Autor Thema: Hateful 8  (Gelesen 2491 mal)

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Offline Ludovico

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Hateful 8
« am: 5.02.2016 | 12:03 »
Ich war noch nicht drin. Wie ist er?

Bangrim

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Re: Hateful 8
« Antwort #1 am: 5.02.2016 | 12:32 »
Ich fand ihn klasse. Blutig, gute Dialoge und einfach sehr gut inszeniert. Hab den Film im Rahmen der Tarantino Nacht im lokalen Kino gesehen (für insg. 17€) und der Film war im Vergleich mit den anderen Filmen (Reservoir Dogs und Pulp Fiction) absolut ebenbürtig.

Gerade wenn man Reservoir Dogs mag sollte man sich den Film unbedingt angucken, vorzugsweise in der längeren 70mm Fassung.

Offline Weltengeist

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Re: Hateful 8
« Antwort #2 am: 5.02.2016 | 12:38 »
Mir hat der Film dagegen gezeigt, dass es mit mir und Tarantino in diesem Leben nix mehr werden wird... ;)
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Re: Hateful 8
« Antwort #3 am: 5.02.2016 | 18:16 »
Mir hat der Film dagegen gezeigt, dass es mit mir und Tarantino in diesem Leben nix mehr werden wird... ;)

Ging mir auch so. Ich mag diese "Guckt mal, wie krass ich jetzt bin!"-Momente nicht.

Aber der Film war kurzweilig. Dem hat man seine 3 Stunden nicht angemerkt, fand ich. Selbst wenn ich die Entwicklung teilweise recht ärgerlich fand und ein paar Sachen nicht wirklich rund waren.

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Offline Weltengeist

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Re: Hateful 8
« Antwort #4 am: 5.02.2016 | 19:16 »
Ging mir auch so. Ich mag diese "Guckt mal, wie krass ich jetzt bin!"-Momente nicht.

Aber der Film war kurzweilig. Dem hat man seine 3 Stunden nicht angemerkt, fand ich. Selbst wenn ich die Entwicklung teilweise recht ärgerlich fand und ein paar Sachen nicht wirklich rund waren.

Kann ich alles genau so unterschreiben. Gelangweilt habe ich mich auch nicht, nur geärgert über haufenweise Logikfehler, eine lahme Auflösung und Gewaltsorgien nur um der Gewaltorgien willen. Was vor allem deshalb schade ist, weil man aus den vorhandenen Ansätzen (closed room, 8 coole Gesellen mit Geheimnissen, düstere Geheimnisse aus der Vorgeschichte) auch einen Film hätte machen können, den ich hätte lieben können. Aber dazu hätte man dem Zuschauer dann doch etwas mehr Grips zutrauen müssen.
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Offline Urias

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Re: Hateful 8
« Antwort #5 am: 7.02.2016 | 23:49 »
Hab ihn am Freitag gesehen und mich hat er nicht grad vom Hocker gehauen. Aber ich war auch von den letzten zwei Filmen von Tarantino nicht so begeistert.

Das Positive mal vorweg: Der Film bringt den Temperaturunterschied total gut zur Geltung. Is jetzt vielleicht echt marginal aber ich finde man merkt richtig wie verdammt kalt es draußen ist und hat dagegen den warmen Kontrast in der Hütte. Das springt über.

Negativ fand ich mehrere Sachen. Erstmal wiederholen sich gewisse Gags einfach zu oft, sei es nun Ereignisse (zB das Zunageln der Tür jedes mal aufs Neue) oder Gespräche ("Abraham Lincoln?" - "Yeah" - "The president of the united states" blablabla). Desweiteren fand ichs irgendwie unangenehm, dass die einzige Frau, die ne größere Rolle spielt eigentlich permanent misshandelt wird nur um danach in ner ärgstens libidinös aufgeladenen Szene von den zwei Typen erhängt zu werden. Aber joa, möglicherweise bin ich da überempfindlich.

Gelangweilt hat er mich aber im Gegensatz zu meinen Vorrednern garnicht. Aber auch nicth gehyped. Es war eigentlich permanent dieses Gefühl von "Joa, ich guck halt nen Film und die Zeit vergeht." Also relativ neutral.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Hateful 8
« Antwort #6 am: 7.02.2016 | 23:55 »
Selbst wenn ich die Entwicklung teilweise recht ärgerlich fand und ein paar Sachen nicht wirklich rund waren.

