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Task Resolution vs. Conflict Resolution

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Fredi der Elch:
Achtung: Das ist nicht Theorie für Dummies! Ihr seid gewarnt.

Ich möchte hier mal kurz Task Resolution und Conflict Resolution voneinander abgrenzen. Und dann doch wieder nicht. ;)

Task Resolution ist das direkte Ermitteln des Erfolgs einer Handlung. Es wird also entschieden, ob eine Aktion klappt oder nicht.
Conflict Resolution ist (auf den ersten Blick) etwas komplizierter. Hier wird über den Ausgang eines Konflikts entschieden. Es existieren also 2 konkurrierende Ziele, die definieren, was auf dem Spiel steht (die Stakes). Es wird nun entschieden, welches der Ziele (oder welche Kombination) erreicht wird. Dazu kommen noch die eventuellen Prices, d.h. Effekte, die nicht direkt zu den Stakes gehören, aber trotzdem eintreten können (im Sinne von: du erreichst dein Ziel, musst aber den Preis dafür bezahlen).

Und nun kommt der Fredi-Wahnsinn: Task Resolution ist nur schlechte Conflict Resolution.
Wie das? Fast jedes Rollenspiel enthält heute den Zusatz: "Nur würfeln, wenn etwas auf dem Spiel steht oder es die Möglichkeit zum Fehlschlag gibt". D.h. hier wird indirekt angesprochen, dass nur gewürfelt wird, wenn es Stakes gibt. Das Problem bei der Task Resolution ist nun, dass die Stakes nicht wirklich klar sind. Es wird höchstens implizit ein Übereinkommen zwischen den Beteiligten angenommen. Das kann aber zu großen Missverständnissen führen:

Spieler: Ich schleiche an der Wache vorbei. (implizites Ziel: unbemerkt in die Burg kommen)
SL: ok, würfel mal.
Spieler: Geschafft.
SL: Ok, du schleichst vorbei und kommst zur nächsten Wache. Würfel noch mal.
Spieler: *grummel* *roll* Geschafft
SL: Ok, du schleichst wieder vorbei und kommst zur nächsten Wache. Würfel noch mal.
Spieler: Was?!

Das Beispiel zeigt, dass durch die unklaren Ziele und Stakes bei der Task Resolution Probleme entstehen können. Im Besten Fall ist man der Willkür des Wohlwollenden SL ausgeliefert. Im Schlechtesten Fall, der eines bösartigen SL. ;)

Fazit: Task Resolution ist nur Conflict Resolution mit unklaren Stakes und Zielen. Und damit grundsätzlich schlechter als Conflict Resolution.

Und jetzt gibt es bestimmt Gegenargumente. Oder Zustimmung. Beides möchte ich gerne hören. :)

Lord Verminaard:
Nun, Task und Conflict ist sicher keine trennscharfe Abgrenzung, sondern ein fließender Übergang. Wenn ich bei DSA eine Wand hochklettern möchte, mache ich auch nur eine Probe für die ganze Wand, und nicht eine Probe für jeden Handgriff. Der eigentliche Unterschied zwischen Task und Conflict Resolution liegt m.E. in der Herangehensweise und damit auch im Spielgefühl. Das hatte ich versucht, in meinem "Fortune at the end = Task Resolution"-Thread herauszuarbeiten, aber damals war es vielleicht nicht so klar geworden. Vielleicht ein neuer Versuch, etwas anders:

Task Resolution und Fortune at the End gehen üblicherweise einher und sind geeignet für folgende Herangehensweise: Ich versetze mich in die Situation meines Charakters hinein und überlege, was er jetzt, in diesem Augenblick, machen würde. Schritt für Schritt. Am besten noch mit Actor Stance und tüchtig Immersion. Die Spannung kommt aus dem "Scheiße, was jetzt?"-Faktor, vor allem in Action-Szenen. "Ich laufe zum Fester." - "Da sind auch schon Zombies." - "Schnell, die Regenrinne hoch!" - "Würfel mal Klettern."

Bei dieser Herangehensweise wäre es unpassend, sich im voraus genaue Gedanken über die Stakes zu machen. Du weißt, was du versuchen möchtest, aber wie es dir gelingt und was die anderen machen, kannst du eben nicht absehen. Dafür hast du den SL und seine Willkür, bzw. das Gesetz von Ursache und Wirkung, interpretiert durch den SL und die Regeln. Das ist der klassische Stil. Ich denke, dass das schon okay so ist und nicht "kaputt".

Conflict Resolution und Fortune in the Middle gehen ebenfalls oft einher und spiegeln eine ganz andere Herangehensweise wieder, nämlich eine Fokussierung auf die Frage: "Worum geht es? Was steht auf dem Spiel? Was ist der zentrale Konflikt in dieser Szene?" Das lässt sich am besten mit Author- oder Director-Stance kombinieren, und die Spannung kommt aus dem "Wie geht es aus und was bedeutet das?"-Faktor. Der Weg dorthin ist dann nur Color und Style.

Soweit. Ich muss weg, später mehr.

Bitpicker:
Ich würde natürlich erst mal gerne sehen, wie du dir dieselbe Szene dann mit Conflict Resolution vorstellst. Ich selbst bin ja bekanntermaßen ein Freund von Task Resolution und brauche für fast nichts anderes Regeln im Rollenspiel. Bei mir sähe es allerdings nicht so aus wie in deinem Beispiel, es gäbe einen Wurf für den Schleicher und einen für die Wachen, deren jeweilige Qualität ich miteinander vergleichen würde - schließlich ist es nicht nur die Aufgabe des SCs, so leise wie möglich zu sein, sondern auch die Aufgabe der Wachen, ihn trotzdem zu bemerken.

Robin

1of3:
@Fredi: Mach doch mal in den Begriffsdefinitionen eine Definition der beiden Begriffe für Einsteiger.

Zum Thema: Was du beschreibst ist mehr ein Kommunikationsproblem, kein Problem der Task Resolution. Sicher, Conflict Resolution ist vermutlich häufig eleganter, aber auch beim Rollenspiel gilt: Kommunikation ist Kooperation.

Ein:
Für mich sind Task Resolution und Conflict Resolution nur die beiden Fähnchen am Ende einer Skala. Und bei dieser Skala geht es um Granulierung.

Task Resolution ist die feinste Granulierung, bei der jede Aktion mit einem Wurf gemapt wird.

Conflict Resolution steht auf der anderen Seite der Skala. Hier werden mehrere Aktionen zu einer einzelnen zusammengefasst, weil sie Teil eines Konfliktes sind. Allerdings existiert bei der CR - anders als bei der TR - kein absoluter Endwert. Mit CR kann ich auch ein komplettes Abenteuer oder eine komplette Charakterlaufbahn mit einem einzelnen Wurf entscheiden.

Dabei sollte man nie vergessen, dass keines von beidem ist überlegen, denn beide haben ihre Berechtigung.

Es gibt Situationen, wo Conflict Resolution angebrachter ist und wieder andere wo gerade die Task Resolution sich besser eignet. Vermi hat da ein schönes Beispiel für geliefert.

Und genauso gibt es halt Situationen, wo man TR missbrauchen kann, wie in Fredis Beispiel. Genauso kann man aber auch CR falsch einsetzen und damit die Spannung zerstören.

Im Endeffekt sind beides Werkzeuge, die man lernen muss anzuwenden.

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