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[Erzählt mir von den] Trudvang Chronicles
NurgleHH:
Ich finde die Regeln einfach und gut Spielbar. Man hat einen Wert, addiert eventuell etwas dazu oder zieht etwas ab. Dieser Zielwert muss mit einem W20 gewürfelt bzw. unterwürfest werden. Ist eigentlich das gleiche System wie BRP D100. Aber das ist doch wirklich nur eine Geschmacksfrage. Ich mag dieses System ebenso wie das Überwürfen des Demonlord-Systems. Der Hintergrund ist gut, das System einfach und die Bücher genial gemacht (Ebenso wie Lex Occultum). Aber das System ist wirklich einfach konvertierbar in jedes andere System.
Weltengeist:
Ich muss zugeben, dass ich immer enttäuschter werde, je länger ich darin lese. Wahrscheinlich sollte man einfach nicht mit eigenen Erwartungen an so etwas herangehen...
Was also hatte ich mir erhofft? Ich hatte aus den Beschreibungen den Eindruck gewonnen, dass das hier ein gutes Einsteigerspiel für die Altersklasse meines Sohnes (11 Jahre) sein könnte: Klar umrissenes, märchenhaftes aber trotzdem "cooles" Setting; Bücher auf deutsch; nicht zu umfangreich; überschaubare Regeln. Leider habe ich davon wenig vorgefunden.
So hatte ich mir zunächst einmal ein Setting vorgestellt, das das märchenhafte der nordischen Sagen einfängt. Die Illustrationen schienen das zu bestätigen - die Darstellung von Trollen, Zwergen etc. scheinen ja direkt einem skandinavischen Märchenbuch entsprungen zu sein. Leider habe ich davon bisher nichts im Text wiederfinden können. Stattdessen geht es hier eher um Kämpfe und Schlachten. So werden alle Menschenvölker als kriegerische Kulturen beschrieben, von denen jede einen eigenen religiösen Grund hat, den anderen die Köpfe einzuschlagen. Und auch die Welt selbst hat mich bisher nicht wirklich begeistern können. Okay, es gibt Trolle und Goblins, hohe Berge und dunkle Wälder, aber die gibt es anderswo auch. Und das ewige Selbstgehype der Spielwelt im Text ("riesig", "voller Geheimnisse",...) wird nicht durch ein einziges Beispiel untermalt. Überhaupt hat das Setting im Grundregelwerk dermaßen wenig Fleisch auf den Knochen, dass ich jetzt nicht wüsste, was ich da spielen wollte, was ich nicht auch in - sagen wir mal - der Midgardwelt spielen könnte.
Auch als Einstieg ins Rollenspiel ist das Buch leider unbrauchbar. Ich muss schwer an mich halten, um hier nicht den Einstiegstext "Über das Rollenspiel" Wort für Wort wiederzugeben - er ist eine der schlechtesten Erklärungen des Hobbies, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Jemand, der nicht ohnehin schon weiß, was Rollenspiel ist, weiß es nach dem Lesen des Textes auch nicht. Neben guten Erklärungen fehlen hier auch Beispiele - ein Einsteiger ist an dieser Stelle eigentlich schon raus. Und mein Elfjähriger schon gleich zweimal - dafür sind die Texte viel zu verschwurbelt formuliert (oder übersetzt?), sowas liest der maximal bis zur zweiten Seite.
Bleiben noch die Regeln. Trudvang wird ja auf Drivethru unter "BRP-Spiele" gelistet, und Basic Roleplaying (z.B. Call of Cthulhu) ist tatsächlich recht gut für Anfänger geeignet. Das war der letzte Schubs, der mich motiviert hat, mir das Spiel doch mal anzusehen. Nur dass ich jetzt nach dem ersten Lesen keinen Schimmer habe, was an Trudvang BRP sein soll. Es verwendet W20 statt W100, andere Attribute und andere Fertigkeiten, komplett eigene Regeln zur Erstellung und für die Magie. Es gibt Spezialisierungen und Spezialisierungen von Spezialisierungen (da verstirbt gerade der letzte Rest meiner Hoffnung auf Einsteigerfreundlichkeit). Es gibt explodierende Würfel ausgerechnet beim Schaden (erfahrungsgemäß die sichere Methode, unerwartete Charaktertode zu provozieren). Ohne jetzt die Regeln selbst werten zu wollen, aber BRP ist das nicht.
tl;dr: Nicht von dem, was ich oben schreibe, ist per se schlecht. Für jemanden, der etwas anderes spielen will (insbesondere nordische Epen wie die Kalevala), mag es genau das richtige sein. Aber für das, was ich mir erhofft hatte, war es wohl ein grandioser Fehlgriff...
NurgleHH:
@Weltengeist: Ich habe das Gefühl, dass Du dich von den genialen Grafiken zum Kauf hast leiten lassen. Das Setting ist nicht nur Kampforientiert, da sehe ich deutlich mehr. Zum Beispiel kann ich nur das kleine Einstiegsabenteuer mit den Trollen anmerken. Aber ein wenig kämpfen ist doch ok...
Weltengeist:
--- Zitat von: NurgleHH am 26.04.2019 | 13:02 ---@Weltengeist: Ich habe das Gefühl, dass Du dich von den genialen Grafiken zum Kauf hast leiten lassen. Das Setting ist nicht nur Kampforientiert, da sehe ich deutlich mehr. Zum Beispiel kann ich nur das kleine Einstiegsabenteuer mit den Trollen anmerken. Aber ein wenig kämpfen ist doch ok...
--- Ende Zitat ---
Ich habe nichts gegen Kämpfe im Rollenspiel.
Aber in der Settingbeschreibung im GRW sehe ich ziemlich wenig anderes. Mag ja sein, dass es anderswo Publikationen zu Trudvang gibt, die diese Lücke schließen, aber die kenne ich noch nicht. Meine Kritik ist ja gerade, dass diese anderen Schwerpunkte im GRW gerade nicht durchscheinen.
Und was die Graphiken angeht: Natürlich spielen die beim Kauf eine Rolle. Natürlich erwarte ich, dass das Setting zur Stimmung der Bilder passt. Das Problem ist halt, dass das, was ich in der Settingbeschreibung lese (da geht es primär um Epik, um Religion und Pathos und Krieg), nicht wirklich zu diesen Graphiken passt.
NurgleHH:
Ich sehe es bei Trudvang eher so, dass hier sehr viele weiße Flecken im Regelwerk sind. Selbst das verlagseigene Produkt Lex Occultum hat weniger, da unsere Welt im 18. Jahrhundert viele Flecken füllt. Habe aber auch erst die drei deutschen TC-Bücher durch. Ich kann Deine Engine-Proplem nicht so ganz folgen, ist echt simple. Aber Ich mag das System (D100-Abklatsch mit D20), dafür kein FATE, FFW-Tausend-Würfel-System oder Savage World. Das ist eine Religionsfrage, glaube ich zumindestens.
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