Thema: Lehrer für Fertigkeitssteigerungen

[boeseMuh]

Moin,

Ich arbeite grade an einem neuen Kampagnenkonzept, dass quasi Gothic 1 in einem Space-Opra-Setting darstellt.

Als System nehme ich wahrscheinlich Savage-Worlds, ist für meine Frage aber erstmal semirelevant.

In Anlehnung an die das Vorbild Gothic überlege ich, Steigerungen nicht einfach zu erlauben, sondern mit Aufstiegen Steigerungspunkte zu verteilen, die man bei Ingame gefundenen Lehrern gegen Fertigkeitsverbesserungen und Talente eintauschen kann.

Ich erhoffe mir davon ein paar Plothooks sowie eine gewisse Vernetzung der SCs mit den NSCs. Es soll in der Kampagne stark um Fraktionsstrukturen und Zugehörigkeit gehen.

Habt ihr schonmal etwas ähnliches probiert oder Erfahrung als Spieler gemacht? Was haltet ihr davon?

Grüße, Muh

[KhornedBeef]

Finde ich okay, solange es nicht zu nerviger Hin-und-her-Rennerei führt, sondern in deine Kampagne eingebettet ist und z.B. spannende Entscheidungen ermöglicht (X kann mir coole Dinge beibringen, aber dafür muss ich etwas Unethisches machen).
DSA macht das traditionell so, auch andere klassische Systeme arbeiten mit narrativer Erlaubnis, Klassen und oder Karrieren einzuschlagen und deren Steigerungen "kaufen" zu dürfen (sogar Dark Heresy).

[Klingenbrecher]

Der Lehrmeister ist im groben eine tolle Idee. Wir haben sowas bei AD&D 2 ne Weile gemacht da uns dieses Konzept bei Breath of Fire 3 sehr gut gefallen hat. Jedoch war es nach einer Weile mehr zu einem Moneysink verkommen.

[Eleazar]

Ich erinnere mich düster, dass es bei Midgard 1 mal so eine Beschränkung beim Lernen gab: Man hatte gewisse Prozentchancen, auf dem Land, in der Stadt oder der Großstadt Lehrmeister zu finden, die einen dann bis zu einem gewissen Level unterrichten konnten.

Das war kompletter Mist! Erstens warst du gehemmt in der Entwicklung deiner Spielfigur, dann waren bestimmte Gegenden auf der Spielwelt bevorzugt und du musstest sinnlose Reisen unternehmen und schließlich ging Zeit ins Management, die absolut keinen Spielspaß generierte.

Jetzt in M5 mit Ars Armorum taucht beim Thema Kampfkunst ein ähnliches Ding wieder auf: Du brauchst bestimmte Lehrer, die dir Sonderkampftechniken beibringen. Das tun sie aber nur, wenn sie dir freundlich gesonnen sind. Also musst du für sie einen Auftrag erledigen.

Ich glaube, so etwas ist genau ein, zwei mal interessant, dann fängt es an zu nerven: "Ich muss ins KungFu-Kloster nach PiPaPo" "Ich muss aber an die königliche Fechtschule von Lackaffizien" "Ist das auf dem Weg zum den Jagdgründen im Bärenfelstal?" ...

Du kannst ja kaum mal eine Gruppe gleichmäßig gerecht bedienen. Mir würde es reichen, wenn es eine Organisation gäbe, die man anspielen könnte (den MI6, den Königshof XY), die dann Ressourcen bereit stellt. Und vielleicht kann ein NPC-Lehrer mal einen kleinen Vorteil verschaffen. Aber eigentlich möchte ich die Kontrolle über die Entwicklung meiner Spielfigur haben und behalten und ich möchte auch mal jahrelang auf einer Queste durch die Pampa sein, ohne dass mir dann das EP-Konto überläuft oder ich einen Nachteil habe.

Am liebsten ist mir, das Lernen geht nebenbei. Und dazu habe ich dann ein oder zwei Typen als NPCs, die der Gruppe wohlgesonnen sind.

[YY]

Ich erhoffe mir davon ein paar Plothooks sowie eine gewisse Vernetzung der SCs mit den NSCs. Es soll in der Kampagne stark um Fraktionsstrukturen und Zugehörigkeit gehen.

Dann wird es wohl funktionieren und der Aufwand sich lohnen.

Ansonsten habe ich das bisher eher als nervigen Nebenschauplatz der Charakterverwaltung erlebt und wenig Nutzen darin gesehen.

[Alter Weißer Pottwal]

Meine Erfahrung: Sowas funktioniert nie und geht nach eine Weile nur allen auf die Nerven.

Wer was steigern möchte, soll das auch tun. Keiner braucht einen SL, der ihm etwas erlaubt das ihm den Regeln nach zusteht.

