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[Pathfinder] Ironfang Invasion (Spoiler!)
Takur:
13. Episode
Die Jagd nach den vermuteten feindlichen Saboteuren, die die die Magiebegabten Anvarion und Navah mit einem Fluch belegt hatten, gestaltete sich als schwierig. Zwar konnte der örtliche Tempel Abhilfe schaffen, doch nur zeitweilig. Die furchtbaren Albträume kehrten rasch zurück. Ein Zauber, der die Fluchwirker eventuell aufgespürt hätte, war Anavarion und Gris zu kostspielig. Sie setzten lieber auf langwierigere Ermittlungsarbeit: das Befragen der Stadtwache und der Bevölkerung und dann das unauffällige Durchsuchen leerstehender Häuser, die eventuell den feindlichen Agenten Unterschlupf bieten konnten. Der letzte Ansatz erwies sich als erfolgreich. Die Helden stießen in einem verlassenen Gebäude auf zwei Grottenschrate. Leider missglückte der Versuch, den Feind zu überraschen. Die Infiltranten entkamen nach kurzem aber heftigem Kampf, indem sie mit den Schatten verschmolzen. Immerhin hatten sie diverse Ritualmaterialien zurücklassen müssen – darunter auch die Talismane, mit denen sie Anvarion, Navah und einen weiteren Magier in der Stadt verflucht hatten. Deshalb blieben die Helden vorerst von weiteren Flüchen verschont. Allerdings hatten sie nur einen halben Sieg erzielt. Die beiden Saboteure blieben auf freiem Fuß und konnten wieder zuschlagen. Zwar verstärkten die Helden die Wachsamkeit (sowohl in der Stadt als auch in ihren Quartieren), aber dies würde möglicherweise nicht reichen.
Es gab auch genug andere Dinge zu bedenken. Vor allem musste die Zahl der Verteidiger erhöht werden, war doch die ein halbes Hundert Köpfe zählende Stadtwache für die Bemannung der Stadtmauer völlig unzureichend. Leider waren die zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt. Anvarion hätte das Geld lieber für die Ausrüstung der Helden eingesetzt, Macar und Yulag hielten ein Aufstocken der Miliz und deren Ausrüstung für wichtiger. Im Endeffekt wurde ein Großteil des Geldes für die Rekrutierung und Bewaffnung zusätzlicher Kämpfer ausgegeben. Unter den Einwohnern und Flüchtlingen fanden sich ausreichend Freiwillige, allerdings waren die Waffenvorräte in der Stadt begrenzt. Die Alchemisten fertigten Säurefläschchen und Brandsätze, um feindliche Sturmangriffe (und Trolle) bekämpfen zu können.
Der neue Vorsteher des städtischen Abadar-Tempels wurde mit einer größeren Summe in das varisische Korvosa gesandt, um Söldner zu rekrutieren. Er sollte vor allem Schützen, etwas Infanterie und wenn möglich auch ein paar Magiebegabte anheuern. Allerdings würde es dauern, bis er zurück war. Dennoch war Korvosa die beste Alternative: mögliche andere Quellen für Söldner (Cheliax, das orkische Belkzen oder die varisischen Shoanti-Stämme) waren entweder weiter weg oder recht unsicher. Und die Städter hatten zeigten kein Interesse, örtliche Wildfeen, Trollstämme oder ähnlich gefährliche Humanoide zu kontaktieren. Allerdings stand zu befürchten, dass die Hobgoblins weniger wählerisch bei der Suche nach Verbündeten sein würden.
Auf Macars Vorschlag wurden auch die vor Anker liegenden Flussschiffe in die Planungen einbezogen: sie konnten im Falle einer Belagerung nützlich sein, oder falls der Feind über den Fluss angriff. Überhaupt sollte der Hafen von Longshadow in die Verteidigungsüberlegungen einbezogen werden, stellte er doch eine potentielle Schwachstelle dar. Anvarion plädierte zudem dafür, einige der Boote zur Aufklärung entlang des Flusses einzusetzen. So würde man vorgewarnt sein, falls Truppen der Invasoren den Fluss entlang vorrückten. Natürlich wurden alle Planungen durch das Risiko gehandicapt, dass es dem Gegner wie in Phanedar oder anderenorts gelang, seine Truppen mitten zwischen die Verteidiger zu teleportieren.
Einige der Städter machten sich zudem Sorgen wegen dem vor der Stadt gelegenen Friedhof. Zwar hatte die Ironfang-Legion bisher keine Untoten eingesetzt, aber das war natürlich kein Garant, dass es so blieb. Ein von den Helden vorgeschlagenes Exhumieren und Verbrennen der Leichen wurde jedoch aus religiösen oder sentimentalen Gründen abgelehnt. Zumindest Yulag war einmal mehr frustriert, wie der krasse Individualismus der Nirmathier und ihr Unwille, unangenehme, kostspielige und ihre persönliche Freiheit einschränkende Maßnahmen mitzutragen, die Verteidigungsvorbereitungen behinderte. Letztlich beschränkte man sich darauf, Fallen auf dem Friedhof auszulegen.
Um mehr Informationen über die Bewegungen des Feindes zu erhalten, wurden Spähtrupps losgeschickt, die das Umland Longshadows patrouillieren und den Kontakt zu einigen entfernter liegenden Dörfern herstellen sollten, deren Bevölkerung bisher eine Flucht in die Stadt abgelehnt hatte.
Einer der Trupps kehrte vorzeitig zurück und berichtete, von einem bösartigen, fleischfressenden Baumwesen (einem Scythe Tree?) angegriffen worden zu sein, das einen Späher getötet hatte. Die Helden gingen der Sache nach, versuchten es aber erst einmal mit Verhandeln. Dank Macars Waldläuferfähigkeiten und seiner überzeugenden Argumentation, konnte das fleischfressende Ungeheuer zum Rückzug überredet werden. Offenbar hatten die Hobgoblins das Wesen gezwungen, das Umland von Longshadow heimzusuchen, aber das Untier hasste sie fast noch mehr als die Menschen. Auf jeden Fall bewies dies, dass die Feinde näher rückten, und jede nur erdenkliche Sorte von Ungeheuern für ihren Kampf zu mobilisieren versuchten.
Der zweite Spähtrupp kehrte einige Tage später zurück. Er meldete beunruhigende Spuren, die möglicherweise von Landhaien stammten. Mindestens eines der im Umland liegenden Dörfer war von den Hobgoblins zerstört und ein weiteres besetzt worden war. Allerdings schien der in dem besetzten Dorf stationierte Hobgoblintrupp nicht allzu groß zu sein.
