Das Tanelorn spielt > [Vaesen] Mittsommerzwielicht

[MSZL] Prolog - Es war einmal vor langer langer Zeit... -

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Outsider:
Die Weihnachtstage vergingen wie im Fluge und Mr. Frisk hatte alle Hände voll zu tun euch zu bekochen, abzuwaschen und wieder neue Speisen zuzubereiten. Die Ganze Zeit stand ein Duft nach gutem Essen, Gebäck und edlen Tropfen in der Luft. Besonders der Weinkeller des Anwesens war gut gefüllt und die edlen Flaschen hatten die Zeit gut überdauert. Für Aleksander war es wie ein Fenster in alte Familienzeiten, als seine Familie noch wohlhabend und reich war, als er sich auf die helfende Hand der Bediensteten verlassen konnte und sich um nichts zu sorgen brauchte. Für Helena war es ungewohnt so umsorgt zu werden und von allem ein wenig zu viel haben zu können. Aber es war auch angenehm und zwischen gelegentlichen Spaziergängen in der kalten, klaren Winterluft blieb genügend Zeit bei der einen oder anderen Leckerei die Bücher zu lesen, welche sie am Abend des Dreiundzwanzigsten zusammengetragen hatte.

Die Insel der Corell´s war gute 400 Hektar groß und reich an alten Eichenwäldern, welche den Großteil der Insel bedeckten. Nur im westlichen Teil gab es eine moorige Heidelandschaft in der hauptsächlich Birken und niedrige Sträucher wuchsen. Örskär lag gut 100 Kilometer nordöstlich von Uppsala. Die Route führte über Gimo, Österhammer und Gräsö. Hier musste man ein Schiff besteigen und die der Küste vorgelagerte Insel übersetzen nur um dann erneut eine Kutsche oder einen Schlitten zu nehmen der einen noch weiter nördlich führte um in der Nähe von Askskär schlussendlich nach Örskär übersetzen zu können.

Die Klippen von Örskär warn vielleicht nicht zu vergleichen mit den schroffen Klippen Englands oder Irlands, aber sie waren für die Gegend ungewöhnlich hoch und gerade im Norden ragten sie gute Zehn Meter über den Meeresspiegel hinaus.

Das Land der Corells war reich an Wild und im Sommer blühten viele Orchideenarten auf der Insel, auch war eine Froschart, der kleine Wasserfrosch,  auf der Insel heimisch die man in den Sommerabenden in den Mooren und Tümpeln der Wälder quaken hören konnte.

Außer dem Anwesen der Corells gab es nur eine Kleine Fischersiedlung am südlichen Ende der Insel und einen Leuchtturm an der Nordspitze der das ganze Jahr über befeuert wurde. Die Leuchtturmwärter wechselten sich im Rhythmus von vier Monaten ab und den Büchern nach muss es ein sehr einsamer Posten sein.

Hin und wieder waren Textpassagen mit einer alten, krakeligen, fast verblassten Handschrift kommentiert worden.

                                                                                   woher kommen die Frösche

             müssen den Wärter fragen

                                     alte Ruinen am Wasser

DAS KLOSTER

                                                                          der Turm ist älter als das Anwesen

Die Insel schien die Kirche schon sehr früh interessiert zu haben und es gab eine sehr alte Klosteranlage aus dem dreizehnten Jahrhundert, die aber irgendwann zerstört wurde. Danach hatte die Kirche kein Interesse mehr an der Insel gezeigt und so konnte man noch heute einen Blick auf die alten Ruinen der Abtei werfen die unweit des Corell Anwesens, zwischen ein paar Hügeln lag.

An der Küstenlinie im Norden der Insel schien es auch ein paar noch ältere Festungsanlagen zu geben, welche Feinde und das Klima so geschliffen hatten, dass nicht mehr als ein paar mit Moos und Flechten überwucherte Steinblöcke übrigen geblieben waren. Der Laie würde diese Findlinge kaum von den umliegenden Steinen unterscheiden können.

Insgesamt erhielten die Bücher genügend Andeutungen darüber, dass es sicherlich interessant sein könnte sich die Insel der Corell´s mal anzuschauen, blieben aber zu wage als dass es konkrete Hinweise gab.

Was trotz aller Sucherei von Mr. Frisk nicht aufzufinden war und verschollen blieb, war das Handelsbuch der Gesellschaft. Wenn es eine Beziehung zwischen den Corell´s und der Gesellschaft gegeben haben mochte, wie die Zeilen von Johan Corell andeuteten, dann waren bis zum Morgen des 29. Dezembers dazu keine Erkenntnisse zu finden.

Der Tag fing mit einem prächtigen Frühstück an, dass euch für die Kutschfahrt nach Stockholm stärken sollte, denn ihr würdet noch vor dem Sonnenaufgang das Schloss hinter euch lassen müssen, wenn ihr bis zum Abend in Stockholm sein wolltet.

Erst vor wenigen Jahren hatte Schweden angefangen an dem Aufbau eines Eisenbahnnetzes zu arbeiten welches jedoch hauptsächlich nach Süden und Südwesten führte, nach Göteborg. Der Norden musste noch warten bis er erschlossen wurde und so blieb für die Strecke nur die Kutsche. 

