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[Serie] The Witcher (Netflix)
Haukrinn:
--- Zitat von: Ein Dämon auf Abwegen am 30.12.2022 | 09:58 ---Also mMn wäre es besser wenn sich die Macher auf eine darauf konzentrieren eien gute Umsetzung des Materials das sie adaptieren abzuliefern, anstatt bei "Kritikern" (und einem guten Teil der Potentiellen Zuschauer) "eine mentale Kernschmelze" auszulösen, das wäre auch effektiver um die "Kritiker" los zu werden, weil wenn die Shows tatsächlich gut wären, würde deren Poltern auch keiner mehr ernst nehmen.
--- Ende Zitat ---
Nur ist "gut" sehr relativ. Gerade Bücher filmisch umzusetzen ist eigentlich total undankbar, weil ja jeder eine etwas andere Vorstellung vom Inhalt hat. Hier zählt nicht nur, was zwischen den Zeilen steht (schwer genug, aber in jedem Medium vorhanden), sondern auch die fehlende visuelle Komponente. Was noch schlimmer wird, wenn die visuelle Komponente über einen anderen Kanal kommt (beim Witcher halt die Computerspiele) und dann alle total empört sind, dass eine Serie diese Optik nicht einfach übernimmt.
Wir werden es zwar nie erfahren, aber ich fände es schon spannend zu sehen, wie sehr GoT damals zerrissen worden wäre, wenn GRRM nicht so direkt in die Produktion involviert gewesen wäre. Denn ohne den Halo-Effekt wäre auch das sicherlich übel zerrissen geworden. (BTW, dass ausgerechnet GRRMs olle Kamelle und deren Adaption als Serie immer noch als das Maß der Dinge gilt, obwohl sie einfach nur ihre vielen inhaltlichen und darstellerischen Schwachpunkte durch Sex und Blut kaschiert, ist vielleicht auch Teil des Problems. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung. :) )
Bzgl. der handwerklichen Güte, auch das ist relativ. Dr. Who oder Babylon 5 macht ja auch niemand wegen ihrer grottigen SFX madig.
--- Zitat von: Ein Dämon auf Abwegen am 30.12.2022 | 09:58 ---Und Blood Origins ist auch bei den Professionellen Kritikern ziemlich durch gefallen, das sitzt momentan auf Rotten Tomatoes in der Kritiker Wertung bei 33%.
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Das ist unbestritten so. Und ich finde auch die Kritik an den Drehbuchschreibern und Produzenten nicht unberechtigt. Schlimm finde ich eher, wie dann oft versucht wird, diese Kritik argumentativ zu untermauern (siehe Diversität, siehe angebliche Kanonverletzungen, siehe doofe Ohren...). Vielleicht auch, weil die Kritiker selbst glauben, ihre Kritik wäre zu stark in ihrem eigenen Geschmack verankert - was wiederum okay und völlig einleuchtend ist. Schließlich reden wir hier über Unterhaltungskunst und nicht über ein wissenschaftlich-analytisch konstruiertes Maschinarium, dass sich mit rein objektiven Kriterien bewerten lässt.
PS: Offensichtlich habe ich eine total verklärte Sicht auf das literarische Ursprungsmaterial der Serie (um die es hier eigentlich geht), die kein Kanonkritiker teilt. Ich halte mich also damit hier in Zukunft zurück.
PPS: Crimson King hat oben sehr schön formuliert, dass man auf die Kritik anderer angewiesen ist, weil man selbst nicht die Zeit hat sich von allem ein Bild zu machen. Genau das war für mich der Pluspunkt bei Blood Origins. Ich wusste sofort nach einer Folge, dass ich das weiterschauen möchte, weil's spannend genug (und auch kurz genug) ist. Genauso wie 90% aller Serien bei mir auf Halde laden, weil sie genau das nicht auf die Kette bekommen und maximal dann wieder hervor geholt werden, wenn es ausreichend externe Kritiker gibt (zum Beispiel hier im Forum im Smalltalk-Thread für Filme und Serien), die dazu motivieren.
