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[SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm - So., 18.09.1927

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Katharina:
Sonntag, 18. Sept. 1927


AM KAISERDAMM / in Hans Schlafzimmer

Leise, um Hans ja nicht zu wecken, schleiche ich zu seinem Bett und nehme vorsichtig das Buch in die Hand. Ich werfe einen Blick auf die aufgeschlagene Seite, bevor ich es schließlich zuklappe und auf das Nachtkästchen lege. Dann zögere ich kurz, mein Blick schweift zwischen der Verbindungstür und Hans hin und her. Die Vorstellung, alleine in den dunklen Raum zu gehen, die Augen zu schließen und womöglich all die schrecklichen Szenen wieder vor mir zu sehen, schnürt mit fast den Hals zu, während ich das Gefühl habe, das Knacken der Treppe immer noch zu hören. Schließlich gebe ich mir einen Ruck, ziehe mich aus und schlüpfe zu Hans unter die Bettdecke. Kurz ist es mir peinlich, mich wie ein kleines Mädchen zu benehmen, dass Angst vor der Dunkelheit hat. Doch als ich mich an Hans Brust schmiege, fühle ich mich - endlich! - wieder ein Stück weit sicher.

Der Läuterer:
Agathe
AM KAISERDAMM / in Hans Schlafzimmer?

Du schlüpfst unter die Decke. Sie ist weich und angenehm angewärmt. Du schmiegst Dich an Hans an und bist alsbald eingeschlafen.

Irgendwann wachst Du auf.
Irgendetwas hat Dich geweckt.

Dein erster Gedanke ist "Hans?"
Du sprichst seinen Namen leise aus. Noch schlaftrunken.
Deine Hand tastet nach ihm, doch seine Bettseite ist kalt und verweist.

Dann hörst Du es erneut. Platschende Geräusche. Als würde jemand durch Matsch waten.
Der Schlafzimmerboden schimmert und glänzt silbrig wie Quecksilber.
Wenn Du Dich im Bett bewegst, schwankt es leicht, als würde es schweben.

Wieder diese platschenden Geräusche.
Zwei Taschenlampen strahlen hell, von dort aus wo sich die Verbindungstür befindet, in den Raum hinein. Die hellen Strahlen tasten wie kleine Suchscheinwerfer den Raum ab, treffen aber weder auf Wände, noch auf Möbel.

An der Zimmerdecke entsteht ein schwaches Leuchten. Ein Schillern. Ein Funkeln. In allen farbigen Graustufen. Es pulsiert wie von einem Herzschlag befeuert. Du siehst selbst Farben, die noch keinen Namen haben. Fremdartig. Es wabert und zerstäubt in feinem vielfarbigem Nebel, geteilt wie ein Regenbogen und doch nur ein einziges schwaches Grau.

Katharina:
AM KAISERDAMM / in Hans Schlafzimmer?

Im Halbschlaf taste ich nach Hans, um mich wieder an ihn anzuschmiegen, als mich etwa stutzig. Augenblicklich bin ich hellwach. Etwas stimmt hier nicht. Das Bett neben mir ist leer und....was ist das?! Tropft hier etwas? Ich merke, wie ich die Bettdenke immer fester umklammere, während ich mir einrede, dass es wohl bloß der Regen ist, der eine undichte Stelle im Dach gefunden hat. Natürlich, das würde auch das Schimmern erklären, es ist bloß Wasser. Ärgerlich, aber nicht gefährlich. Und Hans sieht wohl bereits nach dem Rechten.

Allmählich beginne ich selbst zu glauben, was ich mir einrede, mein Puls beruhigt sich, als pötzlich Licht auf mich fällt. Ich schreie auf und erschrecke von dem schrillen Klang meiner eigenen Stimme. Dann ziehe ich die Decke weiter hoch, blinzle und versuche zu erkennen, woher das Licht kommt. Doch die Strahlen blenenden meine Augen. Als ich merke, dass das Licht gar nicht nur auf mich gerichtet ist, beginne ich mit meinen Augen dem Schein zu folgen. Als mein Blick an die Decke fällt, erstarre ich. Sind das nicht genau jene Farben, die der Russe im Auge hatte? Sofort schließe ich die Augen und wende den Kopf ab.

Meine Gedanken überschlagen sich. Nur mit großer Willenskraft gelingt es mir, mich dazu zu zwingen, zumindest ansatzweise strukturiert darüber nachzudenken, wie ich aus diesem Zimmer fortkomme, das mir zusehends als Falle erscheint. Mit einer schnellen Bewegung lehne ich mich aus dem Bett und schnappe das Gewand, das über dem nahestehenden Sessel hängt. Unter der Bettdecke schlüpfe ich in den Rock und die Bluse, während mein Blick nun wieder an der Zimmertür hängt und ich überlege, wie ich hier am Besten wegkomme.

