann nicht an alle Spielstile dieselbe Elle anlegen udn glauebn das kommt dann hin.

Dazu darf man bei aller Modelierung nicht vergessen, das der Kern des Rollenspiels eine stilentsprechende Beteiligung der Spieler ist. Bloss weil es global gesehen Simulationen gibt, welche nach Beginn automatisch und beeinflussungsfrei ablaufen, kann man nicht davon ausgehen, dass dies auch eien spielrelevante Variante ist.
Entsprechendes für ein Erzählspiel im Vergleich zu einem Buch.

Ein Einfluss auf die zu explorierenden Elemente des Spiels ist also immer vorhanden, oder es ist mangels Beteiligung der Spieler eben kein Rollenspiel.