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Reading Challenge 2021
Menthir:
#20
Hans Kelsen - Vom Wesen und Wert der Demokratie
Hans Kelsen ist ein Rechtswissenschaftler und Theoretiker, dessen Name wahrscheinlich nicht jedem bekannt ist, obwohl er u.a. an der österreichischen Verfassung mitgeschrieben hat und einer der Vordenker der Verfassungsgerichtsbarkeit ist.
Obwohl ich mich mit Demokratietheorie befasst habe in meinem Studium, wenngleich eher aus philosophischer Sicht, bin ich vorher nie wirklich über Kelsen gestolpert, was sicher eher mir als Herrn Kelsen anzulasten ist.
So war es eher Zufall, der mich damit in Kontakt brachte, als ich es eher willkürlich und nach dem Titel kaufend erwarb.
Das kleine Büchlein ist 1929 in der vorliegenden Fassung erschienen und wurde 2018 vom Reclamverlag nochmal aufgelegt. Es hat 164 kurze Seiten und dementsprechend ein eher kurzes, monographisches Werk.
Allerdings liegt darin auch der Zauber des Ganzen.
Kelsens Werk zeichnet sich durch eine prägnante, wissenschaftliche Nüchternheit aus, die hilft, seine Vorstellung von Demokratie herauszuschälen. Keine blumigen Phrasen, keine ideologischen Zuschreibungen, sondern eine umfassende, durchaus kritische Betrachtung der Demokratie, die er lediglich als Rahmen der sozialen Ordnung kennzeichnet, und absichtsvoll so darstellt, dass sie nicht den Inhalt vorgibt.
Hans Kelsen verzichtet dabei mitnichten darauf, auch die Schattenseiten, die Verwirrungen und Irrungen zu kennzeichnen und hangelt sich vielfach an einem Vergleich zwischen Autokratie und Demokratie entlang, und bekennt, dass Demokratie als Herrschaftsart auch seine bewussten Grenzen hat, die hier und da autokratisch zu untermauern sind oder zu untermauern sein könnten, vor allem in Hinblick auf die "Vollziehung" - für Kelsen also das Umsetzen demokratischer Beschlüsse und die Akte der Verwaltung der Demokratie, die in ihrer Effizienz gehindert wären, wenn jede Ebene demokratisch bestimmt wäre und zur Meinung finden müsste.
Letztendlich beschreibt Kelsen ein Stückweit in den 20er Jahren bereits das repräsentative, gewaltengeteilte Modell, was wir dieser Tage weitestgehend noch nutzen, und mit dieser Rückschau liest sich Kelsens Werk freilich mit einigem Gewinn, denn der gegenwärtige Zustand ist nicht zwangsläufig, gleichwohl auch nicht zufällig.
Ohne auf die einzelnen Buchkapitel in dieser Kurzbewertung einzugehen, fasst Kelsen zusammen, dass die Demokratie letztlich vom Wesen des Widerspruches, vom Aushandeln von These und Antithese, und letztlich vom Kompromiss zwischen Majorität und Minorität lebt. Dass Demokratie besonders dort lebt, wo Wertevorstellungen relativistisch sind, also Wissen auch von Generation von Generation neu verhandelt wird, wo Moral von Generation von Generation neu verhandelt wird, wo Gesellschaft von Generation von Generation neu verhandelt wird. Hier verbindet Kelsen verblüffend einfach und nachvollziehbar positivistische Wissenschaft mit einem demokratischen Weltbild.
Insgesamt eine sehr empfehlenswerte, in diesem Fall wunderbar nüchterne Lektüre.
