Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte
[D&D] Zeit der Wölfe
Tintenteufel:
Kleine WARNUNG:
Das erste Drittel es folgenden Spielberichts könnte für manche etwas zu eklig werden. :-\
Die Geschehnisse sorgten aber für viel Gelächter am virtuellen Tisch und mussten einfach so detailliert festgehalten werden. ;D
Tintenteufel:
Session III.11
Lum, 27. Tag des Vaters 1506 n. B.
Romila Wulk war soeben mit dem Kanu zurückgekehrt. Sie hatte Hilde und "Elafir" am Ostufer des Hexenwassers abgesetzt, um einen weiteren Abenteurer hinüber zu fahren. Jedoch wurden plötzlich donnernde Stimmen im Röhricht laut.
Es handelte sich zweifelsohne um streitende Riesen, so viel konnten sie mittlerweile verstehen, obwohl niemand die Sprache der Geschöpfe beherrschte. Vermutlich drei, oder mehr.
Die Abenteurer waren zu viert, und damit einer zu viel für das schlanke Boot! Sie versteckten sich im Schilf. Romila schob das Kanu langsam zwischen die Halme, bevor auch sie bis zum Hals untertauchte.
Einer der Riesen hatte sich von der Gruppe getrennt. Lautstark bahnte er sich einen Weg zum See und bewegte sich damit auf das Versteck zu. Er war über drei Schritt hoch, ging aber gebückt; seine Haut war grün und mit schwarzen Warzen übersät, zwischen denen Moos und Pilze wuchsen.
Sogleich hatte der Troll das Kanu entdeckt. Er lachte bösartig, zerrte es mit der einen Hand aus dem Schilf und kramte mit der anderen Hand in seinem schmutzigen Lendenschurz aus Sumpfgras. Während er die ganze Zeit ein rohes Stück Fleisch im Maul hielt, zog der grünhäutige Riese seine überlange Männlichkeit heraus. Dann packte er mit der frei gewordenen Hand wieder sein blutiges Fressen, das nun auch besser zu erkennen war: ein humanoider Arm mit grün geschuppten Hautresten, die vielmehr an Echsen als an Fische erinnerten.*
Monströs seufzend entleerte er seine Blase in das Wassergefährt. Anschließend war der Darm an der Reihe, dem zunächst widerliche Faulgase entkamen, bevor zur Krönung des Trolls Erleichterung etwas aus dem stinkenden Lendenschurz ins Hexenwasser plumpste.
Höhnisch lachend trat der Riese gegen das besudelte Kanu, um es aufs offene Wasser zu befördern und im See zu versenken. Dann stapfte er zurück zu seinen Artgenossen.
Fiora war die erste, die aus ihrem Versteck sprang. Die Elfin war der irrsinnigen Meinung, der Troll könnte etwas wertvolles fallen gelassen haben. Dem war aber natürlich nicht so, denn die Zauberkundige konnte nur eines aufgeweichten Stücks Riesenkot habhaft werden.
Angewidert warf sie es zurück ins Wasser, während Romila und Tamra abtauchten um hemmungslos lachen zu können.
Unser Agent rettete unterdessen das Boot.
Der Rest des 26.7.1506 verlief weitestgehend ereignislos. Die Abenteurer setzten über. Damit niemand in der Nähe der Trolle verweilen musste, schwammen sie abwechselnd neben dem Kanu an das andere Seeufer. Die Zwergin hatte bereits ein prasselndes Lagerfeuer entzündet und etwas Schweinefleisch auf einem glutheißen Stein in den Flammen gebraten. "Elafir" war noch immer bewusstlos, zeigte aber schwache Lebenszeichen.
Endlich konnte sich der Akolyth des Blauen Gottes die Beute seiner Gefährtinnen - Fiora und Hilde - genauer besehen. Die beiden hatten einen Kriegshammer aus dem Loch gezogen, das Edhar entdeckt hatte und wo er schließlich auch gestorben war. Es handelte sich um eine zwergische Waffe aus schwarzem Adamanth. Im Zentrum ihres schweren Kopfes war ein gelber Diamant eingesetzt, der die Größe eines menschlichen Augapfels besaß! Der Hammer verfügte über zwei symmetrische Schlagflächen in die zwergische Runen eingelassen waren. Auf der einen Seite stand "ZAUBER-" und auf der anderen "BRECHER" geschrieben.
