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"Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
Maarzan:
Ich denke man darf sich das auch nicht als hocherschlossenes Flächenland vorstellen. Da mag es nicht nur einzelne "Points of light" geben, aber das Land wird nicht in der Fläche erschlossen sein, sondern von "wertvollen" und entsprechend besiedelten und wenn auch noch landwirtschaftlich brauchbar ausgestattet dichter besiedelten Kernlanden und dann wird es außer entlang von ein paar wichtigen Verkehrswegen eben auch recht schnell einsam.
ThinkingOrc:
Stimmt, es geht ja gar nicht so sehr um eine Erklärung der niedrigen Bevölkerungszahlen (ob jetzt innerweltlich oder in Vertretung der Autoren), also den Grund, sondern eher um den Zweck, wenn denn ein solcher existiert.
Wenn ich Feuersänger richtig verstehe geht es im Kern um zwei Fragen:
Ist es fürs mögliche plausible Heldentum nötig, dass es wenig Bevölkerung gibt?
Kann ein SC Held sein / die Gruppe Heldengeschichten erzählen, auch wenn es realistische Bevölkerungszahlen gäbe?
Meine Antworten wären: Nein / Ja.
Denn am Ende sind 99% der Bevölkerung egal. Statisten. Und zwar auch innerweltlich. Klar die Bauern versorgen das Reich mit Lebensmitteln. Aber die einzelnen Bauern sind unwichtig, außer eben der eine, dessen Kind von Goblins entführt wurde.
Und dann kann die Spielergruppe eben doch zu Helden werden.
Oder in nem Twist müssen die SCs halt verhindern, dass der wütende Mob aus 100 Bauern die armen Goblins abschlachtet, die nur eine Spielkameradin für ihren Sohn gesucht haben.
Mal was anderes:
Unsere heutigen Fortbewegungsmittel sind ja auch viel schneller.
Wenn ich zu Fuß durch Brandenburg laufen würde und nicht gerade den Oder Neiße oder andere (Rad-)Wanderwege langgehe, würde ich vermutlich auch in gewissen Landstrichen den ganzen Tag niemandem begegnen können.
Chaos:
--- Zitat von: Feuersänger am 18.07.2024 | 19:03 ---Ob das alles irgendwie noch ein Reflex des Urvaters aller Fantasywelten ist, also Tolkiens Mittelerde? Da haben wir eine Gesamtbevölkerung von - nach bestmöglichen Schätzungen - 5-6 Millionen Einwohnern auf dem gesamten Kontinent, wobei alles nördlich von Rohan bis auf 2, 3 Points of Light quasi komplett entvölkert ist. Dabei liegt auch hier der letzte größere Konflikt vor dem Ringkrieg ca 500 Jahre zurück.
--- Ende Zitat ---
Die Kataklysmen können ruhig lange her sein. Ohne moderne Medizin (oder Magie, die ähnliche Effekte hat) geht Bevölkerungswachstum ziemlich langsam vonstatten; bis sich ein verwüsteter Landstrich erholt und wieder so bevölkert ist wie vorher, kann es mitunter Jahrhunderte dauern (dem Vernehmen nach hat sich der Iran erst im 19. Jahrhundert wirklich von den Verwüstungen durch die Mongolen unter Timur im späten Mittelalter erholt).
Feuersänger:
--- Zitat von: manbehind am 18.07.2024 | 20:40 ---Laut Wikipedia hat Frankreich in 2024 ca. 68.373.433 Einwohner und ca. 105 Einwohner pro km². Runtergebrochen auf 1345 mit ca. 20.200.000 Einwohner bedeutet das eher 31 Einwohner pro km². Offensichtlich kann man bei der Berechnung schon mal schnell um den Faktor 3 danebenliegen ^^
--- Ende Zitat ---
Tatsache, irgendwo muss da ein Fehler passiert sein. Allerdings war das MA Frankreich noch ein gutes Stück - ca 1/3 - kleiner als heute; die korrigierte Bevölkerungsdichte müsste also dann bei etwa 45/km² liegen.
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Stichwort "aventurische Geographie": mein absolutes Highlight und Lieblingsbeispiel ist die Erkenntnis, dass die Wüste Khom, bei einem Durchmesser von soundsoviel, und von soundso hohen Gebirgszügen umgeben, so winzig ist dass man von jedem beliebigen Punkt aus den Rand sehen kann. Man KANN sich darin also nicht verirren. ;D
(Bei der Gorischen Wüste wäre es eigentlich noch krasser, aber da soll es ja immerhin Magiestürme geben oder sowas)
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Hauptthema:
Warum das wichtig ist?