Katharina:
Helena Johansson - Im Speisesaal von Schloss Gyllencreutz

Helene erscheint überpünktlich beim Frühstück, wobei auffällt, dass sie sich herausgeputzt hat. Sie trägt ihr bestes Kleid und dazu auffällige Ohrringe und eine Perlenhalskette, die Aleksander bislang nicht an ihr gesehen haben dürfte. Auch hat sie etwas mehr Make-Up und Parfum aufgetragen als sonst. Das Buch über die Insel hat sie zum Frühstückstisch mitgebracht, auch wenn Aleksander in den letzten Tagen bereits gemerkt haben dürfte, dass sie die relevanten Passagen längst auswendig kennt. "Eigentlich schade, dass wir Herrn Corell in Stockholm treffen", stellt Helena fest, während sie sich Kaffee einschenkt, "Dort ist es immer so laut. Und diese Insel dürfte deutlich interessanter sein."

Don D. Kanalie:
Aleksander von Bäcklund
Im Speisesaal von Schloss Gyllencreutz

Aleksander betritt den Speisesaal mit gepackten Koffern, die er neben der Tür stehen lässt. Er ist etwas spät zum Frühstück erschienen und wirkt etwas gehetzt. Sein Kragen sitzt nicht ganz richtig und die Haare wirken zerzaust, unter seinen Augen sind gut schwarze Ringe zu erkennen. "Ahh, Kaffee! Genau das was ich jetzt brauche", stößt er erleichtert hervor als er sich gegenüber von Helena am Tisch niederlässt. Schnell hat er sich Tasse und Kanne gegriffen und schenkt sich etwas von dem schwarzen Nektar ein. "Ich wünsche dir einen guten Morgen Hel...", erst jetzt fällt sein Blick auf Helena und er stockt kurz. "Helena, du siehst heute Morgen ja bezaubernd aus... Wenn ich so frei sein darf das zu sagen. Was ist der Anlass?" Aleksander schnappt sich ein Brot und beginnt Butter darauf zu verstreichen. "Wirklich hübschen Schmuck trägst du da, ist die Kette neu?" Genüsslich beißt er in sein Brot.

Katharina:
Helena Johansson - Im Speisesaal von Schloss Gyllencreutz

Helena wirkt ein wenig verlegen und man gewinnt den Eindruck, dass sie es nicht mehr gewohnt ist, Komplimente zu erhalten. "Vielen Dank", antwortet sie schließlich mit zaghaftem Lächeln, "Ich dachte nur, wenn man schon einmal nach Stockholm reist, dann sollte man sich ein wenig herrichten. Und so oft komme ich auch nicht mehr unter Menschen, da kann man sich schon etwas Mühe geben." Helena nimmt einen Schluck von ihrem schwarzen Kaffee. "Die Kette war ein Geschenk von Gustav, meinem Mann. Ich habe sie nicht mehr getragen, seit..." Sie stockt kurz, nippt wieder an ihrem Kaffee, "Ich dachte, es würde ihm gefallen, wenn sein Geschenk nicht bloß verstaubt."

Helena wischt sich die letzten Brotkrummen mit der Serviette vom Mund. "Nun.", sagt sie dann, wobei ihre Stimme resoluter klingt, als gerade eben noch. "Wollen wir dann? Ich denke, unsere Kutsche wartet schon."

Outsider:
Nach dem stärkenden Frühstück begabt ihr euch in den kalten Morgen hinaus. Es war noch dunkel und so würde es auch die nächsten stunden noch bleiben, bevor irgendwann die bleiche Wintersonne über dem Horizont erscheinen würde.

Euer Atem kondensierte vor euren Gesichtern in der eisigen Luft und die Stadt um euch herum war getaucht in das glitzern von kleinen Eiskristallen die das Licht eurer Lampen widerspiegeln. In dem kleinen Kreis aus Helligkeit gingt ihr Schnell zur Poststation um von dort die Kutsche nach Stockholm zu nehmen.

Hinter euch zurück blieb das Schloss und Mr. Frisk, der es nicht versäumt hatte euch mit ein wenig Wegzehrung einzudecken, so dass euer Gepäck um ein paar in Leinen gewickelte Leckereien erweitert wurde. Etwas harte Wurst, ein Leib frisch gebackenen Brotes und zwei Gläser. In dem einen war etwas Butter in dem anderen eine rote, süße Marmelade von der keiner von euch so genau wusste was eigentlich drin war. Waldbeeren, so viel stand fest, aber wo Mr. Frisk die so spät im Jahr noch her hatte blieb sein wohlgehütetes Geheimnis.

An der Poststation standen schon die Pferde dampfend in der Kälte, es roch nach Leder und Holz.

Euer Gepäck wurde verladen und dann saßt ihr, neben vier anderen Fahrgästen, drei auf jeder Bank in der Kutsche und die Reise begann. Immer weiter nach Südosten, der irgendwann aufgehenden Sonne entgegen.

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