Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth
[SoA 1. Akt] Tot & begraben - Fr., 16.09.1927
Der Läuterer:
IM WOHNZIMMER
Blumberg geht vom Klavier weg und wendet sich Agathe zu. Er verbeugt sich tief, ergreift Deine Hand und haucht Dir einen Handkuss auf Deinen Handrücken.
"En chantée, Gnädigste. Zu Ihren Diensten."
"Um auf Ihre Frage zu antworten, ich biete jedermann Paroli, der nicht meine Meinung teilt."
"Der Pastor ist ein eigenartiger und bemitleidenswerter Kauz. Er ist ein zutiefst verbitterter und ein am Leben verzweifelter Mann."
"Er ist nach seinen kirchlichen Weihen nach Afrika gegangen und hat in Deutsch Ost-Afrika eine Mission geleitet. Der Name des Dorfes sagt Ihnen sicherlich nichts - Usumbura. Dort gab es den Militärposten Marienheim, der 1889 aus dem Boden gestampft wurde. Er war Standort der 9. Kompanie der Schutztruppe."
Blumberg schaut Dich interessiert an.
"Die Frage ist nur natürlich. Sie müssen sich nicht Ihrer Neugierde schämen, Gnädigste."
"Nun der Herr Pastor legte sich wohl beim Missionieren mit dem falschen Häuptling an. Und der wollte wohl nicht, dass seine Leute sich in Missionarsstellung einem Weissen unterwerfen."
"Verzeihen Sie mir das Wortspiel, Gnädigste."
"Der Kaffer hatte Mut und er hatte einen Plan. Ausserdem hatte er wohl auch noch den einen oder anderen Krieger. Die Wilden lockten also zuerst die Schutztruppe in den Dschungel und machten dann die übrigen Soldaten des Militärpostens nieder. Danach wandten sie sich der Missionsstation zu und überrannten diese. Die Schwarzen, die in der Station arbeiteten, wurden sämtlich abgeschlachtet. Die weissen Krankenschwestern, drei Deutsche und eine Dänin, wurden in die grüne Hölle des Dschungels verschleppt und tauchten nie wieder auf. Kein Mensch hat sie je wieder zu Gesicht bekommen. Vielleicht mussten sie ihrem neuen Herrn als Lustsklavinnen dienen?"
Er schaut über Dich hinweg aus dem Fenster in die verregneten Wolken.
"Wer weiss schon, was die Kaffer im Dickicht so alles treiben? Vielleicht haben die Damen auch nur ihren Speiseplan bereichert."
"Jedenfalls waren alle tot. Die Schutztruppe, der Kommandeur und die vielen hilfreichen Negerlein auch."
"Nur der liebe Herr Pastor wurde verschont. Doch der Ober-Kaffer war nicht nur der Stammes König, er war auch noch so ein Hexendoktor. Und der hat Hieronymus übelst mitgespielt und ihn mit einem hübsch-hässlichen Fluch belegt."
"Er kam krank und als gebrochener Mann zurück. Es ging ihm immer schlechter und schlechter. Zig Ärzte wurden konsultiert. Auch Spezialisten. Hieronymus war sogar in der Schweiz. Nichts. Der Mann ist an sich kerngesund. Wohlmöglich gesünder als Sie oder ich. Und doch ist er jetzt eine lederige Mumie."
"Tja, wenn Sie mich fragen, würde ich meinen, dass sein Glaube nicht stark genug war. Welch Ironie des Schicksals."
Katharina:
IM WOHNZIMMER
"Eine gewagte These", antworte ich, als der Mann von seinen Ansichten zum Weltraum berichtet. Auch wenn seine Thesen mich weniger an Wissenschaft, sondern eher an dieses amerikanische Buch über Marsianer erinnert, dass Gottlieb August Crüwell vor einigen Jahren auf deutsch übersetzte, bin ich bemüht, mir das nicht anmerken zu lassen. "Und es verwundert mich nicht, dass die Kirche darüber nicht glücklich ist. Auch wenn man Ihre Erkenntnisse natürlich auch positiver deuten könnte: Wenn die gesamte Erde von Außen bedroht wird, dann müssen Menschen zusammen halten. Unsere Kriege und Konflikte wären dann schließlich unbedeutend, im Vergleich zu dem, was uns droht." Kurz blicke ich zu Hans, versuche seine Meinung an seinem Gesicht abzulesen. "Aber verzeihen Sie, ich wollte nicht politisieren."
