Autor Thema: Railroading und Weltsimulation  (Gelesen 19996 mal)

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Offline K!aus

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #25 am: 9.07.2010 | 09:14 »
Ich muss sagen, dass ich den Vergleich bei längerem Nachdenken gar nicht schlecht finde!

Der SL ist der Programmierer und nur er kennt den Quellcode.
Die Spieler sind lediglich die Nutzer des Programms.

Die Spieler geben ihren Input in das Programm (Handlungen, Aktionen, Entscheidungen, etc.) und nach einer Rechenzeit wirft das Programm das Ergebnis aus.
Zwischendrin haben die Spieler allerdings keine Einsicht, wie ihr Input überhaupt zum Tragen kommt, denn sie kennen den Quellcode nicht.

Und genauso haben die Spieler keine Idee was die Konsequenzen ihrer Handlung sind, denn sie kennen die ganzen Hintergründe der beteiligten NPCs, Organisationen, etc. nicht.

Die Spieler können sich nur das Ergebnis des Computers / die Konsequenzen iher Handlung anschauen und überlegen ob es für sie (die Spieler!!) Sinn macht. Und auch ob es Sinn macht, können sie nur daran festmachen, was sie bisher herausbekommen haben.
Sprich je mehr die Spieler von dem Quellcode herausfinden, also Einsicht in die Arbeitsweise haben, desto eher macht manches Sinn oder nicht. Je nachdem was sie bisher herausgefunden haben oder nicht.

Allerdings werden sie niemals alles wissen können. Denn im Zweifelsfall kann der SL bis zur näschten Session einfach nachbessern und die Spieler können überhaupt nicht wissen, ob Teile des Quellcodes schon vorher vorhanden waren und sie einfach noch nicht entdeckt wurden - oder sie nachträglich hinzugefügt wurden.

Gruß,
Klaus.

Edit:
Beispiel:
Bei einer Mission müssen die Spieler einen Waffendeal zwischen den Vietcong und ein paar lybischen Terroristen verhindern. Ihnen gelingt dies und sie gelangen in den Besitz von etwas waffenfähigen Plutonium. Nun verfügt einer der SC zufällig über die nötigen Fertigkeiten um daraus eine schmutzige Bombe zu basteln und er entscheidet sich den Charlies ein Geschenk mitzugeben, um ihnen die Eroberung Saigons zu vermiesen.
Dem SL passt eine Verstrahlung Saigons (welche ja nicht in den Geschichtsbüchern auftaucht) nicht in den Kram, aber statt mit den Spielern zu reden entscheidet er hoheitlich, dass das (eben noch einwandfreie) Plutonium auf einmal komplett wirkungslos wird und seine Wirkung verpufft. Das ist Railroading. Und das hat mit Simulation so absolut gar nichts zu tun.

Natürlich ist es RR, aber vom SL einfach schlecht verkauft.
Um so eine schmutzige Bombe zu basteln, benötigt es sicherlich mehr als nur eine Fertigkeit: Ich denke an einen geeigneten Ort, die nötige Ausrüstung, das Material (mehr als da Plutionium) und Zeit.
An all diesen Stellschrauben kann der SL drehen und dem Spieler sicherlich wohlbegründet Hindernisse in den Weg legen. Und zwar so lange bis der Spieler einsieht, dass es ein längeres Unterfangen wird und er zusammen mit den anderen Spieler eigentlich noch spannendere Sachen machen wollte.
Tada!! Gleiches Ergebnis, nur der Spieler fühlt sich nicht bevormundet.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 09:22 von Klaus »
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ErikErikson

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #26 am: 9.07.2010 | 09:29 »
Als Nebeneffekt langweilt er die Spieler aber auch gleich noch zu Tode. "Ja, ihr braucht noch X. Und Y auch noch. Und habt ihr dran gedacht, dass ihr die auch noch da hintranzportieren müsst?" Er könnte den Spielern alle Hindernisse direkt auftischen, aber dann fühlen sie sich wieder gerailrodet. Und wen ner sie nach und nach aus dem Ärmel zieht, und erst so tut, als ging es doch, aber dann doch nicht, dann beutzt er die Langeweile gezielt als Abschreckung. Also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.

Offline Boba Fett

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #27 am: 9.07.2010 | 09:33 »
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr teilnehmen, aber:

Ich muss sagen, dass ich den Vergleich bei längerem Nachdenken gar nicht schlecht finde!

Der SL ist der Programmierer und nur er kennt den Quellcode.
Die Spieler sind lediglich die Nutzer des Programms.

Stimmt aber nicht ganz...

Regelwerk = PC Hardware
SpL = OS & Software
Abenteuer = Software & Hardware Addons
Spieler = User

Demnach können die User nur das Erzeugen, was die Hardware, das OS und die Software samt AddOns erlauben.
Aus einem Zeichenprogramm wird kein Chatprogramm...