Nattias konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen. Er war jedoch auch nicht ganz bei der Sache, denn es ärgerte ihn noch immer sehr, dass die beiden Frauen Wort gebrochen hatten und die Leiche des Soldaten nicht geborgen hatten. Sie behaupteten ein Kampf gegen die Riesenegel dort unten hätte nur zu mehr Toten geführt, was unser Agent bei gewitztem Vorgehen bezweifelte. Aber nun waren sie wieder auf der anderen Seite des Hexenwassers. Vielleicht vermochte die runengezierte Waffe schlichtweg Zauber zu brechen oder Magie zu bannen.
Nach dem späten Mittagessen versuchten die Abenteurer jedenfalls das erschwommene Zeitersparnis bei der Seeüberquerung zu nutzen und noch am selben Tag Burg Isenwaid zu erreichen. Ihr ehrgeiziges Vorhaben scheiterte jedoch im schwindenden Licht der Abendämmerung, als Romila unter der Last von "Elafir" wiederholt zusammenbrach. Es war nicht mehr weit, doch auch Fiora war zu erschöpft um weitermarschieren zu können. Sie verbrachten also noch eine ereignislose Nacht in der Wildnis von Garogs Hügeln.
So erreichten sie bereits am heutigen (27.7.1506) Vormittag Saer Anskars Festung im Hinterland.
Auf schnellstem Wege übergaben sie den geschuppten Findling an die Ordnungshüter und ihren Hauptmann. Rewyn bezahlte den erfolgreichen Ermittlern zunächst die Belohnung für einen toten Elafir von Camran aus. Er musste erst Rücksprache mit dem Berater des jungen Fengrin halten, wie das Tiefe Wesen letztendlich zu bewerten war.
Nattias, Fiora und Hilde verabschiedeten sich von Romila Wulk sowie der Soldatin Tamra. Anschließend wollten die drei der Pfandleiherin Mirena einen Besuch abstatten. Als sie jedoch das Leihhaus betreten wollten, wurden sie von einem auffälligen Pärchen zur Seite geschoben.
Es waren ein muskelbepackter barbrüstiger Halbork, der eine mächtige Großaxt geschultert hatte, sowie eine mysteriöse Frau unter einem kostbaren Kapuzenumhang mit Fellkragen, die Mirenas Räumlichkeiten verließen und sich dabei unsanft einen Weg durch die nachfolgende Kundschaft bahnten.
Er
Sie
Niemand machte großes Aufhebens um die Begegnung. Nattias hatte das bedrückende Gefühl, dass sie nichts Besseres hatten machen können; auch wenn es sich um eine Ungerechtigkeit gehandelt hatte.
Dieses Mal bekam die Kauffrau jedenfalls Geld von den drei Abenteurern, denn die Zwergin benötigte ihre Erfahrung und Fachkunde bei der Identifizierung des Runenhammers.
Mirena bestätigte nicht nur die Vermutungen der Söldnerin und unseres Agenten, sondern sie wusste auch über die Geschichte des Hammers zu berichten.
So handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Waffe von Klan Hexenhammer. Jene finstere Sippe der Goldzwerge war während der gut bezahlten Verfolgung von Hexen, Paktmagiern und anderen sinistren Zauberwirkern aus dem edlen Klan Goldhammer hervorgegangen. Die Drachenkönige von ganz Avalon lockten die zwergischen Hexenjäger mit Reichtümern aus Fiirlann nach Isgard, Lampur, Marisa und Eralion. Ihre mit Runen versehenen Waffen nahmen ihren Opfern sowohl das Leben wie auch die Magie, wodurch die Hämmer selbst für einen Grünen Mond lang an Macht gewannen. Dann musste der Kreislauf aus Jagd, Mord und Raub erneut durchlaufen werden, um alle Fähigkeiten der Waffe ausschöpfen zu können.
Unsere Aufzeichnungen konnten alle Aussagen der Pfandleiherin bestätigen.
Gut gelaunt, einen so fetten Fang gemacht zu haben, führten die beiden Frauen den Akolythen des Blauen Gottes danach in die Taverne Zur Tanzenden Maid.
