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Welche Rolle hat die ideale Spielleitung für Dich?
Zed:
Erst wollte ich eine Umfrage erstellen, aber mir fehlen trennscharfe Begriffe:
Ich gebe als Spielleiter ziemlich viel Verantwortung für Regelkenntnis und Spielspaß in die Hände meiner Gruppe. Insbesondere einer meiner Spieler ist ein wandelndes 3.5-Lexikon, der oft schneller Regelfragen beantworten kann als ich nachschlagen könnte. Seit wir Aufstiege ohne Erfahrungspunkte schlicht nach 7 Spieltagen vergeben, liegt die Gestaltung des Spielspaßes zu weiten Teilen in den Händen der Gruppe. Wenn sie gerne mal über Regelkrams oder ähnliches diskutieren wollen (kommt selten vor), dann würge ich das nicht ab, dann bin ich nur 1/5 der Gruppe, der sagt: "Wollen wir das jetzt wirklich besprechen?"
Diese Art der SL-Rolle kommt meinem Ansatz "Im kleinen (Abenteuerbereich) eher sandboxig, im großen (Kampagnenbereich) eher perlenschnürig" sehr entgegen. In Anteilen gesprochen habe ich auf den Gebieten Regelkenntnis und Spielspaßgestaltung vielleicht 60% der Fäden in der Hand. Ich würde, wenn es sich entwickelt, auch bis auf 51% runtergehen.
Diese Art der SL-Rolle praktizieren sicher nicht alle so, und finden sie sicher auch nicht ideal.
Manchmal lese ich hier heraus, dass sie als SL ihre Gruppe stärker führen. Sie geben den Rahmen, in dem sich die Gruppe bewegen kann oder sogar soll, vor. Diskussionen sind nur gestattet, wenn die SL es freigibt. Diese SL haben eher 90% der Fäden in der Hand, und vielleicht sind ihre Abenteuer wie die alten DSA-Abenteuer dazu noch eher wie "Perlen auf einer Schnur" mit eigentlich nur einem Ausgang. Der Begriff "Dungeon Master" oder Game Master" spiegelt für mich dieses Selbstverständnis der Rolle der SL gut wieder.
Mit Erzählspielen habe ich noch keinen Kontakt gehabt, aber hier gibt es ja wohl Systeme, die Spielleitungen nicht mehr Verantwortung für das Gelingen des Spieles geben als einzelnen Spielenden. Bei einer Gesamtgruppe von 5 Menschen also 20%.
Den Referee, wie die SL in alten Rollenspielen genannt wurde, finde ich verwirrend, weil ein Referee nicht gegen die Regeln und auch nicht gegen den Text des Abenteuers entscheiden soll, wenn ich es richtig verstanden habe. Hier übernehmen also Bücher einen Teil der SL-Verantwortung, überspitzt ausgedrückt. Ich denke, den Referee lassen wir hier außen vor.
Gerne würde ich eine Umfrage starten, welche Art von SL hier vertreten sind, aber ich weiß nicht, ob ich mich schon hier überhaupt verständlich machen konnte, und welche treffenden Begriffe es dazu gibt. Was meint Ihr?
Bonusfrage: Ich suche für die Rolle, wie ich sie für mich beschrieben habe, eine treffende englischsprachige Bezeichnung. Ich halte den Game Master für nicht passend. Erst kürzlich traf ich auf das englische Wort "Facilitator", das sich für mich sperrig anhört, und einige Bedeutungsüberschneidungen mit dem Begriff "Moderator" hat. Ich denke also über "Game Facilitator", "Game Moderator" und "Game Host" nach - aber vielleicht gibt es ja schon einen besseren, etablierten Begriff. Was habt Ihr hier für Vorschläge?
Weltengeist:
--- Zitat von: Zed am 2.02.2024 | 17:36 ---Diese Art der SL-Rolle kommt meinem Ansatz "Im kleinen (Abenteuerbereich) eher sandboxig, im großen (Kampagnenbereich) eher perlenschnürig" sehr entgegen. In Anteilen gesprochen habe ich auf den Gebieten Regelkenntnis und Spielspaßgestaltung vielleicht 60% der Fäden in der Hand. Ich würde, wenn es sich entwickelt, auch bis auf 51% runtergehen.
