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"Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten
Feuersänger:
Ich glaube ich bin dann wohl nicht der einzige, der nicht versteht worauf du überhaupt hinaus willst.
Millionenstädte gab es im MA/FNZ Europa überhaupt nicht, also entfallen diese derartigen Konzentrationen, die weite leere Flächen rechnerisch ausgleichen könnten. Die mit Abstand größte Stadt um 1500 war Paris mit sagenhaften 200.000 Ew, dann noch ganze 3 Städte mit 100.000 Ew (Neapel, Venedig, Mailand), und ansonsten in ganz Europa noch ganze 15 Städte mit 50-70k Ew, und fast alle davon wiederum in Frankreich und Italien. Das ist schon echt überschaubar. (Quelle: Statista)
Was ja auch logisch ist in Abwesenheit einer imperialen Maschinerie einerseits, die von weitem Umkreis (zB Ägypten) die benötigten Lebensmittel rankarrt um eine Millionenstadt zu versorgen, und modernen Anbaumethoden andererseits.
Ist aber freilich auch nochmal ein guter Aufhänger, um die Stadtgrößen in Fantasysettings nochmal kritisch zu betrachten. Als Negativbeispiel fällt mir zum Beispiel diese Orakelstadt Ioria in Lorakis (Splittermond) ein. Eine Millionenstadt auf einer Insel in einem Binnenmeer eines ohnehin quasi entvölkerten Kontinents. Da gibt es nichtmal in den umliegenden Ländern genug Landbevölkerung, um die notwendigen Überschüsse zu erzeugen, um so eine Stadt durchzufüttern (zumal es ja auch noch andere Städte gibt).
Das Thema hatte ich schonmal im SpliMo-Board zur Sprache gebracht, aber außer "A Wizard Did It" kam da nichts - die Plausibilität war den Autoren schlicht egal.
(Zur Erinnerung, in SpliMo gibt es zwar wirklich sehr weit verbreitete Alltagsmagie, aber "Nahrung Erschaffen" ist als Zauber nicht überliefert, außer vielleicht dass man eine einzelne Pflanze wachsen lassen kann.)
Auch in D&D-Settings würden Millionenstädte allgemein keinen Sinn machen. Hier gibt es zwar im Prinzip die Möglichkeit, magisch Nahrung zu erschaffen, aber die entsprechenden Zauber stehen nur einem winzigen Bruchteil der Bevölkerung zur Verfügung. Imperien à la Rom, die es sich leisten könnten aus einem riesigen Reich Nahrung ranzukarren, kommen in den gängigen Settings eher selten vor.
Hier wurde leider in jüngerer Zeit auch einiges verschlimmbessert; Waterdeep etwa wird klassischerweise mit durchaus plausiblen 130.000 Ew angegeben, und jetzt neulich lese ich da was von 2 Millionen, wtf wtf??
Raven Nash:
--- Zitat von: Feuersänger am 25.09.2024 | 15:22 ---Waterdeep etwa wird klassischerweise mit durchaus plausiblen 130.000 Ew angegeben, und jetzt neulich lese ich da was von 2 Millionen, wtf wtf??
--- Ende Zitat ---
Stimmt nicht ganz. Waterdeep wurde schon in der 2e-Box mit 1 Mio beschrieben (daran erinnere ich mich nur deshalb, weil die Review damals in der Zauberzeit sich genau darüber mokiert hatte).
Feuersänger:
Ich hab das so in Erinnerung, dass die Stadt selber 130k hat, und halt mit dem unter ihrer Herrschaft stehenden Umland auf 1M kommt. Geht vermutlich zahlenmäßig auch nicht richtig auf, aber da kann man leichter drüber hinweg handwedeln.
unicum:
--- Zitat von: Philipp.Baas am 25.09.2024 | 14:45 ---Worum es mir ging: Hier wird schön theoretisiert mit irgendwelchen Zahlen und gesagt, dass die Zahlen für "entvölkert" viel zu hoch sind. Ich sage, dass das nicht stimmt. Ein weltweit von der Fläche her kleines Land und von der Bevölkerungsdichte durchschnittliches wie Italien (und ich meine übrigens heute, nicht 1950!), ermöglicht es, einem ein Gefühl von entvölkert sehr gut zu vermitteln. Der Schlüssel ist nämlich die Frage nach der Landflucht und der Verteilung der Menschen. Jede Millionenstadt entkräftet den Wert solcher Zahlen für diese Frage.
--- Ende Zitat ---
Ich überspitze mal: die Bevölkerungdsichte in der Milchstrasse ist: 0,... der kleine blaue Planet namens Erde ist ein statistischer ausreiser der innerhalb der nächsten paar Millionen Jahre sich wieder zu 0 nivelieren wird.
Um es auf den Punkt zu bringen: eine Zahl wie Bevölkerungsdichte ist immer an Regionen und Zeiten gebunden. Mit den Methoden des Mittelalters oder der Antike ist es zwar möglich so eine große Stadt zu ernähren aber extrem schwierig. Alternativ: Nenne mir doch bitte 3 Städte in Italien die mehr als 1 Mio Einwohner haben. Das wird dir für heute noch gelingen (wenn du tricks wie "metropolregion" benuzt aber etwa um 1000 AD? 1200 AD? oder das ende der renaisance?
Landflucht gab es schon immer irgendwie seitdem man angefangen hat die Urbanisierung voranzutreiben, mal mehr und mal weniger.
Das Saatgut ist im Laufe der Jahre immer besser geworden (auch durch Gentechnik: denn natürliche Mutation und Selektion ist auch nichts anderes als das nur eben nicht so eklatant auf den Kopf geknallt), die Erträge pro m² sind im laufe der leztzen hundert Jahre exorbitant gestiegen, Mineraldünger mit dem Haber Bosch verfahren herszustellen hat nochmal einen Schub geleistet. Agrarmaschienen stellen immer mehr Leute frei die andernorts arbeiten können. Haben in der Steinzeit 10 Leute Nahrungsmittel Produzieren müssen um einen Durchzufüttern der dann "Schamane" sein durfte, so ernährt heute ein Landwirt in Europa 190 andere Menschen. Der große Kipppunkt war da tatsächlich die Erfindung des Traktors und das oben genannte Haber Bosch verfarhen zur Herstellung von Kunstdünger. Alles jezt nichts was ich mit "fanatsywelten" in verbindung bringen würde.
Chaos:
--- Zitat von: unicum am 25.09.2024 | 16:59 ---Der große Kipppunkt war da tatsächlich die Erfindung des Traktors und das oben genannte Haber Bosch verfarhen zur Herstellung von Kunstdünger. Alles jezt nichts was ich mit "fanatsywelten" in verbindung bringen würde.
--- Ende Zitat ---
Kunstdünger gibt´s in der Fantasywelt zwar nicht, aber der Segen einer Landwirtschafts- oder Fruchtbarkeitsgottheit könnte ähnliche Effekte haben.
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