Der Läuterer:
Agathe
AM KAISERDAMM / in Hans Schlafzimmer?

All die Farben Grau...
tropfen von der Zimmerdecke? herab. Aus einem Strudel heraus, der sich konvex nach oben stülpt und dessen Inneres sich in unzähligen Farben in elliptischen Spiralen zum Mittelpunkt zu bewegen scheint, um dort an Farbigkeit einzubüssen und eingesaugt zu werden, wie die Schiffe in der griechischen Mythologie in den alles verschlingenden Schlund der Charybdis.

Silbrig glänzende Kügelchen...
schlagen auf die Flüssigkeit am Boden. Ohne einen Laut. Kein Geräusch. Kein Spritzen. Vieleckige Wellen an der Oberfläche sind die Folge, deren Wellenberge ungleichmässig scharf gezackt sind. Elektrische Entladungen zucken an dieser Stelle vielfarbig auf und eine Art Dampf oder Staub wallt empor, als hätte jemand Mehl zerstäubt. Und jedes dieser Teilchen fliegt, wie ein winziges Insekt inmitten eines Schwarms suchend durch das Zimmer? und strebt dabei als einzelnes, sowie als Ganzes, schlussendlich wieder zum Ausgangsort an die Zimmerdecke? zurück.

Die Bettdecke über den Kopf gezogen, siehst Du das Leuchten durch Leinen und Daunen hindurch. Die zwei leuchtenden Linien erscheinen absolut parallel und streichen über das Bett.

Ein weiteres Kügelchen fällt und landet auf der Bettdecke. Du siehst seinen Schatten durch die Bettdecke, siehst wie es sich ausbreitet, siehst wie es einer Amöbe gleich seine Scheinfüsschen über das Bettzeug wabern lässt.

Die Bettdecke fängt leicht an zu glimmen, als würde sie schmoren, dann ist der Decke plötzlich jegliche Farbe entzogen. Sie ist nur noch ein fahles Grau, welches sich von der Amöbe schnell über das ganze Bett ausgebreitet hat.

Du lehnst Dich aus dem Bett und Dein Blick fällt auf den silbrigen Boden. Dein Gesicht erscheint darauf verzerrt, zu einer grotesken Maske geworden, über die vieleckige Wellen wabern, ohne dass sich die Glätte des Bodens dabei geändert hätte.

Du greifst nach Deinem Morgenmantel und ziehst ihn, zusammen mit anderen Kleidungsstücken, vom Sessel, der durch Deine Aktion hin und her schwankt, wie ein Korken in einem geschwenkten Glas voller metallischen Weines. Dir wird schwindelig und einen Augenblick lang verlierst Du sämtliche Orientierung. Alle Richtungen sind eins und doch wiederum nicht; dafür ist oben und unten jedoch bizarr vertauscht und verdreht.

Du schaffst es kaum, Dich wieder unter die Bettdecke zurückzuziehen. An ein vernünftiges Ankleiden ist nicht zu denken, da sich sowohl die Dichte als auch die Masse der Bettdecke stetig zu erhöhen scheinen. Es ist als würde sich die Bettdecke zu etwas immer zähflüssigerem und schwererem verändern.

Katharina:
AM KAISERDAMM / in Hans Schlafzimmer?

Die Welt verschwimmt vor meinen Augen, Formen verschwimmen, Farben verschwinden. Mein Hals fühlt sich an wie zugeschnürrt, mein Körper will nicht gehorchen. Eine Ewigkeit vergeht, bis endlich die lähmende Furcht einer Panik weicht. Ich springe aus dem Bett, stolpere über den Boden, hinaus aus dem Schlafzimmer. Ich höre, wie der Kasten scheppert, als ich gegen ihn stoße und sehe, wie ich Hans Kleidung im Raum verteile, in die sich meine Füße verheddert haben. Panisch renne ich den schmalen Gang entlang, die Hände voraus gestreckt, um mich davor zu bewahren, wieder irgendwo dagegen zu laufen. Dann stoße ich die Türe zu meiner Rechten auf und stürze mich in das kleine Badezimmer. Meine Augen scannen panisch den Raum und erst als ich mir sicher bin, dass hier alles ganz normal aussieht, versperre ich die Türe hinter mir. Vorsichtig drehe ich den Wasserhahn an, um nicht allzu viele Geräusche zu machen und spritze mir kühles Wasser ins Gesicht, um mich zu beruhigen.

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