Was aber als Erzeugnis aus der PC Nutzung rauskommt, ist eigentlich das Werk des Users.
Railroading wäre dementsprechend ein PC Programm, das zB einen Film abspielt, den User aber nicht mitgestalten lässt.
[Und genau da stellt sich die Frage: Will der User am PC lieber einen Film gucken, oder ein Adventuregame (zB Baldurs Gate) zocken... In jedem Fall sollte das aber der User selbst entscheiden und nicht der PC für ihn... ;) ]
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 09:36 von Boba Fett [n/a] »
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Offline K!aus

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #28 am: 9.07.2010 | 09:37 »
Als Nebeneffekt langweilt er die Spieler aber auch gleich noch zu Tode. "Ja, ihr braucht noch X. Und Y auch noch. Und habt ihr dran gedacht, dass ihr die auch noch da hintranzportieren müsst?" Er könnte den Spielern alle Hindernisse direkt auftischen, aber dann fühlen sie sich wieder gerailrodet. Und wen ner sie nach und nach aus dem Ärmel zieht, und erst so tut, als ging es doch, aber dann doch nicht, dann beutzt er die Langeweile gezielt als Abschreckung. Also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.

Bei allem Respekt, aber genau das ist doch die Gratwanderung!!

Ich versuche es mal abstrakt zu formulieren: Der Spieler kommt auf eine Idee und möchte sie in die Tat umsetzen.
Jetzt muss die Entscheidung getroffen werden, ob diese Idee umsetzbar ist. Und zwar nach den vorhandenen Ressourcen (Fertigkeiten, Ausrüstung, Geld, Zeit, usw.) der Spieler.

Und diese Entscheidung kann einfach schnell getroffen werden "Ich glaube du übernimmst dich, vergiss es!"

Oder man kann beginnen die Entscheidung auszuspielen...
... die Spieler beginnen also mit Ressourcenmanagment. Im vorliegenden Fall müssen sie sich also um eine Werkstatt kümmern, sie benötigen Spezialwerkzeug, usw.

Wer entscheidet jetzt wieder ob das alles zur Verfügung steht?
Sie kriegen ein günstiges Angebot für eine Werkstatt, allerdings muss die erst noch modernisiert werden...

Klingt alles logisch und sinnig. Sind das jetzt Hindernisse vom SL oder einfach Spielweltlogik?

Gruß,
Klaus.
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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #29 am: 9.07.2010 | 09:45 »
Demnach können die User nur das Erzeugen, was die Hardware, das OS und die Software samt AddOns erlauben.

Ich hake hier ein, denn deine nachfolgende Ausführung irritiert mich ein wenig. Vielleicht reden wir einander vorbei! :)

Ich stimme dir mit deinem Bild zu, dass User nur das erzeugen können, was [..] erlauben. Das ist auch nicht mein Knackpunkt. Sondern mein Knackpunkt ist der, dass sie nicht wissen wie es zustande kommt!

Ganz banal:
User1: "Input: 10"
PC: "Output: 42"
User1 (hat per Anhalter durch die Galaxis gelesen): "Klar, ist die Antwort auf alles!"  <- macht für ihn Sinn!

User2: "Input: 10"
PC: "Output: 42"
User2 (hat nicht per Anhalter durch die Galaxis gelesen): "Hä? Wieso das? Was passiert mit meiner 10?!"  <- macht für ihn keinen Sinn!

Und ebenso verhält es sich beim Rollenspiel:

Beispiel:
Spieler schnappen einen gesuchten Bankräuber.
Anschließend findet ein Bankraub statt.
Verdammtes RR!! <- es macht keinen Sinn! Für die Spieler!!
Weil sie die Sache mit dem Zwillingsbruder noch nicht durchschaut haben!
Spieler finden heraus, dass er einen Zwillingsbruder hat.
The story goes on! <- es macht (wieder) Sinn!

Von alle dem ist aber der SL unabhängig. Er kennt die ganze Zeit über das Gesamtbild.

Man denke dabei nur an Prestige. Alles eine perfekte Illusion. Zwischendrin wirkt es wie Magie (RR?!), doch dann kommt die Spielweltlogie / Plausiblität und alles macht doch Sinn! Also zumindest der Aspekt des Zwillingsbruders. Das andere - na ja... ;)




Gruß,
Klaus.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 10:13 von Klaus »
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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #30 am: 9.07.2010 | 10:36 »
Ich stimme dir mit deinem Bild zu, dass User nur das erzeugen können, was [..] erlauben. Das ist auch nicht mein Knackpunkt. Sondern mein Knackpunkt ist der, dass sie nicht wissen wie es zustande kommt!

Das stimmt bedingt.

Wenn wir die Spieler jetzt als PC User annehmen, dann spielt die Erfahrung und Kenntnis der "Hard- und Software-Umgebung" eine sehr wichtige Rolle.
Wenn der User die Hardware, das OS und das Programm gut kennt, wird er mögliche Ergebnisse abschätzen und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Wenn der Spieler die Spielregeln und Setting kennt, und auch auch seinen Spielleiter und weiss, nach welchen Plausibilitätskriterien dieser Entscheidungen trofft, wird er auch die möglichen Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.

Regel- und Settingkenntnis und die Vertrautheit mit dem "wie der eine SpL tickt" sind da wichtig.

Ist zu stark Unvorhersehbar, wird sich der Spieler paranoid verhalten, weil er nicht wissen kann, zu welchen möglichen Resultaten seine Aktionen führen und welche Risiken sie mit sich bringen.
Ist es zu stark vorhersehbar, weil alles zu sehr bekannt ist, wird es schnell langweilig und man kann sich höchstens zurücklehnen und "die Show geniessen".