Diese Gelegenheit Informationen zu gewinnen, den Feind zu schwächen und die Moral in Longshadow durch einen leichten Sieg zu stärken, war zu günstig, um sie verstreichen zu lassen. Zusammen mit einem Dutzend Kämpfer rückten die Helden aus.
Beim Erreichen des Dorfes erwies sich dieses allerdings als verlassen. Von den Besatzern und dem Großteil der Bevölkerung fehlte jede Spur. Allerdings fanden die Helden Hinweise, dass die Hobgoblins eine nahegelegene Miene wiedereröffnet hatten. Sie fanden dort mehrere von Geröll erschlagene Hobgoblins und einen Morlock, einen kannibalistischen Höhlenbewohner. In der Annahme, dass die Morlocks die Hobgoblins vertrieben und die Einwohner des Dorfes als „Proviant“ verschleppte hatten, stießen die Helden ins Dunkel vor. Gris und Anvarion erhofften sich zudem Beute zu finden, während Macar und Yulag weniger enthusiastisch waren.
Der Vorstoß in die Mine erwies sich als riskant: mehrmals stießen die Helden auf gefährliche Fallen, denen bereits mehrere Menschen und Hobgoblins zum Opfer gefallen waren. Auch die Helden mussten etliche Wunden hinnehmen. Einmal wurden sie in einen Kampf mit zwei Gearghosts verwickelt (bösartige, poltergeistartige Untote), die sie jedoch rasch bezwingen konnten. Tief unter der Erde stießen sie auf zwei überlebende Dörfler. Von ihnen erfuhren sie, was geschehen war: Wie vermutet hatten die Hobgoblins die verschlossene Mine wieder geöffnet. Deren frühere Schließung war allerdings nicht wegen einer Bedrohung durch Morlocks erfolgt – der gefundene Morlock war wohl vielmehr ein Verbündeter der Ironfang-Legion gewesen – sondern weil die Mine verflucht war. Bösartige Geister lockten jeden, der das alte Bergwerk betrat, in die Irre und „spielten“ mit ihren magischen Fallen frühere Minenunglücke nach. Nach hohen Verlusten hatten die Hobgoblins die verbliebenen Dörfler als Sklaven mitgenommen und waren abgezogen. Leider scheiterten die Helden, verwertbare Spuren zu finden, denen man hätte folgen können. Die Helden konnten zwar einige Kostbarkeiten in der Mine bergen, entschlossen sich dann aber zum Rückzug, nachdem sie den Mineneingang wieder verschlossen hatten. Die in der Mine und in dem verlassenen Dorf gefundenen Güter nach Longshadow zurückzuschaffen, war trotz der Magie der Helden eine aufreibende Angelegenheit.
Wenige Tage später meldete ein weiterer Spähtrupp eine erneute Feindsichtung: ein größeres Hobgoblinlager mit mindestens einem Dutzend Zelte und abgerichteten Monstern in einer an das Lager grenzenden Höhle. Diese Bedrohung auszuschalten wäre ein verlockendes Ziel, würde allerdings einen mehrtägigen Einsatz bedeuten. Zudem war die genaue Stärke des Gegners unbekannt. Die Schätzungen reichten von reichlich dreißig bis etwa achtzig Gegnern.
Takur:
14. Episode
Bevor die Helden sich dem feindlichen Vorposten widmeten, gab es noch einige Punkte bezüglich der Verteidigung Longshadows zu klären. Die Rekrutierungen machten gute Fortschritte. Im Notfall würde man eine ca. 500 Köpfe starke Miliz mobilisieren können – eine deutliche Verbesserung zu der nur 50 Mitglieder starken Stadtgarde. Sorge machte allerdings die Ausbildung und Ausrüstung. Auch mangelte es an erfahrenen Offizieren. Auf Macars und Yulags Drängen wurden einige ehemalige Offiziere elfischer und zwergischer Herkunft reaktiviert, die noch vor der Unabhängigkeit Nirmathas vor ca. 100 Jahren für Cheliax gekämpft hatten. Viele Nirmathier misstrauten den ehemaligen „Unterdrückern“. Aber die Helden meinten, dass man auf derartige Empfindlichkeiten keine Rücksicht verschwenden dürfe.
Um die Moral der Miliz zu erhöhen, ermutigte Macar sie, ihren Einheiten Eigennamen zu geben und sich Abzeichen auszudenken. Zudem regte er an, die Verteidigungsbemühungen in einer Chronik für die Nachwelt festzuhalten, was ebenfalls die Einsatzbereitschaft steigern sollte. Es blieb abzuwarten, ob das bei den eigenbrötlerischen und extrem individualistischen Nirmathiern verfing.
Auf Yulags Vorschlag wurden auf einigen der Mauertürme Katapulte installiert. Gris schlug zudem vor, ein paar Flussschiffe mit leichten Pfeilgeschützen zu bestücken.
Zugleich wurde Material für mobile Sperren bereitgelegt und an strategisch günstigen Stellen Barrikaden errichtet, mit nur einem schmalen Durchgang für den Alltagsverkehr. Falls der Gegner in die Stadt eindrang, würde man ihn so aufhalten oder zumindest verlangsamen können. Natürlich ließen diese Maßnahmen die finanziellen Reserven weiter zusammenschmelzen.
Auf eher persönlicher Ebene schlug Yulag vor, einen Teil der Ersparnisse aufzuwenden, um für die Druidin Aubrin eine Regenerationsschriftrolle zu kaufen und der einbeinigen Bekannten der Helden ihren Fuß wiederzugeben. Anvarion und Gris wollten dafür kein Geld ausgeben.
Dann wurde der Stoßtrupp zusammengestellt, der den feindlichen Vorposten angreifen sollte. Gris plädierte für eine kleine Gruppe, da diese schnell und unauffälliger sei. Yulag wollte eine größere Zahl Kämpfer mitnehmen. So würden mehr der Verteidiger von Longshadow Kampferfahrung sammeln. Außerdem wollte er endlich einmal nicht in der Unterzahl sein. Letztendlich entschied man sich für zwei Dutzend Mitglieder der Stadtwache und Miliz-Rekruten. Auch der Druide, der den Helden bei der Heilung Navahs geholfen hatte, war mit von der Partie, hing allerdings immer noch seinen spinnerten Verschwörungstheorien bezüglich Städten im Allgemeinen und dem örtlichen Abadar-Tempel im Speziellen an.
Die Truppe schlug beim Ausmarsch einen Bogen, um etwaige Späher abzulenken. Der Marsch verlief ereignislos, auch weil die Helden die Gebiete mieden, in denen frühere Stoßtrupps Spuren von Landhaien entdeckt hatten.
