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Narrativ: Fate vs. PbtA
JS:
Ich habe Fate wie auch PbtA im Schrank und kenne beide - aber leider nur in der Theorie.
Ich beschäftige mich gerade mit Überschneidungen und Unterschieden, u.a. durch
https://www.reddit.com/r/rpg/comments/hn8gjr/pbta_vs_fate/
Wie betrachtet ihr diese beiden Systeme im Verhältnis zueinander?
Was kann das eine besser als das andere und vice versa?
Welche Spielgefühle vermitteln sie?
Wie kampagnentauglich sind sie eurer Meinung nach?
1of3:
Schwierig. Es gibt ja nun sehr unterschiedliche PbtA-Spiele und inzwischen eine ganze Reihe Fate-Iterationen. Und wenn du dir so Dresden Files Accelerated anguckst ist das sehr PbtA-artig, während City of Mist als PbtA gehandelt wird, aber schon ziemlich ver-fate-t ist.
Tendentiell würde ich sagen:
- PbtA-Spiele kodifizieren explizit bestimmte Sub-Genres. Fate an sich will erstmal alles.
- PbtA ist für SLs, die keine Zahlen händeln wollen, sehr viel einfacher. Fate setzt mehr auf Eigenbau.
- Fate hat tendenziell abstraktere Mechanismen als PbtA. Resourcen-Handling ist in PbtA sehr kontextspezifisch, wenn überhaupt vorhanden.
- Fate ist gut für Leute, die ihren Charakter spielen wollen. Das geht mit Aspekten sehr gut. Typische PbtA-Playbooks sind wie Karte vom Pizza-Dienst.
- PbtA-Spiele haben relativ genaue Vorgaben, was die SL tun soll. Fate eher so allgemeine, wenn überhaupt.
- PbtA ist von Haus auch crunchiger als Fate blank, aber weniger crunchig als viele spezifische Fate-Settings.
- Überhaupt ist Setting in PbtA häufig eher so eine Samlung bekannter Topoi, während du für Fate tatsächlich relativ individuelle Spielwelten bekommen kannst.
Kampagnen kannst du aber mit beidem spielen.
Und wenn du mal irgendwas PbtA spielen willst, können wir das sicherlich online einrichten. ;)
JS:
Also paßt Fate etwas einfacher als Deckel auf viele Töpfe und ist freier zum Austoben für Chars und SL, während PbtA eher ein zielgerichteter Baukasten mit konkreteren Vorgaben und etwas mehr Crunch und allgemeinen Hilfskrücken ist?
--- Zitat von: 1of3 am 26.05.2021 | 14:44 ---Und wenn du mal irgendwas PbtA spielen willst, können wir das sicherlich online einrichten. ;)
--- Ende Zitat ---
Danke für das Angebot. :d
Ich bin durch das Onlinespiel aber schon an den entsprechenden Dudes dran.
DeadOperator:
Ich finde, der Größe Unterschied besteht in darin, wie die Erzählung vorangebracht wird.
Während PbtA das in der Regel den Würfeln überläßt, hat bei FATE die Ökonomie der FATE-Punkte einen hohen Einfluss auf die Erzählung. Mit den FATE-Punkten haben die Spielenden mehr einfluss auf den Spannungsbogen der Geschichte. Das ist bei den meisten der mit bekannten PbtA Varianten nicht der Fall.
aikar:
Vorweg: Wenn ich hier PbtA schriebe, meine ich solche, die noch sehr nah an Apocalypse World dran sind, wie Dungeon World, Mythos World oder der Sprawl. Die zweite Generation wie Blades in the Dark weicht da z.T. schon sehr stark ab.
PbtA ist immer optimiert auf das jeweilige Genre oder Setting und liefert fast fertige Charakter-Schablonen. Damit ist es sehr gut geeignet um extrem schnell innerhalb dieses Genres/Settings zu spielen.
Es hat dadurch aber auch klare Grenzen. Ich hätte z.B. gerne ein Hollow-Earth-artiges Setting mit PbtA, finde aber keines (falls wer was weiß, bitte her damit!)
Die Stärke von FATE ist die Flexibilität. Ich kann FATE nehmen und ohne Vorbereitungen oder Anpassungen jedes mir denkbare Setting sofort bespielen.
FATE stellt dadurch aber auch höhere Anforderungen an die Kreativität der Beteiligten. Sich selbst Sachen wie Charakteraspekte auszudenken ist oft nicht leicht.
Kampagnentauglich sind beide eingeschränkt, PbtA ist dabei meist auf eher kurze Kampagnen beschränkt, weil das Ende der Entwicklungsleiter recht schnell erreicht ist und bietet nicht sehr viel Varianz bei der Charakterentwicklung. FATE ist da wiederum flexibler auch für längere Kampagnen, die regeltechnische (!) Charakterentwicklung ist aber sehr eingeschränkt, es geht mehr um den Platz des Charakters in der Geschichte als um bessere Werte und neue "Cool Powers". Und das liegt manchen Spieler/innen nicht so sehr.
Für Barbie-Spiel (feingranulares Herumschrauben am Charakter) sind beide nicht wirklich geeignet (und für Powergamer sowieso nicht, aber das erwartet man bei Story-Games wohl auch eher nicht).
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