--- Ende Zitat ---
Damit hättest du auch mein Vorgehen ganz gut beschrieben. Okay, schwankt natürlich ein wenig danach, ob ich gerade ein Kaufabenteuer leite (dann gibt's mehr Wegweiser, auch wenn ich niemanden zwinge, ihnen auch zu folgen) oder ob ich ohnehin was Selbstgebautes leite (da bereite ich eher "was machen wir, wenn den Spielern nix einfällt" vor). Aber so von der Tendenz her: Ziemlich ähnlich zu dem, was du schreibst.
Und Regeln? Wenn einer die Regeln besser drauf hat als ich: Super, das nutze ich natürlich aus. Und wenn nicht, merkt auch keiner, dass ich gerade improvisiert habe ;).
Skasi:
Beim Thema Regelkenntnis habe ich sowohl als Spieler als auch als SL gern eine solide Basis.
Als SL und meist auch Initiator der entsprechenden Runde, bin ich oft in den Top 2 bei der Regelkenntnis. Ich habe aber nicht das geringste Problem, wenn ein oder mehrere Mitspieler sich besser auskennen. Das erleichtert allen das Spiel, macht es flüssiger und entspannter- also nur her damit.
Bei den Abenteuern würde ich gern so viel wie möglich an die Gruppe auslagern. Sprich: Was immer die Gruppe machen will, gibt die Richtung vor. Am liebsten bin ich nur die Instanz, die mit der Frage "Wie reagiert denn die Welt auf unsere krude Idee?" konsultiert wird.
Aber das ist ein selten erreichtes Ideal.
Wenn die Gruppe also aus Gewohnheit, Unsicherheit bzgl. Setting, allgemeiner Erschöpfung oder sonstwas nicht so agil ist, biete ich Plots an, bin aber jederzeit bereit (im Sinne von willens), davon abzuweichen.
Ich mag es überhaupt nicht, mit "Meister" oder jeglicher Variante davon (Game Master, Dungeon Master usw.) angesprochen zu werden.
Als SL habe ich den Posten der Spielleitung übernommen - also bitte Spielleiter oder besser noch einfach mein Vorname.
Wenn jemand in einem Hobby unter Gleichgesinnten auf einem Meister-Titel besteht, hat das für mich schnell eine Geschmäckle von nichterfüllten Machtfantasien.
Murphy:
Ich habe nicht ganz kapiert, worauf die Umfrage abzielt, aber ich bin ein Mann der Extreme, bzw. der Pole. Also gut/böse, schwarz/weiss, nichts/alles. Ich stelle auch bei der Spielleitung zwei Extreme fest:
Alte Schule: Der Gamemaster hat immer recht und das letzte Wort. (Gott)
Neue Schule: Die Spielleitung handelt im Dienste der Spielenden. (Diener)
Ist natürlich sehr überspitzt, aber wie gesagt, das sind die Pole, dazwischen gibts alle Abstufungen und Kombinationen.
Ich persönlich finde: Eine SL, die Allmachtsfantasien ausleben will (Gott), sollte kein Spiel leiten und ist wahrscheinlich auch als Mensch ein bisschen daneben. Wenn ich aber schon die ganzen Bücher kaufe, lese, überlege, bastle, vorbereite und mir ganz viel Mühe gebe, dann möchte ich nicht nur da sein, um die Gruppe zu bespassen. Es soll am Ende für alle ein freudiges und befriedigendes Erlebnis werden/sein.
JollyOrc:
Die für mich ideale Spielleitung hilft dem Rest am Tisch eine tolle Spielrunde zu erleben. Das bedeutet nicht, dass die SL da die alleinige Verantwortung hat, aber sie übernimmt da durchaus die Führung.
Dabei schafft es die SL den Spielfluß aufrecht zu erhalten, allen eine Stimme zu verschaffen, Anreize für die richtige Stimmungslage in der Runde einzubringen, Regelfragen zeitnah (im Idealfall sofort) geklärt bekommen (dass muss nicht bedeuten, dass man die selbst klärt, sondern dass die Frage geklärt wird. Gerne auch durch wen anderes am Tisch), und dass es etwas interessantes zu erleben gibt. Sei es, dass es ein vorbereitetes Abenteuer gibt, oder dass die Ideen von allen anderen am Tisch aufgegriffen wird.
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