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Offline Bad Horse

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Re: Hateful 8
« Antwort #7 am: 8.02.2016 | 00:01 »
Das Positive mal vorweg: Der Film bringt den Temperaturunterschied total gut zur Geltung. Is jetzt vielleicht echt marginal aber ich finde man merkt richtig wie verdammt kalt es draußen ist und hat dagegen den warmen Kontrast in der Hütte. Das springt über.
Fand ich merkwürdigerweise überhaupt nicht. Aber ich hatte eine Woche vorher The Revenant gesehen.
Außerdem: In der Szene, in der der brillentrangende Kutscher aus der Eiseskälte ins den verhältnismäßigen Raum kam, lief er schnurstraks auf die Decke zu. Als Brillenträger kann ich dir sagen: Wenn du aus der Kälte ins Warme kommst, beschlägt die Brille - entweder du nimmst sie ab oder du siehst nichts mehr. Das war einer dieser "Näää"-Momente.

Zitat
Desweiteren fand ichs irgendwie unangenehm, dass die einzige Frau, die ne größere Rolle spielt eigentlich permanent misshandelt wird nur um danach in ner ärgstens libidinös aufgeladenen Szene von den zwei Typen erhängt zu werden. Aber joa, möglicherweise bin ich da überempfindlich.
Ich fand das auch unangenehm. Das gröhlige Lachen jedes Mal aus dem Publikum, wenn sie eine gedonnert bekommt, fand ich allerdings noch unangenehmer.  :P
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Chiungalla

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Re: Hateful 8
« Antwort #8 am: 17.02.2016 | 13:58 »
Vintage Tarantino und damit Geschmackssache.
Ich fand ihn sehr kurzweilig und unterhaltsam. Aber er lebt für mich zu sehr von der Story und der Spannung, als das man ihn sich noch oft angucken könnte.

Online Jiba

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Re: Hateful 8
« Antwort #9 am: 20.02.2016 | 09:59 »
Ich werde das Gefühl nicht los, dass Tarantino was anderes damit vorhatte und den Film massiv umgebaut hat, nachdem das Original-Skript geleakt ist.

Ich muss sagen: Ich fand den Film wahnsinnig stark... bis die Leute anfangen aufeinander zu schießen. Ab dann wird es einfach nur grafischer Gewalteffekt. Und das zieht bei mir nicht. Die Figuren haben alles mitgebracht, um eine intelligente Story über Verrat, Loyalität, Vorurteile, etc. zu erzählen.

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Andererseits: Vielleicht ist auch gerade das Tarantinos Botschaft: Guckt mal, das sind alles komplexe Figuren... hah, habt ihr auch nur gedacht! In Wirklichkeit sind das alles so brutale und selbstbezogene Tiere wie alle anderen auch. Wer angeschossen wird, schießt zurück. Fressen und gefressen werden.

Alles in allem: Mein Lieblingstarantino wird es nicht. Bei "Django" war das letzte Drittel überflüssig. Bei "Hateful 8" ebenfalls. Gott, Tarantino. Krieg deine Enden auf die Reihe! Zum Vergleich: Meine Lieblings-Tarantinos sind klar "Pulp Fiction" und "Kill Bill".
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Re: Hateful 8
« Antwort #10 am: 20.02.2016 | 10:04 »
Echt? Kill Bill? Den fand ich wiederum extrem platt. Dass Tarantinos Filme immer auch Hommagen sind, ist völlig ok. Einen Film aber auf diese Eigenschaft zu reduzieren, finde ich reichlich mau.

Aber ja, generell ist Tarantino dort stark, wo er sich nicht auf Visualisierung von Gewaltanwendung beschränkt.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

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Re: Hateful 8
« Antwort #11 am: 20.02.2016 | 10:04 »
Ich muss sagen: Ich fand den Film wahnsinnig stark... bis die Leute anfangen aufeinander zu schießen. Ab dann wird es einfach nur grafischer Gewalteffekt. Und das zieht bei mir nicht. Die Figuren haben alles mitgebracht, um eine intelligente Story über Verrat, Loyalität, Vorurteile, etc. zu erzählen.