In einiger Entfernung zum Ziel wurde ein verborgenes Lager errichtet, dann erkundete Gris unsichtbar das feindliche Camp. Er sichtete Hobgoblins, mehrere Minotauren und eine Anzahl Monster, teils in Käfigen im Freien, teils in einer mit einem Holzgitter gesicherten Höhle: Wölfe, zwei Gorgonen und sogar einen ausgewachsenen Lindwurm. Dafür schien die Anzahl der Hobgoblins niedriger als befürchtet. Doch falls sie die Monster ins Spiel brachten – selbst wenn einige noch nicht fertig ausgebildet waren – würde es ein harter Kampf werden. Deshalb wollten Anvarion und Gris unsichtbar das Lager infiltrieren, um die Käfigtüren und den Höhleneingang zu blockieren. Macar, Yulag und der Großteil der anderen Kämpfer würde dann einen direkten Angriff starten, während die Fernkämpfer der Truppe sich ungesehen auf dem Hügelrücken positionierten, an dessen Flanke die Höhle lag, und den Feind von Oben aufs Korn nehmen sollten.
Der Plan funktionierte nicht ganz wie erhofft, da Anvarion – obwohl unsichtbar – vorzeitig entdeckt wurde. Zum Glück waren die anderen Angriffstrupps nahe genug, um rasch einzugreifen. Während Gris und sein Familiar die Käfige und den Höhleneingang blockierten, gerieten die übrigen Helden mit dem Minotaurus-Anführer und seinem Lindwurm aneinander. Die anderen feindlichen Kämpfer wurden durch Zauber ausgebremst oder durch die Schützen und Nahkämpfer der Miliz gebunden. Auch wenn der feindliche Minotaurus-Anführer von den Helden rasch mit vereinten Kräften ausgeschaltet wurde, erwies sich der Lindwurm als härterer Gegner. Sowohl Verya als auch Yulag bekamen seinen Giftstachel zu spüren, doch das Gift entfaltete dank ihrer robusten Konstitution seine Wirkung zum Glück nur partiell. Mit vereinten Kräften konnte das Untier bezwungen werden, bevor der Rest der Hobgoblins heran war. Von der Miliz in die Zange genommen, und entmutigt durch die bisherigen Verluste, suchten die überlebenden Hobgoblins das Weite. Angeschlagen, wie die Helden und ihre Mitkämpfer waren, konnten sie keine Verfolgung starten. Aber es blieben ja noch die Hobgoblins und Monster in der Höhle, die nun in der Falle saßen.
Yulag übernahm die Verhandlungen mit den Eingeschlossenen, denen er drohte, sie auszuräuchern. Für den Fall einer Kapitulation versprach er eine korrekte Behandlung und Versorgung, sowie gegebenenfalls einen Gefangenenaustausch, falls es zu Verhandlungen mit der Ironfang-Legion kommen sollte. Die in der Höhle befindlichen Monster würden in die Wildnis entlassen werden. Diese Kapitulationsbedingungen waren Anvarion zu großzügig, der darauf hinwies, dass die Hobgoblins die Helden im umgedrehten Fall sicherlich einfach ermorden würden. Yulag konterte lakonisch, dass sie in dem Fall vermutlich Anvarion und Macar umbringen, den Rest aber eher versklaven würden. Anvarion äußerte die Hoffnung, dass Yulag mit seinem Kapitulationsangebot nur leere Versprechungen abgab. Der Elf stieg dadurch nicht gerade in Yulags Achtung.
Letztlich gaben die Hobgoblins zähneknirschend auf. Wie versprochen wurden die meisten wilden Tiere in die Wildnis entlassen – freilich nicht die Wölfe und Hunde, die Macar für die Verteidigung von Longshadow auszubilden hoffte. Die Beute beinhaltete einige gute Waffen, Ausrüstung und Vorräten. Auf Macars Vorschlag erhielten auch die Mitkämpfer der Helden einen Anteil.
Yulag verhörte die beiden Gefangenen und konnte sie soweit einschüchtern, dass sie wertvolle Hinweise über den Feind lieferten: Der Angriff auf Longshadow würde in etwa zwei Wochen erfolgen. Leider waren einige Monster bereits an andere Verbände der Ironfang-Legion weitegegeben worden, darunter drei kleinere Lindwürmer und etliche Ankhegs. Es würde also Gefahr aus der Luft und dem Erdboden drohen. Auch über den Fluss würde Longshadow bedroht sein, denn angeblich hatten die Hobgoblins mit einem örtlichen Feenwesen eine Übereinkunft getroffen.
Interessant war auch ein Hinweis auf einen weiteren Vorposten der Hobgoblins, bei dem offenbar von Kriegsgefangenen Schwefel für die Sprengstoffherstellung abgebaut wurde. Das klang nach einem lohnenden Ziel…
Nach kurzer Beratung beschlossen die Helden, ihre Mitkämpfer mit den Gefangenen und der Beute nach Longshadow zu senden. Sie selber würden sich bei der nur einen reichlichen Tagesmarsch entfernten Schwefelmine umsehen.
Tatsächlich gelang die Annäherung ungesehen. Das feindliche Lager bestand aus etwa dreißig Sklavenarbeitern, die den Schwefel abbauten, sowie einem Dutzend nicht allzu kampferfahren wirkender Hobgoblins als Bewachung. Nach kurzem Überlegen wurden Macar und Gris vorgeschickt, um den Gegner in einen Hinterhalt zu locken. Diesmal lief alles nach Plan: die beiden Späher töteten zwei Wachposten und alarmierten den Rest der Wachen, die die Verfolgung der Angreifer aufnahmen. Die Ahnungslosen liefen genau in die Falle: Macars Blendungszauber und ein Feuerball Anvarions demoralisierte die Gegner, deren Kampfeswillen endgültig zusammenbrach, als ihr Anführer Yulag und Verya zum Opfer fiel. Wer noch konnte, floh – oder streckte die Waffen. Damit konnten die Helden nun fünf weitere Kriegsgefangene, 30 befreite Dörfler sowie eine Reihe Vorräte für sich verbuchen. Zudem erbeuteten sie eine beträchtliche Menge Gold, Silber und Edelsteine, die wohl dafür gedacht waren, weitere Verbündete für die Ironfang-Legion zu gewinnen. Insgesamt war die Expedition ein voller Erfolg gewesen, der den anstehenden Angriff auf Longshadow zwar nicht verhindern, aber sicherlich abschwächen würde.