Der meiste Spielspaß ensteht, wenn Unwägbarkeiten durch Zufallselemente und Vorhersagbarkeiten durch Erfahrung sich die Waage halten und der Spieler merkt, dass er durch seine Handlungen Dinge beeinflussen kann.
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Offline K!aus

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #31 am: 9.07.2010 | 10:47 »
Wenn der User die Hardware, das OS und das Programm gut kennt, wird er mögliche Ergebnisse abschätzen und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Wenn der Spieler die Spielregeln und Setting kennt, und auch auch seinen Spielleiter und weiss, nach welchen Plausibilitätskriterien dieser Entscheidungen trofft, wird er auch die möglichen Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Regel- und Settingkenntnis und die Vertrautheit mit dem "wie der eine SpL tickt" sind da wichtig.


Ist zu stark Unvorhersehbar, wird sich der Spieler paranoid verhalten, weil er nicht wissen kann, zu welchen möglichen Resultaten seine Aktionen führen und welche Risiken sie mit sich bringen.
Ist es zu stark vorhersehbar, weil alles zu sehr bekannt ist, wird es schnell langweilig und man kann sich höchstens zurücklehnen und "die Show geniessen".

Der meiste Spielspaß ensteht, wenn Unwägbarkeiten durch Zufallselemente und Vorhersagbarkeiten durch Erfahrung sich die Waage halten und der Spieler merkt, dass er durch seine Handlungen Dinge beeinflussen kann.

Ja gut, dann sind wir uns da ja einig! ;)

Wobei ich hier langsam wieder an den Punkt komme, warum da wieder und wieder drüber diskutiert wird.
Ich meine irgendwo wurde doch klar gesagt, dass es immer in gewissen Maßen Elemente des RR gibt. Und die aufgezeigten und hitzig diskutierten Beispiele sind wieder einmal Schwarz / Weiß Darstellungen.
Und bei solchen Dingen denke ich eher an die Unerfahrenheit des SLs.

Ich würde da meinen Stil zu leiten nicht unbedingt als RR bezeichne, sondern eher als vorangegangenem Player-Empowerment mit Ja, aber meinerseits.
Wie letztens bei unserer SR Session:
Spieler: "Da ist doch bestimmt eine Luke auf dem Dach, um in den Laden reinzukommen. Wir könnten unseren Decker mit einer Drohne absetzen, der wiegt ja nix und findet sicherlich Platz im Laderaum, wenn ich die Waffen abschraube. Meine schöne Drohne..."
Ich: "Klingt nach einem Plan. Aber die Dachluke wird auch kein Freifahrtschein sein..."
Spieler: "Klar, wir geben dem Decker nen Magschloßknacker mit und dann heißt es hoffen..."

Die Spieler entwickeln konkrete Pläne und dem stelle ich mich dann nicht in den Weg. Sondern ich überlege meinerseits wo dabei jetzt wieder ein Hindernis zu überwinden sei.
Und so wirft man sich gegenseitig den Ball zu.

Gruß,
Klaus.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 10:50 von Klaus »
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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #32 am: 9.07.2010 | 11:06 »
Wobei ich hier langsam wieder an den Punkt komme, warum da wieder und wieder drüber diskutiert wird.
Ich meine irgendwo wurde doch klar gesagt, dass es immer in gewissen Maßen Elemente des RR gibt. Und die aufgezeigten und hitzig diskutierten Beispiele sind wieder einmal Schwarz / Weiß Darstellungen.

Naja, einige reiben sich eben an dem Eindruck, den einige andere vermitteln.
Die eine Reibung entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur Spaß machen kann, wenn die Spieler den Ausgang in einem gesunden Maß beeinflussen können.
Die andere entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur interessant sein kann, wenn man eine tolle Story hat, die man vermittelt und dabei Railroading nun mal als adäquates Stilmittel dazugehört.

Beides ist natürlich Quatsch und beide Seiten haben vermutlich gar nicht vor den jeweiligen Standpunkt über diesen Eindruck zu vermitteln. Trotzdem entstehen diese Lager nun mal immer wieder.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 11:08 von Boba Fett [n/a] »
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oliof

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #33 am: 9.07.2010 | 11:14 »
Klingt alles logisch und sinnig. Sind das jetzt Hindernisse vom SL oder einfach Spielweltlogik?

Das ist eine Frage der Grundhaltung des SLs.

Offline K!aus

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #34 am: 9.07.2010 | 11:20 »
Das ist eine Frage der Grundhaltung des SLs.

... und die der Spieler und wie beide zusammenpassen!

Sorry,
aber ich finde es manchmal ein wenig einseitig solche Dinge all zu oft auf dem SL abzuladen.

Naja, einige reiben sich eben an dem Eindruck, den einige andere vermitteln.
Die eine Reibung entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur Spaß machen kann, wenn die Spieler den Ausgang in einem gesunden Maß beeinflussen können.
Die andere entsteht bei dem Eindruck, die übertragene Botschaft sei, dass Rollenspiel nur interessant sein kann, wenn man eine tolle Story hat, die man vermittelt und dabei Railroading nun mal als adäquates Stilmittel dazugehört.

Beides ist natürlich Quatsch und beide Seiten haben vermutlich gar nicht vor den jeweiligen Standpunkt über diesen Eindruck zu vermitteln. Trotzdem entstehen diese Lager nun mal immer wieder.

Mh, okay.
Scheinbar habe ich die Ursachen, die zu solchen Diskussionen führen, noch nicht durchleuchtet, sondern einfach kräftig am Ausgang mitgemischt.
Muss ich mal wieder in mich gehen.

Gruß,
Klaus.
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oliof

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #35 am: 9.07.2010 | 11:47 »
... und die der Spieler und wie beide zusammenpassen!

