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"Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
nobody@home:
Was "scheinfriedliche" Fantasysettings allgemein angeht, gibt's mMn drei Punkte zu bedenken:
1.) Verglichen mit der realen Geschichtsschreibung und -forschung ist die Hintergrundgeschichte auch der detailverliebtesten fiktiven Welt zwangsläufig nicht mal ein Fliegenschiß. Die einzelnen Kriege und Schlachten, die allesamt im Kanon mit keiner Silbe erwähnt werden, aber eigentlich stattgefunden haben "müßten", muß man sich im Bedarfsfall also schlicht selbst dazudenken.
2.) Auch in der realen Geschichte war nicht in jeder Gegend der Welt in jedem Jahr (oder auch nur in jedem zweiten) gleich wieder Krieg, insbesondere kein "großer", wie wir uns das als moderne Menschen so vorstellen; Dinge wie örtliche Fehden, gelegentliche Raubzüge, und was solcher Dinge mehr sein mögen, bleiben dabei natürlich vorbehalten, aber auch das dürfte nur für Teile der Bevölkerung regelmäßig "Alltag" gewesen sein.
3.) Speziell im Rollenspiel dauern viele Kampagnen in der Praxis, in Spielweltjahren ausgedrückt, gar nicht mal so lange. Da ist es also schon aus reinen Wahrscheinlichkeitsgründen gar nicht mehr so unglaubwürdig, daß eine typische SC-Gruppe während ihrer aktiven Spielzeit höchstens einen "nennenswerten" Krieg erlebt, wenn überhaupt -- so lange, wie es bräuchte, um tatsächlich in mehr als das verwickelt zu werden, sind die Spieler dann einfach nicht dabei.
Lichtschwerttänzer:
https://acoup.blog/2024/07/12/fireside-friday-july-12-2024/?sn=c&c=68625#comment-68625
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Darilon:
Mir sind mal Leute über den Weg gelaufen, die waren der Meinung Aventurien sei zu dicht bevölkert. Deren Argumentation ging so (soweit ich das aus dem Gedächnis rekonstruiert bekomme):
--- Zitat ---Soviele Leute pro qm? Das heißt doch ein kleines Dorf pro qm!
Dann kann ich ja von jedem Kirchturm aus, in jede Richtung schon den nächsten in nur 1 km sehen. und wahrscheinlich die nächsten 5-20 Kirchtürme auch.
Und es ist von jedem Punkt maximal 500m bis zum nächsten Dorf!
Wie sollen denn da noch Monster überlebt haben? Geschweige denn Drachen und verwunschene Magiertürme existieren?
--- Ende Zitat ---
Und da haben wir sie wieder: Die Monster als Ursache. Aber weniger, dass die die Bevölkerung so stark dezimieren, als dass man eine geringe Bevölkerung ansetzt, um genug Platz zu haben, dass genug Monster überlebt haben, dass die Helden an jeder Ecke Eins erschlagen können.
Ich kann jetzt natürlich nicht sagen, ob die Autoren der Zahlen ähnliche Überlegungen angestellt haben, aber ich fände es nicht unplausibel.
bobibob bobsen:
Wenn man den blick in andere Regionen der Welt schweifen läßt haben wir aber durchaus sehr niedriege Bevölkerungszahlen um das Jahr 1000 herum.
Afrika 1/km
Amerika 0,2 pro km
Feuersänger:
Kleiner Einwurf hierzu, muss auf den Rest später eingehen:
--- Zitat von: unicum am 2.08.2024 | 09:53 ---Der Mensch ist des Menschen Wolf.
--- Ende Zitat ---
Das ist leider wahr. Allerdings ist historisch die komplette Ausrottung einer Population nur sehr selten auf der Agenda gestanden. Und was da am nächsten rankommt, war eigentlich alles in der Neuzeit. Als beispielsweise die Angelsachsen Britannien erobert haben, haben sie auch mitnichten die (romano-)britische Bevölkerung ausradiert, sondern ziemlich erfolgreich unterworfen und absorbiert.
Insofern fehlt uns da ein bisschen der Vergleich für "Was machen wir wenn wir mit einer anderen intelligenten Spezies um Territorium konkurrieren".
--- Zitat ---So ein echter Krieg, aus dem Land heraus geführt mit Plünderungen der Felder durch marodiernde Kombatanten - das hält die Bevölkerungszahlen schon unten glaube ich.
--- Ende Zitat ---
Auch wieder: du hast insofern recht, als früherTM Kriege ziemlich häufig waren, und eine 77 Jahre währende weitgehende Friedensperiode (mit Ausnahmen; Nordirland, Yugoslawien..) wirklich erstaunlich ist.
ABER die mittelalterlichen Kriege wurden nicht mit einer derartigen Totalität geführt wie die Kriege jüngerer Vergangenheit. Diese verschieben unsere Wahrnehmung bzw Vorstellung davon, was ein Krieg ist, schon sehr erheblich. Da lag nach dem jeweiligen Krieg eben _nicht_ das ganze Land in Schutt und Asche.
Zumal es im MA ja sowieso Arbeitskräftemangel gab. Wenn sich da irgendwelche Prätendenten um Land stritten, hatten sie meist ü-ber-haupt kein Interesse daran, die Bevölkerung zu dezimieren. Wenn dann wollte man diese möglichst intakt übernehmen.
Jedoch, um es mit Crash Course World History zu sagen: Except for... the Mongols.
So, Mittach, später mehr.
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