Damit hast du es für mich auf den Punkt gebracht. Danke. :d

Für mich hatte das was von "Matrix" - da war das Potential für was richtig Großes, aber am Ende ersäuft man es mit der dümmstmöglichen Erklärung in Special Effects. Schade drum.
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Re: Hateful 8
« Antwort #12 am: 20.02.2016 | 14:51 »
Mich konnte der Film ebenfalls nicht überzeugen. Auch wenn ich mit der Gewalt kein Problem hatte. Thematisch und von Seite der Darsteller machte er nahezu alles richtig, aber für mich fehlte der flow. Ich wurde nicht in die Handlung hingezogen und so ließ mich die schlussendliche Entwicklung auch irgendwie kalt. Leider.
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Re: Hateful 8
« Antwort #13 am: 20.02.2016 | 14:58 »
Guckt mal, das sind alles komplexe Figuren... hah, habt ihr auch nur gedacht! In Wirklichkeit sind das alles so brutale und selbstbezogene Tiere wie alle anderen auch.

Nein, das habe ich bei dem Film nie gedacht. Ich hatte nie den Eindruck, dass die Charaktere irgendwie mehr sind als brutale, selbstbezogene und amüsant-geschwätzige Killer.
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Re: Hateful 8
« Antwort #14 am: 20.02.2016 | 15:17 »
Nein, das habe ich bei dem Film nie gedacht. Ich hatte nie den Eindruck, dass die Charaktere irgendwie mehr sind als brutale, selbstbezogene und amüsant-geschwätzige Killer.

Mir ging's ähnlich, und deshalb war das für mich auch der erste Tarantino überhaupt, der mich so gar nicht gut unterhalten hat. Vielleicht war er gar nicht so schlecht, mal im weitesten Sinne künstlerisch betrachtet. Stellt man ihn in eine Reihe mit "Inglorious Basterds" und "Django Unchained" dann hat man schon den Eindruck, dass Tarantino sich hier selbst in interessanter Weise selbst kommentiert. Die beiden Vorgänger waren Rache-Katharsis-Filme, in denen die extreme Gewalt zwar nicht unbedingt gerechtfertigt, aber doch irgendwie verhältnismäßig war. Ob es moralisch "richtig" wäre, ein Kino voller Nazis niederzubrennen, darüber kann man sich sicher streiten, aber das Ganze hat eine gewisse Folgerichtigkeit ... natürlich macht es das für die Zuschauer dann auch leichter verdaulich. Von daher: Ja, vielleicht waren die Vorgängerfilme bequemer. Sie waren aber für mein Gefühl auch etwas vielschichtiger, weil man sich da noch ganz gut ambivalent positionieren konnte/musste - gerade bei den Basterds mit dem von Christoph Waltz verkörperten "Hochkultur-Nazi", der ja durchaus einen Haufen Identifikationsangebote an das Bildungsbürgertum liefert, das Tarantino inzwischen goutiert ... und trotzdem kann man dann am Ende Häme empfinden, wenn er sein Fett wegkriegt (finde ich).

Bei "Hateful 8" habe ich tatsächlich zum Ende nur noch tiefste Abscheu gegen alle Figuren empfunden. Klar gab es auch hier eine grausige Verhältnismäßigkeit der Gewalt - die Räuberbande massakriert alles und jeden, was ihnen in den Weg kommt, und die Vertreter des "Gesetzes" (also die Kopfgeldjäger und das widerwärtige Sheriff-Rassistenschwein, das einfach jeder beliebigen Autoritätsfigur mit einem feisten Grinsen im Gesicht nachläuft) verüben sadistische Gerechtigkeit (und misshandeln nebenher ihre Gefangene so beiläufig und brutal, dass der Film sich teilweise wie eine Dauervergewaltigung anfühlt ...). Die Verhältnismäßigkeit ist die, dass halt alle Vertreter staatlicher und bandenförmiger Gewalt miese Drecksäcke sind. Und zwischen die Fronten kommen die "einfachen Leute", die in der kurzen Rückblende gegen Ende ja geradezu übertrieben sympathisch gezeichnet werden.

Vielleicht wollte Tarantino also sagen: "Guckt mal, ihr habt wahrscheinlich durchaus mehr als klammheimliche Freude empfunden, als in den letzten Filmen Nazis und Sklavenhalter niedergemetzelt wurden; ist schon okay, war bei mir nicht anders. Aber jetzt mache ich mal einen Film, wo die Figuren im Film zwar am Ende sadistische Häme über das Schicksal ihrer Gegner empfinden können, ihr aber nicht mitgehen könnt. Einfach, weil man das auch mal fühlen muss."

