Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth
[SoA 1. Akt] Tot & begraben - Fr., 16.09.1927
Mondsänger:
IM WOHNZIMMER
Als der Pastor nicht auf Agathes Fragen reagiert, brumme ich unwillig vor mich hin. So einen abstoßenden Gottesmann habe ich mein ganzes Leben noch nicht gesehen und dann das ganze Gerede von diesem . . . Astronomie? Astrologie? . . . Diesem Astrounsinn, den Agathe mir mehrfach versucht hat auseinander zu setzen. Als der Pastor sich anscheinend beginnt in Rage zu reden, platzt mir unvermittelt die sprichwörtliche Hutschnur. Rüde unterbreche ich den Monolog des offensichtlich kranken Mannes mit lauter Stimme, so als würde ich einen besonders hartnäckigen Studenten über den Mund fahren.
"Nun reicht es aber wirklich, mein Herr!"
Ich mache einen Schritt auf den Pastor zu und hebe - wie Generationen von Lehrpersonal vor mir - mahnend den Zeigefinger.
" Sie sind doch ein Mann Gottes. Dann im Namen von allem was heilig ist, veranstalten sie hier nicht so einen Hottentotten-Zirkus! Ihr Bruder ist kaum unter der Erde und sie reden von ihrem eigenen Bruder wie Torquemeda von dem Häretiker. Ich werde nicht hier stehen und mir weiter anhören, wie sie das Andenken meines Freundes in den Schmutz ziehen und Gift und Galle speien. Reißen sie sich am Riemen, Mann."
Der letzte Satz ist fast schon gebellt und man erkennt einen Abglanz des typisch preußischen Kasernenhoftons darin. Unbewusst hatte ich mich auch vorgelehnt, ganz so als beugte ich mich über ein Pult. Nun aber richte ich mich kerzengerade auf und schnaube noch einmal, nachdem ich meiner - in meinen Augen gerechtfertigten - Empörung Luft gemacht habe. Ein kurzer Seitenblick zu Agathe folgt, wie um mich zu vergewissern, dass mir am Abend keine Standpauke wegen ungebührlichem Verhalten ins Haus steht . . .
Der Läuterer:
IM WOHNZIMMER
Bastian, der Mann hinter dem Rollstuhl, lässt dessen Griffe los und tritt mit dem rechten Fuss neben den Rollstuhl. Dass der Mann von kräftiger Statur und gross ist, war offensichtlich, aber nun, da er sich zu vollen Grösse aufrichtet, wirkt er doch hünenhaft und bedrohlich.
Der blonde, junge Mann ballt weder die Fäuste, oder zeigt Wut, noch blickt er Dich aggressiv an. Auch gibt er keinen Ton von sich. Der stoische Gesichtsausdruck ist gleich wie zuvor. Er legt lediglich den Kopf kurz auf die Seite, so dass ein trockenes Knacken zu hören ist.
Hieronymus hebt kurz und beiläufig die rechte Hand, die auf der Armlehne ruht. Und Bastian kehrt auf seinen angestammten Platz zurück, ohne jedoch wieder an Grösse einzubüssen.
Hieronymus lächelt freundlich, ohne zu erwidern. Du bist Dir jedoch nicht sicher, ob es vielleicht nicht doch höhnisch ist. Oder verächtlich?
Er scheint nachdenklich. "Sie. Haben eine Ansicht das. Sei Ihnen unbenommen ich. Respektiere das doch wie gut. Kannten Sie meinen. Bruder?"
Er faltet seine dürren Finger. Dann senkt er den Kopf, fast so, als sei er eingenickt. Und formt schliesslich mit seinen Händen eine Raute, deren Spitze zuerst auf sein Kinn, dann auf Dich, zeigt. Als er wieder hoch schaut, blitzen Dich seine Augen kampfeslustig an. "Setzen Sie sich ich möchte das ergründen wie. Gut. Glauben Sie Phillip gekannt zu haben?"
Der Läuterer:
IN DER KÜCHE
"Der Artikel, den Sie da gerade lesen... Dieser Mann, der Physiker... Der war mal hier."
"Ja! Nun schauen Sie nicht so überrascht."
"Der war im Haus. Ehrlich! Vor drei Jahren muss das etwa gewesen sein." Trudi zuckt die Schultern.
"Nehmen Sie sich ruhig noch den anderen Kanten Pastete. Sie müssen doch gross und stark bleiben. Und solange die noch warm ist. Die Herrschaften bekommen sie später kalt serviert."
"Kann übrigens auch länger her sein... Frau Professorin war ebenfalls zugegen. Irgendwann wurde sie aber müde und ist zu Bett gegangen... Ich wurde dann auch entlassen."
Sie bügelt unbeirrt weiter. "Zumindest hiess er ebenfalls Krassimir. Und sein Kollege, der hiess... wie hiess er doch noch gleich? ... Kirill, glaube ich. Die Nachnamen habe ich vergessen. Wissen Sie, ich hab's nicht so mit den Polacken Namen."
Katharina:
IM WOHNZIMMER
Mein Blick schweift während Hans Rede zwischen Fußboden und dem Fenster hin und her, weicht Hieronymus aus, um ihn nicht anklagend anzustarrend. Ich bemühe mich um einen neutralen Gesichtsausdruck, obwohl mich Hans plötzlicher Ausbruch irritiert. In erster Linie bin ich jedoch stolz, wie sehr er für seinen Kollegen kämpft, versuche mir das jedoch nicht anmerken zu lassen, damit wir nich noch unhöflicher auffallen. Selbst als Hans mir einen Blick zuwirft, verkneife ich mir ein Lächeln.
Nachdem Hans geendet hat, blicke mich um. Ich sehe, dass zwei der Gäste, ein jüngeres Paar, gerade den Raum betreten hatten, nun aber betreten zu Boden blicken und nicht zu wissen scheinen, ob sie sich setzen oder den Raum gleich verlassen sollen. Ich kann es ihnen nicht verübeln, die Stimmung im Raum ist frostig und auch ich hatte mir diesen Tag anders vorgestellt. Allerdings habe ich nicht vor, Hans in dieser Situation alleine zu lassen. Also wische ich den Staub von dem nächsten Stuhl, setze mich, blicke Hieronymus direkt an und spreche mit betont ruhiger Stimme: "Nun, dann erzählen Sie bitte, wie Ihr Bruder wirklich war."
Der Läuterer:
IM WOHNZIMMER
"Ja Frau Lohenstein die. Lichter am Firmament sind. Schön so wie die Lichter der Gross. Stadt auf dem Kur. Fürstendamm bei Nacht nur nicht. So Kost. Spielig wie die Archenhold-Sternwarte."
Hieronymus knochiger rechter Daumen deutet beiläufig in Richtung Salon und seine dünnen Lippen zittern.
"Dieser Stern. Taler dort Herr."
Er wendet seinen Kopf zur Seite und schaut, als würde er durch die Wand hindurch sehen können und jemanden anschauen.
"Blumberg der Mann. Mit der grauen. Fliege hat mit meinem. Bruder die Sternwarte im Alt-Treptow. Gekauft sie war immer wieder Thema. In der hiesigen Presse. Die zwei Ruskies haben ihn. Und meinen Bruder mit fixen Ideen. Gefüttert sie haben alles. Brav geschluckt Phillip. Hat seine Goldmark und die Zukunft. Seiner Familie in die Sterne geschossen aber."
Hieronymus lacht. Oder hustet.
"Zumindest hat wenigstens Blumberg genug. Geld har. Haha. Har. Haha. Har."
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