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Gedanken: Die nachlassende Lust, etwas beizutragen

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Crimson King:

--- Zitat von: Blechpirat am 21.02.2023 | 09:18 ---Inhaltlich gibt es aber noch einen anderen Aspekt - die Befassungshürde. Wenn du einen tollen Text schreibst, dann kann ich den nur würdigen, wenn ich fast genausoviel Gehirnschmalz investiere.

--- Ende Zitat ---

Das verstehe ich nicht. Wenn du widersprechen willst, ist es natürlich schön, eine elaborierte Gegenrede zu verfassen. Mir selbst reicht, wenn ich mal wo was schreibe, aber auch ein "Danke, das hat mir geholfen". Selbst kurzes, kompaktes Feedback empfinde ich als angenehm.

Ich verlasse mich an vielen Stellen, z.B. wenn ich CDs kaufe, Filme und Serien auswähle, bei Brettspielen, aber auch bei Rollenspielbüchern stark auf gut verargumentierte und angenehm geschriebene Meinungen und bin froh um jeden, der mir auf diese Weise hilft, nicht noch mehr Geld für Sachen zum Fenster raus zu schmeißen, die mir später nicht gefallen. Der Weltengeist rezensiert nun schwerpunktmäßig Fertigabenteuer, die mich nicht übermäßig interessieren, auch wenn ich immerhin auf seine Empfehlung hin Lherata und der Dornenkönig/Wanderer unter dunklen Himmeln/Das Narrenschiff gekauft, um die Abenteuer ggf. mal auszuschlachten.

In dem Sinne: Weltengeist, zu schaffst Mehrwert, auch wenn du wenig Feedback bekommst. Auch alle anderen Rezensenten und Menschen, die ihre Meinung sachlich verargumentiert der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen: ihr schafft Mehrwert, auch wenn ihr es ggf. nicht so direkt bemerkt. Und noch etwas: je mehr vernünftige Menschen ihre Meinung vernünftig äußern, umso weniger Macht haben diejenigen, die die Möglichkeit der Meinungsäußerung im Internet vornehmlich zur Befriedigung des eigenen Egos auf Kosten anderer verwenden. Also: schreibt, gebt Feedback, aber in sachlicher und gemäßigter Form. Würdigt Feedback in genau dieser Form, und kritisiert unsachliches und bösartiges Feedback, oder ignoriert es hart.

aikar:
Übersättigung ist sicher ein massives Thema. Es gibt so viel und man teilt seine Aufmerksamkeit auf, so dass für einzelne Projekte weniger übrig bleibt. Außerdem ist dadurch die Messlatte unglaublich hoch. Zeit ist begrenzt und ein Projekt, dass für sich genommen sehr gut ist, kommt oft trotzdem nicht zum Zug, weil es durch die schiere Menge noch viele Sachen gibt, die einen noch mehr ansprechen.
Wie oft ich mir gedacht habe, ich sollte bei einem interessanten Podcast ausführliches Feedback geben und es dann doch nicht gemacht habe, weil x andere Sachen wichtiger waren...

Bei der Hochglanz-Sucht muss ich mich schuldig erklären. Bücher (oder Webseiten) die aussehen wie aus den 80ern/90ern schau ich mir nicht mehr an, außer ich bekomme sie von mehreren Seiten explizit empfohlen und das Thema und der Schreibstil sprechen mich extrem an. Das ist in vielen Fällen sicher nicht fair, aber siehe den vorigen Absatz. Ich kann meine Zeit halt auch mit 10 anderen Büchern verbringen, die mich sowohl inhaltlich als auch optisch ansprechen.

Bei Rezensionen (und deine sind immer super gewesen) kommt etwas dazu, was im letzten DorpCast angesprochen wurde: Die meisten Rollenspieler:innen lesen keine Rezensionen mehr, sie schauen Videopräsentationen auf Twitch oder YouTube. Mir war das vorher gar nicht aufgefallen aber zumindest für mich kann ich sagen: Es stimmt. Das ging schleichend, aber tatsächlich lese ich kaum mehr Rezensionen, sondern konsumiere sie primär auf YouTube.

