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[Empfehlt mir] Spiele, die Hacking unterhaltsam/gut hinbekommen
First Orko:
--- Zitat von: Dreamdealer am 30.05.2022 | 09:42 ---In Cyberpunk 2020 war das Hacking katastrophal, Cyberpunk Red macht es nur marginal besser.
Das coolste Hacker Feeling hatte ich bisher nur beim Kartenspiel Netrunner, das ist aber leider ein sehr komplexes Spiel, wo man nicht mal einzelne Bereiche fürs Rollenspiel nutzen kann. Einen Blick ist es aber auf jeden Fall wert.
--- Ende Zitat ---
Fun fact: Ich habe Karten von Netrunner für das Hacking mit Sprawlrunner genutzt, indem ich verdeckt aus einem vorbereiteten Stapel ICE-Karten gezogen habe, die dann für das ICE standen, mitdem der SC sich gerade beschäftigen musste! Hat sehr gut harmoniert.
Sprawlrunner bildet den Prozess auch ganz ähnlich ab, imho.
Colgrevance:
Ich mag die Regeln aus Genesys: Shadow of the Beanstalk. Diese orientieren sich an klassischen Cyberpunk-Tropes und sind daher definitiv nicht realistisch, funktionierten für uns am Spieltisch aber sehr gut. Es gibt dort zwei Möglichkeiten, Hacking abzubilden:
1. Eher unwichtige Angriffe, die nur zur reinen Informationsbeschaffung o.ä. dienen, werden durch eine Standard-Fertigkeitsprobe abgehandelt, so dass sie das Spiel nicht lange aufhalten.
2. Storyrelevante Hacking-Attacken können über ein Minigame abgehandelt werden, das sich ein paar Dinge (z. B. die "Netzwerkarchitektur") vom Kartenspiel Android: Netrunner abgeschaut hat. Man kann sogar die Karten zur Visualisierung der Server verwenden. Hierbei sind mehrere Fertigkeitsproben notwendig, um ICE zu überwinden, Datenbanken zu durchsuchen etc.; dabei besteht immer das Risiko, dass (üblicherweise menschliche) SysOps auf das Eindringen aufmerksam werden und einen hinauswerfen oder in der realen Welt ausfindig machen.
Wichtig ist noch, dass Hacking nicht zwingend eine virtuelle Realität erfordert, so dass der Hacker nicht völlig wehr- und bewegungslos ist. Ohne VR werden die Proben aber etwas schwieriger.
Outsider:
Ich fand zum Hacking die Regeln von Milleniums End immer recht interessant und einfach. Sie waren schnell, einfach Proben gegen Knotenpunkte in einem Netzwerk um rein zu kommen und Proben um Informationen in dem Teil des Netzwerks zu finden in dem man gerade war. Es hieß also nicht "alles oder nichts" sondern gab meistens Abstufungen. Hilfreich war dabei, dass der Skill "Computer Operations" Unterfertigkeiten wie Civil Systems, Programming, Network und Security hatte. Damit konnte man Hacking variantenreich gestalten, so dass Spieler mit Punkten darauf nicht das Gefühl hatten es wird alles in einem Wurf erledigt und gut ist, sondern man konnte sich auch dort ein wenig ausleben. Gleichzeitig ging es aber schnell genug damit der Rest am Tisch nicht lange zusehen musste.
Das "Passwort raten" was First Orko beschreibt ist glaube ich auch nur ein Film- und Buchmythos. Warum ewig Zeit mit dem Ausforschen der Zielperson verschwenden, wenn 2FA oder zufällig generiertem Passworte einem am Ende eh den Tag vermiesen.
Das social Engineering was er beschreibt zielt darauf ab, den (menschlichen) Punkt in der Sicherheit zu finden und die gefundenen Informationen so gegen diesen zu verwenden, dass er möglichst unachtsam ist und Dinge tut die er normalerweise nie getan hätte. Klassiker, den viel gerühmten Link in der E-Mail anzuklicken, oder einem Fremden zu erlauben seine auf dem USB Stick befindlichen Bewerbungsunterlagen noch mal auszudrucken weil ihm kurz vor dem Termin noch ein Fehler aufgefallen ist, natürlich am PC der Vorzimmerdame oder sonst wem den man als leichtes Ziel identifiziert hat usw.
