Autor Thema: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting  (Gelesen 5420 mal)

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Achamanian

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Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« am: 16.08.2014 | 16:41 »
Dieser Thread sammelt Ideen für ein "modernes" Sf Setting im Stil von Spielen wie Eclipse Phase, Mindjammer, Nova Praxis, In Flames (Okay, das habe ich noch nicht, ist nur geraten). Bezugspunkte sind dabei auch vor allem SF-Romane wie Iain M. Banks Kultur-Zyklus, Peter Watts' "Blindsight", Justina Robsons "Natural History", Kim Stanley Robinsons "2312", Richard Morgans Takeshi-Kovacs-Reihe, EDIT: Greg Egan, Ann Leckie ... und ein Haufen mehr. Die nur als Anhaltspunkte. Wer mitreden will, muss das natürlich nicht alles kennen, sollte aber zumindest ein Gefühl dafür haben, welche Art von SF damit gemeint ist.

Motive/Themen (beliebig erweiterbar):
Post-/Transhumanismus
Künstliche Intelligenz
Uplifts
Glaubwürde Fremde Spezies und Welten (also keine Humanoiden Star-Trek-Aliens)
Terraforming (evtl. auch von Planeten unseres Sonnensystems, siehe Eclipse Phase)
EDIT: Diaspora (also eher: Die Menschheit hat sich verteilt/aufgespalten und lebt in einer Vielzahl von Gesellschaftsentwürfen, anstatt die Menschheit bildet ein großes, einiges Imperium)

Die Grundästhetik sollte zwar eher "wissenschaftlich" sein, aber nicht zu verbissen ... evtl. ist auch ein Kippen ins Beinahe-Magische denkbar (siehe Numenera).


Ein Ansatz schwirrt bei mir schon länger im Kopf herum - wobei das hier keine "Vorgaben" für das Setting sind, sondern einfach nur mein erster Brainstorming-Beitrag:

Die Menschheit hat bereits vor Jahrhunderten das Sonnensystem kolonisiert und dabei auch verschiedene posthumane Ableger entwickelt. Uplift-Oktopi auf Europa, künstliche Intelligenzen, vielleicht auch lebende Raumschiffe und derlei mehr ... über die Verschaltung menschlichen Bewusstseins in einem Quantencomputernetzwerk wurden schließlich enorme Fortschritte in der "Theorie von Allem" erzielt und ein Überlichtantrieb entwickelt, der der Menschheit den Weg zu etwa einem Dutzend nahen und fernen Sonnensystemen ebnete.
Als das Quantennetzwerk jedoch wenige Jahrzehnte später eine neue Entwicklungsstufe erreichte, "sog" es die mit ihm verbundenen Individuen auf und schrieb sich selbst in die Raumzeitstruktur auf, als quasi-göttliche Intelligenz.

Zurück blieben ein Haufen ratloser Menschen, Uplifts und KIs, die entweder nicht "eingeloggt" waren oder sich vor dieser zweifelhaften Apotheose retten konnten, indem sie alle Verbindungen kappten.

Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen. Die Planeten des Sonnensystems befinden sich technologisch und kulturell auf dem absteigenden Ast, hier und da kommt es zu Rückfällen in die Primitivität. Vor dem in der Raumzeit verschwundenen "Gott" herrscht in vielen Kulturen eine abergläubische Angst, anderswo wird er verehrt; letztlich mischt sich dieses transzendierte Wesen jedoch nicht mehr von sich aus in postmenschliche Belange ein. Unterlichtraumfahrt zwischen den Planeten findet statt, ist aber ein gefährliches und langwieriges Unterfangen.

Da taucht irgendein Bindeglied zum Quantennetzwerk im Sonnensystem auf - vielleicht eine flotte alter Überlichtschiffe auf Autopilot. Glücksjäger und Abenteurer gehen an Bord, lernen die Schiffe zu steuern - wozu sie vorsichtige Verbindungen zu der Über-Intelligenz aufnehmen müssen, die den Menschen inzwischen völlig fremd geworden ist und keinen Anteil an individuellen Schicksalen nimmt. Wer mit der Über-Intelligenz zu tun hat, muss dabei immer auf der Hut sein, um nicht selbst von ihr aufgesogen zu werden und zu transzendieren.

Das Tor zu dem guten Dutzend Systemen, in das die Menschheit zur Zeiten der Überlicht-Raumfahrt vorgestoßen ist (wobei sie vielleicht sogar Kolonien begründet hat) steht wieder offen ...


Meine dahinterstehenden Überlegungen:
Der Transhumanismus-Aspekt bei Spielen wie Eclipse Phase ist für mich in Sachen Spielbarkeit etwas problematisch: Morph-Wechsel und Quasi-Unsterblichkeit, ein allgegenwärtiges "Mesh" (Datennetz) - deshalb hatte ich die Idee, diese Sachen präsent zu halten, sie aber gleichzeitig mit alter Technologie zu verknüpfen, deren Benutzung Risiken birgt (also dem Quantennetzwerk) und deshalb immer wieder abgewogen werden muss. D.h., diese Motive können im Spiel auftauchen, sind dann aber auch "Thema" und nicht nur beständiges Hintergrundrauschen.
Unser Sonnensystem ist ein interessanter Schauplatz, deshalb möchte ich es im Fokus haben; insbesondere kolonisierte und terraformte Planeten (wie Mars, Merkur, Venus), die vielleicht schon wieder in die ökologische/gesellschaftliche Krise gekippt sind, fände ich interessant.
Gleichzeitig sollen reisen zu wirklich fremden Welten möglich sein - mit verlorenen Kolonien und abgedrehten Aliens, ins Unbekannte ...
Mit der Über-Intellitenz ist rollenspielerisch der Weg offen für eine Art "Magie" oder sogar Priestertum; sowohl spielmechanisch als auch in der Wahrnehmung der Figuren. Zur Über-Intelligenz wären viele interessante Positionierungen möglich, ich dachte beispielsweise an eine religiöse Sekte, die sich als "Augen, durch die das Universum sich selbst betrachtet" begreifen und das Ziel haben, möglichst viele erstaunliche Erfahrungen zu machen, um sich dann schließlich mit der Über-Intelligenz zu vereinen und so den Erfahrungsschatz dieses "Gottes" zu erweitern.