Sorry,
aber ich finde es manchmal ein wenig einseitig solche Dinge all zu oft auf dem SL abzuladen.

Hier gehts aber schon darum, wie der SL eine Situation ausgestaltet, und wann das der Tod der Idee durch 1000 Proben ist und wann es die Darstellung der Welt ist, oder?

Offline K!aus

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #36 am: 9.07.2010 | 11:58 »
Hier gehts aber schon darum, wie der SL eine Situation ausgestaltet, und wann das der Tod der Idee durch 1000 Proben ist und wann es die Darstellung der Welt ist, oder?

Jein.
Weil ich die Behauptung aufstelle, dass sich das nicht scharf trennen lässt.
Denn das Ausgestalten einer Situation durch den SL ist die Darstellung der Welt. Und das ganze unter dem Vorwand, dass die Spieler die Darstellung als plausibel akzeptieren.

Wenn die Spieler dem SL die Plausibilität zugestehen und seine Darstellung akzeptieren und dann auf einmal auf ein großes (unlösbares?) Hindernis stoßen, dann ist der SL längst aus dem Schneider.

Meiner Ansicht nach bedeutet dies nur eins:
Der SL hat das Vorhaben der Spieler aufgenommen und ihnen selbst vor Augen geführt, dass sie manche Aspekte nicht berücksichtigt haben, die zum Scheitern führen können.
Jetzt können die Spieler wiederum entscheiden, ob sie das Vorhaben mit aller Kraftanstrengung doch erfolgreich abschließen wollen oder davon ablassen.

Gruß,
Klaus.
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Eulenspiegel

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #37 am: 9.07.2010 | 13:41 »
Ingame-Gegebenheiten sind unabhängig vom Leitstil des SLs, sie haben mit dem "Verhalten" eines SLs so ziemlich gar nichts zu tun.
FALSCH!!! Ingame-Gegebenheiten sind extrem abhängig vom Leitstil:
- Ist der Barkeeper freundlich oder abweisend?
- Ist eine Bar direkt um die Ecke oder müssen sie erst ein Stück fahren?
- Ist die Bar, die sie betreten gut besucht oder eher leer?
- Ist die Polizei hilfsbereit und auf Seiten des Gesetzes oder eher faul? Oder doch eher korrupt?

Alles ingame Begebenheiten, die vom Leitsil des SL abhängen.

Zitat
Außerdem sind sie Teil der gemeinsamen Spielregeln ("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")
Also wenn man mit der Einstellung daran geht, gibt es überhaupt kein Railroading: "Der SL bereitet etwas vor und wir spielen darin!"

Zitat
Natürlich kann ein SL ein unfaires, UNNATÜRLICHES Szenario (so wie deine Beispiele) entwerfen und das den Spielern vorsetzen. Das ist Arschlochverhalten, aber kein RR.
1) Es geht NICHT darum, ob etwas Arschlochverhalten ist. Ob etwas Arschlochverhalten ist oder nicht, ist vollkommen irrelevant.

Nochmal: Es geht darum, ob etwas RR und Weltsim ist. (Ob es zusätzlich Arschlochverhalten ist oder nicht, ist vollkommen egal.)

2) Und um die Frage nach RR zu beantworten:
Werden die Spieler in meinem Szenario über die Regeln hinaus eingeschränkt? Ja oder Nein?

Zitat
Wenn die Spieler aber in diesem (zutiefst unfairen und gegen die Spieler aufgestellten) ein "Schlupfloch" finden, welches ihnen erlaubt dieses in anderer Weise zu beenden, als der SL sich das vorgestellt hat, und der SL DANN irgendwas macht, um dieses "Schlpfloch" zu schließen, DANN ist das Railroading und keine legitime Simualtion mehr.
1) Jain, kommt darauf an, wie der SL das "Schlupfloch" schließt:
Ist die Schlupflochschließung innerweltlich logisch, dann ist es weiterhin RR mit Weltsim.
Ist die Schlupflochschließung unplausibel, dann ist es RR ohne Weltsim.

2) Es geht in diesem Thread nicht darum, ob etwas legitim ist oder nicht. Es geht nur um Weltsim und RR. (Inwiefern Weltsim und/oder RR legitim ist, möge man in einem anderen Thread besprechen.)

Zitat
Beispiel:
Bei einer Mission müssen die Spieler einen Waffendeal zwischen den Vietcong und ein paar lybischen Terroristen verhindern. Ihnen gelingt dies und sie gelangen in den Besitz von etwas waffenfähigen Plutonium. Nun verfügt einer der SC zufällig über die nötigen Fertigkeiten um daraus eine schmutzige Bombe zu basteln und er entscheidet sich den Charlies ein Geschenk mitzugeben, um ihnen die Eroberung Saigons zu vermiesen.
Dem SL passt eine Verstrahlung Saigons (welche ja nicht in den Geschichtsbüchern auftaucht) nicht in den Kram, aber statt mit den Spielern zu reden entscheidet er hoheitlich, dass das (eben noch einwandfreie) Plutonium auf einmal komplett wirkungslos wird und seine Wirkung verpufft. Das ist Railroading. Und das hat mit Simulation so absolut gar nichts zu tun.
Richtig: Das wäre ein Beispiel für RR ohne Weltsim.

