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Reading Challenge 2021
Samael:
--- Zitat von: Samael am 6.01.2021 | 10:03 ---Und Nummer 4: Maigret macht Ferien. Den fand ich richtig richtig gut. Naja, jetzt ist erst Mal Maigret- Pause.
--- Ende Zitat ---
Naja.
Nummer 5: Maigret und die Affäre Saint-Fiacre. Jetzt ist aber wirklich erst mal gut mit Krimis.
Menthir:
#4
Bart von Loo - Burgund - Das verschwundene Reich
Buch 4 im Jahr 2021 führte mich also nach Burgund. Es ist weitestgehend, trotz historischem Studiums mit den Schwerpunkten Mittelalter und früher Neuzeit, an mir vorbeigegangen. Natürlich war mir seine Existenz bewusst, aber nicht so wirklich seine Geschichte und so beschloss ich, diese mitteleuropäische Wissenslücke zu schließen, und ich glaube, ich hätte kein besseres Buch dafür finden können.
Warum?
Bart von Loos Darstellung ist - da wird sich einige Kritik zu finden - vielleicht nicht die ganz klassisch-historische Darstellung, vielmehr wirkt das Buch fast wie ein dokumentarisches Manuskript, welches wir uns leicht verfilmt vorstellen können. Zudem ist die Darstellung Burgrunds nicht besonders sichtbar quellenschwer, weil von Loo es eindeutig für ein breites Publikum geschrieben hat.
Es bedient sich hier und da auch anachronistischer, ja absichtsvoll flapsiger Sprache, woran sich der ein oder andere Purist stören wird oder den Lektor verteufeln (der in der deutschen Übersetzung von Andreas Ecke auch höchstens einen passablen Job gemacht hat, weil da so einige Fehler im Text sind), ja, es versucht nicht einmal besonders neutral zu sein.
Aber tatsächlich ist dies eine Stärke dieses Buches.
Fernab davon ein burgundisches Propagandawerk zu sein, ist es doch zweifelsohne von einem Mann mit einer gewissen Heimatliebe und dem entsprechenden Verve geschrieben worden und so versucht er die Geschichte Burgrunds, die sich vor allem im 14. bis 16. Jahrhundert in diesem Buch abspielt, vor- und nachzuerzählen, zu begleiten, und erlebbar zu machen.
Dies versucht er durch die Charakterisierung der betreffenden Protagonisten der Zeit, Darstellung der groben Bruchpunkte in den Monarchien und den immer wieder mutigen und erstarkenden burgundischen Städten (v.a. Gent, Brügge etc.) und dadurch, dass der Kunstgeschichte eine gleichberechtigte Schilderung widerfährt, die unweigerlich mit dem Lauf der klassischen Historie verbunden ist.
Allerdings - und auch das ist gelungen - betrachtet er Burgund nicht isoliert, sondern auch im Kontext der Politik der Zeit, der geopolitischen Spannungen zwischen Frankreich, England und dem HRR, sowie den Spannungen innerhalb der kath. Kirche.
Es ist ein farbenfrohes, prächtiges Spektakel, in dem van Loo nicht vergisst, Burgund mit der Weltgeschichte zu verbinden und zu verknüpfen, aber beizeiten auch zu entwirren. Es ist kurzweilig, obwohl es eher chronistisch als interpretierend geschrieben ist, und es wagt dennoch ein burgundisches Lebensgefühl vermitteln zu wollen und die burgundischen Leistungen ins Licht rücken zu wollen; und trotz all der Farbenpracht bleibt es tragisch wie unterhaltsam.
Man kann natürlich über die Charakterisierungen der Protagonisten und ihrer Antagonisten streiten, vielleicht ist die eine oder andere burgundische Leistung in der Weltgeschichte mit einem gewissen Augenzwinkern zu interpretieren, aber van Loo verschafft Burgund seinen gerechten Platz in europäischer Betrachtung, mit jeder Menge Verve und guter Erzählung; und selbst wer danach Burgund noch nichts abgewinnen kann, hat in angenehmer Sprache jede Menge über europäische Geschichte, die Selbstdarstellung von Höfen, sinnloser Gewaltbereitschaft, und dem schnellen Aufstieg und Fall eines Herrschergeschlechts gelernt und sich dabei unterhalten gefühlt.
So sehr im Detail also über das eine oder andere gestritten werden kann und mag, so kann nicht infrage gestellt werden, dass man sich kaum ein schöneres und besseres, fesselnderes Einstiegswerk in eine Thematik vorstellen kann, mit so viel Verve, Freude, Witz und eben auch kritischer Darstellung tragischer Helden und eines kurzzeitig aufblühenden, doch sehr prägenden, multikulturellen Herzogtums.
9 von 10 Punkte.
Lyris:
So, Ziel für Januar erledigt.
#1, 2, 3 Martha Grimes: Inspektor Jury die ersten 5 Bände
Der Aussage die Autorin wäre die legitime Nachfolgerin von Agatha Christie kann ich bedingt zustimmen. Vom inhaltlichen Aufbau richtig. In einem Fall leider so sehr, das ich dachte "ach, das ist ja wie in..." und der Täter war entlarvt. Aber der Stil ist viel besser und insgesamt wirkt auch alles realistischer.
#4 Edgar Wallace: Die Melodie des Todes
Eine nette Mischung aus Liebesgeschichte, Tragödie und Gaunerkomödie. Hat mich gut unterhalten.
#5 Janet Paisley: Die Rebellin der Rose
Historischer Roman vor dem Hintergrund des Jakobitenaufstandes. Details wurden soweit nicht bekannt (also einiges) ergänzt, so dass sich eine runde, unterhaltsame und lehrreiche Geschichte ergibt.
#6 Pierce Brown: Tag der Entscheidung
3. Band der Red Rising-Reihe. Nach dem etwas anstrengenden 2. Band war dieser wieder gut. Natürlich gibt es auch hier wieder Weltraumschlachten, schließlich ist immer noch eine Rebellion im Gange, aber die Geschichte geht nicht darüber verloren, sondern wird ordentlich zu Ende erzählt. Ob ich die weiterführenden Bände, die erst 10 Jahr später wieder einsetzten noch lese, weiß ich aber noch nicht so recht.
Und gerade kam das Paket mit den nächsten Inspektor-Jury-Bänden. :verschwoer:
Raiden:
#1 Miranda Wohlfahrt von Johannes Anders
Ein Science Fiction Roman, der die Geschichte von Miranda Wohlfahrt erzählt wie Sie für den Diplomatischen Dienst immer wieder aufgaben erfüllen muss "von denen noch nie jemand lebend zurückgekehrt ist".
Sehr kurzweilig aber trotzdem hat mich das Buch jetzt nicht so vom Hocker gehauen. Ich fand alle Geschichten darin (13 Stück) immer sehr zusammen gestaucht und wie im Schnelldurchlauf erzählt. Meiner Meinung nach hat das Buch viel Potenzial verschenkt.
Samael:
--- Zitat von: Menthir am 8.01.2021 | 10:39 ---#4
Bart von Loo - Burgund - Das verschwundene Reich
--- Ende Zitat ---
Das hab ich kurz vor Weihnachten gelesen. Hat mir auch sehr gut gefallen. Einziger Kritikpunkt: Ich fands manchmal zu flapsig. Auch angesichts der Dramen, die da berichtet werden...
Ich hab dann direkt noch Huizinga geordert, steht auf der Liste.....
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