Autor Thema: Sei ein Fan der *anderen* Spieler  (Gelesen 2894 mal)

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Offline Alexandro

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #25 am: 19.06.2020 | 11:58 »
Nicht nur. Was ich sage trifft auch auf konfliktorientierte Systeme zu (sofern diese nicht so designt sind, dass jeder in jedem Konflikt etwas zum Erfolg der anderen beitragen kann - also D&D-Kämpfe würden rausfallen, andere Arten von Konflikten bei D&D sind aber durchaus drin).
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Moonmoth

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #26 am: 19.06.2020 | 12:02 »
Schön finde ich, wenn eben nicht die SL Spotlight geben muss, sondern das durch die anderen Spieler:innen geschieht - eine Interaktion zwischen ihnen ist viel organischer und auch für die Entwicklung der Verhältnisse der Charaktere viel, viel sinnvoller als ein Eingriff "von oben".

Dazu ist es aber auch extrem hilfreich, dass in der Runde zumindest grundlegende Informationen über die Gruppenmitglieder bekannt sind - also auch ein Stück über die Charakterklasse oder "das ist so'n Tüp mit sieben Dolchen, der nicht über seine Vergangenheit redet." hinaus.
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Offline takti der blonde?

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #27 am: 19.06.2020 | 12:05 »
@hassran: Alexandro kommt da eher von der schauspielerischen (speziell: Improvisationstheater) Seite denn von der "Konfliktlösungs"Seite.
Da solltest Du dann eher Ralf Schmitz oder Bernhard Hoecker betrachten, als Phillip Lahm oder Tim Duncan.

Wie gesagt, der Gedanke des Anführers war bei mir auch nicht Teil des Bildes. Der Verweis auf Sam Walker war deshalb nur in Klammern und weil sich Alexandro speziell an Anführer-Gestalten im Sport gerieben hat und ich vermutete, er hat da eher Effenberg im Kopf.

Offline PayThan

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #28 am: 19.06.2020 | 12:14 »
Der König wird nicht vom König gespielt, sondern von allen anderen Schauspielern !.
Das ist eine „Technik“ aus dem Theater.

Damit der König wie ein König wirkt, müssen die anderen Schauspieler ihm „zuspielen“ und ihn eben wie einen König behandeln, sonst kann der Schauspieler des König's noch so gut sein, er wird nie überzeugend wirken.


Das ganze kann man denke ich gut auf jede andere „kleinere“ Rolle herunter reduzieren.
Ich finde das eine gute Sache!

Luxferre

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #29 am: 19.06.2020 | 12:22 »
Der König wird nicht vom König gespielt, sondern von allen anderen Schauspielern !.
Das ist eine „Technik“ aus dem Theater.

Damit der König wie ein König wirkt, müssen die anderen Schauspieler ihm „zuspielen“ und ihn eben wie einen König behandeln, sonst kann der Schauspieler des König's noch so gut sein, er wird nie überzeugend wirken.


Das ganze kann man denke ich gut auf jede andere „kleinere“ Rolle herunter reduzieren.
Ich finde das eine gute Sache!

 :d

Online Maarzan

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #30 am: 19.06.2020 | 12:25 »
:o
Okay... das liest sich jetzt wiederum diametral anders, als ich es meinte. Aber ich bin auch nicht sicher, wen genau du mit "MEIN" dabei meinst. Mich? Oder die Mitspieler in meinem Beispiel?
Das würde ich gern auflösen, da ich versucht hatte, positiv zu formulieren und nun doch unangenehm überrascht, wie mißverständlich das nun wohl doch war.
Das kann ich sogar verstehen und ich bin auch kein FAN des Satzen  >;D Allerdings denke ich, dass die intendierte Bedeutung weniger hierarchisch gemeint war, als der Satz verstanden werden kann.
Meine obigen Beispiel sind daher im Gegensatz zur wörtwortlich gedeuteten, asymetrischen Aussage durchaus eher auf Augenhöhe gemeint.