Takur:
15. Episode
Nach ihrer Rückkehr von der jüngsten Expedition versuchten die Helden, die bis zu dem erwarteten Angriff auf Longshadow verbleibende Zeit sowie die gewonnenen Informationen optimal zu nutzen. Die erbeuteten Tiere wurden so gut als möglich in die Verteidigung einbezogen, auch wenn es an guten Abrichtern mangelte.
An die entlang des Flusses liegenden Dörfer wurden noch einmal dringende Warnungen geschickt, die Dörfler um Unterstützung gebeten und ihnen angeboten, dass sie in Longshadow Schutz finden könnten. Allerdings war die Resonanz überschaubar.
Um im Angriffsfall einer eventuellen Untertunnelung der Mauern vorzubeugen, wurden an verschiedenen Stellen in den Boden versenkte Wasserbehälter oder Trommeln mit auf der Trommelhaut ausgestreuten Kieseln platziert. Falls die Hogboblins versuchen sollten, die Mauern mit Hilfe ihrer Ankhegs zu untergraben, würden die Erderschütterungen so bemerkt und Gegenmaßnahmen veranlasst werden können.
Die kürzlich erbeuteten Schwefelvorräte verwendete man für Brandsätze, Feuerlanzen und Sprengfallen. Letztere wurden an Stellen positioniert, an denen Angreifer bei einem Sturm auf die Stadt vermutlich Schutz suchen würden. Zudem wurde vor den Stadtmauern wucherndes Gestrüpp und Bäume entfernt, um das Schussfeld für die Verteidiger zu verbessern. Im Bereich vor den Toren hob man Gräben und mit spitzen Stöcken gespickte Gruben aus. Allerdings wurde das Anlegen dieser Vorfeldhindernisse durch die knappe Zeit, fehlende Ressourcen und die verhaltene Mobilisierungsbereitschaft vieler Stadtbewohner behindert. Aber vielleicht konnte man den Gegner so zumindest behindern, verunsichern und verlangsamen.
Macar setzte einen Teil seiner persönlichen Geldreserven ein, um die Kampfmoral in der Stadt zu stärken: er beauftragte einige Barden, mobilisierende Lieder zu dichten. Nicht ganz uneigennützig priesen einzelne Lieder auch die Heldentaten der Abenteurer – und ganz besonders die Leistungen Macars und seines Halbbruders Yulag.
Zudem hörten sich die Helden nach Informationen zu den im Fluss lebenden Feenwesen um, da laut dem Verhör der Kriegsgefangenen die Angreifer auf feeische Unterstützung rechneten. Vielleicht konnte man ja etwas dagegen tun…
Leider waren die erhaltenen Informationen vielfältig und vage. Es gab in der Gegend angeblich verschiedene feeische Wasserwesen: betörende Nereiden, winzige Nixies und die bösartigen Nuckelavee. Unmöglich ließ sich sagen, welches dieser Wesen mit den Hobgoblins ein Bündnis geschlossen haben mochte, ob nun freiwillig oder unter Zwang.
Letztlich beschlossen die Helden, zuerst einen Ort aufzusuchen, an dem mehrmals eine Nereide gesichtet worden war. Diese Wesen galten als kapriziös aber nicht als grundsätzlich bösartig. Auf Yulags Vorschlag nahmen die Helden einen gnomischen Barden namens Varin mit, in der Hoffnung, mit seinem Gesang die Nereide anlocken zu können.
Tatsächlich funktionierte der Plan gut – zu gut – denn als sich die Nereide zeigte, verfielen alle Anwesenden ihrem Zauber. Zum Glück befragte sie die Helden nur über ihre Absichten, die bereitwillig Auskunft gaben. Da sie keine bösen Absichten hegten, war die Nereide bereit zu verhandeln.
Tatsächlich hatte sie eine Übereinkunft mit den Hobgoblins geschlossen, wenn auch nur notgedrungen: Vor vielen Jahren war ihrer Schwester von einem Fischer aus Longshadow ihr magischer Schal gestohlen worden, mit dem man – wie in den Märchen – eine Nereide zum Gehorsam zwingen konnte. Die Hobgoblins hatten versprochen, das kostbare Artefakt nach der Eroberung der Stadt zu finden und ihr zu übergeben. Außerdem hatten sie versprochen, die Einwohner der Stadt zwingen, den Flusslauf zu korrigieren, der nach einem Erdrutsch ein der Nereide nahestehendes Nixie-Dorf nicht mehr richtig mit Wasser versorgte. Die Nereide traute den Versprechen der Hobgoblins jedoch nicht. Sie war bereit, die Seiten zu wechseln – wenn man den magischen Schal wiederbeschaffte und wenn der Bürgermeister von Longshadow versprach, nach dem Krieg den Flusslauf korrigieren zu lassen.
Den Bürgermeister zu überzeugen war einfach. Schwieriger erschien es, die Einwohner der Stadt für einen Arbeitseinsatz zu mobilisieren. Auf Macars Vorschlag sollte ein Teil der Kriegskasse für diese Aufgabe zurückgehalten werden. Außerdem versprach Gris, seine telekinetischen und baumeisterlichen Fertigkeiten zur Verfügung zu stellen.
Als kompliziert erwies sich die Suche nach dem magischen Schal. Ein Suchzauber Navahs erbrachte keine Resultate im Umfeld der Stadt, und auch ein Weissagungszauber Anvarions half nicht weiter. So blieb den Helden nur ü, mithilfe der vagen Beschreibung, die die Nereide von dem Dieb hatte, bei den Fischern von Longshadow herumzufragen.
Überraschenderweise wurde Macar fündig: offenbar war eine Person mit der passenden Beschreibung vor einigen Jahren aus Longshadow in eines der Flussdörfer umgezogen.
Die Helden bemannten eines der zu Hilfskriegsschiffen umgebauten Fischerboote und machten sich auf den Weg: die Zeit drängte. Die Magierin Navah begleitete die Helden. Tatsächlich verlief die Expedition einfacher als erwartet: Der Dieb war vor einigen Jahren verstorben und seine Familie hatte keine Ahnung von der Bedeutung des Schals, den die Helden so ohne größere Probleme an sich bringen konnten.
