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[Empfehlt mir] Spiele, die Hacking unterhaltsam/gut hinbekommen
pharyon:
Hallo liebe Tanelornis,
In futuristischen Settings spielt das Erlangen von Informationen, die jemand vor unbefugtem Zugriff schützen möchte, oft genug eine wichtige Rolle. Was derlei betrifft, bin mit meinem Erfahrungsschatz ziemlich eindeutig Laie. Da ich in einer Spielrunde aber leite, würde ich mein Wissen dazu gerne erweitern. Meine Rollenspiel-Erfahrung mit Hackern beschränkt sich auf Shadowrun 5. Mir hat daran gefallen, dass es für diese Tätigkeit einen Satz besonderer Regeln gibt, allerdings fand ich die Regeln teilweise... umständlich.
Könnt ihr mir weiterhelfen?
Welche Rollenspiele haben gute Hacking-Regeln (entweder in dem Sinne, dass sie am Spieltisch in der Anwendung Spaß machen, oder in dem Sinne, dass sie Hacking realistisch/plausibel simulieren)?
Welche Rollenspiele/Artikel/Texte bieten damit unerfahrenen SL eine nützliche Hilfestellung?
Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen. Vielen Dank schon mal vorab.
p^^
First Orko:
Verstehe ich das richtig: Du willst hier nicht nur wissen, welche RPG-Regeln sich gut eignen sondern auch, wie Hacken in der Realität verläuft?
Dazu kann ich meiner Erfahrung nach leider erstmal sagen: Beides geht meist nicht gut zusammen :-\
Das Grundproblem ist dabei, dass die Vorstellung von "Hacking" (der Begriff ist streng genommen schon schwierig, aber ich für die Kommunikation darüber halt am Besten etabliert) für Laien geprägt wurde durch Medien, die das Ganze sehr grob vereinfacht und oft dazu auch noch verfälscht darstellen.
Zuallererst: Der erste Zugriff findet selten auf dem System direkt statt, auf dem eingebrochen wird!
Damit meine ich die typische Szene, wo ein·e "Hacker·in" in der Passwortabfrage ein "magisches" Texteingabefenster (= Konsole) öffnet und sich dort per mehr oder weniger ominösen Befehlen Adminrechte vergibt.
Realistischer - und auch oft dargestellt- ist da schon, dass man direkt das Passwort errät - denn Hacking läuft realistischerweise erst einmal auf sozialer Ebene. Sei es, indem man möglichst viel über Personen herausfindet, die kritische Passwörter haben und dann versuchte, mittels psychologischen Profilings, Wahrscheinlichkeiten und Listen von oft verwendeten Passwörter, diese zu erraten. Da gibt es echte Experten, die da verdammt gut drin sind. Dagegen helfen neuere Sicherheitsverfahren wie 2-Faktor-Authentifizierung.
In Unternehmen, die ihre Systeme entsprechend absichern, muss man sich direkten Zugriff in die Firma verschafft, indem man sich als Mitarbeiter der Firma selbst oder Dienstleistern (Reinigung, Sicherheit, Gebäudeverwaltung) beschafft. Das ermöglicht einem, spezielle Minirechner (sowas wie Arduino, Rapsberry Pi oder gleich irgendwelche Eigenbauten) an einer unauffälligen Stelle im Netzt zu instalieren, der einem dann einen Zugriff von außen IN das interne Netzwerk der Firma verschafft.
Sodann wird das ganze interne Netzwerk, die benutzten Systeme (Betriebssysteme, Server, Datenbanken) untersucht und auf Lücken geprüft. Das kann u.U. WOCHEN dauern!
Dann geht es mit Zero-Day-Exploits weiter: Sicherheitslücken, die noch nicht öffentlich bekannt sind und in entsprechenden Kreisen online gehandelt werden - nicht nur gegen Geld sondern auch gegen Wissen oder vorhandene Zugänge zu anderen Opfern!
Damit wird ein Angriffsraster aufgebaut: Eine Software mit Explotit als Sprungpunkt, von da aus immer mehr Zugriff auf Systeme, die einem immer mehr Rechte erlauben - bis man sich irgendwann einen User mit ausreichend hohen Berechtigungen für das Zielsystem erstellen kann.
Bis man da ist, können schonmal ein paar Monate ins Land gehen. Da das aber rollenspielerisch in den meisten Settings nicht so spannend auch auch selten opportun ist (da viele Szenarios zeitlich auf wenige Ingame-Tage begrenzt sind und so lange Vorplanzeit gar nicht gedacht), vereinfacht man das Ganze oft auf den letzten, technischen Aspekt.
Viele Systeme nutzen dafür Task Resolution mittels einer einfachen Skillprobe. Soll Hacking mehr Raum einnehmen und gamistisch interessant aber nicht zu zeitintensiv am Spieltisch sein, würde ich zu Savage Worlds in der Kombination mit Sprawlrunners raten.
Dreamdealer:
In Cyberpunk 2020 war das Hacking katastrophal, Cyberpunk Red macht es nur marginal besser.
Das coolste Hacker Feeling hatte ich bisher nur beim Kartenspiel Netrunner, das ist aber leider ein sehr komplexes Spiel, wo man nicht mal einzelne Bereiche fürs Rollenspiel nutzen kann. Einen Blick ist es aber auf jeden Fall wert.
aikar:
"Realistisches" Hacking und futuristisches/Cyberpunk-Setting schließt sich meiner Meinung nach aus.
Die Technologie in 50 Jahren wird so unterschiedlich von der heutigen sein, dass jede Übertragung/Anwendung heutiger Methoden (technischer Methoden, social Hacking wird wahrscheinlich noch sehr lange funktionieren) Unsinn ist.
Ansonsten: Was First Orko sagt.
d.h. ich würde auch primär darauf achten, dass die Anwendung im Spiel Spaß macht. Da haben bei mir Der Sprawl und ShadowCore gut funktioniert.
pharyon:
Hallo und danke für die bisherigen Tipps.
Zur Klarstellung: Ich gebe mich mit Regeln zufrieden, die "nur" Spaß machen, aber nicht "realistisch" sind, Regeln, die realistisch sind, aber keinen Spaß machen oder sowohl als auch. Für "Sowohl als auch" habe ich aber vermutet, dass es diese Kombination kaum geben wird. Daher nehme ich gerne Empfehlungen aus den anderen beiden Bereichen entgegen.
p^^
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