Wie schon im anderen Thema gesagt: wem es nicht wichtig ist --> offensichtlich seid ihr nicht die Zielgruppe dieses Threads. :hi:
Aber ja, es geht u.a. um so Fragen wie "wieviele Kämpfer könnte man unter den und den Umständen mobilisieren". Oder eben bei höherer Auflösung/Durchdringungstiefe erst recht solche Fragen wie "Wieviele Zauberer dürfte es geben" und, noch eine Stufe höher, "wieviele magische Gegenstände können pro Jahr hergestellt werden, was gibt die Wirtschaft her?"
Und eben das bereits im EB angesprochene Dilemma, dass bei so geringen Bevölkerungsdichten die wenigen Bevölkerungszentren quasi zwangsläufig voneinander isoliert sind. Was wiederum dem _dargestellten_ Settingsanspruch widerspricht, wo sich alle möglichen Königreiche um irgendwelche Landstriche kloppen oder ähnliche Konflikte zelebriert werden.
Und eben schlicht um Plausibilität. Historisch waren Menschen ziemlich effektiv darin, Siedlungsräume in relativ kurzer Zeit bis zum Anschlag aufzufüllen, je nachdem was in der Epoche eben machbar war (Erträge usw). Selbst so eine wirklich furchtbare Seuche wie die Große Pest hat zwar einen tiefen, aber nur einen relativ kurzen Einschnitt verursacht, der nach ca 100 Jahren schon wieder ausgeglichen war.
Wenn also ein Gebiet in einer Fantasywelt sich über Jahrhunderte weitgehend ungestört entwickeln konnte, hätte ich schon gerne triftige Gründe dafür, wenn die Bevölkerung nur bei ca 1/10 von vergleichbaren irdischen Epochen rumdümpelt.
Es ist ja auch völlig fein, wenn es ebensolche Gründe _gibt_. Wenn sich die Welt zum Beispiel gerade erst von einem nicht allzu lang zurückliegenden Kataklysmus erholt. Aber was das für eine unglaubliche Apokalypse gewesen sein muss, die zum Beispiel 9 von 10 Einwohnern ausgelöscht haben muss (wenn selbst die Pest "nur" ca 1/3 gekostet hat), das fänd ich dann halt schon interessant.
Ich versuche zB gerade, für mein (schon lange köchelndes) Homebrew-Setting eine passende Bevölkerungszahl herauszufinden. Da habe ich zwei Kontinente: der eine war früher zivilisiert und fiel dann einem Weltenbrand zum Opfer, der fast die komplette Bevölkerung ausgelöscht hat -- nur einige ganz wenige magisch geschützte Zentren haben dort überdauert, und einem Teil der Bevölkerung gelang die Flucht auf den anderen Kontinent (der aber auch nicht ganz unbesiedelt war).
Dies ist (nach meiner momentanen Planung) etwa 500 Jahre her. --> wie viele Nachfahren der Emigranten bevölkern jetzt plausiblerweise die Neue Welt?
Alexandro:
--- Zitat von: Feuersänger am 18.07.2024 | 21:49 ---Stichwort "aventurische Geographie": mein absolutes Highlight und Lieblingsbeispiel ist die Erkenntnis, dass die Wüste Khom, bei einem Durchmesser von soundsoviel, und von soundso hohen Gebirgszügen umgeben, so winzig ist dass man von jedem beliebigen Punkt aus den Rand sehen kann. Man KANN sich darin also nicht verirren. ;D
--- Ende Zitat ---
Das sind keine punktuellen Landmarken.
Geschichtlich gesehen sind Gebirgszüge beschissen, wenn es darum ging sie als Orientierungsmarken zu verwenden, weil man Entfernungen und Relationen schlecht einschätzen kann (bestes Beispiel ist die Strecke Jalandhar-Dharamsala... eigentlich ist das (wenn man naiv die Karte studiert) nur "Geh halt geradeaus in Richtung des Gebirges", aber in der Praxis gab es etliche Abweichungen um fast 100 km in beide Richtungen, eben weil der Himalaya so ausgedehnt ist).
Selbst wenn man also (bei klarer Sicht, welche keineswegs immer gegeben ist) ringsum Berge sieht, ist es schwer einzuschätzen, welche davon die nächsten sind, geschweige denn in welcher Richtung man sich bewegen muss, um einen bestimmten Punkt aus der Wüste rauszukommen.
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