Interessant fände ich auch noch irgendeine Lebensform aus einem anderen Sonnensystem, die sich evtl. in unserem Sonnensystem angesiedelt hat und nun entweder mit den Menschen und ihren Abkömmlingen konkurriert, eine Symbiose mit ihnen eingegangen ist oder beides ...

Und die Core Story wäre natürlich, dass man zu den Glücksrittern gehört, die sich ein Überlichtschiff krallen!
« Letzte Änderung: 16.08.2014 | 17:17 von Rumspielstilziel »

Online Quaint

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #1 am: 16.08.2014 | 17:08 »
Ein paar zusammengewürfelte Ideen dazu:

- Profane; Leute/Uplifts/KIs die aufgrund ihrer schadhaften Persönlichkeitsstruktur nicht oder nur ungern vom "Quantengott" aufgenommen werden, die also vergleichsweise sicher eine Verbindung aufbauen und den Kram nutzen können; da die aber alle "einen Schaden" haben und auch nicht unbedingt die mental stabilsten sind, aber mit aufwühlendem Kram in Verbindung kommen können wenn sie Verbindung aufnehmen, nur relativ sicher

- Superkavitationsuboote in einem unterirdischen Ozean und dann Gefechte im Stile von WW2 Luftgefechten

- moderne Waffentechnologie sollte auch was können

- evtl. sind die biologischen Wesen des Settings standardmäßig mit Naniten integriert, die gewisse Regenerationskräfte und eine robuste Gesundheit verleihen (inklusive einer optimalen Entwicklung ihres biologischen Potentials, also sind Menschen z.B. größer, athletischer und intelligenter als heute, viele Krankheiten usw. durch DNA Bereinigung und die Einflüsse der Naniten verschwunden; evtl. dann auch Körperhipster, die willentlich von sonst allgegenwärtigen Körperideal abweichen und an den Naniten rumdoktern und so)

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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #2 am: 16.08.2014 | 17:10 »
- evtl. sind die biologischen Wesen des Settings standardmäßig mit Naniten integriert, die gewisse Regenerationskräfte und eine robuste Gesundheit verleihen (inklusive einer optimalen Entwicklung ihres biologischen Potentials, also sind Menschen z.B. größer, athletischer und intelligenter als heute, viele Krankheiten usw. durch DNA Bereinigung und die Einflüsse der Naniten verschwunden; evtl. dann auch Körperhipster, die willentlich von sonst allgegenwärtigen Körperideal abweichen und an den Naniten rumdoktern und so)

Schon rein spielpraktisch gesehen sehr vernünftig!

Offline Slayn

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #3 am: 16.08.2014 | 17:15 »
Ich werfe mal in den Ring: We are doomed to repeat the failures of the past.

ich empfinde es immer als ganz spannend wenn es einen großen Unterschied zwischen "etwas vernünftiges machen" und "das richtige machen" gibt.
Bei dem skizzierten Szenario so weit wurde das "vernünftige" gemacht und hat zur Katastrophe geführt, die Gedanken und Ideen dahinter werden aber immer wieder und wieder aufgenommen ...
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alexandro

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #4 am: 16.08.2014 | 17:29 »
Gerade in einer transhumanistischen Gesellschaft ist imo durchaus Raum für "menschliche" Aliens: man nehme eine auf ein bestimmtes Körperideal ausgerichtete Philosophie/Sekte, lasse diese 10^27 Raumsonden in alle Richtungen ins All schießen, mit Naniten an Bord welche die Evolution junger Organismen entsprechend beeinflussen sollen (weiter entwickelte Wesen werden entweder von den Naniten nicht angesteuert oder sie werden angesteuert, aber der Versuch sie zu verändern tötet sie - Kollateralschaden halt).

Dann noch ein paar memetische Tafeln mit "kulturell wichtigen Inhalten" an den Sonden montieren und man hat ein paar Alien-Kulturen, welche jeweils auf bestimmten menschlichen Idealen (Ehre, Profit etc.) aufbauen und ihre Gesellschaft um diese herum konstruiert haben.

In diesem Setting gäbe es sogar ein plausible Begründung für eine "Erste Direktive", wonach die Alien-Gesellschaft nicht zu früh mit "memetisch unreinem" Gedankengut kontaminiert werden soll, wodurch sie sich in eine unerwartete Richtung entwickeln könnte. Erst wenn die Spezies so weit fortgeschritten ist, dass sie ein nützlicher Verbündeter/Handelspartner für die Menschheit ist, wird durch Experten in den Feldern der Psychohistorik der Erstkontakt hergestellt.

