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Wie reich sind Adelige?
Feuersänger:
Dann schau dir mal bitte meinen Link an. Da ist die von dir gepostete Liste neben anderen Quellen auch enthalten. Da wirst du schnell sehen, dass der bei dir genannte Wert von lausigen 6d für ein Schwert der absolute Ausreißer ist und keine andere Angabe auch nur entfeeeeeeeernt in die Nähe kommt. Angesichts der Vergleichsquellen halte ich diese Quelle schlicht für fehlerhaft. Oder wahlweise das "Schwert" für einen schwertähnlichen Eisenprügel um den Bewaffnungsanforderungen pro forma zu genügen, aber eine einsatzfähige Waffe ist zu diesem Preis nicht herstellbar.
Der Rote Baron:
Dann nimm dir "mal bitte" ( 8)) einen beliebigen anderen Gegenstand oder Ware (wie z.B. das Streitross). Auch das wäre nach heutigen Preismaßstäben so billig wie ein 15 Jahre alter Gebrauchtwagen.
Da nützt es auch nichts, einfach mal so nicht passende Angaben als "Fehler" zu deklarieren oder ob der Qualität Vermutungen anzustellen. Ein billiges Schwert hat einen Griff, einen Schneide und man kann damit kämpfen. Da steht nicht "Stück aus Eisen (unbearbeitet)".
Das Stichwort ist schlicht und ergreifend Unterkonsumption des (so nicht vorhandenden) Marktes und andere Preiskorrelationen, weil Lebensmittel eben ständig knapp sind. Und damit teuer.
Übrigens: Dein Link ist mein Link. Nur andere Adresse. Un d es handelt sich um dieselbe Liste. ;)
Feuersänger:
Deine Liste ist nicht meine Liste, deine Liste ist ein kleiner Bruchteil meiner Liste. Such mal in meiner Liste nach "sword". Und such meinetwegen auch nach "horse". Du findest da _mehrere_ _völlig_ _andere_ Preise als in deiner Quelle allein.
Und dass man bei mehreren vorliegenden Werten extreme Ausreißer nach oben oder unten ignoriert, das ist nicht "einfach mal so", sondern Standardprozedur in der Statistik.
Quaint:
Naja, ich finde die Folgerungen, dass Waffen so billig und Essen so teuer war auch etwas schwierig. Man hat halt auch anders gegessen.
Ich hab leider die genauen Quellen nichtmehr parat, also wird mir wahrscheinlich auch keiner glauben, aber dennoch:
Nahrungspreise, ca. 1300, pro "bushel" was ein Raummaß von etwa 35l ist
Gerste 4-6 Pfennig
Bohnen 2 1/2 bis 4 1/2 Pfennig
Erbsen 2 1/2 Pfennig
Hafer 3 bis 3 1/4 Pfennig
Roggen 3 1/4 bis 6 3/4 Pfennig
Weizen 7 1/2 bis 8 1/2 Pfennig konnte aber auch mal 30 sein in einer Hungersnot
in einer richtig schlimmen Hungersnot konnte das auch bis fast 150 gehen
Das waren so die Hauptnahrungsmittel. Es gibt die Faustregel, dass ein Mann etwa 300kg Getreide im Jahr brauchte, also vielleicht 12 Bushel (bei Weizen etwa hat man eine Schüttdichte von etwa 0,75kg pro Liter und dann also so 26 ungrad Kilo pro "bushel")
Eine Familie von 4 brauch dann etwa 48 Bushel (eigentlich brauchen kleine Kinder teils weniger und teils hatte man auch größere Familien, aber eben nur mal um einen Eindruck zu bekommen).
Wenn man bei den billigeren Getreiden bleibt kann man also teils mit 150 bis 200 Pfennig eine Familie das Jahr über ernähren. Was also machbar war - schon als "einfacher Arbeiter" konnte man ja bis zu 500 Pfennig im Jahr verdienen.
Und zu tierischer Nahrung hab ich z.B. auch solche Preise:
(England, ca. 14. Jhd.)