Nattias hatte jedoch böse Erinnerungen an die Trinkhalle. Darüber hinaus haderte er mit seiner Einstellung gegenüber der neuen Waffe von Hilde. Einerseits war sie für die Jagd auf Zauberwirker geschaffen worden, andererseits vernichtete sie Magie nur um andere Magie zu schaffen. Allerdings war er Lumaenor für die historischen Ausführungen der Pfandleiherin und das erhaltene Wissen sehr dankbar.
Die Taverne war so früh am Tag schlecht besucht. Im Schankraum waren die drei Abenteurer tatsächlich mit der Bedienung allein. Die Schankmaid versuchte den dreien schöne Augen zu machen, doch unser Agent war in seine Aufzeichnungen vertieft und weder Elfin noch Zwergin schienen am gleichen Geschlecht interessiert. Das erste Getränk war in jedem Fall kostenlos. Es blieb bei dem einen, denn am Nachmittag trat ein unbekannter Wachsoldat ein und bat die drei Abenteurer in die Schreibstube von Hauptmann Rewyn.
Das Oberhaupt von Saer Anskars Garde hatte mittlerweile den geheimnisvollen Anstromanten Moryn befragt. Das Tiefe Wesen war vorerst eingekerkert worden und die drei Ermittler erhielten weitere 15 GM. Das entsprach nur der Hälfte, jenes Betrages für einen lebenden Elafir, aber der Geschuppte war auch nicht mehr wirklich der vermisste Druide auf dem Steckbrief.
Hauptmann Rewyn unterbreitete Nattias, Fiora und Hilde jedoch das Angebot von Elafirs Meister. Der Astromant bezahlte 100 GM für das Aufspüren sowie Kartographieren der Blauen Bibliothek.
Die Abenteurer sagten auf der Stelle zu, woraufhin ihnen der Hauptmann die handtellergroße Lapislazulischeibe mit dem Blauen Stern Lumaenors übergab. Weitere Unterstützung erhielt die Gruppe allerdings nicht. Keine Vorauszahlung, keine Soldaten und auch keine Schildträgerin.
Das Dreiergespann stieg wieder in Brams Gasthaus vor der Palisade ab.
Noch vor dem Abendessen besah sich Hilde das Anschlagsbrett. Sie stellte fest, dass ein Gesuch noch immer aushing:
So begaben sich die Abenteurer wenig später in die Stallungen, obwohl sie über keinerlei Reittiere verfügten.
Sie begegneten der Magd Zasha, deren graugrüne Haut und auffällige Eckzähne sogleich das Orkblut in ihren Adern verrieten.**
Zasha
Für die erfolgreichen Ermittler war es nicht schwer in der Halbork die anonyme Auftraggeberin "Z" zu erkennen. Während Fiora und Hilde die Magd schon befragten, machte unser Agent seine Aufzeichnungen. Als Nattias noch mehr über den Heckenritter in Erfahrung bringen wollte, dessen Pferd es schließlich zu zähmen galt, stieß die Zwergin bereits mit erhobenem Hammer das Tor zum hinteren Bereich der Stallungen auf!
- Wendelin, Stadtschreiber von Peredur
*Unterhält Saer Anskar noch die Verbindungen zum Echsenvolk des Ertrunkenen Waldes, die er einst über seinen ungewöhnlichen Knappen Litrix geknüpft hatte?
**Das Einfallen von Vapraks Stolz in den Hügeln des Herzlandes, hatte für nachhaltig viele Halborks im Hinterland gesorgt. Tatsächlich gibt es auf Avalons Hauptinsel wahrscheinlich nur in der Nordmark mehr von den bestialischen Mischlingen, als zwischen Peredur und Rosenwinter! Aber man muss ihnen zugestehen, dass sie in Garogs Hügeln ehrbaren, wenn auch niederen, Berufen nachgehen.
Tintenteufel:
Ich schulde allen Mitlesenden zwei Spielberichte der Abenteuer von Hilde & Fiora. Aber jetzt ist mal zwei Wochen Urlaubspause. Zuvor konnten wir allerdings die letzte Session noch mit Hut und Peitsche ausklingen lassen! ;)
Tintenteufel:
Session III.12
Sol, 1. Tag der Königin 1506 n. B. - Bericht I
Hilde trat noch am 27.7.1506 das Tor zum hinteren Bereich der Stallungen auf. Die löchrigen Holzbretter hatten den Weg in und aus einem dunklen Lagerraum versperrt.