Ärger gab es erst, als sich die Helden zusammen mit dem Bürgermeister auf den Weg machten, um den Pakt mit der Nereide zu besiegeln: ihr Boot wurde von einer Nuckelavee angegriffen. Doch dank Macars und Anvarions Zaubern konnten die Helden das Boot ans Ufer bringen und ihren Weg zu Fuß fortsetzen. Die Nereide war dankbar für die Rückgabe des Schals, akzeptierte das Versprechen des (ebenfalls unter ihren Bann gefallenen) Bürgermeisters bezüglich der Korrektur des Flusslaufes und versprach ihren Teil des Abkommens zu halten – und auch andere Wasserwesen davon abzuhalten, die Hobgoblins zu unterstützen. Damit war das Unternehmen ein voller Erfolg gewesen, auch wenn das Ganze natürlich mit der Vertrauenswürdigkeit der Nereide stand und fiel…
Ein paar Tage blieben noch bis zu dem drohenden Angriff und die Helden überlegten, wie sie die Zeit am besten nutzen konnten. Sollten sie versuchen, die drei jungen Lindwürmer der Hobgoblins auszuschalten, von denen sie gehört hatten? Und dann gab es noch die Aussage der Kriegsgefangenen, dass die Hobgoblins in einem verlassenen Gehöft Sprengstoff für die Belagerung herstellten.
Letztlich entschieden sich die Helden für dieses Ziel: Der Sprengstoff klang nach einem einfacheren Ziel, als ein Kampf mit mehreren (wenn auch jungen) Lindwürmern…
Da sie diesmal ein schnelles Kommandounternehmen planten, nahmen die Helden keine weitere Unterstützung abgesehen von einem Pferdeknecht mit.
Eine vorsichtige Erkundung des feindlichen Lagers kam auf mindestens ein Dutzend Hobgolins, dieselbe Anzahl Morlocks und mehrere Goblins: zu viel für einen offenen Angriff. Aber den Helden ging es ohnehin vor allem um die Zerstörung der Sprengstoffvorräte. Sie beobachteten das Lager einige Zeit, um mehr über die Wachwechsel und den Aufbau des Camps zu erfahren, dann schlugen sie zu, unterstützt von dem stürmischen Wetter:
Gris schlich sich unsichtbar in das Lager und konnte sich unbemerkt in das Sprengstoffdepot schmuggeln. Auch wenn es anscheinend von einer…Wesenheit?...gesichert war, gelang es ihm, mehrere schwere Sprengsätze zu entwenden und bei dem Labor zu platzieren, in dem der Sprengstoff veredelt wurde. Macar lenkte währenddessen die Wachen ab, indem er in der Nähe des Lagers Blitze einschlagen ließ.
Gris zündete sowohl in dem Lagerraum als auch bei dem Labor eine Bombe und entkam unentdeckt. Leider erwies sich die Explosion im Lagerhaus als weniger groß als erhofft. Vermutlich hatten die Hobgoblins eine magische Sicherung installiert. Dennoch war der angerichtete Schaden beträchtlich. Die Helden entkamen den ausschwärmenden Feinden und zogen sich nach Longshadow zurück.
Doch trotz aller Anstrengungen mehrten sich die Zeichen, dass der befürchtete Angriff auf Longshadow unmittelbar bevorstand. Immer mehr feindliche Späher wurden in der Nähe der Stadt gemeldet. Die Helden schickten noch ein Boot den Fluss hinauf, um die aus der Stadt Korvosa erwartete Verstärkung zu warnen. Mit der Überzeugung, alles im Moment mögliche getan zu haben – und einem vagen Gefühl drohenden Unheils – erwartete Longshadow das feindliche Heer.
Takur:
16. Episode
Der Angriff der Ironfang-Legion auf Longshadow begann mit dem Anrücken von ca. 100 meist auf Wölfen oder Worgen berittenen Hobgoblins. Diskussionen über einen möglichen Ausfall gegen diese kleine aber hochmobile Streitmacht wurden gegenstandslos, als die Hobgoblins in einem kurzen Ritual eine gigantische schwarze Felsnadel(?) oder Turm(?) aus dem Boden wachsen ließen, aus dem ein Heer marschierte – eine beeindruckende Demonstration magischer und militärischer Macht.
Gris (durch einen Zauber Anvarions zeitweilig des Fliegens fähig) nutzte seine Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, um durch telekinetische Fallen den Aufmarsch zu behindern. Dennoch war binnen kurzem ein mindestens 1.000köpfiges Heer aufmarschiert: mehrheitlich Hobgoblins und Goblins, aber auch Dutzende Trolle, Minotauren und etliche Riesen, darunter ein 6 Schritt hoher Athach.
Ein Unterhändler verlangte die Kapitulation der Stadt und bot großzügige Bedingungen: Die Einwohner sollten nicht versklavt und die Stadt nicht geplündert werden. Falls man jedoch Widerstand leisten sollte…
Der Bürgermeister lehnte, bestärkt von den Helden, ab. Selbst wenn die Hobgoblins ihre Versprechen halten wollten, würden sie ihre Verbündeten kaum unter Kontrolle halten können. Viele von ihnen – wie etwa die Trolle – waren Kannibalen. Schilderungen der Helden über die bisherigen Gräueltaten der Hobgoblins und ihrer lokalen Verbündeten ließen für die meisten Einwohner eine Kapitulation wenig verlockend erscheinen.
Anvarion wollte den Unterhändler ermorden, um jeden Gedanken an Kapitulation bei den Städtern zu unterdrücken. Er konnte sich nicht durchsetzen. Besonders Macar argumentierte vehement dagegen.
Angesichts des aufmarschierten Feindesheeres wollten tatsächlich einige der Zivilisten die Stadt verlassen, wenn auch keiner sein Glück auf dem Landweg versuchen wollte. Aber es gab ja noch den Fluss. Die Fluchtwilligen wurden nicht am Verlassen der Stadt gehindert, solange sie nicht zur Miliz gehörten, keine größeren Vorräte mitnahmen und keines der für den Kriegsdienst umgerüsteten Boote beanspruchten.
Die Helden rechneten mit einem baldigen Angriff der Belagerer und tatsächlich: ein in der Dämmerung von Macar ausgeschickter Spähvogel und dann ein Erkundungsgang von Gris (der sich wieder unsichtbar gemacht hatte) bestätigten, dass sich zahlreiche mit Enterhaken bewaffnete Feindtrupps der Mauer näherten. Gris legte wieder mehrere telekinetische Fallen und stiftete so Verwirrung. Die rechtzeitig alarmierten Verteidiger von Longshadow hatten keine Mühe, den eher testartigen Angriff zurückzuschlagen. Allerdings war die Nacht noch jung.
Als nächstes begannen die Hobgoblins, eine aus drei Katapulten bestehende Batterie zu errichten. Dabei gerieten sie jedoch unter Beschuss durch ein von Macar kommandiertes Katapult. Unterstützt durch Anvarions Zauber und dessen beschworene Wesen konnten die feindlichen Geschütze ausgeschaltet werden.