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #5 am: 16.08.2014 | 17:35 »
@Alexandro:
Ist auch ein interessanter Ansatz, das würde natürlich ein mindestens Jahrhunderttausendealte interstellare menschliche Zivilisation voraussetzen, damit solche Zivilisationen sich überhaupt erst entwickeln könnten.
Wobei ich da rollenspielerisch noch nicht so richtig den Mehrwert gegenüber Ablegern der Menschheit sehen würde ... was würde diese Aliens interessant machen? Wahrscheinlich am ehesten die Frage, in welches Verhältnis zu ihnen sich die Menschen setzen - oder ob sie sich nicht doch in eine ganz andere Richtung entwickeln ...

Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #6 am: 16.08.2014 | 17:40 »
Zitat
Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen. Die Planeten des Sonnensystems befinden sich technologisch und kulturell auf dem absteigenden Ast, hier und da kommt es zu Rückfällen in die Primitivität.
Aus Zeitmangel nur kurz: Was wäre, wenn man tatsächlich nach diesem Verfallsstadium ansetzt, wie Numenera das täte? Dann hätte man ehemals primitive Kulturen auf einem aufsteigenden Ast, die dank transhumaner Hinterlassenschaften mit Gerätschaften hantieren, die verblüffend hoch entwickelt sind. Man denke sich sowas wie den Steadfast, aber nochmal 500 Jahre weiter. Dank der (ich klau den Begriff einfach mal) immer besser verstandener "Numenera" fliegen einige "Primitive" nun auf Entdeckungstour durchs All. Den Gott und Konsorten würde ich drinlassen - das könnte u.a. einen ähnlichen Vibe haben wie z.b. die "Beeings of Light" aus Galactica. Der Vorteil, den ich dabei sehe, ist dass das meines Erachtens abgeschmackte Element von der "verdummenden Sci-Fi-Gesellschaft" alá Wh40K, Fading Suns, Dune etc.pp. vermieden wird und man von Hause aus eine positive Grundstimmung hätte.

Zitat
was würde diese Aliens interessant machen?
Zumal sie nach transhumaner Betrachtung vermutlich auch keine echten "Aliens" wären, sondern ja ebenfalls Menschheitsabkömmlinge, wie andere Uplifts, KIs u.ä. ja auch.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #7 am: 16.08.2014 | 17:46 »
Andere Idee

Humane KI Sonden haben Kontakt mit extraterrestrischen KI Sonden aufgenommen und werden/wurden in den KI Verbund des Sektors/Spiralarms/Galaxis integriert.

LAL Explorer werden ausgesandt, erforschen Sonnensysteme, kommen zurück in eine Wlt wo es seit langem SAL Raumflug gibt, wie arrangieren sie sich
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #8 am: 16.08.2014 | 17:49 »
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alexandro

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #9 am: 16.08.2014 | 17:58 »
Zitat
Ist auch ein interessanter Ansatz, das würde natürlich ein mindestens Jahrhunderttausendealte interstellare menschliche Zivilisation voraussetzen, damit solche Zivilisationen sich überhaupt erst entwickeln könnten.

Nicht notwendigerweise. Mit der richtigen Beschleunigung (Naniten+Memes) geht das sicher auch in ein paar tausend Jahren und ist damit im Bereich des (spekulativ) Möglichen (zumindest soweit man das bei "magic-sciences" wie Transhumanismus/Psychohistorik noch sagen kann  ;) ). Eine jahrtausendalte menschliche Zivilisation wäre natürlich durchaus auch möglich und wäre sicherlich Stoff für spannende Abenteuer (Setzt die Erden-Menschheit mit ihrem Projekt nur einen Imperativ um, welcher ihnen selbst in ihr kulturelles Erbe implantiert wurde?), ist aber nicht zwingend erforderlich.

Der Mehrwert läge wohl in den Interaktionsmöglichkeiten. Bei nicht-menschlichen Aliens sind die praktisch nicht vorhanden: im wesentlichen lassen sich diese in "agressiv" (Invasoren/Parasiten), "defensiv" (primitive Kultur/Ureinwohner) und "apathisch" (Große Alte) einteilen - wenn es mehr Nuancen gibt (bzw. diese vom menschlichen Standpunkt aus unterscheidbar sind), dann sind sie für meinen Geschmack schon zu menschlich, als dass es noch glaubwürdig ist.

Zitat
Zumal sie nach transhumaner Betrachtung vermutlich auch keine echten "Aliens" wären, sondern ja ebenfalls Menschheitsabkömmlinge, wie andere Uplifts, KIs u.ä. ja auch.

Auch das wäre eine interessante Betrachtung. Sieht sich eine KI der Singularität (also eine, welche bereits von anderen KIs entwickelt wurde) als "Abkömmling" der Menschheit? Oder hat sie ein eher distanziertes Verhältnis zu ihnen ("Ihr seid meine Schöpfer? Wohl kaum. Betrachten die Menschen etwa die tektonischen Verschiebungen die sie zu einem aufrechten Gang nötigten als ihre Schöpfer?")?

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #10 am: 16.08.2014 | 18:04 »
Aus Zeitmangel nur kurz: Was wäre, wenn man tatsächlich nach diesem Verfallsstadium ansetzt, wie Numenera das täte? Dann hätte man ehemals primitive Kulturen auf einem aufsteigenden Ast, die dank transhumaner Hinterlassenschaften mit Gerätschaften hantieren, die verblüffend hoch entwickelt sind. Man denke sich sowas wie den Steadfast, aber nochmal 500 Jahre weiter. Dank der (ich klau den Begriff einfach mal) immer besser verstandener "Numenera" fliegen einige "Primitive" nun auf Entdeckungstour durchs All. Den Gott und Konsorten würde ich drinlassen - das könnte u.a. einen ähnlichen Vibe haben wie z.b. die "Beeings of Light" aus Galactica. Der Vorteil, den ich dabei sehe, ist dass das meines Erachtens abgeschmackte Element von der "verdummenden Sci-Fi-Gesellschaft" alá Wh40K, Fading Suns, Dune etc.pp. vermieden wird und man von Hause aus eine positive Grundstimmung hätte.

