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[Warhammer 2] Nach dem Sturm - eine Kampagne
Seraph:
Runde 10 - Misstrauen und Vertrauen
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Hier musste ich kräftig improvisieren! Die Untersuchung der Attentate beläuft sich auf "NSC Hexenjäger spricht die SC an, beide teilen sich die Stadt auf und egal, wo die SC in der Nacht dann sind, treffen sie auf den Attentäter". Die Untersuchung der Zisternen, den Brunnen im Ulricstempel, die Karten aus dem Stadtarchiv...zu all dem schweigt sich das Abenteuer aus. Ich denke aber, dass die Spieler einigermaßen zufrieden waren und ihre Kontakte und Fertigkeiten ausspielen konnten. Die Idee mit den Waisenkindern hat mir gut gefallen. Und bei der Schlusszene dieses Abends kam sogar einiges an Spannung auf, da alle SC auf dem Platz zugegegen waren und niemand wusste, wer dieser Attentäter denn nun war und was er genau vorhatte.
Es ist bereits Nachmittag, als wir den Tempel verlassen. Der Marktplatz vor dem Tempel ist immer noch überfüllt. Wir trennen uns, um möglichst schnell Fortschritte bei unserer Aufgabe zu erzielen. Remy versucht, eine Karte der Kanalisation zu bekommen und besucht das Stadtarchiv. Doch dort
hat er keinen Erfolg. Zur selben Zeit sucht Konrad die Bibliothek des Magierordens auf, und Vater Odo fragt Priester des Ulricstempel nach Aufzeichnungen der Brunnen und Kanalisation. Leider werden beide nicht fündig und Konrad vergisst die Zeit, während er andere Bücher in der Bibliothek studiert.
Ich suche die Gaukler auf und mir kommt die Idee, die Kinder, die sich immer scharenweise rund um unsere Wagen aufhalten, in die Beobachtung der Brunnen mit einzubeziehen. Kinder sind so wunderbar leicht zu begeistern, und als ich ihnen eine Aufgabe für den morgigen Tag in Aussicht stelle, der auch noch ein Kupfer als Belohnung abwirft, sind sie Feuer und Flamme. Und ich bin sicher, dass sie ihr Versprechen halten und keinem anderen Erwachsenen davon erzählen. Alleine Johann weihe ich so weit es nötig ist in meinen Plan ein. Er ist der Mensch, dem ich am allermeisten vertraue. Ich verdanke ihm alles und weiß, dass er zu hundert Prozent verlässlich ist.
Remy hat im Stadtarchiv keinen Erfolg und versucht sein Glück dann bei der Gilde der Advokaten im Viertel Altquartier. Im Vorraum der Gilde wird er von einem jungen und schüchternen Schreiberling begrüßt. Auf die Nachfrage, warum er denn einen Advokaten zu sprechen wünsche und ob er sich ausweisen könne, muss Remy spontan improvisieren. Er habe ein dringendes Anliegen, was keinen Aufschub dulde und bittet, vorgelassen zu werden. Sein Bitten wird von einer Flasche Duftwasser und einer Goldkrone begleitet. Der Schreiber sieht sich verstohlen um, steckt dann das Fläschchen und das Geld ein und lässt ihn passieren.
Derweil hat Jeanne das Verwaltungsgebäude in „Wynd“ erreicht. Sie gibt sich dort als Abgesandte ihrer Heimat Bretonia aus und wünscht Pläne der Brunnen und der Kanalisation zu sehen. Mit Schmeicheleien über die großartige Baukunst Middenheims, die weit über die Grenzen bekannt seinen, versucht sie, die Empfangsdame zu überzeugen. Da sie aber kein Empfehlungsschreiben Bretonias vorweisen kann und auch ihre Einschüchterungsversuche nicht fruchten, verlässt sie unverrichteter Dinge das Gebäude.
Remy wartet im Vorraum der Advokaten und unterhält sich mit einem älteren Herrn. Rüdiger Nettelbeck, ein bekannter Händler aus Middenheim, lauscht interessiert Remys Ausführungen der Dringlichkeit seines Besuchs. Und als Remy ihn überzeugt, dass es auch um den Erhalt des Reichtums von Middenheim und seiner Bewohner geht, ist Nettelbeck endgültig überzeugt. Er lässt ihn vor und Remy kann endlich sein Anliegen vorbringen. Er betritt ein recht prunkvolles Zimmer, in dem ein Mann mittleren Alters hinter einem großen Schreibtisch sitzt und ihn forschend anblickt. Remy erklärt, dass er im Auftrag der Stadt unterwegs sei und auch die Morde an den Stadtbewohnern untersucht habe und es unerlässlich für die Sicherheit der Stadt ist, Blaupausen der Kanalisation und Brunnen zu bekommen. Der Advokat überlegt eine Weile, holt dann ein Schriftstück aus einer Schublade seines Schreibtisches und legt es Remy zur Unterschrift vor. Danach muss er nur noch kurz warten und ist endlich im Besitz der gesuchten Pläne!
Während Konrad in einer angeregten Unterhaltung mit seinem Freund Robert Winkelmeyer vertieft ist, erreichen wir anderen das Gasthaus, in dem wir immer noch unsere Zimmer haben. Ich kann es mir nicht verkneifen, Boris vor dem Betreten des Gasthauses einen kleinen Streich zu spielen. Er geht darauf ein, schimpft und gibt vor, mich einholen zu wollen. Kurz darauf erreicht auch Vater Odo unsere Unterkunft. Er segnet Boris, der dankbar und ehrfürchtig ist. Er ist anscheinend ein sehr gottesfürchtiger Mann.
Nachdem wir Getränke und ein ordentliches Abendessen bestellt haben, beugen wir unsere Köpfe über die Karte und studieren sie gemeinsam. Was wir sehen ist mehr als ernüchternd: Es gibt 141 Brunnen in der Stadt. Und nicht alle von ihnen sind öffentlich zugänglich. Wo sollen wir bloß mit der Suche anfangen und wie können wir so viele Brunnen gleichzeitig im Auge behalten? Das scheint ein zweckloses Unterfangen zu sein.
Von draußen erklingen Stimmen und wir hören Boris, der in schallendes Gelächter ausbricht. Die Tür zur Schankstube öffnet sich und herein tritt ein Mann mit langem blondem Haar und in voller Rüstung. Wir trauen unseren Augen nicht, denn es ist tatsächlich Matthias Hoffer, der eigentlich nicht in Middenheim gesehen werden wollte. Wir hatten angenommen, dass er und seine Freunde bereits die Stadt verlassen hatten. Er bestellt an der Theke ein Bier und würdigt uns keines Blickes. Während wir uns das köstliche Abendessen von Frau Steinmeier schmecken lassen – es gibt das köstlichste Zwiebelfleisch, das ich je gegessen habe – gesellt sich Remy zu Hoffer an die Theke. Hoffer sieht ihn leicht amüsiert von der Seite: „Man kann Euch anscheinend nicht lange alleine lassen.“ Er ist also über die Geschehnisse im Ulricstempel unterrichtet. Remy berichtet, dass wir die Pläne der Brunnen und der unterirdischen Zisternen haben. Hoffers Vorschlag ist, dass wir uns die unterirdischen Wasserreservoirs ansehen und er und seine Gefährten ihre Kontakte in Middenheim zusammentrommeln werden. Das erscheint uns vernünftig. Bevor er aufbricht sieht er uns ernst an und stellt klar, dass er nicht zögern wird, uns zu enthaupten, falls wir uns mit Warpstein anstecken sollten und mutieren. Das klingt im ersten Moment hart und kalt, aber niemand von uns möchte als hirnloser Mutant weiterleben. Bevor auch wir aufbrechen, leihen wir uns von Frau Steinmeier noch einige Glasfläschchen, um darin Wasserproben der Zisternen zu sammeln.
Wir machen uns auf den Weg zur Magiergilde. Hinter einigen Fenstern glimmen trotz der späten Stunde noch Blitze auf. Vilbert, der Pförtner, ist erstaunt, dass wir zu so später Stunde noch unterwegs sind. Wir erklären, dass wir in einer dringenden Angelegenheit Meister Strobel sprechen müssen. Wir sind wohl nicht die Einzigen, die mit solchen Anliegen auch abends die Magiergilde aufsuchen, denn Vilbert stellt keine weiteren Fragen und führt uns zu den Gemächern des Meisters. Das Gemach des Goldmagiers ist viel größer, als es von außen erscheint. Ich sehe mich staunend um und der Magier in seiner goldenen Robe und der silbernen Maske flößt mir gehörig Respekt ein. Die Einteilung des Zimmers ist außergewöhnlich. Oben stehen ringsum an den Wänden Regale – in einer Vertiefung im Boden sitzt Meister Strobel an seinem Arbeitstisch. Er winkt uns heran und scheint in keiner Weise erstaunt zu sein, uns zu sehen. Über seinem Schreibtisch hält ein Netz aus Magie eine Wasserblase in der Luft. Es ist die Wasserprobe aus dem Ulricstempel. Die Untersuchung hat das Schlimmste ergeben, was man sich vorstellen konnte: Der Brunnen wurde mit Warpstein vergiftet. Konrad tritt näher heran, kann aber anfangs nichts erkennen. Erst als Strobel ihn in der Fähigkeit unterrichtet, die pure magische Chaosessenz zu entdecken, sieht er kleine Partikel im Wasser aufglimmen. Nur sehr starke Verunreinigungen kann man mit dem bloßen Auge erkennen. Nun müssen wir die Wasserreservoirs aufsuchen und sie auf etwaige Verunreinigungen untersuchen.
Wir nehmen den nächstgelegenen Abstieg in die Kanalisation. Laut Karte gibt es dort fünf miteinander verbundene Reservoirs. Gleich das erste Becken ist glücklicherweise nicht verseucht und wir machen uns weiter in Richtung Ulricsmund. Mehr als eine halbe Stunde brauchen wir für den Weg und gelangen an ein großes rundes Becken. Ich sehe mich um, aber bis auf ein halbes Dutzend Leitungen, die von dem Becken ausgehen und einer fetten Ratte kann ich nichts Auffälliges beobachten. Wir folgen den Rohren bis sie plötzlich in einer Wand verschwinden. Vater Odo tastet eines der Rohre ab und spürt einen Riss darin. Wir leuchten mit unseren Fackeln in den Riss und selbst die magisch Unbegabten unter uns erkennen das grünliche Glimmen des Warpsteins an der Innenseite des Rohres. Hier hat sich also jemand zu schaffen gemacht und den Brunnen des Tempels verseucht. Skaven scheinen es aber nicht gewesen zu sein, denn nirgendwo finden wir Kratzspuren ihrer grässlichen Klauen. Wir entdecken ein Ventil, dass die Leitung absperrt und drehen es zu. Der Brunnen kann jetzt leer laufen und richtet hoffentlich keine weiteren Schäden mehr an.
Bis zum Morgengrauen untersuchen wir auch die anderen Wasserbecken, finden aber keine weiteren Spuren von Warpstein. Middenheim scheint zumindest fürs erste von einer Katastrophe verschont worden zu sein.
Wir gönnen uns ein reichhaltiges Frühstück in unserem Gasthaus und genießen das warme Brot und den Käse, den Frau Steinmeier uns serviert. Ich lobe ihre ausgezeichneten Kochkünste und sie strahlt über ihr pausbackiges Gesicht. Es klopft an der Tür und Hoffer betritt den Schankraum. Seine Miene ist undurchdringlich wie immer und er setzt sich wortlos an unseren Tisch. Er kommt sofort zur Sache und schlägt uns vor, die Stadt gemeinsam vor einem erneuten Angriff zu schützen. Und er ist sich sehr sicher, dass ein weiterer gezielter Angriff bevorsteht. Wir kommen überein, die Stadt zu teilen, so dass jeder eine Hälfte bewacht. Wir übernehmen die Südhälfte, in der sich ca. 12 große öffentliche Brunnen befinden. Das sollte zu schaffen sein und ich treffe mich mit Johann. Er und die anderen Gaukler sowie ein paar Kinder übernehmen in Schichten einige der Brunnen. Tagelang streunen sie unauffällig in der Nähe der Brunnen herum und sind mit vollem Elan bei der Sache. Und Kinder fallen in dem bunten Treiben der Stadt am wenigsten auf!
Meine Gefährten und ich sind immer wieder in den unterirdischen Gängen und sehen dort nach dem Rechten. Mehrere Tage vergehen, ohne dass etwas geschieht. Doch am Abend des vierten Tages erreicht uns die Nachricht, dass ein kleines Mädchen namens Magda etwas beobachtet hat. Wir treffen sie und aufgeregt erzählt sie mir, das sie im Viertel Ostwald einen komischen Mann mit einem Kapuzenmantel gesehen habe, der jeden Tag an demselben Brunnen gestanden und etwas aufgeschrieben habe. Ich bedanke mich bei der kleinen Magda und belohne sie mit einer Münze. Freudig hüpft sie mit ihrem „Schatz“ davon.
Die Sonne geht bereits unter als wir Ostwald erreichen. Wir haben uns aufgeteilt, um nicht aufzufallen und mischen uns unter die Menschen. Dieses Viertel ist noch ärmlicher als die meisten anderen in Middenheim. Die Häuser sind baufällig und die Lagerhallen sind in noch einem schlechteren Zustand. Wenn es regnet verwandelt sich der Lehmboden der Straßen in eine einzige matschige Pfütze. Mitten auf dem Platz steht der große Brunnen, den die Menschen des Viertels nutzen. Der Brunnen eignet sich gut für einen neuen Anschlag, denn hier fällt man nicht auf, wenn man sich dort zu schaffen macht. Plötzlich sehen wir eine Bewegung im Schatten und zwischen zwei Häusern tritt ein Mann mit einem Kapuzenmantel bekleidet aus der Dunkelheit. Er bewegt sich nicht zielgerichtet, sondern scheint eher über den Platz zu schlendern. Doch kurze Zeit später ist er wieder zwischen den Häusern verschwunden. Glücklicherweise können wir ihn in einer Seitengasse aufspüren und sehen ihn an einen Zaun gelehnt stehen.
Konrad untersucht das Wasser des Brunnens und ist sicher, dass das Wasser noch nicht verseucht ist. Eine Frau tritt auf Konrad zu und spricht ihn an. Sie bittet um etwas Geld und vielleicht versucht sie sogar, ihre Dienste anzubieten. Doch Konrad ist mit seinem Zauber beschäftigt und bemerkt sie kaum. Remy ist unbemerkt auf ein Dach geklettert und beobachtet den Kapuzenträger von oben. Etwas scheint den Mann aufgeschreckt zu haben, denn als Konrad seinen Zauber wirkt, spannt er sich und will verschwinden. Doch Remy hat seine Bewegung erkannt und springt beherzt von dem Dach herunter und reißt den Mann zu Boden. Er schlägt ihn nieder und so können wir ihn in Ruhe durchsuchen. In seinem Kapuzenmantel finden wir Warpstein. Wir sind also gerade noch rechtzeitig gekommen! Er trägt violette Kleidung, die sehr ungewöhnlich aussieht. Einen Dolch, Papier, ein Beutel und eine Skizze vom Stadtviertel finden wir bei der Durchsuchung ebenfalls. Aber er trägt keine Karte der Brunnen der Stadt bei sich. Bedeutet das, dass er ein Einzeltäter ist und nur diesen einen Brunnen verseuchen wollte? Oder bedeutet es eher, dass er nur einer von vielen Attentätern ist, der nur für diesen Brunnen zuständig war? Jetzt werden wir das Rätsel nicht lösen. Wir fesseln ihn und dabei stellen wir fest, dass er vom Warpstein schon leicht verändert ist: Seine Haut sieht blasig aus! Wir verstecken ihn und hoffen, später mehr zu erfahren.
Seraph:
Runde 11 - Chaos in Middenheim
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Die letzte Runde war ein Paradebeispiel dafür, dass der Plot nicht immer so läuft, wie geplant und dass man als SL stets improvisieren muss. Bis zum Ausheben des Kultversteckes lief alles gut und stimmig ab und auch der Kampf war spannend. Tja und dann entschied sich die Gruppe dafür, dass Warpsteinfass zu bewachen und nur einen der Ihren (Konrad, den Magier) loszuschicken, um Hilfe von der Magiergilde zu holen. Also mussten alle folgenden Bewegungen etwas entschärft werden und natürlich konnte auch nicht die ganze Gruppe Liebnitz so ins Netz gehen. Vater Odo und Gundi haben sich ja nachher noch entschlossen, dem Magier zu folgen, was die geteilte Gruppe wieder etwas mehr ausglich. Aber immerhin haben wir am Anfang der nächsten Runde so eine spannende Ausgangslage - ein Teil der Gruppe ist im Kerker und zwei der ihren sind noch draußen. Wie können sie ihre Kameraden befreien?
Gemeinsam stehen wir um den Mann am Boden und betrachten ihn genauer. Der Warpstein hat seine Spuren hinterlassen, denn der Bewusstlose hat keine Augenbrauen mehr und seine Haut hat sich bereits blasig verändert. Bei seiner Durchsuchung fanden wir eine Skizze mit einem eingezeichneten Weg. Wohin führt er und wer oder was wartet dort auf uns?
Wir wollen so schnell wie möglich den eingezeichneten Ort aufsuchen und bitten Boris, den Leibwächter unseres Gasthauses, den Mann in einer entlegenen und verlassenen alten Stallung zu bewachen. Geknebelt und gefesselt wird er an einen Ring gebunden, und Boris hockt sich mit einer Flasche Fusel bewaffnet davor. Er bietet Remy einen Schluck aus der Flasche an, und da Remy sich keine Blöße geben will, nimmt er einen kräftigen Zug. Nur mühsam kann er ein Husten unterdrücken, und ohne sein Gesicht zu verziehen schluckt er das Gebräu hinunter. Es schmeckt eher wie Säure als ein guter Schnaps, aber Boris scheint das nichts auszumachen. In Kislev ist man anscheinend stärkere Getränke gewohnt.
Die Skizze ist sehr genau und es fällt uns nicht schwer, die eingezeichnete Stelle zu finden. Nach 20 Minuten erreichen wir ein altes Gebäude. Ich will erst um die Ecke sehen, bevor wir weitergehen, doch dabei stoße ich einen alten Topf um, der krachend und scheppernd zu Boden fällt. Daraufhin wird über mir ein Fenster geöffnet und ein zeternder Mann schüttet seinen bis zum Rand gefüllten Nachttopf über mir aus. Ich bin über und über mit seinen Hinterlassenschaften besudelt und schimpfe wie ein Rohrspatz. Wütend schleudere ich den Nachttopf in ein Fenster, das daraufhin zerbricht. Nun erscheint die Frau des Nachttopfwerfers und beschimpft lauthals ihren Mann, der in ihren Augen ein Tunichtgut und Taugenichts ist. Dieser Lärm lenkt die Aufmerksamkeit von meinen Gefährten ab, die unbemerkt zu dem markierten Lagerhaus schleichen können.
Ein morscher Holzzaun fasst einen kleinen Innenhof ein und auch das Haus selbst ist in einem sehr schlechten Zustand. Das Dach weist größere Lücken auf und in der Hauswand sieht man noch die Spuren der Belagerung. Ein kleines Holzschild verweist auf den ursprünglichen Besitzer und sein Handwerk: „F. Heller – Getreidehandel“. Mittlerweile findet hier kein Handel mehr statt und die Türen sind zugenagelt.
Während die anderen bereits den Innenhof erreicht haben, befreie ich mich mit einem Tritt gegen das Schienbein meines Verfolgers. Da er angetrunken ist, stürzt er auf die Straße und wird von seiner Ehefrau unsanft wieder auf die Beine geholt. Mein Vorsprung reicht, um unbehelligt das Lagerhaus zu erreichen.
Kein Geräusch dringt aus dem alten Gebäude und wir suchen eine Tür, die nicht vernagelt ist. Auf der Rückseite der Halle werden wir fündig und Konrad öffnet vorsichtig eine Hintertür. Ich spähe hinein, erkenne aber nur Umrisse von Fässern, Getreidesäcken und Unrat. Doch plötzlich sehe ich eine Bewegung hinter einem Fass. Jemand scheint in der Dunkelheit zu warten. Wir beschließen, dass Vater Odo ahnungslos seinen Weg suchen soll und daher nur zufällig in die Lagerhalle stolpert. Er macht seine Sache gut und kündigt sich bereits lautstark vor der Halle an. Er bittet um Hilfe, da er blind sei. sich verirrt habe und nicht weiter wisse. Er stolpert in die Lagerhalle und irrt hilflos umher. Eine Stimme ertönt: „Verschwinde alter Mann, das ist hier nichts für dich!“ Die Gestalt schält sich aus den Schatten, packt Vater Odo an den Schultern und will ihn hinausschieben. Vater Odo schlägt unvermittelt nach dem Mann und trifft ihn an der Schläfe. Überrascht versucht der Mann Vater Odo niederzuschlagen, verfehlt ihn aber. Jetzt springt Remy aus den Schatten und sticht den Angreifer nieder. Der Stich ist leider tödlich, somit bekommen wir hier keine Informationen mehr. Wir sehen uns den Mann genauer an: Auch er trägt diese lilafarbene Robe, die der Mann am Brunnen trägt. Außerdem finden wir einen Dolch und eine Armbrust mit sechs Bolzen. Danach durchsuchen wir das Lagerhaus und machen in einem der Fässer Gucklöcher ausfindig. Das Fass verbirgt einen Abgang in die Tiefe.
Wir schieben es zur Seite und klettern die Leiter herunter und erreichen einen Tunnel. Der Tunnel ist beleuchtet, also wird er wohl öfter benutzt werden. Schon ein paar Meter weiter versperrt uns eine Barriere, die aus aufgestapelten Fässern und Holzlatten aufgebaut wurde, den Weg. Sie ist nicht einfach wegzuräumen, deshalb versuchen wir, hinüber zu klettern. Doch Vater Odo rutscht beim Versuch ab und reißt Teile der Barriere mit sich. Eine kleine Lücke entsteht, durch die wir uns hindurchschieben können. Hinter der Barriere sitzen zwei ebenfalls berobte Männer an einem Feuer. Als sie Remy entdecken, greifen sie sofort an. Remy tötet sofort einen der Angreifer, doch weitere Männer sind auf uns aufmerksam geworden. Ein auffälliger Mann kommt hinzu und lachend hebt er seine Arme. In einer Sprache, die für unsere Ohren ekelhaft und verderbt klingt, ruft er einige Sätze, die wie ein Zauber oder eine Beschwörung klingen. Während wir versuchen, uns die Angreifer vom Hals zu schaffen, schafft es Vater Odo, die Beschwörung des Hexers zu unterbrechen. Mein Pfeil trifft ihn leider nur am Arm, aber Konrads magisches Geschoss tötet den Hexer.
Remy scheint derweil in einen richtigen Blutrausch verfallen zu sein, denn er tötet gleich mehrere der berobten Männer. Kurz darauf ist der Kampf zu Ende. Bei der Durchsuchung der Leichen finden wir 20 Goldkronen, Armbrüste und Bolzen und ein altes Buch, das in Leder geschlagen ist. Die Seiten sind merkwürdig grau-schwarz und die Illustrationen darin mehr als verstörend. Merkwürdige Wesen und geschriebene Zauber, deren Zweck wir gar nicht wissen wollen, füllen die Seiten. Konrad schlägt schnell das ketzerische Buch wieder in das Leder und packt es in seinen Rucksack. Schon einmal hat ein solcher Foliant Schreckliches ausgelöst…
Auf einem Altar in der Höhle sind zwei schwarze Kerzen aufgestellt. Sicher dienten diese auch dem dämonischen Treiben. Die Höhlenwände sind mit Schriftzeichen bemalt, deren Bedeutung wir nicht verstehen. Die aufgebauten Zelte durchsuchen wir ebenfalls und finden Kurzschwerter und einen Speer. Sie sehen aus, als ob sie nicht von Menschenhand gefertigt wurden. Wahrscheinlich sind es Skavenwaffen. Im letzten Zelt entdecken wir ein Fass mit grünlichem Pulver und man muss kein Magier sein, um zu erkennen, dass es sich um Warpstein handelt. Wir beraten, wie wir mit dem Fund umgehen sollen und kommen überein, dass Konrad die Magiergilde aufsuchen und dort jemandem davon erzählen soll.
Als Konrad die Straßen der Stadt betritt, sieht er sich verwundert um. Rufe schallen durch die Straßen und Menschen laufen aufgeregt durcheinander. Ungewöhnlich viele Patrouillen marschieren durch die Stadt. Was ist bloß in der Zwischenzeit geschehen? Feuer sind in der Stadt ausgebrochen und Konrad beobachtet, wie mehrere Bewohner von einer Patrouille zusammengetrieben werden. Ein Mann wird niedergeschlagen, alles scheint außer Kontrolle zu sein. Als Konrad näher hinsieht, bemerkt er, dass der Niedergeschlagene keine Gesichtszüge mehr hat. Warpmutationen? Eigentlich hatten wir doch die Katastrophe aufgehalten – oder etwa nicht?
Mittlerweile haben sich die Bewohner zusammengerottet und verfolgen einige Mutanten mit Knüppeln. „Nieder mit den Mutanten, verbrennt sie“ erklingt es überall in den Straßen. Konrad fragt einen Soldaten nach dem Geschehen. Aber bis auf die Erklärung, dass Mutanten in der Stadt seien und es nicht mehr sicher ist, erfährt er nichts.
Konrad beschleunigt seine Schritte. Um ihn herum werden Fenster eingeworfen und der wütende Mob will einen Tiermenschen an einer Laterne aufknüpfen. In diesem Moment bemerkt Konrad die kleine Magda, die uns den wichtigen Hinweis über den Vermummten am Brunnen gegeben hat. Er bleibt stehen, denn sie wird von Soldaten in eine Gasse gedrängt. Jetzt bemerkt er auch den Grund: Magda hat zwei Hände an einem Arm. Sie weint bitterlich, denn sie versteht nicht, warum die Männer so böse sind. Konrad überlegt kurz, entscheidet sich dann, Magda zu helfen. Er wirkt einen Schlafzauber auf sie und sie sinkt in seinen Armen nieder. Jetzt hat er den Mob auch gegen sich, denn Rufe erklingen: „Ein Hexer, er ist einer von ihnen!“ Ein Soldat fordert Konrad auf, das schlafende Mädchen liegenzulassen und die Arme auf dem Rücken zu verschränken. Alle Beteuerungen Konrads, dass er dringend zur Magiergilde müsse und wichtige Nachrichten habe, prallen an den Soldaten ungehört ab. Die Soldaten zwingen ihn auf die Knie und fesseln seine Hände. Sie durchsuchen ihn und finden ausgerechnet den alten Folianten. Konrad sieht den Hass in den Augen der Soldaten. Sie nehmen ihm seinen Stab, seinen Ring und ein Elixierfläschchen ab.
In der Zwischenzeit werden wir unruhig. Zu lange ist Konrad schon fort. Da wir das Fass nicht unbeaufsichtigt lassen wollen, machen Vater Odo und ich uns auf, Konrad zu suchen. Auch wir sind entsetzt, als wir die Feuer und die fliehenden Menschen sehen. Mutanten sind mittlerweile überall in den Straßen. Wir haben Glück, denn die Soldaten, die wir treffen, haben Respekt vor einem Priester des Ordens. Sie stimmen zu, den blinden Vater zu seinem Tempel zu führen.
Derweil wird Konrad abgeführt. Die Umstehenden schäumen vor Hass – so einen Hass kannte man sonst nur vom Chaos. Konrad wird mit Gegenständen und Lebensmitteln beworfen. Schreie werden laut, ihn zu lynchen. In diesem Moment tritt den Soldaten ein Trupp schwer gepanzerter Gardisten in den Weg. Die Teutogengarde wird von Meister Liebnitz persönlich angeführt. Liebnitz erkennt Konrad und übernimmt den Gefangenen. Konrad ist froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen und berichtet Liebnitz von der Höhle und unserem wichtigen Fund.
Mittlerweile haben wir den Tempel erreicht. Hier ist es deutlich ruhiger als im Rest der Stadt. Die Teutogengarde nähert sich uns und wir sind erstaunt, Konrad in ihren Reihen zu sehen. Wir besprechen uns kurz und betreten dann mit Meister Liebnitz den Tempel und folgen ihm in die Katakomben. Bei den Wachen müssen wir alles abgeben, was wir mit uns führen, bevor wir mit Liebnitz weitergehen dürfen. Ohne erkennbaren Grund verändert sich Liebnitz und sein Gesicht nimmt bösartige Züge an. Die Garde packt uns und bevor sie uns in eine Zelle sperrt, werden wir mit Schlägen traktiert.
Seraph:
Runde 12 - Der Wolf und der Hammer
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Diese Runde verlief (Gott sei Dank) relativ wie geplant by the book. Dass Vater Odo die Gruppe begleitete, bot sogar bessere Möglichkeiten, aus der Gefängniszelle auszubrechen (Eiszauber) und die Menge vor dem Sigmartempel zu beeinflussen (Charme). Die Begegnung im Park Middenheims war ein Nebenplot aus einer der früheren Runden, den meine Spieler allerdings links liegen gelassen hatten. Hätten sie den Untergarder Demagogen beobachtet, wäre ihnen aufgefallen, dass er in Wahrheit das Chaos anbetet - und später beim Betreten Middenheims die Vorräte mithilfe mutierter Samen vergiftet, die letztendlich zum Tod der Untergarder geführt haben.
Jeanne und Remy warten immer noch in der Höhle auf Nachrichten ihrer Gefährten. Sie fühlen sich merklich unwohl wegen des Warpsteinfasses neben ihnen. Remy ist unruhig und auch Jeanne geht rastlos auf und ab. Die Luft ist stickig und schlecht und verstärkt das ungute Gefühl noch.
Plötzlich dringen Geräusche von der Oberfläche in die Höhle: Das lautstarke Skandieren von Parolen und ein Donnern wie von Explosionen schreckt die beiden auf. Schweißperlen bilden sich auf Remys Stirn und er wird von Minute zu Minute unruhiger. Er murmelt immer wieder die Sätze: „Das ist nicht gut“ und „Wo sind die anderen bloß?“ vor sich hin. Jeanne wird nun auch ungeduldig und die beiden überlegen, was sie jetzt am besten unternehmen können. Sie wollen den anderen folgen und verbarrikadieren den Zugang zur Höhle, solange das Fass mit Warpstein dort unten steht.
Derweil sitzen Konrad, Vater Odo und ich in einer Kerkerzelle. Die Gardisten, die uns vorher noch übel verprügelt haben, entfernen sich endlich. Wir richten uns mühsam von der Erde auf und begutachten unsere Verletzungen. Mein Auge ziert ein riesiges Veilchen und sämtliche Knochen tun mir weh. Die anderen beiden sehen nicht besser aus. Vater Odo hinkt ein wenig und Konrad hält sich seine Seite. Konrad erzählt uns jetzt ausführlich von seiner Begegnung mit Magda und Vater Liebnitz. Als ich von Magdas Schicksal höre, rinnen mir Tränen die Wange hinunter. Ich wische sie verstohlen aus dem Gesicht, ich möchte vor meinen Gefährten nicht schwach erscheinen. So langsam zeichnet sich ein Bild von den Geschehnissen ab und wir erkennen das Ausmaß der Unruhen. Niemand von uns hätte auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass Vater Liebnitz, ein weiser und angesehener Hohepriester des Ulricstempel, darin verstrickt sein könnte.
Aus der Zelle gegenüber mischt sich ein leises Stöhnen in unsere Unterhaltung. Aber auf unsere Rufe und Nachfragen erhalten wir keine Antwort. Wahrscheinlich liegt dort auch so ein armer Teufel, der von den Wachen verprügelt wurde.
Wir wissen, dass wir nicht viel Zeit haben, Liebnitz und seine Schergen aufzuhalten. Also müssen wir schnellstmöglich aus dem Kerker fliehen. Da man uns selbstverständlich nichts außer unseren Unterkleider gelassen hat, haben wir nichts bei uns, womit man das Schloss aufbrechen könnte. Da kommt mir eine Idee: Vater Odo kann das Schloss mit seinem Zauber einfrieren und Konrad wiederum mit seinem magischen Pfeil zerbrechen. Ein hellblau leuchtender Strahl verlässt Vater Odos Hand und eine Schicht Eis legt sich auf das alte, rostige Schloss. Es knackt bereits und als Konrad einen magischen Pfeil darauf abschießt, zerbröckelt ein Teil davon. Den Rest zerstören wir mit Hilfe eines Ziegelsteins, den ich in einer Ecke gefunden habe.
Anscheinend haben wir einen Wärter auf uns aufmerksam gemacht, denn wir hören Schritte und eine Stimme, die bellt: „He da, was ist da los?“ Ein bulliger Wachsoldat kommt um die Ecke des Ganges und nähert sich unserer Zelle. Als er direkt vor der Zellentür steht, wirft Konrad sie mit Schwung auf und die schwere eiserne Tür trifft den Mann am Kopf. Er fällt zu Boden und lässt dabei seine Waffe fallen. Der Kopftreffer hat ihn kurze Zeit ohnmächtig werden lassen und wir verlieren keine Zeit und knebeln und fesseln den Wächter. Ich nehme seinen Schlüsselbund und die Nagelkeule an mich. Der Mann wird wach und wehrt sich vehement. Ich nehme den Ziegelstein und schlage ihn damit erneut ohnmächtig. Das empfinde ich nur gerecht angesichts der Prügel, die er uns verpasst hat.
Bis auf die Zelle uns gegenüber sind die anderen leer. Ich suche den passenden Schlüssel für die Tür, als eine Stimme erklingt, die uns bekannt vorkommt: Matthias Hoffer sitzt auf dem Boden der Zelle und ist in einem noch schlechteren Zustand als wir. Da er nicht alleine stehen kann, helfen wir ihm auf und schleppen ihn die Treppe hinauf in das Wachzimmer.
Währenddessen eilen Remy und Jeanne durch die Straßen Middenheims. Der Geruch brennender Häuser steigt ihnen in die Nase. Alarmglocken läuten, schreiende Menschen laufen durch die Straßen und Feuer überall– das ist das Bild, das sich den beiden an der Oberfläche zeigt. Sie wollen die Akademie erreichen und nehmen vorsichtshalber kleinere Seitenstraßen, um Soldaten und dem tobenden Mob aus dem Weg zu gehen. Vor dem Ulricstempel wurde ein riesiger Scheiterhaufen errichtet und die Menschen davor sind wie von Sinnen. Jeanne und Remy laufen am Park vorbei, in dem wir alle vor nicht allzu langer Zeit selbst gelebt haben. Das Bild, das sich ihnen dort zeigt, ist erschreckend: Überall im Park sind Feuer ausgebrochen, die Flüchtlingslager sind zerstört. Leichen liegen auf der Wiese und auch das Vieh ist tot. Die Überlebenden sind entstellt und irren hilflos umher. Der Boden ist überzogen mit violett-purpurnen Geschwülsten, die wie Adern aussehen. Ein Brüllen erklingt, das eindeutig nicht menschlich ist. Remy schwitzt wie im Fieber und schwankt gefährlich. Der Ursprung des merkwürdigen Geflechts scheint in dem ehemaligen Lager der Untergarder zu sein. Denn dort, wo vorher einmal das Vorratslager des Trecks war, werden die Geschwüre immer dicker. Adalbert steht auf einem Wagen und in seinem Blick erkennt Jeanne schon von weitem den Wahnsinn. Jeanne erinnert sich an Adalbert, der vor einiger Zeit darauf gedrungen hatte, auf die Göttin Haleth zu vertrauen. Er scheint im Gespräch mit einer vertrauten Person zu sein und es hat den Anschein, als ob er ihr das Chaos als Geschenk anbieten wolle. Jeanne erinnert sich wieder, dass unser Treck vor einiger Zeit eine doppelte Proviantration bekommen hatte. Damals haben wir nicht lange gefragt, woher das kam, aber jetzt erscheint es ihr doch merkwürdig, dass sich gerade aus den Vorratskisten die Geschwülste zu schlängeln scheinen. Doch für solche Gedanken bleibt jetzt keine Zeit und sie eilen hastig weiter.
Hoffer ist kaum fähig in ganzen Sätzen zu sprechen. Man hat ihm doch übler mitgespielt als uns. Er wiederholt immer wieder die Worte:“Schwert und Flegel“ und „Sie haben Bauer“. Außerdem will er unbedingt zum Sigmartempel. Da wir zuerst unbeschadet unser Gefängnis verlassen müssen, haben wir keine Zeit, uns über Hoffers Gemurmel Gedanken zu machen. Wir betreten vorsichtig eine Wachstube, die glücklicherweise leer ist. Spielkarten liegen auf dem Tisch und bis auf ein paar Regale, Tisch und Stühle und eine Truhe ist der Raum leer. Die Truhe erregt meine Neugier und ich durchsuche sie schnellstens. Manchmal muss man einfach Glück haben – und dieses Mal hatten wir Glück. Unsere gesamte Ausrüstung liegt in der Truhe und hastig kleiden wir uns an und nehmen unsere restlichen Sachen an uns. Schnell durchsuchen wir noch den Rest des Raumes. Immerhin finden wir 6 Groschen und Proviant für ca. 6 Tage. Ich packe alles in meinen Rucksack und stecke zu guter Letzt noch eines der vielen Folterinstrumente ein, das hier in den Regalen liegt.
Wir schleppen Hoffer die nächste Treppe hinauf und erreichen den hinteren Bereich des Ulrictempels. Wir lauschen den Geräuschen im Tempel, die aber nur den gewohnten Tagesablauf widerspiegeln. Ein Seitengang führt uns zum Haupteingang und wir wollen gerade den Tempel verlassen, als ein Priester unseren Weg kreuzt. Ein wenig misstrauisch betrachtet er uns, sind wir doch auch eine befremdlich aussehende Truppe: Von den Schlägen gezeichnet schleifen wir einen Mann in voller Rüstung durch die Gänge! Glücklicherweise können wir den Priester überzeugen, dass alles in Ordnung ist und wir in dringender Mission unterwegs sind. Erleichtert atmen wir auf, dachten wir doch, dass wir endlich den Tempel verlassen konnten. Doch zwei Soldaten in voller Rüstung und stark bewaffnet bewachen den Ausgang. Schon scheint unsere Mission gescheitert zu sein, als mir ein Trick einfällt, den ich früher gerne benutzt habe, um meine Freunde und Familie zu ärgern: Bauchreden! Ich imitiere die dunkle, herrische Stimme eines Vorgesetzten und rufe die Wachsoldaten ins Innere des Tempels. Vor Schreck lässt einer der Männer seine Waffe fallen. Die Soldaten sehen sich erstaunt und etwas eingeschüchtert an und suchen dann im Inneren des Tempels nach dem Vorgesetzten. Das gibt uns Zeit genug, aus dem Tempel zu fliehen.
Wir wollen so schnell wie möglich den Sigmartempel erreichen, denn Hoffer wiederholt immer wieder diesen Namen. In den Nebenstraßen sind weniger Menschen unterwegs und die Stimmung scheint hier nicht so aufgeheizt zu sein. Die Gilde und das Kollegium scheinen unversehrt zu sein, der Mob wütet anscheinend eher in anderen Vierteln der Stadt. Kurz bevor wir den Platz vor dem Sigmartempel erreichen, treffen wir auf Jeanne und Remy. Etwas verwundert schauen wir den beiden entgegen, doch es bleibt jetzt keine Zeit für Erklärungen.
Der Platz vor dem Tempel ist überfüllt mit Menschen, die Tore des Tempels sind verschlossen. Die umliegenden Geschäfte sind geplündert und der Mob hat einen riesigen Scheiterhaufen errichtet. Die Rufe des Mobs sind deutlich zu verstehen: „Her mit den Ketzern!“ Was ist bloß in unserer Abwesenheit geschehen? Die Menschen richten sich gegen den Tempel Sigmars? Wir müssen weiter und Vater Odo bahnt sich mit seinem Stab einen Weg durch die Menge. Hatten wir befürchtet, dass die Massen uns aufhalten würden, geschieht genau das Gegenteil: Die Menge sieht den Ulricspriester fast ehrfürchtig an und zollt ihm Respekt. Sie scheinen froh zu sein, dass endlich jemand die Schergen Sigmars in die Schranken weist. Vater Odo versucht, die Menge zu beruhigen und sie zu zerstreuen, was ihm auch gelingt. Langsam und leicht murrend verlassen viele Menschen den Tempelplatz und vertrauen darauf, dass Ulrics Priester wissen, was sie tun.
Hoffer deutet immer wieder nach links und wir gehen am Tempel vorbei in eine Seitengasse. Durch einen Block von Wohnhäusern gelangen wir über einen Hinterhof in den Tempelgarten. Hier werden wir bereits von Priestern erwartet und durch einen geheimen Seiteneingang in den Tempel geführt. Hochkapitular Werner Stolz wartet bereits ungeduldig auf uns. Ulrich Fischer, einer der Hexenjäger ist ebenfalls anwesend und kümmert sich umgehend um seinen verletzten Freund. Stolz blickt Hoffer besorgt an und legt ihm seine Hände auf die Stirn. Seine magischen Kräften sind bemerkenswert, denn Hoffers Wunden schließen sich langsam und er kann zumindest wieder alleine stehen. Dann erzählt Fischer, was sich in den letzten Stunden zugetragen hat. Bauer hatte gehört, dass im „Schwert und Flegel“, einer Taverne im Ostviertel, ein Chaosversteck sein sollte. Er hat es wohl gefunden, gegen die Kultisten gekämpft und dabei ein ketzerisches Buch gefunden, das er als Beweis mitgenommen hat. Aufgrund seiner Verletzungen im Kampf ist er aber auf der Flucht ohnmächtig geworden und wurde von der Stadtwache in einer Gasse gefunden. Fischer konnte fliehen und Bauer wurde gefangen genommen. Somit war auch das Buch verschwunden.
Hoffer fiel unterdessen der Teutonengarde in die Hände und wurde von Liebnitz verhört. Er wollte wissen, was Hoffer über Chaoskulte wisse und ob Bauer mit ihnen unter einer Decke stecke. Liebnitz sieht wohl endlich seine Chance gekommen, den Sigmarkult aus der Stadt zu vertreiben oder bestenfalls ganz zu zerstören. Wenn Bauer in einer Verhandlung schuldig gesprochen wird, dann ist kein Sigmaranhänger in der Stadt mehr sicher. Hoffer befürchtet, dass sie alle getötet werden sollen, vielleicht sogar über die Stadtgrenzen hinaus. Liebnitz und seine Anhänger werden dann den Tempel stürmen und versuchen, den Glauben des Sigmar auszulöschen. Das würde einen Bürgerkrieg auslösen und die Stadt wäre verloren.
Hochkapitular Stolz bittet uns eindringlich, die Taverne aufzusuchen und etwas zu finden, das Bauer von seiner Schuld der Ketzerei freisprechen kann und die Beweise der Ketzerei zu finden, die Bauer aufdecken wollte. Wenn wir die Beweise gefunden haben, sollen wir sie schnellstmöglich zum Paradeplatz bringen, denn dort soll die Verhandlung gegen Bauer stattfinden.
Wir verlassen umgehend den Tempel und schleichen uns durch die Nacht Richtung Ostviertel. Das Osttor der Stadt ist völlig zerstört. Eine Horde Dämonen des Slaaneshkultes wurde während des Sturm des Chaos dort beschworen und infiltrierte die Stadt. Ein Schauer läuft mir bei diesem Gedanken über den Rücken. Als Halbling aus Brandenberry hätte ich nie gedacht, einmal mit Dämonen und dem Chaos in Berührung zu kommen.
Wir erreichen die Schwaigergasse und sehen die Taverne „Schwert und Flegel“ direkt vor uns. Der Holzbau ist schmutzig und nach den Kämpfen nur provisorisch wieder hergestellt worden. Trotz allem ist sie gut besucht. Als wir eintreten, kommen uns die Ausdünstungen der Männer und eine Mischung aus fahlem Bier, Erbrochenem und Qualm entgegen. Der Schankraum ist sehr einfach gehalten: Außer der Theke gibt es kein Mobiliar. Ungefähr 30 Männer, in kleinen Gruppen zusammenstehend, füllen den Raum. Neben den Handwerkern und Arbeitern sind auch einige Söldner und Stadtwachen anwesend. Die Gespräche verstummen kurz, als wir den Raum betreten, aber kurz darauf werden wir nicht mehr beachtet. Wir bestellen beim Wirt Bier und erkundigen uns nach einer Schlafmöglichkeit. Vater Odo muss mit ein paar Silberstücken nachhelfen, doch dann gibt uns der Wirt den Schlüssel für ein einfaches Zimmer.
Währenddessen läuft Adalbert immer noch durch den Park. In seiner Nähe liegt Hauptmann Schiller tot am Boden und ist bereits von der pulsierenden Masse überwuchert. Adalbert ruft in die Nacht: „Erkennt ihr sie nun, die Gnade der Göttin? Ich hatte es euch gleich gesagt. Sonja, bist du es? Ich habe alles getan, was du wolltest.“ Er hält einen Dämonenschädel in der Hand, zu dem er spricht. Handelt es sich etwas um einen Schädel eines Slaaneshdämons? Und wurden die Vorräte der Untergarder mit Absicht verunreinigt? Hätten wir diese dämonische Zerstörung aufhalten können?
Seraph:
Runde 13 - Das Kind des Ulric
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)In dieser Runde zeigte sich endlich Remys wahres Wesen - seit dem Biss eines Wolfwesens im Prolog schwärte Lykanthropie in seinem Körper. Vater Odo, der Ulricpriester, erkannte aber, dass es sich bei ihm nicht um ein "böses" Werwesen handelte, sondern um ein gesegnetes Kind des Ulric. Im Kampf gegen Liebnitz braucht die Gruppe wohl alles, was sie kriegen kann...
Den Namen des Gefangenen im Kultversteck änderte ich - ebenso wie den von "Hauptmann Schutzmann" aus offenkundigen Gründen ab.
Remy steht im Treppenhaus der Taverne und lauscht den Geräuschen. In der Gaststube geht es hoch her: Es wird gesungen und gelacht und hier und da lauthals diskutiert. Das kommt uns entgegen, denn wir wollen die Taverne untersuchen und dabei so unauffällig wie möglich vorgehen.
Remy geht es immer schlechter, er schüttelt sich unter Krämpfen und die Hitzewallungen treiben ihm den Schweiß auf die Stirn. Für ihn werden die Geräusche der Umgebung immer lauter und unerträglicher. Plötzlich verändert er sich: Seine Haut scheint sich auszudehnen und wie durch Magie verlängern sich seine Gliedmaßen. Alles geht so schnell und mit einem Mal springt ein riesiges wolfsähnliches Tier durch das geschlossene Fenster im Treppenaufgang. Das Glas splittert und fällt klirrend auf das Vordach.
Vater Odo spürt auf einmal ein Kribbeln in seinen Händen: Etwas Unbändiges und Rohes ist in der Nähe. Er hält kurz inne und gemeinsam mit ihm betreten wir das Treppenhaus. Der Priester nimmt etwas Pulsierendes und Kräftiges wahr und ist sich sicher, dass dort draußen ein Werwesen auf den Dächern sitzt und den Mond anheult.
Ich habe in der Zwischenzeit eines der oberen Zimmer aufgesucht und suche dort nach Remy. Als ich das Zimmer betrete, traue ich meinen Augen nicht und mir wird speiübel. Alles ist verkehrt her-um: Das Bett hängt unter der Decke und die Deckenleuchte steht auf dem Boden. So verhält es sich mit dem gesamten Mobiliar. Da von Remy keine Spur zu sehen ist, bin ich froh, das Zimmer wieder verlassen zu können.
Der Wirt hat wohl doch das Klirren des Fensters gehört und schaut nun im Treppenhaus nach dem rechten. Als er das zerstörte Fenster sieht, wird er misstrauisch und fragt, was hier passiert sei. Niemand von uns kann oder will eine Antwort darauf geben und Vater Odo bietet dem Wirt genügend Geld, damit er den Vorfall wieder vergisst.
Gemeinsam verlassen wir die Taverne, um nach Remy zu suchen. Der Mond scheint gerade hell genug, dass wir einigermaßen die Umrisse der Häuser und Straßen erkennen können. Wir sind noch nicht weit gekommen, als wir auf ein abgerissenes Bein stoßen. Es liegt halb zerfetzt in einer Lache aus Blut und daneben das Hemd von Remy. Ängstlich sehen wir uns um. Ein Knurren und zwei rot leuchtende Augen, die uns in der Dunkelheit beobachten, schrecken uns auf. Ein Werwesen schleicht aus dem Dunkel, eine Hand im Maul, und setzt zum Sprung an. Vater Odo ist der einzige, der keine Angst zu haben scheint. Er redet beruhigend auf das Tier ein und versucht gleichzeitig, uns vorsichtig heranzuführen. Ich bin vor Schreck wie gelähmt und bewege mich keinen Zentimeter vorwärts. Immer wieder beteuert der Priester, dass das Tier uns nichts tun wird, aber ich kann seinen Worten keinen Glauben schenken. Zu furchteinflößend sieht es mit den scharfen Zähnen und unheimlichen Klauen aus.
Das Werwesen sieht mit einem Mal gehetzt aus, so als ob es seine Umgebung hektisch absuchen würde. Es krümmt und wälzt sich wie unter Schmerzen auf der Erde, dann beginnt es zu schrumpfen. Und plötzlich liegt Remy auf dem Boden. Völlig nackt und bewusstlos.
Gemeinsam tragen wir ihn zurück in die Taverne. Kurz vor der Türe haken wir ihn unter und schleppen ihn durch den Schankraum. Niemand scheint wirklich Notiz von uns zu nehmen. Man glaubt, Remy sei betrunken und sicher auf der Straße ausgeraubt worden oder habe bei einer Straßendirne seine Kleidung vergessen. Wir gehen nicht weiter darauf ein und bringen Remy in unser Zimmer. Vater Odo bleibt im Schankraum, um die Menge zu beschäftigen und gibt dort die eine oder andere Geschichte zum besten.
Während Remy sich ein wenig ausruht, nutzen wir die Zeit, die anderen Zimmer zu durchsuchen. Im Zimmer nebenan gibt es nichts außer altem und kaputtem Mobiliar. Es scheint nur als Abstellkammer benutzt zu werden. Ein weiteres Zimmer ist nur spärlich möbliert und darin befindet sich nichts von Interesse. Remy hat derweil seinen Rucksack draußen auf dem Vordach wiedergefunden. Darin befinden sich ein paar Kleidungsstücke, die er rasch anlegt. Ein Hemd für ihn finden wir in einem der anderen Zimmer.
Während Vater Odo die Besucher der Schankstube unterhält und eine Runde nach der anderen aus-gibt, schleichen wir uns in den Keller der Taverne. Er ist angefüllt mit alten Kisten und Fässern und sieht im ersten Moment völlig unauffällig aus. Bei näherem Betrachten entdecke ich in einer Ecke eine Stelle auf dem Boden, die viel sauberer ist als der Rest. Ich schiebe einige Kisten beiseite und entdecke ein Loch im Boden. Eine Leiter führt nach unten in ein Höhlensystem. Mit einer Fackel bewaffnet marschieren wir hintereinander durch die Gänge. Der Durchgang verengt sich nach ein paar Metern und wir hören in einer Entfernung Geräusche. Die Wand neben uns ist mit Blut besprenkelt und aufgemalte Schädel grinsen uns im Dämmerlicht höhnisch an. In einer Blutlache ist deutlich ein Fußabdruck zu erkennen –vor nicht allzu langer Zeit ist hier jemand gewesen.
Wir belauschen eine Unterhaltung, die von Minute zu Minute hitziger wird. Remy will vorausschleichen und nachsehen, wer sich dort aufhält. Doch er tritt auf einen Knochen und unverzüglich ver-stummt die Unterhaltung. Schritte kommen auf uns zu. Zwei Gestalten treten ins Licht, die nur noch vage menschlich aussehen: Der eine hat einen Buckel und an den haarigen Händen hat er scharfe Krallen. Der andere hat gar keine Hände mehr: Scherenartige Klauen gucken stattdessen aus seiner Robe. Beide haben Schaum vor dem Mund. Remy greift sofort an, aber das scheint die Mutanten eher anzustacheln als zu verschrecken. Doch ihre Gegenwehr ist nur von kurzer Dauer und wir halten uns nicht länger als nötig mit ihnen auf.
Etwas weiter gelangen wir in eine Höhle. Dort ist ein Altar aus aufgestapelten Schädeln errichtet worden. Ein Lesepult steht davor, von dem eine zerstörte Eisenkette herabbaumelt. Dem gegenüber steht ein alter, rostiger Käfig, in dem ein klappriger Mann hockt. Johann Ackermann, so heißt der arme Wicht, wurde auf der Straße niedergeschlagen und hierhin verschleppt. Er kann vor Aufregung und Furcht kaum sprechen. Er weiß nicht, warum man gerade ihn ausgewählt hat, doch man habe ihm gesagt, dass er geopfert werden solle.
Wir öffnen den Käfig und helfen Ackermann durch die Höhle nach draußen.
Seraph:
Runde 14 - Der Prozess
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)In dieser Runde entschieden wir uns für den rollenspielerischen Ansatz und so bekam jeder der fünf Spieler eine Rolle im Gerichtsprozess zugewiesen - Verteidigung, Anklage, Angeklagter, Überraschungszeuge und Vertretung der SC-Gruppe. Nach kurzer Vorbereitungszeit haben sich alle Spieler gut in ihre neuen Rollen eingefunden und viel argumentiert - da konnte ich mich als SL entspannt zurück lehnen und übernahm lediglich Kurzauftritte der Stadtwache und der Vertreter des Collegiums.
Es ist schon spät am Abend, als wir mit Johann Ackermann durch die Straßen Middenheims eilen. Rund um den Sigmartempel sind Barrikaden aufgebaut, die von Milizen bewacht werden. Der Prozess gegen den angeblichen Ketzer muss demnach unmittelbar bevorstehen. Johann ist sehr schwach und Konrad muss ihn den ganzen Weg über stützen. Doch selbst mit seiner Hilfe kommen wir nur langsam voran.
Die Zugangsstraßen zum Palst sind abgesperrt und wir müssen einen anderen Weg finden, Johann rechtzeitig zum Prozessbeginn auf das Gelände des Palastes zu bringen. Die Menschen drängen sich bereits auf dem großen Vorplatz und wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen, um selbst auf das Gelände zu gelangen. Remy ruft zwei Straßenkinder zu sich und bezahlt sie dafür, für Unruhe und Ablenkung bei den Wachleuten zu sorgen. Die Kinder lassen sich nicht zwei Mal bitten und das kleine Mädchen nimmt sofort eine Hand voll Matsch und trifft zielsicher einen Soldaten mitten auf die Brust. Ärgerlich nehmen der Getroffene und ein weiterer Wachmann die Verfolgung der Kinder auf, um ihnen eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen. Diese Ablenkung reicht, so dass wir zumindest auf den äußeren Ring gelangen können. Doch sofort tut sich das nächste Problem auf: Der innere Teil des Palasthofs ist mit Seilen abgesperrt. Und auch hier wachen Soldaten, damit niemand den Bereich betritt.
Auf einem hölzernen Podest innerhalb der Absperrung sitzen die Richter und mittendrin Hauptmann Radebeck. Vor dem Podest liegt in Ketten gelegt der angeklagte Bauer. Die Zuschauer beschimpfen und bewerfen ihn mit Unrat und faulem Gemüse. Hinter Bauer wurde ein Scheiterhaufen errichtet, in dessen Mitte ein hölzerner Pfahl prangt. Neben dem Scheiterhaufen befindet sich noch ein Podest, auf dem ein kleines Rednerpult steht. Hier werden wohl die Ankläger und der Verteidiger sprechen, denn Liebnitz und Stolz haben soeben dort Platz genommen.
Wir haben immer noch das Problem, dass wir Johann Ackermann näher nach vorne bringen müssen, um ihn als wichtigen Zeugen präsentieren zu können. Auf die Schnelle fällt mir nichts anderes ein, als uns meine Künste als Bauchredner nutzbar zu machen. Ich beschimpfe einige Menschen um mich herum, was eine deftige Schlägerei zur Folge hat. Jetzt können wir uns immerhin nach vorne zur Absperrung schleichen. Nur Konrad bleibt zurück, seine Sorge, er könne erneut von Liebnitz verhaftet werden, ist zu groß. Remy kommt ebenfalls nur schwer voran, da sich ein Straßenköter an seinem Hosenbein festgebissen hat. Spürt er vielleicht die Bestie ihn ihm? Remy drückt den Hund zu Boden und unterwürfig lässt er von ihm ab.
Als wir den Rand der Menschenmenge erreicht haben, ruft Vater Odo eine der Wachen herbei. Er wünsche unbedingt mit Vater Liebnitz zu sprechen, es sei von außerordentlicher Wichtigkeit. Anfangs zögert der Soldat, aber dann erstattet er doch bei dem Vorsteher des Tempels Bericht. Nur wir erkennen die Überraschung auf Liebnitz‘ Gesicht. Wähnte er Vater Odo und uns andere doch in seinem Gewahrsam im Kerker des Tempels. Aber er fängt sich schnell und bittet Odo den Prozess mit ihm gemeinsam zu verfolgen.
Stolz hat uns ebenfalls erkannt und gibt einigen Wachleuten die Anweisung, uns unauffällig hinter die Absperrung zu führen. Endlich haben wir es geschafft, Johann Ackermann sicher zum Prozess zu bringen. Stolz erwartet uns bereits ungeduldig und wir haben nicht viel Zeit, ihm zu erzählen, was wir bis jetzt herausgefunden haben. Als wir ihm Ackermann präsentieren, der unbedingt aussagen will, atmet er erleichtert auf. Jetzt hat Bauer vielleicht eine Chance, dem Scheiterhaufen zu entgehen!
Als die Trompeten ertönen, wird die Menge ruhig. Ein Herold entrollt die Anklageschrift und trägt sie den Anwesenden vor. Danach erhebt sich Liebnitz und stellt sich hinter das Pult. Er versucht, Bauer als Ketzer darzustellen, und die Menge grölt bei seinen Ausführungen. Sie wollen heute Abend jemanden brennen sehen. Danach wird Bauer von Hauptmann Radebeck nach vorne gebracht und aufgefordert, die Angelegenheit aus seiner Sicht zu schildern. Er berichtet von den Vorkommnissen, aber die Menge buht und johlt, weil sie kein Wort davon glauben will. Später wird er von Liebnitz direkt in den Zeugenstand gerufen. Er befragt den Hexenjäger nach dem Folianten und ruft einige Männer der Stadtwache als Zeugen auf, die ihn in der Nacht aufgegriffen hatten. Zwei bereits betagte Herren des Collegium Theologicum werden ebenfalls zu dem Buch befragt. Das Buch sei mit Blut geschrieben und enthalte die übelsten Verwünschungen und Flüche. Und da Bauer das Buch bei sich trug, als man ihn aufgriff, müsse er ein Ketzer sein.
Stolz kann dieses Argument etwas entschärfen, indem er zu bedenken gibt, dass man doch gerade im Collegium Theologicum öfter mit Büchern zu tun habe, die man nicht selbst benutzen wolle, sie aber doch studieren müsse. Dies können die beiden Wissenschaftler nicht von der Hand weisen.
Die Stimmung ist aufgeheizt und die Spannung kaum noch zu ertragen. Ich war noch niemals Zeuge eines Prozesses, geschweige denn ein Teil davon. Aufgeregt folge ich den Ausführungen der Redner und warte gespannt, bis ich aufgerufen werde. Ich bin gleich die erste von uns, die in den Zeugen-stand treten muss und die Röte steigt mir ins Gesicht. Doch mit fester Stimme beantworte ich alle Fragen wahrheitsgemäß und hoffe, Bauer damit helfen zu können. Nacheinander werden auch die anderen befragt und der Tenor ist bei allen derselbe: Bauer ist ein rechtschaffener Mann, der uns geholfen hat und ebenso bei der Aufklärung der vergifteten Brunnen mitgewirkt hat.
Zum Schluss präsentiert Stolz Johann Ackermann, der auf seinem Weg zum Zeugenstand gestützt werden muss. Mit heiserer Stimme erzählt er davon, dass er nur ein einfacher Mann sei, der auf dem Weg von der Arbeit nach Hause zu seiner Familie niedergeschlagen wurde. Als er erwachte, fand er sich eingeschlossen in einem Käfig in der dunklen Höhle wieder, aus der wir ihn befreiten. Immer wieder stockt die Stimme des älteren Mannes und er ringt sichtbar um Fassung. Man merkt ihm an, dass er es nicht gewohnt ist, vor vielen Menschen zu sprechen und dann auch noch in so einer wichtigen Angelegenheit. Er berichtet, dass er Bauer in der Höhle gesehen hat, wie er die berobten Männer, die Johann Ackermann später ebenfalls auf dem Altar opfern wollten, niedergerungen hat und den Folianten von dem Pult abgerissen und eingesteckt hat.
Vielleicht sind es seine ehrlichen Worte oder die Tatsache, dass er einer von ihnen ist – ein einfacher Mann, die die Menge immer schweigsamer werden lässt. So jemandem kann man eher glauben, als irgendwelchen Fremden, die erst kurz in der Stadt sind. Aber leider ist das Ganze nicht von langer Dauer.
Liebnitz scheint mit seinen Befragungen fast am Ende zu sein, als er plötzlich eine Ikone unter seiner Robe hervorzieht. Wir trauen unseren Augen nicht, ist es doch die Ikone, die vor einiger Zeit gestohlen wurde. Liebnitz hält die Ikone in die Höhe und Geschrei brandet aus der Menge auf, als ein Zeichen von Khorne drauf zu erkennen ist. Das Zeichen des Chaosgottes ruft Angst und Zorn in den Menschen hervor. Die Menge gerät in Bewegung und drängt in Richtung der Absperrseile. Als die Seile niedergerissen sind, stürmen die Menschen auf das Rednerpult zu. Die Richter haben bereits das Weite gesucht und auch wir versuchen, so schnell es geht, den Platz zu verlassen. Remy reißt Bauer mit sich und wir eilen gemeinsam zum Palast. Am Eingang steht Hauptmann Radebeck und winkt uns aufgeregt heran. Kaum haben wir den Eingang erreicht, wird das Tor geschlossen und hält den wütenden Mob ab, den Palast zu stürmen. Aus den Augenwinkeln können wir noch das Feuer erkennen, dass auf dem Vorplatz aufflackert: Die Menge hat den Scheiterhaufen angezündet.
Der Mob ist jetzt außer Rand und Band und drückt weiter gegen den Zaun des Palastes. Die Würden-träger werden eilig in den Palast geführt und auch wir sehen zu, dass wir endlich den Eingang erreichen.
Wir haben kaum Zeit, uns den Palast von innen näher anzusehen. Stolz schäumt vor Wut und kann nur mit Mühe davon abgehalten werden, sich auf Liebnitz zu stürzen.
Hauptmann Radebeck tritt zu uns und erklärt uns die jetzige Lage. Er wird eine Ausgangssperre verhängen, um ein bisschen Ruhe in die Stadt zu bringen. Derweil können wir uns im Palast in einem Zimmer ausruhen und in Ruhe eine Mahlzeit zu uns nehmen. Wir nehmen das Angebot dankend an und sitzen wenig später in einem geräumigen Zimmer vor einem leckeren Mahl. Eigentlich dachte ich, dass ich vor Aufregung keinen Bissen hinunter bekommen würde, aber kaum steht der Teller vor mir, merke ich, dass ich einen enormen Hunger habe. Nach dem Essen machen wir uns frisch, ziehen saubere Kleidung an und ruhen uns eine Weile aus.
Kaum sind wir ein wenig eingeschlafen, klopft es an der Tür. Jeanne schreckt auf und öffnet die Tür vorsichtig einen Spalt. Davor steht Olaf, der Laienpriester, der vor ein paar Tagen das Schädelamulett von Vater Ranulf entgegengenommen hatte. Er trägt etwas unter dem Arm, das Jeanne aber nicht richtig erkennen kann. Nachdem er nachdrücklich darum gebeten hat, mit uns sprechen zu dürfen bittet sie ihn herein. Olaf stellt eine schwere Kiste auf den Tisch. Darin befindet sich das Amulett, von dem wir hofften, dass es in sicheren Händen des Collegiums sei. Liebnitz hatte nicht vor, wie eigentlich versprochen, das Amulett aus der Stadt schaffen zu lassen. Von Anfang an musste es sein Plan gewesen sein, es für seine dunklen Zwecke einzusetzen.
Olaf übergibt uns einen Brief, der an Professor Zweistein vom Collegium gerichtet ist. Vielleicht weiß er, wie das Amulett sicher verwahrt werden kann!
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