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System Matters: Welche Settings besitzen das falsche Regelsystem?
Weltengeist:
Drei Beispiele für mMn unpassende Regeln fallen mir sofort ein:
* WH40K (wie oben schon erwähnt): Space Marines & Co. mit derart lächerlichen Erfolgswahrscheinlichkeiten für alltäglichsten Kram sind einfach ein Witz.
* Runequest für Sword & Sorcery: Keine Ahnung, wieso es sich lange Zeit festgesetzt hat, ausgerechnet mit einem der gefährlichsten Systeme Sword & Sorcery spielen zu wollen, aber die klassischen Geschichten des Genres leben nicht eben davon, dass der Held möglichst die meisten Kämpfe vermeidet oder falls nicht ständig einen Arm oder ein Bein verliert. Ich mag Runequest, aber zu den ganzen S&S-Settings dafür (Lankhmar, Stormbringer, Xoth,...) passt es für mich nicht.
* D&D für Iron Kingdoms: D&D mag ja manches können, aber Steampunk? Ganz viele Archetypen des Genres - gerade die ganzen Tüftler, Wissenschaftler usw. - lassen sich mit den Regeln schlicht nicht abbilden.Übrigens mag ich die jeweiligen Regelwerke durchaus, nur halt nicht in den Settings.
Little Indian #5:
--- Zitat von: alexandro am 23.04.2017 | 14:51 ---DC Heroes - Ein Fall, wo ich das System total klasse finde, es für das mitgelieferte Setting (Superhelden) aber komplett ungeeignet halte. Für Superhelden gibt es einige Alternativen (allen voran Marvel Heroic), das System von DC Heroes wäre imo sehr gut für ein SciFi-Setting mit Space-Opera-Einflüssen geeignet.
--- Ende Zitat ---
Ich habe mir ja vorgenommen, mich über Beiträge hier im Forum nicht (mehr) aufzuregen, aber das ist eine der krassesten Fehleinschätzungen, die ich hier jemals gelesen habe.
Ich habe eine lange Superhelden-Kampagne mit dem MEGS (Mayfair Exponential Gaming System), das DC Heroes zugrunde liegt, gespielt und kann mir kaum ein System vorstellen, das besser dazu geeignet wäre, Superhelden-Action abzubilden:
Gerade weil das MEGS eine exponentielle Progression der Werte und damit Kompetenzen enthält (ein Wert von 4 ist somit nicht doppelt so gut wie ein Wert von 2, sondern viermal), kann es krass unterschiedliche Machtstufen (z.B. bei einem Kampf Superman gegen den Riddler) in einer überschaubaren Breite an Attributs- und Fertigkeitswerten viel besser abbilden als Systeme mit einer linearen Progression. Auch die universelle Tabelle, die es erlaubt, jedem Wert eine bestimmte Maßeinheit an Gewicht/Entfernung/Geschwindigkeit usw. zuzuordnen, ist für ein Superheldensystem, das (so wie ich es verwendet habe) schnelle, unkomplizierte Action darstellen soll, ideal. Zusätlich gibt es "explodierende" Würfelerghebnisse (bei eiem Pasch darf weitergewürfelt werden), was Aktionen erklärt, die Erfolg haben obwohl dies eigentlich unmöglich sein müsste (auch etwas, das in Superheldengeschichten gut passt). Schließlich kann man Hero Points einsetzen, um das Geschehen zu beeinflussen usw. Alles ideal für ein Superheldenrollenspiel.
Natürlich hat das MEGS auch seine Schwächen. Subtile Unterschiede in den Fähigkeiten von Charakteren auf ähnlichem Kompetenzniveau lassen sich damit schwer bis gar nicht darstellen und das Fertigkeitssystem wird auch eher stiefmütterlich behandelt. Deshalb finde ich dieses System für Space Opera sogar eher ungeeignet. Es hat vermutlich schon seinen Grund, dass dieses Regelsystem bisher ausschließlich für Superheldensettings (DC Heroes, Underground, Blood of Heroes) verwendet wurde.