Ein Dämon auf Abwegen:
--- Zitat von: Haukrinn am 30.12.2022 | 11:26 ---Das ist unbestritten so. Und ich finde auch die Kritik an den Drehbuchschreibern und Produzenten nicht unberechtigt. Schlimm finde ich eher, wie dann oft versucht wird, diese Kritik argumentativ zu untermauern (siehe Diversität, siehe angebliche Kanonverletzungen, siehe doofe Ohren...). Vielleicht auch, weil die Kritiker selbst glauben, ihre Kritik wäre zu stark in ihrem eigenen Geschmack verankert - was wiederum okay und völlig einleuchtend ist. Schließlich reden wir hier über Unterhaltungskunst und nicht über ein wissenschaftlich-analytisch konstruiertes Maschinarium, dass sich mit rein objektiven Kriterien bewerten lässt.
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Naja ein Problem ist auch das Marketing (z.T. inklusive der Interviews der Macher), das in letzter Zeit oft so rüber kommt als wäre den Machern "Diversität" wichtiger als alles andere und gerne auch mal gleich pro aktiv alle Kritiker als Rassistische Frauenhasser o.ä. hinstellt, womit dann as gleich zur Hauptkontroverse wird, wenn die Serie oder der Film nichts taugt.
Scurlock:
--- Zitat von: Haukrinn am 30.12.2022 | 11:26 ---Nur ist "gut" sehr relativ. Gerade Bücher filmisch umzusetzen ist eigentlich total undankbar, weil ja jeder eine etwas andere Vorstellung vom Inhalt hat. Hier zählt nicht nur, was zwischen den Zeilen steht (schwer genug, aber in jedem Medium vorhanden), sondern auch die fehlende visuelle Komponente. Was noch schlimmer wird, wenn die visuelle Komponente über einen anderen Kanal kommt (beim Witcher halt die Computerspiele) und dann alle total empört sind, dass eine Serie diese Optik nicht einfach übernimmt.
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Niemand will heute ernsthaft eine 1:1 Umsetzung einer literarischen Vorlage. Allerdings sollte das Original mit viel Fingerspitzengefühl und mit Respekt vor dem Buch/Spiel/etc. in das Medium Film transformiert werden. Und daran fehlt es offenkundig einigen Machern, die dann ihre eigenen Ideen oder auch Agendas mit einfließen lassen wollen. Und wenn bei der filmischen Umsetzung einer Vorlage, deren Autor sich ausnahmslos bei der slawischen Mythologie bedient, tragende Rollen offenkundig von Menschen aus anderen Kulturkreisen gespielt werden, sollte das zumindest inhaltlich irgendwie einen Sinn ergeben. Die Begründung, die Produktion solle möglichst divers sein, wird da nicht ausreichen und ist dann auch alles andere als ein Qualitätsmerkmal.
--- Zitat von: Haukrinn am 30.12.2022 | 11:26 ---Wir werden es zwar nie erfahren, aber ich fände es schon spannend zu sehen, wie sehr GoT damals zerrissen worden wäre, wenn GRRM nicht so direkt in die Produktion involviert gewesen wäre. Denn ohne den Halo-Effekt wäre auch das sicherlich übel zerrissen geworden. (BTW, dass ausgerechnet GRRMs olle Kamelle und deren Adaption als Serie immer noch als das Maß der Dinge gilt, obwohl sie einfach nur ihre vielen inhaltlichen und darstellerischen Schwachpunkte durch Sex und Blut kaschiert, ist vielleicht auch Teil des Problems. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung. :) )
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GoT gilt nicht wegen Sex und Blut als Goldstandard der Serienumsetzung einer literarischen Fantasyvorlage. Viel eher war es tatsächlich die enge Zusammenarbeit zwischen Autor und Produzenten der Serie, die für den Erfolg verantwortlich ist. Und das hat dann auch nichts mit einem Halo-Effekt zu tun, sondern weil Fantasy erstmals mit viel Aufwand fürs Fernsehen umgesetzt und vor allem der Zuschauer dabei ernst genommen wurde. Und ja, die Vorlage war dabei sehr wichtig, was man auch an dem oft kritisierten Niedergang der Serie in den späteren Staffeln sehen kann. Die Qualität der Drehbücher hat nämlich ohne Buchvorlage merklich gelitten. Und das wurde dann auch diskutiert und kritisiert.