Das Feedback-Problem als Content Creator kenne ich selbst gut. Feedback ist selten, wenn dann tatsächlich konstruktives kommt ist das ein gewaltiger Motivationsschub und negatives setzt einem stark zu und lässt zweifeln. Da kann man wohl wirklich nur versuchen zu lernen, damit um zu gehen. Ich möchte nicht in der Haut von YouTube-Produzent:innen stecken, die das noch in deutlich größerem Umfang und Härte abkriegen.
Ich habe mir da ähnliches im Uhrwerk-Smalltalk gedacht. Die Kritiken mögen gerechtfertigt sein, aber ich verstehe es, wenn sich Uhrwerk-Sprecher:innen im Tanelorn nicht mehr zu Wort melden wollen. Würde ich auch nicht. Das Gefühl, dass man zerrissen wird egal was man sagt, ist da sicher stark und nicht angenehm. Und damit sind wir bei einem zentralen Problem: Man vergisst gerade bei Textkommentaren zu leicht, dass auf der anderen Seite Menschen stehen. Menschen, denen solche Kommentare nahe gehen, denen man das Gefühl gibt, dass alles was sie tun, eigentlich bedeutungslos ist, weil es ohnehin nicht genug sein wird. Dabei ist es egal, ob das stimmt oder nicht oder wer im Recht ist. Es sind Menschen. Menschen haben Emotionen. Und die können dazu führen, dass man kaputt geht. Und das ist es oft nicht wert. Vor allem weil man niemals alle zufrieden stellen kann.

Von Diskussionen über neue Serien und Filme halte ich mich inzwischen komplett fern. Ich merke einfach, dass mein persönliches Empfinden sehr oft nicht im Geringsten der "Meinung im Netz" entspricht und ich die Auswürfe selbsternannter Kritiker, die mir erklären wollen, was mir gefallen darf und was nicht, weder brauche noch will. Mir haben Wheel of Time und Ringe der Macht gefallen - Da habt ihr es!  ~;D

Issi:

--- Zitat von: Weltengeist am 21.02.2023 | 08:43 ---Ich danke an dieser Stelle mal allen für ihre Beiträge, gerade auch für die aufmunternden (auch die, die mich per PM erreicht haben).

Aber noch einmal: Genau genommen ging es mir hier nicht um Aufmunterung, der Thread soll kein Fishing for Compliments sein. Es ging mir vielmehr darum, dass wenn ich da schon ein Problem habe (ich bin emotional eigentlich einigermaßen robust, ich kriege meine Kicks woanders her, und ich bin auch null darauf angewiesen, ob jemand meinen Kram liest oder nicht), dann haben vermutlich viele andere erst recht eins.

Es ging mir um Überlegungen, wie sie felixs oder Runenstahl angeschnitten haben: Wie müsste sich eine Community, wie müsste sich ein Tanelorn verändern, damit sich die, die im Grunde bereit und in der Lage wären, etwas beizutragen, dazu auch motiviert sehen?

--- Ende Zitat ---
Da liegt wahrscheinlich das Problem: Man kann die anderen nicht wirklich verändern. (Das liegt außerhalb des eigenen Einflusses) Nur sich selbst. (Und das ist auch schon schwer genug)

Zum Oger: Dass der schöne Schein häufig trügt, kann man doch überall beobachten.
Ich denke da zum Beispiel an zahllose 3D Blockbuster, die zwar von der Grafik her umhauen, aber den Zuschauer von der Story her nicht wirklich packen.

Man muss sich, bei all dem Überangebot, seine Rosinen selbst suchen, und vielleicht auch an Orten, wo man sie zuerst nicht vermutet hätte.

Häufig finden Menschen das toll, was ihnen optisch auf den ersten Blick viel verspricht, was viel beworben wird, und, das ist vielleicht nicht ganz unentscheidend, was jemand gemacht hat, der auf die ein oder andere Art unerreichbar ist.
(Jemand den man selbst kennt, kann ja gar nicht so toll sein. Wie auch? Das ist doch nur....Name hier einfügen...)

Auf der anderen Seite, sagt dir jemand, dem du nicht unbekannt bist, vielleicht auch Mal unverblümt was ihm negativ auffällt. ( Selbst wenn die Chance, auf ehrliches, stark positives Feedback nicht ganz so groß ist)

Natürlich ist nicht jedes negative Feedback konstruktiv. Im Gegenteil (Siehe Sandkasten)

Edit.
"Der Fisch entdeckt das Wasser als Letzter."
Glaube es war Peter Jackson, der sich verzweifeln gewünscht hat, er könnte seine Filme nochmal mit den Augen eines unbedarften Zuschauers sehen.
Kann ich gut nachvollziehen.