Schön und gut, aber irgendwie hat sich der Film für mich dann auch darin erschöpft. Das war dann reine Quälerei für mich. Dazu kommt, dass ich die erste Hälfte auch nicht besonders mochte. Klar, da waren wieder ein paar schlaue Dialoge, aber letztlich waren die Figuren durch die Bank einfach nur selbstgefällig, und das ganze ist ins geschwätzige gekippt. Die lustigen und durchaus auch dramaturgisch schlauen Brüche, die in "Basterds" und "Unchained" so perfekt gesetzt waren (ich denke da z.B. an die Kneipenszene in Basterds: "Ja, warum richten sie eine Waffe auf meine Eier?"), haben mir irgendwie gefehlt. Mit kam das vor, als müsste ich jetzt mein Gemüse Essen, in dem ich zusehe, wie ganz, ganz langsam die Konfliktlinien gezogen und wieder neu gezogen werden, damit in der zweiten Filmhälfte alles auf allerlei Arten zusammenrasselt. Aber diese Hoffnung ist nicht belohnt worden - eigentlich hat keiner der vorher lang ausgebreiteten Konflikte zwischen den verschiedenen Figuren noch irgendeine Rolle gespielt, als das Gemetzel losging ...

Außerdem kann ich's nicht sehen, wenn die Leute in Filmen Blut kotzen. Zumindest nicht in solchen Mengen. Ich bin echt nicht zimperlich, aber das ist komischerweise einer meiner Trigger für Hinterher-nicht-schlafen-können. Okay, das konnte Tarantino nicht wissen, sonst hätte er vielleicht Rücksicht darauf genommen ...

Offline Don-Lope

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Re: Hateful 8
« Antwort #15 am: 22.02.2016 | 18:18 »
Ich muss leider auch sagen, ich war eher enttäucht.
Mir war bei Tarantino klar, dass man viel: Männer die sich über selsame Dinge unterhalten" bekommt. Das kann ja auch unterhaltsam sein.
Doch bei den ganzen guten Schauspielern und dem Ausbau mit der einsamen Hütte, dem Sturm und den Vorbereitungen, dass man nicht im Schnee verloren geht, hatte ich irgendwie erwartet das es spannend wird.
Er war gut gefilmt, gut gespielt und hatte unterhaltsame Dialoge, aber null Spannung. Das fand ich dann einfach schade.

Ucalegon

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Re: Hateful 8
« Antwort #16 am: 22.02.2016 | 19:00 »
Mich hat er gut unterhalten. Gerade im Vergleich zu Basterds, der mir zu nett war und Django, der mich besonders gegen Ende genervt hat, weil ich ihn zu langatmig fand. Da hatte ich bei der Laufzeit von Hateful 8 schon Ähnliches befürchtet, aber der ging irgendwie rum wie nichts. Die ausufernden Dialoge haben das wunderbar getragen.

Die Mischung aus witzig-bösartig-stylisch-fuck you! war für mich diesmal genau richtig. Und politisch aufgeladen war er ja auch.

Der Splatter-Grad hat mich positiv überrascht, meine Erwartung war - woher auch immer - dass Hateful 8 eher nicht so brutal wird. Domergue, die sich die Hirn-Stückchen ihres Bruders aus den Haaren zu pulen versucht, ist mir auf jeden Fall in Erinnerung geblieben.






Offline BobMorane

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Re: Hateful 8
« Antwort #17 am: 23.02.2016 | 12:00 »
Ich fand ihn leider auch nur mittelmäßig.
Ich habe einen Western erwartet und bekommen habe ich einen Film über 8 Typen die sich alle über ihren Hass/Vorurteile definieren, die in einer verschneiten Hütte aufeinander los gelassen werden.
Das der Film keine Sympathieträger hatte fand ich was störend, war beim Titel aber zu erwarten.
Die Null Spannung habe ich auch so erlebt.

Offline 1of3

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Re: Hateful 8
« Antwort #18 am: 24.02.2016 | 00:02 »
Wenn man vorher nicht weiß, was drin ist...

Der Film war hier ziemlich Tarantino und ziemlich großartig.