Das Bild, welches sich durch die Beschreibung bei mir gebildet hat, war jemand als Ausrufer des Mottos oben, der für sich zu wenig Spotlight oder Unterstützung für sein besonderes Konzepzt sieht und daher die anderen "natürlich" in der Pflicht sieht zur Seite zu rücken und dienstbar zu sein -> quasi wie seine Fans zu agieren.

In der Richtung habe ich halt schon ein paar unschöne Erfahrungen mit Leuten gewonnen, welche von der Position: "Mein SC ist der Held der Geschichte" und folgenden Medienassoziationen aus übersehen, haben, dass die anderen Spieler eben nicht als Komparsen oder "Fans" am Spiel teilnehmen.

Umgekehrt sehe ich nicht wie ein konkretes positives Alternativbild aussehen soll, wenn ich als gleichberechtigter (und oft auch noch unwissender) Mitspieler im Spiel bin. Klar, wenn ich die Führerrolle irgendwie einnehme, bin ich auch ingame letztlich irgendwie für die Gruppenintegration verantwortlich, aber idealerweise dann auch geeignet, aber das sehe ich mal nicht als den Normalfall an.

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #31 am: 19.06.2020 | 12:38 »
 
Der König wird nicht vom König gespielt, sondern von allen anderen Schauspielern !.
Das ist eine „Technik“ aus dem Theater.

Damit der König wie ein König wirkt, müssen die anderen Schauspieler ihm „zuspielen“ und ihn eben wie einen König behandeln, sonst kann der Schauspieler des König's noch so gut sein, er wird nie überzeugend wirken.


Das ganze kann man denke ich gut auf jede andere „kleinere“ Rolle herunter reduzieren.
Ich finde das eine gute Sache!
Um die Verbildlichung des Zuspielens ging es mir. Dabei ist der Fussball der "Aufmerksamkeits Fokus",  der zwischen den Spielern hin und her geht.
(Daher der Vergleich )

@
Alexandro
Übrigens ein schönes Bild: Eine Familie, die gemeinsam Fussball spielt.  :)

Edit.
Von Profifußball und "Anführertum" würde ich als Vergleich wegkommen.
Darauf wollte ich auch in keiner Weise hinaus.
« Letzte Änderung: 19.06.2020 | 12:42 von Issi »

Offline Issi

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #32 am: 19.06.2020 | 12:48 »
Schön finde ich, wenn eben nicht die SL Spotlight geben muss, sondern das durch die anderen Spieler:innen geschieht - eine Interaktion zwischen ihnen ist viel organischer und auch für die Entwicklung der Verhältnisse der Charaktere viel, viel sinnvoller als ein Eingriff "von oben".
Die SL agiert im Idealfall mMn.  auch nicht "von oben", sondern auf "Augenhöhe" mit den Spielern.
Die SL ist mMn. ein Mitspieler, wie jeder andere auch, hat aber mehr Möglichkeiten die Spielwelt mit den SC interagieren zu lassen.
(Sie hat ja wesentlich mehr Figuren -sprich sämtliche NSC- zu Auswahl )

Ein "Sei ein Fan der anderen Spieler " gilt ja ebenso für die SL. Bzw. nimmt diese nicht davon aus.
« Letzte Änderung: 19.06.2020 | 12:57 von Issi »

Offline OldSam

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #33 am: 19.06.2020 | 13:15 »
Ich finde das einen sehr guten Punkt, theoretisch ist es zwar selbstverständlich, in der Praxis sieht man aber doch nach wie vor sehr oft, dass die Leute eigentlich überwiegend auf sich selbst schauen (warten bis ich dran bin, am Besten in der Zeit am Smartphone zocken o. ä.). Jetzt kann man pädagogisch rangehen a la "Jetzt konzentriert euch mal Leute! Leg das weg..." etc., aber wenn man ehrlich ist, bringt das alles nicht viel, weil es sich ja auf die Wirkung nicht auf die Ursache bezieht. Wenn wir mal potentiell "grundsätzlich blöde Mitspieler" ausklammern bzw. hoffen, dass die in unserer Gruppe nicht drin sind, dann würde ich behaupten, dass jeder Spieler am Tisch (oder Online) ein eigenes _Interesse_ hat, coole Stories zu hören, mit den anderen _zusammen_ spannende Szenen zu erleben etc. - d. h. letztlich sind die anderen Chars oder auch die Gesamtsituation für die (anderen) Leute oft nicht interessant genug. Und da sollte man wohl ansetzen... Oder? ;)

