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Wie mächtig sind Charaktere höherer Grade? (Setting, nicht Crunch)

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Boba Fett:
@Dabba: es geht nicht um Herrschaft, sondern um Status.
Abgesehen davon gehört zum Überleben des Charakters über 11 Grade hinweg auch mehr als nur die Fertigkeitbezogene Kompetenz. Die Charaktere haben auch irgendwo bewiesen, dass sie das gewisse Etwas besitzen, dass sie über den Otto-Normal-NSC hebt. Und sie haben innerhalb der 11 Grade Erfahrungen gemacht, sie haben Erlebnisse durchlebt.
Sie werden eben nicht mehr als Bauer oder normaler Bürger wahrgenommen...
Die Frage ist, wie sie wahrgenommen werden und wie man auf sie reagiert.

Wenn sie in eine Stadt kommen, wie reagiert die Stadtwache auf sie, wie reagiert der Wirt oder der Händler auf sie. Wie werden sie von denen eingeschätzt, die sie vielleicht berauben wollen - als leichte Beute oder macht man eher einen Bogen um sie...
Wie reagiert der Vogt auf Charaktere vom Grad 11 in einer Stadt, wie der Baron von Corinnis...

Und davon abhängig entwickelt sich ein Status und damit eine Position in der Gesellschaft und auch eine Ausgangsbasis von Inzeraktion.
Was wäre, wenn in einer Stadt durch ein Ereignis ein Machtvakuum entsteht - der Baron stirbt, wird ermordet. Würden die bestehenden Institutionen akzeptieren, dass die Charaktere eine Weile (bis offizielle Stellen einen neuen Anführer bestimmt haben) das Kommando ünernehmen, um den Mörder zu fassen und den Frieden zu wahren?
Und wenn, wäre das in einer größeren Gesellchaft auch der Fall und wenn nicht, wie sieht es in einer kleineren aus? Irgendwo stehen die Charaktere doch.
Mir ist klar, das vieles von den individuellen Rollen abhängig ist, aber letztendlich sind viele Charaktere sich ähnlich in wesentlichen Ausprägungen - wo ist also der Status eines Charakters in Grad 11

nobody@home:
"Irgendwo stehen die Charaktere doch." Tja -- zumindest nach den Untertönen in Midgard 3 (lange her, aber mein Interesse am System ist halt nach einiger Zeit erloschen) gehören sie irgendwie immer doch zum allgemeinen "Abenteurergesocks". Deswegen haben nie eine wirklich professionelle Berufsausbildung genossen, können nur "Abenteurerzauberei" lernen, und wenn die Würfel mal eine adlige Abstammung hergeben, gilt (O-Ton Midgard -- Das Fantasy-Rollenspiel S. 18): "Sie gehören auf jeden Fall zu einer verarmten oder in Ungnade gefallenen Familie oder sind aufgrund persönlichen Fehlverhaltens verbannt worden. Warum sollten sie sonst in einer gemischten Gesellschaft auf Abenteuer ausziehen?"

Spielerkleinhalten ist eben nicht nur was für DSA. :P

dabba:
Das hat für mich weniger mit Spieler kleinhalten zu tun als mit Plausibilität. Ein aktiver Herrscher oder eine reicher Adeliger hat normalerweise keine Zeit und keine Motivation, durch die Welt auf Abenteuer zu ziehen - und zu viel zu verlieren. Bei Systemen, die in der echten Welt spielen (oder einer angelehnten, wie Shadowrun), spielt man normalerweise kein Mitglied der Chefetage eines Konzerns als Abenteurer. Derjenige hat a) wenig Motivation, als Söldner zu arbeiten und b) zu viel zu verlieren.

Zumindest die offiziellen Abenteuer gehen davon aus, dass die Abenteurer Abenteurer bleiben möchten und nicht in die große Politik streben und/oder Sesshaftigkeit streben. Natürlich machen sich die Helden irgendwann einen Namen, sowohl beim Volk als auch bei den Großen der Welt. Ob sie allerdings deshalb Ausflüge in die Welt der Politik unternehmen können oder sollten, ist eine anderes Thema. Für Fragen bitte z. B. an Jeanne d'Arc wenden. ;)

Sollten die Abenteurer sich als Politiker betätigen (dazu gehört auch die vorübergehende Übernahme der Führung einer Stadt), würden wir kein typisches Fantasy-Rollenspiel mehr spielen, sondern müssten auf einmal in-time ganz andere Themengebiete beackern. Kann man machen - aber wird halt von den Regeln so nicht vorgesehen.
Zumal sich da mir in einer Welt wie Midgard auch erst mal die Frage stellen würde: Wieso sollen die Abenteurer an die Macht kommen, wenn ein Baron stirbt? Und nicht ein "legitimerer" Nachfolger - sei es der Cousin des Barons oder ein anderer der Adelsfamilie?