Die angebotene Zigarillo lehne ich dankend ab. Auch wenn die jungen Mädchen heutzutage wohl gerne rauchen, habe ich selbst mit diesem Laster nie begonnen.
Als Blumberg beginnt in widerlichsten Worten über Dschungelmenschen zu sprechen, presse ich unwillkürlich die Lippen zusammen. "Nun, ich denke, es ist klar, was sie sagen wollen.", unterbreche ich ihn mit kühler Stimme, als er beginnt seine Phantasie schweifen zu lassen.
"Haben Sie heute in der Zeitung von diesen verschrumpelten Leichen gelesen? Die Beschreibung erinnert mich an das, was sie eben erzählt haben. Vielleicht eine neuartige Krankheit, die die Haut verschrumpeln lässt."
Der Läuterer:
IN DER KÜCHE
Trudi faltet sorgsam die Zeitungen, stapelt diese und legt sie in den Speiseaufzug. Dann winkt sie Dich heran.
"Kommen Sie, kommen Sie. Schnell. Das müssen Sie sich anhören. Oben im Wohnzimmer tanzt gerade der Bär."
Sie hält den Kopf in den geöffneten Schacht nach oben.
"Der reiche Blumberg hält gerade eine Ansprache zu des Professors Himmels-Eskapaden."
Der Läuterer:
IM WOHNZIMMER
Blumberg hebt die Augenbrauen.
"Sie teilen meine Meinung zu den Wilden demnach nicht, wie ich Ihrem Gesichtsausdruck entnehme. Aber wir Zivilisierten müssen diesen Untermenschen doch wohl klar ihre Stellung in der Welt aufzeigen. Und wenn es sein muss, dann mit Feuer und Schwert. Aber lassen wir das."
Der Läuterer:
IM WOHNZIMMER
"Ich habe heute Morgen meinen Kaffee im CVB eingenommen und die Nachrichten in den Zeitungen gelesen, auf welche Sie Sich beziehen und mich mit einigen Honoratioren darüber unterhalten."
"Jedermann kam eine derart zügige Dehydration absolut unmöglich vor. Selbst in der Wüste würde so etwas Tage, wenn nicht Wochen, dauern."
"In den nächsten Tagen werde ich dazu noch den guten Kronfeld aufsuchen und noch heute den alten Liepman konsultieren."
Blumberg haucht einen breiten, goldenen Ring an und reibt diesen dann über sein Revers.
"Ich hatte Gelegenheit mit Herrn Sauerbruch darüber zu palavern. Er plant einen Umzug von München nach Berlin und handelt gerade gute Bedingungen mit der Charité aus. Er wird hier nächstes Jahr sicher viele Vorlesungen halten."
"Ernst ist nicht der Ansicht, dass es zw. der jungen Krankenschwester und dem, was dem Pastor seinerzeit in Afrika geschehen ist, einen Zusammenhang gibt. Ich bin anderer Meinung. Aber möglicherweise... wer weiss, wer weiss."
Er leert den Inhalt seines Taschen-Aschenbechers in den Kamin und klopft ihn aus.
"Ich habe ihn dennoch gebeten, sich den seltsamen Fall in der Gerichtsmedizin einmal näher anzusehen."
"Er wird mir Bescheid geben, was er dazu meint und sich dann auch noch gleich den Zustand von Hieronymus ansehen, um beide Fälle vergleichen zu können."
[ CVB = Club von Berlin ]
[ Prof. Dr. Dr. Arthur Kronfeld (*1886), - Professor an der Charité Berlin (ab 1927) - Psychotherapeut, Psychologe und Sexualwissenschaftler ]
[ Prof. Dr. Hugo Karl Liepman (*1863) - Neurologe und Hirnforscher - Direktor a.D. der Irrenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf (1901-1914) und der Städtischen Irrenanstalt Herzberge in Berlin-Lichtenberg (1914-1920) ]
[ Prof. Dr. Ernst Ferdinand Sauerbruch (*1875) - Geheimrat (1918) - Professor der Chirurgie in Marburg (1908-1910) und in Zürich (1910-1918), Leiter der Chirurgie in Greifswald und des Vereinslazaretts in Singen Htwl. (1915-18), Professor der Chirurgie in München (ab 1918) ]
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