[Isegrim]

Habt ihr schonmal etwas ähnliches probiert oder Erfahrung als Spieler gemacht? Was haltet ihr davon?

Theorie & Praxis...

Eigentlich ist es eine nette Idee. Midgard hat ein Steigerungssystem, in dem Lehrmeister ebenfalls eine größere Rolle spielen. Praktisch hat es nicht gepasst, zumindest nicht für unsere Gruppe, die (wie ja viele Gruppen in Fantasy-Settings) ständig umhergreist ist. Da hat man nicht viel von Connections & Bekannten, weil die nie da sind, wenn man sie braucht, zB um XP zu verballern. Das Suchen nach Lehrmeistern lenkt dann oft von dem ab, was die SCs grade sonst so vorhaben (Welt retten, Prinzessin entführen, Drachen heiraten, whatever). Manchmal kamen passend NSCs vor, die sich dann als Lehrmeister anboten (wenn sie am Ende des Abenteuers noch am Leben waren, und bei Verstand, und den SCs nicht ewige Blutrache geschworen hatten...), oft wurde es gehandwedelt, aber Spannung erzeugt oder i-was konstruktives gebracht hat es leider nicht. Wär in einer Kampagne, wo die SCs mit ihren bekanntschaften eher an einen Ort gebunden sind, vielleicht anders gelaufen.

[nobody@home]

Bei solchen Sachen frage ich mich immer ganz gerne "okay, und wer hat nun die allerersten Lehrer belehrt?". Wenn man etwas nicht auch ohne Lehrmeister lernen oder selbst ausklamüsern könnte, hätte die ganze Kette ja nie einen Anfang gefunden...

[Isegrim]

Das ist genau so sinnvoll wie zu fragen, wer eigentlich heraus gefunden hat, dass Fliegenpilze giftig sind...

Wenn du aber ein Vorbild haben willst, wie man auch das RPG-technisch detailiert und einfach zu handhaben simuliert, guck dir die DSA-Regeln zum Lernen von Zaubern an. Wenn ich das richtig erinnere gabs da exakte Unterscheidungen, ob man einen Zauber von einem Lehrmeister lernt, aus einem Buch, einen bekannte Zauber modifiziert oder einen von Grund auf neu baut.

[General Kong]

Lehrmeister sind gut als eine Art Bonus, um zusätzliche Erfahrung und Fertigkeiten zu bekommen.
Oder als eine Art Hintergrund ("Als du gerade wieder mit Zweihandmeister Wuchtfried trainierst, schaut er dich plötzlich nachdenklich an. 'Könntest du und deine Orkhaukerfreunde mir einen Gefallen tun ...') zum Start ins Abenteuer.
Oder als Sondefrertigkeitsvesorger ("Nur der Drache-scheißt-in-den-Wald-Tritt kann den Bösen Wu besiegen. Ab ins Ka Ke-Kloster in den Klosteinbergen!").
Ansonsten: 100 Punkte auf dem Nerv-o-Meter

[boeseMuh]

Vielen Dank für eure Einschätzungen.
Ich denke, ich werde das Konzept verwerfen.

Zu Beginn einer Kampagne kann es wahrscheinlich ganz spaßig sein, wird aber schnell repetitiv.
Und Quests zu bestreiten, nur um ein Talent zu lernen ist storytechnisch auch nicht das Wahre.

[Alter Weißer Pottwal]

Gut zusammengefasst 

Lehrmeister würde ich für besondere Sachen aufsparen.

[1of3]

Das ist dann auch cool. Warum sollte Belohnung nur aus Dingen bestehen? D&D4 hatte da einen schönen Ansatz, der dann in 5e gleich wieder verloren gegangen ist: Immaterielle Schätze. Das könnte ein göttlicher Segen sein oder die geheime Kampftechnik der Mönche von Schnackpuck oder sonst etwas und funktioniert regeltechnisch wie ein magischer Gegenstand.

Das ist im Grunde das gleiche, was D&D3 mit Prestigeklassen gedacht hatte, aber was eben in so einer Verbindung von Quest-Belohnung und XP-Investment nicht funktioniert. Zumindest nicht bei D&D.

[First Orko]

Gerade bei Savage Worlds sind 2-3 Aufstiege schon ein spürbarer Kompetenzunterschied. Wenn da jemand mangels passenden Lehrmeister zurückstecken muss, kann das schnell frustig werden.
Ich stimme den Vorpostern zu: Wenn Lehrmeister, dann nur für zusätzliche Boni: Zugriff auf besondere Mächte oder spezielle, arkane Hintergründe, Lernen von Talenten ohne Berücksichtigung der Voraussetzungen, Zugriff auf Waffen-Spezialanfertigungen usw.