Daher kam mein Fußballspieler-Vergleich: Spitzensportler populärer Sportarten sind ein wenig die "Helden" der echten Welt. So ein Nationalkicker genießt viel Prominenz beim Volk, mehr als so mancher mächtiger Politiker. Natürlich macht die Bundeskanzlerin deshalb gerne Selfies mit den Nationalspielern - aber trotzdem nimmt sie die Spieler vermutlich quasi als "Sportlergesocks" war. Ich denke, so ähnlich wird der Baron von Corrinis auch auf einen hochgradigen Abenteurer reagieren: Respektvoll, aber nicht auf Augenhöhe.

Pyromancer:

--- Zitat von: nobody@home am 25.03.2017 | 22:54 ---"Irgendwo stehen die Charaktere doch." Tja -- zumindest nach den Untertönen in Midgard 3 (lange her, aber mein Interesse am System ist halt nach einiger Zeit erloschen) gehören sie irgendwie immer doch zum allgemeinen "Abenteurergesocks". Deswegen haben nie eine wirklich professionelle Berufsausbildung genossen, können nur "Abenteurerzauberei" lernen, und wenn die Würfel mal eine adlige Abstammung hergeben, gilt (O-Ton Midgard -- Das Fantasy-Rollenspiel S. 18): "Sie gehören auf jeden Fall zu einer verarmten oder in Ungnade gefallenen Familie oder sind aufgrund persönlichen Fehlverhaltens verbannt worden. Warum sollten sie sonst in einer gemischten Gesellschaft auf Abenteuer ausziehen?"

Spielerkleinhalten ist eben nicht nur was für DSA. :P

--- Ende Zitat ---

In "Barbarenwut und Ritterehre" (das war doch M3?) sind Regeln, nach denen sich die SCs Burgen und Festungsanlagen bauen können, komplett mit Arbeitsaufwand, Baukosten, Bauzeiten, etc.
Da ging man wohl davon aus, dass die SCs am Anfang ihrer Abenteurerkarriere verarmt oder in Ungnade gefallen sind, sich aber später wieder hocharbeiten und zu Macht und Reichtum kommen.

nobody@home:
Na, jedenfalls ist bei Midgard rein regeltechnisch kein großer sozialer Aufstieg vorgesehen. Keine Ränge in sozialem Status, die man mit Charakterpunkten kaufen könnte, und nicht mal wie in alten (A)D&D-Tagen eine "ab Stufe X kannst du dich niederlassen und ganz offiziell zu einer örtlichen Respektsperson werden"-Regelung. Bestenfalls kann man seine Werte in Beredsamkeit und Menschenkenntnis steigern, um nicht über ganz so viele Fallstricke zu stolpern, wenn man doch mal bei Hofe o.ä. vorstellig werden muß.

Als Midgard-Abenteurer fange ich halt als niemand besonderes an, und wenn ich daran etwas ändern will, muß ich das im Spiel an den Regeln vorbei tun. Damit sind dann auch "persönliche Macht" (Grad, Kampfwerte, gemeisterte Zauber u.ä.) einer- und "Stellung und Einfluß" andererseits praktisch entkoppelt.

Nebenbei:


--- Zitat von: dabba am 26.03.2017 | 11:01 ---Das hat für mich weniger mit Spieler kleinhalten zu tun als mit Plausibilität. Ein aktiver Herrscher oder eine reicher Adeliger hat normalerweise keine Zeit und keine Motivation, durch die Welt auf Abenteuer zu ziehen - und zu viel zu verlieren. Bei Systemen, die in der echten Welt spielen (oder einer angelehnten, wie Shadowrun), spielt man normalerweise kein Mitglied der Chefetage eines Konzerns als Abenteurer. Derjenige hat a) wenig Motivation, als Söldner zu arbeiten und b) zu viel zu verlieren.
--- Ende Zitat ---

Umgekehrt wird 'n Schuh draus: gerade, wenn ich reich und angesehen bin, habe ich am ehesten die Mittel, die Trainings- und Vorbereitungsmöglichkeiten und die Freizeit, mich auch mal in Abenteuer zu stürzen. Wenn ich als einfacher Bauer oder Handwerker meinem Acker und meinem Fürsten (bzw. meiner Werkstatt und Gilde) mal eben sagen wollte "tschö, ich geh' jetzt mal kurz die Welt entdecken", sähe ich wesentlich eher geküßt aus.

Und Nachtrag, weil gerade während des Schreibens dazugekommen:


--- Zitat von: Pyromancer am 26.03.2017 | 11:21 ---In "Barbarenwut und Ritterehre" (das war doch M3?) sind Regeln, nach denen sich die SCs Burgen und Festungsanlagen bauen können, komplett mit Arbeitsaufwand, Baukosten, Bauzeiten, etc.
Da ging man wohl davon aus, dass die SCs am Anfang ihrer Abenteurerkarriere verarmt oder in Ungnade gefallen sind, sich aber später wieder hocharbeiten und zu Macht und Reichtum kommen.

--- Ende Zitat ---

Kann jetzt sein oder nicht. Persönlich höre ich von diesem Zusatzband (oder was auch immer) heute zum allerersten Mal -- ja, so was gibt's ;) --, also habe ich ihn auch nicht berücksichtigt.

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