Dann meldeten die Wachen auf der Nordmauer Angriffe durch Harpyien. Allerdings erwies sich dies als ein Ablenkungsangriff, da kurz darauf im Hafen postierte Wachposten meldeten, dass zahlreiche mit Feinden besetzte Flöße und Boote den Fluss hinab auf Longshadow zusteuerten. Jetzt schlug die Stunde der auf Initiative der Helden ausgerüsteten Flussflottille. Macar leistete magische Unterstützung und im Verbund mit am Ufer postierten Schützen und einem beschworenen Greif konnte der Angriff unter hohen feindlichen Verlusten zurückgeschlagen werden.
Doch nicht jede Aktion des Gegners war ein Fehlschlag: die immer noch in der Stadt aktiven Hobgoblin-Späher nutzten das nächtliche Chaos, um aus dem Schatten heraus ein Attentat auf den Bürgermeister zu verüben. Die Helden konnten nur noch seinen Tod feststellen.
Viel Zeit blieb nicht, um sich zu sammeln, denn nur wenig später loderten Brände auf und Alarmrufe wurden laut: mehrere Feuerelementare verheerten das Stadtzentrum. Einen weiteren Doppelangriff fürchtend, teilten sich die Helden auf. Macar und Gris sollten sich um die neue Gefahr kümmern, Anvarion und Yulag für mögliche weitere Angriff bereithalten.
Gris, Macar und dessen Tigerin Verya machten kurzen Prozess mit den Feuerelementaren. Die in Vorbereitung der Belagerung getroffenen Brandbekämpfungsmaßnahmen bewährten sich und unterstützt von Macars und Gris‘ Magie konnten die entstandenen Feuer rasch gelöscht werden.
Die Vermutung, dass das Feuer eine Ablenkung war, bewahrheitete sich, als der feindliche Athach am Haupttor angriff. Zum Glück waren Yulag und vor allem Anvarion zur Stelle. Der Magier beschwor einen Ankylosaurier vor das Tor und Yulag setzte den feindlichen Riesen mit Alchemistenfeuer in Brand, sodass er für die Schützen auf der Mauer ein gutes Ziel bot. Im Zweikampf mit dem beschworenen Saurier erwies sich der Athach als der Schwächere und ging tödlich verletzt zu Boden. Die Helden wagten einen kurzen Vorstoß vor die Mauer, köpften den Riesen und spießten seinen Kopf über dem Tor auf eine Lanze. Das sollte den Gegner verunsichern und gleichzeitig verhindern, dass eventuell beim Feind befindliche Nekromanten den Riesen zu neuem Unleben erheben konnten.
Damit hatte sich der Einfallsreichtum der Feinde für diese Nacht erschöpft – wie allerdings auch der Zaubervorrat der Helden. Auch die Pfeilreserven der Verteidiger hatten bedenklich abgenommen, weshalb die Schützen künftig mehr auf Schussdisziplin achten sollten. Niemand wusste, wie viele Angriffe noch folgen mochten. In schnellen Vorstößen vor die Mauer wurden so viele wie möglich von den in der Nacht verschossenen Pfeilen geborgen.
Die Helden nutzten den Tag, um sich auszuruhen und die Verteidigungsanlagen zu verbessern. Außerdem wurde der ermordete Bürgermeister wie die anderen gefallenen Verteidiger in einer würdevollen Zeremonie aufgebahrt. Der Tod des Stadtoberhaupts hatte eine Lücke hinterlassen und die politische Führung von Longshadow war bereits durch den Mord an seinen drei Beratern geschwächt gewesen.
Währenddessen erhielt der Gegner weitere Verstärkung: etwa 200 zusätzliche Kämpfer – überwiegend Morlocks sowie etliche abgerichtete Ankhegs – marschierten aus dem Tor des beschworenen Turmes. Macar nahm den Turm mit einem der Katapulte unter Feuer, doch schienen die Treffer wenig auszurichten.
In der Annahme, dass der Turm das Herz der feindlichen Strategie war, unternahm Gris einen erneuten Erkundungsvorstoß. Unsichtbar konnte er sich in das momentan nur schwach bewachte Gebäude schleichen. Als Baumeister war er sich ziemlich sicher, dass der Turm einem Angriff von INNEN wesentlich weniger standhalten würde, als dem Beschuss von außen. Freilich würde man Sprengstoff benötigen.
In Erinnerung an die Vorlieben der Hobgoblins schlich Gris unsichtbar ins feindliche Lager und entdeckte tatsächlich einen Sprengstoffvorrat. Während die anderen Helden magisch und mit den Geschützen aus der Ferne Störfeuer gaben, um die Belagerer abzulenken, konnte Gris eine beträchtliche Menge Sprengstoff entwenden. Geschickt platziert, verfehlte die Bombe ihre Wirkung nicht: der Turm sackte in sich zusammen. Trümmer trafen das feindliche Lager, was für große Verwirrung sorgte, die Macar durch einige wohlplatzierte Katapulttreffer noch vergrößerte.
Diese erneute Schlappe war offenbar zu viel für die Moral der Belagerer: Viele der wohl erst kurz zuvor zur Ironfang-Legion dazugestoßenen Goblins und Monster zerstreuten sich. Doch der Großteil des feindlichen Heeres zog geordnet ab. Die Helden – zahlenmäßig immer noch unterlegen und ohne schlagkräftige Kavallerie – unternahmen keinen Ausfall. Allerdings schickten sie Späher aus, die später meldeten, dass das feindliche Hauptheer nach etwa zwei Marschtagen durch ein erneutes Teleportationstor verschwunden war. Dennoch hatten die Helden und Longshadow einen großen und erstaunlich verlustarmen Sieg errungen. Die Stadt würde frei bleiben – zumindest vorerst. Die Reste der feindlichen Lagers und die gegnerischen Toten wurden geplündert und dann verbrannt. Die Helden ernteten viel Lob, eine beträchtliche Belohnung – und das Angebot, sich als angesehene Bürger in Longshadow niederzulassen. Der ein oder andere war versucht, das Angebot anzunehmen. Aber angesichts der bleibenden Bedrohung durch die Ironfang-Legion würde das warten müssen.
Einige Tage – zu spät um in die Kämpfe einzugreifen – kam die aus Korvosa erwartete Verstärkung für Longshadow an: etwa 40 gut ausgebildete Söldner und zwei Magiekundige.
Die Helden nutzten die Zeit, um ihre Ausrüstung zu verbessern. Etwas strittig war, ob sie dabei auch den Rest des Militärfonds der Stadt verwenden sollten. Anvarion war unbedingt dafür, Macar und Yulag hielten das für übertrieben – auch angesichts der erhaltenen, reichlichen Belohnung. Beide achteten auch darauf, dass die provisorische Regierung der Stadt nicht die von dem verstorbenen Bürgermeister mit der Fluss-Nereide getroffene Vereinbarung vergaß.