--- Zitat von: Haukrinn am 30.12.2022 | 11:26 ---Bzgl. der handwerklichen Güte, auch das ist relativ. Dr. Who oder Babylon 5 macht ja auch niemand wegen ihrer grottigen SFX madig.
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Babylon 5 ist aus den 90ern. Und da war man als Fan der Genres übleres gewohnt. Rückblickend betrachtet war auch die erste Staffel ziemlich schlecht und hatte Hänger. Heute hätte eine Serie mit derartigen Produktionsstandards auch keinen Erfolg mehr. Dr.Who ist eine andere Sache. Die Serie ist eine jahrzehntelange Institution mit einer soliden Fanbase, die keinen großen Wert auf Schauwerte legt.
--- Zitat von: Haukrinn am 30.12.2022 | 11:26 ---Und ich finde auch die Kritik an den Drehbuchschreibern und Produzenten nicht unberechtigt. Schlimm finde ich eher, wie dann oft versucht wird, diese Kritik argumentativ zu untermauern (siehe Diversität, siehe angebliche Kanonverletzungen, siehe doofe Ohren...). Vielleicht auch, weil die Kritiker selbst glauben, ihre Kritik wäre zu stark in ihrem eigenen Geschmack verankert - was wiederum okay und völlig einleuchtend ist. Schließlich reden wir hier über Unterhaltungskunst und nicht über ein wissenschaftlich-analytisch konstruiertes Maschinarium, dass sich mit rein objektiven Kriterien bewerten lässt.
--- Ende Zitat ---
Natürlich lassen sich Kritik am Schauspiel, Drehbuch und Regie argumentativ untermauern und auch objektiv bewerten. Ebenso kann man das wissenschaftlich beim Medium Film/Fernsehen mit einer umfassenden Analyse bewerten. Da kommen bei der Betrachtung der Regie beispielsweise Kameraeinstellungen, Schnittfolgen etc. zum Tragen. Dies wird natürlich kaum einer (noch) wirklich machen. Nichtsdestotrotz haben diese Elemente einen sehr großen Einfluss auf das Seh-Erlebnis des Zuschauers. Und wenn dies positiv oder negativ ausfällt, liegt das nicht selten am schlampigen Schnitt oder langweiligen Einstellungen. Sind Dialoge oder Plot zusätzlich nicht fesselnd, wird das Medium insgesamt sehr negativ wahrgenommen. Und da ist dann Kritik berechtigt und auch notwendig.
Haukrinn:
--- Zitat von: Scurlock am 30.12.2022 | 13:53 ---Und wenn bei der filmischen Umsetzung einer Vorlage, deren Autor sich ausnahmslos bei der slawischen Mythologie bedient, tragende Rollen offenkundig von Menschen aus anderen Kulturkreisen gespielt werden, sollte das zumindest inhaltlich irgendwie einen Sinn ergeben. Die Begründung, die Produktion solle möglichst divers sein, wird da nicht ausreichen und ist dann auch alles andere als ein Qualitätsmerkmal.
--- Ende Zitat ---
Und damit sind wir genau bei dem, was ich meine. Die Buchvorlage hat nämlich nur wenige Anleihen an slawische Folklore (das kam erst mit den Computerspielen). Wenn es Vorlagen gibt, dann entstammen diese meist dem (mitteleuropäischen) Märchenschatz der Romantik und der frühen Moderne, inklusive den Märchen aus dem vorderen Orient. Auch den mittelalterlich-slawischen Anstrich bekam der Kanon erst durch die Computerspiele, davon findet sich bei Sapkowski nur wenig - gerade weil er sich mit solchen ausufernden Beschreibungen gar nicht erst aufhält. Bis auf ein paar Namen (irgendwie logisch bei nem polnischen Autor) findet sich damit auch dazu in den Büchern nicht viel. Im Gegenteil, so manche Geschichte in der es auch slawisch klingende Wesen gibt, würden mich eher vermuten lassen, dass der Autor eher die Namen cool fand als dass er sich mit den tatsächlichen Sagen dahinter auseinander gesetzt hat (auch etwas, was eher mit den Computerspielen nachkorrigiert wurde).