Aber es gibt auch Beispiele für RR mit Weltsim. (Genügend Beispiele habe ich weiter oben schon erwähnt. Aber extra für dich ein Weiteres.)
Der SL beschließt, dass die Spieler nicht genügend Plutonium gefunden haben. Oder er beschließt, dass sie nicht die nötige Werkstatt und/oder Werkzeuge haben, um aus dem Plutonium eine Bombe zu basteln.

Das wäre ein Beispiel für RR mit Weltsim.

Wenn es WIRKLICH von den VC (und ihren Möglichkeiten) abhängt, dann ist es Weltsimulation.
Wenn die VC so reagieren, wie es dem SL in den Kram passt/wie der SL reagieren würde, dann ist es RR.
Das ist beides identisch:
Denn das Verhalten der VC hängt vom Leitstil des SLs ab.
Und die Möglichkeiten der VC hängen (in dem hierfür benötigten Rahmen) auch vom Leitstil des SLs ab.

Zitat
Wenn der Täter "hinter sich aufräumt", weil der SL weiß, dass die SC das Verbrechen untersuchen müssen, dann ist das RR.
Klar ist das RR. Das behaupte ich ja auch die ganze Zeit!
Was mich viel eher interessiert ist: Wieso glaubst du, dass es keine Weltsim ist? Schließlichist es innerhalb des Settings doch vollkommen plausibel und auch vernünftig, wenn der Täter hinter sich aufräumt.

Dass das RR ist, darüber sind wir uns einig. Nur um die Frage, ob es auch Weltsim ist,d arüber teilt unterschiedliche Vorstellungen. Und da würde ich gerne deine Begründung hören, warum das keine Wletsim ist. (Meine Begründung, warum das Weltsim ist: Es ist innerweltlich absolut plausibel und der Täter hat auch seine ingame-Gründe dafür, "hinter sich aufzuräumen".)

Zitat
Nicht unbedingt. Es gibt auch zahlreiche Simulationen, wo Unwägbarkeiten und willkürliche Entscheidungen eliminiert werden.
Die sind dann fürs Rollenspiel ungeeignet.
Denn das ist dann Theater und kein Rollenspiel mehr, weil der Ablauf schon feststeht.
Ich dachte, die Frage, ob etwas nun Rollenspiel oder Erzählspiel ist, wurde an anderer Stelle geklärt und wir hätten uns hier im Tanelorn darauf geeinigt, dass jeder das Recht hat, seinen Spielstil "Rollenspiel" zu nennen.

Es ist ja dein gutes Recht zu sagen: "Railroading ist kein RPG, sondern ein Theater." Aber ich denke, für den Erkenntnisgewinn ist es hilfreich, wenn man Railroading (also "der Ablauf steht schon fest") nicht als Theater, sondern als eine Erscheinungsform des RPGs betrachtet. (Ob man diese spezielle Sorte von RPG mag oder nicht, ist eine andere Sache. Aber auf alle Fälle ist es RPG.)

Zitat
Deine Position verändert sich nicht, egal welche Argumente hier gebracht werden.
Ähm, und was ist mit deiner Position hier? Inwiefern hat sich deine Position hier verändert, nachdem ich meine Argumente vorgebracht habe?
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 13:49 von Eulenspiegel »

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #38 am: 9.07.2010 | 13:49 »
Zitat
Außerdem sind sie Teil der gemeinsamen Spielregeln ("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")
Also wenn man mit der Einstellung daran geht, gibt es überhaupt kein Railroading: "Der SL bereitet etwas vor und wir spielen darin!"

Genau!

Beim klassischenTM Rollenspiel ist das einfach so. SL bereitet das Szenario vor und Spieler dürfen sich drin austoben.

Wie ich mitbekommen habe gibt es einige Spiele, die damit brechen, indem der SL an Ressourcen beschränkt ist oder es scheinbar wie bei Jörgs Western City scheinbtar keinen SL gibt.
Alles schön und gut.

Dennoch bleibt die obige Aussage (mit meinem wiederholten Vorwand) bestehen:
Wenn die Spieler die Darstellung des SLs für plausibel halten, dann gibt es einfach kein RR mehr.
Die Spieler haben es geschafft, einen SL zu finden, mit dessen Weltendarstellung sie konform sind und können sich glücklich schätzen.

'nuff said!
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Offline Boba Fett

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #39 am: 9.07.2010 | 14:19 »
@Eulenspiegel: Mir ging es nicht darum irgendeine Spielform die Betitelung "Rollenspiel" abzuerkennen.

Wenn eine Handlungsabfolge festgelegt und nicht veränderbar ist, und das ist es, wenn alle willkürlichen Entscheidungen und zufälligen Ereignisse eleminiert worden sind, dann gleicht dessen Umsetzung in eine Rollenverteilte Darstellung eher einem Theaterstück (oder Hörspiel) als das, was man gemeinhin als Rollenspiel (als Form des Gesellschaftspieles "Rollenspiel") wahrnimmt.
Das hat dann auch nicht mehr viel mit RR zu tun. Und die Spieler sind auch nur noch Darsteller.
Und das hat nichts mit irgendeiner persönlichen Wertung oder Vorlieber meinerseits dessen, was ich beim Rollenspiel mag oder erwarte zu tun.

Bzgl. Argumentation...
Ich sehe hier derzeit keine ernsthafte These, die Du mit Argumenten stützt. Derzeit konzentrierst Du Dich (mal wieder) ausschließlich darauf, dass Du die Argumentation anderer durch Haarspalterei auseinandernimmst.
Insofern kann ich auch keine Argumentation Deinerseits wahrnehmen, ausser die Aussage "was Du sagst stimmt nicht, weil..."

