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Splittermond ist "ernsthafter", aber Warhammer 4 ist "realistischer"

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Holycleric5:
Gerade hatte mir einer meiner Splittermond-Spieler ein paar Rückfragen geschickt, nachdem ich sein aktuelles Charakterblatt "kontrolliert" habe.

Unter anderem hatte ich ihm erklärt, er möge seine Rüstungsbehinderung (=Rüstungsmalus) bitte bei allen allgemeinen Fertigkeiten, in denen das Attribut "Beweglichkeit" vorkommt, eintragen.

Eine seiner Rückfragen drehte sich darum, warum man bei "Tierführung" (umfasst neben Fahrzeug lenken (was er einsah) das Reiten und einschüchtern von Tieren) seinen Rüstungsmalus einrechnen sollte, nicht jedoch bei "Schwimmen". (Da "Schwimmen" nur die Attribute "Konstitution" und "Stärke", ergibt sich nach den Regeln keine Behinderung durch die Rüstung).

So feingliedrig Splittermond bei seinem Ticksystem ist, so grobkörnig ist es oft bei seinen Fertigkeiten. Während "Rudern" und "Segeln" bei Warhammer Fantasy 4 zwei separate Fertigkeiten sind, fasst man diese beiden Dinge bei Splittermond unter "Seefahrt" zusammen und fügt als Anwendungsgebiete noch Fischen, Navigation und Fesseln/Knoten hinzu.

Warhammer Fantasy 4 punktet mit einem tödlichen, durch verschiedene kritsche Verletzungen "realistischeren" Kampfsystem und feiner unterteilten Fertigkeiten.

Während man bei Splittermond die -optionale- Traglast noch ziemlich handwedeln muss, hat bei Warhammer 4 jeder Gegenstand einen -ebenfalls abstrakten- Traglastpunktewert, der geringer ist, wenn man den Gegenstand am Körper trägt, allerdings wird bei der bestimmung der Gesamtlast jeder Gegenstand mitgezählt (während bei Splittermond die -von SC zu SC und ebenfalls von Gruppe zu Gruppe unterschiedliche- "Grundausstattung", die je nach Interpretation auch Dinge wie Zelte (mit einem vergleichsweise hohen Last-Wert von 4) umfassen kann, welche nicht gegen die maximale Tragekapazität zählen).

Hier punktet Warhammer 4 in Sachen Realismus.

Doch Splittermond hat trotz einiger Ausreißer wie Fela (was phonetisch manchmal wie "Fehler" klingt) oder Velan (was -je nach Aussprache- phonetisch wie "W-LAN") insgesamt ernsthaftere Namen wie z.B. Frowin Brunwald, Alanna Siltebrink, Berion Holke oder Ralina Mirwald.

In Warhammer Fantasy 4 hingegen begegnet man bereits in der Einsteigerbox einem NSC namens "Aloises Arschloch", im Grundregelwerk liest man von einem Ort namens "Holswig Schliestein". Teilweise reißt mich das aus dem "Ich bin in einer Fantasywelt"-Gefühl raus, trotz Sigmarpriestern, Goblins, Hochelfen und Untoten.

Hier punktet Splittermond in Sachen Immersion und Ernsthaftigkeit.

Wie seht ihr das?
Fehlt Splittermond teilweise der Realismus, während es Warhammer 4 dafür teilweise an Ernsthaftigkeit mangelt?

Excaleben:
Ich weiß nicht ob meine Erfahrung viel wert ist da ich keine Runde Splittermond gespielt habe aber ich finde zu Warhammer gehört teils das nicht ernsthafte um diesen ganzen Grim Dark Kram ab und zu ein wenig aufzulockern sonst wird das nämlich einfach nur deprimierend an manchen Stellen. Bei Splittermond sehe ich diese dunkle fiese Settingprämisse nicht weswegen die sich auch ernster nehmen dürfen. So viel zur Meinung eines unbelesenden  ~;D.

YY:
Im Vergleich zur 1. Edition mit ihrem anarchischen Gonzo-Humor und den In-die-Fresse-Realbezügen ist WH4 schon ziemlich "erwachsen" geworden.

Lang etablierte Namen von Adelshäusern usw. müssen halt bleiben...und das hat für mich immer noch einen gewissen Charme.


Ich weiß nicht, ob Realismus unbedingt die Messlatte ist, die ich da anlegen würde - aber Splittermond hat an vielen Stellen schon ein irgendwie...brettspieliges Spielgefühl. Die Spielmechanik ist an den allermeisten Stellen ziemlich clever aufgezogen und funktioniert, aber es ist viel und es ist eben klar erkennbar zuallererst Spielmechanik.

Megavolt:
Hat Warhammer nicht diese deutschen Bezüge drin, weil das für die Briten irgendwie besonders finsteres Mittelalter suggeriert?

Würde das nicht überbewerten, dieses "Aloisius Arschloch". Man müsste zum Vergleich mal versuchen, sich einen "lustigen" oder sprechenden französischen Namen auszudenken, da würde auch viel Murks bei rumkommen, und das würde auf die Franzosen vermutlich auch so rumpelig wirken wie das hier bei uns. Die können halt kein Deutsch, die Briten, da ist das Deutsche entsprechend hermetischer.

Dass man das nicht sinnwahrend übersetzt, das ist doch eher der Fehler, also halt "Aloisius Bosewill" (im Sinne von "will dir Böses") oder so.

YY:
Das Imperium ist eben schwer an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation angelehnt - daher das Deutsch. Oder zumindest so viel Deutsch, wie man in den 80ern als handelsüblicher britischer Rollenspielautor konnte ;)

Dass das Spiel überhaupt den Sprung auf die Weltbühne und speziell nach Deutschland schafft, war da noch gar nicht abzusehen...

Ich muss aber sagen: Gerade als halbwegs englischsprechender Deutsch-Muttersprachler kommt mir eine deutsche WH-Übersetzung nicht in die Tüte. Da geht ja gerade der Kontrast zum Englischen verloren und das Deutsche/Reikspiel verliert seine eindeutige ingame-Verortung. 

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