Inmitten der Düsternis stand jedoch ein schwarzes Pferd mit dem beeindruckenden Körperbau von einem ausgewachsenen Streitroß! Seine Mähne, seine Hufen und seine bösartigen Augen brannten in rotgelben Flammen; einem infernalen Feuer das noch stärker aufloderte als die Zwergin in den Raum stürmte. Der Nachtmahr - als den Nattias die übernatürliche Kreatur bezeichnete - wurde von der beherzten Attacke der Söldnerin völlig überrumpelt. So schwang Hilde ihren Runenhammer hoch über den Kopf, nur um ihn schrecklich krachend auf dem langen Schädel jenes Nachtmahrs landen zu lassen. Das schwarze Flammenpferd bäumte sich auf und trat mit seinen feurigen Vorderläufen bedrohlich in die Luft, bevor ein Bolzen aus der Armbrust unseres Agenten seine Brust streifte. Dann versuchte es der Zwergin zu entkommen und über Nattias, Fiora sowie Zasha hinwegzusetzen. Da die Elfin genau in diesem Augenblick eine hellrote Kugel magischer Energie verschoss, erstarb der Fluchtversuch noch vor dem Tor des Lagers. Das magische Geschoss traf den Nachtmahr zwischen die qualmenden Nüster und ließ ihn gequält aufheulen.
Die Stallmagd mit dem Orkblut in den Adern rettete sich hinter einen Flankierbaum, während einige ihrer Schutzbefohlenen unruhig zu wiehern begannen.
Hilde nahm erneut Anlauf, sprang ab und zertrümmerte mit dem Zauberbrecher die Hüfte des pferdeähnlichen Wesens. Ein weiterer Bolzen traf seine Brust, bevor es noch einmal verzweifelt versuchte sich auf den Gang zu retten. Doch die jüngste Verletzung durch den schweren Runenhammer war scheinbar zu groß dafür gewesen. Es kam wieder nicht an den beiden Gelehrten vorbei!
Ein zweites magisches Geschoss von Fiora und ein dritter Hammerschlag von Hilde beendeten die Existenz des Nachtmahrs. Die Flammen erloschen, der schwarze Pferdekörper sackte in sich zusammen und das dunkle Fell floss wie Pech von den blanken Knochen auf den Stallboden. Ein kurzzeitig qualmendes Gerippe war alles was blieb. Die Söldnerin trat dagegen, es kippte um und zersprang in verkohlte Einzelteile.
Zasha wollte sich gerade ans Aufräumen machen, da fragten die drei Schlechter nach den Hinterlassenschaften des Heckenritters. Die Halbork führte sie zu einem Haufen von Hafersäcken.
Darauf lag ein leicht gekrümmtes Breitschwert in schwarzer Lederscheide und mit silbrig glänzendem Griffkorb sowie ein paar Reitstiefel; ebenfalls aus schwarzem Leder mit Silberschnallen. Sie nahmen die Belohnung an sich und erkundigten sich bei Zasha nach einem Esel für ihre Expedition in die Grüne Grotte. Die Magd verfügte über ein geeignetes Tier. Die Abenteurer wollten jedoch einen Nachlass auf den genannten Kaufpreis, für ihr Schweigen über den Nachtmahr. Schwer schluckend willigte die Halbork ein und begann seufzend die Knochen wegzuräumen.
Nattias, Fiora und Hilde begaben sich zum Abendessen zurück in Brams Gasthaus.
Eine Gruppe von Söldnern hatte sich im Schankraum breit gemacht. Es handelte sich dabei um fünf ungepflegte Männer der Kompanie Ohne Banner. Wie Hilde auch, besaßen sie alle den Kupfernen Rang des Hurndors von Balderks Brücke. Der Jüngste war vielleicht 15 Winter alt, der Älteste 25. Fiora und Nattias hielten es für eine gute Idee, ihrer zwergischen Söldnerin für die bevorstehende Expedition einen weiteren Krieger an die Seite zu stellen. Die Elfin beschloss also die vierschrötigen Kerle auf die Probe zu stellen. Den Jüngsten und den Ältesten schloss sie bereits im Vorhinein aus.