8,5 von 10 Punkte
Huhn:
#8
Joanne K. Rowling - Harry Potter und der Feuerkelch
Ich bin mir sicher, dass ich mir bei diesem Buch die Inhaltsangabe sparen kann. Der vierte Harry-Potter-Band eben. ;)
Aktion Wohlfühllektüre läuft weiter! Ich weiß auch nicht, was diese Buchreihe richtig macht, aber zum ersten Mal seit Wochen bin ich wieder ganz in meiner Lektüre versunken. Nachdem jahrelang immer der dritte Band mein Liebling war (der erste läuft eh außer Konkurrenz) muss ich sagen, dass mir der vierte mittlerweile auch außerordentlich gut gefällt. Ich mag die Quidditch-Weltmeisterschaft und das Trimagische Turnier als Settings. "Moody" ist ne coole Socke. Und dieser Band ist der erste, der so richtig in die übergreifende Handlung einführt, wobei aber noch viel Zeit für die kleineren Alltagsprobleme bleibt, wo der fünfte dann schon ganz in Größeres eintaucht und doch eher düster wird. Ach und ich mag einfach den Humor. ;D
Hab jetzt nur ein Problem ... hatte mir von meinen Eltern vor zwei Jahren unsere alten Potter-Bücher gewünscht. Und aus einem mir nicht ersichtlichen Grund haben die mir, statt mir einfach alle Bücher, die sie eh nie lesen, zu überlassen, stattdessen die Bände 1-4 auf Deutsch und die Bände 6 und 7 auf Englisch geschenkt. Band 5 besitze ich jetzt gar nicht. Werde also demnächst wohl mal in die Stadtbibliothek huhnen, um mir den auszuleihen. Mal schauen, ob ich meinen Eltern die restlichen Bände dann zum nächsten Geburtstag aus den Rippen geleiert bekomme. :D "Aber Huhn, du hast die doch alle schon gelesen!" :o Wtf! Ich hab die sogar alle mehrfach gelesen! Das hindert mich aber an nichts!
Swafnir:
Lesen fürs Hirn:
1. Roger Caillois - Die Spiele und die Menschen
2. Johan Huizinga - Homo Ludens
3. Johannes Merkel: Spielen, Erzählen, Phantasieren
4. Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
5. Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn
6. Günter Grass - Die Blechtrommel
7. Alexander Solschenizyn - Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
8. Anton Szandor LaVey - Die Satanische Bibel
9. Max Frisch - Homo faber
10. Erich Maria Remarque - Im Westen nichts neues
11. -
12. -
Lesen fürs Herz:
1. R.A. Salvatore: Brüder des Dunkels
2. R.A. Salvatore: Die Küste der Schwerter
3. Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker & Der Verdacht
4. Gustav Wiederkehr - Mannheim in Sage und Geschichte
5. Erich Kästner - Drei Männer im Schnee
6. Bernhard Schlink - Der Vorleser
7. Cormac McCarthy - Die Abendröte im Westen
8. Stanislaw Lem - Sterntagebücher
9. Noah Gordon - Die Erben des Medicus
10. -
11. -
12. -
13. -
Epochen:
Aufklärung:
Sturm und Drang:
Weimarer Klassik:
Frühromantik: Ludwig Tiek - Der gestiefelte Kater
Hoch/Spätromantik:
Vormärz:
Realismus: Theodor Storm - Der Schimmelreiter
Menthir:
#21
Steven Erikson - Der Tag des Sehers - Spiel der Götter 5
Der bisher zugänglichste Band der Serie, und sicher auch in seiner Darstellung der bisher epischste Band. Für die Gesamterzählung weicht Erikson allerdings ein wenig von den unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere ab. Er versucht zwar immer noch diese darzustellen, vor allem durch gedankliche Introspektiven, doch er ist methodisch längst nicht mehr so abwechslungsreich wie in den ersten Bänden.
Allerdings hat es dafür den Vorteil, dass die Handlung sich deutlich verdichtet, es sich im Ganzen flüssiger liest und als gesamtes Buch zusammenhängender ist. Das ist dem epischen Finale angemessen.
Ungewöhnlicherweise verbringt Erikson nach der Auflösung der Plotlinie ungewöhnlich viel Zeit damit, seine Erzählung aufzuräumen, zu ordnen, Fäden aufzulösen und Erzählungen auch mal zu Ende zu bringen, sodass das Buch durchaus einen guten Break darstellt, wenn man sich von der Reihe trennen will oder eine Pause einlegen möchte.
Außerdem hilft das, die Geschehnisse etwas in Perspektive zu setzen.
Mir haben zwar die historisch unterschiedlichen Blickwinkel etwas gefehlt, aber ich fühlte mich nach wie vor gut unterhalten. Ein Stück weit fühlte ich mich aber in der großen Konvergenz und ihrer Aufklärung doch ein wenig an Dragonball bzw. Dragonball Z erinnert, dennoch schmälert es nicht den würdigen Abschluss der Storyline um den pannonischen Seher bis zu diesem Punkt.
9 von 10 Punkte
#22
Malcolm Gladwell - The Tipping Point - How Little Things Can Make a Big Difference
Das war mein zweiter Versuch, dieses Buch zu lesen. Im Jahr 2015 bin ich an diesem Werk gestrandet, weil es mich damals wenig reizte. Diesmal ist es mir gelungen, es zur Gänze zu lesen.