*end of rant*
nobody@home:
--- Zitat von: Weltengeist am 27.04.2017 | 06:30 ---
* Runequest für Sword & Sorcery: Keine Ahnung, wieso es sich lange Zeit festgesetzt hat, ausgerechnet mit einem der gefährlichsten Systeme Sword & Sorcery spielen zu wollen, aber die klassischen Geschichten des Genres leben nicht eben davon, dass der Held möglichst die meisten Kämpfe vermeidet oder falls nicht ständig einen Arm oder ein Bein verliert. Ich mag Runequest, aber zu den ganzen S&S-Settings dafür (Lankhmar, Stormbringer, Xoth,...) passt es für mich nicht.
--- Ende Zitat ---
Ich denke, das hat zwei Gründe:
-- Erstens ist S&S ein durchaus gefährliches Genre für viele Einwohner seiner Welten. Da muß nur mal ein muskelbepackter Barbar so richtig in Wut geraten und schon fliegen die Körperteile. ;) Es stimmt zwar auch, daß die Protagonisten da in der Regel keine ernsten bleibenden Verletzungen davontragen, aber das liegt (a) gerne an ihrer klar als überdurchschnittlich beschriebenen Kompetenz und (b) eben an ihrem Status als Hauptpersonen.
-- Und zweitens ist das Zero-to-Hero-Modell der Charakterentwicklung immer noch ziemlich fest im Hobby verankert und war es gerade zu Anfangszeiten wenn überhaupt noch fester. Es hat schon immer Leute gegeben, die gegen Ideen wie "eigentlich könnten wir die SC gleich stärker anfangen lassen" oder "warum geben wir unseren SC nicht etwas Plotrüstung, damit sie besser so funktionieren können wie in den Geschichten auch?" mit Argumenten wie "das wär' aber nicht ehrlich verdient!" und "igitt, Metagaming!" regelrecht Sturm gelaufen sind...also hat's auch immer schon Leute gegeben, die es für eine gute Idee halten, wenn Spieler-Conan als zartes Barbärchen anfangen und sich seine zukünftigen stählernen Muckis und panthergleichen Reflexe erst mal über ein paar Monate realer Spielzeit hart und natürlich unter dem ständigen Risiko eines plötzlichen gewaltsamen Ablebens oder einer vergleichbaren Verkrüppelung erarbeiten muß, und früher wahrscheinlich eher noch mehr als heute. Zu diesem ganz speziellen...nennen wir ihn ruhig "Iron Man"-Modus, wohlgemerkt nach dem Herausforderungsniveau, nicht nach gewissen Comichelden...paßt Runequest dann mMn tatsächlich ganz gut.
Weltengeist:
Nur dass dieses Hochspielen bei Runequest viele Jahre dauert und auch bei echt hohen Werten noch schnell ein Arm ab ist... Das S&S-Gefühl, dass sich Conan durch eine halbe Piratenbesatzung kämpft, erreicht man bei RQ nie. Es bleibt eben immer realistisch, auch mit erfahrenen SC.
nobody@home:
--- Zitat von: Weltengeist am 27.04.2017 | 10:33 ---Nur dass dieses Hochspielen bei Runequest viele Jahre dauert und auch bei echt hohen Werten noch schnell ein Arm ab ist... Das S&S-Gefühl, dass sich Conan durch eine halbe Piratenbesatzung kämpft, erreicht man bei RQ nie. Es bleibt eben immer realistisch, auch mit erfahrenen SC.
--- Ende Zitat ---
Tja. Es gibt eben wohl Leute, die S&S aus welchem Grund auch immer für "realistisch" halten. ;)
Und natürlich ist die Idee, daß sich das System nach dem Spielstil richten soll anstatt umgekehrt, auch noch nicht so alt. Da kann schon mal nach guter (?) alter Regelhörigkeitstradition ein "wir spielen S&S mit Runequest, weil das qua Bauchgefühl besser paßt als die Alternativen, die wir kennen, und wo die beiden nicht zusammenpassen, soll sich die Gruppe halt nicht so haben" herauskommen.
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