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Wie meta darf's denn sein? - Oder: Ist Fate ein Theorie-Schwafel-Spiel?

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BBB:
Ich lese hier schon eine ganze Weile mit, weil mich Fate sehr interessiert. Scheint ja auch eine große und sehr aktive Community zu haben.
Bisher konnte ich meinen Eindruck nicht in Worte fassen, aber jetzt hat hassran die perfekte Vorarbeit geleistet.

Disclaimer: Ich habe Fate noch nie gespielt, lediglich das GRW gelesen und ein paar Videos dazu geschaut. Und das:


--- Zitat von: hassran am 11.06.2019 | 20:27 ---Bei nicht-Fate-artigen Rollenspielen ist das Geschehen meist Figuren-emergent, während Fate den so schön beschriebenen "author stance" immer wieder fordert. Das fördert zwar die Vorstellungskraft, ist aber nicht notwendigerweise kreativ. Für mich besteht der Reiz Probleme innerhalb der gemeinsamen Fiktion mit den Ressourcen des Charakters zu lösen und fühle mich durch Gummipunkte, die willkürlich das Geschehen beeinflussen, gestört.

Meta heißt für mich, dass eine "außerweltliche" Ressource (ergo Gummipunkte), das Spielgeschehen fundamental beeinflusst. Und das ist irgendwie arg langweilig nach gewisser Zeit.

--- Ende Zitat ---

beschreibt genau das Problem, das ich in der Wahrnehmung (!) von Fate habe.
Authors Stance kann ich als SL wunderbar in jedem Rollenspiel machen.
Aber für einen "Role Stance", der mir persönlich zumindest phasenweise viel besser gefällt, scheint Fate nicht die richtige Wahl zu sein. Und in genau diesem Sinne ist es mir dann zu meta - also zu wiet weg von der Rolle, die ich spielen möchte.

Nordwaldwolf:
Ich hatte zunächst (beim Lesen von Fate Core, und davor früher Free Fate), auch Bedenken, dass sich zuviel auf der Metaebene abspielt.

Meine Spielerfahrung hat das allerdings nicht bestätigt, (abgesehen von meinem ersten Gehversuch, aber da musste ich auch direkt Leiten, und war da viel zu regellastig), die ersten Spielerfahrungen bei Werner in Malmsturm haben sich dann gar nicht wesentlich anders angefühlt als in konventionellen Systemen. Im Gegenteil, ich hab mich sogar viel weiter in der Immersion gefühlt als zum Beispiel bei DSA, vermutlich hauptsächlich wegen dem Grundsatz "Fiktion first"; ich hab also aus der Beschreibung der Situation heraus immer sozusagen entschieden was mein Charakter machen, ohne vorher überlegen zu müssen, hab ich überhaupt die Sonderfertigkeit für diese Aktion. Boni nachrechnen oder nachgucken und komplexe Initiativedurchgänge mitplotten finde ich häufig sogar noch mehr auf der metaebene als ein kurzes begründen eines Aspekteinsatzes. Und über die Regeln verhandeln kam auch ganz ausgiebig bei Nicht-Fate.

Die 2. Stärke, die ich bei fate aus Spielersicht sehe, ist das es sozusagen noch Belonhungen dafür gibt, wenn ungünstige Eigenschaften des Charakters zum tragen kommen. Ich hab sogar den Eindruck, das macht manchmal richtig Spaß seinen Charakter damit rein zu reiten. Ich finde das jedenfalls besser als auf eine schlechte Eigenschaft würfeln zu sollen, und dann je nach Würfelwurf z.B. gezwungener Maßen von der Höhenangst übermannt zu werden.

Aus Spielleitersicht sehe ich das auch so, dass manche halt mit fate gut klarkommen, andere nicht; wenn ich meiner einen Shadowrun-Runde mal player-empowerment ausprobiert, und wenn es nur eine einfache Beschreibung sein soll, ist das eher gescheitert. Mit den Spielern der Online-Runde funktioniert das besser.

Ich spiele übrigens beides, also fate und konventionell.