Das menschliche Gehirn lässt sich durch Vertrauen und eine zu erwartende Belohnung sehr gut in einen Zustand der Unachtsamkeit versetzen. Soziale Medien haben dazu geführt, dass wir dafür belohnt werden (likes, Follower etc.) Informationen über uns preiszugeben die wir Fremden normalerweise nie erzählen würden, weil wir anderen Profilen / Netzwerken vertrauen.
Und diesen Umstand macht sie das soziale Hacking zu nutzen, es werden Informationen gesammelt damit man über „Gemeinsamkeiten“ eine vertraute Situation aufbaut und eine Belohnung suggeriert. Im obigen „kann ich meine Bewerbungsunterlagen noch mal ausdrucken“ kann das Wissen über die Person die das Auswahlverfahren führt die Gemeinsamkeit sein und „der herzliche Dank“ die Unterlagen ausdrucken zu dürfen die Belohnung.
Ganz grob vereinfacht gesprochen.
Boba Fett:
--- Zitat von: Dreamdealer am 30.05.2022 | 09:42 ---In Cyberpunk 2020 war das Hacking katastrophal, Cyberpunk Red macht es nur marginal besser.
--- Ende Zitat ---
Das kann ich nur zu 50% unterstützen, nämlich den ersten Halbsatz.
Die Hackingregeln von Cyberpunk Red empfand ich als durchaus brauchbar.
Wir haben es getestet, ich hatte den Hacker/Netrunner Charakter und das Hacking fand während eines Feuergefechtes statt.
Neben dem Hacking hat der Netrunner sogar 1-2 Runden die Pistole genommen und seine Mitstreiter unterstützt...
10aufmW30 hat zu den Regeln mal ein Youtube Video erstellt.
Ich empfehle, es anzusehen und sich seine eigene Meinung zu bilden.
Aber: Mit dem realistischen Hacken der echten Welt haben die Spielregeln in Rollenspielsystemen so viel geimeinsam,, wie der alte Film "Hackers" - nämlich überhaupt rein gar nichts...
YY:
--- Zitat von: pharyon am 30.05.2022 | 09:59 ---Zur Klarstellung: Ich gebe mich mit Regeln zufrieden, die "nur" Spaß machen, aber nicht "realistisch" sind, Regeln, die realistisch sind, aber keinen Spaß machen oder sowohl als auch. Für "Sowohl als auch" habe ich aber vermutet, dass es diese Kombination kaum geben wird. Daher nehme ich gerne Empfehlungen aus den anderen beiden Bereichen entgegen.
--- Ende Zitat ---
Es wurde ja schon genannt: Schau mal in Millennium's End ab S. 79 ;)
Wie so vieles in dem System ist es "nur" eine solide Grundlage, um mit etwas angelesenem Hintergrundwissen eine recht realistische Abhandlung zu ermöglichen.
Spaß am Tisch macht das mMn eher so mittelmäßig. Es funktioniert, ist aber kein ausgeklügeltes Minispiel o.Ä. und explizit nicht cyberpunkig im Sinne von Matrix/VR, ICE & Co.
MMn tun sich viele Systeme keinen Gefallen damit, einerseits explizit nicht realistisch zu sein und andererseits dann doch einen technischen Prozess "sauber" abbilden zu wollen - das betrifft z.B. SR4 und 5.
Dann abstrahiert man lieber noch einen Schritt weiter und hat z.B. nur noch eine einfache und eine erweiterte Probe(nreihe) mit den jeweiligen Anwendungsgebieten.
Und zuallererst sollte die Frage stehen, welchen Stellenwert Hacking im Spiel überhaupt haben soll. Wenn es eher Nebensache ist, sind Regeln vom Umfang wie in SR oder CP schon viel zu viel (was man auch daran sieht, dass der Bereich dort traditionell per Handwedeln abgefrühstückt wird) und wenn es zentral ist, reichen diese Ansätze schon nicht mehr, weil sie wie erwähnt nur auf den letzten technischen Schritt schauen und nicht auf Vorbereitung und Drumherum.
Diese "klassischen" Methoden sitzen also mMn recht undankbar zwischen den Stühlen und kaum einer kann so wirklich was damit anfangen.
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