Die Kompanie Ohne Banner schlug ein Messerwerfen vor. Fiora erinnerte sich an die Wurfkünste des Halblings in jener Nacht des Ritterturniers (siehe Bericht vom 22.7.1506) und stimmte zu. Es war Lios der seine Klinge am zielsichersten in dem Holzpfeiler am Tresen vergrub, ein junger Bursche der 17 Sommer gesehen hatte. Erst im Winter sollte er 18 Jahre alt werden. Unser Agent und seine beiden Gefährtinnen heuerten ihn an.
Am Morgen des 28.7.1506 entdeckte Hilde zwei neue Gesuche am Anschlagsbrett der Herberge:
Sie hatten ein schlechtes Gewissen wegen dem ersten (siehe Bericht vom 10.7.1506) und Angst vor Konkurrenz wegen dem zweiten Gesuch.
Nach dem Frühstück begannen die Abenteurer dennoch mit ihren Reisevorbereitungen. Dazu waren auch noch ein paar Besorgungen in der Festung nötig: eine Laterne, Öl, ein Seil, zwei Zelte und Schlafsäcke vom Krämer, Wegzehrung und andere Verpflegung von Pavliks Imbiss sowie eine ledergeschützte Pergamentrolle, eine Schreibfeder und Tinte vom Gildenhaus.
Bevor sie einkaufen wollten, versetzten sie jedoch die Reitstiefel aus den Stallungen im Leihhaus. Nachdem sie auch das Breitschwert schätzen hatten lassen, behielten sie es für ihren Neuzugang Lios. Sie machten mit den Stiefeln nicht nur mehr Geld als erwartet, sondern erfuhren von Mirena endlich auch etwas über den vorherigen Besitzer; denn solche Schwerter fanden in Eralion nahezu ausschließlich in der Ostmark Verwendung, wo sie aufgrund der Nähe zu Fiirlann noch immer verbreitet waren.
Unser Agent Nattias Nirfang, die Elfin Fiora und die beiden Söldner verließen Burg Isenwaid über die Zugbrücke. Wie so oft zuvor folgten sie dem Ostufer des kalten Seitenarms der Darya, bis zu dem Wasserfall, der in den geheimnisvollen See hinab stürzte. Die Abenteurer hatten den gesamten Herbstanfang an den Ufern des Hexenwassers verbracht. An keinem Tag war ihnen der grünblaue See in Garogs Hügeln finsterer vorgekommen, als an diesem Nym.
Ohne nennenswerte Vorkommnisse erreichten sie den Rastplatz an dem sie das Kanu des Druiden zwischen einer Handvoll Felsen verborgen hatten. Keine Goblins, keine Tiefen Wesen und keine Riesen. Sie verbrachten einen ruhigen, erholsamen Abend am Lagerfeuer; bis Lios Hilde zum Zweikampf herausforderte.
Er wollte Fiora beeindrucken, das war allen klar. Das Duell war schnell vorüber. Die Zwergin entwaffnete den jungen Burschen bereits nachdem sie die kichernden Gelehrten das zweite Mal umrundet hatten. Lios erklärte seine Niederlage mit dem ungewohnten Breitschwert. Alle lachten und legten sich schlafen.
Nach einer ereignislosen Nacht verlangte der letzte Wachhabende - Lios - von der noch schnarchenden Zwergin - Hilde - am 29.7.1506 zunächst eine Revanche, indem er ihr einen seiner beiden Wurfspieß auf die Brust legte. Und tatsächlich traf er das ausgetrocknete Stück Treibholz, das der junge Söldner als Ziel auserkoren hatte, deutlich besser als die Goldzwergin.
Das triumphierende Grinsen war den ganzen Tag nicht mehr aus seinem Gesicht zu bekommen.
Jener Tar fühlte sich wie der letzte warme Tag des Jahres an. Strahlte die goldene Mittagssonne noch in ihrer ganzen, goldenen Pracht, war der Himmel des Nachmittags bereits bedeckt. Gegen Abend kroch mit dem Nebel aus dem See sogar eine ausgemachte Kälte an Land, dass Nattias befürchtete der Rote Gott habe sich bereits so früh im Jahr auf die Seite Shaeznars geschlagen!
Zum Glück wurde Taran am Lagerfeuer durch einen weiteren Wettstreit der beiden Söldner besänftigt. Hilde demütigte Lios nicht nur, indem sie ihm mit ihrem Runenhammer wiederholte Male die Beine wegfegte, sondern schulte ihn auch weiter im Nahkampf.