Ansonsten studierte Anvarion die Trümmer des eingestürzten feindlichen Turmes. Schriftzeichen auf den Überresten legten eine Verbindung zu einem weiter südlich gelegenen, unterirdischen Zwergenreich nahe. Bezogen die Hobgoblins von dort ihre magische Unterstützung? Oder hatten sie irgendein altes Zwergenartefakt gefunden, gestohlen oder erbeutet?
Es stellte sich die Frage, wie die Helden weiter verfahren sollten. Die Ironfang-Legion hatte einen erneuten Rückschlag erlitten. Aber sie war immer noch sehr stark und an anderem Stellen in der Offensive, während die meisten nirmathischen Gegenmaßnahmen verstreut und wenig effektiv gewesen waren. Und die Helden, die der Legion mehrere schmerzhafte Nadelstiche und mit Longshadow die erste wirklich große Niederlage zugefügt hatten, konnten schließlich unmöglich überall sein. Gewonnen hatten die Abenteurer ohnehin nur, weil sie meistens zugeschlagen hatten, wo der Gegner relativ schwach war oder (wie in Longshadow) die Situation die Verteidiger begünstigte.
Es erschien naheliegend, dass man mehr über die magischen Fähigkeiten des Gegners in Erfahrung bringen sollte, ermöglichten diese doch den Invasoren eine hochmobile, weit ausgreifende Kriegführung, die ihre begrenzten Kräfte potenzierte. Besonders Macar und Anvarion waren sehr interessiert, hinter das Geheimnis der feindlichen Teleportationsfähigkeiten zu kommen.
Gris hingegen wollte etwas für seine bei der Eroberung Phanedars versklavten Mitmenschen tun. Er und Anvarion meinten, dass so oder so die Zeit für einen Gegenschlag reif war. Yulag und Macar bewerteten die Kampfkraft der Nirmathier hingegen immer noch sehr skeptisch, zumal man Longshadow nicht ungeschützt lassen durfte, und wollten nur zuschlagen, wenn die Gelegenheit günstig war.
Damit endete der 3. Band der Ironfang-Kampagne
Takur:
Siege of Stone
17. Episode
Bevor die Helden Longshadow verließen, vervollständigten sie ihre Ausrüstung.
Trotz des Sieges hatte besonders die Führungsriege der Stadt einen hohen Preis gezahlt: sowohl der Bürgermeister als auch seine früheren Ratgeber waren tot. Es war ungewiss, wer künftig das Ruder übernehmen sollte. Angesichts der offensichtlichen Risiken dieser Position zögerten manche Kandidatinnen und Kandidaten. Die Magierin Navah war bisher stets eine Einzelgängerin gewesen, der neue Hohepriester hatte „Longshadows heldenhafte Stunde“ auf seiner Mission nach Varisia verpasst…
Viele Freiwillige waren gewillt, den Kampf der Helden gegen die Hobgoblins zu unterstützen. Allerdings stellte sich die Frage, ob all die „Freiheitskämpfer“ auch die geeigneten Fertigkeiten hatten. Und falls die Helden und ihre Verbündeten den Kampf aus dem Fangwood aufnehmen wollten, würde man die potentiellen Kämpfenden unterbringen und versorgen müssen. Der Winter nahte…
Macar legte Gris nahe, seine Verlobte Stina nach Longshadow zu bringen und zu
heiraten. Im Falle seines Todes wäre sie als die „Witwe eines Helden“ bessergestellt und könne sich bereits jetzt in der Stadt einrichten. Der Krieg sei noch nicht vorbei und die Helden in ständiger Lebensgefahr. Gris war von dem Vorschlag nicht begeistert.
Da Anvarion vor kurzem einen Teleportationszauber gelernt hatte, konnten die Helden die Strecke zwischen Longshadow und der befreiten Waldläuferfestung schnell überwinden. Dort hatte sich in der Abwesenheit der Helden nichts Wesentliches ereignet – sah man von einem Angriff durch ein verderbtes Feenwesen ab. Zum Glück war diese Gefahr abgewehrt worden. Der von Macar mit der nahebei der Festung lebenden Schreckensbärin ausgehandelte Nichtangriffspakt hielt.
Die in der Festung Verbliebenen hatten ihre Vorbereitungen für den nahenden Winter fortgesetzt, die Quartiere winterfest gemacht und Brennholz gesammelt. Die Versorgungssituation blieb angespannt, was beim Einsatz eventueller Verstärkung oder der Unterbringung von weiteren Flüchtlingen bedacht werden musste. Immer noch ungeklärt war die Frage, ob man Felder in der Nähe der Festung anlegen wollte. Aufgrund der im Fangwood lebenden Baumschrate und anderer Waldwesen wäre das eine möglicherweise heikle Entscheidung.
Gris, der inzwischen das Fliegen beherrschte, unternahm einen unsichtbaren Erkundungsflug in das von den Hobgoblins besetzte Phaendar. Die Besatzer waren nicht untätig geblieben: sie hatten die Brücke des Ortes befestigt und den Ort mit einer Palisade umgeben. Inmitten der Stadt erhob sich ein schwarzer Steinturm, ähnlich dem, welchen die Hobgoblins magisch für die Belagerung Longshadows aus dem Boden hatten wachsen lassen. Außerhalb der Siedlung war eine Zeltstadt entstanden. Die bei der Eroberung gefangengenommenen Bewohner Phaendars waren in einem gesicherten Areal in der Stadt eingesperrt und mussten Sklavenarbeit leisten. Vor allem wurden sie für Bauarbeiten und Holzfällen eingesetzt. Die Garnison der Stadt schien aus mindestens 100 Kämpfenden zu bestehen, wozu Tiere und auf dem Durchmarsch befindliche Verbände kamen.
Yulag schlug vor, die als Holzfäller eingesetzten Kriegsgefangenen zu befreien. Die Arbeitskolonnen wurden üblicherweise nur durch eine Handvoll Hobgoblins bewacht. Mit Unterstützung der verbündeten Waldläufer würde der Angriff kein Problem sein.
Gris und Anvarion war das zu wenig. Sie wollten mindestens noch einen Anschlag auf den Stadtkommandanten unternehmen (ohne zu wissen, wer oder was dies sei und wo dieser einquartiert war). Yulag hielt nicht viel davon, weshalb ihm Gris indirekt Feigheit vorwarf, worauf Yulag zurückraunzte. Auch schien es schwierig, beide möglichen Aktionen aufeinander abzustimmen. Die Befreiung der Arbeitskolonnen musste am Tage erfolgen, ein Anschlag auf die Stadtkommandantur wäre in der Nacht aussichtsreich. Letztlich entschieden sich die Helden, erst einmal die Zwangsarbeiter zu befreien. Vielleicht würde die Aktion den gegnerischen Kommandanten aus der Stadt locken und man könnte einen Hinterhalt stellen.