Blizzard:
Vorweg: Ich habe nicht alle bisherigen Postings gelesen, war auch die letzten 3 Tage kaum online...

Die Frage, ob Fate zu sehr meta ist, kann ich eigentlich nicht wirklich beantworten. Dazu fehlt mir die Erfahrung in der Praxis. Anders gesagt: Ich habe Fate (Bücher) zwar gelesen, Fate aber nie gespielt, geschweige denn geleitet. Ich kann mir aber schon gut vorstellen, dass Fate aufgrund seiner Eigenart mit Aspekten, Aspekte(n) erschaffen, Aspekte reizen, etc...das eigentliche Spielgeschehen schon auf eine (Spiel)eben verlagert, die man als meta(Ebene) ansehen könnte. Ich kann mir aber genau so gut vorstellen, dass es Leute (=Fatejünger) gibt, die sagen "Das gehört so" -und deswegen der Meinung sind, dass das deswegen keiner Verlagerung auf einer Meta-Ebene gleich kommt.

Ich persönlich kann mich hier noch nicht so recht entscheiden-aber von dem Eindruck, den ich alleine nur durch das Lesen gewonnen habe, bin ich eher bei den Leuten, die finden, dass das zu viel Meta-Geschwafel ist. Und ich glaube, dass bei Fate die Schwerpunktverlagerung auf das rein Narrative mit fehlenden klassischen Aspekten (durch Meta-Ressourcen) das Problem bei der Sache ist.

Ich will versuchen etwas näher zu erklären, was ich damit meine. Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal mit Fate in Berührung kam, war es neu-und nach kurzer Zeit hatte sich ein großer Hype um Fate gebildet. Ich habe es mir dann mal näher angesehen, weil es u.a. mit Stichworten wie "narrativ", "Player Empowerment" und "erzählerische Freiheit" (oder sowas in der Art) geworben hatte. Im Prinzip wie SaWo damals mit "Fast,Furious,Fun"-eben nur auf Fate (um)gemünzt. Ich meine , ich hab ' davor jahrelang (und mit Begeisterung) 7teSee gespielt. Ein System, bei dem das Narrative an 1.Stelle steht. Und das Player Empowerment durch seine Drama Dice fördert. Und ich leite auch seit Jahren mit Begeisterung Dread (das mit dem Jengaturm). Von daher müsste Fate eigentlich genau mein Ding sein. Dachte ich zumindest...und machte mich dann irgendwann mal ans Lesen. Und zurück blieben nur Unverständnis und Ernüchterung und offene Fragen...

Ich habe mich also durch FateCore gelesen. Und habe die Regeln nicht verstanden. Aspekte erschaffen? Hä? Aspekte reizen? Dann gibt es Konsequenzen...und bis man dann erstmal geblickt hat, dass es kleine und große Konsequenzen gibt und dann auch noch mit dem Stress und den Kästchen und, und, und... ~;P ...Stress ist hierbei übrigens das richtige Stichwort, denn das war das Lesen der Fate-Regel-Bücher bislang für mich: Stress. Und ein GRW, bei dem ich nach dem Durchlesen die Regeln nicht verstanden habe, bei dem das Lesen in Stress ausartet, und bei dem ich mir vor allen Dingen auch nicht vorstellen kann, wie das am Spieltisch aussehen soll- das hat bei mir vorneherein ziemlich schlechte Karten. Und dazu kommt dann noch diese total offene Spiel-&Abenteuerstruktur von Fate...

Gewisse Dinge von Fate sind ja in Ordnung, wie z.B. die Fate-Punkte und deren Einsatz. Ich habe da- im Ggs. zu Boba- auch kein Problem damit, meinen Charakter in die Scheiße zu reiten-das haben wir bei 7teSee dauernd gemacht. Weil es dazu gehörte. Aber bei Fate ist der Rest so...undurchschaubar zusammenhangslos. Ich mag es lieber narrativ denn simulativ. Ich mag Player Empowerment. Und Offenheit in der Spiel-&Abenteuergestaltung auch (zumindest bis zu einem gewissen Grad). Aber bei Fate ist das alles einfach nur so anders verpackt, dass man da als normaler Spieler nicht dran kommt. Das ist fast schon wie bei den Juristen-eine eigene Sprache.