Der junge Kämpfer zog sich schmollend in das Zelt zurück, welches er sich mit Nattias teilte.
Alle lachten und legten sich ebenfalls schlafen.
Auch am letzten Tag des Vaters (30.7.1506) war Lios noch immer schwer damit beschäftigt Fiora für sich gewinnen zu wollen. Es sollte dem Söldner jedoch erst in der Nacht gelingen die Elfin ernsthaft zu überraschen.
Lios hatte während seiner Wache Fische am Seeufer entdeckt und einen von ihnen mit seiner bevorzugten Waffe - dem Wurfspieß - erlegt. Kurz darauf stand er im Zelt der beiden verschlafenen Frauen, denn der Karpfen in seinen Armen besaß drei Augen!*
Nach dieser beunruhigenden Entdeckung, fanden die verwirrten Abenteurer erst in den frühen Morgenstunden noch etwas Schlaf.
Am ersten Tag der Königin (1.8.1506) erreichten sie die Grüne Grotte. Sie hatten bereits ein Dutzend Mücken erschlagen, als sie die Gabelung erreichten. Kein Fiepen, kein Schnarchen und auch kein Quietschen von Metall auf Stein. Es herrschte eine Totenstille über die Grotte.
Nattias, Fiora und Hilde kannten sich jedoch bereits aus. Sie wussten wo sie hinwollten und gingen nach Nordosten.
Auf der Insel des Rostmonsters hatte ein weiterer Kampf stattgefunden. So schälte das magische Licht der Elfin abgebrochene Tropfsteine und einen regungslosen Körper auf dem zerfurchten Kies aus der Finsternis.
Es handelte sich um eine rotbraune Kreuzung aus Insekt und Krustentier. Die Panzerung des Rostmonsters war vollständig zertrümmert worden und ließ seine dunklen Körpersäfte auf die feuchten Bruschsteine quellen. Einer der orangefarbenen, federartigen Fühler lag abgerissen neben dem Kadaver. Außerdem waren da noch die vermutlichen Mordwerkzeuge: drei knorrige Holzknüppel, die höchstwahrscheinlich vom Hügel über der Grotte stammten.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Die Berichte von der Mondbucht beschreiben auch dort Fische mit drei oder mehr Augen.
Ich bin mir mittlerweile sicher, dass es eine Verbindung zwischen den befremdlichen Mutationen im Hexenwasser und den Veränderungen des Lebens im östlichen Meer geben muss!
Tintenteufel:
Session III.13
Sol, 1. Tag der Königin 1506 n. B. - BERICHT II
Nattias Nirfang, der Söldner Lios, die Elfin Fiora und die Zwergin Hilde verließen das verwüstete Nest des Rostmonsters und gingen weiter nach Norden.
Sie erreichten die große Höhle mit dem See, der Treppenanlage und dem Portal, sowie mehr Leichen!
An Land lagen ein toter Mann und eine tote Halbling. Im Wasser des natürlichen Kanals wurde der massige Körper eines leblosen Halborks umspült. Hilde und Lios zogen den Toten an Land.
Die Frau war durch einen schwarzen Pfeil aus unmittelbarer Nähe getötet worden. Das Geschoss steckte noch in ihrem Schädel. Es hatte zuerst ihren Unterkiefer und danach von innen heraus ihre Schädeldecke durchdrungen. Jedoch ragte immerhin nur die geschwärzte Pfeilspitze widerlich verklebt aus dem lockigen Hinterkopf der schwer gerüsteten Kriegerin.
Die beiden Männer waren eindeutig durch gut gezielte Schwerthiebe ums Leben gekommen. Was aber war klein genug einer Halbling von unten in den Kopf zu schießen? Ihre Leiche lag nah genug am Zulauf des unterirdischen Sees, dass sie wahrscheinlich jemand aus dem Kanal erschossen hatte.
Auch das Zentrum der Höhle, etwas weiter im Norden, war mit Blut besudelt worden. Die verdreckten Stufen zum Portal hinauf waren allerdings teilweise von ihrem uralten Schmutz befreit worden. Offenbar hatten mehrere Personen die Treppe seit dem letzten Besuch von Nattias, Fiona und Hilde betreten.