KWÜTEG GRÄÜWÖLF:

--- Zitat von: ghoul am 21.02.2023 | 09:22 ---Ich bin gegen Like Buttons! Die Leute sollen begründen, wie sie etwas bewerten. Dies ist schließlich ein Diskussionsforum!
Auch Beiträge mit "+1" sind mir ein Gräuel.

Gerade für eine Abenteuer-Autoren, aber auch für einen Rezensenten ist es doch wichtig, zu wissen, warum die Leute etwas gut oder schlecht finden.
Für mich ist das eine wichtige Motivationsquelle!

--- Ende Zitat ---

Es ist im Ende aber besser, wenn auch Leute, die keine ausführliche Rezesnion schreiben können/wollen, zumindest kurz anzeigen können, dass sie etwas gut finden. Das hier ist keine Deutschklasse, man kann den Leuten nicht die Wortzahl vorschreiben.

@Weltengeist: das ist etwas, was mir auch auf den Senkel geht - die Lust am schieren Niedermachen, da stecken viele Leute Arbeit rein, die woanders besser aufgehoben worden wäre.
Gutes Beispiel "Ringe der Macht" oder "Willow" - ich mochte beide nicht, unterm Strich, aber ich hab dann auch neben Kritik auch gesagt, wo sie mir durchaus Spaß gemacht hatten.

Man sollte nicht vergessen, dass die "Brennt es nieder!"-Fraktion eine lautstarke Minderheit ist. Ich hab mir angewöhnt, Leute, die ich dieser Kategorie zuordnen kann, nicht mehr für voll zu nehmen (selbst wenn sie den gleichen Standpunkt haben sollten wie ich), denn über eine geistige Reife von geschätzt acht Jahren sind die meistens nie hinausgekommen.  ::)

klatschi:

--- Zitat von: ghoul am 21.02.2023 | 09:22 ---Ich bin gegen Like Buttons! Die Leute sollen begründen, wie sie etwas bewerten. Dies ist schließlich ein Diskussionsforum!
Auch Beiträge mit "+1" sind mir ein Gräuel.

Gerade für eine Abenteuer-Autoren, aber auch für einen Rezensenten ist es doch wichtig, zu wissen, warum die Leute etwas gut oder schlecht finden.
Für mich ist das eine wichtige Motivationsquelle!

--- Ende Zitat ---

Aber es gibt doch nicht entweder-oder, sondern die Wahrheit liegt wohl dazwischen.
Aktuell ist es ja oftmals so: Es kommt wenig bis keine inhaltliche Rückmeldung.
Danach wird es wohl oftmals so sein, dass wenig bis keine Rückmeldung kommt und dazwischen immer wieder Likes. Selbst wenn man sie nur als Lesebestätigung interpretiert, kann es motivierend sein.
Zumindest in den Foren, die ich mit Like-Funktion nutze, hat sich die Diskussionsfreude nicht stark gesenkt nach meinem Gefühl.



--- Zitat von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 21.02.2023 | 10:21 ---
@Weltengeist: das ist etwas, was mir auch auf den Senkel geht - die Lust am schieren Niedermachen, da stecken viele Leute Arbeit rein, die woanders besser aufgehoben worden wäre.
Gutes Beispiel "Ringe der Macht" oder "Willow" - ich mochte beide nicht, unterm Strich, aber ich hab dann auch neben Kritik auch gesagt, wo sie mir durchaus Spaß gemacht hatten.

--- Ende Zitat ---

Ich denke, es kommt noch ein zweiter Punkt dazu: Oftmals wird ja nicht nur geschrieben, was man nicht mag, sondern es wird immer und immer wiederholt, um auch nochmal zu unterstreichen, WIE scheiße man es findet. Und damit auch alle, die Spaß dran haben, sicher sein können, dass man selbst es nicht hatte. Wirklich nicht. Die ewige Wiederkehr derselben Diskussionen zu denselben Themen, die dadurch angestoßen wird, ist ermüdend.

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