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Wie reich sind Adelige?
Tudor the Traveller:
--- Zitat von: Quaint am 14.06.2017 | 15:02 --- (auch wenn Gold natürlich dichter ist, also kleinere Münze bei gleichem Gewicht).
--- Ende Zitat ---
Die Dichte ist bei den Überlegungen sogar essenziell. Die Dichte von Gold ist ca. doppelt so groß wie von Silber. Einfache Vergleiche mit Euromünzen sind da mit Vorsicht zu genießen.
Feuersänger:
Das erinnert mich an eine frühere Diskussion hier zum gleichen Thema, in der einer unserer User - Namen brauch keine zu nennen - ums Verrecken nicht auf den Trichter gekommen ist, wie Münzen aus Gold und Silber den gleichen Durchmesser und das gleiche Gewicht haben können. xD
Feuersänger:
Hab mal einen früheren Thread zum Thema Wirtschaft in Fantasysettings ausgebuddelt:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,73239.0.html
Gleich im Eingangsbeitrag haben wir da einen Link zu einer englischen Preisliste aus dem 15. Jahrhundert.
http://www.amurgsval.org/feng-shui/prices.html
Anhand dieser möchte ich mal die Behauptungen des Roten Barons überprüfen. Wir picken uns also ein paar Preise heraus:
(1d wie denar = penny = 1/240 Pfund Silber)
1lb Brot - 0,5d
1 Huhn (lebendig) - 6d
1 Schwert 150d
Für die Löhne gewöhnlicher Arbeiter und Handwerker sind die Angaben leider sehr dünn gesät, aber im gleichen Zeitraum bekam z.B. ein Dachdeckergeselle etwa 3-4d/Tag.
Also ja, einerseits ist es richtig, dass ein Huhn mehr als einen Tageslohn kostete, statt wie heute weniger als eine halbe Stunde Mindestlohn. Aber natürlich sind diese Preise schwerlich mit denen unserer hochindustrialisierten Landwirtschaft zu vergleichen.
Andererseits aber sind eben z.B. Waffen nochmal deutlich teurer, und z.B. ein Schwert würde unseren Gesellen ca 4 Monatslöhne kosten, ist also für den einfachen Menschen völlig außer Reichweite.
Und eine Wochenration Nahrung ist eben vorne und hinten nicht so teuer wie ein Schwert. Aber da sind die D&D-Preislisten ja sowieso gar nicht so weit daneben, wenn man mal die "Trail Rations" tunlichst vermeidet.
Man vergleiche: 1 Langschwert = 15GP = 150SP; wir müssen also nur 1SP = 1d setzen (und ignorieren dass ein D&D-SP viermal so schwer ist wie ein Penny).
Und nun den Bogen zum eigentlichen Threadthema zu spannen:
In der gleichen historischen Preisliste wird übrigens das Einkommen eines Grafen mit 400-11000 Pfund Silber pro Jahr angegeben. Nehmen wir da mal 2000 Pfund als (geometrisches) Mittel, das sind also 480.000d. Mit obiger Gleichsetzung sind das also 48.000GP pro Jahr oder ca 130GP/Tag (jeden Tag). Allerdings sind Grafen (Earls) schon ziemlich weit oben in der Hackordnung.
winterknight:
Es gibt ein gutes Buch zu dem Thema
Jeden Penny wert
Der Rote Baron:
Ein Beispiel der Daten, auf die ich mich beziehe, sind:
Item Price Date
Cheap sword (peasant's) 6d 1340s
Pair of wheel-lock pistols,
with tools for them L2 16s mid 17th
Holsters for pistols 6d "
Wheel-lock carbine L1 10s "
Shoulder belt for carbine 1s "
Pair of flintlock pistols L2 5s "
Flintlock carbine L1 2s "
Mail 100s 12 cen
Ready-made Milanese armor L8 6s 8d 1441
Squire's armor L5-L6 16s 8d "
War Horse up to 50s 12 cen
War Horse up to L80 13 cen
Knight's 2 horses L10 1374
High-grade riding horse L10 13th cen
Draught horse 10s-20s 13th cen
Cow (good) 10s 12 cen(?)
Ox 13s 1.25d mid 14 cen
Sheep 1s 5d
2 Chickens 1d 14 cen
2 Dozen Eggs 1d "
Ein (billiges) Schwert kostet also 12 Dutzend Eier. Heute kostet ein Ei aus Freilandhaltung (Alsi Süd) 9,9 Cent. Das würde also "einfach so" umgerechtnet nur € 14,26 kosten! Eine Kuh wäre für € 11,80 zu erwerben. Selbst ein gutes Kriegspferd wäre für € 1900,80 zu haben. Und da handelt es sich um den Leo II des 14. Jahrhunderts!
Das kann natürlich nicht stimmen. Also schauen wir uns an, was man so verdient:
Profession Wage Date Source Page
Mercenaries:
knight banneret 4s/day 1316 [4] 78
knight 2s/day " " "
man-at-arms or squire 1s/day " " "
Laborer L2/year max c1300 [3] 29
Crown revenues (at peace) L30 000 c1300 " "
Barons per year L200-500+ c1300 " "
Earls per year L400-L11000 c1300 " "
Sergeant at Law (top lawyer) L300/year 1455 " 47
Master mason 4d/day 1351 [2] 24
Master carpenter 3d/day " " "
Chantry priest per year L4 13s 4d 1379 [2] 24
Squires per annum 13s 4d-L1 14 cen [1] 116-117
Carters, porters, falconers 5s-8s 8d 14 cen [1] 116-117
grooms, messengers per year
Kitchen servants 2s-4s/year 14 cen [1] 116-117
Boys and pages 1s-6s/year 14 cen [1] 116-117
Wardens of London Bridges L10/year 1382 [2] 128
Ein Arbeiter im Jahre 1300 verdient im Jahr 2 Pfund oder 480 Pence oder mechanisch umgerechnet € 103,68 (nach Eierpreis). Ein billiges Schwert wäre als für ihn durchaus erschwinglich - müsste er nicht unverhältnismaßig hohe (für uns heute) Preise für Nahrungsmittel bezahlen.
Ich bleibe also dabei. Die Preise für Nahrungsmittel waren es, die damals den Hauptanteil der Ausgaben ausmachten (so 80-90% der Ausgaben). Waffen waren nicht wegen ihres "hohen Preises" unerschwinglich, sondern eher (für uns heute) günstig.
Das liegt aber an den Unterkonsumptionsmöglichkeiten - der Großteil der Bevölkerung hatte gar kein Geld dafür übrig.
Nehem wir mechanisch an, dass ein ungelrnter Arbeiter heute im Jahr € 10.368 zur Verfügung hat (alleinstehend, ungelernt, Netto), dann würde das Ei in Aldi Mittelalter € 99 kosten, um die Preis-Arbeitskraft-Relation wie im Jahre 1300 darzustellen!
"Mama, machst du mir ein Spiegelei?" - "ICH GLAUB ES HACKT!"
Natürlich muss man beachten: Viele Eier legten die Hühner (so man welche hatte) umsonst. daher ist es immer schwer zu vergleichen, was ein Ei tatsächlich wert ist, denn man eine kapitalistische Marktwirtschaft mit einer feudalen Selbstversorgerwirtschaft vergleich.
Aber ich bleibe dabei: Ein Schwert: 10 GM, eine Eiserne Tagesration:5 SM (LL-Regelwerk) - jau, kommt hin!
P.S.: Quelle - http://faculty.goucher.edu/eng240/medieval_prices.html
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