Die Zwergin kannte die Halbling. Es handelte sich um Gertie Honigtraum, eine Söldnerin die wie sie selbst den Kupfernen Rang des Hurndors innehatte. Die Elfin erkannte unterdessen in dem Toten aus dem Kanal jenen Halbork*, der sie beim Verlassen von Mirenas Leihhaus weggestoßen hatte (siehe Bericht vom 27.7.1506).
Von seiner mysteriösen Begleiterin fehlte allerdings jede Spur.
Die Abenteurer nahmen sich von den Leichen was sie für ihr Vorhaben gebrauchen konnten. Anschließend stiegen sie die Treppe hinauf.
Am oberen Ende der Stufen ragte ein doppelflügiges Rundbogenportal aus rotbraunem Stein empor. Es war drei Schritt breit und fünf Schritt hoch. Sein unteres Drittel zeigte in einem kunstvollen Relief das kreisrunde, vollbärtige Gesicht eines jungen Mannes, der mit geblähten Wangen einen Luftstrom auszustoßen schien. Über dem Bläser erhob sich zudem das Relief einer gerobten Gestalt, die ihre krallengleichen Hände nach dessen Gesicht ausstreckte, während ihr eigenes Antlitz in einer tiefen Kapuze verborgen blieb. Das Gestein des Portals war im Bereich der unteren Darstellung nahezu vollständig rot und wurde nach oben hin zunehmend bräunlicher sowie dunkler. Es hatte fast den Anschein, dass das Braun im Bereich des Rundbogens und der Kapuze des Gerobten einen bläulichen Schimmer besaß.
Hilde warf sich gegen die massigen Steinflügel und versuchte das Portal zu öffnen.
Daraufhin spie der bärtige Bläser einen übernatürlich starken Windstoß aus, der die Zwergin, die Elfin neben ihr und den Akolythen am unteren Ende der Treppe erfasste.
Die kräftige Söldnerin trotzte der heftigen Böe, Fiora und Nattias wurden jedoch bis in das dunkle Gewässer am anderen Ende der Höhle geschleudert. Es hatte nicht nur einen widerlichen Geruch, sondern war auch eiskalt!
Unser Agent wurde in die grauenhafte Tiefe getaucht und befürchtete zunächst an einem Schock zu sterben. Völlig unverhofft hielten ihn skelettierte Hände am Leben, denn ein gutes Dutzend davon packte ihn plötzlich unter Wasser, schreckte ihn noch mehr und zwang seine schockstarren Glieder an Land zu schwimmen.
Der gesamte See schien jedoch voller untoter Gerippe zu sein. Sie alle gierten mit ihren krallengleichen Händen nach den Lebenden und versuchten sie zu ertränken!
Nattias ergriff sein heiliges Symbol. Als er seinen Kopf aus den aufgewirbelten Fluten heben konnte, rief er Lumaenor an und die silberne Raute an der Lederschnur um seinen Hals begann weißblau zu strahlen. Das göttliche Licht vernichtete die Untoten um Nattias und verscheuchte die übrigen.
Fiora hatte es mittlerweile an Land geschafft. Der Akolyth zerstörte durch die Anrufung des Blauen Gottes noch mehr Skelette, dann folgte er der Elfin.
Obwohl er völlig durchnässt zitterte, wollte er nichts mehr als das Portal zu öffnen und die Blaue Bibliothek zu finden.
Die Abenteurer kramten den Lapislazuliteller von Elafir hervor (siehe Bericht II vom 25.7.1506) Er passte genau auf den kreisrunden Mund des bärtigen Bläsers.
Nun erkannte Nattias auch Taran, den Roten Gott des Zorns, der Zerstörung und des Blutes in dem unteren Relief. Doch welcher Teufel ragte über ihm auf?
Hilde drückte den Blauen Stern Lumaenors fest in das Portal, dessen Fugen sogleich blau aufleuchteten.
Knirschend öffneten sich die beiden schweren Steinflügel des Rundbogenportals nach innen. Hilde, Nattias, Fiora und Lios blickten in pechschwarze Finsternis.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Meine Erkundigungen haben ergeben, dass es sich bei dem Halbblut um Sorak von Isgard handelt, der wie sein schlüpfriger Schatten Afaellan in der Nordmark wegen Seeräuberei steckbrieflich gesucht wird. Wahrscheinlich war der andere Tote vor dem Portal jener Afaellan, der Aal von Trollheim.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln