Pen & Paper - Spielsysteme > D&D4E
Wieso wurde D&D 4e eigentlich so schnell aufgegeben?
Boba Fett:
Man sollte sich vielleicht mal zurücklehnen und schauen, wie es andere Systeme machen...
Exalted hat auch Powers und da haben Charaktere ein sich regenerierendes Punktekonto und der Einsatz einer Power kostet eben Punkte.
Ist man "leer", kann man nur noch das machen, was normalsterbliche auch können.
(Settingspezifisch haben die Exalted Charaktere im Punktekonto noch eine Schwelle, deren Überschreitung den Einsatz von Powers für andere weithin sichtbar werden lässt)
Earthdawn hat Talente, die man mit Powers betiteln könnte. Die mächtigen kosten durch Überanstrengung Lebenspunkte.
Zaubersprüche können ohne Kapazitätsbeschränkung eingesetzt werden, die mächtigeren sind aber Zeitaufwendig (Faden weben).
Earthdawn hat übrigens auch Erholungsproben, die den healing-Surges sehr ähnlich sind.
Selbst Midgard hat die Ausdauer, die ein Punktekonto darstellt und entweder Zaubern oder Kämpfe erlaubt.
Ist das Konto leer, wird man im Kampf signifikant schlechter oder kann nicht mehr zaubern.
Regeneration erfolgt durch "Erholung", also sozusagen durch "long Rest" und "short Rest"...
Das waren damals also alles keine völlig neuen oder unbekannten Konzepte.
Dass sich D&D4 auf "Powers per Day", "Encounter", "at will" strukturiert hat, ist letztendlich nur eine Frage der Organisiation der Spielregeln.
Letztendlich ist diese Struktur einfacher und lässt sich gut über Spielkarten (tap & untap) visualisieren.
Und man vermeidet ein zweites Punktekonto neben den Hitpoints.
Insofern hab ich diese Kritik an D&D4 nie wirklich verstanden.
(Der sehr starke Fokus auf Entcounter (Settembrini nannte das mal "Encounterisierung des Rollenspiels" kann man kritisch betrachten. Dieses lässt sich aber auch aus D&D mit einigen Rulings rausnehmen...)
Ich frage mich, warum es damals keine "Alternativregeln" gab, wo man ein Punktekonto für die Powers hat, das sich ähnlich wie Healing Surges und Rest regenerierte.
Hat sich die Welt damals sofort auf Pathfinder gestürzt und hat sich deswegen niemand kreativ mit D&D4 befasst?
Oder gab es das und ist das nur an mir vorbeigegangen?
tartex:
Psi lief über ein (sehr kleines) Punktekonto, so weit ich mich erinnere.
Arldwulf:
--- Zitat von: Boba Fett am 15.07.2021 | 09:39 ---
Ich frage mich, warum es damals keine "Alternativregeln" gab, wo man ein Punktekonto für die Powers hat, das sich ähnlich wie Healing Surges und Rest regenerierte.
Hat sich die Welt damals sofort auf Pathfinder gestürzt und hat sich deswegen niemand kreativ mit D&D4 befasst?
Oder gab es das und ist das nur an mir vorbeigegangen?
--- Ende Zitat ---
So ein paar kleine Ansätze in diese Richtung gab es - schließlich kennt auch die 4E Klassen welche nicht dem Grundschema Jederzeit/je kurze Rast / je lange Rast Schema entsprechen und es gab immer wieder Fähigkeiten welche davon abwichen und mehrfach nutzbar auch ohne kurze oder lange Rast waren. Sei es der wütende Angriff des Barbaren, das Handauflegen des Paladins, Psi Verstärkungen oder andere Sachen.
Aber ganz generell war ja seinerzeit eines der Designziele der 4E Entscheidungen stärker ins Spiel zu verlagern. Und dazu passt halt eine Ressource die man durch Aktionen innerhalb des Spiels erneuert besser als eine abstrakte Anzahl Punkte.