Finde ich eine gute Idee! Dass ich den Zeithorizont zu klein gemacht habe, dachte ich auch schon bei nochmaligem Lesen; das würde das Setting dann doch sehr einschränken, viele Ideen (wie alexandros) wären dadurch unmöglich. Und ein positiver Grundvibe ist eigentlich auch besser. Eventuell müsste die transzendierte Intelligenz auch kein ganz so Setting-beherrschendes Element sein ...

Ach ja, und ich habe irgendwie auf dem Schlauch gestanden. Jetzt, wo der Begriff erwähnt wurde: Natürlich nennt man so was nicht Über-intelligenz oder Quanten-Netzwerk, sondern der Einfachheit halber die Singularität.

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #11 am: 16.08.2014 | 18:11 »
Der Mehrwert läge wohl in den Interaktionsmöglichkeiten. Bei nicht-menschlichen Aliens sind die praktisch nicht vorhanden: im wesentlichen lassen sich diese in "agressiv" (Invasoren/Parasiten), "defensiv" (primitive Kultur/Ureinwohner) und "apathisch" (Große Alte) einteilen - wenn es mehr Nuancen gibt (bzw. diese vom menschlichen Standpunkt aus unterscheidbar sind), dann sind sie für meinen Geschmack schon zu menschlich, als dass es noch glaubwürdig ist.

Da wäre ich wahrscheinlich ein bisschen "liberaler" und würde zugestehen, dass man mit den Aliens vielleicht nicht "reden" kann, aber doch irgendwie zweckgerichtet interagieren. Beispiel: Irgendwelche Wesen einer fremden Ökologie pflanzen sich in Form von Ablegern fort; dabei hinterlassen sie auch immer wieder abgestorbene Teile. Diese Teile sind für Menschen beispielsweise zum Einbau in Biotechnologie (als Informationsträger oder so) brauchbar. Durch Trial and Error haben findige Menschen herausgefunden, welche "Rituale" beachtet werden müssen, um diese abgestorbenen Teile einzusammeln. Vielleicht erregt man keine feindseligen Reaktionen der Aliens, wenn man die zu erntenden Teile vorher auf minus 80 Grad Celsius abkühlt ... ob diese "Rituale" wirklich etwas mit der Kultur der Aliens in einem menschlichen Sinne zu tun haben, ist erst mal dahingestellt. Abenteuer können sich aber beispielsweise schon darum drehen, sich ein Stückweit einen Reim auf solche Rätsel zu machen, um bessere Strategien des Umgangs zu finden. Die Aliens wären damit immer noch eher Umweltfaktoren als NSC, aber welche, denen man spekulativ Motiviationen zuschreiben kann.

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #12 am: 16.08.2014 | 20:27 »
Ich werfe mal ein etwas anderes Setting ins Rennen.

Ich würde dabei von der Menschheit jetzt ausgehen, die sich vielleicht 300 Jahre entwickelt hat. Ähnlich wie bei Eclipse Phase gabs eine Reihe von eher rasanten Entwicklungen bis hin zu einer Singularität ca. 2100 (+/-)
Im Zuge der Singularität kam die Menschheit auch an FTL-Technologie und macht jetzt die Milchstraße unsicher. Besonders beliebt sind dabei gewaltige Schiffe, die in fremden Sternensystemen gewaltige Bauvorhaben unternehmen, etwa um Infrastruktur zu schaffen und/oder Planeten zu terraformen. Wo die ganzen Leute um das zu besiedeln herkommen sollen ist fraglich, denn der klassische Erdenmensch ist recht konservativ und hält z.B. an einem individuellen, menschenähnlichen und biologischen Körper fest. Und bekommt in der modernen Luxusgesellschaft auch nicht so arg viele Kinder. Die Menschen die es schon gibt sind aber relativ unsterblich (Backups, Uploading, Downloading/Resleeving, Cortical Stack etc.)
Oft ist es dann auch so, dass diese gewaltigen Bau- und Bergbauschiffe nur wenig Besatzung haben und die meisten Leute halt da über FTL-Fernsteuerung arbeiten (wobei die entsprechenden Kommunikationgeräte zu groß für eine kompakte Anwendung sind, aber die mehrere km großen Schiffe haben halt eins und schleifen das Signal dann halt durch).
Neben dem konservativen Mainstream gibt es aber auch abgefahrenere Randgruppen, die teils auch in die Weite der Galaxie hinaus auswandern um ihre eigenen Gesellschaften zu Gründen. Ideen für solche Grüppchen bietet Transhuman Space und Eclipse Phase ja reichlich.

Und zwecks rollenspielerischer Praktikabilität würde ich evtl. noch Psi einbauen.

Ein entsprechendes Rollenspiel ohne die klassisch Posthumanen Themen wie Unsterblichkeit zu forcieren fände ich ehrlich gesagt auch etwas lahm. Sterbliche, auf einen einzigen Körper festgelegte Individuen kann ich schon oft genug spielen, auch in SciFi-Umgebung.

