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HeXXen - Ein fatalistisches und deprimierendes Setting?

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felixs:
Grundsätzlich hat man dieses Problem in sehr vielen Spielwelten.

Entweder landet man bei Setzungen, die einen stark rassistischen Beiklang mit genozidalen Konsequenzen haben ("X sind böse, von Natur aus und immer und unwiderbringlich. Und alle. Und auch schon die Kinder. Also muss man sie alle ausrotten").
Oder man macht sich darüber Gedanken und landet dann bei Graustufen, die von einem Dilemma ins nächste führen.

Ich habe in fast allen mir bekannten Rollenspielen spätestens auf den zweiten Blick Dinge entdeckt, die ich so nicht spielen möchte. Nun bin ich auch recht empfindlich was solche Sachen angeht. Natürlich nehme ich zur Kenntnis, dass "unsere" reale Welt nach diesen Mustern funktioniert und dass unser Leben ein unauflösbares Dilemma ist (die Philosophie von Peter Wessel Zapffe ist hier interessant). Gleichzeitig möchte ich das nicht auch noch im Spiel haben. Schadet da zwar eigentlich niemandem, ich finde es aber unangenehm (verurteile niemanden, der es anders sieht). Und naive Karl-May-Romantik ist zwar erträglich, aber ich bin nicht in der Lage, das selbst so zu sehen.

Im Endeffekt bedeutet das aber auch, dass (für mich) ein großer Teil der Filme, ein größerer Teil von Büchern, und ein ziemlich großer Teil von Rollenspielszenarien nicht erträglich ist. Es muss da also große Unterschiede in der jeweiligen Schmerzempfindung und -Intensität geben. Gerade bei Filmen wundere ich mich, was andere Leute sich anschauen können (und vermeide daher gemeinsames Filmschauen).

Der einzige (für mich) gangbare Weg ist, Spielwelten und Szenarien so umzuschreiben, dass die (subjektiv) als problematisch empfundenen Dinge nicht thematisiert werden. Also Streichung und Umerklären, Vermeidung als Strategie.

Finde übrigens auch nicht, dass "Pulp" die Sache löst. Das ist ja eher ein Satz von Genrekonventionen, der aber auch eigene Widersprüche enthält. Und einer dieser Widersprüche ist, dass auch dem Autoren von Schundromanen ("Pulp") plötzlich die Konsequenz seiner Handlung klar werden kann und an unerwarteter Stelle ethische Probleme eine Rolle spielen. Es ist ein kleiner Schritt von "Pulp" zu utopisch/dystopischer Literatur.

nobody@home:

--- Zitat von: Hotzenplot am 28.05.2025 | 14:36 ---Stimmt, das kann die Ausgangslage sehr einfach beantworten und ist insofern ein guter Reminder daran, was da eigentlich abgeht.

Dennoch kann ich Aikars anfangs geäußertes Mißgefühl nachvollziehen. Meiner Meinung nach muss der Knoten im Kopf so gelöst werden, dass du Pulp in nicht pulpigen Settings spielen kannst. Pulp ist die Art des Spielens, nicht das Setting und ganz oft auch nicht die Erlebniswelt der Spielfiguren. Pulp findet in der Meta-Ebene des Spiels statt.

--- Ende Zitat ---

Ganz abgesehen davon, daß "Pulp" als Spielgefühl auch noch einigermaßen schwammig definiert ist. Hand aufs Herz, wer orientiert sich dabei wirklich noch an mittlerweile hundert Jahre alten (und mit ihrem Inhalt heute teilweise ebenfalls für mindestens Stirnrunzeln sorgenden) US-Magazinen aus Billigpapier? :)


--- Zitat von: felixs am 28.05.2025 | 14:43 ---Grundsätzlich hat man dieses Problem in sehr vielen Spielwelten.
--- Ende Zitat ---

Das ist richtig. Auch Spielwelten werden, wie fiktive Settings allgemein, letztendlich nur von Menschen erfunden, die dann wieder praktisch schon zwangsläufig ihre eigenen blinden Flecke mitbringen -- und das unabhängig davon, ob man sie aus dem nächsten Laden mitbringt oder die SL sie sich in privater Heimarbeit aus den Fingern saugt. Entsprechend wird sich wohl nie garantieren lassen, daß eine bestimmte Spielwelt niemandem jemals den Spielspaß gründlich vergällt, schon allein deshalb nicht, weil verschiedene Leute in dieser Hinsicht mit grundverschiedenen Ansprüchen daherkommen können...aber Perfektionismus ist ja nicht alles und konstruktiv an dem Problem arbeiten kann man trotzdem, sowohl als Autor als auch als privater Nutzer.

(Dabei darf's aus meiner Sicht in Spielwelten natürlich allemal Dinge geben, die im Argen liegen, denn irgendwas müssen die SC ja zu tun haben. Problematisch wird's in erster Linie dann, wenn diese Dinge ganz selbstverständlich auch oder womöglich gar in erster Linie gerade auf der Seite zu finden sind, die einem vom Erfinder als die moralisch überlegene oder wenigstens beabsichtigt sympathischere präsentiert wird...)

unicum:
Ich denke es ist auch die Sache das sich viele im Rollenspiel nicht mit den Grauwerten des eigentlichen heutigen Lebens noch rumschlagen wollen, wenigstens da will man vieleicht auch mal schwarz und weiß denken können. Da fallen dann natürlich solche die dies nicht ausblenden können etwas hinten runter. Das mag zwar bei HeXXen jezt nicht ganz so schwarz/weiß sein (ich kenn das Setting auch nur sehr oberflächlich). Aber prinzipiell ist es für einen gewissen Teil der Rollenspieler durchaus entspannend wenn man einfach Gegner ohne Rücksicht umhacken kann. (Dennen ist eh nicht mehr zu helfen, etc, pp).

Fezzik:
*Hand heb* Mir zum Beispiel.
Jedem das seine. Ich für meinen Teil mag manchmal einfach entspannt Vampire totwürfeln dürfen.

nobody@home:

--- Zitat von: unicum am 28.05.2025 | 16:07 ---Ich denke es ist auch die Sache das sich viele im Rollenspiel nicht mit den Grauwerten des eigentlichen heutigen Lebens noch rumschlagen wollen, wenigstens da will man vieleicht auch mal schwarz und weiß denken können. Da fallen dann natürlich solche die dies nicht ausblenden können etwas hinten runter. Das mag zwar bei HeXXen jezt nicht ganz so schwarz/weiß sein (ich kenn das Setting auch nur sehr oberflächlich). Aber prinzipiell ist es für einen gewissen Teil der Rollenspieler durchaus entspannend wenn man einfach Gegner ohne Rücksicht umhacken kann. (Dennen ist eh nicht mehr zu helfen, etc, pp).

--- Ende Zitat ---

Jedem das Seine halt. Persönlich habe ich fürs "ohne Rücksicht umhacken" schon genügend Brett- und insbesondere Computerspiele, daß sich mein Bedarf danach, dasselbe auch noch ins Rollenspiel mitzuschleppen, doch etwas in Grenzen hält. :)

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