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[Bluecollar Science-Fiction-Horror] Ist das gerade der Trend?

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Achamanian:
Interessanter Beitrag, auf die Mechkrieger-Connection wäre ich nie gekommen, leuchtet mir aber ein. Ich muss gestehen, ich habe Battletech&Co. immer nur über den Außenblick auf kämpfende Adelshäuser wahrgenommen; für mich war das Weltraumaristokratie der Marke Dune + Waffenporno und insofern total uninteressant. Mit Arbeiterthemen hätte ich das nie in Verbindung gebracht, aber evtl. lag ich da vollkommen falsch.

In dem Podcast geht glaube ich ein bisschen der inhaltliche Schwerpunkt des Rollenspiels mit der Frage nach der Zielgruppe durcheinander, sowohl in Bezug auf Bluecollar als auch auf Artpunk. Hat sicher beides miteinander zu tun, aber ein Rollenspiel, in dem man Weltraumtrucker spielt, kann ja gut hauptsächlich Akademikerkinder zur Zielgruppe haben. Ich bezweilfe z.B., dass Shadowrun nur wegen seiner Underdog-Thematik insbesondere Arbeiter angesprochen haben soll, wie ihr nahelegt.

Da auch noch mal das Stichwort "intellektualisiert", das ihr verwendet: Evtl. liegt da ein großer Unterschied zwischen Sachen wie Mechkrieger und gegenwärtigen Rollenspielen wie Alien. Alien habe ich z.B. seit ich ihn kenne durch die "Das Alien ist der Kapitalismus"-Brille gesehe - der perfekte Organismus, der alles "affrisst", um sich zu vermehren. Die Arbeiterklasse-Ästhtetik von Alien habe ich nicht als Arbeiterkind rezipiert, sondern als antikapitalistisches Akademikerkind. Insofern hieß auch da zumindest in meinem Fall "Bluecollar"-SF nicht unbedingt "SF für Arbeiter:innen", sondern "SF, in der es um extrem ausbeuterische Arbeitsverhältnisse geht".

Ich denke mal, beim gegenwärtigen Schwung ist es ähnlich, Bluecollar ist ein Thema, von der Zielgruppe ist das erst einmal zu trennen.

EDIT: Ach ja, danke für das tolle Aufdröseln der thematischen Unterschiede zwischen Alien und Aliens - "Bei Aliens kümmert sich der Staat!" >;D, das trifft es tatsächlich gut. Hat mir noch mal deutlich gemacht, warum ich finde, dass Alien tausendmal mehr Klasse hat als Aliens.

Settembrini:
Danke fürs Hören und schön, daß es was nicht zu sehr gelangweilt hat.


--- Zitat ---Insofern hieß auch da zumindest in meinem Fall "Bluecollar"-SF nicht unbedingt "SF für Arbeiter:innen", sondern "SF, in der es um extrem ausbeuterische Arbeitsverhältnisse geht".
--- Ende Zitat ---

Das ist doch auch spannend, danke fürs so offen sagen! :d
ADD: ich halte "Akademikerkind" mitlerweile für eine Scheinkategorie, die die waren Konfliktlinien verschleiert und systemstützend ist, gehen wir aber nochmal in Zukunft drauf ein.


--- Zitat ---Alien habe ich z.B. seit ich ihn kenne durch die "Das Alien ist der Kapitalismus"-Brille gesehe - der perfekte Organismus, der alles "affrisst", um sich zu vermehren.
--- Ende Zitat ---

Dann warst Du früher schlau, ich habe, weil früher fr uns Aliens so der geile Abenteuerfilm war, als metaebene immer MUTTERSCHAFT gesehen.
Das ist aber ein bißchen das James Cameron Leib- und Magenthema, und in Termiantor wie in Aliens eben extrem betont.

Weil aber Alien auch MOTHER als Bordcomputer in einer sprichwörtlichen Gebärmutter hat, und es um Brut, Vergewaltigung und ungewollte Horrorschwangerschaft irgendwie auch in Alien geht, habe ich den Aspekt früher als stärker angesehen. Wie gesagt, nun sehe ich das 100% so, daß Alien (1) eben glasklar sowohl direkt als auch über Bande eben nur den allesfressenden Kapitalismus sieht.

Das Mutterschaftsthema wird ja dann auch ab Teil 2 viel stärker in den Mittelpunkt gerückt und von Ridley Scott sogar dann aufgenommen. Bis zur letzen Sache, wo nicht nur ein Mann, sondern ein Pinochio Höllenbrutmutter ist.

Aber, wie gesagt: alles franchise-shift und retcon, Alien stands tall.

Achamanian:

--- Zitat von: Settembrini am 22.05.2022 | 19:17 ---
Dann warst Du früher schlau, ich habe, weil früher fr uns Aliens so der geile Abenteuerfilm war, als metaebene immer MUTTERSCHAFT gesehen.
Das ist aber ein bißchen das James Cameron Leib- und Magenthema, und in Termiantor wie in Aliens eben extrem betont.

Weil aber Alien auch MOTHER als Bordcomputer in einer sprichwörtlichen Gebärmutter hat, und es um Brut, Vergewaltigung und ungewollte Horrorschwangerschaft irgendwie auch in Alien geht, habe ich den Aspekt früher als stärker angesehen. Wie gesagt, nun sehe ich das 100% so, daß Alien (1) eben glasklar sowohl direkt als auch über Bande eben nur den allesfressenden Kapitalismus sieht.


--- Ende Zitat ---


Ich glaube, die Idee habe ich damals nicht selbst gemacht, das war in meinem Umfeld irgendwie Konsens, dass Alien irgendwie voll der super-Kapitalismuskritische Film ist.

Mir kommt es aber so vor, dass an Alien auch einfach diese (vielleicht zufällige) Deckung zwischen den Themen Mutterschaft und Kapitalismus so interessant und wirkungsvoll ist. Der Kapitalismus macht ja in dem Film alle auf die denkbar brutalste Art zu Müttern, zu Brutkästen im Dienste der Kapitalvermehrung; ob nun beabsichtigt oder nicht steckt da auch eine ganz schön harte Kritik von Ausbeutung durch Reproduktionsarbeit drin. Ich halte das für den Punkt, der Alien wirklich zu "Lightning in a Bottle" macht, das hat auch keiner der Folgefilme mehr nachgemacht, dass Lohnarbeit, sexuelle Gewalt und Reproduktionsarbeit wirklich so eng zusammen als zerstörerische Ausbeutingsverhältnisse präsentiert werden. Alien 3 kommt für mich noch in die Nähe davon, aber da geht es halt eigentlich um die Übeflüssigen, die der Kapitalismus eben für nix mehr brauchen kann und die einfach zufällig unter die Räder kommen.

Settembrini:
Mit dem stärkeren Betonen des Mutter-Komplexes wird die Sache ja auch unweigerlich wieder in den Kreis der bürgerlichen Moral verschoben, bis dann bei den letzten beiden Beiträgen (Prometheus+) sogar Vorstadt-Religion draus wird.

Mal sehen, habe mir die alten Prä-Alien 3 Romane rangeholt und angefangen, mal sehen ob die was taugen. Waren damals bei meinen Spielleitern ganz hoch angesehen, weswegen ich die nicht las.

ADD: Die Mothership-Abenteuer enttäuschten mich sehr, da die eben auf Stimmung, visuelle Effekte und Body Horror gehen, aber sonst oder deswegen sehr Erwartbares liefern. Vom Moduldesign graphisch ambitioniert, strukturell...habe ich meine Zweifel, aber da müßt ich die vorher spielen, was ich durchaus vorhabe.

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