Und natürlich muss es Aliens geben. Die sollen ruhig fremdartiger als bei Star Trek sein, aber schon interaktionsfähig. So ein paar Klassiker hab ich da aber auch schon auf Lager (Kristall-Psi-Viecher beispielsweise, die einen langsamen Metabolismus haben und daher eine andere Zeitwahrnehmung und die normalerweise als Formationen großer spindelförmiger Kristalle im Weltraum leben; Teile von denen Beeinflussen die Stimmung von biologischen Gehirnen in der Umgebung, wenn man sie mit Mikrowellen stimuliert; werden dementsprechend auch als Droge gebraucht)
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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #13 am: 16.08.2014 | 21:32 »
Den Ansatz finde ich auch spannend, würde ich auch mitwerkeln. Wobei ich wirklich kein PSI-Fan bin ... aber vielleicht könnte man stattdessen die Godhead-Singularität in irgendeiner Form ja auch in so ein Setting rüberretten? Könnte ja eher so was am Rande sein ...

Was mir daran jedenfalls gefällt, ist der glaubwürdige Erdhintergrund (irgendwie noch recht "normal" lebende, aber quasi-unsterbliche Menschen. Erinnert mich an ein paar tolle Geschichten von David Marusek, die ich mal zusammen mit Kriegsklinge übersetzt habe: http://golkonda-verlag.de/cms/front_content.php?idcat=111&lang=1) gepaart mit der guten Erklärung dafür, dass es "Abenteurer"gibt. Eine etwas griffigere Core Story müsste aber noch her.

Das mit dem Körperwechsel finde ich wie gesagt einerseits interessant und andererseits ... problematisch. Vielleicht, wenn es mit einem Problembewusstsein dafür gepaart ist, dass die Kontinuität eines in einen neuen Sleeve/Morph gepackten Individuums höchst fragwürdig ist, sodass Leute nicht dauernd leichtfertig resleeven, sondern echt nur im Notfall.

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #14 am: 16.08.2014 | 22:17 »
Ich kann mir da mehrere Core Stories vorstellen.

Mal ein paar Beispiele

- die Gruppe besteht aus ein paar hundsnormalen (für das Setting) Leuten, die halt gemeinsam auf der Erde leben und sich immer mal was dazu verdienen zusätzlich zu ihrem utopisch-bedingungslosen Grundgehalt
Da müssen sie dann z.B. mal in Körper von der Stange schlüpfen um in ner leeren Millionenstadt auf nem neuen Planeten die Hausmeister zu spielen (Was ist mit den Leuten die das sonst gemacht haben? Nur der übliche Lagerkoller der in mörderischen Psychosen endete (und die Leute werden, ohne die Erinnerungen daran wiederverkörpert, noch zur Sicherheit therapiert?) ? Oder doch was abgefahreneres? )
Oder dann helfen sie mal bei der Algenernte im Unterseeozean des Titans mit, wo sie halt ferngesteuert irgendwelche Tauchroboter herumschubsen und boshafte Unterseepiraten wollen an die Ernte, wo sie aber doch nach Ernte bezahlt werden...
Und dazu dann so ein bissle Drama und Soap-Opera.

- die Gruppe besteht aus elitären Forschern und Kriegern, die die Grenzen des der Menschheit bekannten Raums erweitern. Dabei stoßen sie immer wieder in kleinen Raumschiffen weiter vor, und wenn sie halt nicht wiederkommen werden nach nem Jahr (oder wie lange für-tot-erklären halt dauert bei Vermissten) neu verkörpert von nem Backup
Sie können dabei natürlich auf abgefahrene Menschen treffen, die sich nicht mit dem Mainstream identifizieren, aber auch auf Aliens oder seltsame Phänomene
Sie sollten natürlich auch vor Spielbeginn schon paarmal verloren gegangen sein, vielleicht treffen sie sich ja mal selbst

- die Gruppe dient den Ordnungsmächten der geeinten Menschheit TM und geht gegen allerlei Verbrechen vor (gerade auch so Sachen, die man kann, aber halt in der Mainstreammenschheit nicht darf, wie sich selbst Vervielfältigen oder biologische Körper mit einem synthetischen, dienstbaren Bewußtsein ausstatten) - und abgesehen davon kann man da auch bissle Sachen machen wie z.B. bei almost human
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Offline blut_und_glas

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #15 am: 16.08.2014 | 22:53 »
inklusive einer optimalen Entwicklung ihres biologischen Potentials, also sind Menschen z.B. größer, athletischer und intelligenter als heute, viele Krankheiten usw. durch DNA Bereinigung und die Einflüsse der Naniten verschwunden

Also wie seit je die eugenische Übermenschenvision.

Sehr "modern".

Wie wäre es einmal damit ein "aktuelles" Thema wie beispielsweise Inklusion aufzugreifen anstatt wieder per "Bereinigung" die "sub-optimalen" Elemente der menschlichen Gemeinschaft auszumerzen?
Aber ich sehe natürlich ein, dass wir dann ja  viel weniger geiles Spielzeug hätten, was im Vergleich zu Gesellschaftsveränderungen/-entwürfen natürlich vorgeht.

Genau da liegt der Hase bei der Kombination aus "Transhumanismus" und "Rollenspiel(ern)" immer wieder im Pfeffer. Ich glaube ich bin dann mal lieber weg. Viel Erfolg.

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #16 am: 16.08.2014 | 23:26 »
Eine Idee die ich mal hatte, für ein post-humanes Setting:

Die Menschen haben zu ihrer Hochzeit eine Vielzahl von technischen und biologischen Lebensformen erschaffen (KIs, upgeliftete Tiere, komplett künstlich gen-Engineerte Lebensformen, Menschen-Varianten, etc.). Allen diesen Lebensformen haben ihre Schöpfer einen instinktiven Drang einprogrammiert, Menschen gefallen und dienen zu wollen.

Nun sind die Menschen schon seit tausenden Jahren verschwunden. Manche sagen sie seien ausgestorben. Aber ihre Schöpfung ist immer noch da - und diese versucht mit verschiedenen Methoden in einer Welt ohne Menschen einen Sinn in ihrem Leben zu finden.

Es gibt quasi-religiöse Kulte, riesige hierarchische Organisationen, die daran glauben dass irgendwo an der Spitze ein einzelner überlebender Mensch existiert, dem sie alle dienen und zuarbeiten. Freilich hat die seit Jahrhunderten niemand gesehen - aber man glaubt trotzdem an ihre Existenz.

Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #17 am: 16.08.2014 | 23:29 »
Zitat
Wie wäre es einmal damit ein "aktuelles" Thema wie beispielsweise Inklusion aufzugreifen anstatt wieder per "Bereinigung" die "sub-optimalen" Elemente der menschlichen Gemeinschaft auszumerzen?
Ein transhumanes Setting würd ich mir im Idealfall schon ziemlich "inklusiv" vorstellen. Oder zumindest könnte es das im Falle einer positiven Utopie zumindest sein. Da der hohe Technologiestand eine unglaubliche Vielzahl an Handicaps ausgleichen könnte (welche Nachteile hätte ein Querschnittsgelähmter, wenn man seine Behinderung dank hoch entwickelter Medizin genauso leicht beheben könnte, wie man heutzutage eine Warze vereist oder einen Zahn überkront?), könnte man einer vollständigen gesellschaftlichen Teilhabe aller schon ziemlich nahe kommen, zumal man ja auch noch solche Dinge wie Cyberdemokratien u.ä. mit einbauen kann. Das Ergebnis wäre (man hat theoretisch einen Haufen Halbgötter) wäre bei der Herangehensweise ja auch gegeben - und ich sehe nicht, dass das weniger geiles Spielzeug bedeuten würde...

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Eulenspiegel

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #18 am: 17.08.2014 | 00:13 »
Wer mit der Über-Intelligenz zu tun hat, muss dabei immer auf der Hut sein, um nicht selbst von ihr aufgesogen zu werden und zu transzendieren.
Hier könnte ich mir vorstellen, dass es einen Kult gibt, dessen Ziel es ist, selber zu transzendieren.

Dieser Kult ist naturgemäß sehr klein, da die ganzen Anhänger ja früher oder später selber die Transzendenz erreichen und aufgesogen werden. (Das heißt, selber wenn der Kult mal starken Zulauf hat und anwächst, wird der Kult nach ein paar Jahren wieder zusammengschrumpft sein.) Es bleiben nur ein paar "Lehrmeister" zurück, die sich selber vielleicht noch nicht bereit zur Transzendenz sehen und andere Leute für die Transzenz werben wollen.
Vielleicht gibt es auch ein paar Geschäftemacher, die Transzendenz für doof halten, aber andere Leute zum Kult-Beitritt überreden, um deren Habseligkeiten zu erben.

Zitat
Interessant fände ich auch noch irgendeine Lebensform aus einem anderen Sonnensystem, die sich evtl. in unserem Sonnensystem angesiedelt hat und nun entweder mit den Menschen und ihren Abkömmlingen konkurriert, eine Symbiose mit ihnen eingegangen ist oder beides ...
Hierzu würde mir spontan einfallen:
  • Kristalline Wesen, die ein Uneingeweihter für eine Art Computer hält. Evtl. werden sich auch fälschlicherweise mit KIs verwechselt.
  • Eine Art intelligente Schuppenflechte. Normalerweise siedelt sie sich auf unintelligenten Tieren an und übernimmt die Kontrolle über diese Tiere. In Einzelfällen verbinden sich aber auch Menschen und Schuppenflechte. (Ob das jetzt freiwillig war und die beiden symbiotisch leben oder ob das unfreiwillig war und die Schuppenflechte jetzt die Kontrolle über den Menschen inne hat, lässt sich nicht feststellen.)
  • Ein Wesen, das sich asexuell durch Teilung vermehrt. Jeder der beiden neuen Wesen hat dabei die Hälfte der Erinnerung seines Vorgängers. Die neuen Wesen sind anfangs recht orientierungslos, da "die halbe Erinnerung" manchmal recht fragmentiert sein kann und sie erst lernen müssen, mit dieser Erinnerung umzugehen. (Wenn ein guter Freund Verrat begangen hat, kann sich das eine Kind-Wesen daran erinnern, dass sie gute Freunde waren. Das andere Kind-Wesen kann sich dagegen an den Verrat erinnern.)
Ein weiteres Stichwort:
Memory-Backup / Memory Copy: Man kann eine Kopie seines Gedächtnisses/Charakters erstellen. Diese Kopie kann man wahlweise auf einen Roboter oder Klon transferieren. Alternativ kann man die Kopie auch als Backup aufbewahren und erst dann wieder auf einen Körper spielen, wenn das Original gestorben ist.

Offline Slayn

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #19 am: 17.08.2014 | 08:14 »
Kehren wir mal eben zur angedachten "Core Story" zurück: Das wäre dann Exploration im klassischen Sinne und dazu noch Charakter Exploration.
Dann sind die meisten der angedachten Elemente aber nur schmuckes Beiwerk weil sie kaum etwas zur Core Story beisteuern.

@blut_und_glas:

Kommt wohl darauf an wie man Transhumanismus betrachtet. Du hängst dich anscheinend gerade daran auf das hier eine "bessere Sache" als neue Norm angesehen wird, was zeitgleich natürlich auch wertend ist.
Ich finde den Gedanken dagegen gruselig die eigene Menschlichkeit aufzugeben.
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #20 am: 17.08.2014 | 08:36 »
Noch mal zu Quaints Ansatz einer Ausbreitung der Menschheit in den nächsten paar Hundert Jahren von einer relativ stabilen, "langweiligen" Erde aus (wobei ich auch meinen Post-Singularity-Ansatz nicht ganz in die Tonne treten möchte, vielleicht lässt sich auch beides verbinden ...):

Thema Bewusstseinsspeicherung/Morph-Wechsel: Mir würde es da ja (eigentlich egal in welchem Setting genau) gefallen, wenn das nicht so eine lockere Sache ist - ich könnte mir vorstellen, dass die klassische Körper-Geist-Dualität gerade durch extreme Körpermanipulationen und quasi unbegrenzte Lebensverlängerung aufgeweicht wird, d.h. die Individuen ihre Körper eher wieder mehr als Teil ihrer Identität auffassen und sie eher nach und nach technisch verändern und "Teile austauschen", anstatt einen radikalen Wechsel durchzuführen. Die meisten Menschen in dieser Zukunft hätten schlicht und einfach das Gefühl, dass die Fortexistenz als Individuum nicht durch das Speichern und Neurunterladen in einen anderen Körper gesichert ist. Gleichzeitig würde ich den Prozess auch als technisch aufwändiger und fehleranfälliger anlegen, als das beispielsweise bei Eclipse Phase oder in den Takeshi-Kovacs-Romanen der Fall ist.
Der Vorteil für's Setting: Häufiger Morph-Wechsel könnte ein besonderes Merkmal von Draufgängern und Abenteurern sein, oder auch von Leuten, die sich die üblichen Lebensverlängerungsmaßnahmen nicht leisten können oder vielleicht aus anderen Gründen (als Straftäter?) keinen Zugriff auf sie haben und sich deshalb evtl. auch mit Körpern zufriedengeben müssen, die vielleicht für bestimmte Arbeiten oder als Söldner optimiert sind, aber ansonsten einen Verlust an Lebensqualität mit sich bringen (schneller Verschleiß, fehlendes Genussempfinden und damit verbundene Gefahr der Entwicklung von schweren Psychosen). Der "Normalbürger" würde sich nur in absoluten Notfällen (unheilbare Infektion mit Nanoviren ...) einem Morph-Wechsel unterziehen. Wie gesagt wäre damit Körperwechsel möglich, aber auch immer ein Thema, wenn es im Spiel vorkommt - dieses ständige Wechseln bei Eclipse Phase kommt mir doch eher mühsam vor ...

Uplifts/"Forged": (Letztere Bezeichnung habe ich mir von Justina Robsons "Natural History" entlehnt, da bezeichnet der Begriff Post-Menschen, die von Geburt an biotechnisch für bestimmte Aufgaben optimiert sind): Sollte es geben, und ich fände es interessant, wenn diese "neuen Menschen" von den "klassischen Menschen" erst einmal als eine Art Leibeigene behandelt worden sind (oder es teilweise auch noch werden) - eben für eine bestimmte Aufgabe entwickelt, mit der Pflicht, diese auch zu erfüllen, ob ihnen das nun gefällt oder nicht. Dagegen haben sich politische Bewegungen formiert, die mehr Selbstbestimmungsrecht fordern.

Die Über-Intelligenz/Godhead/Singularität: Die Idee von mir würde ich so rüberretten: Aus dem Bewusstsein von Transhumanisten, die sich selbst hochgeladen hat, und einigen KIs, hat sich eine Intelligenz entwickelt, die mit menschlichen Begriffen nicht mehr zu erfassen ist und die sich auf unbekannten Wegen in alle technischen menschlichen (und vielleicht auch andere) Informationsverarbeitungsstrukturen eingeschrieben hat. Wo es Computer/Netzwerke gibt, ist diese Intelligenz omnipräsent. Sie verhält sich wie eine Art Orakel - denkt nicht in nachvollziehbaren Begrifflichkeiten, kann aber punktuell tiefe Einblicke in das Universum verschaffen. Wer es wagt, mit ihr in Kontakt zu treten, könnte dadurch beispielsweise Zugriff auf Psi-ähnlliche Fähigkeiten (Telepathie, vielleicht sogar Beeinflussung von Materie/Energie) erhalten, geht aber gleichzeitig das zunehmende Risiko schwerer Pschosen oder sogar einer Bewusstseinsumformung ein - denn der Godhead lernt inzwischen, auch biologische Informationsverarbeitungsstrukturen zu integrieren, also menschliche Gehirne. iIm schlimmsten Fall wird man dadurch zu einer Art Zombie - jemandem, der nur noch Nahrung aufnimmt und die notwendigen Bewegungen vollführt, um sein Gehirn am Leben zu erhalten, aber keine eigenen Bewusstseinsäußerungen mehr von sich gibt.
Der Godhead könnte auch Möglichkeiten zur Kommunikation mit Aliens eröffnen.