Kuh 72 Pfennig
Ochse ca. 160 Pfennig
80 Pfund Käse ca. 40 Pfennig
1 Pfund Käse ca. 0,5 Pfennig
Hühnchen halber Pfennig
Schwein 24 bis 36 Pfennig
Ergo, ein "Normalverdiener" zu 480d / Jahr hätte sich für jeden Tag des Jahres ein Hühnchen und ein Pfund Käse kaufen können, und dann doch nur ca. 2/3 seines Gehalts ausgegeben. Nicht 80-90%
Und selbst wenn der eine Familie zu ernähren hat, als Alleinverdiener, kann er, wenn man halt bei sowas wie Erbsen, Bohnen und Roggen bleibt, dazu vielleicht etwas Gemüse, mit der Hälfte bis zwei drittel seines Geldes für Nahrungsmittel hinkommen.
Und dann könnte man sich noch darüber streiten, ob 480d tatsächlich ein Normalverdiener waren. Ich glaube teils haben die Leute auch besser verdient, etwa wenn sie ne ordentliche Handwerksausbildung hatten und der Laden bissle lief, und auch Bauern, die genug fruchtbares Land hatten, und es gab keine Mißernte, waren da glaube oft noch besser dran.
Und so aus der Zeit Ende des Mittelalters / Anfang der Neuzeit kenne ich teilweise tatsächlich auch sehr billige Preise für Schwerter, aber das war dann einfache Massenware, so Stichwort "Bauernwehr" und co, oder halt bereits benutzt und abgenudelt. Selbst in der Zeit, als Schwerter billig waren, musste man für ne anständige Kriegswaffe eher 30d rechnen. Oder mehr.
Mal ein paar Waffenpreise die mir bei meinen Recherchen über den Weg liefen:
Haketon bis 120 Pfennig
(hat an der Stelle aber ein könig gekauft, man würde fast vermuten, dass es auch billigere Haketons gibt)
Schwert (eines niederen Adeligen) etwa 40 Pfennig
Langbogen etwa 80 Pfennig
Pfeil teilweise nur 1/8tel Pfennig, teilsweise bis zu 1 1/2 Pfennig
Große Armbrust 60 bis 84 Pfennig
Kleine Armbrust 36 bis 60 Pfennig
Panzerhemd ca. 160 Pfennig
Helm (Bascinet) ca. 25 Pfennig bis 120 Pfennig und mehr
Edit:
Um mal den Vergleich zu heute zu ziehen. In meinen Studententagen hatte ich und meine mittlerweile Frau wöchentlich für ca. 50 Euro eingekauft, in der Hauptsache Lebensmittel, und wir haben dabei auch darauf geachtet, billig einzukaufen (arme Studenten und so). Das heißt ca. 25 Euro pro Person pro Woche, oder eben dann für ne Familie von 4 ungefähr 100 Euro pro Woche. Das macht aufs Jahr so 5400 Euro ungefähr. Oder etwa die Hälfte des Einkommens eines ungelernten Arbeiters. Das ist ja, oh Schreck, ein ähnliches Verhältnis wie im Mittelalter. Wobei man sich halt mit den heutigen Sachen aus dem Supermarkt besser ernährt als 3 Tage die Woche Bohnensuppe, aber egal.
Und mal auf Waffen gerechnet. Sagen wir mal eine heutige einfache billige Waffe mit guter Wirkung, aber unterhalb einer Kriegswaffe wäre eine Schrotflinte. Soviel ich weiß kriegt man, wenn man welche haben darf, einfache Repetierflinten für etwa 500€
Das heißt, der Jahreslohn eines ungelernten Arbeiters entspricht vielleicht 20 Flinten.
Nehmen wir mal den einfachen Mittelalterarbeiter und nehmen als vergleichbare Waffe zur Selbstverteidigung eine "kleine" Armbrust, für sagen wir mal 40d (also unteres Ende des Preisspektrums).
Dann entspricht sein Jahreslohn 12 Armbrüsten.
Dann wären ja gefertigte Waren im Mittelalter sogar eher teurer gewesen!
Man könnte natürlich auch sagen, so eine Armbrust entspricht schon eher einem Sturmgewehr. Nun, klar kann man auf dem Schwarzmarkt in Bagdad auch eine Kalashnikov für 30 Dollar kriegen, aber wir wollen ja nicht mit Außreißern frotzeln. Ein westliches, neues Sturmgewehr ist eher so im Rahmen von 800 bis 1500 Euro. Daher würde das dann wieder Äquivalent ähnliche Preise andeuten.
Diese krass verzerrten Preise von denen der rote Baron spricht, kann ich aber so direkt nicht erkennen.
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