Noch mal zurück zu Deiner Ausgangsthese:
Du sagst, "die Weltsimulation wird durch RR nicht verletzt".
Meine Frage wäre "wie kommst Du darauf?"
Meine Gegenthese wäre:

Nun ist die Frage, wie sich eine Rollenspiel-Weltsimulation zusammensetzt.
Ich hatte dazu im Beitrag 10 was geschrieben.

Rollenspiel besteht eigentlich aus Interaktion der Spielercharakteren mit dieser Weltsimulation.
Die Interaktion sollte sich auch darin auswirken, dass die SCs durch ihre Interaktion auf die simulierte Wert einwirken und Veränderungen bewirken können.
Ansonsten gibt es keine Interaktion, sondern nur eine rezeptorische Wahrnehmung, da die Kommunikationskanäle einseitig arbeiten. Dann sind die Spieler mit ihren Charakteren nicht integraler Bestandteil der Welt sondern nur "Betrachter von aussen".
Oder aber die Simulation ignoriert die Interaktionen - was letztendlich unlogisch wäre, weil die Simulation, wenn sie plausibel reagieren würde, die Interaktionen in die weitere Zustandsentwicklung einbeziehen müsste.

Daraus folgt, dass, wenn der Spielleiter sich für Railroading (was letztendlich auf genau das oben beschriebene "den Handlungsverlauf durch Interagieren nicht beeinflussen können" bedeutet) entscheidet, degradiert er die Spieler entweder zu Zuschauern und nimmt sie damit aus dem Spielgeschehen raus, oder er läßt die Welt sich unplausibel verhalten, was letztendlich die Weltsimulation verletzt.


« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 14:22 von Boba Fett [n/a] »
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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #40 am: 9.07.2010 | 14:22 »
@ Boba: Du reibst Dich unnütz auf und prallst ab.

Offline Boba Fett

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #41 am: 9.07.2010 | 14:23 »
@ Boba: Du reibst Dich unnütz auf und prallst ab.
ich hab grad langeweile in der Arbeit und es ist zu warm um was konstruktives zu machen
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 14:24 von Boba Fett [n/a] »
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Humpty Dumpty

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #42 am: 9.07.2010 | 14:24 »
Na dann viel Spaß!

Offline Boba Fett

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #43 am: 9.07.2010 | 14:25 »

Danke!
Vielleicht helfen meine Ansätze ja auch irgendwem anderes... :)

BTT
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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #44 am: 9.07.2010 | 14:44 »
("Der SL bereitet die Welt vor, die Spieler spielen ihre Figuren darin.")
Also wenn man mit der Einstellung daran geht, gibt es überhaupt kein Railroading: "Der SL bereitet etwas vor und wir spielen darin!"
Doch gibt es.
An dem Punkt wo der SL den Spielern das fuehren der Figuren nicht weltbedingt abnimmt oder deren Handlungen beschreibt.

Zitat
Der SL beschließt, dass die Spieler nicht genügend Plutonium gefunden haben. Oder er beschließt, dass sie nicht die nötige Werkstatt und/oder Werkzeuge haben, um aus dem Plutonium eine Bombe zu basteln.

Das wäre ein Beispiel für RR mit Weltsim.
Nein, wenn die Charaktere der Spieler nicht genuegend Plutonium gefunden haben, nicht das Wissen, die Zeit oder den Ort eine Bombe herzustellen so ist dies eine Simulation und kein Railroading.

Waere es RR so koennte man nicht simulatorisch spielen ohne RR zu gebrauchen.
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Offline carthinius

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #45 am: 9.07.2010 | 14:46 »
Wenn es darum geht, Eulenspiegels Postingverhalten zu verbessern:
es ist zu warm um was konstruktives zu machen
Aber der Ansatz ehrt dich!  ;D ;)
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alexandro

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #46 am: 9.07.2010 | 14:52 »
FALSCH!!! Ingame-Gegebenheiten sind extrem abhängig vom Leitstil:
- Ist der Barkeeper freundlich oder abweisend?
- Ist eine Bar direkt um die Ecke oder müssen sie erst ein Stück fahren?
- Ist die Bar, die sie betreten gut besucht oder eher leer?
- Ist die Polizei hilfsbereit und auf Seiten des Gesetzes oder eher faul? Oder doch eher korrupt?
Wenn der SL eine Weltsimulation spielt, dann trifft er diese Entscheidungen unabhängig davon, wie sie sich in seinen Leitstil einfügen.

Du wolltest ja wissen, on RR und Weltsimulation zusammengehen können: da hast du deine Antwort.

Zitat
Ist die Schlupflochschließung innerweltlich logisch, dann ist es weiterhin RR mit Weltsim.
Innerweltlich logisch ist es NUR, wenn die Spielweltfakten nicht verändert werden (z.B. die Position der VC plötzlich und ohne Grund verlegt wird) - und dann ist es auch kein Railroading.

Man kann die Schlupflochschließung plausibel machen (indem man Dinge verändert, von denen die Spieler noch gar nichts wissen) - innerweltlich logisch (und damit weltsimulierend) wird es dadurch trotzdem nicht.