Der Weltraum: Ich denke, es müsste auch im All verschiedene (post-)menschliche Fraktionen geben, damit das Spiel interessant wäre: Upift/Forged-Rechtler mit eigenen Kolonien, evtl. Vertreter verschiedener irdischer Machtblöcke, Sekten ...

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #21 am: 17.08.2014 | 08:38 »
Hier könnte ich mir vorstellen, dass es einen Kult gibt, dessen Ziel es ist, selber zu transzendieren.

Dieser Kult ist naturgemäß sehr klein, da die ganzen Anhänger ja früher oder später selber die Transzendenz erreichen und aufgesogen werden. (Das heißt, selber wenn der Kult mal starken Zulauf hat und anwächst, wird der Kult nach ein paar Jahren wieder zusammengschrumpft sein.) Es bleiben nur ein paar "Lehrmeister" zurück, die sich selber vielleicht noch nicht bereit zur Transzendenz sehen und andere Leute für die Transzenz werben wollen.
Vielleicht gibt es auch ein paar Geschäftemacher, die Transzendenz für doof halten, aber andere Leute zum Kult-Beitritt überreden, um deren Habseligkeiten zu erben.

So was schwebte mir auch schon vor - es wäre auf jeden Fall interessant, wenn sich einen oder auch mehrere (widerstreitende) Religionen um diese Wesenheit entwickeln.

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #22 am: 17.08.2014 | 08:43 »
Ein transhumanes Setting würd ich mir im Idealfall schon ziemlich "inklusiv" vorstellen.

So dachte ich mir das auch - wobei ich es interessant finde, neue gesellschaftliche Konflikte aufzutun (beispielsweise zwischen klassischen Menschen und Uplifts, siehe mein vorletzter Post). Ich finde, extreme Langlebigkeit, Körpermanipulation und evtl. sogar Körperwechsel bergen extremes politisches Konfliktpotential, das diese Themen interessant macht - also statt Supersoldaten lieber Post-Menschen, die um Inklusion kämpfen (oder auch um Unabhängigkeit).
Wobei es natürlich gerne auch Supersoldaten geben kann und darf, aber wenn die sich darauf beschränken, besonders geile eingebaute Wummen zu haben, würden sie mich als Thema nicht groß interessieren. Wenn die Supersoldaten sich aber fragen müssen, wie sie mit ihren hochgerüsteten Körpern eigentlich noch ein lebenswertes Leben hinkriegen und ob man sie nicht ganz schön verarscht hat, indem man sie in so einen Supersoldaten-Körper gesperrt hat, dann wird es interessant ...

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #23 am: 17.08.2014 | 08:57 »
Ein paar Konfliktthemen:

Bewusstsein Speichern/Körperwechsel/Morphwechsel: "Der Ewige Krieg"
Unter den Rahmenbedingungen kann es sein das ein Konflikt nie zu Ende geht, die Soldaten immer weiter kämpfen, der krieg ewig anhält.

Bewusstsein Speichern/Körperwechsel/Morphwechsel: "Self-Extinction"
Ein toller Schritt für das Individuum, eine beschissene Wahl für die ganze Rasse. Auch wenn es logisch ist den Schritt zu machen, wird sich die Menschheit als solches unweigerlich ausrotten.

Uplifts/Forged: "Du bist kein Mensch, du bist meine Maschine"
Welchen Wert hat ein Wesen das nach dem Build to Order Prinzip für eine bestimmte Aufgabe geschaffen wurde? Ist es überhaupt ein Wesen?
« Letzte Änderung: 17.08.2014 | 08:59 von Slayn »
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Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #24 am: 17.08.2014 | 10:37 »
Zitat
Bewusstsein Speichern/Körperwechsel/Morphwechsel: "Self-Extinction"
Ein toller Schritt für das Individuum, eine beschissene Wahl für die ganze Rasse. Auch wenn es logisch ist den Schritt zu machen, wird sich die Menschheit als solches unweigerlich ausrotten.
Der Punkt ergibt IMHO aber ganz tolle "Philosophenkriege", da man die Sache mit der Selbstauslöschung auch völlig anders sehen kann. Klar sind das dann irgendwann keine Homo Sapiens wie wir mehr. Aber wie tragisch wäre das? Wir sehen ja heute auch nicht mehr aus wie der Homo Ergaster und niemanden juckt es.
Zitat
Die Über-Intelligenz/Godhead/Singularität: Die Idee von mir würde ich so rüberretten: Aus dem Bewusstsein von Transhumanisten, die sich selbst hochgeladen hat, und einigen KIs, hat sich eine Intelligenz entwickelt, die mit menschlichen Begriffen nicht mehr zu erfassen ist und die sich auf unbekannten Wegen in alle technischen menschlichen (und vielleicht auch andere) Informationsverarbeitungsstrukturen eingeschrieben hat.
Wie wäre es denn mit der Godhead-Singularität als Lösung des Fermi-Paradoxons? Die selbe Story, die grade die Menschheit erlebt, durchlaufen auch andere Spezies. Immer wieder und überall. Das bedeutet "nur" Folgendes: Das wahre Zeitalter interstellarer Reisen sieht nicht aus wie Star-Trek, sondern so, das postmenschliche "Geistwesen" in transzendierter Form durch die Grundstruktur des Alls selbst wabern. Leute mit Raumschiffen kommen nicht so weit, dass sie von ihren Nachbarn bemerkt werden können, die Transzendierten sind mit den Mitteln einer Zivilisation unserer Tage nicht erkennbar - die Folge: Wir gucken ins All und sehen nichts.
« Letzte Änderung: 17.08.2014 | 10:42 von Waldviech »
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