Worum geht es? Der Titel sagt es recht gut aus, und Gladwell versucht seine Punkte in wiederkehrenden und sehr wechselnden Beispielen zu illustrieren, anhand von Rauchern, der Sesamstraße, der amerikanischen Revolution, anhand der Kriminalitätsrate in New York oder dem Erfolg von Hush Puppies (gemeint sind die Schuhe, nicht das Nahrungsmittel oder die Waffe Mk22 von Smith&Wesson).
Dabei versucht er zu illustrieren, dass solche Situationen letztlich eine Spielart sozialer Epidemien sind und entsprechend dieselben Verhaltensweisen wie Krankheiten haben.
Er versucht anhand unterschiedlicher Gesetzmäßigkeiten (Law of the Few - quasi eine Mischung aus Qualitätssicherern, Verkäufern und Netzwerkern, die Ideen entscheidend sozial voranbringen oder eben große Ansteckungsherde sind; Stickiness Factor - quasi die Fähigkeit oder der Zufall, der Dinge durch Repetition oder Wiederkennungswert (meist eine Mischung) in unseren Gedanken hinterlässt; und The Power of Context - also quasi der Nachweis, wie sehr menschliches Verhalten von der Umwelt abhängig ist) diese sozialen Epidemien zu beschreiben und zu kategorisieren.
Dabei versucht er die Erzählungen so zu drehen, dass Word of Mouth-Propaganda und konsequent verfolgte Kleinigkeiten, die anhand der oben genannten Gesetzmäßigkeiten umgesetzt werden, größere Erfolge zeitigen als ein holistischer Ansatz.
Der Vorteil seines breiten Ansatzes ist, dass er die Wirkungsweisen in sehr unterschiedlichen Kontexten andeuten kann. Der Nachteil seines Ansatzes ist, dass er seine Gesetzmäßigkeiten nicht gezielt auf seine Beispiele vergleichend anwenden kann.
Gladwell schreibt sehr gefällig und es macht Spaß, seinen Ideen zu folgen, allerdings bleiben sie sehr deskriptiv und sind nur bedingt analytischer Natur. D.h. Gladwell arbeitet vor allem mit Zuschreibungen, die er nicht immer ausreichend erklärt und herleitet, obwohl er die eine oder andere Studie oder das ein oder andere psychologische Experiment heranzieht. Allerdings dienen sie nur zur Illustration, aber nicht zur kritischen Betrachtung seiner eigenen Schlüsse, sodass die tatsächliche Aussagekraft seiner Schlüsse wage bleibt.
Der Grundgedanke des Buches ist dennoch spannend, und die Erzählungen darin gefällig, sodass ich dieses Werk ein Stück weit als gutes Infotainment-Werk charakterisieren möchte. Er regt zum Denken an, ist aber doch mit einer gewissen, kritischen Haltung zu lesen, und wissenschaftlich mindestens in Teilen fragwürdig.
6 von 10 Punkte
Swafnir:
Lesen fürs Hirn:
1. Roger Caillois - Die Spiele und die Menschen
2. Johan Huizinga - Homo Ludens
3. Johannes Merkel: Spielen, Erzählen, Phantasieren
4. Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
5. Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn
6. Günter Grass - Die Blechtrommel
7. Alexander Solschenizyn - Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
8. Anton Szandor LaVey - Die Satanische Bibel
9. Max Frisch - Homo faber
10. Erich Maria Remarque - Im Westen nichts neues
11. Heribert Illig - Das erfundene Mittelalter
12. -
Lesen fürs Herz:
1. R.A. Salvatore: Brüder des Dunkels
2. R.A. Salvatore: Die Küste der Schwerter
3. Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker & Der Verdacht
4. Gustav Wiederkehr - Mannheim in Sage und Geschichte
5. Erich Kästner - Drei Männer im Schnee
6. Bernhard Schlink - Der Vorleser
7. Cormac McCarthy - Die Abendröte im Westen
8. Stanislaw Lem - Sterntagebücher
9. Noah Gordon - Die Erben des Medicus
10. Dean Koontz - Trauma
11. Philip K. Dick - Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
12. -
13. -
Epochen:
Aufklärung:
Sturm und Drang:
Weimarer Klassik:
Frühromantik: Ludwig Tiek - Der gestiefelte Kater
Hoch/Spätromantik:
Vormärz:
Realismus: Theodor Storm - Der Schimmelreiter
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