Die Helden marschierten im Schutze des Fangwoods mit einem reichlichen Dutzend nirmathischer Waldläufer bis in die Nähe von Phaendar und legten sich auf die Lauer.
Das Kommen und Gehen von auf der Durchreise befindlichen Feindtrupps komplizierte die Planung: kaum war ein Teil weitermarschiert, erhielt die Garnison Verstärkung durch einen Sturmriesen.
Die Helden warteten einige Tage, dann schlugen sie zu. Macar, Yulag und Gris führten jeweils einen kleine Trupp Waldläufer, die die Bewachung der einzelnen Arbeitskolonnen angriffen. Da die Helden und ihre Verbündeten in der Überzahl und der Gegner überrascht war, gelang die Aktion mühelos. Nur wenige Wachen entkamen. Die befreiten Kriegsgefangenen – insgesamt etwa 60 – machten sich auf den Marsch in Richtung Wald.
Die gegnerische Verfolgung wurde durch eine von Gris auf der Phaendarer Brücke gelegte telekinetische Falle und ein von Anvarion magisch gespanntes Netz behindert. Doch ein knappes Dutzend Hobgoblins und der beobachtete Sturmriese blieben den Flüchtenden auf den Fersen – und gerieten prompt in einen Hinterhalt der Helden. Nach kurzem Kampf war der Sturmriese gefangengenommen und die meisten Hobgoblins tot.
Der Riese erwies sich als erstaunlich umgänglich. Er war kein überzeugter Anhänger der Ironfang-Legion, sondern Mitglied einer Söldnereinheit, die von den Hobgoblins für Spezialeinsätze verwendet wurde. Besonders Yulag – der dem Konflikt zwischen Nirmathas und den Hobgoblins emotional indifferent gegenüberstand – unterhielt sich mit dem Riesen, der bereitwillig aus seiner Söldnerzeit berichtete. Obwohl für einen Sturmriesen noch „jung“, konnte er bereits auf gut 100 Jahre zurückblicken.
Nach einigen Überlegungen handelten die Helden einen Austausch ihres Kriegsgefangenen mit seiner Einheit aus. Weder die nirmathischen Verbündeten der Helden noch die hobgoblinischen Geldgeber der Riesen sollten davon erfahren. Die Riesen zahlten eine beträchtliche Geldsumme und der Gefangene musste versprechen, sich nicht noch einmal in den Krieg einzumischen. Vermutlich wäre es sicherer gewesen, den Riesen zu töten – aber die Helden hofften auch, so einen Ansatzpunkt zu haben, um eventuell die Riesensöldner irgendwann „auskaufen“ zu können.
Da die im Wald lebenden Flüchtlinge und Waldläufer durch die Geretteten noch einmal deutlich zahlreicher wurden, wurden einige von ihnen in der zweiten verlassenen Waldläuferbastion untergebracht, die die Helden vor einiger Zeit aus der Hand der Trolle erobert hatten. Viel Platz bot dieser Posten allerdings auch nicht und die Versorgung blieb problematisch. Deshalb sollten einige Zivilisten bei Gelegenheit nach Longshadow evakuiert werden. Dort würde man sie besser unterbringen und versorgen können.
Dann machten sich die Helden auf, in der – etwas vagen – Hoffnung, in der in Süd-Nirmathas liegenden Zwergenfestung Auskunft über die magischen Fähigkeiten der Hobgoblins zu erhalten.
Der Marsch war nicht ungefährlich. Offenbar hatten sich diverse Nichtmenschengruppen den Invasoren angeschlossen: Goblins, unabhängige Hobgoblinbanden und andere. Angesichts der nicht gerade überzeugenden Abwehrleistungen der Nirmathier bezweifelte zumindest Yulag, dass man die Invasoren komplett aus dem Land werfen könne. Gris und Anvarion waren da zuversichtlicher.
Allerdings waren die Ironfang-Legion und deren Verbündeten nicht die einzigen Invasoren. In dem Gebiet um die Zwergenfestung waren molthunische Truppen aktiv, die offenbar die Schwäche ihres Erzfeindes Nirmathas ausnutzten, um ihr Territorium auszudehnen. Das bestärkte Yulag in seiner Skepsis bezüglich eines nirmathischen Sieges.
Zugang zu der Zwergenfestung zu erhalten, erwies sich als schwierig. Der Haupteingang wurde belagert, kleinere Zugänge hatten die Zwergen selber blockiert. Versuche der Helden, mit den Zwergen Kontakt aufzunehmen oder einen Weg in die Tiefe zu öffnen, scheiterten an der Vorsicht und umfassenden magischen Absicherung der Zwerge. Erst ein dank Teleportation möglicher „Kurzbesuch“ von Gris und Anvarion in Longshadow eröffnete den Helden eine Möglichkeit: Sie erfuhren von einem unterirdischen Handelspfad, der vor langer Zeit angelegt worden war und zu der Zwergenfestung führte. Allerdings sollte der Pfad inzwischen verlassen, in schlechtem Zustand und nicht ungefährlich sein. Das schreckte die Helden freilich nicht ab. Yulag freute sich sogar regelrecht auf das Abenteuer unter der Erde.
Zwar war ein mehrtägiger Fußmarsch nötig, bevor die Helden nach angespannter Suche einen Zugang zu dem Höhlenpfad fanden, doch dann waren sie auf dem Weg – wenn auch einem gewundenen und etwas unheimlichen. Die Helden marschierten mit äußerster Vorsicht, hielten ihre Waffen bereit und ließen den Weg durch Gris‘ Familiar erkunden.
Dieser war es auch, der den Helden eine auf dem Weg lagernde Zwergengruppe meldete. Ein Erkundungsgang von Gris identifizierte die Zwerge als Duergar – als besonders hinterhältig und gefährlich geltende „Dunkelzwerge“. Es gelang Gris, mehreren von Ihnen ungesehenen ihre Äxte zu entwenden. Deshalb wagten die Duergar keinen Angriff, als die schwer bewaffneten Helden sie passierten. Allerdings waren die Duergar offenbar weder dumm noch bereit, schnell aufzugeben. Sie versuchten sich bei nächstbester Gelegenheit, in gleicher Art zu revanchieren – doch scheiterte der Diebstahlversuch an der Wachsamkeit der Helden.
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