Was ich bei Fate vermisse ist bzw. sind die klassischen Dinge, wie man sie aus anderen Systemen kennt. Natürlich nicht alle- und es ist ja auch gut, dass Fate da einige Sachen anders macht. Aber es sind eben nicht nur einige Sachen-sondern Fate macht komplett alles anders. Man hat bei Fate nichts oder nur zu wenig, was man aus anderen Systemen kennt, so dass man vergleichen könnte-oder zumindest eine Vorstellung oder Orientierung hat, wie das denn aussehen oder funktionieren könnte. Oder wie es sich die Autoren vielleicht gedacht haben könnten. Das fehlt bei Fate leider völlig-man wird alleine gelassen. Und dazu kommen dann noch vermeintliche Missverständnisse wie z.B. grade bei den Konsequenzen...Und die Spezialwürfel geben dem ganzen dann den Rest...

Und das ist schade, denn Fate hat einige echt gute Settings wie Täuscherland, The Demolished Ones oder aber auch Malmsturm. Aber die werde ich-wenn dann-mit einem anderen System bespielen...

snoopie:

--- Zitat von: Blizzard am 11.06.2019 | 23:08 ---Und das ist schade, denn Fate hat einige echt gute Settings wie Täuscherland, The Demolished Ones oder aber auch Malmsturm. Aber die werde ich-wenn dann-mit einem anderen System bespielen...

--- Ende Zitat ---

Mach doch ein Forenspiel im Tanelorn, um zu schauen, ob es dir gefällt.

Caranthir:

--- Zitat von: Boba Fett (away) am 11.06.2019 | 19:46 ---Will sagen: Dein Vorschlag funktioniert nur im Konsens mit der ganzen Runde. Sobald da einer Minmaxt ist es vorbei und man wird zum Statisten degradiert. Und damit funktioniert Fate für mich genauso gut/schlecht wie D&D3.x

--- Ende Zitat ---

Aber ist das nicht bei jedem System so? Will ich in DSA alle Regeln nutzen, muss das auch die ganze Gruppe wollen, sonst sind die einen genervt und langweilen sich und die anderen reißen ständig den Spotlight an sich, weil sie die Regeln kennen. Ich hatte in Savage World auch schon so eine Runde, in der man Die Gummipunkte nur dann bekam, wenn man seinen Charakter bitte super ausgespielt hat und ständig in-character schauspielerische Höchstleitungen zeigte. Das hat mich dermaßen gestresst, dass ich irgendwann keine Lust mehr auf die Runde hatte.

Und nochmal für alle, die Fate-Fans für kritik-unempfänglich und völlig unreflektiert halten: Niemand sagt hier, dass man Fate mögen muss. Niemand behauptet, dass man Fate erstmal richtig verstehen muss, um es genießen zu können. Aber wenn Fragen aufkommen, will man die als Fan natürlich auch beantworten und zeigt dabei wahrscheinlich die eigene Begeisterung. Sonst würde man sich hier auch nicht die Zeit im Fate-Unterforum vertreiben.

In diesem Sinne, spielt was ihr wollt, habt Spaß. Wenn ihr weiterhin an einer konstruktiven Diskussion interessiert seid, gerne weiter so, ich habe hier viele coole Anregungen gewonnen.

Zum Beispiel die von Boba, dass manche Spieler die Fatepunkte durchs Reizen horten. Wäre ich so nie drauf gekommen, da ich das noch nie im Spiel hatte. Normalerweise würde ich dem SL zugestehen, dass er da ein Auge drauf hat und nicht ständig reizen lassen. Als SL hatte ich das auch nicht übertrieben. Da muss sich die Gruppe aber tatsächlich einfach einig sein, was geht, und was nicht. Hat man da Leute in der Runde, die das bewusst ausnutzen wollen, geht das schief.

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