Wozu sich allerdings einiges findet, ist zum Thema Diversität. Alle Spezies des Kontinents (alte wie junge) kamen nämlich als Siedler respektive Flüchtlinge dorthin, aus allen möglichen Ländern/Welten. Mit dieser Voraussetzung nicht divers zu casten, erfordert schon eine sehr "weiße" Leseweise des Ursprungsmaterials. Finde ich jedenfalls.
Scurlock:
--- Zitat von: Haukrinn am 30.12.2022 | 15:01 ---Und damit sind wir genau bei dem, was ich meine. Die Buchvorlage hat nämlich nur wenige Anleihen an slawische Folklore (das kam erst mit den Computerspielen). Wenn es Vorlagen gibt, dann entstammen diese meist dem (mitteleuropäischen) Märchenschatz der Romantik und der frühen Moderne, inklusive den Märchen aus dem vorderen Orient. Auch den mittelalterlich-slawischen Anstrich bekam der Kanon erst durch die Computerspiele, davon findet sich bei Sapkowski nur wenig - gerade weil er sich mit solchen ausufernden Beschreibungen gar nicht erst aufhält. Bis auf ein paar Namen (irgendwie logisch bei nem polnischen Autor) findet sich damit auch dazu in den Büchern nicht viel. Im Gegenteil, so manche Geschichte in der es auch slawisch klingende Wesen gibt, würden mich eher vermuten lassen, dass der Autor eher die Namen cool fand als dass er sich mit den tatsächlichen Sagen dahinter auseinander gesetzt hat (auch etwas, was eher mit den Computerspielen nachkorrigiert wurde).
Wozu sich allerdings einiges findet, ist zum Thema Diversität. Alle Spezies des Kontinents (alte wie junge) kamen nämlich als Siedler respektive Flüchtlinge dorthin, aus allen möglichen Ländern/Welten. Mit dieser Voraussetzung nicht divers zu casten, erfordert schon eine sehr "weiße" Leseweise des Ursprungsmaterials. Finde ich jedenfalls.
--- Ende Zitat ---
"Finden" und "vermuten" klingt dann doch eher weniger nach wirklichen Belegen. Meine Eindrücke von den Büchern waren andere. Und nun?
An keinem Punkt in den Büchern, den Spielen und auch nicht in der Serie wird ein kultureller Schmelztiegel wirklich deutlich. Ja, Rassismus und auch Flüchtlinge sind Thema in den Büchern und den Spielen. Nur entspinnt sich der Rassismus meiner Erinnerung nach an den Elfen. Und meines Wissens nach haben die polnischen Entwickler der Spiele sich auch in dieser Hinsicht an dem Originalmaterial des polnischen Autors orientiert. Diversität wurde dann erst ein ausgesprochenes Thema als die Serie produziert wurde.
Und das ist dann auch das Problem bei vielen Produktionen mit "diversem" Anstrich. Diversität entfaltet hier einen Selbstzweck, wird für die Produktion vorausgesetzt. Die Personen mit anderem kulturellem Hintergrund oder geschlechtlicher Identität sind aber häufig nicht organisch eingebunden in die Geschichten, die erzählt werden sollen. Der Cast ist eben nur "divers" weil er "divers" sein soll und nicht weil es Sinn in der erzählten Geschichte macht. Daraus erwächst aber kein Qualitätsmerkmal und ohne inhaltliche Erklärung sorgt das für Irritationen. Oder die Macher stricken im schlimmsten Falle einen schlecht inszenierten Nebenplot wie in Star Trek Discovery oder Umbrella Academy. Und da sollte man sich dann auch nicht wundern, wenn man dabei einen Teil seines Publikums verliert.
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