Zitat
Der SL beschließt, dass die Spieler nicht genügend Plutonium gefunden haben. Oder er beschließt, dass sie nicht die nötige Werkstatt und/oder Werkzeuge haben, um aus dem Plutonium eine Bombe zu basteln.
Die Werkzeuge wurden in diesem Beispiel schon einige Abenteuer zuvor erwähnt (der SL ist nicht nicht auf die Idee gekommen, dass die Spieler auf die Idee "Benutze Plutonium mit Werkzeugen" kommen) - auch das Plutonium wurde als ausreichend beschrieben.

Aber, extra für dich, werde ich mal auf den Fall eigehen, dass es nicht beschrieben wurde.
Reicht das Plutonium für eine Bombe?
Warum sollten die Lybier so wenig Plutonium kaufen, dass es gerade zu wenig für eine Bombe ist? Dieses Verhalten macht (im Sinne der Weltsimulation) vorne und hinten keinen Sinn, ist KEINE Weltsimulation.

Sind die notwendigen Werkzeuge vorhanden?
Wie stellen sich die Spieler an? Was benutzen sie als Werkzeug? Zumindest eine KFZ-Werkstatt sollte sich auf der Militärbasis doch auftreiben lassen - wie nutzen die SC die dort verfügbaren Werkzeuge? Irgendwo in der Stadt muss es ja weitere Waffenhändler geben - finden die SC diese?
Alles Fragen der Weltsimulation, welche der SL nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Das heißt nicht dass die SC automatisch Erfolg bei diesen Möglichkeiten haben: es heißt nur dass die Handlungsoptionen nicht von vorneherein festgelegt sind.

Du siehst:
Ob bestimmte Optionen zur Verfügung stehen, lässt sich aus der bisherigen Settingbeschreibung ableiten - wenn der SL diese Ableitungen ignoriert, dann betreibt er KEINE Weltsimulation.

Wenn die Spieler auskundschaften und der SL sagt: "Der VC sitzt nördlich der Stadt, mit Straßensperren auf allen wichtigen Zugangsstraßen - ihr kommt also nicht zur US-Basis zurück." und die Spieler sagen "Das ist OK, wir gehen nach Süden, zur Basis der Französischen Fremdenlegion und schleichen uns dort ein - so wie du die Position der VC beschrieben hast, dürften wir da durchkommen, ohne an diese zu geraten." - dann muss der SL das akzeptieren, auch wenn er nicht damit gerechnet hat, dass die Spieler Saigon zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen.

Das ist nur EINE der Möglichkeiten, welche die Spieler bei eingeschränkten Handlungsoptionen (keine Möglichkeit ungesehen zur US-Basis zu kommen), in der Weltsimulation haben, welche beim Railroad einfach FEHLEN.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 18:11 von alexandro »

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #47 am: 9.07.2010 | 20:11 »
Ich sehe hier derzeit keine ernsthafte These, die Du mit Argumenten stützt.
OK!
These: "Die Weltsimulation wird durch RR nicht zwangsläufig verletzt!"

Erstmal die Definitionen:
Weltsimulation ist es, wenn aufgrund der ingame Begebenheiten und der ingame Gesetzmäßigkeiten der nächste Schritt hergeleitet wird.

Railroading ist es, wenn die Spieler keinen (plotrelevanten) Einfluss auf die Handlung haben.

1. Zwischenfrage:
Unter welchen Umständen können (bei klassischem RPG) Weltsimulation und RR überhaupt nur im Widerspruch stehen?

1. Antwort:
Wenn der SC (mindestens) zwei Handlungsoptionen hat, die nach den ingame-Gesetzmäßigkeiten dazu führen würden, dass die Handlung einen unterschiedlichen Verlauf nehmen würde. (Oder dass je nachdem, welche Handlungsoption der SC wählt, man ein unterschiedliches Ende bekommt.)

Dies ist ein notwendige Kriterium, damit Weltsimulation und RR (bei klassischem RPG) überhaupt die Chance haben, sich gegenseitig in die Quere zu kommen.

2. Zwischenfrage:
Wie kann man vermeiden, dass der Spieler Einfluss auf die Handlung bekommt, ohne dabei die ingame-Gesetzmäßigkeiten zu verletzen?

2. Antwort:
Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten:
1) Der Spieler hat nur auf Handlungsoptionen des SCs einen Einfluss, die keinen Einfluss auf den Plot haben. (z.B. was für Kleidung er trägt. Was er mit seinen Gefährten bespricht. etc.)
Sobald die Handlungsoption jedoch plotrelevant wird, hat der Spieler bzgl. dieser konkreten plotrelevanten Handlungsoption keinen Einfluss mehr.

2) Der SC hat keine plotrelevanten Handlungsoptionen. (Der Spieler hat in diesem Fall die ganze Zeit die volle Kontrolle über den SC, aber der SC kann nichts ausrichten.)

3. Zwischenfrage:
Kann man ein Setting und einen Plot entwickeln, der 1) oder 2) genügt?

3. Antwort:
Ja, kann man.

Beispiel zu 1:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Der SL beginnt mit Scene Framing: "Ihr seid am Tatort. Was tut ihr?"
Jetzt dürfen die Spieler frei agieren und den Tatort untersuchen und Zeugen befragen. Sobald die Spieler der Meinung sind, dass sie fertig sind und den Tatort verlassen wollen, greift der SL ein: "Beim verlassen des Tatortes schaut ihr zufällig unter die Haustreppe, wo ihr ein blutiges Messer findet."