Es wäre nur (im Nachhinein) besser gewesen diese verringerte Abstraktion anders zu präsentieren. Natürlich ist es für Spieler toll wenn sie sofort sehen können wann etwas nutzbar ist. Aber dieses "sofort sehen" funktioniert eben auch beim drüberlesen und sorgte dafür das die eigentlich geringere Abstraktion viel stärker wahrgenommen wurde.
Gilt ja auch für andere Kritik. Beispielsweise kennt eigentlich keine D&D Edition mehr Möglichkeiten zur Improvisation und dem kreativen Einsatz von Ideen als die 4E. Liest man die Bücher, so steht da quasi an jeder Ecke wie wichtig es sei solche Ideen zu unterstützen und natürlich helfen dort auch die Regeln mit, bieten Werkzeuge um das ganze umzusetzen. Was toll ist und eine große Stärke des Systems.
Aber komplett aus der Wahrnehmung verdrängt wurde in den damaligen Diskussionen durch die hübschen bunten Kästchen welche beim drüberfliegen sofort die Aufmerksamkeit in Beschlag nehmen. Und dann sehr stark zu Diskussionen führten nach dem Motto: "man kann nur das tun wofür es eine Power gibt". Nicht weil dies die Bücher sagen - die erzählen ja das Gegenteil - sondern weil die (oberflächlich betrachtete) Präsentation es suggeriert. Das ist natürlich eigentlich albern, normalerweise sollte man sich nicht so leicht von so etwas wie bunten Kästchen beeinflussen lassen und eigentlich dienen die Dinger ja dazu die Spielbarkeit zu erhöhen und Spielern zu helfen.
Passiert aber dennoch.
Boba Fett:
--- Zitat von: tartex am 15.07.2021 | 09:48 ---Psi lief über ein (sehr kleines) Punktekonto, so weit ich mich erinnere.
--- Ende Zitat ---
Ich meinte eher so ein "Der Charakter hat X Powerpoints (ggf steigend mit Stufenanstieg), eine Encounterpower kostet Y PP und eine Daily kostet Z PP (ggf. Abhängig von den Stufen, aus denen man sie bezieht). Er regeneriert in einer Long Rest N PPs und und in einer Short M PPs."
Damit hätte man den Einsatz der Powers vollkommen variabel gemacht und dem "es fühlt sich ja wie ein MMORPG" entgegengewirkt.
Wenn man dann die Heilung auch nur noch von Short & Long Rest (siehe D&D5) und eventuellen magischen Effekten (Cleric, Paladin, Healing Potion) abhängig gemacht hätte,
wäre die Encounterisierung fast vollständig entfernt worden.
Das ist hier alles nur Brainstorming und Gedanken "hingerotzt". Also bitte nicht so ernst nehmen und gleich alles auseinander nehmen.
Boba Fett:
--- Zitat von: Arldwulf am 15.07.2021 | 09:53 ---Aber ganz generell war ja seinerzeit eines der Designziele der 4E Entscheidungen stärker ins Spiel zu verlagern. Und dazu passt halt eine Ressource die man durch Aktionen innerhalb des Spiels erneuert besser als eine abstrakte Anzahl Punkte.
--- Ende Zitat ---
Mich bitte nicht falsch verstehen... Ich finde die "at will", "per Encounter" und "daily" gut, denn damit spielt sich D&D endlich mal wie ein Spiel und nicht wie "Laber Rhabarber mit Würfeln ignorieren" (das RSP-Credo der 90er in D) oder "wie optimier ich meine Charakterentwicklung von Level 1 bis 20 strategisch am besten im Voraus" (das Credo der frühen 2000er mit D&D3).
D&D war immer gameistisch angehaucht, aber D&D4 hat mir ganz deutlich vor Augen geführt, wie wir mal gespielt haben und woran wir eine Menge Spaß hatten.
Meine Überlegung ging nur in die Richtung: Wenn Wizards schon wahrgenommen hat, dass D&D4 nicht die warme Semmel Edition war, warum haben sie nicht sich sowas ausgedacht und dann als D&D 4.5 oder in ein DMG als "Experten-Option" rausgehauen... Immerhin war sichtbar, dass das nicht der große Wurf war, den sie sich versprochen hatten.
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