Selbst habe ich hier zwar auch schon verschiedene Ansätze genutzt und mitgetragen in der Vergangenheit, kann aber nicht behaupten schon am Ziel zu sein - darum will ich das Thema auch mit aktiv voranbringen, also Brainstorming...  :d

Einige konstruktive Ideen für Kampagnen (vieles ist sicherlich nicht neu):

- Charakterbau muss wirklich ein <Gruppenthema> sein, nicht ein Blatt Papier, dass ich mitbringe u. wo nur der GM kurz schaut
- Der Char ist somit zu großen Teilen "Eigentum der Gruppe" (!), nicht nur Eigentum des/der SpielerIn
- Session zur Besprechung und Planung gemeinsamer Hintergrundelemente, Nischenabdeckung, gemeinsame Freunde/Feinde, Abhängigkeiten, vielleicht geteilte Geheimnisse, ...
- Bewusste Abstimmung, ob min. die Mehrheit (!) aller Beteiligten einen Charakter in der aktuellen Planungsform "cool" findet oder der noch optimiert / angepasst werden sollte
- Gezielt fordern und bei schönem Rollenspiel auch fördern (Punkte/Boni): Disadvantages / Nachteile der Chars mit "plastischen", anspielbaren Elementen  (Mitspielerabsprache u. GM-Oversight)
- Gegen Verzögerungen im Spielablauf: Boni für Spieler, die ihren Zug besser vorbereitet haben (statt: "Ach ich bin dran? Wo bin ich jetzt nochmal? Was sehe ich? Wie geht das mit dem Angriffswurf?" etc.)
- Züge pro Char tendenziell in kleineren Abschnitten, damit es schnellere Wechsel gibt, hin und her, statt lange Offtimes... (Dynamik)
- Bei passendem Genre / Setting: Boni / Schicksalspunkte whatever.. um großartige Einlagen zu fördern, die allen Spaß machen
- Als GM gezielt häufiger persönliche (!) Aspekte der Chars anspielen (emotional, Verwicklung, Zwiespalt etc.)


« Letzte Änderung: 19.06.2020 | 13:27 von OldSam »

Offline Radulf St. Germain

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #34 am: 19.06.2020 | 19:04 »
Viele schöne Gedanken. Besonders gut gefällt mir bisher:
- Der König wird nicht vom König gespielt sondern von den anderen Schauspielern
- Versuche genau den Charakter anszuspielen, der Dir am wenigsten gefällt

Mich überrascht übrigens die Diskussion darum, dass ich als "Fan" weniger wert bin als der "Star". Gerade wenn ich andere Figuren anspiele, dann kriege ich doch Spotlight ohne es jemand anderem zu nehmen. Beispiel: Ein Ranger hat einen magischen Bogen den der über alles liebt. Wenn mein Charakter sagt "Hey, cooler Bogen, aber ich bevorzuge die +2'er aus Thay, die haben einfach noch diesen Extra-Boost durch Nekromantie", dann kann der Ranger mehr über sich erzählen (warum mag er den Bogen, wo kommt er her...) und ich kann auch meinen Charakter weiterentwickeln (als gedankenloser Konsument von Billigware aus dem Osten).
« Letzte Änderung: 19.06.2020 | 20:25 von Radulf St. Germain »

Offline OldSam

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Re: Sei ein Fan der *anderen* Spieler
« Antwort #35 am: 19.06.2020 | 19:31 »
Damit der König wie ein König wirkt, müssen die anderen Schauspieler ihm „zuspielen“ und ihn eben wie einen König behandeln, sonst kann der Schauspieler des König's noch so gut sein, er wird nie überzeugend wirken.

Jo genau, das entspricht exakt auch dem allgemeinen Leitsatz, dass man Macht nicht "hat", sondern das sie einem gegeben wird - ein König ohne Untergebene ist kein König.