Wenn die SCs jetzt zum HQ fahren, um das blutige Messer zu untersuchen, ist alles fein. Wenn sie irgendwo anders hinfahren wollen, sagt der SL: "OK, bevor ihr nach xyz fahrt, schaut ihr nochmal kurz im HQ vorbei, um dort das Messer untersuchen zu lassen. Anschließend fahrt ihr nach xyz."

etc.
Ich denke, es sollte klar sein, wie es gemeint ist.

Beispiel zu 2:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Neben den SCs gibt es auch noch eine Reihe von NSC-Polizisten, die den Tatort untersuchen. Entweder die SCs finden das blutige Messer oder ein Polizisten-NSC findet das blutige Messer.
Anschließend packt die Spurensicherung das Messer ein und bringt es zum HQ zur Untersuchung.

Auf dem Messer werden Fingerabdrücke gefunden. Entweder die SCs kommen selber darauf, die Fingerabdrücke in der Datenbank abzugleichen oder ein NSC macht das und der Chief schickt die SCs dann zur Wohnung der Person, dessen Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden wurden.

etc.

Argument:
Es gibt also nur eine Möglichkeit, wie sich Weltsimulation und RR in die Quere kommen können.
Und es gibt zwei (existierende) Vorgehensweisen, diese Möglichkeit auszuschließen.

Daher kann man einen Plot spielen, wo sich RR und Weltsimulation nicht in die Quere kommen.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 20:14 von Eulenspiegel »

alexandro

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #48 am: 9.07.2010 | 20:12 »
Aber das ist doch schon eine Entscheidung.

In Variante 1) entlarven die SC den Mörder, weil sie die Hinweise finden. In Variante 2) entlarven die NSC den Mörder, weil die SC die Hinweise ignorieren.

Nicht sehr elegant, zugegeben, aber wo ist da Railroading?

EDIT: Außerdem hat das Messer in einer Weltsim eine feste Schwierigkeit, um gefunden zu werden. Der SL kann nicht einfach sagen "Ihr findet die ganze Zeit nichts, aber wenn mir es passt schmeiße ich euch die Hinweise vor die Füße".
Wenn er das macht gibt er seinen Simulationanspruch auf und spielt was anderes. Das muss nicht notwendigerweise schlecht sein, aber hör bitte auf (durch Schwund-Rhetorik) zu behaupten dass Simulation und Railroading keine Gegensätze wären.
« Letzte Änderung: 9.07.2010 | 20:31 von alexandro »

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #49 am: 9.07.2010 | 20:31 »
@ alexandro
Variante 1) und Variante 2) sind zwei verschiedene Möglichkeiten, Railroading zu betreiben:

Variante 1:
In Variante 1 entlarven die SCs immer den Mörder. (Einfach deswegen, weil der SL an plotrelevanten Stellen die Steuerung übernimmt.)

Variante 1 ist für sich genommen schon Railroading und hat mit Variante 2 nichts zu tun.
Schau dir nur Variante 1 an.

Variante 2:
OK, kommen wir nun zu Variante 2. Vergiss alles, was du über Variante 1 gelesen hast. Schau dir nur Variante 2 an:

Der Plot bei Variante 2 sieht wie folgt aus:
1) Mörder tötet John Doe.
2) SCs fahren zm Tatort und untersuchen diesen.
3) Das blutige Messer gelangt ins HQ und wird auf Fingerabdrücke untersucht.
4) Die SCs fahren zur Wohnung des Verdächtigen.
5) Es ist (scheinbar) niemand zu Hause.
6) Die SCs gelangen in die Wohnung und finden dort einen Leichnam.
7) Es wird herausgefunden, dass die Fingerabdrücke auf den Messer mit den Fingerabdrücken der Leiche identisch sind.
8) Ein anonymer Anruf geht bei der Polizei ein, der besagt, dass der anonyme Anrufer gesehen hat, wie das zweite Opfer Damenbesuch hatte.
9) Der anonyme Anruf kann zurückverfolgt werden.
10) Der anonyme Anrufer wird von den SCs aufgesucht.
11) Der anonyme Anrufer fertigt ein Phantombild der Dame an.
12) Zeugenbefragung bei den Nachbarn des 1. Opfers ergibt, dass die Frau aufdem Phantombild dieEx-Frau des Toten ist.
13) Die Ex-Frau wird verhaftet und angeklagt.

Das ist der gerailroadete Plotverlauf. Dabei ist zu beachten:
Bei 3) ist es vollkommen egal, ob die SCs das blutige Messer finden oder NSCs.Wichtig ist nur, dass das blutige Messer gefunden wird.

Bei 9) ist es vollkommen egal, ob die SCs den anonymen Anrufer zurückverfolgen oder ob es ein Techniker von der Telekom macht. Wichtig ist nur, dass der anonyme Anruf zurückverfolgt wird.

Bei 12) ist es vollkommen irrelevant, ob die SCs selber auf die Idee kommen, die Zeugen zu befragen, ob der Chief den SCs den Auftrag gibt, die Zeugen nochmal zu befragen, oder ob NSCs die Zeugen befragen. Wichtig ist nur, dass die Zeugen befragt werden.

Aber falls du diesen Plot nicht als Railroading empfindest, freut mich das. Ich kenne zahlreiche Spieler, die würden bei so einem Plot und den in Variante2 genannten Vorgehen sofort Railroading brüllen. (Eben weil sie als Spieler keinen Einfluss auf den Plot hätten.)

EDIT:
Auf dein Edit gehe ich morgen ein. Ich muss jetzt los.